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$\ NEUERE ARBEITEN VON PAUL SCHMITTHENNER, STUTTGART$

424 Zentralblatt der Bauver-waltung. ItO. August 1919. einen Graben gezogen, bei dem die Zugänge für die gleichzeitig am ganzen Graben beschäftigten Arbeiter auf der einen Seite in Form von schräg nach unten führenden Wegen stehen blieben (Abb. 3 u. 4). An anderen Stellen, wie bei der Ausgrabung des Tempel „Esagila" (16), der unter dem 25 m hohen Hügel „Amran ibn Ali" liegt, mußten Schachte von der Höhe hinabgesenkt werden. Von diesen Schachten aus wurden dann Tunnel an den Wänden entlang vorgetrieben, die den Grundriß des Gebäudes ermitteln ließen. Von der Burg aus nach Süden führt die Wallfahrtstraße zunächst in das Wohngebiet (27) der Stadt. Straßen und Gassen kreuzen sich ungefähr rechtwinklig. Hber die ilachen Dächer der meist niedrigen Häuser ragten hier und da die weiß geputzten Mauern und hohen Türme der Tempel wie der der Ischtar von Agade (15), weiter südlich der Tempel des Ninib (19) und andere (18). Die Räume der Häuser gruppieren sich, wie beim Palaste, jedesmal um einen kleinen Hof, der selten ohne etwas Grün, einen Busch oder eine Palme geblieben sein wird. Da man im Laufe der Zeit verfallene Häuser nur einebnete und auf ihrem Schutt die neuen zu bauen pflegte, so erhöhte sich allmählich das gesamte Gelände. Die Ausgrabung trifft daher in der Tiefe immer auf die Grundrisse der vorhergegangenen Anlagen. So konnten wir in dieser Gegend 8 bis 10 m unterhalb der Häuser aus der Zeit des Nebukadnezar die ganz alten Straßenzüge aus der Zeit des Königs Ilamurabi (2500 v. Ch.) wieder aufdecken, die in denselben Richtungen verliefen. Das Grundwasser verhinderte ein weiteres Vordringen. Aber gelegentliche Funde von Steinwerkzeugen, die durch die Anlage der zahlreichen Brunnen in den Häusern aus größerer Tiefe in die oberen Schichten immer wieder emporgefördert waren, beweisen, Abb. '
Nr. 71. Zentralblatt der Bauverwaltung. 425 Abb. 6. Ergänzte Änsicbt vom babylonischen Turm mit seinem Peribolos. Vorn der Maidak-Tempcl .Esagila",,links die Bupliratbrücke mit der Kaimauer Nabonids, darüber die Burg mit dem Kastell und ;dem Tempel der Xinmach „Ernach", rechts In den Hausern der Tempel der Iachtar -von Ägade und oben der l'alast vom Hügel „B •daß die Stadt schon in friihester, vorgeschichtlicher Zeit bestanden hat. Auch sonst ergab die Wohnstadt, heute ;, Merkes" (d. h. Stadtmittelpunkt) genannt, gute Ausbeute an Kleinfunden, beschriebene Tontafeln, Tongefäße, allerlei Schmuck, Slepslaylinder und ähnliches. Sehr zahlreich sind die Gräber, die in die Ruinen jeweilig verfallen liegender Häuser eingebettet wurden. Es sind in alter Zeit meist \* f- r } 1 J Abb. 7, Der babylonische Turm Etemenanki, ergänzt ,1 kurze, höbe Tonsärge oder auch zwei größere Töpfe, die mit ihren Mündungen aneinander gestellt wurden, die die eng zusammengedrückten, in „Hockerstellung" beerdigten Leichen enthielten. Zwischen diesem Stadtteil und dem Buphrat liegt der religiöse Mittelpunkt von Babylon: das große Gebiet des Marduktempels „Eaagila" (16) und des babylonischen Turmes „Etemenanki* (21) in seinem weiten Peribolos (20). Zwischen Esagila und dem Turmgebiet verläuft die hier nach Westen umgebogeneWallfahrtstraße (6) und mündet am Euphrat auf die berühmte Brücke (22), die auf steinernen Pfeilern über den Fluß führte. Es ist die erste Brücke, die die Menschen aus Stein zu bauen gewagt haben. Die Pfeiler sind 9 m dick und ihre Entfernung voneinander beträgt ebenfalls 9 m, so daß sich ein starker Stau des Stromes ergeben haben muß. Am Ufer entlang zieht sich die von Nabonid (555 bis 538 v. Ch.) erbaute Kaimauer (29) mit zahllosen Türmen und vielen Pforten, die von der Stadt zum Fluß hinabführten. Durch diese Pforten soll Cyrus bei seiner Eroberung von Babylon (538 v. Ch.), nachdem er vorher den Fluß durch Abgraben trockengelegt hatte, eingedrungen sein. Das Gebiet des Turmes enthält innerhalb seiner wiederum mit ungefähr 1000 Schmucktürmen ausgestatteten Ringmauer einen großen Hof mit dem Turm, dann einen kleineren nördlich und einen schmalen westlich davon. Letzterer, an seinen Wänden mit ! lauter kleinen Zimmern versehen, diente * $1 den Pilgern, die hier zu den großen Festen zusammenströmten, iUs Unterkunft; ähnlich wohl der nördliche, in dem aber auch kleinere Häuser für untere Beamte lagen. An den Rändern des großen Hofes liegen Östlich Gebäude zur Aufbewahrung der Tempel- und Wallfahrtgerätschaften und südlich die Wohnungen der höheren Friesterscbaft und der Verwaltung dieser dem römischen Vatikan entsprechenden Kiesenanlage. Mehrere Tore geben von verschiedenen Seiten Zutritt. Sie liegen in Einbuchtungen der Umfassungsmauer. In diesen stellten sieb wohl die Einzelgruppen bei der Bildung der großen FestzUge zusammen. Die größte dieser Toranlagen liegt im Osten und führte unmittelbar auf den Turm zu. Von ihm sah man Vor der Ausgrabung wenig. Nur der aus ungebrannten Ziegeln bestehende Kern einer älteren Anlage hob sich von der Kbene ab, und man erkannte die darum laufende Vertiefung, wo die 15 m dicke, aus gebrannten Ziegeln und Asphalt gebaute Außenschale des Turmes, dessen Vollendung Nebukadnezar ausführte, einst
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