THEMAin Nürnberg vor zwei Jahren,wo es galt, innert 18 Stundenaus einem Sandsteinblock einenKopf nach freiem Entwurfzu fertigen. Mit ihrer Arbeit«Der Schrei» aus Mainsandsteinbelegte Melanie den erstenPlatz und liess sechs männlicheKollegen hinter sich.Kongeniales TeamInzwischen hat Melanie Sterbaihre Ausbildung abgeschlossen,aber das Atelier von RalphHöck nicht verlassen, weil sichdie beiden kongenial ergän-Dieses keltische Kreuz ist einÜbungsstück von Melanie.(Foto: Christiane Weishaupt)zen. «Wir sind uns sehr ähnlich,verstehen uns blind und könnengleichzeitig am <strong>Stein</strong> arbeiten»,beschreibt sie das Arbeitsverhältnis.«Wir brauchenden Austausch», ergänzt RalphHöck, der mit Melanies künstlerischerKraft die Zukunft der figürlichenBildhauerei in gutenMelanie Sterba während des von ihr gewonnenen Nachwuchswettbewerbsan der «Stone+tec» 2013 in Nürnberg. (Foto: Robert Stadler)Händen weiss. Die Zusammenarbeitschenkt beiden die Freiheit,Arbeiten anzunehmen,bei der sie freie Hand haben.Das Atelier hat Aufträge fürdie nächsten zwei Jahre. «Dumusst etwas können, was anderenicht können», erklärt diejunge <strong>Stein</strong>bildhauerin den Erfolgder Selbständigkeit.Neben eigenen Aufträgen,die jeder selbständig ausführt,werden grosse Aufträge gemeinsambewerkstelligt. Sowie der Sarkophag aus sechsTonnen Bollinger Sandstein füreinen Auftraggeber aus demIran, mit einem vier Meter langenLorbeerfries, monolithischausgeführt. «Ich mag Zusammengesetztesnicht», sagt Melanielapidar. Ihre Vorbildersind Künstler des ausgehenden19. und beginnenden 20. Jahrhundertsmit seinen Impressionistenund Auguste Rodin alsWegbereiter der modernenBildhauerei. Sie liest StefanZweigs biografisches Buch «DieWelt von Gestern», mit Erinnerungenaus dieser Zeit. «Michinteressiert, wie die Leute gedachthaben.» Sie mag die Reduktion,die dem Betrachterdie Freiheit lässt, das Werk mitseiner eigenen Kreativität inGedanken zu vollenden.Die Zeit drängt. Bis zumAufbruch nach Marokko bleibtMelanie nur noch eine knappeWoche, in der noch viel zu erledigenist. Trotzdem ist sie gelassen:«Unter Druck hat man ehdie besten Ergebnisse.» Fertigwerden muss noch ein Seepferdaus Bardiglio-Marmor für einenKunden, der sich einen «Tiergarten»einrichten möchte.Auch das 1:1-Modell für eineStele mit Januskopf soll nochentstehen. Den Auftrag einesKunden, der sich den Kopfmit den zwei Gesichtern fürseinen Garten wünscht, findetsie «megaspannend». Ihr Vorschlag,keine Büste, sonderneine überlebensgrosse, zweiMeter hohe Stele zu gestalten,gefiel. Ebenso die drei Modellemit unterschiedlichen Sockeln,eines in Comblanchien zur besserenAnschauung. Für das Original– selbstverständlich auseinem Stück – wird Melaniebeigen Kalkstein verwenden.«Er ist dem in der Römerzeitverwendeten Travertin am ähnlichsten,der für die Stele zu offenporigwäre», erklärt sie. Füreine Zweitbeschriftung einesFamiliengrabes reist sie nochnach Graubünden. «Ich macheZweitschriften direkt auf demFriedhof.» Im Schneidersitz vordem Grabstein, geht ihr dasSchriftenhauen viel besser vonder Hand als in gebückter Haltungüber dem aufgebänktenGrabstein, sagt sie.Ein Telefonat unterbrichtdas Gespräch. Nach ein paarMinuten kommt Melanie lächelndzurück. Das keltischeKreuz draussen vor dem Atelierhat soeben eine Käuferin gefunden– ein Übungsstück ausden Anfängen ihrer Lehre.Erste Meriten als Zeichnerinund GrafikerinMelanie arbeitet nicht nurmit <strong>Stein</strong>, sondern greift oftzu Stift oder Feder. Zuhausein Bassersdorf hat sie sich einAtelierzimmer eingerichtet,wo Grafiken und Zeichnungenentstehen. Eine grossformatigeRötelzeichnung zeigt – kraftvollund drohend – ein steigendesPferd mit einem Reiter,der nicht zu erkennen ist, denSoldaten aber ahnen lässt. «Erist der personifizierte Terror»,erklärt Melanie. Vor ihm, in derunteren, linken Ecke des Bildes,ist ein kleiner Amor zu sehen.Fliehend? Oder im Begriff, sichdoch noch dem Reiter zu stellen,um seinen Pfeil abzuschiessen?Melanie überlässt es demBetrachter. Das Bild fand jüngsteine Käuferin. Stolz ist Melanieauch auf ein kürzlich von ihr gestaltetesTitelbild für ein Buchund über den Auftrag, für einePapeterie mit Café in Bassersdorfein Signet zu entwerfen.Es zeigt eine Tasse mit Federkielund ist im Stil der Gründerzeitgehalten, aus der das Gebäudedes Ladencafés stammt.Es wird Zeit, wieder an dieArbeit zu gehen. Vorher steigtdie Crew des Ateliers für einFoto in den Land Rover, dersie nach Marokko bringen soll.Schrottreif erworben, wurde ervon Ralph Höck und Melaniewieder fahrtüchtig aufgerüstet.Sie kennen jede Schraubeam Gefährt. Die englischenGeländewagen sind eine Leidenschaftvon Melanie. Ihrenersten hatte sie sich bereits mit17 zusammengespart. «LandRover» steht auf Persisch aufder Fahrertür. «Land Roverwurden in den siebziger Jahrenauch im heutigen Iran gebaut»,erzählt Melanie. Einige Teile ihresAutos stammen von einemihrer iranischen Freunde. Dersilberne Geländewagen trägtauch ein von ihr entworfenesEmblem mit Malteserkreuz undWindhund. «Als Glücksbringerfür eine schnelle Fahrt ohneZwischenfälle.» Anfang Juniwird Melanie Sterba mit ihrenKollegen wieder zurück im Atelierin Oberwil sein. ■143/2015
<strong>Stein</strong> um <strong>Stein</strong>Sonderbeilage NatursteinpflästerungenIn Zusammenarbeit mit demVerband Schweizerischer Pflästerermeister VSP