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Die Wiege im Labor Einstieg für Aussteiger

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Leben nach SystemMit Blasius Merrem begann die Geschichte der Marburger Zoologie.Aus dem vorgesllten BandZergeht auf der Zunge: Blasius Merrems Bezeichnung <strong>für</strong> diese Schlange lautet „Schleuderschwänziger Klapperer“.Gelegentlich ist es möglich,anhand von Lebenund Wirken eineseinzelnen Gelehrtendie Entwicklung eines Fachesdarzustellen. Unter BlasiusMerrem vollzog sich an der UniversitätMarburg ein Paradigmenwechsel:von der naturgeschichtlichenBetrachtung derTiere zur Zoologie.<strong>Die</strong> beiden ältesten Zweigdisziplinender NaturwissenschaftBiologie, die Botanik unddie Zoologie, waren zunächstHilfsfächer der Medizin. ZoologischeKenntnisse gewannenzudem Bedeutung <strong>für</strong> eine Modewissenschaftdes 18. Jahrhunderts,die Kameralistik. Merremwurde in Nachfolge von Jung-Stilling zum Professor <strong>für</strong> diesesFach nach Marburg berufen.Er bewältigte in Marburgein überaus umfangreichesLehrpensum, neben der Zoologievertrat er zeitweise auch dieBotanik sowie zahlreiche kameralistischeFächer: Staats- undPolizeiwissenschaft, Technologie,Landwirtschaft, Handelswissenschaft,Finanz- und Forstwissenschaftsowie BürgerlicheHaushaltskunde. <strong>Die</strong> Anzahlseiner Hörer bewegte sich mitneun bis zehn auf dem Niveauanderer Spezialvorlesungen.Lediglich die Naturgeschichteerreichte höhere Zahlen.Auf Merrem folgte CarlClaus, der erste Fachvertreter,der nur noch <strong>für</strong> die Zoologiezuständig war und der bereitsmikroskopische Übungen einführte.Zudem gehörte er zu denfrühen Verfechtern der DarwinschenEvolutionslehre. Claus‘Nachfolger Richard Greeff unternahmgemeinsam mit ErnstHaeckel Reisen zu den KanarischenInseln. Unter Eugen Korscheltentwickelte sich dann einemoderne exper<strong>im</strong>entelle Forschungsrichtung.Der Umzug inneue Räume in der Ketzerbachermöglichte einen größeren Zulaufvon Studenten und Mitarbeitern.<strong>Die</strong> Aussichten der Studenten,<strong>im</strong> eigenen FachgebietGeschichte der UniDer Arbeitskreis Universitätsgeschichte der Philipps-Universität präsentierte <strong>im</strong> Frühjahr zwei Neuerscheinungen,mit denen der Waxmann-Verlag die Reihe„Academia Marburgensis“ weiterführt; sie behandeltwichtige Personen der Universitätsgeschichte.unterzukommen, verbessertensich beträchtlich.Auf der Grundlage neu erschlossenerQuellen, insbesondereBriefe und Rezensionen,schildert Hans Wilhelm Bohledie Biographie Merrems, der alsSohn eines wohlhabenden BremerKaufmanns zunächst Privatunterrichterhielt, darunterauch <strong>im</strong> Zeichnen. Hier erreichteer später eine beachtlicheFertigkeit, wie viele derselbst erstellten zoologischenAbbildungen zeigen. Das Studiumder Medizin gab er bald auf,da er den Anblick von Operationennicht ertragen konnte, undwandte sich der Naturgeschichtezu. 1804 kam er an die MarburgerUniversität, mit einem<strong>für</strong> die Zeit ansehnlichem Gehaltvon 800 Reichstalern. Nebennaturgeschichtlich-zoolo-gischen Arbeiten zeigte er gemäßseiner kameralistischenHerkunft utilitaristische Neigungen,beschäftigte sich mitder Herstellung von Leinen- undWollstoffen und betätigte sichals Erfinder. Er starb 1824.Merrem beschäftigte sichvor allem mit Vögeln und Säugetieren,aber auch mit Amphibien.Er erwies sich letztenEndes als ein Reformer des LinnéschenSystems. Sein Prinzipwar es dabei, alle Eigenschaftender Tiere zu berücksichtigen.Aufgrund seiner hervorragendenKenntnisse der historischenzoologischen Literaturgelingt dem Autor eine sehrüberzeugende Beurteilung vonMerrems wissenschaftlichemWerk. <strong>Die</strong>s zeigt, dass nur einFachvertreter in der Lage ist, dieLeistungen eines Forschers vordem Hintergrund der gesamtenFachentwicklung darzustellen.>> Christoph FriedrichDer Autor leitet das MarburgerInstitut <strong>für</strong> Pharmaziegeschichte.Hans Wilhelm Bohle: Von derNaturgeschichte zur Zoologie,Münster 2015, ISBN 978-3-8309-3215-4, 302 Seiten, 49,90 Euro24

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