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en, die immer sehr sachlich und korrekt<br />

klingen soll, dadurch aber sehr hölzern daherkommt.<br />

Da gibt es Standardformulierungen<br />

wie: »Der Täter war zunächst nicht<br />

bekannt.« Wenn ich »zunächst« lese, erwarte<br />

ich, dass ein »aber dann« folgt. Also: Zunächst<br />

sagte er kein Wort, aber dann brach<br />

er das Schweigen. Das machen die aber<br />

nicht, die schreiben nur,<br />

der Täter war »zunächst«<br />

nicht bekannt. Korrekt<br />

wäre: Der Täter ist bislang<br />

nicht bekannt.<br />

Oft werden Begriffe nicht mehr gebeugt.<br />

BS: Ich selbst hatte damals die größten Probleme<br />

damit, als der »Spiegel« beschloss,<br />

aus Gründen der Corporate Identity das<br />

Wort Spiegel nicht zu beugen. Plötzlich<br />

war Stefan Aust nicht mehr Chefredakteur<br />

des »Spiegels«, sondern des SPIEGEL. Das<br />

hat mir Bauchschmerzen bereitet, und<br />

nicht nur mir.<br />

Was sagt es über einen Menschen aus,<br />

wenn sein Deutsch schlecht ist?<br />

BS: Möglicherweise, dass Deutsch nicht<br />

seine Muttersprache ist und er es mühsam<br />

erlernen musste? Oder dass er Schwabe<br />

oder Hesse ist? (lacht) Nein, nichts gegen<br />

Dialekte! Die bringen Würze in den<br />

Spracheintopf.<br />

Warum ist es für das Leben wichtig, fehlerfrei<br />

zu schreiben und zu sprechen, solange<br />

der Adressat versteht, was ich will?<br />

BS: Sprache spiegelt den Bildungsstand<br />

wider. Menschen mit höherer Bildung haben<br />

bessere Chancen, sich ihr Leben so<br />

»Marburg ist<br />

mir vertraut«<br />

einzurichten, dass darin Raum für Glück<br />

und Zufriedenheit ist.<br />

Was wissen Sie über Marburg, wo Sie am<br />

14. April auftreten werden?<br />

BS: Marburg ist mir vertraut. Ich habe nach<br />

meinem Abitur drei Monate dort bei meiner<br />

ältesten Schwester gelebt und ihr im<br />

Haushalt geholfen, da-<br />

mit sie sich aufs Examen<br />

vorbereiten konnte.<br />

Meine beiden Schwestern<br />

haben in Marburg<br />

studiert. Meine jüngere<br />

Schwester hat in Marburg sogar ihren<br />

Mann kennengelernt, mit dem sie inzwischen<br />

25 Jahre verheiratet ist und vier<br />

wunderbare Söhne hat. Der älteste davon<br />

wurde hier in Marburg gezeugt! Insofern<br />

kann ich sagen: Marburg hatte einen positiven<br />

Einfluss auf meine Familie.<br />

Sie haben am Abend jemanden kennengelernt<br />

und sich fürchterlich verliebt. Am<br />

nächsten Tag bekommen Sie eine SMS:<br />

»Liebes Bastilein, der Abend gestern mit<br />

dir war supi. Mich hat es scheinbar ganz<br />

schön erwischt. Habe Schmetterlinge in<br />

meinem Kopf. Wenn es dir ebenso geht,<br />

wäre es am optimalsten, wenn du mich<br />

schnell anrufst!« Wie würden Sie reagieren?<br />

Kann das der Anfang einer wunderbaren<br />

Beziehung sein?<br />

BS: Meine jetzige Liebe kommt aus den<br />

Niederlanden. Wir sprechen beide<br />

Deutsch und Niederländisch durcheinander.<br />

Was meinen Sie, was dabei manchmal<br />

für ein Unsinn herauskommt!<br />

Siggi Klingelhöfer<br />

Deutschlehrer mit Herz: Bastian Sick hat in Marburg gelebt.<br />

Foto:<br />

FAKTEN<br />

Bastian Sick geht wieder auf Tour. »Nur aus<br />

Jux und Tolleranz« heißt das aktuelle Programm,<br />

mit neuen Geschichten aus dem<br />

Irrgarten der deutschen Sprache und zahlreichen<br />

Erkenntnissen über das, was geht,<br />

und das, was nicht geht – sondern fährt.<br />

Am Samstag, 14. April, um 20 Uhr ist Sick<br />

in der Marburger Stadthalle zu erleben.<br />

Nach der gleichnamigen, sehr erfolgreichen<br />

Tournee im Frühjahr war der Entschluss<br />

schnell gefasst, dem Publikum<br />

auch 2012 wieder die Möglichkeit eines<br />

Bastian-Sick-Abends mit »gratiniertem«<br />

Spaß zu bieten. Im Herbst des vergangenen<br />

Jahres erschien sein neuestes Werk<br />

»Wie gut ist Ihr Deutsch?«, das die farbenfrohe<br />

Palette der Sick-Titel um eine Quizkomponente<br />

erweitert.<br />

Sick verspricht bei seinem großen<br />

Deutsch-Test nur Gewinner: Die einen gewinnen<br />

nach Punkten, die anderen an Erkenntnis.<br />

Auch die Besucher der »Jux und<br />

Tolleranz«-Tournee werden nach dem Genuss<br />

einer besonderen Deutschstunde um<br />

einige erstaunliche Einsichten reicher sein.<br />

Sick erklärt die Regeln: Wo ein Bindestrich<br />

zu stehen hat bei Wörtern wie Tierluft-Ballon,<br />

Jahrhundert-Wendevilla, Mini-Golfgäste<br />

und Topfunter-Setzer. Und Sick erteilt<br />

nützliche Tipps: Wo man als Morgenmuffel<br />

»Vollwachmittel« bekommt, wie<br />

man Tomaten verhext, um sie als »Fluch-<br />

Tomaten« verkaufen zu können, wie man<br />

echte Cornflakes von gefälschten Cornfakes<br />

unterscheidet und warum Hundefutter<br />

mit Vollkotzbrocken beim Verbraucher<br />

nicht so gut ankommt.<br />

Der Autor der Buchreihe »Der Dativ ist<br />

dem Genitiv sein Tod« beweist mit seinem<br />

Bühnenprogramm erneut, dass er ein<br />

Mann für alle Fälle ist – vor allem für die<br />

Zwerch-Felle. In Zeiten politischer Überkorrektheit<br />

stellt der berufene Deutschlehrerinnen-Flüsterer<br />

geschlechtergerechte<br />

Formulierungen wie »Liebe Mitgliederinnen<br />

und Mitglieder«, »AngestelltInnen-VertreterInnenwahl«<br />

und »Krankenschwester/<br />

in gesucht« auf den Prüfstand und verweist<br />

auf das Modellland Schweiz, wo »der Vater«<br />

und »die Mutter« demnächst durch<br />

»das Elter« ersetzt werden sollen. Karten<br />

gibt es unter 06453/912470 sowie im<br />

Internet unter www.depro-concert.de.

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