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Wörterbuch des Hochschulwesens - Hochschule Hof

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hinter einem spezifischen Ausdruck verbirgt, ist im angelsächsischen Bildungssystem<br />

unbekannt. 4<br />

Zweitens wird oft fälschlicherweise angenommen, dass ein englischer Begriff,<br />

den man gefunden hat, um eine Komponente <strong>des</strong> deutschen Hochschulsystems<br />

zu beschreiben, in der gesamten englischsprachigen Welt verstanden wird. Tatsache<br />

ist jedoch, dass es auf kaum einem anderen Gebiet so viel begriffliche<br />

Abweichungen zwischen dem britischen und dem amerikanischen Englisch zu<br />

geben scheint, wie im Hochschulbereich. Dies bedeutet, dass die Hochschulsprache<br />

britischer Prägung von Begriffen durchsetzt ist, die denjenigen, die in Amerika<br />

oder in einem amerikanisch geprägten Hochschulsystem arbeiten, unbekannt<br />

sind (vice-chancellor), steif und gestelzt wirken (a compulsory subject, places at<br />

a university, to sit for an examination) oder nicht auf ihr System übertragbar sind<br />

(honours degree). Bis zu einem gewissen Grade gilt dies aus britischer Perspektive<br />

umgekehrt ebenso für Amerikanismen (z. B. grade point average, 4-year<br />

college, elective).<br />

Eine letzte Schwierigkeit ergibt sich aus der Rolle der <strong>Hochschule</strong> als titelverleihende<br />

Instanz. Sowohl den Trägern von akademischen Graden und Titeln,<br />

als auch den Beschäftigten verschaffen die akademischen Institutionen einen<br />

gewissen sozialen Status – einen Status, der wiederum vom Rang der jeweiligen<br />

Institution innerhalb <strong>des</strong> Hochschulsystems abhängig ist. Es sollte daher<br />

nicht überraschen, dass die Angehörigen dieser Einrichtungen auf Statusfragen<br />

empfindlich reagieren. So findet unter Umständen selbst eine unter linguistischen<br />

Gesichtspunkten einwandfreie Übersetzung eines deutschen Begriffes nur beschränkte<br />

Zustimmung, wenn der soziale Status dieser Bezeichnung in der Zielsprache<br />

nicht angemessen zu erkennen ist. Daraus ergeben sich weitere Fragen:<br />

Sollte z. B. der Titel „Professor“ abhängig vom institutionellem Rahmen, in den<br />

diese Rolle eingebettet ist, unterschiedlich übersetzt werden? Ist es sprachlich<br />

von Bedeutung, dass der englische Titel „professor“ in den Vereinigten Staaten<br />

mit einem weniger hohen Ansehen verbunden ist als in Großbritannien, wo nur<br />

eine kleine akademische Minderheit diesen Titel trägt?<br />

Folglich sollte der Benutzer dieses Wörterbuchs berücksichtigen, dass die gebräuchlichen<br />

deutschen Begriffe im System verwurzelt sind und unübersetzbar<br />

bleiben, solange sie nicht durch Erläuterungen zum Umfeld ergänzt werden. Das<br />

vorliegende Werk liefert solche kurzen Erläuterungen, wo diese unerlässlich sind.<br />

Zudem wird differenziert zwischen Termini, deren beschriebener Sachverhalt im<br />

englischsprachigen Raum nicht vorkommt, und Begriffen, deren zugrundeliegender<br />

4<br />

Eine sehr gute Erörterung der Problematik bei der Übertragung von Begriffen zum Hochschulwesen aus nichtenglischsprachigen<br />

Ländern ins Englische ist zu finden in der Einführung von Adrian Nicolescu (Hrsg.), Multilingual<br />

Lexicon of Higher Education, CEPES, UNESCO, München 1993, Bd 1, S. xv-xviii.

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