Volume 4 No 2 - Journal for the Study of Antisemitism

2012] AKTIVE IGNORANZ/ACTIVE IGNORANCE 811sein Schlusskapitel, in welchem er die Auseinandersetzung über denAntisemitismus im Milieu der Muslime untersucht. Ausgangspunkt dieserUntersuchung ist die wichtige Einsicht, dass der Judenhass unter den Muslimenvon auben kaum gestoppt werden kann, sondern hauptsächlich vonden Akteuren des innermuslimischen Diskurses zurückgedrängt werdenmuss.Hier rückt Kressel die “heroic opposition to Jew Hatred” von bekennendenMuslimen wie Irfan Khawaja und Khaleel Mohammed (beide ausden USA) von Scheikh Abdul Hadi Palazzi (Italien), Irshan Manji(Kanada), Morad El-Hattab El-Ibramini (Frankreich) und Bassam Tibi(Deutschland) in ein angemessenes Licht. Er listet auch die ehemaligenMuslime, die den muslimischen Antisemitismus explizit bekämpfen, auf:Hirsi Ali, Nonie Darwish, Wafa Sultan, Mark Gabriel, Ibn Warraq, KamelAsl-Najjar und andere. Das “critical problem” bestehe darin, dass weder dieeine noch die andere Gruppe über eine nennenswerte Zahl von Anhängernaufweisen kann. “The first and most important step,” schreibt Kresselüberzeugend, “is to make the world safe for Muslim critics of antisemitism—physicallysafe, socially safe, organizationally safe, even academicallysafe” (201).Neil J. Kressel vergleicht sein Buch mit der berühmten Streitschrift“J’accuse” des französischen Romanciers Émile Zola, die mit seinerParteinahme gegen den Antisemitismus eine Wende in der französischenDreyfus-Affäre herbeiführte. Dieser Vergleich ist einleuchtend, wenn manihn auf den anklagenden Tonfall des Autors bezieht, auf die atemloseDarlegung des so ungeheuren Skandals. Er ist weniger überzeugend, wennman ihn auf Zolas Wirkung in Frankreich bezieht. Kressels Buch wird einevergleichbare Wirkung leider nicht erzielen können—nicht zuletzt aufgrundjener intellektuellen Regressionen, die sein Buch so überzeugendbeschreibt.*Matthias Küntzel is a political scientist and the author of Jihad and Jews. He is anexternal research associate at Hebrew University’s Vidal Sassoon InternationalCentre for the Study of Antisemitism; his work there involves antisemitism in currentIslamic thinking, Islamism, Islamism and National Socialism, Iran, and Germanand European policies toward the Middle East and Iran. His essays and articleshave been translated into ten languages and published in The Wall Street Journal,The New Republic, The Weekly Standard, Telos, Policy Review, The JerusalemPost, Standard, Der Spiegel, Die Zeit, and Internationale Politik.