Tradition – Faszination – Vielfalt - Kölner Karneval
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AUS DEN GESELLSCHAFTEN<br />
›100 Jahre Prinzen-Garde Köln‹<br />
Eine Geschichte mit Rang und Namen<br />
„Dat Wieß un Rut et eß en Staat,<br />
Wie sin die Kääls doch su apaat,<br />
Dröm röf mer frei un fruh:<br />
„De Prinzengarde huh!“<br />
Seit nunmehr 100 Jahren sind diese<br />
„apaaten Kääls“ fester Bestandteil<br />
des jährlichen <strong>Karneval</strong>streibens,<br />
bei dem in Köln die Welt auf<br />
dem Kopf steht. Mit Gewehren und<br />
Säbeln „bewaffnet“ marschieren,<br />
fahren oder reiten die Prinzengardisten<br />
Rosenmontag durch die<br />
Straßen. In den Krieg ziehen sie<br />
aber nicht. Sie beschützen vielmehr<br />
Prinz <strong>Karneval</strong>, oder besser:<br />
begleiten ihn und verhelfen dem<br />
Prinzen auch heute noch zu Ruhm<br />
und Ehre <strong>–</strong> allerdings auf humoristische<br />
Art und Weise.<br />
Wer sind aber diese „apaaten<br />
Kääls“, die seit einem Jahrhundert<br />
´mal elegant, ´mal humoristisch<br />
das Bild des Rosenmontagszuges<br />
mitprägen? Dieses und vieles andere<br />
mehr zur Geschichte der Prinzen-Garde<br />
sind jetzt in zwei Büchern<br />
zum 100-jährigen Jubiläum<br />
nachzulesen.<br />
Als Begleiter des Prinzen stehen<br />
die Prinzengardisten in einer <strong>Tradition</strong>,<br />
die weit vor 1906, ihrem<br />
Gründungsjahr, und auch weit vor<br />
1823, dem Beginn des organisierten<br />
<strong>Karneval</strong>s in Köln, zurückreicht.<br />
Denn die Corps du Garde, also<br />
Leibgarden der Landesherren und<br />
hoher Adliger, welche als die (nicht<br />
karnevalistischen) Ursprünge der<br />
Prinzen-Garde bezeichnet werden<br />
können, lassen sich so lange zurückverfolgen,<br />
wie es Fürsten gibt.<br />
Ähnlich weit können wir auf die<br />
karnevalistischen Vorläufer der Prinzen-Garde<br />
zurückblicken. Schon<br />
seit dem 13. Jahrhundert gehörte<br />
die Errichtung von Narrenreichen,<br />
die wie Staatswesen mit einem Narrenkönig<br />
und seiner Leibgarde organisiert<br />
waren, zu den Fastnachtsund<br />
<strong>Karneval</strong>sbräuchen.<br />
Seit 1823 gehört die Garde des<br />
Helden <strong>Karneval</strong> beständig zu den<br />
am Rosenmontagszug teilnehmenden<br />
Gruppen, mal als Fußgruppe,<br />
mal zu Pferde. Sowohl die Bezeichnungen<br />
<strong>–</strong> meist wird die Begleitgruppe<br />
als „Ehrengarde“ ge-<br />
Auf einer Lithografie von 1907 begleiten fröhliche Prinzengardisten den Prinzen<br />
<strong>Karneval</strong> auf seiner Rosenmontagsfahrt durch Kölle.<br />
NARRENSPIEGEL _ 20<br />
nannt <strong>–</strong> als auch die darstellenden<br />
Personen oder Gruppen änderten<br />
sich dabei von Jahr zu Jahr.<br />
Allein die Funken entdecken wir<br />
immer wieder als „Leibgardisten“.<br />
1887 begegnet uns erstmals der<br />
Name „Prinzengarde“. Aus dieser<br />
<strong>Tradition</strong> heraus soll nach mündlicher<br />
Überlieferung 1906 aus den<br />
Roten Funken die Prinzen-Garde<br />
erwachsen sein. Anhand der Mitgliederverzeichnisse<br />
der Roten<br />
Funken lässt sich zeigen, dass<br />
die Gründer der Prinzen-Garde <strong>–</strong><br />
Carl Bormkessel, der erste Präsident,<br />
Fritz Tholfus sen., Gottfried<br />
Breuer und Gustav Rommerskirchen<br />
<strong>–</strong> allesamt zunächst<br />
Mitglieder der Roten Funken waren.<br />
Gemeinsam lenkten sie über<br />
einige Jahre im Vorstand die Geschicke<br />
des Vereins der Roten<br />
Funken und verließen dann nach<br />
und nach um 1900 den Verein.<br />
Schon in dieser Zeit scheinen sie<br />
einen gemeinsamen Traum gehabt<br />
zu haben <strong>–</strong> den einer Leibgarde<br />
des Prinzen <strong>Karneval</strong>. Dieser<br />
Traum sollte jedoch erst mit<br />
der Gründung der Prinzen-Garde<br />
in Erfüllung gehen.<br />
Am 16. Dezember 1905 lud Carl<br />
Bormkessel alle Interessierten zur<br />
Gründungssitzung in den gelben<br />
Saal der Bürgergesellschaft ein.<br />
24 Herren folgten dem Aufruf und<br />
trugen sich ins Aktiven-Register<br />
ein. Die Anwesenden werden über<br />
die Leitfragen abgestimmt und<br />
auch bereits Bormkessel zum Präsidenten,<br />
Erasmus Pott als Kommandanten,<br />
Gustav Rommerskirchen<br />
als Schatzmeister, Gottfried<br />
Breuer als Schriftführer und Sitzungsleiter<br />
sowie Leo Renner als<br />
Literaten in den Vorstand gewählt<br />
haben.<br />
Auch die für die Garden obligatorische<br />
Regimentstochter, dargestellt<br />
von Richard Thiede, wird<br />
vermutlich schon auf dieser Sitzung<br />
„gekürt“ worden sein <strong>–</strong> von<br />
einem Tanzoffizier erfahren wir in<br />
diesem Zusammenhang allerdings<br />
noch nichts. Von vorneherein gab