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Der Besuchsdienst - Haus kirchlicher Dienste

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<strong>Der</strong><br />

<strong>Besuchsdienst</strong><br />

2008<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Gl a u b e n s-sa c h e n<br />

Die r e l i G i ö s e Di m e n s i o n b e i be s u c h e n


<strong>Der</strong> <strong>Besuchsdienst</strong> 2008<br />

Glaubens-Sachen<br />

Die religiöse Dimension bei Besuchen<br />

Herausgeber: <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong> der<br />

Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers<br />

Verantwortlich: <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

<strong>Haus</strong>anschrift: Archivstraße 3, 30169 Hannover<br />

Postanschrift: Postfach 2 65, 30002 Hannover<br />

Fon: 0511 1241-544 Fax: 0511 1241-499<br />

E-Mail: besuchsdienst@kirchliche-dienste.de<br />

Internet: www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst<br />

Bilder und Bildrechte: © Frauke Migge, Worpswede; privat<br />

Satz und Layout: Volker Tellermann<br />

Druck: <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong>, gedruckt auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier<br />

Auflage: 2500 Ausgabe: 2008 Artikelnummer: 543017


In h a lt s v e r z e I c h n I s<br />

Vorwort ......................................................................................................................................2<br />

• Hintergründe<br />

Äußere Distanz und innere Nähe?<br />

–Überlegungen zu Kirchenbindung und Religiosität ...........................................................3<br />

Prof. Dr. Heinrich Grosse<br />

Im „All-täglichen“ der religiösen Dimension auf der Spur ..................................................6<br />

Gert Stührmann<br />

Glauben Frauen anders? ......................................................................................................10<br />

Franziska Müller Rosenau<br />

Männer glauben anders ........................................................................................................11<br />

Jens-Peter Kruse<br />

Muss ich denn sagen, dass ich von der Kirche komme? ..................................................16<br />

Gert Stührmann<br />

„Wir haben nicht von Gott geredet, aber er war mitten unter uns“ ..................................19<br />

Marianne Storz<br />

„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild“ ....................................................22<br />

Frauke Migge / Gert Stührmann<br />

• Praxis<br />

„Die Kraft, die aus dem Glauben kommt“ ...........................................................................27<br />

Ilona Hassebrauck<br />

Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin ...............................................................29<br />

Besuchen mit Leib und Seele.<br />

Anke Kolster<br />

„Spuren, die wir bei unseren Besuchen hinterlassen“ .....................................................33<br />

Ute Münch<br />

<strong>Der</strong> Glaube ist immer schon im Gespräch ..........................................................................36<br />

Helene Eißen-Daub<br />

• Arbeitshilfen<br />

Und mein eigener Glaube? ...................................................................................................37<br />

Marianne Storz<br />

Vom Text zum Leben– vom Leben zum Text .......................................................................39<br />

Gert Stührmann<br />

Gemeinsam in den Spiegel sehen .......................................................................................42<br />

Gert Stührmann<br />

Wollen wir noch zusammen beten? .....................................................................................43<br />

Gert Stührmann<br />

Brannte nicht unser Herz ......................................................................................................47<br />

Gert Stührmann<br />

• Fortbildungsangebote, Seminare, Arbeitskreise, Veranstaltungen .................49<br />

• Materialien ..........................................................................................................................60<br />

1


Gert Stührmann<br />

2<br />

vo r w o r t<br />

Lieber Leser, liebe Leserin,<br />

im Jahr 1994 erschien in unserem Fachgebiet<br />

das Heft „Vom Glauben reden“. Wegen besonders<br />

starker Nachfrage war dieses Heft schon<br />

nach kurzer Zeit vergriffen. Die Seminare, die zu<br />

diesem Thema in den letzten Jahren angeboten<br />

wurden, waren in der Regel schnell gefüllt. Das<br />

Thema, in welcher Weise der Glaube bzw. die<br />

religiöse Dimension bei den Begegnungen im<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> eine Rolle spielt, stößt auf ein<br />

großes Interesse.<br />

Demgegenüber steht scheinbar die Erfahrung,<br />

dass die Mitarbeitenden den Eindruck haben,<br />

dass der Glaube eigentlich keine große Rolle<br />

in den Gesprächen spielt. Ist es so oder wenn<br />

nicht, wie äußert sich die religiöse Dimension?<br />

Zunächst einmal beschäftigen uns die Ergebnisse<br />

der Mitgliedschaftsstudien: ist die<br />

äußere Distanz zur Kirche gleichbleibend mit<br />

einer inneren Distanz zu religiösen Fragen und<br />

Glaubensfragen? Gleichzeitig gehen wir der<br />

Frage nach, wie sich die religiöse Dimension<br />

in den Alltagsbegegnungen und in alltäglichen<br />

Sprachformen äußert. In welcher Weise können<br />

Worte, Bilder und Geschichten der Bibel in den<br />

Gesprächen hilfreich sein?<br />

Menschen erleben ihre Religiosität und ihren<br />

Glauben ganz unterschiedlich. Das ist abhängig<br />

davon, in welcher Weise sie geprägt wurden, in<br />

welcher Zeit sie aufgewachsen sind, welchen<br />

Milieus sie angehören. Am Beispiel der Frauen<br />

und Männer möchten wir darauf aufmerksam<br />

machen.<br />

Welche Erfahrungen machen nun die Mitarbeitenden?<br />

Es wird der Prozess beschrieben, wie<br />

Mitarbeitende immer mehr Interesse entwickeln,<br />

um für sich selbst und für ihre Tätigkeit Gewinn<br />

daraus zu ziehen, wenn der Glaube mit ins<br />

Spiel kommt.<br />

<strong>Der</strong> Gottesdienst nimmt menschliche Erfahrungen<br />

auf, die in der Liturgie ihren Ausdruck<br />

finden. Lässt sich das auch umgekehrt sagen,<br />

dass sich in den Begegnungen bei Besuchen<br />

gottesdienstliche Elemente spiegeln?<br />

Ein besonderer Dank gilt Frauke Migge, Malerin<br />

in Worpswede, die ihre Bilder für dieses Heft zur<br />

Verfügung gestellt hat. Ich habe sie besucht und<br />

wir sind miteinander ins Gespräch gekommen<br />

über die religiöse Dimension in ihren Bildern.<br />

Aus der Praxis finden Sie zwei Berichte über<br />

außergewöhnliche, methodisch alles andere<br />

als alltägliche, Seminare. So außergewöhnlich<br />

diese Seminare waren, so unmittelbar führen<br />

sie zu den alltäglichen Erfahrungen und ermöglichen<br />

in intensiver Weise das Gespräch über<br />

Glaubenserfahrungen.<br />

Aussagen über Motive und Erwartungen an<br />

Seminaren zu diesem Thema finden Sie als so<br />

genanntes „Pinnbrett“. Und schließlich berichtet<br />

Frau Münch von den Erfahrungen einer Fortbildung<br />

in ihrer Kirchengemeinde und stellt dazu<br />

eine Andacht als Anregung zur Verfügung.<br />

Schließlich möchten wir Sie anregen, über<br />

dieses Thema in der Gruppe vor Ort ins Gespräch<br />

zu kommen – sei es über die eigenen<br />

Erfahrungen, sei es über Worte, Bilder und<br />

Geschichten der Bibel, sei es über die Bilder<br />

von Frauke Migge, die Sie als Bildersatz im Heft<br />

finden. Natürlich dürfen auch ein Gesprächsprotokoll<br />

und ein biblischer Impuls nicht fehlen.<br />

Einladen möchten wir Sie zu den Fortbildungen,<br />

bei denen Sie auch zum Thema dieses Heftes<br />

das eine und andere finden werden.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen<br />

und hoffen, dass Ihnen dieses Heft viele Anregungen<br />

für Ihre Arbeit bietet.<br />

Gert Stührmann


Die beiden Großkirchen in Deutschland – die<br />

evangelischen Landeskirchen wie die römischkatholische<br />

Kirche – haben zu Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts nicht mehr jene gesellschaftliche<br />

Bedeutung, die sie in den ersten Jahrzehnten<br />

nach dem 2. Weltkrieg hatten. Die Zahl der<br />

Austretenden ist nach wie vor größer, als die<br />

Zahl der (Wieder-)Eintretenden. Nimmt man<br />

Westdeutschland und Ostdeutschland zusammen,<br />

dann ist etwa ein Drittel der deutschen<br />

Bevölkerung nicht Mitglied einer Kirche. Kirchenmitgliedschaft<br />

hat ihre frühere Selbstverständlichkeit<br />

verloren.<br />

Das Verhältnis zur Kirche ist ebenso wie das zu<br />

Glauben und Religion von gesamtgesellschaftlichen<br />

Entwicklungen beeinflusst. Soziologisch<br />

betrachtet haben sich die beiden Großkirchen<br />

von selbstverständlich anerkannten Institutionen<br />

der Gesellschaft zu Organisationen<br />

entwickelt, zu „spezialisierten Einrichtungen für<br />

religiöse Fragen“. Sie sind eine Organisation<br />

neben anderen.<br />

Vor allem die gesellschaftlichen Prozesse der<br />

Pluralisierung (Vervielfachung) und Individualisierung<br />

von Wert- und Sinnorientierungen, von<br />

Lebenslagen und Biographiemustern haben weit<br />

Prof. Dr. Heinrich W. Grosse<br />

Äu s s e r e DI s ta n z u n D I n n e r e nÄ h e?<br />

– Empirische Daten und Überlegungen zu Kirchenbindung und (christlicher) Religiosität<br />

reichende Auswirkungen auf Kirchenbindung<br />

und Einstellung zu religiösen Fragen: Religiöse<br />

Orientierung, Entscheidung über Kirchenzugehörigkeit<br />

bzw. Art der Kirchenbindung sind wie<br />

nie zuvor zur Sache individueller Entscheidung<br />

geworden. „Die Regie der Kirchenbeziehung<br />

liegt nicht mehr bei der Kirche, sondern bei den<br />

Bürgern.“ (P. Zulehner) Durch die vielfältigen<br />

Wahlmöglichkeiten im Bereich der Glaubens-<br />

und Wertvorstellungen wird die Autorität religiöser<br />

Traditionen und Institutionen geschwächt.<br />

Die Bedeutung kirchendistanzierten Christentums<br />

und kirchendistanzierter Religiosität hat<br />

entsprechend zugenommen. Es gibt einen nie<br />

da gewesenen „Markt der Möglichkeiten“ im<br />

Blick auf religiöse und kirchliche Orientierungen.<br />

Bei einer Umfrage erklärte etwa die Hälfte der<br />

Evangelischen und ein Drittel der Konfessionslosen:<br />

„Ich habe meine eigene Weltanschauung,<br />

in der auch Elemente des christlichen Glaubens<br />

enthalten sind.“<br />

Dem Autonomiestreben vieler Menschen entspricht<br />

eine wachsende Institutionen-Distanz,<br />

die sich nicht nur auf Gewerkschaften, Parteien<br />

u. a., sondern auch auf die Kirchen auswirkt.<br />

„Mit der Privatisierung des religiösen Entscheidens<br />

geht einher, dass religiöse Sinnerfahrung<br />

Prof. Dr. Heinrich W. Grosse<br />

Dauer im Wandel<br />

3


hI n t e r g r ü n D e<br />

4<br />

Geheimnis des Weges<br />

in kulturellen Formen gesucht wird, die herkömmlich<br />

nichts mit der verfassten kirchlichen<br />

Religion zu tun haben, aber auch nicht in neue<br />

religiöse Bewegungen eingehen. In erster Linie<br />

dürfte dabei an die Massenmedien zu denken<br />

sein, an die Unterhaltung, die Bücher und Filme<br />

gewähren.“ (W. Gräb)<br />

Es wäre jedoch ein Fehlschluss, wenn man<br />

die wachsende Distanz zur Kirche als Organisation<br />

mit einer Distanz zu religiösen Fragen<br />

bzw. Glaubensfragen gleichsetzen würde. <strong>Der</strong><br />

Rückgang an Kirchlichkeit darf nicht mit Religionslosigkeit<br />

identifiziert werden. Ein recht<br />

großer Teil der aus der Kirche Ausgetretenen<br />

in Westdeutschland versteht sich als religiös<br />

bzw. gläubig und nimmt für sich ein „Christsein<br />

ohne Kirche“ in Anspruch. Aber auch diese<br />

Kombination von Distanz zur Kirche und Nähe<br />

zu (christlich-)religiösen Fragen darf nicht verallgemeinert<br />

werden. Denn anders als in Westdeutschland<br />

verstehen sich Konfessionslose in<br />

Ostdeutschland überwiegend als nicht christlich<br />

und auch als nicht religiös.<br />

Grundsätzlich ist festzustellen: Religiosität<br />

und Kirchlichkeit, auch wenn sie keineswegs<br />

identisch sind, hängen in Deutschland eng zusammen.<br />

So besteht z. B. ein enger statistischer<br />

Zusammenhang zwischen der Teilnahme<br />

am kirchlichen Leben und der Bejahung des<br />

Glaubens an Gott. Einige Soziologen rechnen<br />

deshalb damit, dass mit dem Rückgang der Bedeutung<br />

der Kirchen wohl auch die Bedeutung<br />

individueller Religiosität, von Glaubensüberzeugungen<br />

und religiöser Sinnsuche abnimmt.<br />

Untersuchungen in europäischen Staaten<br />

haben gezeigt, es gibt beides: „Believing<br />

without belonging“ (wörtlich: „glauben, ohne<br />

dazuzugehören“) – also (christlich-) religiöse<br />

Glaubensüberzeugungen ohne Teilhabe an<br />

kirchlichen Aktivitäten - wie auch das Umgekehrte:<br />

„Belonging without believing“ – also<br />

Kirchenzugehörigkeit und Engagement in der<br />

Kirche ohne ausgeprägte (christlich-)religiöse<br />

Überzeugungen. Ferner ist zu bedenken: Nähe<br />

und Distanz, Zustimmung und Abgrenzung im<br />

Blick auf Kirche und Religion können je nach<br />

Lebensphase und Lebenssituation wechseln.<br />

Es gibt in Deutschland<br />

auch unter den Kirchenmitgliedern<br />

eine große<br />

Zahl von Menschen,<br />

für die eine gewisse<br />

Unbestimmtheit und<br />

Gleichgültigkeit (Indifferenz)<br />

im Verhältnis<br />

zu Kirche und Religion<br />

kennzeichnend ist.<br />

Doch für die Mehrheit<br />

gilt: Religiöse Fragen,<br />

Glaubensfragen spielen<br />

in ihrem Leben eine<br />

Rolle, ganz gleich in<br />

welcher Beziehung sie<br />

zur Organisation Kirche<br />

stehen. Es sind vor<br />

allem biographische<br />

Umbruchssituationen,<br />

Krisen und Sinnfragen,<br />

in denen Religion<br />

und Glaubensfragen<br />

für viele Menschen,<br />

auch für „Kirchlich-Distanzierte“,<br />

Bedeutung<br />

gewinnen. Es geht ihnen<br />

um die Integration<br />

von Alltagserfahrung in<br />

ein sie überbietendes<br />

Sinngefüge, um Sinnvergewisserung<br />

in den<br />

Zufälligkeiten (Kontingenzen)<br />

des Alltagslebens,<br />

um Anerkennung


des Unverfügbaren. Erfahrungen mit Brüchen<br />

und Schuldverstrickungen im Lebenslauf, mit<br />

Glück und Unglück, mit Gesundheit, Krankheit<br />

und Tod und das Bewusstsein der Endlichkeit<br />

des eigenen Lebens lassen viele Menschen<br />

nach orientierenden religiösen Antworten suchen.<br />

Eine große Mehrheit der Bürger/innen<br />

hält die Frage nach dem Sinn des Lebens für<br />

sehr wichtig, (immerhin oder nur?) knapp die<br />

Hälfte der Befragten versteht diese Frage als<br />

„Frage nach Gott“.<br />

In der dritten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung<br />

der EKD wurden Frauen und Männer, die<br />

von sich behaupteten, wenig oder gar nichts mit<br />

der Kirche zu tun zu haben, nach ihrer Meinung<br />

zu „Kirche, Glaube, Christentum, Religion“ befragt.<br />

In diesen Erzählinterviews zeigte sich: Die<br />

Religiosität der Befragten kam nicht mehr in Formulierungen<br />

traditioneller christlicher Dogmatik<br />

zum Ausdruck. In die Erzählungen flossen auch<br />

Motive der Volksreligion, des „Aberglaubens“<br />

sowie fernöstlicher Weisheiten ein. Typisch<br />

waren Äußerungen wie die folgenden:<br />

- Anke, 35 Jahre: „<strong>Der</strong> Glaube is ja so’n Teil<br />

dieser spirituellen Sicht, die man von der Welt<br />

hat, da hab’ ich natürlich auch meine eigenen<br />

Ansichten. Ich weiß nicht, ob das jetzt interessant<br />

ist, es hat ja mit Kirche überhaupt nichts<br />

zu tun.“<br />

- Uschi, 42 Jahre: „Also, ich hab immer Glück.<br />

Ich hab’ immer ’nen Schutzengel. Ja, und da<br />

glaube ich dran.“<br />

- Lutz, 30 Jahre, Sozialarbeiter in einem Altersheim,<br />

spricht von einer Frau, „die alles so<br />

durchgemacht hat und mit diesen Glaubensrichtungen<br />

konfrontiert wurde und entdeckt hat,<br />

dass alles nichts richtig bringt für sie selbst.<br />

Trotzdem eben das Suchen nach Gott und …<br />

nach Religiosität und so. .. Und da sehe ich<br />

wiederum Parallelen eigentlich auch so bei<br />

mir, nicht?“<br />

- Gisela, 35 Jahre: „Also ich glaub auch an was.<br />

Aber nicht das, was mir da erzählt wird. Also,<br />

ich sondiere schon aus. ..Ich will mal sagen,<br />

ich bin gläubig, aber was da von der Kanzel<br />

manchmal runterkommt oder so, da streiche<br />

ich einiges.“<br />

Ein Viertel der befragten Evangelischen erklärte:<br />

„Ich glaube an Gott, obwohl ich immer wieder<br />

zweifle und unsicher bin.“ Ein weiteres Viertel<br />

antwortete: „Ich glaube an eine höhere Kraft,<br />

aber nicht an einen Gott, wie ihn die Kirche<br />

beschreibt.“ Die Begrifflichkeit der kirchlichen<br />

Tradition ist offensichtlich nur für eine Minderheit<br />

der Kirchenmitglieder (und der Konfessions-<br />

losen) zugänglich und akzeptabel. Bei vielen<br />

Kirchenmitgliedern kann man - gemessen an<br />

dogmatisch-kirchlichen Normen - wie z. B. dem<br />

Apostolischen Glaubensbekenntnis - von einem<br />

„Alltagssynkretismus“ , von einer Mischung<br />

von Elementen aus ganz unterschiedlichen<br />

religiösen und weltanschaulichen Traditionen<br />

sprechen. So gibt es z.B. Kirchenmitglieder, die<br />

christliche Gottesdienste besuchen, ihr Horoskop<br />

lesen und an Reinkarnation glauben – und<br />

darin keinen Widerspruch sehen.<br />

Viele, auch unter denen, die Gottesdienste<br />

besuchen und an kirchlichen Veranstaltungen<br />

teilnehmen, auch unter den mit Kirche hochverbundenen<br />

Ehrenamtlichen, sind in religiöser<br />

Hinsicht Fragende, Suchende und auch<br />

Zweifelnde.<br />

Für die Mitarbeiter/innen in kirchlichen <strong>Besuchsdienst</strong>en<br />

stellt sich die Aufgabe, die Vielfalt<br />

gegenwärtiger Religiosität und die Wahlmentalität<br />

im Blick auf Kirche und Religion bei sich<br />

selbst (!) und anderen wahrzunehmen und<br />

ernst zu nehmen. Sie sollten Äußerungen der<br />

Menschen, denen sie begegnen, nicht an der<br />

Elle einer „kirchlich-theologischen Korrektheit“<br />

messen (und dann wohlmöglich verurteilen).<br />

Viele Menschen sind bei ihrer Suche nach<br />

Wahrheit und Lebenssinn durch dogmatischbezeugende<br />

Rede nicht zu erreichen, sondern<br />

eher durch dialogische Kommunikation, die ihre<br />

Zweifel und Anfragen ernst nimmt, durch eine<br />

Abkehr von der in der Kirche oft verbreiteten<br />

„Behauptungskultur“.<br />

Für die Mitarbeiter/innen eines <strong>Besuchsdienst</strong>es<br />

bedeutet das: Sie sollten sich in einer Haltung der<br />

Menschenfreundlichkeit darum bemühen, die<br />

hinter den Aussagen ihrer Gesprächspartner/<br />

innen stehenden Anliegen und Sehnsüchte zu<br />

verstehen. Dafür müssen sie zunächst sensibel<br />

wahrnehmen, was Menschen über ihren Alltag,<br />

ihre Probleme, ihre Ängste, über „Brüche“ und<br />

Verstrickungen in ihrer Biographie äußern oder<br />

auch nur andeuten. Dann kann es auch möglich<br />

werden, dass <strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeiter/innen<br />

erspüren, was in den Alltagsgesprächen –<br />

meist verschlüsselt oder indirekt – an religiösen<br />

Fragen, an Fragen zum Sinn des Lebens und<br />

zur Lebensbewältigung, an Fragen nach Gott,<br />

an Fragen nach Trost und Lebenszuversicht<br />

enthalten sind.<br />

Nicht nur für berufliche Mitarbeiter/innen der<br />

Kirche, sondern auch für Mitarbeiter/innen<br />

eines <strong>Besuchsdienst</strong>es ist es eine sicher nicht<br />

einfache, aber auch bereichernde Aufgabe,<br />

mit dem, was ihnen religiös „entgegenkommt“,<br />

verständnisvoll umzugehen und dies mit lebensdienlichen<br />

biblisch-christlichen Traditionen in<br />

Beziehung zu setzen.<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

5


hI n t e r g r ü n D e<br />

6<br />

Gert Stührmann<br />

Im „al l-tÄ g l I c h e n “ D e r r e l I g I ö s e n<br />

DI m e n s I o n a u f D e r sp u r<br />

Das Ich im Deutehorizont Gottes<br />

„Wie können die Worte, Bilder und Geschichten<br />

der Bibel als Sprech-Hilfen ins seelsorgerliche<br />

Gespräch eingebracht werden, so dass eigene<br />

Geschichte im Deutehorizont der Geschichte<br />

Gottes mit den Menschen zur Sprache finden<br />

kann?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich der<br />

praktische Theologe H.-M. Gutmann. 1 Es ist<br />

eine Frage, die auch Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

bewegt – umso mehr, je länger sie sich<br />

in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit engagieren. Wie<br />

können wir die Dimension des Glaubens in den<br />

Gesprächen bei den Besuchten einbringen.<br />

Worte, Bilder und Geschichten der Bibel werden<br />

leblos, wenn sie nicht mit Erfahrungen<br />

des Lebens der Menschen verknüpft werden.<br />

Von daher möchte ich die Frage noch einmal<br />

verstärken, indem ich die Blickrichtung ändere.<br />

Wie kann es gelingen, Lebensgeschichten so<br />

zu hören, dass die religiöse Ebene und das Bedürfnis<br />

nach religiöser Deutung wahrgenommen<br />

werden kann, und Sprech-Hilfen angeboten<br />

werden, die erzählten individuellen Geschichten<br />

mit der Geschichte Gottes mit uns Menschen<br />

zu verknüpfen?<br />

Im Grunde gehen viele biblischen Gesichten<br />

denselben Weg, sind die Bilder der Bibel auf<br />

diesem Weg entstanden. Ausgangspunkt ist<br />

das, was die Menschen bewegt, was sie an<br />

Fragen und Problemen, an Gelingen und Misslingen<br />

mitbringen, das, was freudig oder auch<br />

traurig macht, was sie erleben. All das verlangt<br />

danach, gedeutet zu werden und in einen<br />

großen Zusammenhang gestellt zu werden.<br />

Religiös gesprochen: Die individuelle Lebensgeschichten<br />

werden in den Deutehorizont der<br />

großen Geschichte Gottes mit uns Menschen<br />

gestellt.<br />

Albrecht Grözinger hat in einem Artikel zur Kommunikation<br />

des Evangeliums 2 davon gesprochen<br />

von der „Post-Paket“- zur „Blumenbeet“-<br />

Kommunikation zu gelangen. In der „Post-<br />

Paket“-Kommunikation geht es darum, alles<br />

dafür zu tun, dass die Sendung auch ankommt.<br />

D.h. wie kann ich das Evangelium so an den<br />

Mann und an die Frau bringen, dass der Adressat<br />

auch etwas damit anfangen kann, was der<br />

Absender beabsichtigt. In der Blumenbeet-<br />

1 H.-M. Gutmann, Und erlöse uns vom Bösen, S. 49<br />

2 A. Grözinger, Was geschieht in religiöser Kommunikation?,<br />

in Baugerüst 2/00<br />

Kommunikation geht es mehr darum, dass sich<br />

der Empfänger aus dem, was ihm angeboten<br />

wird, das heraussucht, was für ihn im Moment<br />

hilfreich ist. Grözinger formuliert das im Blick<br />

auf die Predigt.<br />

Für die Begegnung zwischen zwei Menschen<br />

bei Besuchen möchte ich dieses Bild noch erweitern<br />

– sowohl für die Kommunikation an sich,<br />

wie auch für die Kommunikation auf religiöser<br />

Ebene. <strong>Der</strong> Besuchte bietet in seinen Erzählungen<br />

von Lebensgeschichten den Besuchenden<br />

schon ein vielfältiges Blumenbeet. Das nimmt<br />

der Besuchende auf, knüpft an, womöglich<br />

auch an die religiöse Dimension und bietet<br />

dem Besuchten wiederum ein Blumenbeet an.<br />

So entsteht eine dialogische Kommunikation,<br />

evtl. auch darüber, wie sich individuelle Lebensgeschichten<br />

mit Gottes Geschichte mit<br />

uns Menschen verknüpfen lassen. Wobei mir<br />

eines an dem Bild des Blumenbeetes wichtig<br />

ist: Es ist eine Kommunikation auf Augenhöhe<br />

und die Gesprächspartner bieten einander<br />

jenes Blumenbeet an. Welche Blume, welche<br />

Farbe die jeweiligen Gesprächspartner nun aufnehmen,<br />

das entscheidet jede Person für sich.<br />

Das gilt insbesondere auch für die möglichen<br />

„Worte, Bilder und Geschichten der Bibel als<br />

Sprech-Hilfen“ zur Deutung der individuellen<br />

Lebensgeschichten. Auf diese Weise kann sich<br />

die Kommunikation des Evangeliums als Dialog<br />

entwickeln.<br />

Das fragmentarische Leben ist im<br />

großen Ganzen aufgehoben<br />

Nun ist es so, dass der Besuch eines Mitarbeitenden<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong> nicht in einem wertfreien<br />

Raum stattfindet. Da die Besuchenden<br />

immer auch die Kirchengemeinde als ihren<br />

Absender benennen, ist das Thema Kirche, Religion,<br />

Glaube damit immer auch schon präsent<br />

– auch dann, wenn es im Laufe der Begegnung<br />

explizit keine Rolle spielt. Es ist präsent, weil<br />

die Mitarbeitenden sich als Repräsentanten der<br />

Kirchengemeinde verstehen und zu erkennen<br />

geben. Das ruft bei den Besuchten Überraschung<br />

oder Zurückhaltung mitunter auch<br />

Ablehnung hervor. Es schwingen Erlebnisse<br />

mit, die die Besuchten gemacht haben, aber<br />

auch Wünsche Bedürfnisse und Phantasien, die<br />

sie mit dem Themenkomplex verbinden. Auch<br />

wenn es bei der Begegnung nicht explizit um<br />

das Thema geht, der Raum der Begegnung ist


immer auch gefüllt mit möglichen Gedanken,<br />

Fragen und Assoziationen zu Kirche, Religion<br />

und Glaube.<br />

Mitarbeitende haben häufig den Eindruck, dass<br />

dieses Thema bei den Besuchten kaum eine<br />

Rolle spielt oder dass sie daran gar kein Interesse<br />

haben. <strong>Der</strong> Artikel von Heinrich Grosse zeigt,<br />

dass eine äußere Distanz zur Kirche noch nicht<br />

bedeuten muss, dass damit eine innere Distanz<br />

zu religiösen Themen und Erfahrungen verbunden<br />

sein muss. Gerade da, wo Menschen in<br />

ihrer Lebenssituation verunsichert sind, wo sie<br />

Brüche in ihrem Lebenskonzept erleben, wo<br />

sie Lebensübergänge zu gestalten haben, aber<br />

auch von Erfahrungen – seien sie beglückend<br />

oder auch traurig – überwältigt werden, wo sie<br />

an die Grenzen ihrer Gestaltungsmöglichkeiten<br />

stoßen und sich ausgeliefert fühlen, fragen sie<br />

nach Sinn, wünschen sie sich Deutung, möchten<br />

sie ihr fragmentarisch erscheinendes Leben<br />

in einem großen Ganzen aufgehoben wissen.<br />

Dieses Suchen und Fragen äußert sich dann<br />

nicht unbedingt in christlich geprägter Sprache.<br />

In den Äußerungen finden sich auch Motive<br />

anderer Religionen, und oft schimmert es auch<br />

in alltäglichen Sprachformen durch.<br />

All-tägliche Sprachformen mit einer<br />

religiösen Dimension<br />

In der Regel suchen die Besuchten nicht die<br />

Begegnung, das Gespräch und damit auch<br />

nicht das Gespräch über den Glauben. Nicht<br />

sie machen sich auf den Weg und kommen mit<br />

einem Anliegen zur Kirchengemeinde, sondern<br />

die Mitarbeitenden vom <strong>Besuchsdienst</strong> suchen<br />

den Kontakt. Von daher verwundert es auch<br />

nicht, dass die Mitarbeitenden nicht ganz nachvollziehen<br />

können, wenn es heißt: ‚<strong>Der</strong> Glaube<br />

ist immer schon im Gespräch’. „Sind wir taub<br />

auf diesem Ohr, oder spielt das Thema doch<br />

keine Rolle?“ so die logische Anfrage nach<br />

einer Fortbildung bei uns. In der Tat gleicht der<br />

Besuch ja eher einer zufälligen Begegnung, wie<br />

einem Gespräch über dem Gartenzaum oder<br />

auf dem Parkplatz am Supermarkt. Häufig ist es<br />

ein Gespräch zwischen Tür und Angel (Besuch<br />

bei Neuzugezogenen) und auch bei „normalen“<br />

Geburtstagsbesuchen dominiert zunächst der<br />

allgemeine Austausch. Auch wenn – wie gesagt<br />

– der Raum der Begegnung schon religiöse<br />

Themen möglich macht, so sind es doch in<br />

erster Linie all-tägliche Begegnungen, die mit<br />

all-täglichen Themen sich befassen und in all-<br />

<strong>Der</strong> Gegenwart<br />

Vergangenheit<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

7


hI n t e r g r ü n D e<br />

8<br />

täglicher Sprache geführt werden. All-täglich,<br />

weil sie alle Tage sich ereignen können.<br />

Pastoren und Pastorinnen neigen dazu – vor<br />

allem in einer Zeit, in der die Arbeitsbelastung<br />

für sie immer größer wird – solche all-täglichen<br />

Besuche nur noch mit schlechtem Gewissen zu<br />

machen oder sie zu entwerten („Die Zeit kann<br />

ich sinnvoller nutzen“). Auch von Mitarbeitenden<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong> kennen wir solche Entwertungen<br />

ihrer eigenen Besuche, wenn sie sagen „Ich<br />

mache nur Geburtstagsbesuche.“<br />

Dabei hat Eberhard <strong>Haus</strong>childt die Bedeutung<br />

der Alltagsbegegnungen herausgestrichen 3 . In<br />

einer Untersuchung von Geburtstagsbesuchen<br />

durch Pastoren und Pastorinnen streicht er die<br />

Bedeutung dieser kleinen seelsorglichen und<br />

theologischen Formen in alltäglichen Gesprächen<br />

hervor. Gelingt es eine Gesprächsatmosphäre<br />

zu schaffen, dann wird es auch in einer<br />

all-täglichen Begegnung Phasen geben, in<br />

denen Lebensgeschichtliches angesprochen<br />

wird mit den dazu gehörigen Gefühlen und<br />

Ambivalenzen. D.h. es werden Dinge aus dem<br />

Leben Thema werden, die verbunden sind mit<br />

zwiespältigen Gefühlen, mit Unsicherheiten,<br />

Erlebnissen, die das Leben – wenn auch nur<br />

in Nuancen – durcheinander bringen. Allein,<br />

dieses auszusprechen, darüber miteinander<br />

ins Gespräch zu kommen, darin liegt schon ein<br />

festzustellender und beachtenswerter seelsorglicher<br />

Effekt.<br />

Genau in solchen Phasen eines Gespräches<br />

lassen sich auch Sprachformen mit einer<br />

religiösen Dimension entdecken. <strong>Haus</strong>childt<br />

nennt dazu unter Anderem Redewendungen in<br />

geprägter Sprache. „Da kann man eben nichts<br />

machen.“, „So ist das eben.“, „Da stand das<br />

Glück auf meiner Seite.“, „Wollen wir hoffen,<br />

dass es noch ein bisschen so bleibt.“. Aber auch<br />

in Sätzen alltäglicher Sprache schimmert die<br />

religiöse Dimension durch: „Wer weiß, welche<br />

Wege man noch geführt wird.“, “Da habe ich<br />

einfach Glück gehabt.“, „Die Kinder sind ein<br />

Geschenk.“.<br />

Genauso finden sich Hinweise darauf, dass<br />

Kräfte auf unser Leben Einfluss haben, die<br />

sich innerweltlich nicht erklären lassen. So<br />

wird immer mal wieder auf den „Schutzengel“<br />

verwiesen oder werden astrologische Einflüsse<br />

genannt, aber auch der Ausspruch „Gott sei<br />

Dank“ ist sicherlich nicht nur eine Floskel. Besonders<br />

hier zeigt sich, dass die Äußerungen<br />

auf der religiösen Ebene nicht unbedingt in<br />

christlich geprägter Sprache erfolgen, sondern<br />

sich durchaus auch mit nichtchristlichen Vorstel-<br />

3 Eberhard <strong>Haus</strong>childt, Alltagsseelsorge, s.a. in: Pohl-<br />

Patalong, Seelsorge im Plural<br />

lungen mischen. Das entspricht dem, was Heinrich<br />

Grosse in seinem Artikel beschreibt, dass<br />

sich in den Erzählungen der Menschen ganz<br />

unterschiedliche religiöse und weltanschauliche<br />

Traditionen vermischen. Eberhardt <strong>Haus</strong>childt<br />

nennt es „Alltagstheologie“, in der sich religiöse<br />

Vorstellungen in z. T. umgangssprachlicher<br />

Weise äußern. Heute sind Menschen nicht mehr<br />

allein in einem festgeprägten Weltbild wie der<br />

christlichen Religion beheimatet.<br />

Schließlich ruft die Erwähnung der Kirchengemeinde<br />

Erlebnisse mit Kirche, Repräsentanten<br />

der Kirche und Glaube in Erinnerung. Meist wird<br />

auch dabei nicht über den christlichen Glauben<br />

gesprochen, sondern über „äußere“ Ereignisse,<br />

oder ob es eine Pastorin gut gemacht hat oder<br />

jemand sich über den Pastor geärgert hat. Aber<br />

auch hier schwingen Vorstellungen, Erwartungen<br />

und Bedürfnisse mit, die die religiöse<br />

Ebene betreffen. Dieses kommt auch in dem<br />

Phänomen zum Ausdruck, den Mitarbeitende<br />

immer wieder erwähnen. Sie sind verwundert,<br />

welches Vertrauen ihnen von den Besuchten<br />

vielfach entgegengebracht wird. Ich bin der<br />

Überzeugung, dass die Menschen über die<br />

Repräsentanten der religiösen Einrichtung ihre<br />

„Lebensgeschichten“ in irgendeiner Weise auch<br />

einer göttlichen Macht erzählen.<br />

Alle diese all-täglichen Äußerungen liegen nun<br />

unverbunden, undifferenziert und unreflektiert<br />

nebeneinander. Wenn die Gesprächspartner/<br />

innen in der Lage sind, diese Äußerungen<br />

wahrzunehmen, sich auf diese angedeuteten<br />

Themen einzulassen, im besten Sinne neugierig<br />

aufeinander zu sein, kommt es zu einem wirklichen<br />

Austausch, von dem beide Seiten eine<br />

Menge lernen können.<br />

Worte und Bilder des Evangeliums<br />

ins Gespräch „ein-fallen“ lassen<br />

In diesem Austausch kann es dann auch zu<br />

„Ein-fällen“ Gottes kommen. Ganz im Sinne der<br />

anfangs gestellten Frage können Worte, Bilder<br />

und Geschichten der christlichen Tradition als<br />

Sprech-Hilfen in das Gespräch eingebracht<br />

werden, um eine Verblüffung zu bewirken im<br />

Sinne noch nicht gedachter Gedanken, noch<br />

nicht gesehener Bilder und noch nicht erzählter<br />

Geschichten.<br />

Ausgangspunkt ist das, was erzählt wird. Dazu<br />

kann es „Ein-fälle“ geben. Einer Mitarbeiterin<br />

fällt die Geschichte der „Auferweckung der Tabita“<br />

ein, einer anderen der Vers von Bonhoeffer<br />

„Von guten Mächten…“ 4 , mir selbst im Gespräch<br />

mit Frau Migge der Vers „Wir sehen jetzt durch<br />

4 s. Artikel „Wir haben nicht von Gott geredet…“ in diesem<br />

Heft und die Arbeitshilfe „Und wenn dich jemand bei<br />

Deinem nächsten Besuch fragt…“


einen Spiegel…“ aus dem 1. Korintherbrief<br />

und der Vers „Lehre uns bedenken, dass wir<br />

sterben müssen…“ aus dem 90. Psalm. Auf<br />

diese Weise kann es möglich sein, dass sich<br />

lebensgeschichtliche Erzählungen mit den<br />

Erzählungen von Gottes Geschichte mit uns<br />

Menschen neu miteinander verbinden. Da „fällt“<br />

dann Gott in die je individuelle Erzählung aus<br />

dem Leben „ein“ – neue Erzählungen entstehen<br />

in den alten Erzählungen.<br />

Das kann allerdings nur gelingen, wenn die<br />

Atmosphäre der Begegnung nicht von einer<br />

Mentalität des Überzeugungs- und Übereinstimmungswillens<br />

geprägt ist. Dieser Gefahr<br />

unterliegen wir als Repräsentanten der Kirche<br />

ja alle. Wir möchten gerne, dass andere unsere<br />

Überzeugungen teilen, dass wir in den Vorstellungen<br />

übereinstimmen. Dazu passt das Bild<br />

der „Post-Paket Kommunikation“: Ich möchte,<br />

dass das, was ich sende, ankommt und angenommen<br />

wird. Wesentlich wird es dagegen sein,<br />

eine Begegnungskultur zu entwickeln, die der<br />

„Blumenbeet-Kommunikation“ entspricht, die<br />

sozusagen in einem „neutralen“ Raum stattfindet,<br />

einem freien Raum. In ihm können ganz<br />

unterschiedliche Ideen und Überzeugungen zur<br />

Sprache kommen und die Gesprächspartner<br />

werden selbst herausfinden, was ihnen in ihrer<br />

je persönlichen Situation hilfreich ist. Je mehr<br />

sich Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong> über ihre<br />

eigenen Überzeugungen, ihre Fragen und<br />

Zweifel, ihre Gewissheiten und Unsicherheiten<br />

im Klaren sind, um so leichter wird es ihnen<br />

fallen, diesen Freiraum zu ermöglichen und<br />

andere Überzeugungen und Einstellungen gelten<br />

zu lassen, sich vielmehr dadurch anregen<br />

zu lassen.<br />

In der Begegnung in einem solchen Freiraum<br />

kann sich dann ereignen, was Grözinger als<br />

eine willkommen heißende, eine begrüßende<br />

Gemeinde bezeichnet. 5 Menschen fühlen sich<br />

begrüßt und willkommen mit ihrer ganz individuellen<br />

Geschichte und Einstellung – auch<br />

was den Glauben und die Kirche angeht. Sich<br />

von Gott begrüßt und willkommen geheißen zu<br />

5 Grözinger, Leib Christi – Kirche als Organisation aus<br />

theologischer Perspektive, in WZM, Jg. 54, 2002, S.<br />

359-372<br />

wissen – ich glaube, dieses Bedürfnis steckt<br />

dahinter, wenn Menschen Repräsentanten der<br />

Kirche immer noch viel Vertrauen entgegen<br />

bringen. Denn in einer Welt, in der jedes Individuum<br />

unter dem Druck steht, das individuelle<br />

Leben selbst sinnvoll zu gestalten, steht neben<br />

dem Wunsch nach individuellem Freiraum<br />

gleichzeitig das Bedürfnis, dass das Leben<br />

einen haltenden (göttlichen) Rahmen hat. In<br />

einer Welt des Wählens möchten Menschen<br />

die Erfahrung machen, gewählt zu sein. Ein<br />

wesentlicher Gedanke auch für die Mitarbeitenden:<br />

Als Mitarbeitende bringen nicht sie Gott zu<br />

den Menschen, sondern Gott hat einen jeden<br />

Menschen bereits begrüßt, er ist uns immer<br />

schon voraus.<br />

Religiöse Kommunikation –<br />

eine „Kunst für alle“<br />

Eine religiöse Kommunikation in dieser Weise<br />

bedarf keines besonderen Wissens von Experten.<br />

Sie muss vielmehr zu einer „Kunst für alle“<br />

(Grözinger) 6 werden.<br />

Weil es darin um das „Ineinanderlesen von<br />

Gottesgeschichte und menschlicher Lebensgeschichte“<br />

geht, bedarf es Menschen, die<br />

selbst neugierig sind, ihre eigenen Lebenserzählungen<br />

im Lichte des Evangeliums sehen<br />

und deuten zu können. Eine solche religiöse<br />

Kommunikation ist ein gemeinsames Fragen<br />

und Suchen danach, wie Worte, Bilder und<br />

Geschichten der Bibel Sprech-Hilfen werden<br />

können, das Leben zu verstehen und zu deuten.<br />

Religiös kommunizierende Menschen in<br />

diesem Sinne sind Menschen, die sich auf das<br />

Fremde und das Andere einlassen können,<br />

„die Grenzen zu überschreiten vermögen, die<br />

Beziehungen herstellen können, Netze zu<br />

knüpfen verstehen“. Es sind Menschen, die sich<br />

auf offene Kommunikationsprozesse einlassen<br />

können, ohne zu wissen, was am Ende dabei<br />

herauskommt, in der Gewissheit, dass sie selbst<br />

und der Gesprächspartner nur davon profitieren<br />

können. Menschen in ihren Reihen zu haben,<br />

die dazu bereit sind - etwas Besseres kann<br />

keiner Kirchengemeinde passieren.<br />

6 und folgendes: Grözinger, Was geschieht in religiöser<br />

Kommunikation?, a.a.O.<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

9


hI n t e r g r ü n D e<br />

10<br />

Franziska Müller-Rosenau<br />

gl a u b e n fr a u e n a n D e r s?<br />

Franziska Müller-Rosenau<br />

Vielleicht schütteln Sie beim Lesen dieser<br />

Überschrift verständnislos den Kopf. ‚Glauben<br />

Frauen anders? Anders als wer? Und wer sind<br />

überhaupt die Frauen?’ In der Tat, allgemein<br />

lässt sich diese Frage nicht beantworten. Wenn<br />

ich im Folgenden doch ein paar eigene Beobachtungen<br />

beschreibe, so spreche ich nicht<br />

für die Frauen in den Gemeinden oder gar für<br />

die Frauen der ganzen Landeskirche, sondern<br />

skizziere einige Schlaglichter aus der Perspektive<br />

als Leiterin des Frauenwerks.<br />

Seit Jahren beobachten wir eine intensive Suchbewegung<br />

unter Frauen, die sich zeigt im gemeinsamen<br />

Bibelstudium, in der Freude an der<br />

neuen Bibelübersetzung der „Bibel in gerechter<br />

Sprache“, - inzwischen in der dritten Auflage<br />

verkauft - , und im Fernstudium Feministische<br />

Theologie. Wir beobachten eine Suchbewegung,<br />

die sich zeigt in Gebeten, Liedern, Tänzen<br />

und Körperbewegungen – vor allem also in Liturgie<br />

und im Interesse an biblischer Theologie.<br />

All dies sind Ausdrucksformen einer Suche nach<br />

einer Gottes-Sprache, die die Kraft hat, eigene<br />

existentielle Lebens- und Gotteserfahrungen<br />

von Frauen zur Sprache zu bringen. Frauen<br />

überdenken und studieren dabei das, was sie<br />

schon immer geschätzt und geliebt haben: die<br />

Bibel, den Gottesdienst und die Gemeinschaft.<br />

Indem sie ein vertieftes Verständnis ihrer eigenen<br />

spirituellen Erfahrungen entwickeln, wächst<br />

unter ihnen zugleich ein Verständnis der überlieferten<br />

Worte und Traditionen.<br />

Die Frage, um die es dabei letztlich geht,<br />

heißt: wie können wir heute angemessen von<br />

Gott reden? – Denn viele Frauen machen die<br />

Erfahrung, dass ihnen die geformte Sprache<br />

in der Kirche, in Gottesdienst, Verkündigung<br />

und Unterricht zu formelhaft und blutleer, zu<br />

abstrakt und realitätsfern vorkommt. Zu selten<br />

finden sie sich selbst darinnen wieder mit ihren<br />

Hoffnungen, Verwundungen und Wünschen, mit<br />

ihrem Glück und ihrem Kummer.<br />

Glauben Frauen anders? Ja, viele Frauen und<br />

auch manche Männer glauben in unserer Kirche<br />

inzwischen anders! Sie entdecken aufs Neue,<br />

dass Gott immer Gott übersteigt und tasten<br />

nach Worten, Liedern und Gesten, die „das<br />

Geheimnis des Lebens, das wir Gott nennen,<br />

als Erfahrenes benennen“ 1 (Dorothee Sölle).<br />

1 Dorothee Sölle, Es muss doch mehr als alles geben.<br />

Nachdenken über Gott, Freiburg, Basel, Wien, 3. Auflage<br />

Als wir kürzlich in einem Seminar das Nebeneinander<br />

verschiedener Gottesnamen diskutierten,<br />

überlegten einige Teilnehmerinnen, wie sie<br />

mit diesen neuen Namen Gottes, die sie inzwischen<br />

kennen gelernt hatten, umgehen wollten.<br />

Eine gewisse Verunsicherung war ihnen durchaus<br />

anzumerken. Sie würden es in Zukunft<br />

einfach einmal ausprobieren, sagten sie, wie<br />

es klänge von Gott als „die Ewige“, als „die<br />

Lebendige“, als „ der Herr“, oder als „Fels“ zu<br />

sprechen. Sie würden in verschiedenen Gruppen<br />

einmal verschiedene Namen und Anreden<br />

für Gott gebrauchen und darauf achten, wie es<br />

bei den anderen klingt und wirkt. Im Geiste sah<br />

ich meinen Theologieprofessor sich die Haare<br />

raufen! Als ob die Gottesprädikationen etwas<br />

so Beliebiges sein könnten! Müsste solch eine<br />

Entscheidung nicht theologisch begründet und<br />

hergeleitet werden. Im theologischen Seminar<br />

hätte ich mit diesen Überlegungen der Frauen<br />

keine Lorbeeren geerntet.<br />

Inzwischen bin ich allerdings davon überzeugt,<br />

dass mein Theologieprofessor etwas Neues<br />

dazulernen müsste: die kontextgebundene und<br />

narrative Struktur der Urteile von Frauen, wenn<br />

sie etwa die Frage nach dem Gebrauch von<br />

Gottesnamen davon abhängig machen, wie ihr<br />

Umfeld darauf reagiert, sollte nicht länger als<br />

eine intellektuelle Schwäche betrachtet werden,<br />

sondern vielmehr als Zeichen einer besonderen<br />

Reife 2 . Frauen begreifen sich selbst als eingebunden<br />

in ein Netz von Beziehungen, in dem<br />

die anderen in ihrer Eigenheit zu berücksichtigen<br />

sind. Frauen glauben anders, und Frauen<br />

treiben auch anders Theologie, das lerne ich<br />

beinahe jeden Tag neu in der Zusammenarbeit<br />

mit ihnen.<br />

Für den Besuch bei Frauen (wie im Übrigen<br />

auch bei Männern) in der Gemeinde oder am<br />

Krankenbett bedeutet dies, dass ich inzwischen<br />

anders hinhöre. Und vielleicht mag es auch für<br />

Sie eine Anregung sein, auf die Zwischentöne in<br />

neuer Weise zu achten. Vielleicht steckt hinter<br />

manchem Ärger, hinter manch einer Abwendung<br />

von der Kirche und raschen Erklärung, warum<br />

man nicht häufiger zum Gottesdienst gehe, die<br />

eine Frau im Gespräch vorbringt, auch ihre tiefe<br />

2003, S. 39<br />

2 Vgl. Kerstin Rödiger, Identität in geschlechterbewusster<br />

Theologie, in: Heike Walz, David Plüss (Hgg.),<br />

Theologie und Geschlecht. Dialoge querbeet, Wien,<br />

Berlin, 2008


Enttäuschung, dass sie innerlich den Kontakt zu<br />

den Bildern, Worten und Gesten des Glaubens,<br />

wie er in der Gemeinde gelebt wird, verloren hat.<br />

Vielleicht wartet sie auf Gesprächspartner, die<br />

Vor einigen Jahren fasste ein mit mir befreundeter<br />

Superintendent den Entschluss, alle<br />

<strong>Haus</strong>halte seines Pfarrbezirks zu besuchen.<br />

Er nahm das Vorhaben systematisch in Angriff.<br />

Nach Straßenzügen des Bezirks aufgeteilt,<br />

wurden die Gemeindeglieder im Vorfeld des<br />

Besuchs angerufen und nach einem möglichen<br />

Besuchstermin befragt. Das Ergebnis war beeindruckend:<br />

Alle Angerufenen waren zu einem<br />

Gespräch bereit.<br />

Auffallend bei den Erstkontakten war, dass<br />

Männer, wenn sie den Hörer nicht sofort nach<br />

diese Enttäuschung wahrnehmen können, ohne<br />

sie dafür zu tadeln, und die sensibel sind für<br />

kleine Zeichen einer eigenen Suchbewegung<br />

des Glaubens.<br />

Jens-Peter Kruse<br />

mÄ n n e r g l a u b e n a n D e r s<br />

Von den Chancen der Kirche, mit Männern ins Gespräch zu kommen<br />

der Vorstellung des Anrufenden „zuständigkeitshalber“<br />

an ihre Frau oder Lebensgefährtin<br />

weitergereicht hatten, nicht nur gelegentlich<br />

anmerkten: „Warum wollen Sie uns besuchen?<br />

Bei uns ist doch alles in Ordnung“. Für sie<br />

war offensichtlich die Vorstellung befremdlich,<br />

dass ein Vertreter der Kirche sie ohne Grund<br />

aufsucht. Nicht, dass sie den Kontakt mit ihrer<br />

Kirche grundsätzlich ablehnten, aber ohne<br />

Anlass musste er auch nicht sein. – Was hat<br />

diese Männer veranlasst, zurückhaltend und<br />

nachfragend auf das Gesprächsangebot zu<br />

reagieren? Warum verhielten sich diese Männer<br />

zunächst eher distanziert?<br />

Die Heiterkeit<br />

des Unbegrenzten<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

11


hI n t e r g r ü n D e<br />

12<br />

Jens Peter Kruse<br />

Männer möchten bedeutsam sein<br />

Ein Grund für die Zurückhaltung der Männer<br />

ist m. E. das Image der Kirche. Kirche, das ist<br />

für die Mehrheit der Menschen in der Bundesrepublik<br />

Deutschland Diakonie: Eintreten für<br />

Schwache und Kranke, Arme und Gebrechliche,<br />

für Kinder und Alte. Männer, die auf Selbstständigkeit<br />

und Stärke Wert legen, sehen sich selbst<br />

nicht als Adressaten kirchlichen Handelns. Sie<br />

gehen davon aus, dass die Angebote der Gemeinde<br />

für andere hilfreich und auch nützlich<br />

sind: eben für Kinder, Bedürftige und Menschen<br />

mit Problemen.<br />

Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass<br />

Männer, die sich zur Kirche halten, von anderen<br />

Männern häufig als schwach angesehen<br />

werden. Wer zur Kirche geht, so denken viele,<br />

hat es nötig, ist auf Hilfe angewiesen. Männer<br />

aber wollen sich nicht helfen lassen, jedenfalls<br />

nicht offen erkennbar. Das ist ein Grund dafür,<br />

warum sie von kirchlichen Angeboten nur selten<br />

Gebrauch machen. Sie arbeiten mit, wenn sie<br />

für konkrete Vorhaben direkt angesprochen<br />

werden und ihre Kompetenz und Stärke gefragt<br />

sind. Überspitzt kann man formulieren: Männer<br />

gehen zur Kirche, wenn sie gebraucht werden,<br />

nicht, weil sie die Kirche brauchen. Sie suchen<br />

nicht die Beheimatung im Schoß von Mutter<br />

Kirche, sondern eher eine Herausforderung; es<br />

geht ihnen weniger um Geborgenheit als vielmehr<br />

um eine Aufgabe. Männern ist es wichtig,<br />

bedeutsam zu sein. Sie möchten sich als nützliches<br />

und wertvolles Glied einer Gemeinschaft<br />

erleben. Mit anderen Worten: Männer sind<br />

stärker handlungs- und erfolgsorientiert. Sie<br />

setzen sich gern tatkräftig für eine gute Sache<br />

ein und beteiligen sich am ehesten, wenn es<br />

um praktische Aufgaben oder öffentliche Belange<br />

geht. Männlicher Glaube möchte sich in<br />

sichtbaren Taten Ausdruck verleihen. Dafür aber<br />

bietet der gemeindliche Alltag in der Regel nur<br />

selten Gelegenheit.<br />

Männer lassen beten<br />

Es gibt einen weiteren Grund, der das Gespräch<br />

mit Männern über Fragen des Glaubens belastet:<br />

Männer fühlen sich auf diesem Terrain<br />

unsicher. Die heutigen Männer haben – wie<br />

bereits einleitend angedeutet – die Bereiche<br />

Kirche und Glaube häufig an ihre Partnerin<br />

delegiert. Es sind weder ihre Themen, noch<br />

messen sie den damit verbundenen Fragen<br />

eine größere Bedeutung zu. Für die Mehrheit<br />

der Männer sind Glaubensfragen eine private<br />

Angelegenheit, weder öffentlichkeits- noch<br />

alltagsrelevant. Sie mögen für die Erziehung<br />

der Kinder wichtig sein („Schließlich sollen sie<br />

einmal anständige Menschen werden“), im<br />

alltäglichen Lebenskampf und im Berufsleben<br />

aber sind sie eher hinderlich.<br />

Die Delegation des Religiösen an die Ehefrau<br />

oder Partnerin ist ein Phänomen der Neuzeit.<br />

Bis zum Beginn der Industrialisierung waren in<br />

den lutherischen Kirchen vor allem die Väter<br />

für die Weitergabe des Glaubens verantwortlich.<br />

Heute ist dies die Aufgabe der Mütter und<br />

Großmütter. Durch die Trennung von Beruf und<br />

Familie ist es zu einer Rollenteilung zwischen<br />

den Geschlechtern gekommen: Männer sind<br />

danach für den Beruf, den Lebensunterhalt<br />

der Familie und das öffentliche Leben zuständig;<br />

Frauen haben die Familie emotional zu<br />

versorgen, sind für das Private und Intime da.<br />

Da Religion und Kirche inzwischen „innen“ angesiedelt<br />

und zur Privatsache geworden sind,<br />

fallen sie in den Aufgabenbereich der Frauen.<br />

Dass diese Aufgabenzuweisungen trotz der<br />

erheblichen Veränderungen im Rollenarrangement<br />

auch heute noch gelten, lässt sich aus<br />

der Männerstudie „Männer im Aufwind“ ablesen.<br />

Die Untersuchung zeigt, dass die „neuen“ geschlechtersensiblen<br />

Männer sich keineswegs<br />

den religiösen Fragen öffnen. Das Gegenteil<br />

ist eher der Fall.<br />

Männer, die gelernt haben sich im öffentlichen<br />

Raum darzustellen, tun sich oft schwer mit dem<br />

intimen Glaubensgespräch – zumal mit einer<br />

fremden Person aus der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit,<br />

die in der Regel auch noch eine Frau ist. In<br />

einer solchen Situation fällt es ihnen leichter,<br />

sich über Sachthemen oder die beruflichen<br />

Herausforderungen zu unterhalten, als etwas<br />

Persönliches preiszugeben. Ihnen ist die in der<br />

kirchlichen Arbeit gepflegte Gesprächskultur, zu<br />

deren heimlichen Normen es gehört, persönlich<br />

zu reden, Betroffenheit zu zeigen und Gefühle<br />

zu äußern, eher unangenehm.<br />

Und doch ist auch bei Männern die Sehnsucht<br />

nach der sinnlichen Überschreitung der alltäglichen<br />

Lebenswirklichkeit nicht völlig verschüttet.<br />

Gerade in einer technologisch und<br />

ökonomisch dominierten, von Rationalität und<br />

emotionaler Kälte geprägten Lebenswelt wächst<br />

der Wunsch nach dem ganz Anderen, nimmt<br />

die Bereitschaft zu, sich dem Transzendenten,<br />

dem Göttlichen zu öffnen und über den persönlichen<br />

Glauben zu sprechen. Deshalb wäre es<br />

ein verhängnisvoller Fehler, die bei Männern<br />

immer wieder zu beobachtende Tabuisierung<br />

des Religiösen oder ihre Abstinenz gegenüber<br />

kirchlichen Angeboten als spirituelles Vakuum<br />

misszuverstehen. Auch Männer treibt die<br />

Sehnsucht, ihrem Leben Sinn und Orientierung<br />

zu geben. Sie werden darüber auch nur dann<br />

reden, wenn der Raum, der ihnen dazu geboten<br />

wird, geschützt ist und ihre religiöse Autonomie<br />

respektiert wird.


Was dem Männerleben Sinn gibt<br />

Den Fragen, was Männern für ihr Leben wichtig<br />

ist und ihnen am Herzen liegt, welche Rolle<br />

religiöse Fragen in ihrem Leben spielen und<br />

wie Männer Lebenssinn konstruieren, ging die<br />

Untersuchung „Was Männern Sinn gibt“ der<br />

Universität Bayreuth nach.<br />

Die Interviews spiegeln drei verschiedene<br />

Sinndimensionen wider, die sich nicht gegenseitig<br />

ausschließen, sondern häufig miteinander<br />

verbunden sind:<br />

1. Sinn ist für viele Männer zuerst und vor<br />

allem erarbeiteter Sinn. Das kann sich auf<br />

den Beruf, auf gelingende Partnerschaft<br />

und „geratene“ Kinder genauso wie auf<br />

Erfolge im Sport beziehen. Sinnvoll ist das<br />

Männerleben, wenn es zum Beispiel Erfüllung<br />

in einem befriedigenden und mit Erfolg<br />

verbundenen Beruf oder der Gründung einer<br />

Familie erfährt. <strong>Der</strong> erarbeitete Sinn begründet<br />

sich in der eigenen Lebensleistung.<br />

2. Eng damit verbunden ist der erlebte Sinn,<br />

der sich ebenso im Beruf und beim Sport,<br />

im Zusammensein mit Freunden, in der<br />

Partnerschaft, mit Kindern oder in der Natur<br />

einstellen kann. Sinn macht das Leben für<br />

Männer, wenn sie etwas Schönes erleben:<br />

gut essen und trinken, Musik genießen, die<br />

Zeit mit Freunden oder der Familie verbringen,<br />

ihr Hobby pflegen oder in der Natur<br />

wandern.<br />

3. Als dritte Dimension kommt der widerfahrene<br />

Sinn hinzu. Dabei geht es um häufig<br />

überraschende Ereignisse, die für die eigene<br />

Biographie positiv gedeutet werden, wie z.<br />

B. die Unterstützung und Förderung durch<br />

andere Menschen oder glücklich überstandene<br />

Unfälle. Einer der Befragten nennt<br />

beispielsweise seine Frau seinen „Sechser<br />

im Lotto“. <strong>Der</strong> zentrale Begriff, der hier in<br />

allen Interviews auftaucht, heißt Glück.<br />

Genannt werden glücklich überstandene<br />

Unfälle und Operationen und positiv gedeutete<br />

Erlebnisse, die im Übrigen selten<br />

mit Gott in Verbindung gebracht werden.<br />

Auffallend ist: In den drei Sinndimensionen<br />

werden grundsätzlich nur positiv gedeutete<br />

Phänomene zusammengefasst. Krisen,<br />

Krankheiten, berufliches Scheitern, der<br />

nahende Tod in den Gesprächen mit den<br />

alten Männern, dies alles taucht in den<br />

Schilderungen auf, wird aber nicht als<br />

sinnvoll für das eigene Leben beschrieben.<br />

Bei den Krisen geht es vielmehr um<br />

Projektion<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

13


hI n t e r g r ü n D e<br />

14<br />

<strong>Der</strong> Gedanken Stille<br />

das, was Männer daraus lernen können,<br />

um dann einen Haken dran zu machen<br />

und sich wieder dem Leben zuzuwenden.<br />

Aus der Art und Weise wie die Männer über<br />

ihr Leben nachdachten, ließen sich, unabhängig<br />

von den konkreten Gegenständen,<br />

eine Reihe von Haltungen gegenüber dem<br />

Leben – die Studie nennt sie Leitmotive<br />

männlichen Handelns - herausfiltern:<br />

• Das Leben wird häufig als Kampf gegen widrige<br />

Umstände oder gegen den Widerstand<br />

von Menschen verstanden. Wer durchgehalten<br />

hat und dabei Erfahrungen gewonnen<br />

hat, verbucht das Ergebnis anschließend in<br />

der Regel positiv als erarbeiteten Sinn.<br />

• Entgegen dem Klischee, Männer seien Beziehungsmuffel,<br />

ist neben dem Kampf das<br />

Leitmotiv Beziehung für fast alle befragten<br />

Männer von großer Bedeutung. Für viele ist<br />

dabei „Rückhalt und Anerkennung durch andere<br />

Menschen“ in der Familie, bei Freuden<br />

oder im Beruf entscheidend.<br />

• Das Leitmotiv Lernen und Abenteuer realisiert<br />

sich in der Suche nach beruflicher<br />

Herausforderung, in der Ablehnung von<br />

Langeweile und Routine und oft auch in der<br />

Wahl von Hobbys oder in der Leidenschaft<br />

für Reisen. Und das Leitmotiv Kreativität<br />

macht deutlich, dass Männer ihr Leben<br />

schöpferisch gestalten und nicht nur in ausgetretenen<br />

Bahnen verbringen möchten.<br />

Die drei Leitmotive „Beziehung“, „Lernen und<br />

Abenteuer“ und „Kreativität“ werden von positiven<br />

Untertönen getragen und häufig als<br />

erlebter Sinn markiert. Dem steht das Leitmotiv<br />

„Leben als Kampf“ gegenüber, das von den<br />

Erfahrungen der harten Seiten des Lebens gespeist<br />

wird. Die meisten Männer glauben, dass<br />

sie – trotz Unterstützung durch ihr Umfeld, ihre<br />

Partnerin und ihre Familie – sich in Krisensituationen<br />

allein „durchbeißen“ müssen und sich<br />

dem „alltäglichen Kampf“ zu stellen haben. Fast<br />

alle sind von einem Lebensgefühl getragen, das<br />

dem „einsamen Wolf“ nahe kommt.<br />

Begegnung auf Augenhöhe<br />

Um es vorweg zu sagen: Männer neigen dazu,<br />

sich einer Fremdbestimmung zu entziehen. Ihnen<br />

ist es wichtig, dem Leben – und vor allem<br />

den Mitmenschen – nicht ausgeliefert zu sein,<br />

sondern ihnen als eigenständige, unabhängige<br />

Person gegenübertreten zu können.


Dass sich der Wunsch nach Selbstbestimmung<br />

nicht immer verwirklichen lässt, wissen Männer<br />

aus Erfahrung. Vor allem die Berufswelt,<br />

aber auch Teile des Familienlebens werden<br />

von ihnen als fremdbestimmter Lebensbereich<br />

wahrgenommen. Hier haben sie durchgängig<br />

das Gefühl, in einer Welt zu agieren, in der sie<br />

in erster Linie Anforderungen zu erfüllen haben<br />

und sich an Regeln anpassen müssen, die nicht<br />

ihre eigenen sind.<br />

Dieser „Welt“ stellen sie ihre „Gegenwelt“ gegenüber.<br />

Es ist der Ort der kleinen Fluchten,<br />

der Bereich der Selbstbestimmung und Zurückgezogenheit,<br />

in dem sie Kraft tanken für<br />

die Anforderungen in der „Welt“. Leider zählen<br />

die befragten Männer die Kirche nicht zur „Gegenwelt“.<br />

Weil die Kirche als nicht wirklich gesprächsfähig<br />

wahrgenommen wird, kommt sie<br />

als Ort der Selbstbestimmung für viele Männer<br />

nicht in Frage. Kirche ist für sie nicht ein Ort der<br />

Freiheit, sondern eine Stätte der Bevormundung<br />

und des Zwangs.<br />

Wenn Männer von Begegnungen mit der Kirche<br />

erzählen, machen sie ihre negativen Urteile<br />

in der Regel an Situationen fest, in denen sie<br />

die Erfahrung machen mussten, bevormundet<br />

zu werden. Männer wollen – wenn sie schon<br />

bereit sind, in das Gespräch mit der Kirche<br />

einzutreten – ihre Gedanken und Vorstellungen<br />

auf „Augenhöhe“ mit dem kirchlichen „Bodenpersonal“<br />

diskutieren können. Sie fühlen sich<br />

sehr wohl spirituell kompetent. Doch legen sie<br />

hohen Wert darauf, ihre religiösen Erfahrungen<br />

selbst bestimmt zu gestalten und ihnen ihre<br />

eigene männliche Stimme zu geben.<br />

Interessant ist, dass von den meisten der befragten<br />

Kirchenmitglieder ein Kirchenaustritt<br />

nicht in Erwägung gezogen wird. Sie wollen vor<br />

allem um der Kinder willen in der Kirche bleiben.<br />

Denn Kirche ist – so einer der Befragten – für<br />

die moralische Entwicklung der Kinder „genau<br />

so wichtig wie Lebertran oder Spinat für ihre<br />

Gesundheit“. Die meisten der Befragten aber<br />

können für sich gut und gerne auf die Angebote<br />

der Kirche verzichten.<br />

Auch ist der Glaube an einen persönlichen Gott<br />

vielen Männern fremd. „Die Vorstellung eines<br />

Gottes, der in das individuelle Leben schützend<br />

und führend eingreift, wird im ganzen Materialpool<br />

nur von zwei Personen vertreten“, heißt<br />

es in der Studie. Die Studie resümiert als Gesamtbild,<br />

das sich aus dem Material ergibt: „Es<br />

ist das Bild einer sich religiös pluralisierenden<br />

Welt, in der sich weltanschaulich kompetent<br />

fühlende Männer ... Ansprüchen einer Institution<br />

entziehen, der sie nicht oder nur noch in Gestalt<br />

einzelner charismatischer Vertreter vertrauen,<br />

und deren möglicher Nutzen zwar für die meisten<br />

noch die Entrichtung einer Kirchensteuer,<br />

aber kein persönliches Engagement mehr lohnt,<br />

geschweige denn erforderlich macht.“<br />

Sich mit Männern auf den Weg<br />

machen<br />

Und doch bietet die Studie Ansatzpunkte, mit<br />

Männern ins Gespräch zu kommen. Männer<br />

beschreiben in den Interviews ihre Kompetenzen<br />

und Begabungen, benennen aber auch<br />

Unfähigkeiten und Grenzen. Und sie wissen,<br />

dass Sinn nicht nur erarbeitet werden kann,<br />

sondern einem auch widerfährt. Die eigene<br />

Leistung wird also im Zusammenhang mit<br />

anderen förderlichen Faktoren und glücklichen<br />

Umständen wahrgenommen. Wo die Vielfalt<br />

der mitwirkenden Faktoren beachtet wird, ist es<br />

möglich, zusammen mit der Freude über den<br />

Erfolg und dem Stolz auf die eigene Leistung<br />

ein Gefühl von Dankbarkeit zu entwickeln – eine<br />

Dankbarkeit, zu der sich die Mitarbeiter der<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit und die besuchten Männer<br />

gegenseitig anstecken könnten.<br />

Die Erfahrung in der Männerarbeit ist: Wo<br />

Männer ihre eigene Stärke spüren und mit<br />

sich in Kontakt sind, werden sie auch offen für<br />

andere, unangenehmere Themenbereiche. So<br />

können sich z. B. bei einer Bergtour, intensive<br />

Gespräche „über das Aufsteigen und Absteigen<br />

als wichtige Erfahrungen im Männerleben“ entwickeln.<br />

In solch intimen und vertrauten Runden<br />

ist eine Annäherung an die Schattenseiten des<br />

Männerlebens möglich. Um die Kraft, die in der<br />

Schwäche liegt, zu erfahren, braucht es bei<br />

Männern in der Regel eine längere Wegstrecke.<br />

Vielen wird die Annäherung an das Kreuz Jesu<br />

oft erst durch leidvolle persönliche Erfahrungen<br />

z.B. durch eine plötzliche Arbeitslosigkeit, eine<br />

gescheiterte Beziehung oder überraschende<br />

Krankheit möglich. In einer solchen Situation ist<br />

es wichtig, dass Menschen in der Nähe sind, die<br />

die Bereitschaft zum Zuhören mitbringen.<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

15


hI n t e r g r ü n D e<br />

16<br />

Gert Stührmann<br />

mu s s I c h D e n n s a g e n,<br />

D a s s I c h v o n D e r KI r c h e K o m m e ?<br />

<strong>Der</strong> Prozess der Mitarbeitenden<br />

Nach unseren Erfahrungen spielt das Thema<br />

„Wie halte ich es mit der Religion“ in den <strong>Besuchsdienst</strong>gruppen<br />

von Anfang an eine Rolle<br />

und verliert auch nicht an Relevanz, aber der<br />

Zugang dazu verändert sich.<br />

1. Unsicherheit und Widerstand bei<br />

„Glaubens-Sachen“<br />

Es ist ein Phänomen, dass beim Aufbau eines<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>es beim ersten Treffen der möglichen<br />

Mitarbeitenden, dieses Thema fast immer<br />

eine Rolle spielt: „Was ist, wenn ich auf den<br />

Glauben angesprochen werde?“ Auch wenn<br />

Mitarbeitende noch keine klare Vorstellungen<br />

von ihrer Tätigkeit haben, so spüren sie doch<br />

intuitiv: Wenn ich im Namen der Kirchengemeinde<br />

Besuche mache, dann kann dieses Thema<br />

eine Rolle spielen.<br />

Im Grunde wissen sie, dass die Besuche im<br />

Auftrag der Kirchengemeinde noch eine andere<br />

Dimension haben als die Besuche, die sie als<br />

Nachbarn oder Freunde machen.<br />

1.1. „Also beten, das mache ich<br />

nicht“<br />

Mitarbeitende, die sich diese Tätigkeit für<br />

sich vorstellen können, haben eine Phantasie<br />

davon, was Menschen, die besucht<br />

werden, von einem Besuch von der Kirche<br />

erwarten. In ihren Vorstellungen gehen sie<br />

davon aus, dass auch für die Besuchten der<br />

Besuch von der Kirche kein „normaler“ Besuch<br />

ist. Durch diesen Besuch wird bei den<br />

Besuchten eine Ebene angesprochen, die<br />

durchaus als religiöse Dimension bezeichnet<br />

werden kann.<br />

Aus den Äußerungen kann man schließen,<br />

dass sich die Mitarbeitenden vorstellen, dass<br />

Menschen sich mit Fragen des Glaubens<br />

beschäftigen und womöglich dafür einen<br />

Gesprächspartner/in suchen. Es ist ja auch<br />

nicht abwegig, dass bei Geburtstagsbesuchen<br />

die Frage nach der Kirche auftaucht<br />

und Mitarbeitende das Gefühl haben, Rede<br />

und Antwort stehen zu müssen. Oder taucht<br />

da vielleicht auch die Sinnfrage auf, oder<br />

gar die Frage nach der Endlichkeit des Lebens,<br />

gerade wenn alte Menschen besucht<br />

werden? Und vielleicht begegne ich ja auch<br />

Menschen, die fest in der Kirche beheimatet<br />

sind und mit den Mitarbeitenden spirituelle<br />

Praxis erwarten, in der Bibel zu lesen, wie<br />

das Singen eines Liedes oder das Sprechen<br />

eines Gebetes. Manche Phantasien können<br />

da möglichen Mitarbeitenden durch den Kopf<br />

gehen, wenn sie daran denken, Besuche im<br />

Auftrag der Kirche zu machen.<br />

1.2. „Ich weiß nicht, ob ich fromm<br />

genug bin?“<br />

Im Blick auf den Träger der Arbeit, der Kirchengemeinde,<br />

gibt es in gleicher Weise<br />

Phantasien, wie diese Aussage zeigt. Bin<br />

ich fromm genug – dahinter scheint der<br />

Gedanke zu stecken, dass der Auftraggeber<br />

Kirche eine bestimmte Vorstellung von<br />

Mitarbeitenden im <strong>Besuchsdienst</strong> hat, was<br />

die Frömmigkeit angeht. Wie gesagt, es sind<br />

Phantasien der möglichen Mitarbeitenden.<br />

„Ich weiß nicht, ob ich fromm genug bin“,<br />

„Ich kenne mich aber nicht so gut in der<br />

Bibel aus“, „Missionieren möchte ich aber<br />

nicht.“ – in diesen Aussagen spiegelt sich<br />

die Befürchtung wider, dass die Leitung der<br />

Kirchengemeinde ganz bestimmte Vorstellungen<br />

an einen Mitarbeitenden im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

hat, auch was die Thematisierung<br />

des Glaubens angeht. Frömmigkeit wird<br />

erwartet, wobei gar nicht so deutlich ist, was<br />

damit eigentlich gemeint ist, reiche Kenntnis<br />

der Tradition, zumindest, was die Bibelkenntnis<br />

angeht, und schließlich die Vorstellung,<br />

Menschen für den Glauben zu gewinnen,<br />

also zu missionieren. Und schließlich gibt es<br />

auch die Phantasie, wie das Zitat im ersten<br />

Abschnitt andeutet, sich in der spirituellen<br />

Praxis zu <strong>Haus</strong>e zu fühlen.<br />

Es spielt zunächst einmal keine Rolle, ob das<br />

der Realität entspricht, aber nach unseren<br />

Erfahrungen beschäftigen sich mögliche<br />

Mitarbeitende mit diesen Gedanken.<br />

1.3. „Dann schicke ich den Pastor“<br />

So eine Reaktion einer Mitarbeiterin, als eine<br />

andere die Frage stellte, was sie machen<br />

solle, wenn das Gespräch auf den Glauben<br />

kommt. <strong>Der</strong> Widerstand ist deutlich spürbar,<br />

sich selbst einem Gespräch mit diesem Thema<br />

zu öffnen. Neben den Erwartungen die


ei den Besuchten wie bei dem Auftraggeber<br />

vermutet werden, spielt die eigene Einschätzung<br />

eine ebenso bedeutende Rolle. In der<br />

Beschäftigung mit dieser Frage spüren die<br />

möglichen Mitarbeitenden, dass sie selbst<br />

ungeübt sind, wenn es um religiöse Themen<br />

geht. Sie sind es nicht gewohnt und es haftet<br />

diesem Thema auch ein gewisses Tabu an:<br />

Darüber spricht man nicht, das gehört eher in<br />

die Privatsphäre. So sehen sich Mitarbeitende<br />

selbst, es ist ihnen selbst unangenehm<br />

darüber zu reden, sie befürchten nicht die<br />

richtigen Worte zu finden, schon gar nicht<br />

sind sie geübt darin, mit anderen zu beten<br />

oder zu singen. Zusammengefasst könnte<br />

man sagen, Mitarbeitende haben selbst die<br />

Befürchtung, in solchen Situationen sprachlos<br />

zu sein.<br />

Die Unsicherheit bis hin zu einem Widerstand,<br />

was dieses Thema angeht, rührt also aus<br />

Erwartungen in dreierlei Hinsicht: die Erwartungen,<br />

die jemand bei den Besuchten, wie<br />

bei dem Träger der Arbeit vermutet, als auch<br />

die Erwartungen, die im Kontakt mit sich selbst<br />

entstehen. Es sind in der Phantasie sehr hohe<br />

Erwartungen. So ist es häufig: Wenn jemand<br />

auf etwas Neues zugeht und ohne Erfahrung<br />

ist, neigt er dazu, alles viel größer in der Phantasie<br />

zu machen, als es dann in der Realität ist.<br />

Zunächst gilt es, die Phantasien der Mitarbeitenden<br />

herunterzuschrauben und der Realität<br />

anzupassen. Gleichzeitig geht es aber darum,<br />

deutlich zu machen, dass an diesen Phantasien<br />

auch etwas Wahres dran ist. Denn die Mitarbeitenden<br />

spüren instinktiv, dass es ein anderer-<br />

Besuch wird, sobald gesagt wird: Ich komme<br />

vom <strong>Besuchsdienst</strong> der Kirchengemeinde.“<br />

In der Begrüßung liegt schon der Ansatz der<br />

religiösen Dimension, liegt die Chance, dass<br />

auch diese Dimension in der Begegnung zum<br />

Tragen kommt.<br />

2. Ahnung und Aufmerksamkeit für<br />

religiöse Ebenen des Gesprächs<br />

Aber wie gesagt: Die Dramatik die phantasiert<br />

wird, spiegelt sich in den ersten Begegnungen<br />

nicht wider. Denn zunächst einmal sind es ganz<br />

normale Besuche, entwickeln sich ganz normale<br />

Gespräche. Die Befürchtung, es könnte<br />

sofort die religiöse Dimension angesprochen<br />

werden, bewahrheitet sich nicht. Die Frage,<br />

die sich vor dem Beginn der Tätigkeit mitunter<br />

so vehement in den Vordergrund drängt, rückt<br />

in den Hintergrund. Die erste Phase dient der<br />

Kontaktaufnahme, und da, wo ein regelmäßiger<br />

Kontakt entsteht, entwickelt sich eine Beziehungsgestaltung.<br />

Gerade da, wo Beziehungen entstehen und<br />

wachsen, machen die Mitarbeitenden die Erfah-<br />

rung, dass die Gespräche eine tiefere Dimension<br />

erreichen. Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong>,<br />

so formulierte es Dieter Große gern, können<br />

davon ausgehen, dass sie mit dieser tieferen<br />

Ebene auch die religiöse Ebene erreicht haben.<br />

Es ist die Zeit, in der Mitarbeitende feststellen,<br />

dass sich die Gespräche dann doch deutlich von<br />

„normalen“ Besuchen unterscheiden. Viele Mitarbeitende<br />

spüren es, ohne es richtig in Worte<br />

fassen zu können. Es ist etwas anderes, als<br />

wenn sie als Nachbarin jemanden besuchen,<br />

ohne genau sagen zu können, was es genau<br />

ist. „Aber es macht einen Unterschied aus, ob<br />

ich als Nachbarin oder von der Kirche komme.<br />

Die Menschen sind offener, erzählen mehr.“<br />

Es sind dann häufig Redewendungen, die die<br />

Funktion von Religion übernehmen: „Da kann<br />

man eben nichts machen“; „Hoffentlich geht’s so<br />

noch ein paar Jahre“. Da wird dann erzählt aus<br />

dem Leben und die Erzählung bekommt den<br />

Charakter einer Art Lebensbilanz. „Wenn ich<br />

sage, ich komme von der Kirche, dann denken<br />

die, Gott ist irgendwie dabei und dann erzählen<br />

sie anders, Dinge, die sie sonst nicht erzählen<br />

würden.“ So formulierte es eine Mitarbeiterin.<br />

Mit der steigenden Erfahrung bei Besuchen,<br />

nimmt auch die Sensibilität zu, in der Begegnung<br />

auch die religiöse Ebene wahrzunehmen.<br />

Es ist häufig eher eine Ahnung die dann in der<br />

Reflexion in der Gruppe zu Bemerkungen führt<br />

wie „Am Ende hatte ich das Gefühl, da hätte<br />

auch ein ‚Vater unser’ gut getan.“<br />

Mit dem Bewusstwerden dieser Ahnung wächst<br />

nach unserer Erfahrung auch die Neugierde<br />

an diesem Thema. Und zwar deshalb, weil die<br />

religiöse Ebene nicht wie ein „Überfall“ über<br />

einen kommt, sondern weil sie sich entwickelt in<br />

der Begegnung zweier Menschen in einem Begegnungsraum,<br />

der deutlich als ein „<strong>kirchlicher</strong>“<br />

und damit religiöser Raum gekennzeichnet ist.<br />

Interessant wird dieses Thema aber auch deshalb,<br />

weil die Besuchenden auch für sich selbst<br />

neugierig werden.<br />

3. Wachsende Neugier und Interesse<br />

am eigenen Glauben<br />

Mit der Neugierde wächst dann auch das<br />

Interesse, mehr Sicherheit in der Herangehensweise<br />

an dieses Thema zu gewinnen. Wir<br />

stellen jedenfalls fest, dass schon seit einigen<br />

Jahren besonders die Fortbildungen, die sich<br />

mit dem Thema, in welcher Weise der Glaube<br />

in Gesprächen angesprochen werden kann,<br />

beschäftigen, besonders gefragt sind. Die Motivation<br />

besteht darin, sich selbst zu vergewissern<br />

und im Austausch mit anderen, die Scheu zu<br />

verlieren, mit anderen auch über Fragen des<br />

Glaubens ins Gespräch zu kommen. Es stecken<br />

Erfahrungen dahinter, die Mitarbeitende bei den<br />

Besuchen gemacht haben, aus denen heraus<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

17


hI n t e r g r ü n D e<br />

18<br />

Lichteinfall<br />

sie für die Besuchten ein kompetentes Gegenüber<br />

sein möchten, mit dem sie auch über<br />

die „Dinge“ des Glaubens sich austauschen<br />

können. Dabei verlieren sich die Kategorien<br />

von „richtig“ und „falsch“ und gehen eher in<br />

Richtung von „mutig“ und „selbstsicher“. Denn<br />

das wird in diesen Fortbildungen und in den<br />

Gesprächen von Mitarbeitenden sehr deutlich,<br />

dass es nicht nur um die Erfüllung der Erwartung<br />

anderer geht, sondern dass sie selbst von<br />

diesem Austausch und den Gesprächen über<br />

den Glauben profitieren.<br />

Was am Anfang als eine unüberwindliche Mauer<br />

erscheint, entwickelt sich mit den Erfahrungen<br />

in den Begegnungen mit Menschen zu etwas,<br />

was Interesse und Neugierde weckt bis hin zu<br />

dem Wunsch, dieses Thema auch aktiv einzubringen.<br />

Nicht im Sinne, dem Gegenüber etwas<br />

überzustülpen, sondern die Sensibilität dafür zu<br />

entwickeln, was das Gegenüber selbst an einer<br />

religiösen Dimension in das Gespräch einbringt,<br />

um sich auch dafür als Gesprächspartner/in<br />

anzubieten.<br />

Man könnte es vielleicht auch so formulieren:<br />

Die Energie und das Potential, das zu Beginn in<br />

der Unsicherheit und im Widerstand gebunden<br />

ist, verwandelt sich mit den Erfahrungen in die<br />

Energie, mit der sich Mitarbeitende mit Neugier<br />

auf das Thema „Glauben“ richten und sich auch<br />

da selbst weiterentwickeln möchten.<br />

Neben dem Faktor, dass sich die zunächst<br />

überhöhten Phantasien der Realität anpassen,<br />

geschieht unseres Erachtens, dass sich die<br />

Mitarbeitenden immer mehr mit ihrer Tätigkeit<br />

identifizieren. So erleben sie die Kirchengemeinde<br />

nicht mehr als eine Organisation, die<br />

Erwartungen an sie heranträgt, sondern erleben<br />

sich selbst als ein Teil dieser Organisation und<br />

teilen deren Ziele. Die guten Beziehungen zu<br />

den Besuchten führen dazu, dass sie ihnen<br />

auch auf dem Themengebiet des Glaubens<br />

ein guter Gesprächspartner sein wollen. Und<br />

schließlich erleben sie sich selbst als „religiöse“<br />

Menschen, die aus der Beschäftigung und Auseinandersetzung<br />

mit den Fragen des Glaubens<br />

großen Gewinn ziehen.<br />

4. Prozess zunehmender eigener<br />

Sicherheit und Zutrauen<br />

Im Grunde zeigt sich in diesen Erläuterungen,<br />

dass sich die Frage, wie die religiöse Dimension<br />

in den Begegnungen zum Tragen kommt, ähnlich<br />

zu den Fragen verhält, wie der Besuchende<br />

überhaupt in Kontakt zum Besuchenden kommt,<br />

und, wie beide zu einem Thema finden. Auch da<br />

türmen sich mitunter Fragen wie hohe Berge<br />

auf bei Mitarbeitenden, die noch keinen Besuch<br />

gemacht haben. Und genauso lösen sich die<br />

Fragen auf: sich bewusstmachen, was an der<br />

Tür passiert, was in der ersten Begegnung<br />

geschieht, einüben unter Gleichgesinnten, sich<br />

sensibel zeigen, was das Gegenüber möchte.<br />

Auf diese Weise öffnet sich die Tür, weil die<br />

Atmosphäre stimmt, finden die Gesprächspartner<br />

ein Thema, weil sich eine Beziehung<br />

entwickelt, ergibt sich ein Gespräch auch auf<br />

der religiösen Ebene, weil Vertrauen gewachsen<br />

ist. Es gibt dafür kein Rezept, es entwickelt<br />

sich im Prozess der Kontaktaufnahme und der<br />

Beziehungsgestaltung und dem gegenseitigen<br />

Einfühlungsvermögen.


Können wir auch mit und bei Besuchen Gottesdienst<br />

-Gottes Dienst an uns und unser Dienst<br />

für Gott- erleben und feiern?<br />

Gemeindegottesdienste sind liturgisch in vier<br />

Teile gegliedert:<br />

1. Eröffnung und Anrufung,<br />

2. Verkündigung und Bekenntnis,<br />

3. Abendmahl,<br />

4. Sendung und Segen<br />

Dieser Struktur liegen menschliche Erfahrungen<br />

zugrunde, die mit den liturgischen Elementen<br />

aufgenommen und erhellt werden. Auch in alltäglicher<br />

Begegnung finden sich diese Grunderfahrungen<br />

wieder:<br />

1. Sich sammeln. Wir kommen an, begrüßen<br />

uns, begegnen uns wieder oder nähern<br />

uns erstmalig einander an. Diese<br />

Schritte finden meist im Foyer, im Flur,<br />

im Stehen statt und sind von Gesten<br />

des Willkommenheißens begleitet.<br />

2. Orientierung finden. Wir vertiefen den<br />

Kontakt, indem wir uns mitteilen, uns<br />

informieren, miteinander ins Gespräch<br />

kommen. Das Wohnzimmer oder der<br />

Küchentisch als Orte laden ein, vertraut<br />

miteinander zu werden und Zeit zu<br />

haben.<br />

3. Gemeinschaft erfahren. Sich einladen<br />

lassen, etwas zum Essen und Trinken<br />

zu reichen und einzuschenken und miteinander<br />

Essen und Trinken zu teilen,<br />

verbindet und stärkt.<br />

4. Sich senden lassen. Wir bereiten das<br />

Auseinandergehen vor, verabreden<br />

uns, sprechen Wünsche aus und verabschieden<br />

uns. Auch hier, oft schon<br />

im Gehen, unterstützen Gesten den<br />

Abschied.<br />

Unsere Besuche spiegeln diese Grunderfahrungen<br />

ebenfalls wider. Bei aufmerksamem<br />

Wahrnehmen des Besuchsgeschehens lassen<br />

sich Worte und Gesten entdecken, die an<br />

gottesdienstliche Strukturen und Elemente<br />

erinnern.<br />

Ich komme im Auftrag der Kirche<br />

Eröffnung und Anrufung<br />

Sie konnte nicht mehr zum Gottesdienst in die<br />

Kirche kommen. Als ich sie besuchte, lag sie auf<br />

ihrer Couch. Sie kannte mich als Mitglied der<br />

Kirchengemeinde. Schnell wollte sie aufstehen,<br />

sich schön und angemessen anziehen. So hat<br />

sie es jahrzehntelang getan, wenn sie sich auf<br />

den Weg zur Kirche machte. Die innere und<br />

äußerliche Vorbereitung für den Gottesdienst<br />

war ihr wichtig. Jetzt fällt ihr das Anziehen<br />

schwer, aber das Bedürfnis nach Vorbereitung<br />

ist geblieben. Wenn ich sie besuche, ist es uns<br />

beiden bewusst, dass ich nicht als Nachbarin<br />

oder Freundin komme. Ich komme im Auftrag<br />

der Kirche, als Stellvertreterin der Gemeinde.<br />

Mein Besuch ist ein Zeichen, dass Gott sie<br />

nicht nur in der Kirche, sondern auch Zuhause<br />

besucht. Es ist deutlich, in wessen Namen wir<br />

diese Stunde des Besuchs zusammen sind.<br />

Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem<br />

Namen, da bin ich mitten unter ihnen. So wie<br />

im Gottesdienst am Sonntag: Wir feiern diesen<br />

Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes<br />

und des Heiligen Geistes.<br />

Gott war gegenwärtig im Erinnern<br />

Psalmlesung<br />

Beim Betreten des Wohnzimmers fiel der Blick<br />

auf ein großes Gemälde, ein Dorf im Schnee,<br />

mittendrin die Kirche. „Meine Heimat, Oberschlesien“,<br />

ihre Augen fingen an zu leuchten.<br />

Und dann reihte sie eine Geschichte an die<br />

andere: Kleine Anekdoten, gefühlvolle Szenen,<br />

traurige und witzige Episoden. Sie blühte auf,<br />

die Frau, die mich in depressiver Stimmung<br />

empfangen hatte. Erinnern tut gut. Wie in den<br />

Psalmen der Bibel. Lobe den Herrn, meine<br />

Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan<br />

hat. <strong>Der</strong> dir alle deine Sünde vergibt und<br />

heilt all deine Gebrechen, der dein Leben vom<br />

Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade<br />

und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich<br />

macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.<br />

Marianne Storz<br />

„wIr h a b e n n I c h t v o n go t t g e r e D e t,<br />

a b e r e r w a r m I t t e n u n t e r u n s “<br />

<strong>Der</strong> Besuch – ein Gottesdienst?<br />

Marianne Storz<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

19


hI n t e r g r ü n D e<br />

20<br />

<strong>Der</strong> Psalmbeter wusste, dass Erinnerung stärkt,<br />

darin, dass mein Leben nicht vergeblich war,<br />

dass ich es bis hierher geschafft habe, dass<br />

ich einen großen Schatz an Erfahrungen mit<br />

mir trage. Wir haben keinen Psalm gesprochen,<br />

aber Gott war gegenwärtig im Erinnern.<br />

Leben im Rückblick<br />

– mit Klage und Lob<br />

Kyrie eleison und Gloria<br />

Wir saßen über Eck an ihrem Küchentisch.<br />

Plötzlich ergriff sie meine beiden Hände, zog<br />

mich ein wenig zu sich heran und fing wieder<br />

an, von damals zu erzählen. Wie ihr das Neugeborene<br />

auf der Flucht starb und sie es zurücklassen<br />

musste, von der erfahrenen Gewalt und<br />

der Feindseligkeit, die ihnen als Flüchtlingen<br />

entgegenschlug. „Meine Kinder wollen das alles<br />

nicht mehr hören, sie sagen, ich solle es vergessen,<br />

aber das kann ich nicht, vor allem nicht die<br />

Trauer und die Angst.“ Im Laufe der Jahre hat<br />

sie mir viele ihrer traumatischen Erfahrungen<br />

anvertraut, meist mit den gefassten Händen.<br />

Wie ein Gebet, wie eine Litanei: Wieder und<br />

wieder erzählt. Kyrie eleison – Herr erbarme<br />

dich, Christe eleison – Christus erbarme dich,<br />

Kyrie eleison – Herr erbarme dich. Meinem Gefühl<br />

nach hätte es oft mehr als dieses unausgesprochene<br />

dreimalige Kyrie eleison gebraucht,<br />

um all das Erlebte zu bewältigen. Und oft hatte<br />

wunderbarerweise das Andere wieder Raum:<br />

Die Dankbarkeit für die neue Heimat, dass aus<br />

den Kindern und Enkeln etwas Ordentliches<br />

geworden war, dass sie mit ihrem O. noch die<br />

Goldene Hochzeit feiern konnte, „dafür sage ich<br />

meinem Herrgott jeden Abend danke. Und nun<br />

warte ich nur darauf, dass ich endlich meine<br />

Rückfahrkarte zu ihm einlösen darf.“ Allein Gott<br />

in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade,<br />

darum, dass nun und nimmermehr uns rühren<br />

kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns<br />

hat, nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd<br />

hat nun ein Ende. Leben im Rückblick –mit<br />

Klage und Lob.<br />

Plötzlich fiel mir eine Geschichte ein<br />

Verkündigung und Bekenntnis<br />

Sie hatte mir viel erzählt von ihrem Leben, in<br />

dem sie sich so von anderen ausgenutzt und<br />

inzwischen ganz kraft- und leblos fühlt. Plötzlich<br />

fiel mir eine Geschichte aus der Apostelgeschichte<br />

ein, die Auferweckung der Tabitha. ...<br />

Die war voll guter Werke und Almosen, die sie<br />

gab. Es begab sich aber zu der Zeit, dass sie<br />

krank war und starb. ... Petrus kniete nieder,<br />

betete und wandte sich zu dem Leichnam und<br />

sprach: Tabitha, steh auf! Und sie tat ihre Augen<br />

auf. ... Nach kurzer Überraschung, was dieser<br />

alte Text mit ihrem Leben zu tun haben könnte,<br />

waren wir schnell in einem Dialog miteinander<br />

und mit dem Text, der wie von selbst predigte,<br />

kraftvoll und lebendig.<br />

Eine Schuldenlast löste sich<br />

Beichte<br />

Seine Stimme war leise geworden in dem<br />

großen unruhigen Krankenhauszimmer. Ich<br />

musste mit dem Stuhl dichter rücken, um seine<br />

Worte zu verstehen, eigentlich waren es eher<br />

Wortfetzen, langes Schweigen, Gedanken in die<br />

Ferne. Aus den wenigen gestammelten Worten<br />

konnte ich nur erahnen, dass es um Bilder aus<br />

dem Krieg ging, die jetzt kurz vor dem Tod<br />

wieder bedrohlich nahe waren. Eigene Schuld.<br />

Entsetzen, die Unfähigkeit, jemals darüber zu<br />

sprechen. Ich bekenne dir, dass ich gesündigt<br />

habe mit Gedanken, Worten und Werken.<br />

<strong>Der</strong> allmächtige Gott erbarme sich unser. Er<br />

vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum<br />

ewigen Leben. Amen. Dieser Mann hatte wenig<br />

weinen können in seinem Leben. Jetzt konnte<br />

er es. Eine Schuldenlast löste sich. Er griff nach<br />

meiner Hand. Lösende Worte waren in diesem<br />

trubeligen Krankenhauszimmer nicht möglich,<br />

aber die Veränderung seiner Gesichtzüge<br />

zeigte mir, dass mit der Geste der Berührung<br />

der Segen angekommen war.<br />

„Oh, ich habe Ihnen ja gar nichts<br />

angeboten“<br />

Abendmahl<br />

„Gott sei Dank, dass Sie kommen“, sagte er<br />

bei der Begrüßung. Er meinte das wörtlich. Auf<br />

dem Tisch lag eine Bibel, daneben ein kindlicher<br />

Engel. Er sprach sehr laut, gestenreich,<br />

manchmal fast verschwörerisch. Von seiner<br />

Erkrankung sprach er, von der körperlichen<br />

und der psychischen, die ihm anzusehen war.<br />

„Keiner sieht mich, alle gehen mir aus dem Weg,<br />

es ist so vieles in meinem Leben falsch gelaufen“.<br />

Er war einsam geworden, hatte Angst.<br />

Langsam wurde sein Klagen leiser. Vielleicht<br />

hatte er sich in seiner verfahrenen Situation ein<br />

bisschen gesehen, ein bisschen gehört gefühlt,<br />

wie Zachäus. Jesus kam an die Stätte, sah<br />

auf zu dem Maulbeerbaum, auf den der kleine<br />

Zöllner Zachäus gestiegen war, und sprach zu<br />

ihm: Zachäus, steig eilend hernieder, denn ich<br />

muss heute in deinem <strong>Haus</strong> einkehren. Und<br />

er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit<br />

Freuden. Plötzlich hielt er inne: „Oh, ich habe Ihnen<br />

ja gar nichts angeboten“. Es tat uns beiden<br />

gut, schweigend zusammen eine Tasse Kaffee<br />

zu trinken und einige Kekse zu essen, uns<br />

wahrhaftig zu stärken nach diesem intensiven<br />

Reden und Zuhören. “Das stärke und bewahre<br />

euch zum ewigen Leben“. Sein Blick ruhte<br />

auf dem Engel auf dem Tisch. <strong>Der</strong> schien das<br />

Erlebte zum Himmel zu tragen. Kein Brot, kein<br />

Kelch – und dennoch: Wir wurden gestärkt und<br />

Gott saß mit am Tisch. Später, beim Abschied,<br />

sagte er noch einmal: „Gott sei Dank, dass Sie<br />

gekommen sind.“


„Bitte, denken Sie an ihn!“<br />

Fürbitten<br />

„Bevor Sie gehen, muss ich Ihnen aber kurz<br />

noch von meinem Enkel erzählen. <strong>Der</strong> macht<br />

mir große Sorgen.“ Sie wollte ihre Sorgen mitteilen,<br />

sie wollte jemanden an ihrer Seite, die<br />

auch an ihren Enkel denkt. „Bitte, denken Sie<br />

an ihn!“ Das Denken an andere, das Teilen,<br />

was andere bewegt, das ist Fürbitte halten.<br />

Lasst uns Fürbitte halten mit den Worten: Herr,<br />

erbarme dich.<br />

„Möge es Ihnen gut gehen“<br />

Friedensgruß/Segen<br />

Wir waren gut miteinander ins Gespräch gekommen<br />

über ihren Abschied dort und der<br />

Neuorientierung hier in der Stadt. „Ich würde<br />

mich freuen, Sie wieder zu sehen,“ sagte sie<br />

zum Schluss. „Ja, gerne. Und bis dahin: Möge<br />

es Ihnen gut gehen“. Wie ein Friedensgruß.<br />

<strong>Der</strong> Friede Gottes sei mit dir. Nicht mit einem<br />

Kreuzeszeichen, aber mit kräftigem Händedruck<br />

bestärkten wir den Wunsch. Auf dem<br />

Nachhauseweg ging mir die Melodie durch den<br />

Kopf: Und bis wir uns wieder sehn, und bis wir<br />

uns wieder sehn, möge Gott seine schützende<br />

Hand über dir halten. Wie ein Segen. <strong>Der</strong> Herr<br />

segne und behüte dich, der Herr lasse leuchten<br />

sein Angesicht über dir, der Herr erhebe sein<br />

Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.<br />

Das bewusste Wahrnehmen von Worten und<br />

Gesten bei alltäglichen Besuchen erinnert an<br />

gottesdienstliche Strukturen, Elemente und<br />

Rituale. Das Deuten als gottesdienstliches Geschehen<br />

kann eine Hilfe sein, die Besuche von<br />

Beliebigkeit und Belanglosigkeit zu befreien.<br />

Sie werden zum Zeichen für Gottes Besuchen<br />

im Alltag. Mit jedem Besuch tragen wir Gottes<br />

Zusage zu dem Menschen: Ich sehe dich. Ich<br />

wende mich dir zu. Ich schätze dich wert.<br />

Mit Sensibilität für unausgesprochene religiöse<br />

Erfahrungen wird das Vertrauen der Besuchenden<br />

wachsen, dass sich in ihrem Tun Gottesdienst<br />

ereignet.<br />

Widerhall<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

21


hI n t e r g r ü n D e<br />

22<br />

„wIr s e h e n j e t z t D u r c h e I n e n sp I e g e l<br />

e I n D u n K l e s bI l D“<br />

Frauke Migge und Gert Stührmann im Gespräch<br />

Begegnung<br />

Stü: Liebe Frauke Migge, zunächst einmal<br />

herzlichen Dank, dass Sie bereit sind,<br />

Ihre Bilder für unser Heft zur Verfügung zu<br />

stellen und sich zu diesem Gespräch bereit<br />

gefunden haben.<br />

Mig: Das mache ich gerne. Als Sie mich fragten,<br />

habe ich ja spontan zugesagt und ich war<br />

ganz angetan von dieser Idee. Und was<br />

das Gespräch angeht - Da bin ich selbst<br />

gespannt und so richtig vorbereitet bin ich<br />

ja nicht. Wir werden sehen, ich freue mich<br />

darauf.<br />

Stü: Zunächst aber zu Ihrer Person. Wir kennen<br />

uns aus der Zeit, als ich Pastor hier in der<br />

Kirchengemeinde Worpswede war. Aber<br />

Sie sind ja schon länger hier. Seit wann<br />

leben Sie in Worpswede?<br />

Mig: Ich bin hier 1973 nach Worpswede gekommen<br />

durch ein Stipendium des Atelierhausvereins<br />

und hätte mir nie vorstellen können,<br />

dass ich hier in Worpswede hängen bleiben<br />

würde.<br />

Stü: Was war es denn, dass Sie hier geblieben<br />

sind?<br />

Mig: Es war die Landschaft und der Himmel,<br />

der Himmel und die Landschaft. Ich habe<br />

mir das dann später erklären lassen, dass<br />

die manchmal bis zu apokalyptischen<br />

Erscheinungen am Himmel durch dieses<br />

große Moorgebiet entstehen – und zwar<br />

durch die Thermik. Das Zusammenspiel<br />

hat mich so fasziniert – dagegen kann man<br />

das Fernsehen vergessen.<br />

Stü: Das klingt so, als ob Sie Landschaft und<br />

Himmel wie einen Film betrachtet haben.<br />

Mig: Ja, das stimmt. Das Atelierhaus liegt an<br />

den Hammewiesen mit direktem Blick in die<br />

Natur und es ist verglast vom Fußboden bis<br />

zur Decke. Da habe ich dann abends gesessen,<br />

als andere vor der Glotze hockten,<br />

und habe einfach durch das Fenster geschaut<br />

und Landschaft geguckt.<br />

Stü: Unser diesjähriges Heft hat zum Thema, im<br />

Alltäglichen, in der alltäglichen Begegnung<br />

und im alltäglichen Gespräch die religiöse


Dimension wahrzunehmen. Ihre Bilder sind<br />

nun alles andere als alltäglich, haben aber<br />

etwas – wenn man so will – Alltägliches<br />

zum Gegenstand: Die Landschaft, die mir<br />

alltäglich vor Augen ist. Was fasziniert Sie<br />

daran?<br />

Mig: Auch wenn ich, glaube ich, weiß, was<br />

Sie meinen, so möchte ich doch sagen,<br />

dass ich ein Problem mit dem Begriff der<br />

Alltäglichkeit habe. All-täglich meint ja alle<br />

Tage, das heißt im Grunde, dass alles<br />

unendlich wäre. Durch unsere Endlichkeit<br />

ist aber alles begrenzt. Wenn man durch<br />

dieses Bewusstsein einen kritischen Blick<br />

bekommt, dann merkt man, dass kein Tag<br />

dem anderen gleicht, die Landschaft jeden<br />

Tag anders ist – alleine durch das Licht.<br />

Es ist alles im Fluss, alles in Bewegung,<br />

es ist wie das Leben halt, aber begrenzt.<br />

In der Begrenzung gewinnt das Tägliche,<br />

was uns täglich vor Augen steht, an Besonderem.<br />

Und dahinter sehe ich auch<br />

irgendwie Gott.<br />

Stü: Diese Differenzierung zwischen täglich<br />

und alltäglich, die Sie machen, trifft im<br />

Grunde genau das, was uns als Thema<br />

dieses Heftes bewegt. In Allem, was<br />

uns tagtäglich vor Augen ist, liegt immer<br />

etwas Besonderes. Oder aus Sicht des<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>es: Jede Begegnung, mag<br />

sie noch so gewöhnlich sein, ist jedes Mal<br />

etwas Besonderes. Und wenn Sie sagen,<br />

dahinter sehen Sie Gott, liegt darin auch die<br />

religiöse Dimension. Denn auch wenn auf<br />

der Oberfläche alles gleich auszuschauen<br />

scheint, ist das was jeder Mensch in<br />

seinem Innern sieht und empfindet immer<br />

etwas Besonderes.<br />

Mig: Genau, liegt immer etwas Besonderes, das<br />

ist genau das, was ich sagen wollte. Jeder<br />

Tag hält etwas Neues bereit und in allem,<br />

was ich sehe, liegt etwas, was Geheimnisse<br />

in sich trägt, die wir morgens noch<br />

nicht kennen. Und an jedem Tag haben wir<br />

abends viel erfahren.<br />

Stü: Zur Landschaft gehört immer auch der Himmel<br />

dazu, von dem Sie gesagt haben, dass<br />

Landschaft und Himmel Sie in Worpswede<br />

gehalten haben. Damit stehen Sie ja in der<br />

Tradition der Künstler und Künstlerinnen<br />

der ersten Generation in Worpswede.<br />

Was ist es, was Sie so sehr am Himmel<br />

fasziniert?<br />

Mig: Abgesehen davon, dass der Himmel immer<br />

in Bewegung ist, kommt vom Himmel das<br />

Licht, ohne das wir die Welt, die Landschaft<br />

nicht sehen könnten…<br />

Stü: .. und Leben nicht möglich wäre.<br />

Mig: …und Leben nicht möglich wäre, richtig.<br />

Stü: Wenn ich so auf Ihre Bilder schaue, dann<br />

bilden Himmel und Erde eine Einheit. Und<br />

in manchen Bildern scheint es mir, dass Sie<br />

diese Einheit noch dadurch betonen, dass<br />

sich der Himmel zur Erde herabneigt. Ist es<br />

so oder sehe ich da etwas anderes?<br />

Mig: Nein überhaupt nicht. Es ist genauso wie<br />

Sie sagen. Himmel und Erde gehören einfach<br />

zusammen, sie bilden eine Symbiose.<br />

Ohne das Licht gäbe es kein Sehen und<br />

kein Leben, aber ohne die Landschaft, das<br />

Leben, könnten wir den Himmel gar nicht<br />

wahrnehmen. Und beides zusammen ist<br />

die Schöpfung.<br />

Stü: Gleichzeitig vermittelt sich für mich in den<br />

Bildern aber auch etwas, dass in ihnen<br />

Himmel und Erde getrennt sind. Durch<br />

verschiedene Stilmittel, werden beide<br />

wieder miteinander verbunden, als wenn<br />

das Verhältnis zueinander noch einmal<br />

neu bestimmt werden muss. Also, dass<br />

trotz der Symbiose, dennoch immer die<br />

Frage besteht, wie denn beide zueinander<br />

gehören.<br />

Mig: Wenn man so will, dann ist das, was wir<br />

tagtäglich vor Augen haben, die Erde, bzw.<br />

die Landschaft. Wenn Sie nun trotz aller<br />

Symbiose dennoch den Himmel als etwa<br />

Getrenntes sehen, dann würde ich sagen,<br />

liegt im Himmel für mich die schöpferische<br />

Kraft. Und diese schöpferische Kraft sehe<br />

ich und fühle ich in dem, was mir tagtäglich<br />

vor Augen steht.<br />

Stü: Mir fällt dazu eine Stelle aus dem 1. Korintherbrief<br />

ein. Mit meinen Augen könnte er<br />

eine Deutung für das sein, was ich in Ihren<br />

Bildern sehe. Dort heißt es: „Wir sehen jetzt<br />

durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann<br />

aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt<br />

erkenne ich stückweise; dann aber werde<br />

ich erkennen, wie ich erkannt bin.“<br />

Frauke Migge<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

23


hI n t e r g r ü n D e<br />

24<br />

Mig: Das ist wunderschön gesagt. Ich kannte<br />

diese Stelle im Korintherbrief nicht, weil<br />

ich auch nicht so bibelfest bin. Aber das ist<br />

genau das, das mich motiviert, zu denken,<br />

dass wir angesichts des Todes besser<br />

sehen können.<br />

Süh: Wenn ich das richtig verstehe, geht es in<br />

Ihren Bildern bei der Thematik von Himmel<br />

und Erde also auch um die Thematik Transzendenz<br />

und Immanenz.<br />

Mig: Dazu möchte ich vorher noch sagen,<br />

wie solche Bilder entstehen können. Die<br />

Gründe dafür liegen in einem selbst: Wie<br />

ich Leben erlebe, wie ich Leben begreife,<br />

wie ich Leben verstehe. Ja, wie ich das<br />

Geheimnis Leben verstehen kann. In<br />

diesem Sinne versuche ich in der Tat im<br />

Gesehenen, was mir täglich vor Augen<br />

ist, das Transzendente darzustellen. Und<br />

dann wird es wohl so sein, dass ich Himmel<br />

letztendlich auch getrennt, etwa durch den<br />

Horizont sehen kann. Obwohl, wie gesagt,<br />

das Eine nicht ohne das Andere besteht,<br />

jedenfalls für uns Menschen. Wer sehr aufmerksam<br />

versucht zu leben, der wird allerdings<br />

auch merken, dass dieses Leben ein<br />

Geheimnis bleibt, das wir nie ganz lösen<br />

werden. Umso mehr werde ich rohhäutig,<br />

so dass ich mich unheimlich freuen kann<br />

über jeden Tag, weil ich immer mehr das<br />

Göttliche darin sehen kann.<br />

Stü: Das Göttliche im Täglichen sehen – das<br />

ist das, was mich motiviert hat, Sie um Ihre<br />

Bilder und dieses Gespräch zu bitten. Die<br />

Verbindung zwischen Landschaft und Himmel<br />

wird von Ihnen in den Bildern deutlich<br />

hervorgehoben. Sie verwenden da formal<br />

optische Mittel: Ich sehe Spiegelungen, das<br />

Licht, das vom Himmel auf die Erde fällt, die<br />

Linse durch die dieses Licht fällt, ebenso<br />

wie durch die Öffnungen, die in den Wolkenhimmel<br />

gerissen werden. Mir scheint<br />

das die Form zu sein, die Verbindung darzustellen,<br />

wie Sie sie empfinden.<br />

Mig: Ja, und es bleibt doch die Schwierigkeit das<br />

für uns Menschen Unfassbare irgendwie<br />

zu transportieren, an irgendetwas festzumachen.<br />

Wenn ich die Natur abbilde, sehe<br />

ich die Natur. Aber in der Natur ist ja noch<br />

mehr zu sehen, als was ich ablichten kann.<br />

Gott hat uns Rezeptoren gegeben, mit denen<br />

ich noch mehr sehen kann, eben auch<br />

das, was ich dabei fühle und empfinde. Es<br />

ist so großartig, was mir da vor Augen ist,<br />

dass ich es voll und ganz gar nicht erfassen<br />

kann. Es bleibt ein Geheimnis.<br />

Wenn es mir gelingt einen kleinen Zipfel<br />

davon zu erfassen und es in meine Bilder<br />

einfließen zu lassen – was wahrlich nicht<br />

einfach ist und mir nicht immer gelingt –<br />

dann bin ich glücklich.<br />

Stü: Ich nehme einmal Ihre Bilder zu Hilfe, um<br />

es in meinen Worten auszudrücken: Das<br />

Licht, das vom Himmel fällt, in dem zu sehen,<br />

was mir vor Augen ist, und zu spüren,<br />

darin bin ich aufgehoben und geborgen –<br />

das macht Sie glücklich.<br />

Mig: So ist es, genau. Das macht mich absolut<br />

glücklich.<br />

Stü: Ich könnte mir vorstellen, dass das auch<br />

eine Antriebsfeder ist, zu arbeiten. Dem<br />

auf die Spur zu kommen, was der Himmel,<br />

was Gott uns schenkt in dem, was uns vor<br />

Augen ist, und dem dann auch in Ihren<br />

Bildern Ausdruck zu geben.<br />

Mig: In der Tat, das motiviert mich. So kann ich<br />

jeden Tag positiv beginnen, mich hinsetzen<br />

und arbeiten. Das Geheimnis besteht ja<br />

darin, das wir nicht wissen, woher wir kommen<br />

und wohin wir gehen, nicht einmal,<br />

warum wir überhaupt hier sind. Im Laufe<br />

eines langen Lebens kann ich vielleicht<br />

den Weg voller Geheimnisse gehen und<br />

am Ende dankbar sein, für all das, was ich<br />

entdeckt habe. Und dann sagen: Ich habe<br />

eine schöne Reise gemacht.<br />

Stü: Mir ist aber noch etwas anderes in Ihren<br />

Bildern aufgefallen. Hin und wieder finden<br />

sich eine Brille und ein Buch – mir kam<br />

dabei der Gedanke, dass der Mensch so<br />

etwas wie eine „Sehhilfe“ braucht, ein Buch<br />

zur Interpretation, um die Tiefe dessen,<br />

was vor Augen ist, zu erkennen – z.B. die<br />

Transzendenz, das Göttliche.<br />

Mig: Eigentlich ja. Ich muss immer schärfer<br />

und besser gucken, um das zu sehen, was<br />

uns begegnet und nicht darüber hinweg<br />

und vorbei zu gucken. Ich denke mir, die<br />

Aufmerksamkeit ist etwas ganz Wichtiges,<br />

mit allen Poren zu sehen und zu hören.<br />

Sensibler zu werden für die Dinge, um<br />

mehr Erkenntnis zu gewinnen über das<br />

Geheimnis Leben.<br />

Stü: Wenn die Brille da liegt – ich habe da auch<br />

die Assoziation, dass diese Sensibilität, diese<br />

Sichtweise auch mitunter fehlt in dieser<br />

Welt und dieser Gesellschaft.<br />

Mig: Ja, sehr, sehr. Wenn Menschen so in die<br />

Welt hinein leben, als ob sie ewig lebten.<br />

Ihre Zeit verschwenden mit Nichtigkeiten,<br />

dann macht mich das schon zornig. Wenn<br />

Gott uns hilflos in eine Wiege legt und<br />

uns dieses Maß an Zeit für unser Leben<br />

schenkt, dann sollte jeder diese Zeit nutzen,<br />

um etwas von dem Geheimnis des<br />

Lebens zu begreifen. Das Buch steht im<br />

Übrigen für den Bibelvers „Am Anfang<br />

war das Wort“. Vor allem, was wir sehen<br />

können, steht das Wort Gottes. Es hilft<br />

uns ja auch, das Geheimnis des Lebens<br />

zu verstehen.


Stü: Ich lese ihre Bilder nun so, dass ja Leben in<br />

ihnen nur da gedeiht bzw. in Farbe leuchtet,<br />

wo das Licht – ich nenne es aus meiner<br />

Sicht einmal das göttliche Licht - vom<br />

Himmel fällt. Und auch Erkenntnis ist nur<br />

durch dieses Licht möglich, denn auch die<br />

Brille und das Buch liegen in den Bildern<br />

immer in diesem Licht. Mir scheint, es ist<br />

nur so möglich, ergriffen zu sein, Ehrfurcht<br />

zu empfinden, Sinn zu erfassen.<br />

Mig: Nur, nur das bewirkt es, immer dankbarer,<br />

ehrfürchtiger und vor allem demütiger zu<br />

werden. Daraus entwickelt sich Freiheit<br />

und das Gefühl, aufgehoben und geborgen<br />

zu sein. Damit, so stelle ich mir vor, wird<br />

es auch einfacher sein mit der Urangst<br />

umzugehen, den Übergang zu schaffen,<br />

wenn das Leben endet.<br />

Stü: Demnach geht es in Ihren Bildern immer<br />

auch um die Frage: Bin ich aufgehoben – in<br />

Zeit und Ewigkeit? Und ist mir die Zeit des<br />

Lebens gegeben, um darin Gewissheit zu<br />

finden, und mein Leben auch nach dem Tod<br />

bei Gott aufgehoben zu wissen?<br />

Mig: In der Tat, ich bekomme so viel Zeit, dass<br />

ich aufgehoben gehen kann. Obwohl, ich<br />

fühle mich jetzt schon aufgehoben, sehr,<br />

sehr geborgen.<br />

Stü: Sie empfinden Ihre Lebenszeit als eine<br />

geschenkte Zeit, um dem Geheimnis des<br />

Lebens immer wieder neu auf die Spur zu<br />

kommen, nämlich dass es mit allem, was<br />

es mit sich bringt aufgehoben ist – zeitlich<br />

wie ewig. Für mich ist es so als spricht aus<br />

Ihnen der Psalm 90: Lehre uns bedenken,<br />

dass wir sterben müssen, auf dass wir klug<br />

werden.<br />

Mig: Na ja, klug werden. Das, was wir erkennen<br />

und begreifen können ist ja nur bruchstückhaft.<br />

Aber das zu erkennen und anzuerkennen,<br />

auch die Begrenztheit unserer Zeit,<br />

und diese Zeit wiederum als Geschenk zu<br />

empfinden, sie zu nutzen – ja, das ist klug<br />

werden.<br />

Stü: Dieser Gedanke führt mich wieder zurück<br />

zu dem Vers aus dem ersten Korintherbrief:<br />

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein<br />

dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu<br />

Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise;<br />

dann aber werde ich erkennen, wie ich<br />

erkannt bin. Bei allem, was wir jetzt nur<br />

bruchstückhaft erkennen, können wir dennoch<br />

in der Gewissheit leben, dass Gott<br />

uns kennt.<br />

Mig: Ja, Gott kennt uns, und wir haben eigentlich<br />

nur eine Ahnung davon. Das ist das,<br />

Magie der Zeichen<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

25


hI n t e r g r ü n D e<br />

26<br />

was mich treibt, etwas davon in den Bildern<br />

auszudrücken. Es gelingt mir bei weitem<br />

nicht immer, aber dann macht es mich<br />

glücklich. Das ist der Zustand im Moment<br />

des Malens: Es ist wie eine Meditation,<br />

mit der ich mich ins Malen versenke, ich<br />

nehme dann nichts mehr um mich her wahr,<br />

ich bin einfach nur glücklich und aufgehoben.<br />

Wenn mir dann ein Bild gelungen ist,<br />

wundere ich mich, wie es denn zustande<br />

gekommen ist. Ich kann es nur als ein<br />

Geschenk ansehen.<br />

Stü: So wie in Ihren Bildern, da ist Licht auf<br />

etwas gefallen, vielleicht gebrochen, gespiegelt,<br />

durch eine neue Brille geschaut.<br />

Mir wird durch diese Gedanken mein Eindruck<br />

zu Beginn noch etwas klarer. Himmel<br />

und Erde gehören zusammen, bilden eine<br />

Einheit – und doch sehe ich in den Bildern<br />

Himmel und Erde immer auch getrennt.<br />

Die Trennung sehe ich jetzt so, dass ich<br />

als Mensch nur das sehen kann, was mir<br />

vor Augen ist. Wenn es mir gelingt, etwas<br />

von dem, was im Himmel ist, sichtbar zu<br />

machen, dann ist es das, was beleuchtet<br />

ist auf der Erde, was Farbe gewinnt. Aber<br />

das kann ich nicht selber machen, sondern<br />

ist ein Geschenk.<br />

Mig: So ist es. Genau. Genauso ist es.<br />

Stü: In der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit sagen wir, dass<br />

in der Begegnung zwischen Menschen, in<br />

mitunter alltäglichen Äußerungen, immer<br />

auch das Religiöse durch schimmert. Nun<br />

bin ich ja auf Ihre Bilder gekommen, weil<br />

aus ihnen für mich die religiöse Dimension<br />

spricht. Nun kann man uns Theologen ja<br />

vorwerfen, dass sie gerne etwas sehen,<br />

wo es gar nichts zu sehen gibt. Aber nach<br />

unserem Gespräch täusche ich mich da<br />

nicht, oder?<br />

Mig: Nein, auf keinen Fall. Ich freue mich, es<br />

ist wunderschön, dass meine Bilder einen<br />

solchen Resonanzboden finden, wie dieses<br />

Gespräch. Denn, was hier in diesem Gespräch<br />

in Worten zum Ausdruck kommt,<br />

trifft ja das, was ich in Bildern auszudrücken<br />

versuche und für mich erst einmal gar nicht<br />

sagbar war. Es bleibt auch immer etwas<br />

Unsagbares darin, wenn es um transzendente<br />

Erfahrung geht, und doch ist hier in<br />

Worte gekommen, die ich so noch nicht<br />

gehört habe.<br />

Stü: Da geht es mir ähnlich nur andersherum:<br />

ohne die Bilder könnte ich gar nicht in<br />

Worte fassen, was diese Bilder in mir<br />

auslösen.<br />

Ich würde gern noch auf die beiden Bilder<br />

schauen, die vor uns liegen.<br />

Mig: Gern.<br />

„Heiterkeit des Unbegrenzten“<br />

Wenn Sie genau hinschauen dann sehen<br />

Sie im Wasser die Kontinente der Erde,<br />

wenn auch verzerrt – sie liegen im Fluss<br />

der Zeit, sind Veränderungen ausgesetzt.<br />

Sie sind immer in Bewegung. Die Heiterkeit,<br />

die darin liegt, ist nicht im nur Großen<br />

und Ganzen zu spüren, sondern ist in<br />

jedem kleinsten Ort existent.<br />

Stü: Es ist die himmlische Bewegung des<br />

Kreises, die sich auf der Erde widerspiegelt,<br />

die Bewegung und Veränderung auf<br />

der Erde nach sich zieht.<br />

Mig: Wobei der Kreis das Ganze, die Einheit<br />

symbolisiert, die sich eben auch hier in<br />

jedem kleinsten Ort wiederfindet.<br />

Stü: Ich sehe darin Gott, der die Erde in Bewegung<br />

bringt und hält. Und mir fällt dazu<br />

das Pfingstfest ein, die Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes – auch das hat für mich<br />

etwas Heiteres, Beschwingtes, Kreatives<br />

– existent an jedem Ort der Erde.<br />

Mig: Ein schöner Gedanke…<br />

„Dauer im Wandel“<br />

Das Meer in seiner immer währenden Bewegung,<br />

keine Welle gleicht der anderen<br />

– schon das ist kaum zu erfassen – wie<br />

das Leben.<br />

Stü: Die Welle wirkt aber auch etwas bedrohlich,<br />

zerstörerisch.<br />

Mig: Nun, sie steht genauso für die Prüfungen<br />

im Leben, die über einen kommen. Aber<br />

über die Welle geht das Licht. Es gibt einen<br />

Schöpfer und alles gehört zum Leben<br />

dazu.<br />

Stü: Gehe ich zu weit, wenn ich sage: Weil das<br />

Licht darüber geht, kann ich dieser Welle<br />

auch standhalten, auch in ihr bestehen,<br />

also mit allem, was Leben beinhaltet? Denn<br />

auch das ist beim Schöpfer aufgehoben?<br />

Mig: Ja, so kann man das in Worte fassen. Das<br />

Buch liegt im Licht, steht für „Am Anfang<br />

war das Wort“. Vor allem und in allem…<br />

Stü: … und die Brille steht für die Erkenntnissuche.<br />

Mig: Ja. Obwohl ich nun doch noch etwas zu<br />

dem sagen möchte, was wir zu den Bilder<br />

geäußert haben. Es gibt kein richtiges oder<br />

falsches Sehen. Jeder Mensch wird etwas<br />

anderes sehen, aus seinem Blickwinkel,<br />

aus seiner Lebensgeschichte heraus –<br />

jedes Bild ist da ganz offen für das, was<br />

Menschen bei der Begegnung mit dem Bild<br />

selbst mitbringen, sehen und empfinden.<br />

Das ist mir ganz wichtig. Es kann ja auch<br />

sein, dass wir beide Morgen dieses oder jenes<br />

Bild mit ganz anderen Augen sehen.<br />

Stü: Das kann ich mir gut vorstellen.<br />

Liebe Frau Migge, ich danke Ihnen für<br />

dieses Gespräch und für die Zeit miteinander.<br />

Mig: Es war mir eine Freude, mit Ihnen in dieser<br />

Weise über meine Bilder zu sprechen.


Je länger Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong> tätig<br />

sind, desto deutlicher stellt sich für sie die<br />

Frage nach dem Glauben. Zum einen in der<br />

Weise, dass sie ihnen in den Äußerungen der<br />

Gesprächspartner/innen entgegen kommen<br />

bzw. dass sie sie im Gespräch „zwischen den<br />

Zeilen“ spüren. Zum anderen stoßen sie durch<br />

die Erzählungen des Gegenübers auf eigene<br />

Fragen, die im Zusammenhang mit ihrem persönlichen<br />

Glauben entstehen.<br />

Je mehr Mitarbeitende im vertrauten Rahmen<br />

üben, über den eigenen Glauben nachzudenken<br />

und zu reden, desto leichter wird es ihnen<br />

fallen, diese Ebene in den Gesprächen zu<br />

entdecken und sich dazu auch zu äußern. Das<br />

eigene Erleben und die eigenen Erfahrungen<br />

ermöglichen es, sich auch mit anderen darüber<br />

auszutauschen.<br />

Das Seminar, von dem ich erzählen möchte,<br />

war eine Einladung, dieses zu „üben“. Zu entdecken,<br />

wie ein biblischer Text in die Lebensgeschichten<br />

hineinspricht, Erfahrungen aus dem<br />

Leben aufnimmt und sich zu neuen Worten<br />

formt. Wir haben dazu eine sicherlich nicht alltägliche,<br />

sondern eine außergewöhnliche Form<br />

des „Übens“ gewählt: Das Bibliodrama.<br />

Mit Bibliodrama in Berührung kommen heißt,<br />

sich mit Leib und Seele berühren zu lassen -<br />

Den Bibeltext mit Körper und Herz zu bewegen,<br />

die eigene Lebensgeschichte zu erfahren, den<br />

Bibeltext in der eigenen Lebensgeschichte zu<br />

entdecken. Bibliodrama schafft Möglichkeiten,<br />

die eigene Lebensgeschichte und die große<br />

Geschichte Gottes mit uns Menschen zu verbinden.<br />

Das Wochenendseminar stand unter dem Titel<br />

„Die Kraft, die aus dem Glauben kommt“,<br />

ein Bibliodrama zu Psalm 139, 1-14. Menschen<br />

unterschiedlichen Alters kamen zusammen, um<br />

sich gemeinsam auf den Weg zu machen - jede<br />

mit ihrer eigenen Geschichte, alle verbunden<br />

in der Geschichte Gottes. Gemeinsam sich<br />

bewegend im Raum des Textes.<br />

Ich möchte an dieser Stelle von Erinnerungen<br />

und Erfahrungen erzählen, die diese Menschen<br />

während des Seminars gemacht haben.<br />

Ilona Hassebrauck<br />

„DIe Kr a f t, D I e a u s D e m<br />

gl a u b e n K o m m t “<br />

Erfahrungen aus einem Seminar<br />

„Von allen Seiten umgibst Du mich<br />

und hältst Deinen Hand über mir“<br />

Was es bedeutet, gehalten zu werden, sich<br />

fallen lassen zu können, von Menschen getragen<br />

zu sein, das erlebten diese Frauen<br />

hautnah, unterstützt durch Körper- und Bewegungsübungen.<br />

Sie erzählten dann von ihren<br />

Gedanken und Gefühlen, von ihren Erlebnissen<br />

und Erfahrungen. – Es fällt mir nicht leicht,<br />

mich wirklich fallen zu lassen, im Vertrauen<br />

darauf, gehalten zu sein. Zu oft habe ich mich<br />

in meinem Leben auf andere verlassen und<br />

bin gefallen. – Ich bin diejenige, die Halt gibt.<br />

In der Familie, bei Freunden und auch in den<br />

Besuchen bei Menschen. Halt geben, wird von<br />

mir erwartet, es ist meine Aufgabe. Gehalten zu<br />

sein, ist ungewohnt. Es ist sicherer, wenn ich<br />

mich auf mich selbst verlasse und die Kontrolle<br />

bewahre…. Aber es ist auch ein wunderbares<br />

Gefühl, wenn ich gehalten bin. Wenn ich meine<br />

Zweifel und Ängste überwinde, mich wirklich<br />

fallen lasse, dann erlebe und spüre ich den<br />

Segen, der „geborgen und getragen sein“ heißt.<br />

Wunsch und Wirklichkeit, Sehnsucht und reale<br />

Erlebnisse, Glaube und Zweifel – sie waren<br />

spürbar in den Erzählungen untereinander<br />

und die Ambivalenz war auch nicht aufzulösen.<br />

Gleichzeitig schimmerte eine „Glaubens-Gewissheit“,<br />

dass auch gerade diese Ambivalenz<br />

in diesem Vers aufgehoben ist.<br />

Von allen Seiten umgibst Du mich, ein ambivalentes<br />

Gefühl. Ich bin geborgen, denn Du<br />

umgibst mich, ich fühle mich kontrolliert, denn<br />

Du umgibst mich von allen Seiten. Ich kann<br />

nicht fliehen vor Dir, denn überall siehst Du<br />

mich, ich kann nichts verbergen vor Dir, keine<br />

Geheimnisse haben, denn Du Gott kennst all’<br />

meine Gedanken. Wie beruhigend und beunruhigend<br />

zugleich. Beruhigend, weil es nichts<br />

gibt, was nicht gehalten ist, beunruhigend, weil<br />

Schuld und Versagen nicht verborgen bleiben.<br />

Manche Teilnehmenden haben erlebt, wie der<br />

Glaube an Gott in ihrer Lebensgeschichte auch<br />

als Machtmittel missbraucht wurde, wenn sie<br />

immer wieder den Satz hörten „<strong>Der</strong> liebe Gott<br />

sieht alles!“.<br />

Die Frauen gestalteten im Verlauf des Bibliodramas<br />

ein Bild. Ein Lebensbild, das Erfahrungen,<br />

Lebensstationen, Gedanken, Erinnerungen und<br />

pr a x I s<br />

27


pr a x I s<br />

28<br />

Gefühle miteinander verband. Was bedeutet der<br />

Text, diese Aussage für mich, für mein Leben?<br />

Wo fühle ich mich getragen, geborgen, beobachtet,<br />

kontrolliert, gehalten…? Welche Menschen<br />

haben mich auf meinem Weg begleitet?<br />

Diesem Bild galt es einen „Rahmen“ zu geben.<br />

Einen Rahmen, der das eigene Leben umgibt.<br />

Was gibt Kraft und Halt, das nichts herausfallen<br />

kann? Wer hat mitgestaltet an diesem Rahmen?<br />

Welche Rolle spielt Gott, der Glaube bei dem,<br />

was meinem Leben einen Rahmen gibt?<br />

Auch hier waren die Erfahrungen und Gedanken<br />

sehr ambivalent. Mein Leben hat einen<br />

Rahmen, alles ist aufgehoben. Alles, was zu<br />

mir gehört, wird gehalten durch Gottes guten<br />

Rahmen. Nichts kann herausfallen. – oder auch:<br />

Ich kann nichts verbergen, kann nicht aus dem<br />

Rahmen fallen, Ängste vor Kontrolle und das<br />

Gefühl von Enge und Bedrohung treten in den<br />

Vordergrund.<br />

„Ich danke Dir, dass ich wunderbar<br />

gemacht bin“<br />

Zu diesem Vers arbeiteten wir mit Spiegeln. Die<br />

Frauen sollten sich betrachten, sich ansehen –<br />

Ich bin wunderbar gemacht!<br />

Vielen Frauen fiel es schwer, sich so anzusehen.<br />

<strong>Der</strong> Spiegel wird dazu „normalerweise“ nicht<br />

benutzt. Man gebraucht ihn, um zu sehen, ob<br />

alles „in Ordnung“ ist, die Kleidung richtig sitzt,<br />

nicht aber um sich selbst zu sehen, als Mensch,<br />

wunderbar gemacht. Für einige Frauen war die<br />

Zeit des „Sich Betrachtens“ kaum auszuhalten.<br />

– Ich sollte in meinem Leben nicht schön sein,<br />

darum ging es nicht. Ich sollte passend gekleidet<br />

sein, praktisch für die Arbeit – und auch<br />

meine Hände durften nicht schön sein; dann<br />

galt ich als faul. Die Hände mussten Spuren<br />

der Arbeit aufweisen, dazu waren sie da. Nicht<br />

aber um schön zu sein.<br />

Mich einfach nur so im Spiegel zu betrachten,<br />

mich als wunderbar gemacht zu sehen, ist<br />

pure Eitelkeit. Es ziemt sich nicht, sich so zu<br />

sehen.<br />

Und doch gilt: Sieh, Du bist wunderbar gemacht.<br />

Gott hat mich wunderbar gemacht. So<br />

wie ich bin, bin ich in Gottes Augen wertvoll-<br />

wunderbar! Und die Spuren, die mein Leben<br />

an mir hinterlassen hat, mindern niemals seine<br />

Zusage an mich.<br />

Du siehst mich so, wie ich bin, mit allem, was<br />

zu mir gehört. Du hältst mich und umgibst mich,<br />

bei Dir bin ich geborgen.<br />

Einen eigenen Psalm schreiben<br />

<strong>Der</strong> Text der zunächst von Außen an die Teilnehmenden<br />

herantrat, wurde von ihnen im Laufe<br />

des Seminars verinnerlicht, weil sich seine<br />

Worte und Bilder mit der ganz individuellen Lebensgeschichte<br />

verschränkt haben. Ein neuer,<br />

persönlicher Psalm war entstanden. Die Teilnehmenden<br />

haben das, was sie im Laufe des<br />

Seminars entdeckt und erlebt haben, in einem<br />

eigenen Psalm in Worte gefasst. <strong>Der</strong> Psalm<br />

wurde so für sie zu einem ganz persönlichen<br />

Psalm, zu „ihrem“ Psalm. In einer „Dichterinnenlesung“<br />

haben die Teilnehmenden einander<br />

daran teilhaben lassen. Das Wort und das Leben<br />

führen zu neuen Worten – eine unendliche<br />

Geschichte, wenn wir sie nur weitererzählen.


Anke Kolster<br />

„Ic h D a n K e D I r,<br />

D a s s I c h w u n D e r b a r g e m a c h t b I n“<br />

- be s u c h e n m I t le I b u n D se e l e<br />

Als ich angefragt wurde, ein Tanzseminar für<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeitende zu leiten, war ich<br />

irritiert: entgegen meiner Überzeugung, dass<br />

Tanzen einfach immer gut tut, fragte ich mich,<br />

was „die“ denn damit anfangen sollten bzw.<br />

wohl von mir erwarten würden. In der Annahme,<br />

dass es wohl darum ginge, sozusagen als<br />

Dankeschön für die regelmäßige Arbeit mal an<br />

was ganz Anderem teilnehmen zu können, bereitete<br />

ich den für mich gewohnten Ablauf eines<br />

Kirchentanzseminars zum Thema Psalmen vor.<br />

Die Frage, auf welche Erwartungen meine Angebote<br />

stoßen würden, blieb verunsichernd.<br />

Es wurde ein sehr aufregendes, erfüllendes<br />

Seminar. Beiderseitige Erwartungen wurden<br />

zum Glück größtenteils nicht erfüllt. Die TN<br />

und ich wurden gleichermaßen überrascht<br />

vom Mitgebrachten und Angebotenen, von<br />

der Tiefe und Weite des bereits Vorhandenen,<br />

der Sprache unserer Körper, der Sprache der<br />

Psalmen und dem in beiden liegenden Schatz<br />

der Erfahrungen.<br />

Da ich vermute, dass die meisten der diesen<br />

Artikel lesenden <strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeitenden<br />

noch eher weniger Erfahrungen mit Kirchentanz<br />

haben, möchte ich ihn kurz vorstellen. (Die<br />

Teilnehmerinnen des zu beschreibenden Seminars<br />

hatten zum großen Teil noch nicht einmal,<br />

bemerkt, dass sie sich zu einem Tanzseminar<br />

angemeldet hatten!)<br />

Wir sind geschaffen mit Seele und Leib. Kirchentanz<br />

ist eine Form der Pflege, des Feierns<br />

und des Genießens unserer Geschöpflichkeit.<br />

Und Gott offenbarte sich uns in einem menschlichen<br />

Körper. Gott kommunizierte mit Haut und<br />

Knochen, Jesus legte Hand an, berührte, und<br />

er drückte sich aus in Bildern und Gleichnissen,<br />

in symbolischer Sprache. Die direkteste<br />

symbolische Ausdrucksweise, die Menschen<br />

besitzen, ist die Körpersprache. Tanz ist also<br />

eine Möglichkeit, das lebendige Wort „Fleisch“<br />

werden zu lassen. Wir können in Körpersprache<br />

Evangelium hören und weitererzählen, Eindruck<br />

gewinnen und Ausdruck geben von dem, was<br />

uns bewegt und was uns bewegen soll. Und<br />

Ein Kirchentanzseminar<br />

Kirchentanz ist ein Raum, in dem der Geist/die<br />

Geistin wehen kann, Gottes- und Menschenbegegnung<br />

kann passieren. In diesem trinitarischen<br />

Sinne meine ich von der Sakramentalität<br />

des Tanzes sprechen zu können.<br />

Wie die Musik kann der Tanz im kirchlichen<br />

Kontext in den verschiedensten Bereichen in<br />

unterschiedlichen Formen und Stilen ausgeübt<br />

werden. Hier nur einige Begriffe: Liturgische Gebärden,<br />

Liedtänze, Kirchentanzchor, getanzte<br />

Predigt, Bibelarbeit getanzt, Kirchentanzkunst,<br />

Tanztherapie in der Seelsorge, Tanzmeditation,<br />

Gemeinde-Disco, … .<br />

Ich werde nicht den gesamten Seminarablauf<br />

beschreiben, sondern nur auf die Sequenzen<br />

eingehen, in denen das passierte, wovon dieses<br />

Arbeitsheft handelt: der Einbruch des Alltäglichen<br />

in das Göttliche und umgekehrt.<br />

Das Thema „Psalmen“ wählten wir aus, weil es<br />

alle Grundformen menschlicher Befindlichkeit<br />

beinhaltet, und diese thematische Weite auch<br />

ermöglicht, verschiedenste tänzerische Zugänge<br />

„auszuprobieren“.<br />

Tanzen in Worte zu fassen ist eigentlich unmöglich<br />

- sonst bräuchte man ja auch nicht zu<br />

tanzen. Ohne Beschreibung der Tanzphasen<br />

sind die sich anschließenden allgemeineren<br />

Aussagen jedoch schwer nachzuvollziehen.<br />

Versuchen Sie, beim Lesen innerlich mit zu<br />

tanzen …<br />

Eine Vorstellung gewinnen<br />

Es liegt eine größere Anzahl von Psalmworten<br />

aus. Die TN werden gebeten, eines auszusuchen,<br />

was sie gerade besonders anspricht und<br />

mit welchem sie sich vorstellen wollen.<br />

Zu den Versen soll nun eine Bewegung gefunden<br />

werden. Ich rege dazu an, die Bewegung zu<br />

einem ersten Tanz werden zu lassen (Einbezug<br />

aller Körperteile, Entscheidung bezüglich Dynamik<br />

und Rhythmus, Entscheidung bezüglich<br />

des Raumweges). Nun geschieht eine Vorstellungsrunde<br />

im wahrsten Sinne des Wortes:<br />

Die anderen TN gewinnen eine Vorstellung<br />

dessen, was die einzelne TN bewegt, indem<br />

alle erst schauen und dann mit vollziehen. Es<br />

Anke Kolster<br />

pr a x I s<br />

29


pr a x I s<br />

30<br />

geht nicht um Beurteilung oder gar um Raterei,<br />

was die Bewegung wohl ausdrücken möge,<br />

sondern um den schlichten Versuch, nachzuvollziehen,<br />

wie ein anderer Mensch sich bewegt<br />

und was ihn bewegt. Nachdem alle sich und ihr<br />

Psalmwort vorgestellt haben, werden einzelne<br />

Bewegungen in kleinen Gruppen wiederholt.<br />

Jetzt ist man sich bekannt! Man hat sich darum<br />

bemüht, sich in die andere hinein zu versetzen.<br />

Man wird sich nicht an Namenslaute erinnern,<br />

aber an bedeutsame Gebärden, vielsagende<br />

Haltungen, individuelle Impulse, … - „Ach, ja,<br />

Sie sind doch die mit dem Hüftschwung zum<br />

Mauersprung!“<br />

• Anteilnahme und Anteilgabe müssen nicht<br />

allein in gesprochenem Wort geschehen.<br />

Da die Körpersprache die uns nahste und<br />

direkteste ist, verstehen wir sie sowieso –<br />

wenn wir bereit sind, in ihr zu hören.<br />

• Psalmworte sind nicht einfach nur Psalmworte.<br />

Sie können Ausdrucksform auch einer<br />

aktuellen individuellen Befindlichkeit sein.<br />

Ich kann sie für mich sprechen lassen, indem<br />

ich sie spreche, indem ich sie tanze.<br />

• Psalmworte erschließen sich neu, indem ich<br />

mich in sie hinein begebe und von dort aus<br />

agiere/reagiere.<br />

Tanzqualitäten in Psalmen –<br />

Psalmqualitäten getanzt<br />

Sehr fremd für die TN ist vorerst ein Ansatz von<br />

Bewegungsverständnis aus dem New Dance:<br />

Tanz lässt sich wahrnehmen als bestimmt von<br />

„Körperqualitäten“ wie u.a. Körperflüssigkeiten,<br />

Muskeln, Knochen und Gelenke und Nerven.<br />

Zuerst üben wir, die Bewegungsführung abzugeben<br />

aus dem Kopf an den gesamten Körper,<br />

sich also nicht erst zu überlegen, was gleich<br />

getanzt wird, sondern direkt Impulsen aus dem<br />

eigenen Körper zu folgen. (Eine sehr lustvolle<br />

Übung. Für Menschen, die sonst nur vorgegebenen<br />

Tanzschritten folgen, eine eher schwere<br />

Aufgabe. Für Menschen, die immer behaupten,<br />

sie könnten nicht tanzen, eine Überraschung.)<br />

Danach folgen wir den Bewegungsanregungen<br />

aus den einzelnen Qualitäten und vergleichen:<br />

was passiert jeweils mit der Atmung, wie ist der<br />

Bodenkontakt, was fällt leichter?<br />

• Körperbewegung ist nicht einfach Körperbewegung.<br />

Jede/r beginnt von einer anderen<br />

Ausgangslage aus, hat einen ganz individuellen<br />

körperlichen Zustand und bringt dazu<br />

aktuelle Befindlichkeiten mit, die sich im<br />

Körper niederschlagen.<br />

• Tanzen ist nicht abhängig von einem bestimmten<br />

Körperbau. (Aber ohne Körper, nur<br />

mit dem Kopf lässt es sich nicht tanzen.)<br />

Die Psalmen werden nun auch eingeteilt in<br />

Qualitäten: Trauer, Freude, Klage und Hoffnung.<br />

Diesmal lassen wir unser Tanzen bestimmt sein<br />

von den einzelnen Psalmqualitäten. Im Nachhinein<br />

tauschen wir uns darüber aus, welche Körperqualitäten<br />

dabei zum Tragen kamen: dass<br />

Freude z.B. weniger muskulär als von Knochen<br />

und Gelenken bestimmt ist, dass sie vom Boden<br />

leicht abheben lässt. Dass Klage in der Atmung<br />

und von den Muskeln her geballt auftritt. Dass<br />

Trauer bodennah bewegt und flüssig erscheint,<br />

und dass bei der Hoffnung die Nervenimpulse<br />

überwiegen. Selbstverständlich gibt es dabei<br />

individuelle Abweichungen.<br />

• In der Tanzimprovisation gibt es kein „richtig“<br />

oder „falsch“. Nicht in der Bewegung und<br />

nicht im Erleben. Es geht um mehr Aufmerksamkeit<br />

für das, was uns bereits vor Augen<br />

oder unter der Haut liegt.<br />

• Hören mit den Augen, Sehen mit der Haut.<br />

• Biblische Texte sind Erlebnisräume, in denen<br />

es sich bewegen lässt.<br />

Trauer trifft Freude, Klage trifft<br />

Hoffnung<br />

In einer weiteren Übung treffen in Gruppen<br />

zwei Psalmtypen aufeinander: Bleibt das Tempo<br />

der Freude erhalten? Verharrt die Trauer<br />

unten? ... Die Formulierungen über das, was<br />

rein körperlich beobachtet/erlebt wurde, lassen<br />

sich zugleich hören wie Erfahrungsschätze für<br />

„normale“ Treffen, wenn Trauernde einem von<br />

Freude erfüllten Menschen begegnen oder<br />

umgekehrt. Ja, die trauernde Person darf unten<br />

bleiben, aber vielleicht lässt sie sich vom<br />

Tonus der anderen etwas erfrischen. Ja, es<br />

ist auch wichtig, mal Distanz zu wahren, sonst<br />

macht die Klage die Hoffnung platt. Und wenn<br />

die Hoffnung zu „nervig“ ist: wie kann sie die<br />

Haltung der Klage aufnehmen? …<br />

• Getanzte Begegnungen, ob mit Menschen<br />

oder mit Texten ermöglichen und erfordern<br />

Perspektivwechsel, Haltungsänderungen,<br />

neue Wege. Sie erweitern den Horizont und<br />

lassen Allgemeinplätze und Scheinlösungen<br />

als solche hinter sich.<br />

• Körpersprache hat einen tieferen Sinn. Das<br />

Gesprochene ist gleichzeitig ein Tun. Körper<br />

lassen sich nicht belügen. Sie lehren uns.<br />

Sich Psalmtexte einverleiben in<br />

strukturierten Tänzen<br />

„Ich danke dir Gott, dass ich so wunderbar<br />

gemacht“ – Wir geben uns zum Aufwärmen<br />

gegenseitig eine Klopfmassage, die sehr direkt<br />

auf all die wunderbaren Teile unserer Körper<br />

verweist.<br />

„Ich will Gott loben“ – Die TN lernen eine<br />

Choreographie, innerhalb derer z.B. ein Erntedankaltar<br />

oder ein Abendmahlstisch gedeckt<br />

werden kann. Hauptschritt ist der so genannte<br />

Pilgerschritt. Jede trägt eine Gabe, Blumen, einen<br />

Krug Wasser, Brot, Kleinode aus der Natur.


Diese werden in einer Prozession präsentiert,<br />

lobpreisend geschwungen und letztlich auf dem<br />

Altar abgelegt. <strong>Der</strong> Dankpsalm endet in einem<br />

Kreistanz.<br />

„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“<br />

– Wir bestellen einen imaginierten Acker,<br />

säen einzelne Tränen und bestaunen nach<br />

geraumer Zeit die aufgegangene Saat. (<strong>Der</strong> genauere<br />

Ablauf kann hier nicht erläutert werden.<br />

Während des Vollzuges stellen sich Bilder ein,<br />

von sich entwickelnder Trauer, von Früchten, die<br />

dankbar und auch stolz machen.)<br />

„In dir ist Freude“ (kein biblischer, aber ein „Psalm“<br />

aus dem Gesangbuch) – Im Gesangbuch stehen<br />

viel Tanzlieder. In den Gottesdiensten kommen<br />

sie nur nicht immer mehr als solche daher. „In dir<br />

ist Freude“ ist eine Gaillarde („Tanzen und Springen“),<br />

der ein geistlicher Text auferlegt wurde. Zu<br />

ihr lassen sich der traditionelle Gaillard-Schritt<br />

sowie andere Elemente aus höfischen oder aus<br />

Folklore-Tänzen tanzen.<br />

• Tanzend lassen sich bekannte Texte und<br />

vertraute Lieder neu erleben. Man kann sie<br />

tanzend gemeinsam meditieren.<br />

• Biblische Texte beinhalten oft schon wörtlich<br />

bestimmte Bewegungen. Man kann ihnen<br />

schlicht nachgehen.<br />

• Kreistänze, Folklore-Tanz, so genannte Meditative<br />

Tänze, aber auch anderes Tanzen in<br />

Gemeinschaft (Disco, „Free-Style“, …) schafft<br />

und pflegt eine Gemeinschaft. Es lehrt eine<br />

besondere Achtsamkeit für die anderen und<br />

für das Zusammengehen.<br />

Wie geht Begegnung?<br />

Kontaktimprovisation als Lebensraum<br />

Kontaktimprovisation ist ein ernstes Spiel, ein<br />

lustvolles Geschehen. Sie verlangt Flexibilität<br />

und ein gewisses Maß an Stabilität, vor allem<br />

aber Aufmerksamkeit. Die gegenseitige Begleitung<br />

kann auch mit räumlicher Distanz geschehen.<br />

In diesem Sinne machen wir die ersten<br />

Übungen: Aufmerksamkeit für eine bestimmte<br />

Person, während wir uns im Raum bewegen,<br />

ohne Kontaktaufnahme wie gewohnt über die<br />

Augen und die Mimik. Mitgehen und Beistehen<br />

aus der Ferne, mit der Flanke, im Liegen, …<br />

irgendwie außergewöhnlich eben und doch so<br />

intensiv und spürbar.<br />

• So wie auch Beten nicht automatisch und in<br />

einer einzigen Weise passiert, gibt es nicht<br />

die einzig mögliche Weise des Beistehens,<br />

des Begleitens, der Zuwendung. (Das ist eigentlich<br />

keine besondere Erkenntnis. Nur, wer<br />

gesteht dem Körper dieses Potential schon<br />

zu. Wer vertraut schon auf eine Berührung<br />

statt auf einen Satz. - Wobei Beistand auch<br />

nicht automatisch Berührung verlangt.)<br />

Wie geht Trösten?<br />

Ein ernstes Tanzspiel<br />

Die TN erarbeiten sich zuerst eine individuelle<br />

neutrale Tanzsequenz, eine sich wiederholende<br />

Abfolge einer bestimmten Bewegung und einer<br />

bestimmten Haltung ohne darstellendem<br />

Ausdruck. Nun werden diese Bewegungstypen<br />

mit Stimmungen gefüllt. Wir üben „Wut“, „Trauer“<br />

und „Freude“. Es wird deutlich, dass z.B.<br />

Hüpfen nicht automatisch Freude bedeutet!<br />

Es lässt sich auch traurig hüpfen oder wütend<br />

kriechen. (Wirbelsäulengekrümmte sind nicht<br />

automatisch unaufrecht. Gelähmte sind nicht<br />

automatisch lahm. …)<br />

• Es ist ein Kurzschluss, von der äußeren<br />

Bewegungsform auf eine bestimmte innere<br />

Befindlichkeit zu schließen. (Zwar lässt<br />

es sich wie gesagt in Körpersprache nicht<br />

lügen, man kann aber trotzdem „was vormachen“.)<br />

• In jeder beliebigen Bewegung oder Haltung<br />

kann zugleich erzählt werden von etwas<br />

ganz anderem als dem, was gerade augenscheinlich<br />

getan wird. Es bedarf nicht<br />

ausgefallener Tanzschrittkombinationen, um<br />

etwas tanzend zu vermitteln. Die alltägliche<br />

Bewegung wird zum Ausdruckstanz.<br />

In einer intensiveren Weise wiederholen wir<br />

nun die Begegnung von Klage und Hoffnung.<br />

In Paaren begegnen sich die Bewegungstypen,<br />

eine als Klage, eine als Hoffnung. Sie sollen in<br />

Kontakt treten, in Aufmerksamkeit füreinander<br />

und für sich selbst. Also miteinander tanzen<br />

mit dem Mitgebrachten unter den Bedingungen<br />

des Augenblickes der Begegnung. Bereit, sich<br />

auf das Vorgefundene einzulassen, das sich<br />

eventuell im gleichen Moment schon verändert.<br />

Jeder Paartanz wird anders sein und einmalig.<br />

Es lässt sich nicht vorhersagen, was passieren<br />

wird, aber es ist sicher, dass etwas passieren<br />

wird zwischen den beiden. Schwer zu begreifen<br />

aber wahrscheinlich ergreifend.<br />

Im Anschluss an die Improvisation wird versucht,<br />

mit Worten zu beschreiben, was rein<br />

körperlich geschah. Was lässt absehen von Verkrampfung?<br />

Was hat den Atem ruhiger werden<br />

lassen? Wie wirkt das Auftreten der anderen<br />

auf meinen Bodenkontakt? Was habe ich von<br />

der anderen übernommen? Welche Entfernung<br />

war die angemessene? Wo sind wir gelandet?<br />

Was hätte ich mir noch vorstellen können, was<br />

hätte ich mir noch gewünscht? …<br />

All das zum Tanz Gesagte in Aussagen über<br />

Umgang mit Trauernden oder über die Kraft<br />

der Hoffnung zu packen, würde eine seelsorgerliche<br />

Vorlesungsreihe füllen. Hier bedarf es<br />

jetzt keiner interpretierenden Auslegung. Die<br />

Tanzenden haben „es“ erlebt und werden es in<br />

ihren Körpergedächtnissen bewahren.<br />

• Im Tanz äußert sich das Leben. Er kann<br />

eingesetzt werden als Methode, um etwas<br />

pr a x I s<br />

31


pr a x I s<br />

32<br />

anderes zu erschließen. Er ist aber auch das<br />

zu Erschließende selbst.<br />

• Im Tanz kann Unsagbares geschehen, kann<br />

ich ergriffen werden.<br />

• Nicht alles, was geschieht, braucht noch<br />

interpretiert oder gar bewertet zu werden.<br />

Es hat seinen Sinn als solches.<br />

• Für die Begegnung von Klage und Hoffnung<br />

kann es kein vorgeschriebenes Drehbuch<br />

geben. (Gewisse Bereitschaften zur Begegnung<br />

sollten mitgebracht werden (s.o.).)<br />

<strong>Der</strong> eigene Psalm –<br />

<strong>Der</strong> eigene Tanz<br />

Ein Psalm ist im weiten Sinn ein geistliches Lied.<br />

Die TN werden gebeten, einen Text aufzuschreiben,<br />

keine literarische Leistung, vielleicht nicht<br />

mal in Satzform: was sie jetzt im Moment gerne<br />

gegenüber Gott äußern würden.<br />

In ihrem Text müssen sich dann alle für die<br />

drei wichtigsten Punkte entscheiden, die<br />

Schlüsselwörter. Zu jedem Wort wird nun unabhängig<br />

voneinander eine Bewegung, eine<br />

Körperhaltung und noch eine Bewegung gesucht<br />

und zu Tänzerischem überarbeitet. Die<br />

entstandene Tanzsequenz wird beschlossen<br />

mit einem „Amen“ in einer selbst gewählten<br />

Körperhaltung.<br />

Nun wird wieder Anteil gegeben und Anteil genommen:<br />

eine tanzt ihren Psalm, eine andere<br />

begleitet schauend.<br />

Es entsteht ein weiterer Psalm: Diejenige, die<br />

schauen durfte, schreibt einen Text, den ihr<br />

das Geschaute eingibt. Danach liest sie den<br />

so entstandenen Text derjenigen vor, die ihn<br />

tanzend vortrug. <strong>Der</strong> getanzte Psalm hätte<br />

schon genügt, an Ausdruck und an Eindruck.<br />

Nun kommt noch die Überraschung dazu, dass<br />

der neue Text dem ursprünglichen ähnelt oder<br />

es sogar noch besser sagt, was die Worte des<br />

ersten Textes zu fassen versuchten.<br />

• Worte lassen sich tanzen.<br />

• Tanz kann mehr sagen als Worte.<br />

• Es lässt sich auch tanzend beten.<br />

• Wort und Tanz können sich wunderbar ergänzen.<br />

• Auch Zuschauen ist eine zu pflegende<br />

Kunst.<br />

• Zuschauen gibt Bedeutung.<br />

Die TN waren erfüllt. Und sie waren erschöpft.<br />

Erfüllt vom Reichtum der Psalmen, der vorgefundenen<br />

und der neu entstandenen. Sie<br />

waren erfüllt von ihren eigenen tänzerischen<br />

Fähigkeiten. Sie haben mit Vorurteilen sich<br />

selbst gegenüber, dem Tanz gegenüber und<br />

anderen gegenüber aufgeräumt. Ich selbst<br />

musste gestehen, so viel Bereitschaft, sich auf<br />

Neues einzulassen, nicht erwartet zu haben.<br />

Insbesondere den älteren Frauen hatte ich<br />

unterstellt, dass sie doch nur im Kreis nach<br />

vorgegebenen Schritten tanzen wollten. Gerade<br />

sie gingen an ihre konditionellen Grenzen im<br />

freien Tanz und eröffneten sich und anderen<br />

neue Verständnisräume.<br />

„Und was hat das Ganze nun für die Besuche<br />

gebracht?“ Siehe oben. Das Tanzen hat uns mit<br />

einer anderen Aufmerksamkeit für uns selbst<br />

und füreinander in die nächsten Begegnungen<br />

mit Gott und der Welt geschickt. Mit Langzeitwirkung<br />

im Körpergedächtnis.


<strong>Der</strong> Glaube ist immer schon<br />

im Gespräch<br />

Die Montagsrunde des Seniorenbesuchsdienstes.<br />

Eine neue Teilnehmerin stellt sich<br />

vor und schließt mit den Worten: “Aber über<br />

den Glauben reden, das kann ich nicht.” Einige<br />

versuchen sie zu beruhigen. “Vom Glauben ist<br />

bei unseren Besuchen selten die Rede.” “Von<br />

Gott sprechen wir fast nie.”<br />

Da kam das Seminar-Angebot gerade recht:<br />

“<strong>Der</strong> Glaube ist immer schon im Gespräch”.<br />

Das ist es doch! Das kann uns der Klarheit<br />

näher bringen.<br />

Ich hatte mich schon vor dem Seminar mit dem<br />

Thema auf meine Weise beschäftigt, denn ich<br />

wollte die Andacht zu Beginn halten. Für mich<br />

war klar, dass schon bei der Vorstellung “Ich<br />

komme von der Kirchengemeinde” ein Stück<br />

meines Glaubens mit einfließt. Schließlich<br />

komme ich im Auftrag der Kirche, und Kirche<br />

steht nun mal für die beiden Begriffe Gott und<br />

Glaube. Soweit meine vorweggenommenen<br />

Gedanken in der Andacht.<br />

Im Seminar erarbeiteten wir uns Schritt für<br />

Schritt Gewissheit darüber, was eigentlich bei<br />

unseren Besuchen zwischen den Gesprächspartnern<br />

vorgeht. Die biblische Geschichte<br />

“<strong>Der</strong> Blinde von Jericho” (Lk 1, 35-45) erzählt<br />

von dem Vertrauen, das der eine dem anderen<br />

im Vorübergehen entgegenbringt. Beim Besuch<br />

entsteht dieses Vertrauen schon an der<br />

Wohnungstür, wenn wir hereingebeten werden,<br />

die äußere Distanz sich verändert und Nähe<br />

entsteht. Dieses Vertrauen gilt es im Gespräch<br />

auszudehnen und zu bewahren. Nur so kann<br />

sich eine Basis für einen fruchtbaren Gedankenaustausch,<br />

für Trost oder Ermutigung ergeben.<br />

Spüren, wie der andere ist, wie seine Gefühlslage<br />

ist, was er braucht und das in Einklang mit<br />

meinen eigenen Gefühlen zu bringen, das ist die<br />

Grundlage für ein gelingendes Miteinander.<br />

Selbst in tiefsinnigen Gesprächen, wenn Besucher<br />

und Besuchte sich menschlich ganz nahe<br />

sind, scheuen wir uns, Gott oder Glauben zu<br />

nennen. Wir wählen andere Formen, die auf das<br />

Ungesagte deuten, indem wir z. B. rückblickend<br />

auf unser Leben Ereignisse mit Dankbarkeit<br />

oder Begeisterung schildern und auf diese Weise<br />

Gott Lob und Dank sagen. Sensibel werden<br />

für diese Situationen war für mich ein wichtiger<br />

Aspekt in einer Fallbesprechung.<br />

Nicht allzu häufig kommt jedoch auch das<br />

zur Sprache, was mit meinem ganz persönlichen<br />

Glauben zu tun hat. Nachdem mir klar<br />

geworden ist, woraus diese Scheu, von Gott<br />

wortwörtlich zu reden, entstanden ist, fühle ich<br />

mich freier. Die Rede von Gott berührt nach wie<br />

vor mein Innerstes, aber ich kann jetzt besser<br />

damit umgehen, weil ich weiß, es kommt auf<br />

mein Gegenüber und auf das “Klima” an, in<br />

dem wir gedanklich zueinander finden. Wenn<br />

die gemeinsame Ebene stimmt, fließen Gott<br />

und Glaube mühelos ins Gespräch. Und nicht<br />

selten kommt es in dieser Situation auch zu<br />

einer körperlichen Geste, die das gegenseitige<br />

Verständnis noch unterstreicht: Ein leichtes<br />

Streicheln oder ein herzlicher Händedruck.<br />

Meine Visitenkarte beim Besuch ist ein schmales<br />

Heft mit bunten Bildern und besinnlichen<br />

Texten in Großdruck. Immer ist auch ein Gebet<br />

dabei. Wenn ich spüre, wir sind dazu bereit,<br />

lese ich es vor.<br />

Unsere Besuche sind ein Brückenschlag von<br />

Mensch zu Mensch, geprägt von dem, was uns<br />

verbindet: Unser Glaube an Gott.<br />

Ute Münch<br />

„sp u r e n, D I e w I r b e I u n s e r e n be s u c h e n<br />

h I n t e r l a s s e n“<br />

Ute Münch<br />

pr a x I s<br />

33


hI n t e r g r ü n D e<br />

34<br />

Eine Andacht<br />

• Einleitung<br />

Jeden Tag gehen die Frauen aus dem Dorf hinunter zum Fluss. In großen Tonkrügen holen sie<br />

Wasser, denn im Dorf gibt es keine Quelle. Eines Morgens schaut eine der Frauen verträumt einem<br />

Schmetterling hinterher. Dabei stolpert sie, und der Krug wird beschädigt. Einen zweiten hat sie<br />

nicht, auch kein Geld für einen neuen, und so umwickelt sie den Krug notdürftig mit ihrem Tuch.<br />

Aber das Wasser tropft an den Bruchstellen heraus, und als sie im Dorf ankommt, ist die Hälfte<br />

weg. „Ach“, klagt sie, „was für ein Unglück, warum war ich bloß so unvorsichtig? Alle anderen<br />

bringen mehr Wasser nach <strong>Haus</strong>e! Meine Mutter hat Recht, ich bin wirklich zu nichts nütze!“<br />

Eines Morgens aber, als die Frauen wieder zum Fluss gehen, ist der schmale Pfad gesäumt von<br />

grünen Gräsern und vielen kleinen Blumen, rot, gelb und weiß leuchten sie. „Das waren deine<br />

Wassertropfen“, lachen die Frauen, „sie haben den staubigen Weg zum Blühen gebracht.“ 1<br />

•<br />

Reflexion:<br />

Als ich diese Geschichte las, musste ich an unseren <strong>Besuchsdienst</strong> denken. Auch wir gehen<br />

manchmal staubige Wege, die uns zu unseren Geburtstagsbesuchen führen. Auch wir hinterlassen<br />

Spuren, die sich nicht sofort entdecken lassen, die aber dennoch einen Nachhall<br />

in den Anderen und in uns selbst hervorrufen. Ich möchte das an drei Beispielen lebendig<br />

werden lassen.<br />

Frau M. wird 84 Jahre alt. Ich stehe vor ihrer <strong>Haus</strong>tür, läute, keiner öffnet. Ich läute noch einmal,<br />

Stille, ich schaue um das <strong>Haus</strong> herum, nichts rührt sich. Ich stecke mein kleines Heft mit herzlichen<br />

Geburtstagsgrüßen von der Kirchengemeinde in den Briefkasten und denke: Vielleicht<br />

wird sich Frau M. nach ihrer Rückkehr ein wenig freuen an den bunten Bildern, den Texten und<br />

auch darüber, dass jemand an sie an ihrem Geburtstag in dieser Weise gedacht hat.<br />

Ein anderer Geburtstagsbesuch. Herr F. feiert in großer Runde seinen 86. Geburtstag. Seine<br />

Kinder, Enkel und Urenkel, Nachbarn und Freunde sitzen um die Kaffeetafel herum, unterhalten<br />

sich angeregt über das neueste vom Tage und über Erlebnisse von früher. Ich gratuliere dem<br />

Jubilar, sage mein Sprüchlein von der Kirchengemeinde und überreiche ihm das Geburtstagsheft.<br />

Ein Stuhl ist noch frei, ich sitze zwischen zwei Frauen, und langsam entwickelt sich ein<br />

Gespräch links und rechts und gegenüber. „Ach, Sie kommen von der Kirche? Machen Sie<br />

das schon lange, die Geburtstagsbesuche?“ Eine andere: „Ich bin zwar noch in der Kirche, war<br />

aber schon lange nicht mehr im Gottesdienst“. Die Frau gegenüber: „Letztes Jahr Weihnachten<br />

war es so voll in der Kirche, man bekam kaum noch einen Platz.“ Und eine Großmutter: „Mike,<br />

mein Enkel, geht sonnabends manchmal zur Kinderkirche. Die machen im Sommer immer so<br />

ein Zeltlager im Kirchgarten, da geht dann die ganze Familie hin“. Ich denke: „Kirche, mitten<br />

unter uns!“<br />

Ein dritter Geburtstagsbesuch: Frau G., eine rüstige und resolute Frau, ist an ihrem 87. Geburtstag<br />

allein. „Ich feiere meinen Geburtstag am kommenden Samstag, das ist praktischer<br />

für meine berufstätigen Kinder“. Sie stellt eine Platte mit Schnittchen und zwei Gläsern auf<br />

den Tisch und schenkt einen Sherry ein. „Ich habe damit gerechnet, dass Sie kommen und<br />

vielleicht auch der eine oder andere aus der Nachbarschaft.“ Ich sage mein Sprüchlein von<br />

der Kirchengemeinde auf und überreiche ihr das Geburtstagsheft. Sie sagt: „Sie wissen ja,<br />

dass ich eigentlich mit der Kirche nichts am Hut habe, aber unser Gespräch beim letzten Mal<br />

hat mir viele Denkanstöße gegeben, die mich noch lange beschäftigt haben. Wie heißt doch<br />

noch das Buch, das Sie mir empfohlen hatten?“ Ich erinnere mich, es war „Ein weites Herz“,<br />

die zwei Leben der Isa Vermehren von Matthias Wegner. Ich denke: Dieser unerschütterliche<br />

christliche Glaube der Isa Vermehren muss sie mächtig beeindruckt haben.<br />

Soweit drei unterschiedliche Geburtstagsbesuche.<br />

Spuren, die wir bei unseren Besuchen hinterlassen, können wir nicht benennen. Über das,<br />

was uns zu diesen Besuchen veranlasst, nämlich unser gemeinsames Christsein und damit<br />

unser Glaube, wird wortwörtlich nicht oft gesprochen. Aber unsere Besuche sind ein Zeichen<br />

der Nächstenliebe, sind das Zeichen der Kirche „Wir nehmen Dich wahr“ und sie sind ein<br />

Brückenschlag von Mensch zu Mensch.<br />

1 „Wassertropfen“ aus dem Buch „Typisch“ – Kleine Geschichten für andere Zeiten


Wilhelm Willms hat über die Nähe zu einem Menschen nachgedacht und folgende Zeilen<br />

darüber geschrieben:<br />

Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen, krank machen, tot und<br />

lebendig machen kann, dass die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig<br />

und froh machen kann?<br />

Wussten Sie schon, dass das Wegbleiben eines Menschen sterben lassen kann, dass das<br />

Kommen eines Menschen wieder leben lässt, dass die Stimme eines Menschen einen anderen<br />

Menschen wieder aufhorchen lässt, der für alles taub war?<br />

Wussten Sie schon, dass das Anhören eines Menschen Wunder wirkt, dass das Wohlwollen<br />

Zinsen trägt, dass ein Vorschuss an Vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt, dass Tun<br />

mehr ist als Reden?<br />

Wussten Sie das alles schon?<br />

Gebet<br />

Wir wollen beten:<br />

Herr, gib uns Frieden,<br />

Kraft für unseren Weg,<br />

Gelassenheit in aller Unrast,<br />

festen Grund unter den Füßen<br />

und ein Ziel, dein Ziel vor den Augen.<br />

Amen.<br />

Lichteinfall<br />

hI n t e r g r ü n D e<br />

35


pr a x I s<br />

36<br />

Helene Eißen-Daub<br />

De r gl a u b e I s t I m m e r s c h o n<br />

Im ge s p r Ä c h<br />

Ein „Pinnbrett“<br />

Helene Eißen-Daub<br />

Mitarbeitende aus den <strong>Besuchsdienst</strong>gruppen haben sich zu diesem Thema angemeldet.<br />

Worin lag die Motivation, ihr Interesse? Welche Erfahrungen haben sie zu diesem Seminar<br />

geführt? Was haben sie gesucht, gefunden? Hier finden Sie Äußerungen von Teilnehmenden<br />

aus dem Seminar, das vom 11.-13. April 2008 in Nindorf stattfand.<br />

1. Worin lag Ihre Motivation,<br />

Ihr Interesse sich zu die-<br />

sem Thema anzumelden?<br />

• Eine „Anleitung“ zu bekommen, wie<br />

Glaube in das Gespräch einfließen<br />

kann<br />

• Weil viele im <strong>Besuchsdienst</strong> eine Scheu<br />

haben, Fragen des Glaubens anzusprechen.<br />

Ich wollte die Damen im Lehrgang<br />

(als Pastor) begleiten<br />

• Sich zu diesem Thema äußern und das<br />

Interesse aufarbeiten<br />

• Mit Mitgliedern unseres <strong>Besuchsdienst</strong>kreises<br />

als Gruppe gemeinsam unter<br />

externer Leitung an einem Thema zu<br />

arbeiten<br />

• In Glaubensfragen gestärkt aus dem<br />

Kurs gehen<br />

• Den Besuchten antworten zu können<br />

• Mich fortzubilden – etwas Neues lernen<br />

• Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />

• Gespräche im <strong>Besuchsdienst</strong>kreis weckten<br />

mein Interesse an diesem Thema<br />

3. Welche Erwartungen bringen Sie mit?<br />

2. Welche Erfahrungen haben<br />

Sie zu diesem Seminar ge-<br />

führt?<br />

• Besuche mit oft traurigem Hintergrund<br />

• Menschen - ein Gespräch zu vermitteln,<br />

dass sie gut aufgehoben sind<br />

• Bei Schwerkranken und Sterbenden,<br />

oft auch bei anderen Senioren, ist der<br />

Glaube das wichtigste Heilmittel, mit den<br />

Herausforderungen des Lebens mutig<br />

umzugehen, Dankbarkeit und Tränen<br />

sind oft die Reaktion auf ein Gebet<br />

• Etwas über den Glauben erfahren und<br />

wie man darüber sprechen kann<br />

• Die erst kurze Zeit als Mitarbeiterin im<br />

<strong>Besuchsdienst</strong><br />

• Erfahrungen in einem anderen Seminar<br />

über Gesprächsführung<br />

• Es kommt schon mal vor, dass ich auf<br />

Glaubensfragen nicht sehr selbstsicher<br />

antworten konnte, im Seminar kann<br />

ich mich mit anderen Gleichgesinnten<br />

austauschen und über ihre Erfahrungen<br />

hören<br />

• Wo macht es Sinn, den Glauben ins Gespräch zu bringen, gibt es Rollenspiele? Welche<br />

Psalmen eignen sich?<br />

• Dass vom <strong>Besuchsdienst</strong> in Zukunft Glaubensfragen eher angesprochen werden, dass<br />

das freie Gebet geübt wird, dass geeignete Bibeltexte präsentiert werden<br />

• Sich mit anderen austauschen<br />

• Ich möchte sicherer werden, keine Scheu davor haben, den Glauben ins Gespräch bringen<br />

• Informationen und kleine Hilfen zu erhalten; sicherer in Gespräche / Besuche gehen<br />

(im Anschluss an dem Seminar)<br />

• Anregungen? über Glaubensgespräche mit älteren Menschen<br />

• Immer kann ich in solchem Kreis etwas lernen, was auch mich selber stärken könnte.


Marianne Storz<br />

un D m e I n e I g e n e r gl a u b e ?<br />

Anregungen zu einem Austausch in der Gruppe<br />

Diese Frage stellen sich viele Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong>, wenn deutlich wird, dass sie ihre<br />

Besuche im Auftrag der Kirchengemeinde machen und zu verantworten haben. Dabei gibt es<br />

verschiedene Aspekte:<br />

• Was ist mein eigener Glaube?<br />

• Wie offen will und kann ich mit meinen Glaubensvorstellungen bei Besuchen umgehen?<br />

• Wie komme ich über Fragen meines Glaubens und den des/der Anderen ins Gespräch?<br />

• Wo stecken hinter anderen Themen Glaubensthemen und –fragen?<br />

In einem vertrauten Kreis über solche Fragen zu sprechen, kann hilfreich sein, um sich des eigenen<br />

Glaubens zu vergewissern. Es bietet die Möglichkeit, eigene Worte dafür zu finden, sich<br />

im Sprechen über Glaubensfragen zu üben und womöglich gar diese Erfahrung miteinander zu<br />

reflektieren.<br />

Das ist nicht immer leicht, weil der eigene Glaube ein sehr persönliches, geradezu intimes Thema ist.<br />

Andererseits gibt es die Erfahrung, wie verbindend ein Gespräch über den Glauben sein kann.<br />

Ein <strong>Besuchsdienst</strong>kreistreffen kann ein Rahmen für solche Gespräche bieten.<br />

Es ist wichtig, dass die Gruppenleitung für diesen Rahmen folgende Bedingungen festlegt und<br />

auf Einhaltung bedacht ist:<br />

• Dies ist ein geschützter Raum. Was gesagt wird, bleibt in dieser Gruppe.<br />

• Alle Äußerungen sind persönliche Erfahrungen und Gefühle. Deshalb gibt es kein richtig oder<br />

falsch.<br />

• Jede/r sagt nur so viel, wie sie/er will.<br />

• Was gesagt wird, ist eine Momentaufnahme und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Im Folgenden finden Sie einige methodische Anregungen zur Gestaltung eines Treffens Ihrer<br />

Gruppe zu dem Thema „Über meinen Glauben ins Gespräch kommen“.<br />

Fotopostkarten<br />

Sie brauchen:<br />

eine Sammlung von Postkarten,<br />

Papier, dicke Stifte,<br />

Tesakrepp/Pinnnadeln<br />

Zeit: 60-90 Minuten<br />

Legen Sie Fotopostkarten mit Motiven unterschiedlicher Art (Natur / Menschen<br />

/ Dinge) in die Mitte des Raumes. Es sollten etwa 2-3-mal so viele wie Teilnehmende<br />

in der Gruppe sein. Wenn es beschriebene Karten sind, sollten<br />

Sie die Schrift besser zukleben, sie macht neugierig und lenkt ab.<br />

Bitten Sie die Teilnehmenden, sich die Fotos in Ruhe anzuschauen und sich<br />

dann eins davon mit der Fragestellung in die Hand zu nehmen: Auf welchem<br />

Bild wird ein Aspekt meines Glaubens sichtbar? Wenn dieselbe Karte doppelt<br />

gewählt wird, kann man austauschen, interessanter aber ist immer, eine<br />

andere zu wählen.<br />

Je zwei Teilnehmende sprechen darüber, was dieses Foto mit ihrem Glauben<br />

zu tun hat. Zum Abschluss der PartnerInnenarbeit fordern Sie auf, den<br />

jeweils wichtigen Glaubensaspekt in großer Schrift aufzuschreiben. (Wenn<br />

die Gruppe klein ist, können Sie diesen Schritt auch im Plenum machen. <strong>Der</strong><br />

Vorteil einer Zweiergruppe ist immer, dass dort den meisten Menschen das<br />

Sprechen leichter fällt.)<br />

Im Plenum lassen Sie diese Aspekte (Ausführlichkeit je nach Zeit und Gruppengröße)<br />

zusammentragen. Vielleicht mögen Sie die Zettel in Form eines<br />

Kreuzes an die Wand hängen. Ein Gespräch (keine Diskussion) über die<br />

Vielfältigkeit des Glaubens schließt sich an.<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

37


pr a x I s<br />

38<br />

Gegenstände<br />

Sie brauchen: eine Sammlung von<br />

(kleinen) <strong>Haus</strong>haltsgegenständen,<br />

Papier, dicke Stifte<br />

Zeit: 60-90 Minuten<br />

Methodisch und inhaltlich entsprechend können Sie mit einer Sammlung von<br />

Gegenständen (4mal so viele wie Teilnehmende) verfahren. Die sammeln Sie<br />

bei einem Rundgang durch Ihre Wohnung: alles, was Ihnen in Küche, auf<br />

dem Schreibtisch, im Wohnraum auffällt. Es sollten keine sehr persönlichen<br />

Dinge sein. Die Gesprächsimpulse geben Sie ähnlich wie bei den Postkarten:<br />

Welcher Gegenstand symbolisiert einen Teil meines Glaubens?<br />

Lebens- und Glaubenssprüche<br />

Bitten Sie die Teilnehmenden im Voraus, ihren Konfirmationsspruch (Tauf-,<br />

Hochzeitsspruch) mitzubringen.<br />

Laden Sie die Teilnehmenden ein, den Spruch auf ein Papier (Zeichenblock)<br />

zu schreiben: mit verschiedenen Farben, in ausgefallener Schrift, mit gemalten<br />

Symbolen usw.. Beim Malen können sie folgenden Fragen nachgehen: Wie<br />

und wo habe ich diesen Spruch erhalten? Welche Rolle hat er in meinem<br />

Sie brauchen: mitgebrachte Sprüche,<br />

Zeichenblöcke, Bunt- und Wachsstifte,<br />

evtl. Bibeln bereithalten<br />

Zeit: 60 Minuten<br />

Menschenbilder<br />

Sie brauchen: mitgebrachte Fotos oder<br />

Erinnerungsgegenstände, (Brief-) Papier,<br />

Stifte<br />

Zeit: 60 Minuten<br />

Glaubensweg<br />

Sie brauchen: Tapetenbahnen /Zeichenblöcke<br />

(evtl. Tesafilm), Wachsstifte<br />

Zeit: 120-180 Minuten<br />

Leben gespielt? Was bedeutet er mir heute? Was hat er mit mir zu tun?<br />

Im Plenum werden die Sprüche und die Bilder vorgestellt. Dazu können die<br />

Teilnehmenden ihre Einfälle erzählen.<br />

(Alternative für Sangesfreudige: entsprechend mit Liedversen verfahren)<br />

Bitten Sie die Teilnehmenden im Voraus, ein Foto oder einen Gegenstand<br />

von einem Menschen, der für ihren Glauben wichtig war, mitzubringen.<br />

Bitten Sie die Teilnehmenden in der Runde, das Foto oder den Gegenstand<br />

genau zu betrachten. Nach einer Weile laden Sie dazu ein, die Augen zu<br />

schließen oder sich in anderer Weise auf diesen Menschen zu konzentrieren.<br />

Sie können dazu (mit ausreichenden Pausen dazwischen!) folgende Impulse<br />

geben: wo und wie ist mir dieser Mensch begegnet? Was war/ist das Besondere<br />

an ihm/ihr? Gab es eine besonders prägende Situation? Spielten<br />

dabei bestimmte Worte und Gesten eine Rolle? Was hat mir dieser Mensch<br />

mitgegeben? Worin ist mir diese Person ähnlich oder unähnlich?<br />

Was würde ich ihn gerne fragen oder ihm sagen?<br />

In Einzelarbeit gibt es die Möglichkeit, einen fiktiven Brief an die vorgestellte<br />

Person zu schreiben.<br />

Im Plenum werden Foto oder Gegenstand gezeigt, von der Bedeutung dieses<br />

Menschen erzählt und nach Möglichkeit evtl. der Brief vorgelesen.<br />

Laden Sie die Teilnehmenden ein, ihrem eigenen Glaubensweg in Gedanken<br />

nachzugehen und ihn zu malen: auf einem großen Papier (Tapetenbahn oder<br />

Zeichenblock) einen Weg malen und prägende Stationen, Begegnungen,<br />

Erfahrungen des Glaubens einmalen oder einschreiben. Dabei werden der<br />

Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sie können ruhige Musik dabei einspielen.<br />

Planen Sie für das Malen mindestens 45 Minuten ein. Wer früher fertig ist,<br />

verlässt den Raum oder bleibt ruhig. Während des Malens soll nicht gesprochen<br />

werden.<br />

Zu zweit lassen sie dann die Teilnehmenden die beiden Bilder angucken und<br />

sich dazu die Geschichte erzählen.<br />

Im abschließenden Plenum können alle Bilder, die dann in der Mitte auf der<br />

Erde liegen, noch einmal angeschaut werden. Je nach Zeit und Wunsch<br />

nach Vertiefung kann im Plenum jede/r Teilnehmende eine Erfahrung des<br />

Glaubensweges vorstellen. Fragen können gestellt werden, müssen aber<br />

nicht beantwortet werden.


Immer noch ist die Meinung weit verbreitet,<br />

dass man sinnvoll und ertragreich über biblische<br />

Texte nur dann reden kann, wenn ein Text von<br />

einem ausgebildeten „Experten“ ausgelegt<br />

wird. Dabei sind alle Menschen „Experten“ des<br />

Lebens und des Glaubens. Von daher müssen<br />

sie auch nicht sprachfähig gemacht werden,<br />

sondern ermutigt werden, das zu tun, was sie<br />

ohnehin schon können – über „Gott und die<br />

Welt“, über Leben und Glauben zu reden.<br />

Dabei kann es hilfreich sein, sich ungewohnter<br />

Methoden zu bedienen, um dem Gespräch<br />

eine Struktur zu geben, um die Zunge zu lösen,<br />

um über ungewohnte Wege bemerkenswerte<br />

Entdeckungen zu machen und überraschende<br />

Einsichten zu haben.<br />

Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Methoden<br />

vor, mit denen Sie Worte, Bilder und<br />

Geschichten der Bibel als Sprech-Hilfe für das<br />

Leben entdecken können, damit sie auf diese<br />

Weisen für Menschen lebendig werden.<br />

____________________________________<br />

brain-storming<br />

Alle lesen den biblischen Text und notieren<br />

dazu alles, was ihnen in den Sinn kommt:<br />

Bilder, Symbole, Gefühle, Stimmungen,<br />

Assoziationen, Sprichwörter, Erinnerungen,<br />

Lieder, Töne, Spielideen, Anfragen, andere<br />

biblische Aussagen. Reihum lesen alle ihre<br />

Einfälle vor.<br />

Die Gruppe kann zurückfragen und um<br />

Erklärungen bitten, aber nicht werten und<br />

kritisieren. Im Rundgespräch wird versucht,<br />

die Einfälle mit Hilfe einer Wandzeitung zu<br />

ordnen.<br />

Fortsetzung: Schwerpunkte für die weitere<br />

Arbeit auswählen 1<br />

Zeitbedarf: ca. 20 Minuten<br />

____________________________________<br />

Bibel teilen<br />

Das folgende Modell „Bibel teilen“ ist eine<br />

Anregung zum Gespräch über die Bibel in<br />

der Gruppe. „Bibel teilen - Glauben teilen“ ist<br />

eine ökumenische Weise, anhand der Bibel<br />

über Glaubens - und Lebensfragen ins Gespräch<br />

zu kommen. Die sieben Schritte der<br />

1 Aus: Arbeitshilfe Erzählen, Arbeitsstelle Kindergottesdienst<br />

im HkD, S. 8<br />

Gert Stührmann<br />

vo m te x t z u m le b e n –<br />

v o m le b e n z u m te x t<br />

Gemeinsam in der Bibel lesen<br />

Meditation sind in kleinen Gruppen von Christinnen<br />

und Christen in ökumenischen Nachbarschaftskreisen<br />

und Basisgemeinden in<br />

Afrika und Lateinamerika entwickelt worden.<br />

Es ist eine Möglichkeit, das gemeinsame<br />

Gespräch über Bibeltexte einzuüben. Das<br />

alltägliche Leben soll in das Bibelgespräch<br />

einbezogen werden: Welche Folgen hat das<br />

Gelesene für unser Denken, Reden und<br />

Handeln? Die sieben Schritte dienen dazu,<br />

biblische Texte zu lesen und zu verstehen:<br />

Sich öffnen. Wir öffnen uns für die Gegenwart<br />

Gottes mit einem frei formulierten Gebet<br />

oder einem Lied.<br />

Lesen. Wir lesen den vorgesehenen Bibelabschnitt<br />

reihum laut vor: jede und jeder<br />

liest einen Vers.<br />

Vertiefen. Wir verweilen beim Text, Worte<br />

und Wendungen des Abschnittes, die uns<br />

auffallen, lesen wir, durchaus auch mehrmals,<br />

noch einmal laut vor, ohne etwas dazu<br />

zu sagen oder zu fragen.<br />

Schweigen. Jemand liest den ganzen Abschnitt<br />

noch einmal vor. Dann kehrt Stille ein,<br />

in der wir den Text auf uns einwirken lassen,<br />

ihn bedenken und mit unserem Leben in<br />

Verbindung bringen.<br />

Mitteilen. Aus der Stille heraus teilen wir<br />

einander unsere Gedanken mit. Wir sprechen<br />

möglichst persönlich und diskutieren<br />

die einzelnen Beiträge nicht, sondern hören<br />

einander aufmerksam zu.<br />

Austauschen. Wir unterhalten uns über die<br />

Aussagen des Bibeltextes und fragen nach seiner<br />

Beziehung zu unserem persönlichen und<br />

dem Leben der Gemeinde und der Gesellschaft.<br />

Beten. Anschließend kann, wer möchte,<br />

Dank, Bitte oder Fragen vor Gott aussprechen.<br />

Wir schließen mit einem gemeinsamen<br />

Gebet, Lied oder Segenswort.<br />

Zeitbedarf: 30-45 Minuten<br />

____________________________________<br />

Västerås-Methode<br />

Diese Methode wurde im schwedischen Ort<br />

„Västerås“ entwickelt, daher der Name. Sie<br />

ist gut geeignet, ein Gespräch über einen<br />

biblischen Text ohne großen Aufwand zü-<br />

pr a x I s<br />

39


pr a x I s<br />

40<br />

gig in einer Gruppe in Gang zu bringen, da<br />

erfahrungsgemäß die Teilnehmenden die<br />

genannten Symbole unterschiedlich setzen.<br />

Es entwickelt sich auf diese Weise spontan<br />

ein lebhafter Austausch.<br />

Alle Teilnehmenden erhalten ein Blatt, auf<br />

dem der Bibeltext Versweise abgedruckt ist.<br />

Wichtig ist, dass auf dem Papier ein breiter<br />

Rand gelassen ist für persönliche Anmerkungen.<br />

Nach dem lauten Lesen des Textes werden<br />

zu den einzelnen Versen Zeichen geschrieben:<br />

• ein Fragezeichen (?), wo etwas unklar ist:<br />

„Das habe ich nicht verstanden, das ist mir<br />

unklar“.<br />

• ein Rufzeichen (! oder Kerze), wo jemand<br />

eine Einsicht hat: „Mir ist ein Licht aufgegangen“,<br />

„Ach so!“<br />

• einen Pfeil (→), wo jemand eine Erfahrung<br />

/ ein Erlebnis zu verbinden weiß: „Hier fühle<br />

ich mich ganz persönlich angesprochen und<br />

betroffen“, „das freut mich/ärgert mich ...“.<br />

<strong>Der</strong> Text wird nun Vers für Vers durchgegangen,<br />

wobei die Teilnehmenden sich zu den Symbolen<br />

äußern, die sie gesetzt haben.<br />

Die Fragen (?) werden miteinander geklärt; die<br />

Beiträge zu dem Rufzeichen (!) werden zusammengetragen.<br />

Gemeinsam sucht die Gruppe<br />

auf diese Weise, wichtige Aussagen des Textes<br />

zu finden und zu formulieren.<br />

Für das Gespräch darüber, an welchen Stellen<br />

der Text persönlich berührt hat (→), ist es wichtig<br />

zu verabreden, dass<br />

1. die Mitteilung immer nur freiwillig sein kann<br />

und<br />

2. die Beiträge nicht diskutiert oder gar beurteilt<br />

werden.<br />

Vorteil dieser Methode besteht in der Einfachheit<br />

und in der lebhaften Beteiligung aller.<br />

Auch ist kein Hintergrundwissen nötig. 2<br />

Zeitbedarf: ca. 30 Minuten<br />

____________________________________<br />

Vom Leben zum Text<br />

In ähnlicher Weise kann auch der Weg vom<br />

Leben zum Text gegangen werden. Die<br />

Schritte sind:<br />

1. Eine Lebenserfahrung erzählen und anschauen<br />

– Was ist das Thema?<br />

2. Hören, was die Bibel sagt – Welche Worte,<br />

Bilder und Geschichten der Bibel fallen<br />

ein?<br />

3. Gemeinsame Suche nach Antworten – Was<br />

tragen die Einfälle zum Verstehen und Umgang<br />

der Situation bei.<br />

2 Aus: Gisela Hessenauer, Miteinander – Füreinander,<br />

Bibelarbeiten und Andachten gemeinsam gestalten; Eine<br />

Ideensammlung - vergriffen<br />

Auf diese Weise werden konkrete Begebenheiten,<br />

z.B. aus dem persönlichen Leben<br />

oder der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit, angeschaut;<br />

ein „Darüber“-Reden wird allerdings unterbunden.<br />

Die Einfälle aus den Texten<br />

der Bibel führen dazu, Lebensgeschichten<br />

und biblische Geschichten miteinander zu<br />

verbinden. Neue, vielleicht überraschende<br />

Einsichten können daraus hervorgehen.<br />

Zeitbedarf: ca. 30 Minuten<br />

____________________________________<br />

Schreibmeditation<br />

Die Gruppe sitzt an einem Tisch. Während<br />

des Schreibens wird nicht gesprochen. Alle<br />

lesen den vorgegebenen Bibeltext. Jede<br />

Teilnehmerin und jeder Teilnehmer schreibt<br />

auf ein Blatt einen Einfall, eine Frage, eine<br />

Stellungnahme oder etwas, das problematisch<br />

erscheint.<br />

Wenn alle fertig sind, werden die Blätter an<br />

die Nachbarin/den Nachbarn weitergegeben.<br />

Alle lesen, was aufgeschrieben wurde<br />

und äußern sich ergänzend, kommentierend,<br />

kritisierend dazu. Die Blätter wandern<br />

auf diese Weise, bis alle wieder das eigene<br />

Blatt in der Hand haben.<br />

Es schließt sich ein Gespräch an.<br />

Die Vorzüge dieser Methode: Es entsteht<br />

eine Mehrzahl von Äußerungen zu ganz unterschiedlichen<br />

Textaussagen. Alle Aspekte<br />

werden weitergeführt, während ein normales<br />

Gespräch häufig zur Engführung verleitet.<br />

<strong>Der</strong> Kommunikationsfluss verlangsamt sich<br />

und gewinnt dadurch an Intensität. 3<br />

Zeitbedarf: ca. 1 Stunde<br />

____________________________________<br />

Viagese – in den Text hineingehen<br />

Biblische Texte sind wie „Landschaften“.<br />

Ich kann mich in ihnen „bewegen“. Dadurch<br />

verändert bzw. konzentriert sich meine<br />

Sichtweise auf den Text und meine Einstellung<br />

zum Text.<br />

Auf dem Boden werden DIN A4 Blätter mit<br />

dem Text (ein Satz oder Sinnabschnitt pro<br />

Blatt) ausgelegt. Wenn der Text länger ist,<br />

werden nur die wichtigsten Begriffe (Ort,<br />

Zeitangaben, Gegenstände) und Worte<br />

ausgelegt.<br />

Die Gruppe geht zunächst gemeinsam den<br />

Weg ab. <strong>Der</strong> Text wird von den Leitenden<br />

laut vorgelesen.<br />

Danach werden die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer aufgefordert in den Text „hineinzugehen“<br />

und die „Textstraße“ abzugehen<br />

und die einzelnen Textteile auf sich wirken<br />

3 Fundort: Sigrid Berg, Kreative Bibelarbeit in Gruppen,<br />

Stuttgart 1991, S.20


zu lassen. Dieser Weg kann durchaus<br />

mehrmals beschritten werden. Schließlich<br />

bleiben die einzelnen Teilnehmenden bei<br />

dem Wort (Satz oder Vers) stehen, dass sie<br />

am meisten anspricht.<br />

Die Leitenden gehen nun zu jedem Einzelnen<br />

und befragen ihn, was ihn zu dieser<br />

Stelle geführt hat. Danach schließt eine<br />

gemeinsame Gesprächsrunde die Bibelarbeit<br />

ab. 4<br />

Zeitbedarf: ca. 45 Minuten<br />

____________________________________<br />

Rollenidentifikation<br />

Ein biblischer Text wird langsam von der<br />

Leitung gelesen. An bestimmten Stellen,<br />

etwa wenn von einer Person erzählt wird,<br />

unterbricht sie und wendet sich mit der Bitte<br />

an die Teilnehmenden, sich in die jeweilige<br />

Person hinein zu versetzen. Z.B. bei der<br />

Geschichte der Emmaus-Jünger: „Du bist<br />

jetzt Kleopas, was geht dir alles so durch<br />

den Kopf auf dem Weg von Jerusalem nach<br />

Emmaus…“. Die Teilnehmenden äußern<br />

sich abwechselnd aus der Rolle heraus. In<br />

dieser Weise wird die Geschichte mehrmals<br />

unterbrochen (wenn es um andere Personen<br />

geht, wenn die Geschichte eine Wendung<br />

nimmt o. ä.).<br />

In einer anschließenden Reflexionsrunde<br />

werden die Teilnehmenden eingeladen, sich<br />

darüber auszutauschen, wie es ihnen in den<br />

jeweiligen Rollen und Situationen gegangen<br />

ist, welche „Lebens-Geschichten“ ihnen<br />

dazu einfallen.<br />

Zeitbedarf: je nach Intensität und Gruppen-<br />

größe bis zu 45 Minuten<br />

____________________________________<br />

Was löst eine Geschichte bei mir<br />

aus?<br />

Wenn wir etwas lesen oder hören, werden<br />

dabei bei uns nicht nur Gedanken ausgelöst,<br />

sondern auch Gefühle. Wir sind belustigt,<br />

gelangweilt, aufgeregt, abgestoßen, fasziniert,<br />

erschreckt, verwirrt, beschämt, ermutigt,<br />

erwärmt usw. Viele von uns haben sich<br />

daran gewöhnt, auf diese Gefühle nicht zu<br />

achten, sondern „zur Sache“ überzugehen.<br />

Aber unsere Gefühle sind wichtig für das<br />

Verhältnis zu einer biblischen Geschichte.<br />

Unsere Gefühle sind ein Teil der Wirkung,<br />

die sie auf uns hat. Wir schlagen 2 Möglichkeiten<br />

vor:<br />

1. Sammeln Sie alle - auch versteckt - in einem<br />

Text vorkommenden Gefühle, bzw. Gefühle,<br />

mit denen Sie auf diesen Text antworten.<br />

4 Fundort: www.bistum-fulda.de<br />

Welche Lebenssituationen fallen Ihnen dazu<br />

ein? Kann mir der Text weiterhelfen?<br />

2. Jede/r erhält einen Bogen Papier und<br />

Wachsmalstifte. Nachdem alle den Text<br />

gehört haben, malen die Teilnehmenden<br />

ein Bild – ganz assoziativ, ohne nachzudenken,<br />

Formen und Farben (nicht gegenständlich).<br />

Nicht eine genaue Darstellung<br />

ist wichtig, sondern der Ausdruck dessen,<br />

was die Teilnehmenden empfinden.<br />

Im Austausch zu zweit wird das Bild nicht<br />

gedeutet, sondern die anderen sagen, wie<br />

es auf sie wirkt. Auch hier schließt sich ein<br />

Austausch darüber an, woher sie das kennen,<br />

welche Szenen aus ihrem Leben ihnen<br />

dazu einfallen.<br />

Diese Methode fördert die Unmittelbarkeit<br />

und Kreativität gegenüber biblischen Geschichten.<br />

5<br />

Zeitbedarf: 20-30 Minuten<br />

____________________________________<br />

5 s.a.: Arbeitshilfe Erzählen, Arbeitsstelle Kindergottesdienst<br />

im HkD, S. 15<br />

pr a x I s<br />

41


ar b e I t s h I l f e n<br />

42<br />

Gert Stührmann<br />

ge m e I n s a m In D e n sp I e g e l s e h e n<br />

Über die Bilder von Frauke Migge ins Gespräch kommen<br />

Die Bilder von Frau Migge, die in diesem Heft<br />

abgedruckt sind, finden Sie auch als Bildersatz<br />

in diesem Heft. Wir möchten Ihnen damit<br />

ermöglichen, auch mit ihnen in Ihrer Gruppe<br />

zu arbeiten.<br />

Wir können uns dabei unterschiedliche Formen<br />

vorstellen.<br />

1. Bei einer kleinen <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe ist<br />

die Betrachtung eines Bildes in der Gesamtgruppe<br />

möglich. Um den Austausch<br />

untereinander zu strukturieren, sind die<br />

Impulsfragen oder eine Auswahl davon hilfreich.<br />

Natürlich können in gleicher Weise auch<br />

noch andere Bilder angeschaut werden.<br />

2. Die <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe teilt sich in Kleingruppen<br />

(3-4 TN) auf. Jede Gruppe sucht<br />

sich ein Bild aus dem Bildersatz auf. <strong>Der</strong><br />

Austausch erfolgt in ihr wie beim ersten<br />

Vorschlag. In einem zweiten Schritt stellt<br />

eine Teilgruppe ihre Gedanken zu ihrem<br />

Bild der Gesamtgruppe vor. Daran schließt<br />

sich ein gemeinsamer Austausch an. Es<br />

folgt die nächste Gruppe bis alle ihre Bilder<br />

vorgestellt haben.<br />

3. Jede/r TN sucht sich ein Bild aus. Zu ausgesuchten<br />

Fragen macht er/sie sich Gedanken<br />

zu dem Bild. In einem Partnergespräch stellt<br />

zunächst eine/r ihr/sein Bild vor. Es schließt<br />

sich ein Austausch zu zweit an. Danach erfolgt<br />

der Wechsel. In einer anschließenden<br />

Plenumsrunde erzählen die TN einander,<br />

was für sie besonders wichtig war.<br />

4. Als weitere Möglichkeit, die Bilder zu betrachten<br />

und ins Gespräch darüber zu kommen,<br />

schlagen wir in Anlehnung an das Spiel<br />

„Stille Post“ folgendes vor: In einer Kleingruppe<br />

(4 oder 6 Personen) erhalten 2 bzw.<br />

3 TN ein Bild. Auch hier machen sie sich in<br />

Einzelarbeit zu ausgewählten Impulsfragen<br />

Gedanken zu „ihrem“ Bild. Diese teilen sie<br />

der rechten Person mit und beide tauschen<br />

sich gemeinsam aus. Das was diese TN nun<br />

gehört hat, gibt sie mit den eigenen Gedanken<br />

weiter an die nächste TN. Das setzt sich<br />

fort, bis die Person, von der das Bild ausging,<br />

hört, was am Ende bei ihr angekommen ist.<br />

Was ist verloren gegangen, was ihr wichtig<br />

war, was ist dazugekommen, was für sie<br />

interessant ist?<br />

Auch wenn diese Methode etwas kompliziert<br />

erscheint, so wird daran für die TN auch<br />

deutlich, was sich entwickelt, wenn etwas<br />

weitererzählt wird…<br />

Wesentlich für die Arbeit mit den Bildern ist<br />

der Hinweis an die TN, dass es keine „richtige“<br />

bzw. „falsche“ Interpretation gibt. Es<br />

geht nicht darum, herauszufinden, was die<br />

Malerin „eigentlich“ darstellen wollte. Es geht<br />

darum, was die Bilder bei den Betrachtenden<br />

auslöst. Das kann ganz unterschiedlich<br />

sein.<br />

Wenn die Betrachtung der Bilder im Zusammenhang<br />

mit dem Thema des Heftes<br />

geschieht, so sollten Impulsfragen in die<br />

Richtung der Fragen 4-7 gehen.<br />

Folgende Impulsfragen – womöglich in Auswahl<br />

- können für den Austausch anregend<br />

sein.<br />

1. Was liegt Ihnen da vor Augen? Beschreiben<br />

Sie das Bild. Was sehen Sie mit Ihren Augen<br />

auf dem Bild?<br />

2. Was sind Ihre „antwortenden“ Gefühle auf<br />

das Bild? Welche Gefühle löst das Bild bei<br />

Ihnen aus? Versuchen Sie, das in Worte zu<br />

fassen.<br />

3. Welche Gedanken und welche Assoziationen,<br />

welche Einfälle und Phantasien kommen<br />

Ihnen beim Betrachten des Bildes?<br />

4. In welcher Weise erscheint das, was uns<br />

alle Tage vor Augen ist? Ich welcher Weise<br />

kommt die religiöse Dimension zum Ausdruck?<br />

5. Fallen Ihnen Worte, Bilder und Geschichten<br />

aus der christlichen Tradition ein? Haben Sie<br />

eine Idee, warum es gerade diese sind?<br />

6. Können das Betrachten der Bilder und der<br />

gemeinsame Austausch darüber auch den<br />

Blick auf Lebenssituationen verändern?<br />

7. Entdecken Sie Parallelen zwischen der Betrachtung<br />

der Bilder und der Begegnung bei<br />

einem Besuch? In welcher Weise schimmert<br />

im Bild, in welcher Weise bei Besuchen die<br />

religiöse Dimension durch?


Gert Stührmann<br />

wo l l e n w I r n o c h z u s a m m e n b e t e n?<br />

Glaubensfragen und -zweifel<br />

Beim Betreten des Hofes sehe ich zwei Frauen, die mit Gartenarbeit beschäftigt sind, während<br />

eine dritte in einem Schuppen mit einem Herrn spricht. Ich erkundige mich bei ersteren nach Frau<br />

P. und werde an die Dame im Schuppen verwiesen, muss also einige Minuten warten, bis der<br />

Herr sich verabschiedet.<br />

V 1 Guten Tag, Frau P. Mein Name ist V, ich komme von der evangelischen Kirchengemeinde<br />

und wollte Sie gerne einmal besuchen.<br />

P 2 (schaut mich etwas überrascht an) Das ist aber schön, Frau V. Bitte, kommen Sie doch mit<br />

nach oben. (Sie bittet mich, auf der Treppe voranzugehen; es ergibt sich ein kurzes Gespräch<br />

über Altersbeschwerden und die Mühe des Treppensteigens. Im zweiten Stock<br />

angekommen.)<br />

P 3 Bitte, gehen Sie doch schon hinein. Die Türe ist offen! (Ich betrete einen kleinen Raum mit<br />

einem Bett, einer Sitzgruppe, mit einem kleinen runden Tisch und zwei Sesseln. Hinter<br />

einem halb geöffneten Vorhang eine Spüle, ein Herd und ein Kühlschrank.)<br />

P 4 Bitte, nehmen Sie doch Platz. (Sie zieht den Vorhang zu.) Ich habe noch gar nicht auf-<br />

geräumt, aber ich freue mich wirklich sehr, dass Sie gekommen sind. Ich habe den Herrn<br />

Pfarrer auch schon um einen Besuch gebeten, aber er ist nicht gekommen.<br />

V 5 Ja, es gibt sehr viel zu tun in der Gemeinde, und z. Zt. Ist Herr Pfarrer B ja auch in Urlaub.<br />

(Ich lächle ihr zu; wir sitzen einander schräg gegenüber, das Tischchen steht zwischen<br />

uns. Frau P bemerkt, dass ich die vielen Fotografien, die auf einem niedrigen Schränk-<br />

chen stehen, entdeckt habe, und beginnt ausführlich von diesen Bekannten zu erzählen,<br />

deren Kinder sie mit großgezogen hat und die ihr sehr nahe stehen. Es besteht ein stän-<br />

diger Augenkontakt zwischen uns. Einmal unterbricht sie sich.)<br />

P 6 Hoffentlich langweile ich Sie auch nicht mit diesen Geschichten. Haben Sie denn über-<br />

haupt Zeit?<br />

V 7 Ja, Frau P, ich habe mir für den Besuch bei Ihnen Zeit genommen. Ich freue mich, dass<br />

Sie so rege am Schicksal Ihrer Freunde Anteil nehmen.<br />

P 8 Ja, sie kommen auch immer noch gerne zu mir zu Besuch. Erst neulich hat mich eines<br />

der Mädchen (sie deutet auf eine der Fotografien) überraschend besucht. Ich freue mich<br />

über jede Abwechslung. Mit meinem Beinleiden komme ich halt nur noch wenig nach<br />

draußen.<br />

V 9 Das ist sicherlich recht beschwerlich.<br />

P 10 Zum Glück wohnen hier nette Leute im <strong>Haus</strong>. Wir helfen uns immer gegenseitig.<br />

Frau G kauft auch oft für mich ein. Frau Sch, die in der Mitte wohnt, ist z. Zt. verreist.<br />

Ich schaue jetzt täglich für sie nach der Post und gieße auch die Blumen.<br />

V 11 Das ist sicher schön, in einer guten <strong>Haus</strong>gemeinschaft zu leben.<br />

P 12 Ja, Frau G. besucht mich täglich, und wir unterhalten uns dann immer. (Pause)<br />

Sie ist so hilfsbereit und dabei gar nicht religiös.<br />

V 13 Es gibt viele Menschen, die Gutes tun und nicht zur Kirche gehen.<br />

P 14 Ja, und viele gehen regelmäßig in den Gottesdienst, aber sie kümmern sich kaum um ihre<br />

Mitmenschen. (In ihrer Stimme liegt ein fragender, unsicherer Unterton. Sie schaut mich<br />

an und nach einer Pause:)<br />

P 15 Wissen Sie, wenn man alt ist, dann macht man sich so seine Gedanken.<br />

(Sie schaut mich wieder an, und einer Intuition folgend frage ich:)<br />

V 16 Sie überlegen, wie es wohl später, nach dem Tod einmal sein wird? Wonach Gott uns<br />

dann beurteilt?<br />

P 17 Ja, ich weiß nicht, wie ich mir das alles vorstellen soll.<br />

(Ich meine einen ängstlichen Unterton herauszuhören.)<br />

V 18 Ja, so richtig weiß niemand, wie es nach dem Tod sein wird. Aber ich glaube, dass wir uns<br />

dann sehr wohl fühlen werden.<br />

P 19 Glauben Sie? (Mit einem Aufseufzen) Ach, das wäre schön!<br />

V 20 Ich kann mir nur vorstellen, dass es gut sein wird, wenn wir bei Gott sind.<br />

(Es entsteht eine längere Pause. Wir schauen uns ruhig an.)<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

43


ar b e I t s h I l f e n<br />

44<br />

P 21 Es ist schwer, sich Gott vorzustellen. Glauben Sie, dass Gott eine geistliche Macht ist?<br />

V 22 In der Bibel heißt es: „Gott ist Liebe“, man kann also durchaus sagen, dass Gott eine<br />

geistliche Macht ist.<br />

P 23 Ja, das glaube ich ja auch. (Pause) Aber viele fromme Menschen stellen sich doch Gott<br />

als Person vor!? (Wieder der fragende Unterton.)<br />

V 24 Es macht Sie unsicher, dass es bei den Christen verschiedene Gottesbilder gibt?<br />

P 25 Ich weiß halt nicht so recht. Es fällt mir schwer, mir Gott als alten Mann mit Bart vorzu-<br />

stellen, wie manche frommen Leute das tun.<br />

V 26 Jeder Mensch hat so seine eigenen Gottesvorstellungen. Manche brauchen es einfach,<br />

sich Gott als persönliches Gegenüber, in Menschengestalt vorzustellen. Andere hinge-<br />

gen nicht.<br />

P 27 (mit Tränen in den Augen): Ach, ich bin froh, dass ich mich einmal aussprechen konnte,<br />

Frau V. Das hat mich so bedrückt. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind.<br />

(Sie blickt mir erwartungsvoll in die Augen.)<br />

V 28 Wollen wir noch zusammen beten, Frau P?<br />

P 29 Ach ja, bitte, das wäre schön.<br />

(Ich bringe unsere menschlichen Zweifel und Ängste vor Gott, danke für alles Frohe und Helle<br />

in unserem Leben und bitte um Gottes Nähe und Beistand. Frau P erhebt sich dann, greift<br />

nach ihrer Geldbörse und fragt, ob sie mir eine Spende für die Orgel mitgeben dürfte. Sie hätte<br />

sie dem Pfarrer versprochen, könnte sie aber wegen der Gehbehinderung nicht zum Pfarramt<br />

bringen. Sie überreicht mir dann einen großen Betrag, den ich dankend annehme. Bei der<br />

Verabschiedung verspreche ich, einmal wiederzukommen, wozu sie mich lächelnd und mit dem<br />

Hinweis, sie sei so gut wie immer daheim, einlädt.)<br />

1. Beschreiben Sie den Prozess, wie es zum Gespräch über<br />

Glaubensfragen und -zweifel kommt.<br />

2. An welchen Stellen und welchen Worten klingt die religiöse<br />

Dimen sion durch?<br />

3. Wie ist die Besucherin mit den Glaubensfragen und -zweifeln von<br />

Frau P umgegangen?<br />

4. Welche Funktion hatte das Gebet am Schluss?<br />

Wie ist seine Beziehung zum vorausgegangenen Gespräch?<br />

5. Wie hätten Sie sich anstelle von Frau P bei und nach diesem<br />

Besuch gefühlt?<br />

6. Hätten Sie sich anders verhalten? Wenn ja, an welcher Stelle?


Aus der Vorstellung ist zu schließen, dass die<br />

Mitarbeiterin im <strong>Besuchsdienst</strong> Frau P. zum<br />

ersten Mal besucht. Für einen Erstbesuch<br />

herrscht schon von Beginn an eine erstaunlich<br />

vertrauensvolle Atmosphäre. Die Begrüßung<br />

ist schon sehr herzlich und nach einem ersten<br />

Abtasten und der Klärung, mit wem die beiden<br />

es zu tun haben, entwickelt sich ein Gespräch<br />

über Menschen, die für Frau P. Bedeutung<br />

hatten, bis hin zu einem intensive Dialog über<br />

Glaubensfragen und –zweifel, das am Ende<br />

in einem gemeinsamen Gebet endet, das die<br />

Besucherin, Frau V., frei formuliert.<br />

Wie ist es nun dazu gekommen und wie hat es<br />

sich entwickelt?<br />

Schon am Anfang bringt die Besucherin die<br />

religiöse Dimension mit in den „Raum“: „… ich<br />

komme von der evangelischen Kirchengemeinde…“.<br />

Überrascht und freudig bittet Frau P. Frau<br />

V. in ihre Wohnung. An dieser Stelle ist es noch<br />

nicht klar, worin diese Freude ihren Grund hat,<br />

im Besuch an sich oder im Besuch von der<br />

Kirchengemeinde. Als sie aber den gewünschten,<br />

doch nicht erfolgten Besuch des Pastors<br />

erwähnt wird deutlich: „Endlich ist jemand von<br />

der Kirche da.“<br />

Frau V. spürt den Ärger über den Pastor und<br />

versucht ihn zu entschuldigen. Aber Frau P.<br />

hält sich bei ihrem Ärger nicht auf (aber er<br />

muss einfach mal gesagt werden), sondern<br />

bei ihr überwiegt die Freude („…ich freue mich<br />

wirklich sehr…“, P 4). Sie nimmt den Blick der<br />

Besucherin auf, sie spürt, dass da jemand ist,<br />

der sich für sie und ihr Leben interessiert und<br />

erzählt aus ihrem Leben, erzählt einige ihrer<br />

Lebensgeschichten. Wichtig ist nicht der Pastor,<br />

wichtig ist, dass sich jemand ihr zuwendet, sie<br />

wertschätzt. Aber – wie sich später herausstellt<br />

– es ist auch wichtig, dass diese Person von der<br />

Kirche ist. Die Erwähnung, dass der Pastor nicht<br />

gekommen ist, weist darauf hin.<br />

Diese Erfahrung ist es womöglich, die Frau V.<br />

dazu veranlasst, sich der Beziehung zur Besucherin<br />

zu vergewissern: Kann ich mich auf<br />

Dich verlassen? (P 6)<br />

„ma n m a c h t s I c h h a l t s o<br />

s e I n e ge D a n K e n“<br />

Erläuterungen zum Gesprächsprotokoll<br />

Die religiöse Dimension wird deutlicher, als sie<br />

von ihren körperlichen Einschränkungen erzählt.<br />

Sie ist auf Hilfe angewiesen. Das Stichwort<br />

„<strong>Haus</strong>gemeinschaft“ (V 11) scheint sie aufmerksam<br />

zu machen auf eine nicht nur weltliche Gemeinschaft.<br />

Die Zuwendung anderer verbindet<br />

sie mit Nächstenliebe und diese nun mit Religion,<br />

mit der christlichen Gemeinschaft („…hilfsbereit<br />

und dabei gar nicht religiös.“, P 12). Es geht ihr<br />

hier mehr als um eine rein menschliche Hilfe,<br />

wenn sie sagt „…man macht sich halt so seine<br />

Gedanken“(P 15). Die Besucherin spürt deutlich<br />

die religiöse Dimension dieses Satzes und<br />

geht damit sehr offensiv um, einer „Intuition“<br />

folgend wie sie sagt. Auch wenn Frau P. diese<br />

Intervention dankbar aufnimmt, ist sie doch<br />

gewagt. Es hätte sicher ausgereicht, wenn sie<br />

nachgefragt hätte, welche Gedanken Frau P.<br />

beschäftigen.<br />

Dennoch entwickelt sich nun ein sehr dichtes<br />

Gespräch über Glaubensfragen und –zweifel.<br />

Frau V. fördert das Gespräch, indem sie von<br />

sich selber in „Ich-Form“ spricht. Überraschend<br />

ist es dann allerdings, dass Frau V. nach einer<br />

direkten Frage von Frau P. (P 21) in eine unpersönliche<br />

allgemeine Sprachform übergeht<br />

(„man“, P22). Vielleicht ist sie überrascht über<br />

die persönli-che Anfrage, vielleicht fühlt sie<br />

sich persönlich unsicher in dieser Frage und<br />

hat selbst keine eindeutige Antwort. Dabei darf<br />

sie letzteres auch mit ihrem Gegenüber teilen,<br />

so dass sich der Dialog auch auf suchende<br />

Weise fortsetzen kann. Dennoch bleiben beide<br />

Gesprächs-partnerinnen im Kontakt und am<br />

Thema. Am Ende zeigt sich, wie entlastend und<br />

erleichternd dieses Gespräch für Frau P. ist.<br />

Es ist auffällig, dass an Stellen dieses Gespräches,<br />

in denen auch die religiöse Dimension<br />

durchschimmert oder ausdrücklich Thema<br />

ist, die Emotionen eine Rolle spielen: die Freude<br />

zu Beginn, der Ärger über den Pastor, die<br />

Verunsicherung in der Mitte, die Angst und die<br />

Unsicherheit bei der Frage nach Gott, und am<br />

Ende die dankbare Freude. Da, wo die Emotionen<br />

von Freude, Trauer, Wut und Angst zum<br />

Ausdruck kommen, ist davon auszugehen, dass<br />

auch die religiöse Dimension mit im Spiel ist.<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

45


ar b e I t s h I l f e n<br />

46<br />

Dieses Gespräch macht zudem deutlich, dass<br />

sich ein Gespräch über den Glauben nach<br />

und nach entwickelt. Das Thema ist mit der<br />

Vorstellung („...ich komme von der Kirchengemeinde…“)<br />

bereits gegenwärtig. Die Erzählung<br />

aus der Lebensgeschichte trägt die Spur von<br />

Bilanz in sich und weist auf die Frage nach der<br />

Geborgenheit in Gott hin, die später dann auch<br />

ausdrücklich Thema wird. In alltäglicher Sprache<br />

klingt das religiöse Thema durch („<strong>Haus</strong>gemeinschaft“,<br />

„hilfsbereit und dabei gar nicht<br />

religiös“, „man macht sich so seine Gedanken“).<br />

In der Aufnahme dieser Andeutungen kommt<br />

DIe em m a u s j ü n g e r<br />

es dann zu einem Dialog über Glaubensfragen<br />

und –zweifel.<br />

Das Gebet fasst diesen Weg zusammen, indem<br />

beide das, was sie in diesem Gespräch beschäftigt<br />

hat, vor Gott bringen, der von Beginn<br />

an schon gegenwärtig war.<br />

Dieser Weg, der hier in einem Besuch gegangen<br />

wurde, verteilt sich bei anderen Besuchen<br />

auf mehrere Begegnungen, ist aber nicht weniger<br />

intensiv, wenn Mitarbeitende auf die Zwischentöne,<br />

und auf das, was in den Äußerungen<br />

anklingt, achten und sich trauen, den Glauben<br />

ins Gespräch zu bringen.<br />

13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa<br />

zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus.<br />

14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten.<br />

15 Und es geschah, als sie so redeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Jesus<br />

selbst und ging mit ihnen.<br />

16 Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.<br />

17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs?<br />

Da blieben sie traurig stehen.<br />

18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der einzige unter den<br />

Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?<br />

19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth,<br />

der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk;<br />

20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben.<br />

21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag,<br />

dass dies geschehen ist.<br />

22 Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen,<br />

23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln<br />

gesehen, die sagen, er lebe.<br />

24 Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden‘s so, wie die Frauen sagten; aber ihn<br />

sahen sie nicht.<br />

25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten<br />

geredet haben!<br />

26 Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?<br />

27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift<br />

von ihm gesagt war.<br />

28 Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen.<br />

29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat<br />

sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.<br />

30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach‘s und gab‘s<br />

ihnen.<br />

31 Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.<br />

32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf<br />

dem Wege und uns die Schrift öffnete?<br />

33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf<br />

versammelt und die bei ihnen waren;<br />

34 die sprachen: <strong>Der</strong> Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.<br />

35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt<br />

wurde, als er das Brot brach.


Wenn profanes Essen und heiliges<br />

Mahl sich vermischen<br />

Eine Weggeschichte<br />

Eine Weggeschichte, vielen Menschen bekannt<br />

und vertraut. Das mag daran liegen, dass sich<br />

Menschen in ihr wiederfinden, mit ihren Gedanken,<br />

Gefühlen und Erlebnissen. Zudem ist<br />

sie eine Geschichte, die davon handelt, das<br />

etwas weggebrochen ist und darum erst einmal<br />

wieder gefunden werden muss, wieder entdeckt<br />

und wiedererkannt werden muss. Das kennen<br />

viele. Etwas Altes, was verloren ist, wird wiedergefunden<br />

und wird zu etwas ganz Neuem.<br />

Es erstrahlt in einem neuen Licht und erhellt die<br />

Lebenssituation. Dazu ist es wohl nötig einen<br />

Weg zu gehen.<br />

<strong>Der</strong> Text beschreibt diesen Weg und findet<br />

darin seine Struktur: Dem Weggang der beiden<br />

Jünger (13f), dem Dazukommen Jesu (15)<br />

und ihrem Nichterkennen (16) entsprechen in<br />

umgekehrter Reihenfolge, das Erkennen (31a),<br />

das Verschwinden Jesu (31b) und die Rückkehr<br />

nach Jerusalem (33-35). 1 Dazwischen liegen<br />

der gemeinsame Weg des Erzählens und der<br />

Auslegung und vor allem das Abendessen.<br />

Die Jünger gehen weg aus Jerusalem, weil<br />

sie Abstand brauchen. Ihr Weltbild ist zusammengebrochen.<br />

Nach der Kreuzigung sind<br />

Glaube und Leben, Hoffnung und Wirklichkeit<br />

auseinandergebrochen. Diese Geschichte folgt<br />

der Verkündigung am leeren Grab, dass Jesus<br />

auferstanden ist. Das sind für die beiden Jünger<br />

nur leere, leblose Worte. Das ist zu spüren, so<br />

wie sie davon berichten. Jesus ist mit seinem<br />

Tod zu einer „historischen“ Person geworden,<br />

ganz und gar den Gesetzmäßigkeiten der „Welt“<br />

unterworfen. Daher sind sie auch ganz in ihrer<br />

Trauer, Verzweiflung und Wut verhaftet und<br />

können den Auferstandenen nicht erkennen,<br />

sondern nur als Fremden sehen.<br />

Aber er ist es, der ihnen auf dem Weg Raum<br />

schafft, genau davon zu erzählen. Es ist gut,<br />

wenn einer gehen kann, um zu erzählen, was<br />

einen bewegt. Die Auslegung, die Deutung<br />

dieses Abschnittes ihrer Lebensgeschichte aus<br />

der Schrift durch den Auferstandenen bleibt<br />

ihnen „fremd“ wie der „Fremde“. Auch diese<br />

Worte bleiben – noch – leer und leblos. Die<br />

1 Eduard Schweitzer, NTD Bd. 3, Das Evangelium nach<br />

Lukas, S. 245<br />

Gert Stührmann<br />

br a n n t e n I c h t u n s e r he r z<br />

Erläuterungen zu Lukas 24, 13 - 35<br />

Nähe, die der Fremde schafft durch Begleitung,<br />

Zuhören, Eingehen durch Deutung – in allem<br />

durch Beziehung - veranlasst die beiden Jünger<br />

ihn zu bitten, zu bleiben. Es ist gut, nicht<br />

allein zu bleiben, wenn man sich einsam und<br />

verlassen fühlt.<br />

Im Zusammensein ereignet sich das Wiedererkennen,<br />

wird das Verlorene wiedergefunden,<br />

verbinden sich Glauben und Leben, Hoffnung<br />

und Wirklichkeit wieder. Bezeichnender Weise<br />

auf sinnliche Weise. Es ist das Mahl, das dazu<br />

führt, und es ist nicht deutlich, was es denn<br />

nun ist: Abendessen oder Abendmahl. So wie<br />

sich in Jesus Gottes Geschichte mit uns Menschen<br />

nahezu bis zur Unkenntlichkeit mit den<br />

Lebensgeschichten von uns Menschen vermischt,<br />

so sind hier Abendessen und Abendmahl<br />

miteinander vermischt, haben Glauben und<br />

Leben, Hoffnung und Realität wieder zueinander<br />

gefunden. Auf dem Weg finden die Jünger<br />

einen Spielraum, in dem ihre Lebenssituation,<br />

der begleitende Auferstandene als „Fremder“<br />

und die Schrift und ihre Auslegung miteinander<br />

ins „Spiel“ kommen. Es endet damit, dass im<br />

gemeinsamen Essen der „alte“ Glaube und die<br />

„alte“ Hoffnung von den beiden Jüngern „neu“<br />

gefunden und „neu“ erfunden werden kann. Es<br />

verwundert nicht, dass der „Fremde“ dann vor<br />

ihren Augen verschwand, als er wiedererkannt<br />

war, er war nicht mehr nötig, bzw. war auf andere<br />

Weise gegenwärtig. Erst da geht ihnen auf,<br />

dass sie schon auf dem Weg gespürt haben,<br />

dass sich eine Veränderung ereignet: „Brannte<br />

nicht unser Herz in uns?“<br />

Folgerichtig kehren die beiden Jünger nach<br />

Jerusalem zurück, denn Abstand war nicht<br />

mehr nötig, sondern neue Nähe war gewachsen.<br />

Das muss weiter erzählt werden. Was sie<br />

dort von den Jüngern erfahren, dass sich bei<br />

Petrus etwas Vergleichbares und auf andere<br />

Art und Weise ereignet hat, verwundert nicht.<br />

Denn erzählt werden kann nur das, was einer<br />

selbst erfahren hat und das ist individuell ganz<br />

verschieden. Dass jemand erzählt, motiviert<br />

andere, ähnliche und doch ganz individuelle<br />

Erfahrungen zu machen. Die Geschichte geht<br />

also weiter, der Weg setzt sich fort. Davon leben<br />

die Geschichten Gottes mit uns Menschen und<br />

halten sie lebendig.<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

47


pr a x I s<br />

48<br />

Lebens-Geschichte und Glaubens-<br />

Geschichte ineinander erzählen<br />

Eine Besuchs-Geschichte<br />

In gleicher Weise wie die Erzählung von den<br />

Emmausjüngern eine Weg-Geschichte ist, ist<br />

sie auch eine Besuchs-Geschichte.<br />

• Zwei Menschen sind auf dem Weg. Sie sind<br />

dabei, ein Stück ihrer Lebensgeschichte zu<br />

verarbeiten. Sie suchen Distanz – im Gehen<br />

und im darüber Reden. Sie sind gefangen in<br />

diesen Erlebnissen, voll von Emotionen von<br />

Trauer, Schmerz und Aggression. Es ist gut,<br />

dass sie einander haben, so können sie sich<br />

entlasten.<br />

• Ein Dritter gesellt sich zu ihnen, kommt zu<br />

„Besuch“, wie Mitarbeitende auch zu Besuch<br />

kommen in eine ihnen (meist) nicht bekannte<br />

Lebenssituation. Was sich bei diesem „Weg-<br />

Besuch“ entwickelt, ist Nähe. Das Gleiche<br />

geschieht bei Besuchen, in denen sich die<br />

Gesprächspartner wohlfühlen. Nähe ist<br />

nicht einfach da, auch in dieser Geschichte<br />

nicht. Zunächst reagieren die Jünger etwas<br />

genervt: „Bist du der einzige, …der nicht<br />

weiß…?“<br />

• Dennoch gelingt es dem Fremden eine Atmosphäre<br />

zu schaffen, in der die Jünger erzählen<br />

können. Er gibt ihnen das Gefühl von<br />

Wertschätzung und gleichzeitig bietet er als<br />

Fremder die Möglichkeit, sich zu entlasten<br />

und Abstand vom unmittelbaren Erleben zu<br />

gewinnen. Etwas, was Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

aus der Arbeit auch kennen.<br />

• <strong>Der</strong> „Fremde“ hört aufmerksam zu, was die<br />

Jünger zu erzählen haben, er ist im besten<br />

Sinne „neugierig“. Sie sind bei ihm gut aufgehoben<br />

mit dem, was sie bewegt. Wenn das<br />

bei Besuchen gelingt, spüren Mitarbeitende<br />

eine große Dichte und Intensität in den Begegnungen.<br />

Dort beginnt es, was die Jünger<br />

erst im Nachhinein erkennen: „Brannte nicht<br />

unser Herz…“: Mitarbeitende können das<br />

spüren.<br />

• Das ist der Zeitpunkt, in dem es zu dem<br />

„Ein-Fall“ Gottes kommt, in Form der Schrift<br />

und deren Auslegung. In der biblischen Geschichte,<br />

zugegeben in etwas belehrender<br />

Form, wie es vielleicht nur der Auferstandene<br />

tun kann. Aber auch das stört die Nähe<br />

nicht. Auch wenn das Wort des Fremden<br />

ihnen fremd bleibt, ist die Nähe zueinander<br />

doch so gewachsen, dass sie ihn bitten,<br />

zu bleiben. Es sind die Lebensumstände,<br />

die zur Schrift führen. Es ist das, was die<br />

Besuchten berührt und bewegt, was bei den<br />

Besuchenden zu mitunter intuitiven „Einfällen“<br />

führt, Worte, Bilder und Geschichten<br />

der Bibel als „Sprech-Hilfen“ in das Gespräch<br />

einzubringen. Ist auch hier die Nähe<br />

gewachsen, so mögen sie zunächst auch<br />

fremd bleiben und doch “nachwirken“ wie<br />

bei den Emmausjüngern.<br />

• Die Nähe erlebt ihren Höhepunkt im gemeinsamen<br />

Mahl. Hier ist zwischen Abendessen<br />

und Abendmahl, zwischen profanem und<br />

heiligem Essen nicht mehr zu unterscheiden.<br />

Plötzlich erkennen die Jünger Jesus: Er lebt!<br />

Bei Besuchen gibt es mitunter auch solche<br />

„heiligen“ Momente, in denen etwas in einem<br />

anderen Licht erscheint, etwas klarer wird,<br />

ein anderer Blickwinkel etwas erhellt – mit<br />

dem Einfall Gottes in die Lebenssituation.<br />

• Als das geschieht, verschwindet der Auferstandene.<br />

Er ist dennoch da, sie tragen ihn in<br />

sich. Sie gehen zurück und erzählen davon.<br />

In solchen Momenten fällt Abschied von den<br />

Besuchten nicht schwer. Meist sind es beide<br />

– Besuchte wie Besuchende - die etwas<br />

wieder gefunden haben. In ihrer eigenen<br />

Geschichte haben sie Gottes Geschichte<br />

mit uns Menschen wieder erkannt.<br />

„Aus dem Lebenszusammenhang wird Jesus<br />

erkannt. Nicht aus einem Glauben, den man<br />

sonst schon mitbringt.“ 2 Glaube ist nicht da, er<br />

entwickelt sich, will sich immer neu entwickeln<br />

- In der Begegnung, aus der Beziehung heraus.<br />

Weil der erzählten Lebens-Geschichte eine<br />

Glaubens-Geschichte angeboten wird, können<br />

Lebens-Geschichte und Glaubens-Geschichte<br />

ineinander erzählt werden, so dass eine neue<br />

Geschichte erzählt werden kann. Die Besuchenden<br />

erzählen sie in der <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe,<br />

die Besuchten – wer weiß.<br />

2 Lothar Steiger, Erzählter Glaube, S. 81, zur Bibelstelle


Arbeitskreise der <strong>Besuchsdienst</strong>leiterinnen und –leiter<br />

in den Sprengeln<br />

Wer einen <strong>Besuchsdienst</strong> leitet, braucht Anregungen zur Fortbildung der eigenen<br />

Wer Gruppe einen und <strong>Besuchsdienst</strong> den Erfahrungsaustausch leitet, braucht Anregungen mit andern zur Fortbildung der eigenen Gruppe und<br />

den Gruppenleitern/Gruppenleiterinnen. Erfahrungsaustausch mit andern Gruppenleitern/Gruppenleiterinnen. Diesem Ziel dienen die Arbeitskreise Diesem der Ziel dienen<br />

die <strong>Besuchsdienst</strong>leiterinnen Arbeitskreise der <strong>Besuchsdienst</strong>leiterinnen und –leiter in den und Sprengeln. –leiter in den Die Sprengeln. Treffen stehen Die Treffen jeweils stehen<br />

jeweils unter unter einem einem bestimmten bestimmten Thema. Thema. Eingeladen sind sind die die Leiterin / / der Leiter des jeweiligen<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>es jeweiligen <strong>Besuchsdienst</strong>es und ein weiteres und Gruppenmitglied, ein weiteres Gruppenmitglied, das sich für die das Fortbildung sich für der die eigenen<br />

Gruppe Fortbildung verantwortlich der eigenen fühlt.<br />

Gruppe verantwortlich fühlt.<br />

Region Termine:<br />

Frühjahr / Herbst 2009<br />

Nienburg Freitag! 06.03.2009 /<br />

30.10.2009<br />

14.15 – 18.00 Uhr<br />

Hameln Do. 19.03.2009 / Do. 05.11.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Göttingen Mi. 25.03.2009 / 28.10.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Hannover (Land) Mo. 23.02.2009 / 21.09.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Hannover (Stadt) Mi. 04.03.2009 / 23.09.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Hildesheim Mi. 11.03.2009 / 21.10.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Lüneburg (Nord) Mo. 02.03.2009 / 19.10.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Lüneburg (Süd) Mi. 18.03.2009 / 30.09.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Osnabrück Do. 26.02.2009 /24.09.2009<br />

14.30 – 18.15 Uhr<br />

Ostfriesland Di. 03.03.2009 /20.10.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Stade (Nord) Mi. 18.03.2009 / 30.09.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Stade (Süd) Mo. 16.03.2009 / 28.09.2009<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Ort<br />

ar b e I t s K r e I s e<br />

D e r be s u c h s D I e n s t l e I t e r I n n e n u n D<br />

–l e I t e r In D e n sp r e n g e l n<br />

Nienburg/Kreuzkirche<br />

Hameln/Paul Gerhardt<br />

Göttingen/Gerhard-<br />

Merker-Begegnungszentr.<br />

Hannover<br />

<strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong><br />

Hannover<br />

<strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong><br />

Hildesheim<br />

Michaeliskloster<br />

Lüneburg/Stephanus<br />

Celle<br />

Urbanus-Rhegius-<strong>Haus</strong><br />

Osnabrück/Bonnus<br />

Potshausen<br />

Ev. Landvolkshochschule<br />

Bederkesa<br />

Ev. Heimvolkshochschule<br />

Rotenburg/W.<br />

Michael<br />

pr a x I s<br />

49


ar b e I t s h I l f e n<br />

50<br />

be s u c h e b e I Kr a n K e n<br />

In h Ä u s l I c h e r um g e b u n g<br />

Wochenendseminar<br />

Kranke zu besuchen, gehört zu den Kernaufgaben<br />

einer christlichen Gemeinde. Weil<br />

die Liegezeiten in den Krankenhäusern sich<br />

aber sehr verkürzt haben, erscheint es vielen<br />

Gemeinden sinnvoller zu sein, die Kranken zu<br />

<strong>Haus</strong>e zu besuchen, als sich zu einem vielleicht<br />

vergeblichen Besuch ins Krankenhaus aufzumachen.<br />

Besuche bei Kranken, aber fordern<br />

Mitarbeitende in den <strong>Besuchsdienst</strong>en anders<br />

als z.B. zu Geburtstagen oder ähnlich weniger<br />

belastenden Anlässen. So wären viele Mitarbeitende<br />

in den <strong>Besuchsdienst</strong>en zwar bereit,<br />

Besuche bei Kranken zu machen, sie haben<br />

aber Bedenken, dass sie bei diesen Besuchen<br />

mit Dingen konfrontiert werden, mit denen sie<br />

nur sehr schwer umgehen könnten. Dieses<br />

Seminar möchte die besondere Situation von<br />

Kranken in häuslicher Umgebung in den Blick<br />

nehmen und den Teilnehmenden Hilfestellung<br />

für den Umgang und für die Gespräche mit<br />

Kranken und deren Angehörige geben. Verbunden<br />

ist dieses Seminar mit dem Angebot<br />

zweier anschließender Fallbesprechungs- und<br />

Praxisanleitungsnachmittage für die Teilnehmenden<br />

und der Mitarbeit an einer Arbeitshilfe<br />

für diese besonderen Besuche.<br />

Inhalte:<br />

• <strong>Der</strong> eigene Umgang mit Krankheit und Leid<br />

• Nachdenken über die eigene Motivation,<br />

Kranke zu besuchen<br />

• Hilfe für Gespräche mit Kranken und deren<br />

Angehörige<br />

• Bearbeitung von Besuchs- und Gesprächs-<br />

situationen<br />

• Die Bedeutung des Glaubens bei Kranken-<br />

besuchen<br />

• Hilfreiche Literatur und Texte zum Thema<br />

Termin Seminar: 23. – 25.1.2009<br />

Leitung: Norbert Wilke, Pastor, N.N.<br />

Ort: Loccum, Akademie<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Freitag 16:00 Uhr<br />

Ende: Sonntag 16:00 Uhr<br />

Kosten: 60 € (EZ)<br />

Termine Fallbesprechung und<br />

Praxisanleitung<br />

Freitag, 20.2.2009; 17:30 – 20:30 Uhr im HkD<br />

Freitag, 13.3.2009; 17:30 – 20:30 Uhr im HkD<br />

Anmeldung: bis 15.12.2008<br />

Maßnahme-Nr.:B 5000.09.6225.01<br />

be s u c h s D I e n s t a u f b a u e n<br />

– sc h r I t t f ü r sc h r I t t<br />

z u m er f o l g<br />

Wochenendseminar<br />

Sie planen in der Kirchengemeinde den<br />

Aufbau eines <strong>Besuchsdienst</strong>es. Wir möchten<br />

Ihnen an diesem Wochenende das nötige<br />

„Gewusst-Wie“ vermitteln.<br />

• Welche Planungsschritte sind nötig?<br />

• Wer sollte an der Planung beteiligt sein?<br />

• Wie finden wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?<br />

• Wie können wir die Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen auf ihre ehrenamtliche<br />

Tätigkeit vorbereiten?<br />

• Was braucht die <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe an<br />

Unterstützung und Begleitung?<br />

• Was für Angebote macht das Fachgebiet<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit im <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong><br />

<strong>Dienste</strong> für die kontinuierliche Arbeit in<br />

den Kirchengemeinden?<br />

An diesem Wochenende werden wir entlang<br />

dieser Fragen Schritt für Schritt von der Idee<br />

bis zur kontinuierlichen Arbeit gehen, um<br />

dieses Konzept dann in der Kirchengemeinde<br />

vor Ort umsetzen zu können.<br />

Termin: 13. – 15. Februar 2009<br />

Leitung: Gert Stührmann, Pastor<br />

Teilnehmende: 15 Kirchenvorsteher und<br />

Kirchenvorsteherinnen, am<br />

Aufbau beteiligte Haupt-- und<br />

Ehrenamtliche<br />

Ort: Hannover, Stephansstift<br />

Konditionen: Beginn: Freitag 18.00 Uhr<br />

Anreise<br />

Ende: Sonntag 12.30 Uhr<br />

mit dem Mittagessen<br />

Kosten: 60 € (EZ)<br />

Anmeldung: bis 13. Dezember 2008<br />

Maßnahme-Nr.:B 5000.09.6225.02


vo n D e r Kl I n g e l<br />

z u m ge s p r Ä c h<br />

eI n e eI n f ü h r u n g In D I e ge s p r Ä c h s f ü h r u n g<br />

Tagesseminar<br />

„Aller Anfang ist schwer...“, das mögen besonders<br />

die denken, die neu in eine schon<br />

bestehende <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe einsteigen,<br />

wenn sie auf erfahrene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

treffen.<br />

Wir laden Sie ein, an diesem Tag einen Gang<br />

durch ein Gespräch miteinander zu machen:<br />

<strong>Der</strong> fängt an bei dem ersten Satz an der Tür,<br />

geht weiter zu der Frage, wie wir in Kontakt<br />

kommen und zu einem Gesprächsthema finden,<br />

und endet bei den Worten und Gesten des<br />

Abschieds. Wir möchten Sie auf diese Weise<br />

auf Ihre Besuche vorbereiten, Ihnen ein Stück<br />

Sicherheit geben und Sie ermutigen, damit Sie<br />

in „freudiger Erwartung“ Ihre Besuche machen<br />

können.<br />

Dieses Tagesseminar richtet sich vor allem an<br />

diejenigen, die neu im <strong>Besuchsdienst</strong> mitarbeiten,<br />

bzw. an diejenigen, die ihre Kenntnisse<br />

auffrischen oder festigen möchten.<br />

Termin: 14. Februar 2009<br />

Leitung: Marianne Storz<br />

Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Göttingen, Gerhard-Mercker-<br />

Begegnungszentrum<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10.00 Uhr<br />

Ende: 17.00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 10. Januar 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.03<br />

Da r f I c h v o r ü b e r g e h e n?<br />

Tagesseminar<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeitende erleben immer<br />

wieder Situationen, in denen sie vor Anforderungen<br />

gestellt werden, die sie überfordern. Sie<br />

fühlen sich dann von dem Erwartungsdruck und<br />

der Ahnung, den Erwartungen nicht gerecht<br />

werden zu können, hin- und hergerissen. Es<br />

scheint aus diesem Zwiespalt nur zwei Auswege<br />

zu geben: Vollständige Hingabe oder radikale<br />

Abgrenzung.<br />

Wie kann ich das Gebot der Nächstenliebe ernst<br />

nehmen, ohne dass ich mich heillos überfordere<br />

und die Grenzen meiner Kraft und meiner Möglichkeiten<br />

überschreite? Mit dieser Frage wollen<br />

wir uns auseinandersetzen.<br />

Termin: 21. Februar 2009<br />

Leitung: Ute Glashoff,<br />

Referentin für <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Kramelheide, Seminarhaus<br />

(in der Nähe von Bremerhaven)<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im Besuchdienst<br />

Konditionen: Beginn: 10.00 Uhr<br />

Ende: 17.00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 21. Dezember 2008<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.04<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

51


ar b e I t s h I l f e n<br />

52<br />

De r gl a u b e I s t I m m e r s c h o n<br />

Tagesseminar<br />

Im ge s p r Ä c h<br />

DIe DI m e n s I o n D e s gl a u b e n s<br />

Im ge s p r Ä c h e n t D e c K e n<br />

Auf der einen Seite sind Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

verunsichert, wenn es um die Frage<br />

des Glaubens in den Gesprächen bei Besuchen<br />

geht: Was wird von mir erwartet? Werde ich den<br />

Erwartungen gerecht? Bin ich fromm genug?<br />

Kann ich meine Erfahrungen des Glaubens in<br />

das Gespräch einbringen?<br />

Auf der anderen Seite machen sie die Erfahrung,<br />

dass das Thema „Glauben“ scheinbar<br />

kaum eine Rolle in den Gesprächen spielt.<br />

An diesem Tag wollen wir die religiöse Dimension<br />

in Gesprächen wahrnehmen und entdecken,<br />

wie Themen des Glaubens anklingen, ohne<br />

dass sie immer offen ausgesprochen werden.<br />

Wir wollen uns den Fragen des eigenen Glaubens<br />

stellen, Erfahrungen von Gewissheit und<br />

Zweifel austauschen.<br />

Wir wollen entdecken, wie wir Themen des<br />

Glaubens aktiv einbringen können, so dass der<br />

Austausch über Glaubenserfahrungen für beide<br />

Seiten ein Gewinn ist.<br />

Termin: 21. März 2009<br />

Leitung: Johanne Tscharntke,<br />

Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Ev. Jugendbildungsstätte Asel /<br />

Wittmund<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10.00 Uhr<br />

Ende: 17.00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 19. Februar 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.05<br />

DIe ve r g a n g e n h e I t a l s<br />

Kr a f tq u e l l e n u t z e n<br />

– re s s o u r c e n o r I e n t I e r t e bI o g r a p h I e a r b e I t<br />

Tagesseminar<br />

Sie haben als <strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeiterin die<br />

eine oder andere Lebensgeschichte gehört. Von<br />

Menschen, die sowohl von positiven als auch<br />

negativen Gefühlen beim Erzählen begleitet<br />

werden. So kann eine Lebensgeschichte mal<br />

als Ursprung aller Schwierigkeiten oder als<br />

Quelle der Kraft erscheinen.<br />

In diesem Seminar werden Ihnen anhand der<br />

Auseinandersetzung mit Ihrer eigenen Biographie<br />

Methoden zum ressourcenorientierten<br />

Umgang mit Lebensgeschichten vermittelt.<br />

Dieser Kurs richtet sich an alle, die Lust haben,<br />

sich kreativ und lebendig auf „Schatzsuche“ zu<br />

begeben und dabei eine Ressourcenperspektive<br />

einnehmen. Sie richten dabei den Blick auf<br />

eigene bislang unbeachtete, vielleicht sogar<br />

unerkannte Ressourcen. Dieser positive Blick<br />

kann nicht nur für Sie neue Perspektiven eröffnen,<br />

sondern auch so manchen Besuchskontakt<br />

bereichern und die Arbeit dadurch leichter<br />

machen.<br />

Bitte bringen Sie Bilder von Bezugspersonen<br />

aus Ihrer Herkunftsfamilie mit.<br />

Termin: 23. April 2009<br />

Dieses Seminar richtet sich vor allem an Mitarbeitende aus<br />

dem Sprengel Hannover. Wenn Sie dieses Seminarangebot<br />

als ganze Gruppe wahrnehmen möchten, dann ist es auch<br />

möglich, dass die Referentin zu Ihnen in die Kirchengemeinde<br />

kommt. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei der<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit im <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong>.<br />

Leitung: Gabriele Schmidt,<br />

Dipl. Sozialarbeiterin/<br />

Sozialpädagogin,Systemische<br />

Familientherapeutin, Supervisorin/<br />

Organisationsberaterin<br />

Ort: Hanns-Lilje-<strong>Haus</strong> Hannover<br />

Knochenhauerstr. 33, Hannover<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10.00 Uhr<br />

Ende: 17.00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 19. März.2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.06


Ku r s:<br />

be s u c h s D I e n s tg r u p p e n<br />

l e I t e n (I)<br />

Wochenendseminar<br />

Leiten Sie eine <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe und<br />

möchten Sie Ihre Leitungskompetenz verbessern?<br />

Werden Sie demnächst die Leitung eines<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>es übernehmen und möchten<br />

Sie sich auf diese Aufgabe vorbereiten? Dieser<br />

Kurs bietet Ihnen die Möglichkeit, Kenntnisse<br />

zu erwerben, die für die Leitung einer <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe<br />

von Bedeutung sind. <strong>Der</strong> Kurs<br />

umfasst mehrere Bausteine.<br />

Inhalte: Gruppendynamische Aspekte der<br />

Gruppenleitung, Ziel, Inhalte, Form und Vorbereitung<br />

von Gruppentreffen, Methoden des<br />

Erfahrungsaustausches, <strong>Besuchsdienst</strong> und<br />

Kirchengemeinde, Öffentlichkeitsarbeit für den<br />

<strong>Besuchsdienst</strong><br />

Baustein I<br />

Die Gruppe wahrnehmen<br />

Gruppendynamische Aspekte der Gruppenleitung<br />

Jede Gruppe entwickelt eine innere Dynamik.<br />

Das Seminar möchte Möglichkeiten aufzeigen,<br />

diese Prozesse wahrzunehmen und darauf zu<br />

reagieren.<br />

Inhalte:<br />

• Entwicklung einer Gruppe<br />

• Gruppenprozesse<br />

• typische Gruppenkonflikte<br />

• Leitungsaufgaben<br />

• Leitungsstile<br />

• Teilnehmerverhalten<br />

Termin: 17. – 19. April 2009<br />

Leitung: Gert Stührmann, Pastor<br />

Ort: Hannover, Stephansstift<br />

Teilnehmende: 15 Leitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Freitag 18.00 Uhr<br />

Ende: Sonntag 13.00 Uhr<br />

mit dem Mittagessen<br />

Kosten: 60 € (EZ)<br />

Anmeldung: bis 12. Februar 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.07<br />

zw I s c h e n tü r u n D an g e l<br />

Ku r z g e s p r Ä c h e<br />

Wochenendseminar<br />

Es gibt im <strong>Besuchsdienst</strong> immer wieder Begegnungen,<br />

die ganz kurz sind. Vor allem Mitarbeitende<br />

von <strong>Besuchsdienst</strong>en, die Neuzugezogene<br />

besuchen, können davon erzählen. Aber<br />

auch sonst gibt es Gespräche, die mit Worten<br />

„Wo ich Sie gerade treffe…“ oder „Kann ich Sie<br />

einmal kurz sprechen…“ eingeleitet werden.<br />

Oft sind Mitarbeitende nach solchen Kurzkontakten<br />

unzufrieden.<br />

Dabei zeigt die Erfahrung, dass auch diese<br />

kurzen Gespräche hilfreich und für beide Seiten<br />

befriedigend sein können.<br />

Dieses Seminar möchte helfen, Gespräche<br />

zwischen „Tür und Angel“ bewusst als Chance<br />

wahrzunehmen.<br />

• Gesprächspartner nutzen ungünstige Momente<br />

als günstige Gelegenheiten zu einem<br />

Gespräch. Wie kann ich dieses Bedürfnis<br />

wertschätzend aufnehmen?<br />

• Oft wird gerade in den ersten Sätzen von den<br />

Gesprächspartnern ihr Anliegen genannt. Wie<br />

kann ich dafür aufmerksam werden und es<br />

aufnehmen?<br />

• In einem kurzen Gespräch können tiefgreifende<br />

Probleme nicht gelöst werden und doch<br />

kann es sehr entlastend sein. Was kann ich<br />

dazu beitragen, dass ein solches Gespräch<br />

als hilfreich empfunden wird?<br />

Diese Fragen werden uns beschäftigen. Dabei<br />

werden die Erfahrungen der Teilnehmenden<br />

eine wesentliche Rolle spielen.<br />

Termin: 17. – 18. April 2009<br />

Leitung: Helene Eißen-Daub, Pastorin und<br />

Familientherapeutin, Referentin<br />

für <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Nindorf bei Rotenburg/W.,<br />

Hansenhof<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Freitag, 16.00 Uhr<br />

Ende: Samstag, 17.00 Uhr<br />

Kosten: 50 € (EZ)<br />

Anmeldung: bis 12. Februar 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.08<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

53


ar b e I t s h I l f e n<br />

54<br />

„Ic h h a b e sc h l I m m e s e r l e b t<br />

u n D m I t a n s e h e n m ü s s e n“<br />

– ge s p r Ä c h e ü b e r t r au m at I s c h e<br />

er l e b n I s s e f ü h r e n<br />

Tagesseminar<br />

Kriegs- und Nachkriegserlebnisse, kriminelle<br />

Gewalttaten, Katastrophen oder Unfälle, lebensbedrohliche<br />

Krankheiten, plötzliche Verluste<br />

von nahe stehenden Menschen können<br />

zu schweren seelischen und auch körperlichen<br />

Belastungen führen, die bis ins hohe Alter<br />

nachwirken, immer wieder in der Erinnerung<br />

auftauchen. Man spricht vom Trauma – von<br />

einer tief greifenden, endlos nachwirkenden<br />

seelischen Verletzung, die auf ein extrem<br />

bedrohliches Erlebnis zurückgeht. Besonders<br />

bei den jetzt älteren Menschen sind vor allem,<br />

bedingt durch die speziellen zeitgeschichtlichen<br />

kriegsbedingten Zumutungen, solche<br />

prägenden Erlebnisse häufiger.<br />

Manche solcher Erlebnisse bestimmen offen<br />

und vehement die Gespräche, andere wiederum<br />

werden krampfhaft, weil schambesetzt, vermieden.<br />

Das Seminar vermittelt Kenntnisse über<br />

psychische Prozesse im Zusammenhang mit<br />

hochgradig belastenden Lebenserfahrungen,<br />

gibt Wahrnehmungshilfe für traumatische oder<br />

traumaverdächtige Symptome. Im Vordergrund<br />

steht die Frage: Was für ein Verhalten ist sinnvoll?<br />

Wie kann ich diesen Menschen beistehen,<br />

ihr Leiden lindern oder gar zur Überwindung<br />

beitragen?<br />

Das Seminar wird in Kooperation mit der Fachstelle<br />

für gemeindebezogene Altenarbeit in der<br />

EEB Niedersachsen durchgeführt.<br />

Termin: 10. Juni 2009<br />

Leitung: Helga Ruess-Alberti, Lehrsupervisorin,<br />

Lehrbeauftragte für TZI,<br />

ehemalige Dozentin am Seelsorgeinstitut<br />

an der kirchlichen<br />

Hochschule Bethel, Pastorin im<br />

Krankenhausseelsorgedienst;<br />

Klaus Depping, Pastor, Päd. Mitarbeiter<br />

der EEB Hannover<br />

Ort: <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong>, Hannover,<br />

Raum C<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10:00 Uhr.<br />

Ende: 17:00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 27. Mai 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.09<br />

gu t e ge s p r Ä c h e<br />

s I n D w u n D e r b a r<br />

– s I e z u f ü h r e n e I n e Ku n s t<br />

2 Tage-Seminar<br />

Sie sind neu in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit und<br />

haben den Wunsch Kenntnisse über Kommunikation<br />

und Gesprächsführung zu erlangen<br />

oder Sie sind schon länger dabei und möchten<br />

Ihre Kenntnisse auffrischen bzw. vertiefen, dann<br />

sind Sie herzlich zu einem zweitägigen Seminar<br />

eingeladen.<br />

Folgende Schwerpunkte werden im Seminar<br />

erarbeitet und aktiv ausprobiert:<br />

• Grundlagen der Kommunikation<br />

• Kommunikationsmodelle<br />

• Rollenverständnis<br />

• Gesprächsführung<br />

- <strong>Der</strong> erste Eindruck<br />

- Gesprächsbeginn / -anlässe<br />

- Gesprächsende<br />

- Zuhören können<br />

- Verstehen – Verständnis entwickeln<br />

- Fragen stellen<br />

- Antworten geben<br />

- Bedeutung und Möglichkeiten von<br />

Mimik/ Gestik<br />

- Erkennen und Einsetzen von<br />

Körpersprache<br />

- Rituale<br />

- Wertschätzung<br />

• Grenzen setzen<br />

Termin: 22. – 23. August 2009<br />

Leitung: Gabriele Thiesen-Stampniok,<br />

Dipl. Sozialwirtin, Supervisorin,<br />

Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Hildesheim, Michaeliskloster<br />

Teilnehmende: 12 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Samstag: 14:30 Uhr<br />

Ende: Sonntag: 16:30 Uhr<br />

Kosten: 50 € (EZ)<br />

Anmeldung: bis 20. Mai 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.10


tr a u e r n D e n b e g e g n e n<br />

Wochenendseminar<br />

Kein Mensch kann den anderen von seinem Leid befreien;<br />

aber er kann ihm Mut machen, das Leid zu tragen.<br />

Selma Lagerlöf<br />

Trauer ist eine sehr persönliche und schwerwiegende<br />

Erfahrung für jeden Menschen.<br />

Entsprechend verschieden sind die Wege, die<br />

Trauernde gehen. Die Begegnung und Gespräche<br />

mit Menschen, die Abschied nehmen<br />

mussten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe und<br />

Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong> fühlen sich oft<br />

hilflos. Trauernde umgibt oft ein Schweigen,<br />

und sie fühlen sich doppelt im Stich gelassen<br />

in einer Zeit, in der sie emotionale Zuwendung<br />

und ungeteilte Aufmerksamkeit dringend brauchen.<br />

Geduldiges Zuhören, das Wiederholen<br />

des Vergangenen, das sich erinnern Dürfen,<br />

helfen auf dem Weg durch die Trauer, helfen<br />

sich in die veränderten Lebensverhältnisse zu<br />

gewöhnen.<br />

Als GesprächspartnerInnen gilt es dabei, sich<br />

in ihr Lebensumfeld zu begeben, den „Spagat“<br />

zwischen Fremdheit und Intimität zu wagen.<br />

Wie viel Nähe ist möglich, wie viel Distanz ist<br />

nötig?<br />

Was hat mich in meiner Einstellung zu Tod und<br />

Trauer geprägt? Wie geht unsere Gesellschaft<br />

mit diesem Thema um?<br />

Welche Erfahrungen haben mich geprägt?<br />

Wie kann ich Trauernde unterstützen?<br />

Wo bleibe ich mit meiner eigenen Betroffenheit?<br />

Was ist Trost?<br />

Welchen Trost kann ich anbieten?<br />

Um diese und andere Fragen wird es in diesem<br />

Kurs gehen.<br />

Termin: 4. – 6. September 2009<br />

Leitung: Christine Stockstrom, Dozentin<br />

am Lutherstift für Trauer- und<br />

Sterbebegleitung, Dipl. Supervisorin<br />

(DGSv), Trauerbegleiterin,<br />

langjährige Hospizerfahrung<br />

Ort: Lutherstift in Falkenburg<br />

Teilnehmende: 14 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 17:00 Uhr, Ende: 14:00<br />

Uhr<br />

Kosten: 60 € (EZ)<br />

Anmeldung: bis 2. Juli 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.11<br />

Tagesseminar<br />

„wIr h a b e n n I c h t<br />

v o n go t t g e r e D e t<br />

– a b e r e r w a r m I t t e n u n t e r u n s “<br />

Diese Erfahrung erleben viele Besuchende<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong> der Kirchengemeinden als<br />

Höhepunkte in ihrer Arbeit. Wenn sich in dem<br />

scheinbar Alltäglichen eines Besuches ein besonders<br />

guter Kontakt entwickelt, ein besonders<br />

intensives Gespräch stattfindet oder eine besonders<br />

vertraute Begegnung Raum bekommt,<br />

ist das neben einer Begabung und Fähigkeit<br />

auch ein Geschenk. So, wie ein Gottes-Dienst<br />

ein Geschenk sein kann.<br />

• Lassen sich bei unseren Besuchen Worte und<br />

Gesten entdecken, die an gottes-dienstliche<br />

Strukturen und Elemente erinnern?<br />

• Welche religiöse Dimension haben unsere<br />

Besuche, auch wenn wir das Wort „Gott“ nicht<br />

aussprechen?<br />

• Was schenken Besuchende und Besuchte<br />

sich gegenseitig? Und wie kommt darin Gottes<br />

Geschenk an uns zum Ausdruck?<br />

Diesen Fragen werden wir anhand eigener<br />

Erfahrungen, mit kreativen Methoden, Bewegungsübungen<br />

und Fallarbeit nachgehen.<br />

Das Seminar soll die Aufmerksamkeit für religiöse<br />

Dimensionen in unseren Gesprächen<br />

schulen und die Teilnehmenden ermutigen,<br />

ihren Besuchen auch in religiöser Hinsicht Wert<br />

beizumessen.<br />

Termin: 12. September 2009<br />

Leitung: Marianne Storz<br />

Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Göttingen, Gerhard-Mercker-<br />

Begegnungszentrum<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10.00 Uhr,<br />

Ende:17.00 Uhrr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 9. Juli 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.12<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

55


ar b e I t s h I l f e n<br />

56<br />

Wochenendseminar<br />

Leiten Sie eine <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe und<br />

möchten Sie Ihre Leitungskompetenz verbessern?<br />

Werden Sie demnächst die Leitung eines<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>es übernehmen und möchten<br />

Sie sich auf diese Aufgabe vorbereiten? Dieser<br />

Kurs bietet Ihnen die Möglichkeit, Kenntnisse<br />

zu erwerben, die für die Leitung einer <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe<br />

von Bedeutung sind. <strong>Der</strong> Kurs<br />

umfasst mehrere Bausteine.<br />

Inhalte des gesamten Kurses: Gruppendynamische<br />

Aspekte der Gruppenleitung, Ziel,<br />

Inhalte, Form und Vorbereitung von Gruppentreffen,<br />

Methoden des Erfahrungsaustausches,<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> und Kirchengemeinde, Öffentlichkeitsarbeit<br />

für den <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Baustein II<br />

Ku r s:<br />

be s u c h s D I e n s tg r u p p e n<br />

l e I t e n (II)<br />

Struktur, Inhalte und Gestaltung eines<br />

Gruppentreffens<br />

Die meisten <strong>Besuchsdienst</strong>gruppen treffen sich<br />

regelmäßig. Das Seminar soll Anregungen zur<br />

inhaltlichen und methodischen Gestaltung von<br />

Gruppentreffen vermitteln.<br />

Inhalte:<br />

• Struktur der Gruppentreffen<br />

• Ziele und Inhalte von Gruppentreffen<br />

• Methoden der Gruppenarbeit<br />

• Methoden des Erfahrungsaustausches<br />

• die Andacht in der <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe<br />

Termin: 25. – 27. September 2009<br />

Leitung: Gert Stührmann, Pastor<br />

Ort: Hannover, Hanns-Lilje-<strong>Haus</strong><br />

Teilnehmende: 15 Leitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Freitag 18:00 Uhr,<br />

Ende: Sonntag 13:00 Uhr<br />

mit dem Mittagessen<br />

Kosten: 60 € (EZ)<br />

Anmeldung: bis 23. Juli 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.13<br />

„… ü b e r D e n gl a u b e n<br />

h a b e n w I r g a r n I c h t<br />

g e s p r o c h e n“<br />

DIe r e l I g I ö s e DI m e n s I o n Im ge s p r Ä c h<br />

Wochenendseminar<br />

Das ist häufig die spontane Reaktion von Mitarbeitenden,<br />

wenn das Thema auf die religiöse<br />

Dimension bei Gesprächen angeschnitten wird.<br />

Aber dann ergeben sich weitere Fragen:<br />

Muss ich bibelfest sein, wenn ich Besuche<br />

mache? Wie soll ich reagieren, wenn ich auf<br />

meinen Glauben angesprochen werde? Diese<br />

Fragen stellen sich nicht nur Mitarbeitende, die<br />

neu im <strong>Besuchsdienst</strong> sind. Auch erfahrene<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeitende gehen diesem<br />

Thema vielleicht am liebsten aus dem Weg,<br />

weil es für sie als ‚Laien’ zu schwierig scheint.<br />

Oder sie fühlen sich womöglich nicht fromm<br />

genug, um Begegnungen, in denen der Glaube<br />

angesprochen wird, gerecht zu werden. Um<br />

solche Unsicherheiten zu überwinden, werden<br />

wir in diesem Seminar die folgenden Fragen<br />

bearbeiten:<br />

Was ist eigentlich mein eigener Glaube und wie<br />

kann ich ihn zum Ausdruck bringen?<br />

Wie kann ich den religiösen Erwartungen<br />

meines Gegenübers entsprechen, ohne mich<br />

selbst zu verleugnen?<br />

Wie kann das Gespräch über Glaubensfragen<br />

zur Hilfe für die Besuchten werden?<br />

Termin: 30.10. – 01.11. 2009<br />

Leitung: Helene Eißen-Daub, Pastorin<br />

und Familientherapeutin,<br />

Referentin für <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Nindorf bei Rotenburg/W.,<br />

Hansenhof<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Freitag 17.00 Uhr<br />

Ende: Sonntag 14.00 Uhr<br />

Kosten: 60 € (EZ)<br />

Anmeldungen: bis 12. August 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.14


Tagesseminar<br />

vo n D e r Kl I n g e l<br />

z u m ge s p r Ä c h<br />

eI n e eI n f ü h r u n g In D I e ge s p r Ä c h s f ü h r u n g<br />

„Aller Anfang ist schwer...“, das mögen besonders<br />

die denken, die neu in eine schon<br />

bestehende <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe einsteigen,<br />

wenn sie auf erfahrene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

treffen.<br />

Wir laden Sie ein, an diesem Tag einen Gang<br />

durch ein Gespräch miteinander zu machen:<br />

<strong>Der</strong> fängt an bei dem ersten Satz an der Tür,<br />

geht weiter zu der Frage, wie wir in Kontakt<br />

kommen und zu einem Gesprächsthema finden,<br />

und endet bei den Worten und Gesten des<br />

Abschieds. Wir möchten Sie auf diese Weise<br />

auf Ihre Besuche vorbereiten, Ihnen ein Stück<br />

Sicherheit geben und Sie ermutigen, damit Sie<br />

in „freudiger Erwartung“ ihre Besuche machen<br />

können.<br />

Dieses Tagesseminar richtet sich vor allem an<br />

diejenigen, die neu im <strong>Besuchsdienst</strong> mitarbeiten,<br />

bzw. an diejenigen, die ihre Kenntnisse<br />

auffrischen oder festigen möchten.<br />

Termin: 10. Oktober 2009<br />

Leitung: Ute Glashoff<br />

Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Hannover, Hanns-Lilje-<strong>Haus</strong><br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10.00 Uhr.<br />

Ende:17.00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldungen: bis 6. August 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.15<br />

we n n me n s c h e n a u s<br />

I h r e m le b e n e r z Ä h l e n<br />

vo m um g a n g m I t le b e n s g e s c h I c h t e n<br />

Tagesseminar<br />

Im be s u c h s D I e n s t<br />

Vielen Menschen, besonders älteren Menschen,<br />

ist es ein Bedürfnis Erinnerungen aus<br />

ihrem Leben zu erzählen. Die einen erzählen<br />

unentwegt, mitunter immer die gleichen Geschichten.<br />

Die anderen möchten nicht zur Last<br />

fallen mit den „alten“ Geschichten. Es ist wichtig,<br />

dass Menschen erzählen – in der Rückschau<br />

vergewissern sie sich ihres eigenen Lebens.<br />

Das kann helfen, ihr Leben mit allem Schönem<br />

und Schwerem anzunehmen.<br />

Dazu bedarf es einer Atmosphäre des Vertrauens,<br />

des Interesses und der Achtsamkeit.<br />

• Wie kann ich zu solch einer Atmosphäre beitragen?<br />

• Wie kann ich helfen, dass der „rote Faden“ im<br />

Erzählen nicht verloren geht?<br />

• Wie kann ich Interesse zeigen, ohne aufdringlich<br />

zu wirken?<br />

• Wie kann ich mich schützen, wenn mir Geschichten<br />

zu „nahe“ rücken?<br />

• Wie kann ich einen Erzählfluss auch zu einem<br />

guten Ende führen?<br />

• Wie kann aus einem Monolog auch ein Dialog,<br />

ein gegenseitig anregender Gedankenaustausch<br />

werden?<br />

Mit diesen Fragen werden wir uns an diesem<br />

Tag beschäftigen, um zu einem für beide Seiten<br />

bereichernden Austausch zu kommen.<br />

Termin: 10. Oktober 2009<br />

Leitung: Johanne Tscharntke,<br />

Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Ort: Potshausen, Ev. Landvolkshochschule<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: 10:00 Uhr,<br />

Ende: 17:00 Uhr<br />

Kosten: 20 €<br />

Anmeldung: bis 6. August 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.16<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

57


ar b e I t s h I l f e n<br />

58<br />

„tj a, e I n m a l Is e s<br />

D e n n v o r b e I“ –<br />

üb e r D I e a l l e r l e t z t e n<br />

DI n g e r e D e n<br />

2 Tage-Seminar<br />

Mit zunehmendem Alter und besonders mit<br />

zunehmender körperlicher bleibender Beeinträchtigung<br />

macht sich die Endlichkeit des Lebens<br />

bemerkbar. Bei Besuchen kommt dieses<br />

in unterschiedlicher Weise zum Ausdruck z. B.<br />

als Klage, in verdrängter Form, als Wunsch, es<br />

möge doch bald vorbei sein. In dem Seminar<br />

werden wir uns offene und versteckte Signale<br />

der Endlichkeit vergegenwärtigen und überlegen,<br />

wie man angemessen darauf reagieren<br />

kann. Einen besonderen Stellenwert soll die<br />

Frage haben: Was gibt es an Hoffnungsvollem<br />

über den Tod hinaus zu sagen? Wir werden uns<br />

mit Geschichten, Bildern und Gegenständen<br />

beschäftigen, die Jenseitshoffnung vermitteln<br />

und überlegen, wie und wann sie aufbauend<br />

bei einem Besuch eingesetzt werden können.<br />

Aber auch eventuell vorhandene Ängste vor<br />

dem Danach werden Thema sein.<br />

Das Seminar wird in Kooperation mit der Fachstelle<br />

für gemeindebezogene Altenarbeit in der<br />

EEB Niedersachsen durchgeführt.<br />

Termin: 13. – 14. Nov. 2009<br />

Leitung: Dagmar Callenius-Meuß,<br />

Pfarrerin, Hamm (Westfalen)<br />

Klaus Depping, Pastor,<br />

päd. Mitarbeiter EEB, Hannover<br />

Ort: Springe, Lutherheim<br />

Teilnehmende: 15 Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Konditionen: Beginn: Freitag 16.00 Uhr.<br />

Ende: Samstag 18.30 Uhr<br />

Kosten: 50 € (EZ)<br />

Anmeldungen: bis 21. August 2009<br />

Maßnahme-Nr.: B 5000.09.6225.17<br />

Fallbesprechung<br />

„Was war eigentlich heute mit Herrn Meyer los?“<br />

„Was will diese Frau immer von mir?“<br />

Es gibt immer wieder Situationen, die leitenden<br />

Mitarbeitenden in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

nicht aus dem Kopf gehen und sie weiterbeschäftigen.<br />

Seien es Begegnungen bei Besuchen oder aber<br />

auch Szenen in der <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe oder<br />

Gemeinde.<br />

Von diesen Begegnungen und Szenen können<br />

sie in der Fallbesprechungsgruppe berichten.<br />

Mit Hilfe der Einfälle und Gedanken der anderen<br />

Teilnehmenden gelingt es ihnen, die Situationen<br />

besser zu verstehen und sich sicherer zu<br />

verhalten.<br />

Gleichzeitig erweitern sie durch die regelmäßige<br />

Teilnahme ihre Handlungskompetenz für die leitende<br />

Funktion in ihrer <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe.<br />

Eingeladen sind Mitarbeitende in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit,<br />

die leitende Aufgaben im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

übernommen haben oder übernehmen<br />

möchten.<br />

Ort und Termine<br />

Da s m ö c h t e I c h<br />

b e s s e r v e r s t e h e n…<br />

Falls in Ihrer Region eine Fallbesprechungsgruppe<br />

angeboten werden kann, erhalten Sie eine Einladung<br />

dazu, gleichzeitig mit der Einladung zum<br />

nächsten Arbeitskreis. Darin sind Ort und Termine<br />

und der Referent bzw. die Referentin angegeben.<br />

Bei Interesse rufen Sie uns aber gerne auch an.<br />

<strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong><br />

der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Fon: 0511 1241-544<br />

E-Mail: besuchsdienst@kirchliche-dienste.de


hI n w e I s e<br />

z u r an m e l D u n g<br />

Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Teilnahmebestätigung.<br />

Nach Eingang der Teilnahmebestätigung<br />

lassen Sie bitte den Teilnahmebeitrag von Ihrer<br />

Kirchengemeinde überweisen auf das Konto des<br />

<strong>Haus</strong>es <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong><br />

bei der Ev. Kreditgenossenschaft Hannover,<br />

Kto.-Nr. 6955, BLZ 520 604 10<br />

mit dem Vermerk: Maßn.-Nr. B 5000.09.6225.10<br />

(z. B. 5000.09.6225.10 für das Seminar „Gute Gespräche“)<br />

und Name des Teilnehmenden.<br />

Die Maßnahme.-Nr. des jeweiligen Seminars finden<br />

Sie unten auf der Seite der Ausschreibung.<br />

Die Veranstaltung wird in der pädagogischen<br />

Verantwortung* der Evangelischen Erwachsenenbildung<br />

Niedersachsen durchgeführt.<br />

*§ 8 Abs. 1 Niedersächsisches Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG)<br />

te I l n a h m e b e I t r a g<br />

Die Kirchengemeinden werden ein Interesse haben<br />

an einer laufenden Fortbildung ihrer ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/innen, damit eine verantwortliche Mitarbeit<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong> gelingt. Sie werden die entstehenden<br />

Kosten der Fortbildung ihrer Mitarbeiter/<br />

innen übernehmen.<br />

Wir empfehlen darum folgende Vorgehensweise:<br />

• Über die Leitung der <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe lassen<br />

Sie sich in Ihrer Kirchengemeinde die Teilnahme<br />

an der Fortbildung genehmigen.<br />

• Daraufhin melden Sie sich in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

zu der Fortbildung an.<br />

• Nachdem Sie die Anmeldebestätigung erhalten<br />

haben, weisen Sie die Kirchengemeinde auf die<br />

Überweisung des Teilnahmebetrages hin.<br />

• Nach der Fortbildung können Sie sich dann Ihre<br />

Fahrtkosten bei der Kirchengemeinde erstatten<br />

lassen.<br />

• Für eine von der Kirchengemeinde genehmigte<br />

Fortbildung bekommen Sie nicht nur die Kosten<br />

erstattet, sondern Sie sind auch während der<br />

Veranstaltung und während der An- und Abreise<br />

versichert.<br />

Ausfallgebühren:<br />

Abmeldungen von Teilnehmern bis zum Anmeldeschluss<br />

sind kostenfrei. Bei Abmeldungen nach<br />

Anmeldeschluss berechnen wir 50 % des Teilnahmebeitrages,<br />

bei Absage zwei Wochen vor der Veranstaltung<br />

muss leider der gesamte Teilnahmebeitrag<br />

berechnet werden.<br />

Die Ausfallgebühren sind nicht fällig, wenn noch<br />

jemand von einer eventuellen Warteliste nachrücken<br />

kann.<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

59


ar b e I t s h I l f e n<br />

60<br />

mat e r I a l I e n<br />

<strong>Der</strong> <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Jahrgang 2007<br />

Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

Suchen und Finden, Motivieren und Qualifizieren<br />

Wie finden wir Mitarbeitende? Wir haben alles getan:<br />

Wir haben öffentlich geworben, wir haben Menschen<br />

direkt angesprochen, aber es gab keine Resonanz.<br />

Wie kann der „Perspektivwechsel“ ermöglicht werden,<br />

indem nicht nur danach gefragt wird, wen brauchen<br />

wir, sondern auch danach, was haben wir zu bieten,<br />

um Menschen für die Arbeit zu begeistern? Welchen<br />

Gewinn und welche Entfaltungsmöglichkeiten bieten<br />

sich Interessierten? Welche Erfahrungen machen<br />

andere mit ehrenamtlichem Engagement, wie suchen<br />

und finden, wie motivieren und qualifizieren sie ihre<br />

Mitarbeitenden? Die Berichte aus der Praxis können<br />

ermutigen. Sie erzählen vom erfolgreichen Aufbau<br />

und wie erfolgreiche Arbeit einen Dominoeffekt<br />

erzeugt.<br />

Jahrgang 2006<br />

<strong>Der</strong> spielerische Umgang mit<br />

Unterschieden<br />

Besuche durch Hauptamtliche und Ehrenamtliche<br />

Besuche durch Hauptamtliche und Ehrenamtliche,<br />

gibt es da Unterschiede? Und wenn ja: welche?<br />

Ergänzen sich diese beiden Formen von Besuchen<br />

oder stehen sie in Konkurrenz miteinander? Gibt es<br />

einen Unterschied in Qualität und Charakter? Welchen<br />

Besuch bevorzugen die Besuchten? „Warum<br />

kommt der Pastor nicht?“ werden ehrenamtliche<br />

Besucherinnen manchmal in den Gemeinden gefragt.<br />

Warum? Das sind die Fragestellungen, die<br />

die Artikel in diesem Heft aufgreifen. Die an der<br />

Praxis orientierten Hintergrundartikel werden ergänzt<br />

durch Erfahrungen aus der Praxis der <strong>Besuchsdienst</strong>e<br />

in den Gemeinden und Arbeitshilfen geben<br />

Anregungen, sich mit dem Thema ganz praktisch<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Jahrgang 2005<br />

Aufeinander zugehen –<br />

Kontakte gestalten<br />

Die Kontaktaufnahme und –pflege zu den Menschen<br />

in unseren Kirchengemeinden wird eine wesentliche<br />

Rolle spielen, wenn die Kirche zukunftsfähig bleiben<br />

soll. Dieses Heft widmet sich diesem Thema.<br />

Wie würde sich - oder auch: wie muss sich - Gemeinde<br />

verändern, wenn „Gemeinde in Kontakt“ zum<br />

Focus der Gemeindearbeit wird? Welche praktischen<br />

Konsequenzen können hieraus gezogen werden?<br />

Wo gibt es in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit schon jetzt<br />

Ansätze, die weiterentwickelt werden können? - Das<br />

Heft enthält grundsätzliche Beiträge, Berichte aus der<br />

Praxis und Arbeitshilfen zum Thema.<br />

Jahrgang 2004<br />

Kritik an der Kirche<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in <strong>Besuchsdienst</strong>en<br />

werden immer wieder in ganz unterschiedlicher<br />

Weise mit Kritik an der Kirche konfrontiert. Kritik wird<br />

meist als unangenehm empfunden.<br />

Dieses Heft möchte dazu beitragen konstruktiv mit<br />

der Kritik an der Kirche umzugehen, sie nicht als<br />

Gemecker abzutun, sondern in ihr zunächst einmal<br />

einen Beitrag zu sehen, der immer noch Interesse an<br />

der Kirche signalisiert. Sie ist sogar wünschenswert<br />

insofern, dass sie auf vernachlässigte Bedürfnisse<br />

und Defizite in der kirchlichen Arbeit aufmerksam<br />

machen kann. Dabei ist es wichtig, die Hintergründe<br />

und Motive geäußerter Kritik zu verstehen. Das<br />

eröffnet neue Möglichkeiten, auf Kritik an der Kirche<br />

in konkreten Situationen zu reagieren, ohne ihnen<br />

auszuweichen.<br />

Jahrgang 2003<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>gruppen leiten und<br />

begleiten<br />

Die Frage nach einer befriedigenden Leitung und<br />

Begleitung von <strong>Besuchsdienst</strong>gruppen stellt sich<br />

immer wieder. Nicht nur beim Aufbau neuer Gruppen<br />

taucht sie auf, sondern vor allem auch da, wo<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unzufrieden damit<br />

sind, wie ihre Gruppe geleitet und begleitet wird.<br />

Das Heft nimmt Anregungen und Anfragen aus der<br />

Begegnung mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf<br />

und versucht seinerseits Anregungen zur Reflexion<br />

und Weiterarbeit zu geben.<br />

Jahrgang 2002<br />

„Vertrauen wagen“<br />

Festschrift zu 50 Jahre <strong>Haus</strong>halterschaftsarbeit.<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> unter veränderten sozialen Bedingungen,<br />

zur Bedeutung von <strong>Besuchsdienst</strong>en in<br />

Kirche und Gesellschaft, Haupt- und Ehrenamtliche<br />

in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit - auf dem Weg zu einer<br />

Kirche des Priestertums aller Getauften. <strong>Der</strong> Glaube<br />

ist immer schon im Gespräch - das sind nur einige<br />

Artikel zur Geschichte, zur Theorie und aus der Praxis<br />

in diesem Heft, die die Entwicklung und mögliche<br />

Zukunft der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit beschreiben.<br />

Jahrgang 2001<br />

Die „jungen Alten“ in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

„Nicht mehr jung und noch nicht alt...“. Die Soziologen<br />

sprechen von einer ganz neuen Lebensphase,<br />

die entstanden ist. Wie hat sich das Bild vom Alter<br />

verändert und wie wirkt sich das in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

aus, wie kann mit <strong>Besuchsdienst</strong> auf<br />

die Veränderungen reagiert werden - thematische<br />

Beiträge, Beispiele aus der Praxis und Arbeitshilfen<br />

setzen sich mit diesem Thema auseinander.


Jahrgang 2000<br />

Begleitung an lebensgeschichtlichen<br />

Übergängen<br />

Projektorientierter <strong>Besuchsdienst</strong> so lautet das Konzept<br />

für Besuche an Lebensübergängen. Wie kann<br />

Kontakt zu Menschen der mittleren und jüngeren<br />

Generation aufgenommen werden? Dieser Frage<br />

geht dieses Heft nach. An den Schnittstellen des<br />

Lebens suchen Menschen verstärkt den Kontakt<br />

zur Kirchengemeinde. Mit diesem Heft möchten wir<br />

anregen, durch ein zeitlich begrenztes <strong>Besuchsdienst</strong>projekt<br />

Menschen persönlich zu den gottesdienstlichen<br />

Feiern an den Schnittstellen des Lebens<br />

(Tauferinnerung, Schulanfang, Konfirmationsjubiläen<br />

u. a.) einzuladen.<br />

Jahrgang 1999<br />

<strong>Der</strong> Geburtstagsbesuch<br />

<strong>Der</strong> Geburtstagsbesuch ist nach wie vor ein guter<br />

Anlass den Kontakt zu Gemeindegliedern aufzunehmen<br />

bzw. zu festigen. Den Geburtstag als Fest des<br />

Lebens zu würdigen, an dem die Segenswünsche<br />

der Kirchengemeinde überbracht werden, den Tag<br />

in seinem Charakter als Ritual zu begreifen, und<br />

Impulse für Geburtstagsbesuche zu geben, dazu<br />

möchte dieses Heft anregen.<br />

Jahrgang 1998<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> im Gottesdienst<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> blüht zumeist im Verborgenen.<br />

Durch Gottesdienste zur Einführung, Jubiläen von<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>en oder anderen Anlässen, die <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

ins Bewusstsein der Gemeinde<br />

bringen und diese Arbeit mit Fürbitte zu tragen, dazu<br />

möchte dieses Heft ermuntern.<br />

Jahrgang 1997<br />

Erfahrungen austauschen – voneinander<br />

lernen<br />

<strong>Der</strong> Erfahrungsaustausch in der <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe<br />

ist von zentraler Bedeutung, wird aber häufig auch<br />

als schwierig empfunden. Das Heft gibt Hinweise, wie<br />

das Gruppentreffen sinnvoll gestaltet werden kann<br />

und wie mit Hilfe von Methoden das Wesentliche von<br />

Gesprächen herauszufinden und zu bearbeiten ist.<br />

Stückpreis<br />

Ab Jahrgange 2004: 6,00 € / 4,00 €*<br />

Alle anderen 4,00 € / 2,50 €*<br />

Arbeitshilfen 4,00 € / 2,50 €*<br />

Plakate (10 Stck.) 30,00 € / 20,00 €*<br />

Jeweils zzgl. Kosten für Verpackung und Versand<br />

*) ermäßigt für Mitglieder der<br />

Ev.-luth. Landeskirche Hannovers<br />

Materialhefte<br />

Gespräche bei Besuchen –<br />

Beispiele aus der Praxis<br />

Viele <strong>Besuchsdienst</strong>gruppen arbeiten gern mit aufgezeichneten<br />

Besuchssituationen, so genannten<br />

Fremdprotokollen. Das Heft beinhaltet solche Berichte<br />

aus der Besuchspraxis. Die Auswahl orientiert<br />

sich an den gängigen Zielgruppen der <strong>Besuchsdienst</strong>e.<br />

Zu den Gesprächen und Berichten wurde<br />

jeweils ein Kommentar verfasst und am Schluss des<br />

Heftes sind Hinweise zur Gesprächsführung und zum<br />

Erfahrungsaustausch in der <strong>Besuchsdienst</strong>gruppe<br />

zu finden.<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> aufbauen –<br />

Bausteine für die Praxis<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> etwas für unsere Gemeinde - aber<br />

wie bauen wir einen <strong>Besuchsdienst</strong> auf und wie bereiten<br />

wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihren<br />

Dienst vor? Von ersten Ideen und Überlegungen geht<br />

es Schritt für Schritt hin zu den Besuchen. Mit vielfach<br />

erprobten Bausteinen möchte das Heft Mut machen,<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>gruppen aufzubauen.<br />

(Vergriffen: Neuauflage für 2009 geplant)<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> für Neuzugezogene<br />

Sich die Situation von Neuzugezogenen vor Augen<br />

führen, sich Gedanken zum Kirchenbild machen,<br />

das Selbstverständnis von <strong>Besuchsdienst</strong>en und<br />

die Besuchspraxis bei Neuzugezogenen überdenken<br />

- das Heft möchte auf diese Weise anregen,<br />

ein eigenes Konzept für einen <strong>Besuchsdienst</strong> bei<br />

Neuzugezogenen zu entwickeln.<br />

Zu bestellen bei:<br />

<strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong><br />

der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit; Postfach 2 65<br />

30002 Hannover<br />

Telefon: 0511 1241-544<br />

Telefax: 0511 1241-499<br />

E-Mail:<br />

besuchsdienst@kirchliche-dienste.de<br />

www.kirchliche-dienste/besuchsdienst<br />

ar b e I t s h I l f e n<br />

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Arbeitshilfen<br />

Seid fröhlich in Hoffnung – Kräfte, die uns<br />

tragen<br />

Nicht die zu Besuchenden, sondern die Mitarbeitenden<br />

stehen bei dieser Arbeitshilfe im<br />

Mittelpunkt. Was trägt sie, aus welcher Quelle<br />

schöpfen sie Hoffnung? Welche Hoffnungsbilder<br />

aus der Bibel sind ihnen wichtig? Was können<br />

sie tun, wenn sie sich angesichts der Besuche<br />

selbst kraft- und hoffnungslos fühlen?<br />

Diese Fragen spielen in dieser Arbeitshilfe eine<br />

wesentliche Rolle.<br />

Denn die Besuche der Mitarbeitenden im<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> sind häufig kräftezehrend. Oft<br />

spüren Mitarbeitende die Erwartung, Trost und<br />

Hoffnung zu spenden, und fragen sich, wie<br />

sie dieser Erwartung gerecht werden können.<br />

Umso wichtiger ist es, dass die Mitarbeitenden<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong> sich der Quellen bewusst<br />

sind, aus denen sie Hoffnung schöpfen.<br />

Allein oder einsam –<br />

Begegnung mit einsamen Menschen<br />

„Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da,<br />

der ihm was tut.“<br />

Menschen, die sich einsam fühlen, werden<br />

Wilhelm Busch sicher nicht zustimmen. Das<br />

Thema „Allein oder einsam“ spielt im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

eine große Rolle. Folgende Gedanken<br />

waren bei der Erarbeitung dieser Arbeitshilfe<br />

leitend: Wesentlich ist die Unterscheidung zwischen<br />

„allein“ und „einsam“; die persönlichen<br />

Erfahrungen der Mitarbeitenden mit diesem<br />

Thema haben Einfluss auf die Begegnungen;<br />

wie intensiv das Gefühl von Einsamkeit ist,<br />

wirkt sich auf die Begegnung aus. Eine Besuchssituation<br />

und biblische Texte zum Thema<br />

runden die Arbeitshilfe ab. Ziel ist es, dass sich<br />

Mitarbeitende in der Begegnung mit einsamen<br />

Menschen sicherer fühlen.<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> in einer sich verändernden<br />

Kirche<br />

Kirche verändert sich, das ist unüberhörbar und unübersehbar.<br />

Wie wirken sich diese Veränderungen<br />

auf die Arbeit im <strong>Besuchsdienst</strong> aus? Werden die<br />

Besuche durch die Mitarbeitenden in den <strong>Besuchsdienst</strong>en<br />

die Kontaktfläche sein, die gemeindliche<br />

Identität schafft? Wie wird man in Regionen zusammenarbeiten<br />

können? Was bedeutet das für die Leitenden<br />

der <strong>Besuchsdienst</strong>e? Welches Bild von Kirche<br />

macht Kirche auch in der Zukunft attraktiv?<br />

Diese Arbeitshilfe möchte <strong>Besuchsdienst</strong>gruppen<br />

motivieren, den Veränderungsprozess durch die<br />

Arbeit im <strong>Besuchsdienst</strong> aktiv mit zu gestalten.<br />

„Und dann stehst du da<br />

mit leeren Händen…“<br />

Bedrückende Lebenssituationen, belastende Lebensverhältnisse,<br />

konfliktreiche Lebensumfelder machen<br />

Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong> häufig hilflos und<br />

sprachlos. Das Gefühl der Ohnmacht macht Mitarbeitende<br />

im <strong>Besuchsdienst</strong> unzufrieden. Sie möchten<br />

helfen und verändern und spüren gleichzeitig, dass<br />

sie nichts verändern können.<br />

Diese Arbeitshilfe möchte dazu anregen, sich mit<br />

dem Gefühl der Ohnmacht auseinanderzusetzen,<br />

Handlungsmöglichkeiten zu entdecken, das eigene<br />

Bedürfnis nach Halt und Kraft ernst zu nehmen.<br />

Christ sein ohne Kirche?<br />

Mitarbeitende im <strong>Besuchsdienst</strong> treffen bei ihren<br />

Besuchen gelegentlich auf Menschen, die aus der<br />

Kirche ausgetreten sind, aber behaupten, diese<br />

Tatsache habe nichts mit ihrem Glauben zu tun. Die<br />

meisten von ihnen sind getauft und konfirmiert und<br />

verstehen sich auch weiter als Christen. Wie kann<br />

man diesen Menschen begegnen? Sollen wir ihnen<br />

so entgegentreten, wie sie sich selbst verstehen,<br />

nämlich als Mitchristen? Kann man Christ sein ohne<br />

Kirche? Welche Folgerungen ergeben sich für die<br />

Betroffenen und für die Kirche? Was ist mir selbst<br />

als engagiertem Mitglied an der Kirche wichtig. Die<br />

Arbeitshilfe bietet Anregungen zum Nachdenken<br />

über diese Fragen.<br />

„Das nervt mich!“ – Störungen bei Besuchen<br />

Bei Besuchen können immer wieder auch Störungen<br />

auftreten. Sie können ganz vielfältig sein und sie<br />

werden ganz unterschiedlich erlebt: Was den einen<br />

belastet, stört den anderen überhaupt nicht. Mitunter<br />

wird eine Störung auch von den Besuchten empfunden.<br />

Welche Motive und Absichten schwingen<br />

bei Störungen mit? Wie kann ich mit Störungen<br />

umgehen? Wie kann ich sie in adäquater Weise ansprechen?<br />

Wie kann ich realistische Möglichkeiten<br />

entwickeln, um Störungen auszuhalten, die nicht zu<br />

beheben sind? Die Arbeitshilfe gibt Anregungen sich<br />

mit diesen Fragen zu beschäftigen.<br />

„Wenn dich jemand bei deinem nächsten<br />

Besuch fragt...“ – Wie kann ich Glaubenserfahrungen<br />

weitergeben?<br />

In Anlehnung an das Motto des Evangelischen Kirchentages<br />

2005 in Hannover möchte die Arbeitshilfe<br />

anregen, Glaubenserfahrungen im persönlichen Leben<br />

zu entdecken, den eigenen Fragen und denen<br />

der Besuchten nachzugehen und Mut zu machen,<br />

von der Gewissheit und vom Zweifel im Glauben bei<br />

Besuchen zu erzählen.


Arbeitshilfen<br />

Kirche hautnah –<br />

Die Brückenfunktion des <strong>Besuchsdienst</strong>es<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> muss sich nicht nur an Betreuungsbedürftige<br />

wenden. Besuche können auch<br />

unter dem Gesichtspunkt der Kontaktaufnahme<br />

und Kontaktpflege zu Gemeindegliedern gesehen<br />

werden. Die Besucherin/der Besucher von der<br />

Kirchengemeinde ist häufig der einzige personale<br />

Kontakt, den distanzierte Kirchenmitglieder zur Kirche<br />

bekommen. Die Bedeutung dieses Aspektes soll<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>en durch diese Arbeitshilfe bewusster<br />

gemacht werden.<br />

„Übrigens, können Sie mir sagen...?“ –<br />

<strong>Der</strong> <strong>Besuchsdienst</strong> als Informationsquelle<br />

Zuhören und sensibel reagieren, das zeichnet<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im <strong>Besuchsdienst</strong><br />

aus. Manchmal werden sie aber auch um Auskunft<br />

gebeten: Öffnungszeiten des Pfarrbüros, Patenscheine,<br />

Erreichbarkeit des Pastors/der Pastorin,<br />

Verschwiegenheit ist eine wichtige Voraussetzung für den <strong>Besuchsdienst</strong>.<br />

Deshalb blüht in vielen Kirchengemeinden diese Arbeit auch im Verborgenen.<br />

Da ein <strong>Besuchsdienst</strong> aber nicht nur hilft und betreut, sondern für<br />

viele der einzige Kontakt zu ihrer Kirche ist, verdient es diese Arbeit, aus<br />

dem Schatten herauszutreten.<br />

Die <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit im <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong> hat deshalb eine<br />

Plakatreihe entwickelt, die helfen kann den <strong>Besuchsdienst</strong> in der Gemeinde<br />

und darüber hinaus bekannter zu machen. Sie eignet sich zur Präsentation<br />

der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit z. B. in Schaukästen, auf Gemeindefesten,<br />

Diakonietagen, Sprengelkirchentagen u.a..<br />

Mit drei neuen Plakaten (siehe Abbildungen) umfasst die Plakatreihe<br />

nun 10 Plakate mit verschiedenen Motiven und Themen<br />

im Format DIN A3. Sie ist zu beziehen bei der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

im <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong> und kostet 30,– €<br />

bzw. 20,– € für Mitglieder der Ev.-luth.<br />

Landeskirche Hannovers (zuzüglich Versandkosten).<br />

Da die Versandkosten recht hoch sind (zzt.<br />

5,– €), empfiehlt es sich, die ganze Plakatreihe<br />

zu bestellen. Möchten Sie Einzelexemplare<br />

bestellen, wenden Sie sich bitte an<br />

das Fachgebiet <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit.<br />

<strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong><br />

der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Postfach 2 65<br />

30002 Hannover<br />

Telefon: 0511 1241-544<br />

Telefax: 0511 1241-499<br />

E-Mail:<br />

besuchsdienst@kirchliche-dienste.de<br />

Hilfsmöglichkeiten der Kirche... – dies und vieles<br />

mehr kann gefragt werden. Die Arbeitshilfe gibt<br />

Anregungen, wie sich ein <strong>Besuchsdienst</strong> auf solche<br />

Fragen vorbereiten kann.<br />

„Ich mache Besuche. –<br />

Was ist das schon?“<br />

<strong>Besuchsdienst</strong> ist eine verantwortliche und wichtige<br />

ehrenamtliche Tätigkeit für die Gemeinde vor Ort<br />

und die Kirche insgesamt. Die Besuche erfordern<br />

Diskretion. Deshalb machen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter zumeist wenig Aufhebens von ihrer Arbeit.<br />

Durch die Arbeitshilfe sollen <strong>Besuchsdienst</strong>e angeregt<br />

werden, über folgende Fragen nachzudenken:<br />

Welche Bedeutung hat der <strong>Besuchsdienst</strong> für mich?<br />

– Welchen Stellenwert hat er für die Besuchten? –<br />

Wie stellt sich der <strong>Besuchsdienst</strong> in Gemeinde und<br />

Öffentlichkeit dar? – Welches Bild der Kirche will/<br />

soll er vermitteln?<br />

B e s u c h s d i e n s t …<br />

… g iB t d e r gemeinde ein leBendiges gesicht<br />

<strong>Besuchsdienst</strong><br />

<strong>Besuchsdienst</strong><br />

... ALS BESONDERES<br />

PROJEKT<br />

Die persönliche Einladung<br />

• zum Schulanfangsgottesdienst<br />

• zur silbernen und goldenen Konfirmation<br />

• zum Gottesdienst am Ewigkeitssonntag<br />

<strong>Der</strong> unerwartete Geburtstagsbesuch<br />

• zur Volljährigkeit oder zur „Dritten Null“<br />

• zur „Schnappszahl“<br />

Die Gemeindearbeit im Wohnzimmer<br />

• Bücherservice der Gemeindebücherei<br />

• Aufzeichnung aus dem Gottesdienst<br />

• jung besucht alt<br />

Unerwartet – aber nicht unerhofft<br />

... ALS EINMALIGER<br />

KONTAKT<br />

<strong>Besuchsdienst</strong><br />

... ALS REGELMÄSSIGE<br />

BEGLEITUNG<br />

Wir werden gebraucht:<br />

• im Alter<br />

• bei Krankheit<br />

• gegen Einsamkeit<br />

• bei Trauer<br />

• in Notlagen<br />

Anlässe für<br />

einen Besuch sind:<br />

• Besondere Geburtstage<br />

• Umzug und Neuanfang<br />

• Tauferinnerung<br />

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au t o r e n u n D au t o r I n n e n<br />

Helene Eißen-Daub ist Pastorin an den Berufsbildenden Schulen in Verden und Referentin<br />

in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit<br />

Prof. Dr. Heinrich Grosse ist Pastor und war bis zu seiner Pensionierung wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Institut (SI) in Hannover<br />

Ilona Hassebrauck ist Diakonin und Bibliodramaleiterin, sie arbeitet in einer Schule in<br />

Herford<br />

Anke Kolster unterrichtet ev. Religion und Sport an der KGS Sehnde und arbeitet<br />

nebenberuflich als Kirchentänzerin. D.h. sie erarbeitet Seminare in<br />

der Erwachsenenbildung, Gottesdienstgestaltungen mit Tanz und<br />

Kirchenkunstauftritte und ist Gründungsmitglied der Christlichen AG<br />

Tanz in Spiritualität und Liturgie e.V.<br />

Jens- Peter Kruse ist Diakon, Diplom-Pädagoge und Leiter der Männerarbeit im <strong>Haus</strong><br />

<strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong> in Hannover<br />

Frauke Migge ist Malerin in Worpswede<br />

Franziska Müller-Rosenau ist Pastorin, Dipl. Psychologin und Leiterin des Frauenwerks im <strong>Haus</strong><br />

<strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong> in Hannover<br />

Ute Münch ist Leiterin des <strong>Besuchsdienst</strong>es in der Kirchengemeinde in Hittfeld-<br />

Klecken<br />

Marianne Storz ist Diakonin und Referentin in der <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit und lebt in<br />

Göttingen<br />

Gert Stührmann ist Pastor und Leiter des Fachgebietes <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit im <strong>Haus</strong><br />

<strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong> in Hannover<br />

ve r ö f f e n t l I c h u n g e n z u m th e m a<br />

Aus dem Fachgebiet <strong>Besuchsdienst</strong>arbeit im <strong>Haus</strong> <strong>kirchlicher</strong> <strong>Dienste</strong>:<br />

Artikel<br />

• Ingrid Lukatis: Zur Bedeutung von <strong>Besuchsdienst</strong>en in Kirche und Gesellschaft<br />

• Gert Stührmann: Vertrauen wagen – <strong>Der</strong> Glaube ist immer schon im Gespräch<br />

beide in: <strong>Der</strong> <strong>Besuchsdienst</strong> 2002 „Vertrauen wagen“<br />

• Prof. Anne M. Steinmeier: Gemeinde in Kontakt als Fokus des Gemeindeaufbaus<br />

in: <strong>Der</strong> <strong>Besuchsdienst</strong> 2005 „Aufeinander zugehen – Kontakte gestalten“<br />

<strong>Der</strong> <strong>Besuchsdienst</strong> 2004 „Kritik an der Kirche“<br />

Arbeitshilfen<br />

• Seid fröhlich in Hoffnung – Kräfte, die uns tragen<br />

• Christ sein ohne Kirche?<br />

• “Wenn dich jemand bei deinem nächsten Besuch fragt...“ –<br />

Wie kann ich Glaubenserfahrungen weitergeben?<br />

Aus anderen Landeskirchen<br />

• Unterwegs zu Menschen 2/05 „Spiritualität – Leben“<br />

• Unterwegs zu Menschen 1/07 „Warum?!“<br />

• Unterwegs zu Menschen 2/07 „Von Gott begrüßt“<br />

Zu beziehen über:<br />

Landeskirchenamt der EKKW, Gemeindeentwicklung und Missionarische <strong>Dienste</strong>, Wilhelmshöher<br />

Allee 330, 34131 Kassel


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