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E ieladueg zum //9.Ntiftuegsfest mom 4.bis 8.J btober0...

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B I E R K R I EG<br />

Der Hinweis auf den ‚Bamberger Bierkrieg’ anläßlich<br />

der jüngsten Bierpreisanhebungen in unserer<br />

Stadt im letzten Mitteilungsblatt (MiBla Nr.129,<br />

S.20) hatte ein interessiert nachfragendes Echo zur<br />

Folge, vor allem seitens unserer jungen Bundesbrüder.<br />

Werfen wir darum einen näheren Blick auf<br />

den wohl kürzesten „Krieg“ in Bambergs Geschichte<br />

– er dauerte nur eine Woche.<br />

Im September 1907 hatten die Mitglieder des Brauereivereins<br />

- in ihm waren die Brauereien des<br />

Bamberger Landes zusammengeschlossen - unter<br />

Vorsitz von Ludwig Rübsam, Besitzer der Brauerei<br />

‚Bären’ (Jakobsberg 20) gemeinsam beschlossen –<br />

das Bundeskartellamt wäre da heute selbstredend<br />

sofort eingeschritten - , den 110 Jahre lang geltenden<br />

Bierpreis von 11 Pfennigen für den halben Liter<br />

auf 13 Pfennige zu erhöhen und diesen Beschluß<br />

am Tag seines Inkrafttretens am 1. Oktober 1907<br />

im ‚Bamberger Tagblatt’ öffentlich gemacht.<br />

Die Biertrinker schäumten vor Wut, stand hier doch<br />

der Fortbestand des sog. „§ 11“ auf dem Spiel.<br />

Dieser dokumentierte, anders als der gleichlautende<br />

bei Abituria, einen Regierungserlaß aus dem<br />

Jahre 1797, worin die fürstbischöflich-bambergische<br />

Staatsmacht den Bierpreis von 12 auf 11 Pfennige<br />

herabgesetzt hatte, damit<br />

„das Bier gegeben werde, wie es im Keller liege“.<br />

Dagegen also machten die ansässigen Brauereien<br />

nun gemeinsame Sache, des schnöden Mammons<br />

wegen diese Tradition zu brechen!<br />

Die Zeichen standen auf Sturm und der brach noch<br />

am gleichen Tag los: getreu dem in späteren<br />

Jahren „Wir sind das Volk!“ formuliertem Selbstbewußtsein<br />

der Bürger riefen unter Führung des in<br />

der Au (heute Austraße) wohnenden Karl Panzer,<br />

Buchhalter in der Bamberger Kaliko, empörte Verbraucher<br />

zu einem Boykott des Gerstensaftes auf.<br />

In Windeseile hatte sich diese Kunde in der Stadt<br />

verbreitet und die Biertrinker aller Stände schlossen<br />

sich ihm reihum und voller Überzeugung an.<br />

Leidtragende des seitens der Bevölkerung rasch<br />

und einmütig befolgten Aufrufs waren in erster Linie<br />

natürlich die Wirte, die da plötzlich zwischen zwei<br />

‚Kriegsfronten’ und vor leeren Gaststuben standen:<br />

auf der einen Seite nach höheren Einnahmen<br />

lechzende Bierbrauer, auf der andren durstige, aber<br />

<strong>zum</strong> Erhalt des „§ 11“ und damit des traditionellen<br />

Bierpreises zu allem, selbst zu längerem Bierverzicht<br />

entschlossene Biertrinker. Und das in der<br />

Bierstadt Bamberg mit 41(!) Brauereien und mehr<br />

als 150 Schankwirtschaften und Gasthöfen in ihren<br />

Mauern!<br />

Zwei Gasthofbesitzer erkannten die mit einem Ruin<br />

drohende Situation und die Zeichen der Zeit richtig<br />

und handelten entsprechend: Anton Mohr, Besitzer<br />

des seinerzeit renommierten Gasthofes „Zum<br />

Mondschein im Sand“ und Georg Weierich, Eigner<br />

und Wirt des damals noch „Gasthof am Schrannenplatz“<br />

genannten Hauses, uns freilich besser als<br />

‚Weierich’ bekannt (weil hier 63 Jahre lang - bis<br />

1998 – der Alt-Herren-Stammtisch zusammenkam,<br />

manche Kneipe und alle Bundesconvente im<br />

Nebenzimmer abgehalten wurden; Radantias<br />

Wappen schmückt noch heute das große<br />

Glasfenster in der Lugbank).<br />

Weierich und Mohr also schlugen sich auf die Seite<br />

der Biertrinker und schenkten, da sie brauereiunabhängig<br />

waren, den „Stoff“ weiterhin <strong>zum</strong> alten<br />

Preis von 11 Pfennigen aus. Wie aber war das ohne<br />

Verlust möglich? Nun, die grollenden Bamberger<br />

Brauereien belieferten diese beiden Wirtschaften<br />

nicht mehr und so beschloß man unter Führung des<br />

inzwischen „Feldmarschall“ titulierten Karl Panzer,<br />

das Bier von der Kronen-Brauerei in Forchheim<br />

herankarren zu lassen. Der Forchheimer Bräu<br />

Weinig wollte nämlich als einer der wenigen den<br />

alten Bierpreis ebenfalls beibehalten. Von da an<br />

entwickelte sich eine regelrechte „Bierbrücke“<br />

zwischen den beiden Städten. Der Kronen-Bräu<br />

stieß dabei fast an seine (Kapazitäts)Grenzen, denn<br />

der Zuspruch seitens der Bamberger Biertrinker war<br />

riesig. Und wohl so mancher Bürger, der ansonsten<br />

nicht unbedingt zu den ausgesprochenen Bierkonsumenten<br />

zählte, unterstützte die Biertrinkergilde<br />

in diesen entscheidenden Tagen ohne wenn<br />

und aber.<br />

Unschwer also nachzuvollziehen, daß sich beim<br />

‚Weierich’ und im ‚Mondschein’ die Gäste drängten,<br />

während anderswo trostlose Leere wie im Glas<br />

eines auf den Bierfuchsen wartenden Philisters<br />

herrschte. Der Bierabsatz sank bei jenen auf Null –<br />

und damit auch bei den Brauereien. Schließlich<br />

bekamen die „Bierkrieger“ auch noch die Unterstützung<br />

der Heimatpresse. Das ‚Bamberger<br />

Tagblatt’ kommentierte in seiner ‚Wochenschau’ am<br />

5. Oktober 1907 (und dabei nicht etwa ans fränkische,<br />

nein, ans bayrisch-patriotische Selbstgefühl<br />

appellierend):<br />

„In Bamberg hat die Bierpreiserhöhung Verstimmung<br />

gebracht. Das ist erklärlich, denn in keinem Lebensmittelpreispunkte<br />

ist der Bayer – und wir Bamberger sind<br />

doch sicherlich sehr gute Bayern – empfindlicher als im<br />

Bierpreis.“<br />

Unter dem öffentlichen Druck und dem des<br />

Absatzverlustes mußten die Brauereien schließlich<br />

klein beigeben. Sie zogen am 7. Oktober 1907 die<br />

Preiserhöhung zurück, der „§ 11“ bekam wieder<br />

sein Recht und die Bamberger ihr heimisches Bier<br />

<strong>zum</strong> alten Preis. Und während sich an den<br />

Spundlöchern in den Wirthäusern und in den Maß-<br />

und Seidleskrügen an den Stammtischen die aufgeschäumten<br />

Bierwogen wieder glätteten, konnte<br />

einer seinen Krug kaum mehr leer trinken und<br />

mußte gehen: Ludwig Rübsam, den eigene Brauereivereinsmitglieder<br />

als den eigentlich schuldigen<br />

Preistreiber angeprangert hatten.<br />

Die Galionsfiguren des erfolgreichen Widerstreits,<br />

Weierich, Mohr und Panzer gaben dann die im<br />

letzten Mitteilungsblatt bereits abgebildete Postkarte<br />

heraus,<br />

„Zur Erinnerung an den Bierkrieg 1907<br />

allen tapferen Biertrinkern gewidmet von obigen Bierkriegs-Veteranen.<br />

Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!“<br />

Reiser

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