Tradition – Faszination – Vielfalt - Kölner Karneval
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Was Ex-Rosenmontagszugleiter<br />
Alexander von Chiari am Rosenmontag<br />
2006 wohl macht? Die Antwort:<br />
„Meinem Nachfolger die Daumen<br />
drücken, dass er an einem sonnigen<br />
Tag mit einem wunderschönen<br />
Zoch ohne Zwischenfälle die<br />
Menschen erfreut und glücklich<br />
macht.“<br />
Er selbst hatte das Glück bei seinem<br />
Amtsantritt nicht <strong>–</strong> seine Regentschaft<br />
über die Jecken des Rosenmontagszuges<br />
wäre bei seinem<br />
Start beinahe vom Winde verweht<br />
worden: Denn das Jahr seines Amtsantritts,<br />
1990, ging in die Fastelovendsannalen<br />
als Jahr des „Sturmzugs“<br />
ein <strong>–</strong> und ein Jahr darauf wurde<br />
der Zoch wegen des Golfkriegs<br />
abgesagt. „Da hatte ich für mich<br />
persönlich beschlossen: Wenn der<br />
Rosenmontag 1992 auch noch ins<br />
Wasser fallen sollte, dann trete ich<br />
zurück <strong>–</strong> denn dann hätte ich Köln<br />
kein Glück gebracht“, erinnert sich<br />
von Chiari. Doch es kam anders:<br />
1992 wurde ein herrlicher Sonnenzug<br />
mit zwei Dreigestirnen (!) <strong>–</strong> und<br />
viele weitere Jahre mit Alexander<br />
von Chiari an der Spitze sollten folgen.<br />
Et kütt halt, wie et kütt...<br />
16 Jahre hat der 59-Jährige als Zugleiter<br />
hinter sich <strong>–</strong> er hat Köln spannende,<br />
lustige, interessante, satirische<br />
und manchmal nachdenkliche<br />
Sessionsmottos und Rosenmon-<br />
FESTKOMITEE DES KÖLNER KARNEVALS<br />
›Dem Nachfolger die Daumen drücken...‹<br />
Ex-Rosenmontagszugleiter Alexander von Chiari genießt die neu gewonnene freie Zeit<br />
tagszüge geschenkt. „Ein Zoch hält<br />
das ganze Jahr auf Trab <strong>–</strong> immerhin<br />
muss man die Jecken op d´r Stroß<br />
und an den Bildschirmen bei Laune<br />
halten“, weiß er. Das geht nicht<br />
ohne ein aufeinander abgestimmtes<br />
Team <strong>–</strong> „das tolle Verhältnis der<br />
Zugleitung untereinander sowie zu<br />
den Karikaturisten und Wagenbauern<br />
und darüber hinaus die gute Zusammenarbeit<br />
mit Gesellschaften<br />
und Vorständen werden mir fehlen“,<br />
gibt er zu. Fehlen wird ihm laut eigener<br />
Aussage auch die Vorstellung<br />
des Rosenmontagszuges beim Großen<br />
Senat kurz vor Weihnachten:<br />
„Das geschieht bei einem festlichen<br />
Abend im Hansasaal des Rathauses<br />
<strong>–</strong> mit gedecktem Ratssilber. Ich<br />
habe mich immer gefreut, vor den<br />
Mitgliedern, die ja das finanzielle<br />
und intellektuelle Rückgrat des <strong>Kölner</strong><br />
<strong>Karneval</strong>s darstellen, den Zug<br />
vorstellen zu können.“<br />
Von Chiaris karnevalistische Heimat<br />
ist die Prinzen-Garde. Dort ist er seit<br />
24 Jahren Mitglied. Knappe 20 Jahre<br />
war er zudem im Vorstand des<br />
Festkomitees aktiv. „Ich bin immer<br />
ein großer Verfechter des Ehrenamts<br />
gewesen. Ohne ehrenamtliche<br />
Helfer geht kaum etwas“, erklärt er.<br />
So hat er gerne die Arbeit seines<br />
Vorgängers Franz Wolf zunächst als<br />
Assistent unterstützt <strong>–</strong> und als dieser<br />
wegen Krankheit von seinem<br />
NARRENSPIEGEL _ 14<br />
Amt zurücktreten musste, sprang<br />
er für ihn in die Bresche. Souverän<br />
hat er seine Aufgaben gemeistert<br />
und die Arbeit der Zugleitung in den<br />
16 Jahren seiner Amtszeit mehr und<br />
mehr professionalisiert. Vier Dinge<br />
waren für ihn im Zoch immer tabu:<br />
„Krieg, Diffamierung von Minderheiten,<br />
Verballhornung von Glaubensrichtungen<br />
und unser Bundespräsident<br />
<strong>–</strong> da hat es bei mir keine Kompromisse<br />
gegeben.“<br />
Alexander von Chiari im Ruhestand?<br />
Das mag sich mancher <strong>Karneval</strong>ist<br />
kaum vorstellen. Doch genießt<br />
er jetzt die neu gewonnene freie<br />
Zeit: „Ich verhaue Bällchen“, meint<br />
er beispielsweise, weil er sein Golfspiel<br />
nicht für das Allerbeste hält.<br />
Der Druck, ständig an Themen für<br />
neue Festwagen für den Zoch zu<br />
denken, ist weg: „Im September habe<br />
ich die Bundestagswahl im Fernsehen<br />
angeschaut <strong>–</strong> und ich habe<br />
es genossen, mal nicht an den Zug<br />
denken zu müssen.“ Froh ist er,<br />
dass ihm mehr Zeit für den Beruf<br />
verbleibt <strong>–</strong> gerade jetzt, wo der<br />
pharmapolitische Bereich in stetiger<br />
Bewegung ist: Alexander von<br />
Chiari ist beim pharmazeutischen<br />
Großhandel Noweda für das Haus<br />
Köln-Frechen und das Ressort Marketing<br />
verantwortlich. Er hört gerne<br />
klassische Musik und verbringt<br />
seine Freizeit am liebsten mit seiner<br />
Frau Angelika und seiner 26jährigen<br />
Tochter Leonie.<br />
Wünsche für den <strong>Karneval</strong>? Oh ja,<br />
die hat Alexander von Chiari, und<br />
er weiß sie zu formulieren: „Dass<br />
der Nachwuchs mehr unterstützt<br />
wird, damit wir auch in zehn Jahren<br />
noch ein buntes und fröhliches<br />
Programm bieten können.“ Eines<br />
ist sicher: Daran wird der ehemalige<br />
Rosenmontagszugleiter aktiv<br />
„mitbasteln“ <strong>–</strong> in welcher Funktion<br />
auch immer.<br />
Frank Tewes<br />
16 Jahre lang stand Alexander<br />
von Chiari an der Spitze<br />
des Rosenmontagszuges.