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Die Wiege im Labor Einstieg für Aussteiger

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Christian SteinHier wurde Wissenschaftsgeschichtegeschrieben: EineGedenktafel erinnertseit Neuestem daran,wo JohannesHartmann, Begründerder Universitätschemie,sein <strong>Labor</strong> inMarburg errichtete.Chemie-Dekan GerhardHilt und PharmazieprofessorCarsten Culmsee vonder Philipps-Universitätsowie ThomasGeelhaar vom Fachverbandder Chemikerenthüllten dasBronzeschild amGebäude in der Barfüßerstraße.Mitdabei: MarburgsOberbürgermeisterEgon Vaupel.Sparkassen-FinanzgruppeEntdecken Sie die ideale Art des Sparens: die maßgeschneiderte.So individuell wie Sie: Sparen und Geldanlage.PS-LOS-SPARENJeder Mensch ist anders. Genauso wie sein Sparverhalten. Deshalb haben wir ein breites Spektrum an Produkten entwickelt, das die unterschiedlichstenArten des Sparens berücksichtigt – selbstverständlich auch die Ihre. Lassen Sie sich bei Ihrem ganz persönlichen Sparkonzept beraten unddie ideale Lösung <strong>für</strong> Ihren Vermögensaufbau entwickeln. Damit Sie be<strong>im</strong> Blick auf Ihr Konto jederzeit sagen können: Schwein gehabt. Wenn’s umGeld geht – Sparkasse.5


Keine Medikamente – trotz KrebsKombinationstherapie kann Leukämie heilen.Ein neuer Behandlungsansatzbei chronischer myeloischerLeukämie (CML) erlaubt vielenBetroffenen, ihre Medikamentedauerhaft abzusetzen. Das berichtetenKrebsforscher um AndreasBurchert von der Philipps-Universität. „Leukämie betrifftin Deutschland eine zunehmendeZahl von Menschen“, erklärtMitverfasser Andreas Neubauer,der den MarburgerSchwerpunkt Hämatologie, Onkologieund Immunologie leitet.Leukämie (Blutkrebs) ist eineStörung der Blutbildung, bei dersich weiße Blutkörperchen unkontrolliertvermehren. <strong>Die</strong>Krankheit verläuft tödlich,wenn sie nicht behandelt wird.Das Arzne<strong>im</strong>ittel Imatinibist das Standardpräparat gegenchronische myeloische Leukämie.Es hemmt die Aktivität deskrebsauslösenden Gens BCR-ABL, woraufhin die Krebszellenein Zelltodprogramm anschalten,so dass sie absterben. „<strong>Die</strong>Gefahr bei Imatinib besteht darin,dass trotz der Behandlung<strong>im</strong>mer einige Leukämiezellenübrig bleiben“, führt Burchertaus; „sie sind gegen das Medikamentresistent oder entwickeln<strong>im</strong> Verlauf der Behandlung eineResistenz.“Um das zu vermeiden, erprobtendie Forscher in der aktuellenStudie eine neue Therapie,bei der sie neben Imatinibauch das körpereigene HormonInterferon einsetzten.Jahrelang ohne Beschwerdenlebenschließlich Interferon erhielten.Selbst nach bis zu zwölf Jahrenseit Diagnosestellung bliebenmehr als 70 Prozent der Patientenrückfallfrei. Fast die Hälfteder Patienten konnte späterauch Interferon absetzen undlebt ohne jede Therapie seit biszu fünf Jahren rückfall- und beschwerdefrei.<strong>Die</strong> Autoren schlussfolgern,dass eine Kombinationstherapievon Imatinib und Interferon esden meisten Patienten ermöglichenkönnte, komplett therapiefreizu werden. <strong>Die</strong> Frage, obdieses neuartige Behandlungskonzeptdie Zahl derjenigen Patientenerhöhen kann, die dauerhaftohne Medikamente auskommen,steht derzeit <strong>im</strong> Fokusder deutschlandweiten klinischenStudie „TIGER“, die inüber 100 Behandlungszentrendeutschlandweit stattfindet. >> Johannes ScholtenOriginalveröffentlichung: AndreasBurchert & al., Leukemia 2015,doi: 10.1038/leu.2015.45Löcher, die störenPoröse Katalysator-Materialienverlieren ihregleichmäßige Struktur,wenn ihre Porengrößezu klein ist. Das hat einwissenschaftliches Teamder Universitäten Gießenund Marburg sowie desKarlsruher Instituts <strong>für</strong>Technologie durch einneues Verfahren festgestellt,das der räumlichenCharak terisierung poröserMaterialien dient. <strong>Die</strong>Erkenntnisse können dieHerstellung von Katalysatorenund Stofftrennungssystemenverbessern,hoffen die Forscher umUlrich Tallarek.Gold <strong>im</strong> LeibNanopartikeln könntenkünftig als zielgesteuerteTransportvehikel <strong>für</strong> Me dikamentefungieren. Mar -burger Wissenschaftlerum Wolfgang Parak habennun erstmals die Stabilitätdieser Teilchen undihre Verteilung <strong>im</strong> Körperüberprüft. In einer internationalenKoopera tionverfolgten sie, wie sichein Goldteilchen ver brei tet,das von Kunststoff ummanteltist. Überraschenderweisefand sich dasGold fast nur in der Leber,die Hülle aber überall.Anna Schroll <strong>für</strong> „Hessen schafft Wissen“)„Interferon aktiviert das Immunsystemund kontrolliert dadurchLeukämiezellen, die gegenImatinib resistent sind“, erläutertMitverfasser AndreasHochhaus vom UniversitätsklinikumJena. Das Team behandelte20 Patientinnen und Patientenmit Imatinib in Kombinationmit Interferon. <strong>Die</strong> Wissenschaftlerbeobachteten, dassviele Patienten krankheitsfreiblieben, obwohl sie Imatinib absetzenmussten und weiter auslinks:Patientenversorgung undmolekulargenetische Grundlagenforschunggehen am „MarburgerCarreras Leukämie-Centrum“Hand in Hand. Krebsforscherinnenund -forscher der Philipps-Universitätbelegen in mehreren neuenVeröffentlichungen, welche molekularenUrsachen <strong>für</strong> Resistenzengegen verschiedene Leukämiemedikamenteverantwortlich sind undwie die beteiligten Gene wirken.„Wir träumen davon, dass jederPatient seine individuell zugeschnitteneTherapie bekommt“, erklärtAndreas Neubauer, Leiterdes Marburger Schwerpunkts Hämatologie,Onkologie und Immunologie.7


Rolf K. WegstLeben vomReißbrettAm Marburger „LOEWE“-Zentrum versuchen Forscher, Mikroorganismenzu bauen, um sie zu verstehen – und zu verstehen, um zu bauen.8


<strong>Die</strong> Biologie steht voreinem Paradigmenwechsel– das istdie Einschätzungvon „Synmikro“-Chef BrunoEckhardt, wenn er an denFortschritt in den Lebenswissenschaftenerinnert: Etwa anden Zugriff auf die Gene einerbeständig wachsenden Zahl vonOrganismen, an das wachsendeVerständnis <strong>für</strong> die in denGenen kodierten Informationenund an die Möglichkeit zur effizientenkünstlichen Syntheselängerer DNA-Sequenzen. „Ausgehendvon der Beschreibungund Analyse natürlich vorkommenderOrganismen könnendurch die gezielte Synthese voneinzelnen Bauteilen oder ganzenOrganismen die gewonnenenEinsichten in bisher ungeahnterForm überprüft und bestätigtwerden“, sagt der GeschäftsführendeDirektor des MarburgerForschungszentrums. „Dabeiwerden zunehmend Konzepteund Ideen aus den quantitativenNatur- und Ingenieurwissenschafteneingesetzt.“Um dieses zukunftsweisendeGebiet in Marburg zuetablieren, wurde vor fünfJahren als gemeinsames Projektder Philipps-Universität und desMarburger Max-Planck-Instituts<strong>für</strong> terrestrische Mikrobiologiedas „LOEWE“-Zentrum <strong>für</strong>Synthetische Mikrobiologiegegründet, kurz „Synmikro“.<strong>Die</strong> über 30 am Zentrum beteiligtenArbeitsgruppen erforschenverschiedenste Aspektemikrobiellen Lebens, etwa dieräumliche Organisation vonBakterienzellen, die Strukturund Funktionsweise von Signalübertragungs-Netzwerkenoderdie Biochemie der Kohlendioxid-Fixierung. Doch eines ist allenSynmikro-Wissenschaftlerinnenund -Wissenschaftlern gemein:Sie wollen bauen, um zu verstehen,und verstehen, um zubauen.Denn auch wenn in denletzten Jahrzehnten eine Vielzahlvon biologischen Prozessenbeschrieben und erklärt wurde,so steht der ult<strong>im</strong>ative Test deraus den Analysen abgeleitetenModelle meist noch aus: dieSynthese. Schließlich zeigt erstder Nachbau eines Systems auseinzelnen Bestandteilen <strong>im</strong> Reagenzglasoder in einem anderenOrganismus – also außerhalbdes natürlichen Kontexts –, obman tatsächlich all seine Teileerfasst hat. Und erst der Neubaueinzelner Proteine, Makromoleküleoder ganzer Netzwerkezeigt, ob man die Grundprinzipienihrer Funktionsweisewirklich verstanden hat.Ein Fernziel wären in dieserHinsicht vollständig synthetischeZellen, die nach Bedarfaus verschiedenen funktionellenEinheiten – in Anlehnung an dieIngenieurswissenschaften auchModule genannt – kombinierbarwären; auf diese Weise könntenbeispielsweise Produktionsorganismen<strong>für</strong> die biotechnologischeIndustrie maßgeschneidertwerden. Ein solcher „Plug& Play“-Ansatz würde allerdingseine starke Standardisierung derbiologischen Bauteile mit kompatiblenSchnittstellen erfordern,wohingegen diese Schnittstellen– die Interaktionsflächender Proteine – in der Naturzwischen verschiedenen Speziesmitunter stark variieren.Bis zur ersten synthetischenZelle ist es also noch ein weiterWeg. Um diesen Weg überhauptgehen zu können, braucht eszum einen möglichst viele, möglichstgenaue quantitative Datenzu den natürlichen Vorbildern;zum anderen mathematischeBeschreibungen und Modellierungender Zusammenhänge. ImIdealfall würden diese Modellierungendann nach vielen Zyklendes Testens und Verbessernsirgendwann die Abstraktionvom konkreten Beispiel, etwaeines zellulären Regelkreises,auf die zugrundeliegendenPrinzipien erlauben. An Synmikrosind deshalb nebenzahlreichen Arbeitsgruppen ausden verschiedenen Lebenswissenschaftenauch modellierendeund bioinformatisch-arbeitendeGruppen beteiligt.>> Vera BettenworthWie herrlich leuchtet hier die Natur! Um Lebenserscheinungen aufzuklären,nutzt „Synmikro“ naturwissenschaftliche Methoden, etwa dasAuftrennen von Genabschnitten nach Größe oder elektrischer Ladung.9


Rolf K. Wegst<strong>Labor</strong>arbeit <strong>im</strong> Marburger Zentrum <strong>für</strong> Synthetische Mikrobiologie zielt nicht nur darauf, biotische Phänomene besser zu verstehen als bisher.Besser als die NaturTobias Erbs Arbeitsgruppe opt<strong>im</strong>iert die Energiegewinnung.Kohlenstoff ist ein zentralesElement unseresPlaneten; er steckt inSed<strong>im</strong>enten und Gesteinen,fossilen Brennstoffen, inallen Lebewesen und natürlichin den Treibhausgasen Kohlendioxidund Methan. Zwischenall diesen Reservoirs herrschtein mehr oder minder reger Austausch,der häufig mit einer chemischenUmwandlung der kohlenstoffhaltigenVerbindungeneinhergeht – wie bei der Fixierungvon Kohlendioxid in Stärkewährend der Photosynthese.„Viele dieser Prozesse sindmikrobiell beeinflusst“, erklärtTobias Erb, seit kurzem Leiter einerunabhängigen Nachwuchsgruppeam Max-Planck-Institut<strong>für</strong> terrestrische Mikrobiologieund neues Mitglied be<strong>im</strong> MarburgerForschungszentrum„Synmikro“. „Mich interessiertdie elementare Biochemiedahinter: Wie entsteht aus unbelebtemKohlendioxid belebteMaterie?“„Kohlendioxid ist ein relativträges Molekül“, so Erb weiter.„Seine Fixierung“ – der Einbauin chemische Verbindungen –„ist deshalb ein energieaufwändigerProzess.“ Um diesenProzess anzustoßen, ist Aktivierungsenergieerforderlich, dievon Carboxylasen geliefert wird;so nennt man Enzyme, dieKohlendioxid (CO 2 ) in andereMoleküle einbauen. <strong>Die</strong> wohlbekannteste Carboxylase ist dieRibulose-1,5-bisphosphat-Carboxylase,kurz Rubisco, die inallen Pflanzen, aber auch vielenBakterien und Archaeen <strong>für</strong> dieCO 2 -Fixierung bei der Photosyntheseverantwortlich ist.Doch seit der Erstbeschreibungvon Rubisco in den 1950erJahren wurden noch sechs weitereStoffwechselwege entdeckt,die Kohlendioxid in Biomassefixieren – vier davon alleine inden letzten acht Jahren. An derjüngsten Entdeckung <strong>im</strong> Jahr2014 war auch Erb beteiligt.„Wir konnten zeigen, dass einebest<strong>im</strong>mte Gruppe marinerArchaeen, die Thaumarchaeota,<strong>im</strong> Laufe der Evolution eineneigenen Weg <strong>für</strong> die CO 2 -Fixierungin Anwesenheit von Sauerstoffentwickelt haben, und dassdieser Weg effizienter ist als diebisher bekannten Sauerstoff-unempfindlichenWege. <strong>Die</strong>se Erkenntnishat auch Relevanz <strong>für</strong>unser Verständnis des globalenKohlenstoffzyklus – <strong>im</strong>merhinsind die Thaumarchaeota diedritthäufigsten Mikroorganismenin den Ozeanen.“CO 2 -Fixierung passiertaber nicht nur <strong>im</strong> sogenanntenPr<strong>im</strong>ärstoffwechsel, der auf10


<strong>Die</strong> Erkenntnisse, die von den Forschenden gewonnen werden, sollen auch helfen, künstliche Bauteile <strong>für</strong> lebende Zellen zu entwickeln.die Erhaltung und Vermehrungvon Biomasse ausgerichtet istund den weitaus größten Teilder Stoffflüsse ausmacht; auch<strong>im</strong> Sekundärstoffwechsel, dembeispielsweise die Synthesevon Pigmenten, Alkaloiden undAntibiotika zugeordnet wird,wird Kohlendioxid aus der Luftgebunden und in Substrateeingebaut – nur dienen dieseSubstrate, anders als die beider Photosynthese entstehendeStärke, dann eben nicht als Energiespeicher.Dennoch hat sichin diesem Zusammenhang offenbarein besonders effizientesund schnelles CO 2 -fixierendesEnzym entwickelt: Vor einigenJahren entdeckte Erb <strong>im</strong> Stoffwechselvon Purpurbakterieneine Carboxylase, die zehn- bishundertmal effizienter ist als alleanderen bekannten Carboxylasen,also entsprechend mehrCO 2 -Moleküle pro Zeit undEnergieeinheit fixiert. „<strong>Die</strong>seEntdeckung war ein Zufall. Wirhatten ganz allgemein die Lebensweisevon Purpurbakte rienin ihrer Umwelt studiert undsind dabei auf diesen neuen TypCarboxylasen gestoßen: die re -duktiven Carboxylasen“, erzähltErb. „Heute wissen wir, dassreduktive Carboxylasen weitverbreitet sind undvor allem inBodenbakterienwie Streptomyceten einewichtigeRolle in derAnti biotikasynthesespielen“.An derEidgenössi schen TechnischenHoch schule Zürich(ETH), wo der Mikrobiologe biszum Januar eine Nach -wuchsgruppe leitete, untersuchteErb mit seinem Teamdann zunächst die Biochemieund Evolution dieser Enzyme.„Reduktive Carboxylasen sindM• SCHWERPUNKT •I K R O Bwahrscheinlich relativ spät <strong>im</strong>Laufe der Evolution aus einfachenReduktasen entstanden“,erläutert Erb. „Dabei haben sieeine kleine Tasche entwickelt,in der das Kohlendioxid gebundenund in räumliche Nähezum Substrat gebracht wird.“Mit seinen Mitarbeiternkonnte der Biologeaußerdem zeigen,was reduktiveCarboxylasen soeffizient macht:Mit Hilfe einesCofaktors bildendiese Enzyme ausihrem Substrat eineäußerst reaktive Zwischenstufe,die dann sehrschnell mit dem gebundenenKohlen dioxid reagiert.Doch warum hat sich dieseschnellste Reaktion <strong>im</strong> Sekundärstoffwechselentwickelt,warum sind die bisher beschriebenenKohlendioxid-fixierendenWege <strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>ärstoffwechselI EI O L O Gnicht genauso effizient? „Dashat mit vielen Faktoren zu tun“,so Erb. „Der von der Rubisco katalysierteProzess zum Beispielist zwar langsam und kostet vielEnergie, aber andererseits ist dasEnzym sehr stabil. Und Pflanzensteht über das Sonnenlichtpraktisch unbegrenzt Energiezur Verfügung, sie können sicheinen teuren Stoffwechselwegleisten.“ Darüber hinaus spielt<strong>im</strong>mer auch die Entstehungsgeschichteeine Rolle, und damitletztlich der Zufall, welcheKomponenten in einer Zellezusammenkommen oder sichgemeinsam entwickeln. „Esgenügt schließlich nicht, einEnzym zu haben, man brauchtauch den ganzen Stoffwechselwegdrumherum“, betont Erb.Denn die reduktive Carboxylasefixiert zwar hocheffizient Kohlendioxidaus Luft, allerdings ineinem Produkt, mit dem die übrigenEnzyme der Photosynthesegar nichts anfangen können,11


AG ErbJeder Buchstabe zählt: Eine neu entdeckte reduktive Carboxylase (rechts) bindet Kohlendioxid (O=C=O) in einer zusätzlichen Tasche.schließlich handelt es sich umeine Antibiotika-Vorstufe.Erb und sein Team sindnun dabei, um ihre hocheffizienteSekundärstoffwechsel-Carboxylase herum einen synthetischenStoffwechselweg <strong>für</strong>die Speicherung von Energie inBiomasse zu bauen – also einenopt<strong>im</strong>alen Pr<strong>im</strong>ärstoffwechselweg.<strong>Die</strong>sen Weg haben die Forschersozusagen am Reißbrettentworfen: Ausgehend von derAntibiotika-Vorstufe, in der diereduktive Carboxylase das Kohlendioxidfixiert, wurde überlegt,über welche chemischenZwischenstufen ein Produktentstehen könnte, aus demschließlich neue Biomasse generiertwerden könnte. Das Ergebnisdieser Überlegungen war einKreislauf, in dem das Substrat<strong>im</strong>mer wieder recycelt wird undals Produkt Pyruvat entsteht,ein wichtiges Zwischenprodukt<strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>ärstoffwechsel allerOrganismen und damit eine Artchemische Universalwährung.„Dann haben wir uns in biologischenDatenbanken aus mehrals 40.000 beschriebenen Enzymensolche Enzyme gesucht, diediese Zwischenstufen generierenkönnten“, erzählt Erb. Insgesamtzwei Dutzend dieser Enzymewurden in seinem Marburger<strong>Labor</strong> in vitro – also <strong>im</strong> Reagenzglas– daraufhin getestet,ob und wie gut sie die ihnenzugedachte Reaktion tatsächlichkatalysieren, zunächst einzeln,später in <strong>im</strong>mer größeren Gruppen.„So konnten wir sehen,welche Enzyme gut miteinanderfunktionieren und bei welchenSchritten oder Kombinationenes Probleme gab, und wir alter -native Enzyme suchen mussten“,erklärt Erb. Inzwischen konnteder künstliche Stoffwechselwegkomplett in vitro zusammengesetztund verschiedene Zwischenstufenüber Massenspektrometrienachgewiesen werden. <strong>Die</strong>verwendeten Enzyme stammenteilweise aus Purpurbakterien,andere aus Darmbakterien, ausThaumarchaeoten, eines sogaraus der menschlichen Leber.„Sie sind also alle natürlichen Ursprungs“,betont Erb. „IhreKombination zu einem hocheffizientenCO 2 -fixierenden Stoff -wechselweg ist aber neu; vermutlichsind die jeweiligen Enzyme<strong>im</strong> Laufe der Evolution einfachnie in einem biologischen Kontextzusammen gekommen.“Parallel zu diesen Versuchenhaben die Forscher schon begonnen,geeignete Wirtsorganismen<strong>für</strong> ihren synthetischenStoffwechsel vorzubereiten.Ihr Augenmerk liegt dabei aufMikroorganismen, die ihre Energiemit Hilfe von Sonnenlichtoder Wasserstoff gewinnen,also aus erneuerbaren Energien.Demnächst können die Wissenschaftlerdamit beginnen, dieGene <strong>für</strong> ihre Stoffwechselenzymein das Erbgut dieser Wirteeinzubauen. „Auch dabei werdenwir von unseren in vitro-Analysen profitieren“, so Erb.Kann man einen Schlüsselprozessdes Lebendigen neu konstruieren?„Dort haben wir nämlich gesehen,welche Enzyme schnellerarbeiten und welche langsamer.Damit es dadurch in vivo nichtzu einem Stau kommt, sondernder Stoffwechsel auch wirklichopt<strong>im</strong>al läuft, müssen wir dieseUnterschiede über die Mengeder produzierten Enzyme wiederausgleichen, also über unterschiedlichstarke Expression derjeweiligen Gene.“Verläuft weiterhin alles nachPlan, werden am Ende dieserArbeiten Mikroorganismen stehen,die mit Hilfe erneuerbarerEnergie Kohlendioxid aus derLuft binden und in Biomasseumwandeln können. „Solltedieser Prozess tatsächlich wiegeplant zehnmal effizienter seinals die bisher bekannten natürlichenStoffwechselwege, wäresogar denkbar, nur jedes zehnteKohlenstoffatom in den Stoffwechseldes Wirts und damitin dessen Wachstum fließen zulassen, und die restlichen neunzum Beispiel in die Produktionvon Biodiesel oder Grundlagenchemikalien<strong>für</strong> die chemischeIndustrie“, meint Erb.„Aber selbst wenn die Um -wandlung von kl<strong>im</strong>aschädli chemKohlendioxid – etwa aus Abgasenvon Kraftwerken – in Biomasseoder einen nachhaltigen Rohstoffdurch unseren künstlichenStoffwechsel ein attraktivesFernziel ist, so liegt unsereeigentliche Motivation doch woanders“,führt der Biologe aus:„Uns geht es eher um die grundsätzlicheFrage, ob wir durchrigoroses Anwenden unseresnaturwissenschaftlichen Verständnisseseinen biologischenSchlüsselprozess tatsächlichvöllig neu konstruieren können.Denn nur wenn wir die Umwandlungvon unbelebter in belebteMaterie <strong>im</strong> <strong>Labor</strong> nachstellenkönnen, haben wir einen dergrundlegendsten Prozesse desLebens wirklich verstanden.“>> Vera Bettenworth12


Auf dem Weg zur QuelleVictor Sourjik erforscht, wie sich Zellen in ihrer Umwelt zurechtfinden.In den letzten Jahrzehntenist <strong>im</strong>mer offensichtlichergeworden, dass viele EigenschaftenbiologischerSysteme nicht allein mit denEigenschaften ihrer Bestandteilezu erklären sind, sondernerst durch deren Verschaltungzu komplexen Interaktionsnetzwerkenentstehen. „<strong>Die</strong>Prinzipien zu verstehen, nachdenen diese Netzwerke funktionieren,ist eine der nächstengroßen Herausforderungender Biologie“, zeigt sich VictorSourjik überzeugt, Direktor derneuen Abteilung „System- undSynthetische Mikrobiologie“ amMarburger Max-Planck-Institut.Am Beispiel des Chemotaxis-Netzwerksvon Escherichiacoli, dases diesenBakterienermöglicht,sich anchemischenGradientenin ihrerUmgebung zuorientieren, umNahrungsquellen zu finden oderSchadstoffen auszuweichen,versucht Sourjik deshalb, solchePrinzipien zu identifizieren.„<strong>Die</strong> Chemotaxis ist <strong>für</strong>diesen Zweck ein ideales Modellsystem“,erklärt der Physikerund Molekularbiologe. Zumeinen beruht sie auf einemvergleichsweise übersichtlichenNetzwerk: Fünf verschiedeneRezeptortypen in der Zellhüllenehmen chemische Reize in derUmgebung wahr, diese Informationenwerden von sechs Proteinen<strong>im</strong> Zellinneren verarbeitetund an die bakteriellen Fortbewegungsorgane,die Flagellen,weitergeleitet. Zum anderenwird die Chemotaxis schon sehrlange erforscht, weshalb sie sogut verstanden ist wie kaum einanderes biologisches System;alle beteiligten Proteine undM• SCHWERPUNKT •I K R O Bihre Wechselwirkungen sindbekannt. „<strong>Die</strong> Chemotaxis istdaher eines der wenigen zellulärenNetzwerke, die nicht nurqualitativ, sondern auch quantitativbeschrieben werden können“,sagt Sourjik. „Das kenntman sonst nur aus der Physik.“Und genau wie in der Physiksind diese Beschreibungen auchnur mit Hilfe mathematischerAnalysen und Computers<strong>im</strong>ulationenmöglich. „Ohne die gehtes nicht“, betont der Wissenschaftler.Denn selbst wenn jedesProtein in einem Netzwerknur in zwei Zuständen existierenwürde – aktiv oder inaktiv– , stiege die Zahl der möglichenZustände <strong>im</strong> Netzwerk exponentiellmit der Anzahlder Komponenten. „Dastößt die menschlicheVorstellungskraftschnell an ihreGrenzen.“ComputergestützteAnalysenhaben unter anderemergeben, dass dasChemotaxis-Netzwerk<strong>für</strong> seine Zwecke opt<strong>im</strong>alist: Für ein Bakterium ist eswichtig, Nährstoffquellen ausmöglichst großer Distanz wahrnehmenund gezielt ansteuernzu können – Escherichia colikann einerseits auf die Bindungeines einzigen Lockstoff-Molekülsmit einer Anpassung desSchw<strong>im</strong>mverhaltens reagieren,andererseits diese Sensitivitätüber einen Rückkopplungsmechanismusaber auch somodulieren, dass selbst bei hoherHintergrundkonzentrationschon geringe Konzentrationsänderungendetektiert werdenkönnen. Darüber hinaus könnenverschiedene Signale – beispielsweiseunterschiedliche Lockstoffe,aber auch Mischungenvon Lock- und Schreckstoffen– miteinander verrechnet werden,offenbar um die bestmöglicheWachstumsumgebung zuI EI O L O Gfinden. Und schließlich ist dasSystem bemerkenswert robustgegenüber Störungen, etwaSchwankungen <strong>im</strong> Mengenverhältnisder beteiligten Proteine.All diese Leistungen vollbringtdas Netzwerk mit der min<strong>im</strong>alenAnzahl an Komponenten,die laut Computers<strong>im</strong>ulationenda<strong>für</strong> notwendig sind.„<strong>Die</strong> Integration verschiedenerSignale und die Robustheitgegenüber Störungensind Eigenschaften, die vielen13


Synmikro (2)„Eine Bereicherung“• SCHWERPUNKT •Wozu synthetische Mikrobiologie? 6 Fragen, 12 AntwortenMI K R O BI EI O L O GDer Physiker: Bruno EckhardtDer Geschäftsführende Direktor des Marburger „LOEWE“-Zentrums <strong>für</strong> Synthetische Mikrobiologie leitet die Arbeitsgruppe„Komplexe Systeme“ am Fachbereich Physik derPhilipps-Universität.Der Bioethiker: Friedemann VoigtDer Theologe ist Professor <strong>für</strong> Sozialethik am FachbereichEvangelische Theologie der Philipps-Universität. Er ist Sprecherder Arbeitsgruppe Bioethik von „Synmikro“ und gehörtdem „Steering Committee“ des LOEWE-Zentrums an.Warum beteiligen Sie sich – als Physiker, als Bioethiker – an Synmikro?Wer sich mit komplexen Systemen beschäftigt, kommt überkurz oder lang zur Biologie. Mit der Untersuchung von Mikroorganismenverbindet sich die Erwartung, dass sie einfachgenug sind, um wesentliche Vorgänge in den Zellen quantitativerfassen und dann auch mathematisch beschreiben zukönnen.Von der Synthetischen Biologie wird als „Hope-, Hype- andFear-Technologie“ gesprochen. Bei der ethischen Begleitunggeht es darum, Maß zu halten, das heißt, das Verantwortungsbewusstseinder Wissenschaftler zu stärken und derÖffentlichkeit einen realistischen Blick auf die Forschung zuvermitteln.Welchen Beitrag kann ihr spezielles Forschungsgebiet zum Thema der Synthetischen Mikrobiologie leisten?<strong>Die</strong> mathematische Beschreibung und Modellierung biologischerProzesse kann dazu beitragen, wesentliche Mechanismengenauer herauszuarbeiten und über den konkretenFall hinaus zu verallgemeinern.Ich sehe meine Hauptaufgabe darin, die teilweise sehr realitätsfernenSpekulationen – die gibt es übrigens nicht nur inder Öffentlichkeit, sondern auch bei den Forschern selbst –mit der realen Verantwortung ins Verhältnis zu setzen.Wie sieht die Zusammenarbeit innerhalb des Zentrums konkret aus?Ich arbeite beispielsweise mit der Arbeitsgruppe von PeterGraumann an einem Projekt, in dem die Bewegung von Proteinenin Zellen mit höchstauflösender Lichtmikroskopie sehrIch habe einen „Expertenkreis zur ethischen Bewertung derSynthetischen Biologie“ gegründet, der aus Kollegen derunterschiedlichen Arbeitsgebiete besteht. Das ist äußerlich16


präzise best<strong>im</strong>mt wird, um zu verstehen, wie aus diesen Proteinengrößere Strukturen entstehen. <strong>Die</strong>se Bewegung derProteine kann als ein Diffusionsprozess beschrieben werden.Abweichungen zwischen berechneter und beobachteter Bewegungliefern dann Hinweise auf Prozesse, welche die Diffusionbehindern, und damit einen Ausgangspunkt <strong>für</strong> neueExper<strong>im</strong>ente.unspektakulär: Wir diskutieren. Inhaltlich ist das aber sehrspannend: Es geht darum, die tatsächliche, sehr spezielleForschung mit den allgemeineren Prinzipien der Ethik zusammenzuführen.<strong>Die</strong> Probleme der ethischen Betrachtungliegen weit weniger in den ethischen Normen, die relativ klarsind, sondern darin zu begreifen, wie die tatsächliche Forschungvon diesen Normen tangiert ist.Wie funktioniert dabei die Kommunikation mit Kollegen aus anderen Fachkulturen?Mit etwas Verständnis <strong>für</strong> die fachspezifischen Hintergründelässt sich in der Regel ein fruchtbarer Austausch etablieren.Erschwert wird die Zusammenarbeit aber auch durch die zunehmendeFokussierung der Studiengänge auf die jeweiligeFachdisziplin, was dazu führt, dass Studierende <strong>im</strong>mer wenigerEinblicke in andere Fächer gewinnen. Es wäre hilfreich,wenn in den Studiengängen, insbesondere in den ersten Jahren,eine breitere, mehrere Fachgebiete umfassende Basisaufgebaut würde.Das ist in meinem Fall – sozusagen naturgemäß – besondersspannend. <strong>Die</strong> Kollegen haben aber sehr schnell gemerkt,dass ich ihnen keine Moralpredigten halten will, sondernvor allem verstehen möchte, um was es in ihrer Forschunggeht. Daraus entwickelt sich dann das, was als „wechselseitigeÜbernahme der Perspektive“ zu beschreiben ist: Ichversuche zu verstehen, was eigentlich ihre Intention ist, unddie Kollegen betrachten ihre Forschung einmal unter meinenGesichtspunkten.Was bringt Ihnen die Mitwirkung? Verfolgen Sie und Ihre Kollegen aus den Lebenswissenschaften überhauptdieselben Interessen?Bei allen Unterschieden in Methoden und Zielsetzungen zeigendoch viele Beispiele, dass die verschiedenen Beiträgezu einer Synthese und zu einem verbesserten Verständnisführen. Mathematische Opt<strong>im</strong>ierung kann zur Entwicklungeffizienter biotechnologischer Verfahren beitragen; umgekehrtkönnen exper<strong>im</strong>entelle Beobachtungen dabei helfen,plausibel erscheinende, aber falsche Modelle zu verwerfen,zur Entwicklung neuer mathematischer und physikalischerTheorien führen und damit die Einzelfächer bereichern.Anders als etwa die Philosophie oder auch die Soziologie habendie Theologie und besonders die Sozialethik an den Entwicklungender Naturwissenschaften in den letzten hundertJahren kaum Interesse gezeigt. Es herrschen zwar erheblicheVorbehalte gegenüber den vermeintlichen Anmaßungen undbe<strong>für</strong>chteten Folgen, aber es gibt kaum eindringliche Beschäftigungenmit den ethischen Implikationen der Naturwissenschaften.Hier kann ich also sozusagen an den Quellenforschen.Was erwarten Sie sich von Synmikro in den kommenden fünf Jahren? Und wie sieht es mit dem Fortschritt inIhrem Teilbereichs aus?Angesichts des rapiden Fortschritts darf man damit rechnen,dass bald Zellen hergestellt werden können, die aus Komponentenvieler verschiedener Organismen zusammengesetztsein werden. Bis echte synthetische Proteine oder Module,die in der Natur gar nicht vorkommen, eingebaut werden,dürfte es deutlich länger dauern. Was die Zukunft der Modellierungbetrifft, kann man sich vorstellen, eines Tages auchExper<strong>im</strong>ente an Mikroorganismen zuverlässig in silico vorzuplanenund viel Zeit <strong>im</strong> <strong>Labor</strong> einzusparen.Statt den Blick in ferne Zukünfte schweifen zu lassen, wirdes darum gehen, die ethischen Implikationen der Forschungerkennbar werden zu lassen: Welche Menschenbilder, Naturvorstellungen,welche sozialen und politischen Ideensind eigentlich in den Projekten der Synthetischen Biologieenthalten, welche davon wollen wir als Gesellschaft unterstützen,welche nicht? Solche hermeneutische Arbeit und dieZuwendung zur tatsächlichen Forschung werden die ethischeBeschäftigung mit der Synthetischen Biologie best<strong>im</strong>men.>> Fragen: Vera Bettenworth, Johannes ScholtenGUTER SERVICE SPRICHT SICH HERUM.IN UNSEREM FALL EINMAL UM DIE GANZE WELT.HIGH LEVEL SERVICES SEIT 1911Konzeption : neocano.deCleaning . Catering . Clinic Service . SecurityPersonal Service . Airport Service . Facility ServiceWWW.KLUEH.DE17


Jasfus (Commons)Ein schönes Gebiss macht einen guten Eindruck. Immer öfter muss der Zahnarzt nachhelfen, zum Beispiel mit Füllungen, Prothesen undImplantaten, was nicht <strong>im</strong>mer ohne Komplikationen abgeht.Lückenfüller voller TückenZahnmediziner untersuchen, wann Implantate zu Entzündungen führen.<strong>Die</strong> Statistik zeigt:Entzündungen beiZahn<strong>im</strong>plantaten sindnicht zu vernachlässigen.Bei 20 bis 40 Prozent derZahn<strong>im</strong>plantate entstehen fünfJahre nach der Eingliederunggeringe bis erhebliche Entzündungen– zum Teil mit Knochen-verlusten. Welches sind dieRisikofaktoren? Um das herauszufinden,führen MarburgerZahnmedizinerinnen und -medizinerLangzeitstudien durch,in denen sie Erfolge und Misserfolgevon Implantat-Versorgungenfesthalten und analysieren.Rund 13 Millionen Zähneentfernen Zahnärztinnen undZahnärzte jedes Jahr. Etwa eineMillion davon ersetzen siedurch Implantate – Tendenzsteigend. Obwohl Zahn<strong>im</strong>plantateseit mehreren Jahrzehntenals Zahnersatz verwendet werden,kommt es <strong>im</strong>mer wieder zuKomplikationen bis hin zumImplantatverlust. Was sind dieGründe? Liegen sie bei den Patientinnenund Patienten oderbei den Ärztinnen und Ärzten?Und wie können Komplikatio nenam besten behandelt werden?„Wir erforschen Risikofaktoren,um den Langzeiterfolg10 3-5-7-10COLORVUE SONDE PERIOSCREENEinfach abzulesen • Ergonomisches Design • Umweltfreundlich12 3-6-9-12<strong>Die</strong> Colorvue Sonde PerioScreen von Hu-Friedy ermöglicht die schnelle undeinfache Feststellung der parodontalen Taschentiefe vor der endgültigenUntersuchung. Eine allgemein verständliche Farbcodierung mit denFarben Grün und Rot zeigt an, ob Parodontitis vorhanden ist oder nicht.Erhältlich in zwei Spitzendesigns und verschiedenen Packungsgrößen.Weitere Informationen finden Sie auf Hu-Friedy.de©2015 Hu-Friedy Mfg. Co., LLC. All rights reserved.How the best performColorvue_PerioScreen_Probe_D_186x65.indd 1 29.06.15 08:3318


von Zahn<strong>im</strong>plantaten zu verbessern“,sagt Reiner Mengel. DerMarburger Zahnmediziner hatsich mit dem Koordinierungszentrum<strong>für</strong> Klinische Studiender Philipps-Universität unterdessen Direktorin Carmen Schade-Brittingerzusammengetan,um eine wissenschaftliche Datenbankzum Thema Implantatezu etablieren.Darin erfassen sie die anonymisiertenDaten der Implantat-Patientinnen und Patienten derMarburger Zahnklinik. <strong>Die</strong> Forscherinnenund Forscher berücksichtigenVorerkrankungen,Rauchverhalten, Medikamenteneinnahmen,aber auch klinischeDaten wie die Knochendichte.<strong>Die</strong> Patientinnen und Patientenwerden nach der Implantationin einem drei- bis sechsmonatigenIntervall nachuntersucht,zum Teil schon seit Jahrzehnten:„Im Abstand von einem, drei,fünf, zehn, fünfzehn und zwanzigJahren nach der Implantationhaben wir zudem mikrobiologischeund Röntgenuntersuchungenvorgenommen“, erklärtMengel. „Bislang sind Daten vonüber 300 Patientinnen und Patientenintegriert. Das ist einebreite und belastbare empirischeDatenbasis.“Mengel und sein Team stelltenin ihren Studien deutlicheUnterschiede zwischen Fällenmit und ohne parodontale Vorerkrankungfest. <strong>Die</strong> Implantat-Überlebensrate lag bei gesundenPatientinnen und Patienten nachfünf Jahren bei 100 Prozent, beiPersonen mit einer Entzündungsvorgeschichtebei 96 Prozent.Bei beiden Gruppen beobachtetendie Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler jedochKomplikationen: 40Prozent der gesunden Patientinnenund Patienten bekameneine Mukositis, das ist eine Entzündungdes Weichgewebes;zehn Prozent erlitten eine Peri-Implantitis, also eine Entzündungdes Zahn<strong>im</strong>plantat-Bettes,die zu Knochenabbau führt.Wichtiges Ergebnis: Personenmit Vorerkrankung sindstärker gefährdet. 56 Prozentvon ihnen bekamen eine Mukositis,26 Prozent eine Peri-Implantitis.„<strong>Die</strong> langfristige Erfolgsratebei Implantaten betrugArchivReiner Mengel und sein Team erfassen Kompikationen, die sich beiZahn<strong>im</strong>plantaten ergeben, und etablierten hier<strong>für</strong> eine Datenbank.somit bei den gesunden Patientinnenund Patienten 50 Prozent,<strong>im</strong> Falle von Vorerkrankungnur noch 33 Prozent“, resümiertMengel das Studienergebnis.„Bei der Frage nach Risikofaktorenkönnen wir grundsätzlichzwischen sogenannten patientenbezogenengenetischenFaktoren, Umweltfaktoren undvon Behandelnden verursachtenFaktoren unterscheiden“, führtder Zahnmediziner weiter aus.Zu den Umweltfaktoren zählt erRauchen und Stress, aber auchdie Mundhygiene. Zu den vonden Behandelnden verursachtenFaktoren gehöre auch die Implantationin insuffiziente Knochen.Damit ist Knochensubstanzgemeint, die aufgrund dergeringen Knochendichte ungeeignet<strong>für</strong> das Halten der Implantateist. Als einen weiterenFaktor nennt Mengel das Einsetzenvon prothetischen Versorgungen,die Betroffene selbstnicht gut reinigen können. <strong>Die</strong>seFaktoren sind grundsätzlichvon den Behandelnden beeinflussbar.Anders verhält es sich mitden genetischen Faktoren.„Hierzu gehört die Neigung zuEntzündungen <strong>im</strong> Mundraumdurch internistische Erkrankungen“,erläutert Mengel.Aufgrund des steigendenEinsatzes von Implantaten undder damit verbundenen Versorgungsnotwendigkeitgehört dieLehre der Implantologie und Implantat-Prothetik<strong>für</strong> die MarburgerZahnmedizinstudierendenzum Pflichtlehrprogramm.<strong>Die</strong> Abteilung <strong>für</strong> OrofazialeProthetik und Funktionslehrehat daher unter Federführungvon Reiner Mengel ein Curriculum„Implantat-Prothetik“ etabliert:„Insbesondere das Erkennenvon Risikofaktoren und dieprothetische Planung bei Zahn-Implantaten kommt in der zahnärztlichenPraxis oft zu kurz“,erklärt er. „In der Lehre legenwir daher besonderen Wert darauf,dass die Studierenden lernen,eine gründliche prä<strong>im</strong>plantologischeDiagnostik und prothetischeVersorgungsplanungvorzunehmen.“>> Matthias Fejes20 JAHREPASSIV-SELBSTLIGIERENDDamon SL1996• low-force, low-friction Behandlung• höherer Patientenkomfort• weniger Termine• weltweit mehr als 5 Millionenerfolgreich behandelte Patienten• Qualität & Effizienz in der klinischen KFO• mehr als nur gerade Zähne!Damon 22001Damon 32004Damon 3MX2005Damon Q2008Ormcopräsentiert am16.–17. Okt. 2015in München:Dr. Dwight DamonDr. Elizabeth MenzelDr. Alan BagdenDamon Clear2009Damon Clear22014www.ormcoeurope.com20150710_Ormco-Anzeige_MarburgerUniJournal.indd 1 10.07.15 09:0019


Anna Schroll <strong>für</strong> „Hessen schafft Wissen“Tür auf <strong>für</strong> Forscherinnen<strong>Die</strong> ersten Anneliese-Pohl-Stipendiatinnen vollendeten ihre Habilitationen.Voll ausgestattet <strong>für</strong> zukunftsweisendes Forschen: <strong>Die</strong> Züchtung von Kulturzellen <strong>für</strong> die Krebsmedizin erfordert sorgfältiges, ke<strong>im</strong>armes Arbeiten.Wir schreiben dasJahr 2015 undnoch <strong>im</strong>mer istdie Wissenschafteine überwiegend männlicheDomäne. Zwar variieren dieZahlen von Fachbereich zuFachbereich, von einer Chancengleichheitscheint der Wissenschaftsbetriebjedoch nochweit entfernt zu sein.„Ich persönlich konntemich bisher noch kein bisschenbeklagen“, beteuert Magis Mandapathil.<strong>Die</strong> Marburger Medizinerinhatte Glück: In den vergangenenJahren haben eineReihe von öffentlichen undprivaten Initiativen begonnen,sich der Förderung von Forscherinnenanzunehmen; Mandapathilbeispielsweise ist einederjenigen, die vom Habilitationsstipendiumder „Anneliese-Pohl-Stiftung“profitieren.Das Programm unterstütztNachwuchsmedizinerinnenbei ihrer akademischen Karriere,indem es ihnen PersonalundSachmittel in Höhe von biszu 100.000 Euro <strong>für</strong> einen Zeitraumvon max<strong>im</strong>al drei Jahrengewährt.Mandapathil und ihre KolleginCornelia Brendel sind die erstender Geförderten, die ihreHabilitationen abschlossen. Beidehaben dabei herausragendeBeiträge zur Krebsmedizin geleistet.Brendels Arbeitsgebiet etwaliegt in der Blutkrebsforschung.Das Geld der Anneliese-Pohl-Stiftung floss jedoch nicht direktin die wissenschaftlichenProjekte der 47-Jährigen. DasFörderprogramm finanziertestattdessen Hilfen <strong>im</strong> Haushaltund bei der Betreuung von Brendelsdrei Kindern. Auch das istnatürlich eine Form der Erleichterung<strong>für</strong> eine Wissenschaftlerin.Umso intensiver konnte sichBrendel der Forschung widmen.Im Wesentlichen beschäftigt siesich mit Tumorzellen, die gegenkonventionelle Behandlungenresistent sind.Man merkt ihr an, dass sie<strong>für</strong> ihr Thema brennt, auchwenn diese Begeisterung <strong>für</strong>einen Außenstehenden vielleichtetwas befremdlich wirken mag:„Wissen Sie, wir leben jetzt,aber alle Menschen und alle Zellensterben irgendwann“, sagtBrendel. „Eigentlich haben alleZellen eine Kontrolle über ihrLeben und Sterben. Bei Krebsverschwindet dann aber dieseKontrolle. Dann wollen diese<strong>Die</strong> Onkologin erforscht, wie Krebszellenauf Kosten anderer überleben.Zellen weiterleben, und zwarauf Kosten der anderen. Das zuverstehen und vielleicht zu verhindern,finde ich faszinierend!“Brendels Kollegin Mandapathilkönnte mit ihrer Forschungin der Tumor<strong>im</strong>munologie zu einerverbesserten Überlebensratevon Patienten beitragen, die aneinem Karzinom <strong>im</strong> Kopf-Hals-Bereich leiden. Sie beschäftigtsich insbesondere mit Mechanismen,die Tumorzellen nutzen,um das Immunsystem des Patientenzu schwächen.Das Stipendium der Anneliese-Pohl-Stiftunghat der 34-Jährigenvor allem Freiräume in derKlinik verschafft. So konnteMandapathil sich <strong>im</strong>mer wiedereinige Tage frei nehmen und dieZeit in ihre Forschung investieren.Aber auch finanziell wurdedie Medizinerin unterstützt –das Geld floss in erster Linie in<strong>Labor</strong>bedarf.<strong>Die</strong> Entscheidung, in Marburgzu forschen, hat Mandapathilganz bewusst getroffen:„Marburg ist, was die Hals-Nasen-Ohren-Onkologieangeht,bundesweit spitze, wenn nichtsogar weltweit“, erklärt die gebürtigeMünsterländerin.Trotzdem zieht es die Nachwuchsmedizinerindieses Jahrnoch nach New York. Sie hat jedochvor, nach ihrem Fellowshipam dortigen „Memorial SloanKettering Cancer Center“ nachMarburg zurückzukehren.Wurde sie bislang eigentlichmit Diskr<strong>im</strong>inierung wegenihres Geschlechts konfrontiert?Überhaupt nicht, macht dieNachwuchsforscherin klar, ohnezu zögern: „Tatsächlich wurdeich mehr gefördert, als ich je erwartethätte!“>> Yves Bellinghausen20


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Christian Stein (2)Preisträgerin Astrid Lohöfer sprach bei der Verleihung der Auszeichnung in der Marburger Alten Universität.Auf die Zukunft gespanntPhilipps-Universität vergab Promotionspreise.Sie tragen zu der besonderenForschungsstärkebei, die eine Volluniversitätwie die unsereauszeichnet – mitdiesen Worten rühmte UlrichKoert sechs Nachwuchswissenschaftlerinnenund -wissenschaftler,als er sie mit Promotionspreisen<strong>für</strong> das Jahr 2013auszeichnete. Der Uni-Vizepräsident<strong>für</strong> Forschung und Nachwuchsder Philipps-Universitätnahm die Ehrungen währendder Jahresveranstaltung des Universitätsbundesvor, die MitteJuni 2015 in der Marburger „AltenUniversität“ stattfand.„Ihre Dissertationen belegen,dass Sie herausragendeWissenschaftlerinnen und Wissenschaftlersind“, sagte Koert.„Ich bin gespannt auf Ihren weiterenWerdegang!“<strong>Die</strong> Themen der Preisträger:Wer die Abwehr startetWas veranlasst Zellen des Immunsystems,Krankheiten zubekämpfen? Nadine Maria Bolligwies in ihrer Doktorarbeitnach, dass das Protein IRF4 Zellendazu bringt, Antikörper zuproduzieren. Außerdem entwickeltedie Biologin eine Methode,mit der sich Gene gezielt anundabschalten lassen, so dasszeitlich begrenzte Genaktivitätenuntersucht werden können.<strong>Die</strong> Patentierung des Systemswird derzeit geprüft.Bollig, geboren 1980, absolviertezunächst eine Ausbildungzur Biologielaborantin, ehe siezum Studium der Biologie nachMarburg kam. Sie verfertigte ihreDoktorarbeit bei Michael Lohoffam Institut <strong>für</strong> MedizinischeMikrobiologie und Hygienedes Marburger FachbereichsMedizin.Wie Vorurteile entstehen„Eine einseitige Orientierungam Bestehenden schädigt dieDemokratiefähigkeit unsererGesellschaft und trägt zur Abwertungvon Minderheiten bei“,erklärt die Soziologin VeronikaSchmid zu ihrer Dissertation.Darin entwickelt sie ein Modell,das die Neigung zu Vorurteilengegenüber Minderheiten ebensoerklärt, wie die Entstehung derEinstellung, dass man an dengesellschaftlichen Verhältnisseneh nichts ändern könne. Schmidprüfte das Konzept, indem siemehrere empirische Untersuchungendurchführte, zum Beispieltelefonische Befragungenund Gruppendiskussionen.<strong>Die</strong> Soziologin fertigte ihreDoktorarbeit bei Mathias Bösam Fachbereich Gesellschaftswissenschaftenund Philosophieder Philipps-Universität an.Enzyme auf Abwegen„<strong>Die</strong> von Johannes Freitag erzieltenErgebnisse haben einneues Feld eröffnet“, konstatiertein Kenner der Materie. PromotionspreisträgerFreitag untersuchte,wie Proteine an ihrenZielort innerhalb der Zelle gelangen.Der Biologe fand eine Reihevon Enzymen, die <strong>für</strong> den Zuckerabbauzuständig sind, aberoffenbar an Orte in der Zelle gebrachtwerden, an denen überwiegendFettabbau stattfindet –zumindest dachte man bislang,Zuckerabbau finde ausschließlichaußerhalb dieser Organellenstatt.Der gebürtige Osthesse Freitagverfertigte seine Dissertationbei Michael Bölker am MarburgerFachgebiet Genetik. Mittlerweilearbeitet der 33-Jährige alsWissenschaftler an der UniversitätBerkeley in den USA.22


Ebola-Lektion<strong>Die</strong> Promotionspreisträgerinnen und -preisträger und Uni-Vizepräsident Ulrich Koert lauschten.Selbstorganisation <strong>im</strong> AlltagSelbstorganisation ist eine prägendeErscheinung der Natur –man denke nur an die Komplexitätvon Lebewesen. Der ChemikerHendrik Martin Reinhardtuntersuchte in seiner Doktorarbeitselbstorganisierende Prozessean einem alltäglichen Material:an Edelstahl. Dem Chemikergelang es, durch gezielteSt<strong>im</strong>ulation mit Laserstrahlenhochgeordnete Strukturen zuerzeugen.<strong>Die</strong>s ermöglicht es, dieOberflächeneigenschaften desMetalls nach Wunsch zu verändern,so einfach und effizientwie nie zuvor: Egal, ob es sichum optische, elektrische, magnetischeoder chemische Eigenschaftenhandelt. „<strong>Die</strong> Verbindungvon Grundlagenforschungund einem Blick <strong>für</strong> ihre Anwendbarkeitist hier mustergültigdemonstriert worden“, heißtes in der Begründung <strong>für</strong> dieAuszeichnung.Hendrik Martin Reinhardt,geboren 1980 in Dresden, fertigteseine Doktorarbeit in der Arbeitsgruppevon Norbert Hamppam Fachbereich Chemie der Philipps-Universitätan.Schlüssel zur WahrheitBeschäftigen Sie Schwarzarbeiter?Haben Sie schon einmalSteuern hinterzogen oder Versicherungsbetrugbegangen?Auf Fragen wie diese erhält manin Umfragen häufig keine Antwort– zumindest keine ehrliche.Heiko Grönitz hat in seinerDoktorarbeit ein Verfahrenentwickelt, mit dem man trotzdemverlässliche Informationenüber solch heikle Fragen gewinnenkann: Er nennt die Methodedas „Diagonal-Modell“.„Obwohl man durch eineDatenerhebung gemäß Diagonal-Modell von keinem Befragtenden Wert des sensiblen Merkmalskennt, lassen sich trotzdemaus den beobachteten verschlüsseltenAntworten Rückschlüsseauf die Verteilung des sensiblenMerkmals ziehen“, erklärt der30-jährige.Heiko Grönitz studierteMathematik an der Justus-Liebig-UniversitätGießen; er verfertigteseine Dissertation beiKarlheinz Fleischer, der die AbteilungStatistik am FachbereichsWirtschaftswissenschaftender Philipps-Universität leitet.Lyrik erschließt die Welt„<strong>Die</strong> ethischen Implikationenmoderner Dichtung sind unmittelbaran deren Sprachgebrauchgeknüpft“ – dies ist die These,die Astrid Lohöfer in ihrerdeutsch-französischen Dissertationvertritt. <strong>Die</strong> Anglistin beziehtsich dabei auf das Konzept,Sprache als Möglichkeit zurWelterschließung aufzufassen,und wendet dies auf Gedichtedes französischen Symbolismussowie des kanadischen Modernismusan. „Ziel der Arbeit istes, sowohl ästhetisch-poetologischeals auch ethisch-politischeD<strong>im</strong>ensionen in den untersuchtenTexten aufzuzeigen,die bislang unbeachtet gebliebensind“, erklärt die Preisträgerin.„<strong>Die</strong> wesentliche Leistung derArbeit besteht darin, dem Klischeeder gesellschaftlich-ethischenIrrelevanz von Lyrik entgegenzuwirken“,konstatiert einGutachter.Lohöfer schloss eine binationalePromotion ab, die von demmittlerweile verstorbenen MarburgerAnglisten Claus Uhligund Claire Omhovère aus Montpellierbetreut wurde.>> Texte: Johannes Scholten„Ebola hat gezeigt, dassman nie sicher sein kann,dass nichts passiert. Manmuss vorbereitet sein“ –dies ist eine der Folgerungen,die der MarburgerVirologe Stephan Beckeraus der Ebola-Virus-Epidemiein Westafrika zieht.Der Direktor des Instituts<strong>für</strong> Virologie der Philipps-Universität hielt den Festvortrag,als der MarburgerUniversitätsbund Mitte Juniseine diesjährige Jahresveranstaltungin der Aula derMarburger Alten Universitätabhielt.Mehr als 10.000 Todesopferforderte die Ebola-Virus-Epidemie – und das,obwohl das Virus nicht überdie Luft übertragbar ist. DerAusbruchsort nahe einerGrenze, die dichte Populationin den Städten, Beerdigungsritenmit Hautkontaktsowie tiefes Misstrauengegenüber ausländischenÄrzten nannte Becker alsUrsachen <strong>für</strong> die Ausbreitungder Krankheit. Als <strong>im</strong>Januar 2015 endlich Impfstoffenach Westafrika kamen– entwickelt von demMarburger WissenschaftlerHans Feldmann und anderen–, kamen sie zu spät:Der Ausbruch war längstabgeebbt.Marburger Virologen halfenvor Ort in Westafrika beider <strong>Labor</strong>diagnostik derInfektion und sammeltenProben; das Institut ist aucham Test eines Impfstoffesgegen den Erreger beteiligt.„Wir waren auf Ebola nichtvorbereitet“, erklärte derVirologe <strong>im</strong> Rückblick. „Wirmüssen klinisch getesteteImpfstoffe zur Hand haben.Das hätte einen Unterschiedgemacht.“ Wennman gegen eine derartigeSeuche vorgehen wolle,so müsse man es sofortzu Beginn einer Epidemiemachen – „entschieden undschnell!“>> Iris Rubinich23


Leben nach SystemMit Blasius Merrem begann die Geschichte der Marburger Zoologie.Aus dem vorgesllten BandZergeht auf der Zunge: Blasius Merrems Bezeichnung <strong>für</strong> diese Schlange lautet „Schleuderschwänziger Klapperer“.Gelegentlich ist es möglich,anhand von Lebenund Wirken eineseinzelnen Gelehrtendie Entwicklung eines Fachesdarzustellen. Unter BlasiusMerrem vollzog sich an der UniversitätMarburg ein Paradigmenwechsel:von der naturgeschichtlichenBetrachtung derTiere zur Zoologie.<strong>Die</strong> beiden ältesten Zweigdisziplinender NaturwissenschaftBiologie, die Botanik unddie Zoologie, waren zunächstHilfsfächer der Medizin. ZoologischeKenntnisse gewannenzudem Bedeutung <strong>für</strong> eine Modewissenschaftdes 18. Jahrhunderts,die Kameralistik. Merremwurde in Nachfolge von Jung-Stilling zum Professor <strong>für</strong> diesesFach nach Marburg berufen.Er bewältigte in Marburgein überaus umfangreichesLehrpensum, neben der Zoologievertrat er zeitweise auch dieBotanik sowie zahlreiche kameralistischeFächer: Staats- undPolizeiwissenschaft, Technologie,Landwirtschaft, Handelswissenschaft,Finanz- und Forstwissenschaftsowie BürgerlicheHaushaltskunde. <strong>Die</strong> Anzahlseiner Hörer bewegte sich mitneun bis zehn auf dem Niveauanderer Spezialvorlesungen.Lediglich die Naturgeschichteerreichte höhere Zahlen.Auf Merrem folgte CarlClaus, der erste Fachvertreter,der nur noch <strong>für</strong> die Zoologiezuständig war und der bereitsmikroskopische Übungen einführte.Zudem gehörte er zu denfrühen Verfechtern der DarwinschenEvolutionslehre. Claus‘Nachfolger Richard Greeff unternahmgemeinsam mit ErnstHaeckel Reisen zu den KanarischenInseln. Unter Eugen Korscheltentwickelte sich dann einemoderne exper<strong>im</strong>entelle Forschungsrichtung.Der Umzug inneue Räume in der Ketzerbachermöglichte einen größeren Zulaufvon Studenten und Mitarbeitern.<strong>Die</strong> Aussichten der Studenten,<strong>im</strong> eigenen FachgebietGeschichte der UniDer Arbeitskreis Universitätsgeschichte der Philipps-Universität präsentierte <strong>im</strong> Frühjahr zwei Neuerscheinungen,mit denen der Waxmann-Verlag die Reihe„Academia Marburgensis“ weiterführt; sie behandeltwichtige Personen der Universitätsgeschichte.unterzukommen, verbessertensich beträchtlich.Auf der Grundlage neu erschlossenerQuellen, insbesondereBriefe und Rezensionen,schildert Hans Wilhelm Bohledie Biographie Merrems, der alsSohn eines wohlhabenden BremerKaufmanns zunächst Privatunterrichterhielt, darunterauch <strong>im</strong> Zeichnen. Hier erreichteer später eine beachtlicheFertigkeit, wie viele derselbst erstellten zoologischenAbbildungen zeigen. Das Studiumder Medizin gab er bald auf,da er den Anblick von Operationennicht ertragen konnte, undwandte sich der Naturgeschichtezu. 1804 kam er an die MarburgerUniversität, mit einem<strong>für</strong> die Zeit ansehnlichem Gehaltvon 800 Reichstalern. Nebennaturgeschichtlich-zoolo-gischen Arbeiten zeigte er gemäßseiner kameralistischenHerkunft utilitaristische Neigungen,beschäftigte sich mitder Herstellung von Leinen- undWollstoffen und betätigte sichals Erfinder. Er starb 1824.Merrem beschäftigte sichvor allem mit Vögeln und Säugetieren,aber auch mit Amphibien.Er erwies sich letztenEndes als ein Reformer des LinnéschenSystems. Sein Prinzipwar es dabei, alle Eigenschaftender Tiere zu berücksichtigen.Aufgrund seiner hervorragendenKenntnisse der historischenzoologischen Literaturgelingt dem Autor eine sehrüberzeugende Beurteilung vonMerrems wissenschaftlichemWerk. <strong>Die</strong>s zeigt, dass nur einFachvertreter in der Lage ist, dieLeistungen eines Forschers vordem Hintergrund der gesamtenFachentwicklung darzustellen.>> Christoph FriedrichDer Autor leitet das MarburgerInstitut <strong>für</strong> Pharmaziegeschichte.Hans Wilhelm Bohle: Von derNaturgeschichte zur Zoologie,Münster 2015, ISBN 978-3-8309-3215-4, 302 Seiten, 49,90 Euro24


Auf verlorenem PostenVon den Nazis verjagt: Der Marburger Altorientalist Albrecht GötzeAlbrecht Götze warkein herausragenderpolitischer Aktivist,aber er hat seine pazifistischeGrundhaltung <strong>im</strong>merentschieden und couragiert vertreten– das sagt Harald Maier-Metz über den Experten <strong>für</strong> SemitischeSprachen und OrientalischeGeschichte, der 1933 seinesAmtes als Professor an derMarburger Universität enthobenwurde.Das Buch des pensioniertenLehrers Maier-Metz, Ergebnisakribischer Recherche, machtverständlich, wie Albrecht Götzezum Opfer des nationalsozialistischen„Gesetzes zur Wiederherstellungdes Berufsbeamtentums“werden konnte, obwohlseine wissenschaftliche Leidenschaftdem gänzlich unpolitischenEntziffern orientalischerKeilschriften galt. Das Gesetzzielte nicht nur auf Beamte„nicht-arischer Abstammung“,sondern auch auf jene, „die nachihrer bisherigen politischen Betätigungnicht die Gewähr da<strong>für</strong>bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos<strong>für</strong> den nationalen Staateintreten“. Götze war nach Endedes ersten Weltkriegs, derihn zum Kriegsgegner und Ant<strong>im</strong>ilitaristengemacht hatte, <strong>für</strong>kurze Zeit Mitglied der SPD.Weitere <strong>im</strong> engeren Sinne „politischeBetätigung“ findet sichnicht in seiner Vita.Ein Indiz, wie er dennochMarburg war eine Nazihochburgauf die Abschussliste der nationalsozialistischenBürokratie geriet,findet sich in Form einesAktenvermerks: „Fall Gumbel“.Mit dem Mathematiker EmilJulius Gumbel war Götze befreundet,seit beide zeitgleich ander Heidelberger Universität gelehrthatten. Wie Maier-Metzdeutlich macht, war der NameGumbel in der We<strong>im</strong>arer Republikgeeignet, die Anhänger dernationalsozialistischen Bewegungzur Weißglut zu bringen.Gumbel hatte seine Fähigkeitenals Statistiker dazu genutzt, denUmgang mit politischen Mordenvon rechts und links durch dieJustiz zu überprüfen und hattedas unzweideutige Ergebnis öffentlichkeitswirksamverbreitet:Gemordet wurde vor allem vonrechts, hart bestraft wurdenLinke.So viel Wahrheit passte nichtzum völkischen Realitätsverlust,der sich an den UniversitätenJetzt beiAcademia MarburgensisBeiträge zur Geschichte der Philipps-Universität MarburgBAND12Hans Wilhelm BohleVon der Naturgeschichtezur ZoologieBAND13Harald Maier-MetzEntlassungsgrund:PazifismusBlasius Merrem und die Entwicklungder Zoologie an der Universität Marburg<strong>im</strong> 19. Jahrhundert (1807 bis 1928)Albrecht Götze, der Fall Gumbelund die Marburger Universität1930 bis 1946Steinfurter Str. 55548159 MünsterFon 02 51 – 2 65 04-0Fax 02 51 – 2 65 04-26info@waxmann.comwww.waxmann.com25


ausbreitete. In Heidelberg agitiertenrechte Studenten mitreichsweiter Unterstützung gegenden Professor, der als Judeund Sozialist ein ideales Feindbildabgab. Als ihm 1932 dieLehrerlaubnis entzogen wurde,gehörte der inzwischen in Marburgwirkende Albrecht Götzezu den wenigen, die öffentlichprotestierten.Unterdessen waren rechtskonservativeund nationalsozialistischeBestrebungen auch ander Philipps-Universität und inder Stadt Marburg zum festenBestandteil des öffentlichen Lebensgeworden. Eine deutlicheMehrheit der Studenten war inVerbindungen organisiert, vondenen nicht wenige <strong>im</strong> NationalsozialistischenStudentenbundaufgehen sollten. In ihrerZurückweisung der „Schmachvon Versailles“, der mythischenÜberhöhung von Krieg und Soldatentumund der elitären Distanzzur parlamentarischen Demokratietrafen sich Verbindungsstudentenmit Professoren.In einer Stadt ohne nennenswerteArbeiterschaft hatten dielinken Parteien nur eine schmaleBasis. So muss Marburg schonAnfang der 1930er Jahre als Nazihochburgbezeichnet werden.<strong>Die</strong> NSDAP erzielte in den Jahren1930 und 1932 Wahlergebnissevon 28,8 und 53,3 Prozent.Als Götzes Entlassung in dieWege geleitet wurde, fiel dieEntscheidung auch auf Grundbelastender Schreiben, die inMarburg verfasst wurden. Alsbesonders bemerkenswert siehtArchiv Maier-Metz<strong>Die</strong> Teilnahme am Weltkrieg machte Albrecht Götze zum Pazifisten.Maier-Metz die Rolle des Kuratorsder Universität, Ernst vonHülsen. <strong>Die</strong>ser trug akribischDokumente zusammen, um zubelegen, „dass die Persönlichkeitdes Professors Dr. Götze zu erheblichenZweifeln Anlass gibt.“Zur Begründung musste nichtnur die Unterstützung des KollegenGumbel herhalten, sondernauch Götzes Nicht-Teilnahme ander „Reichsgründungsfeier“ derUniversität <strong>im</strong> Jahr 1931. Götzehatte gegenüber dem Rektor seineAbsage damit begründet,dass ihm das Zeremoniell derVeranstaltung nicht behage. <strong>Die</strong>seswar unmissverständlich militaristischund deutschtümelnd.<strong>Die</strong>sen und weitere kleine Vorgängeinnerhalb der Universitätlegte von Hülsen offensiv undmit klarer Wertung gegen Götzeaus. Maier-Metz bezeichnet diesenBefund über die Rolle desKurators als eine der größtenÜberraschungen, die seineNachforschungen zutage förderten.„Für mich sind meineRechercheergebnisse ausreichend,um festzustellen, dassdie Benennung des ehemaligen‚Jubiläumsbaus‘ der Universitätnach Ernst von Hülsen nichtmehr tragbar ist.“Für Albrecht Götze und seineFamilie markierte die Entlassungden endgültigen Bruch mitMarburg. Über verschiedeneStationen emigrierten sie in dieUSA; in Yale konnte der Orientalistseine wissenschaftliche Karrierefortsetzen. Eine Rückkehrnach Kriegsende kam <strong>für</strong> ihnnicht in Frage – zu deutlich warendie Signale aus der Universität,dass man sich nicht mit demgeschehenen Unrecht auseinanderzusetzengedenke.Harald Maier-Metz hat <strong>für</strong>seine Recherchen auch Kontaktzu Götzes Tochter MariannePfeiffer und anderen Familienmitgliedernaufgenommen. „DerFamilie gegenüber sehe ich esals ein Gerechtigkeitsanliegen,zumindest eine Dokumentationder Vorgänge zu leisten.“>> Stefan SchoppengerdHarald Maier-Metz: Entlassungsgrund:Pazifismus. Albrecht Götze,der Fall Gumbel und die MarburgerUniversität 1930–1946, Münster2015, ISBN 978-3-8309-3193-5, 248 Seiten, 38 EuroGute Chemie verbindet.Spezialchemie <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung.++ 200.000 Produkte aus der organischen, anorganischen undmetallorganischen Chemie erhalten Sie bequem über unsereProdukt- und Struktursuche auf www.abcr.de. Produktauswahlüber abcr ePaper auf www.abcr.de zum komfortablen Lesen undSuchen am Bildschirm. Ihr Einkauf <strong>im</strong> Webshop www.abcr.de:Einfach - Schnell - Zuverlässig.


Druckfrisch: Editionen, Lehr- und StudienbücherInterdisziplinärer EingriffPro Jahr behandeln Chirurgen etwa30.000 gynäkologisch-onkologischeNeuerkrankungen inDeutschland. <strong>Die</strong> operative Behandlungerfordert oftmals eineZusammenarbeit über medizinischeFachgrenzen hinweg. Der„Operationsatlas GynäkologischeOnkologie“ entstand in enger Kooperationzwischen MarburgerGynäkologen, Chirurgen und Urologen.Neben allgemeinen Informationenenthält er zahlreichekonkrete Anleitungen <strong>für</strong> operativeEingriffe.Das Werk „bietet nicht nurallen operativ tätigen Beckenchirurgeneinen umfassenden undkonkreten Einblick in ein komplexesmedizinisches Tätigkeitsfeld“,befindet Klaus Friese <strong>im</strong>„Deutschen Ärzteblatt“.>> jsUwe Wagner, Rainer Hofmann &Detlef K. Bartsch (Hg.): ,Heidelberg (Springer) 2014,ISBN 978-3-642-35127-3,360 Seiten, 199,99 EuroChemie <strong>im</strong> Modell„Anorganische Fluorid-Feststoffespielen eine besondere Rolle inder Anorganischen Chemie“,schreiben Florian Kraus, TobiasSchlöder und Sebastian Riedelzum Thema der vorliegendenAbhandlung. Das fängt schonmit der Herstellung <strong>im</strong> <strong>Labor</strong>an, etwa aus elementarem Fluor:Hier<strong>für</strong> können keine Gefäßebenutzt werden, die Glas enthalten.Mit „Fluorides: Solid-StateChemistry“, als Online-Titel der„Encyclopedia of Inorganic andBioinorganic Chemistry“ erschienen,liefern Kraus, neuerMarburger Professor <strong>für</strong> AnorganischeChemie, und seine Koautoreneine knappe Übersicht desderzeitigen Kenntnisstandes.<strong>Die</strong> relativ s<strong>im</strong>ple Strukturchemieder Fluoride prädestiniertdiese dazu, als ModellsystemeVerwendung zu finden.Manche Fluorverbindungen sindvon technischem Anwendungsinteresse,zum Beispiel aufgrundihrer speziellen optischen Eigenschaften.Ob Materialforschung, Nanotechnologie,Energie oder Katalyse– die Reihe „Encyclopediaof Inorganic and BioinorganicChemistry“ gilt als eine unverzichtbareOnline-Ressource <strong>für</strong>alle, die auf dem Gebiet der AnorganischenChemie arbeiten.>> ujFlorian Kraus, Sebastian Riedel &Tobias Schlöder: Fluorides: Solid-State Chemistry, Encyclopedia ofInorganic and Bioinorganic Chemistry,Hoboken (Wiley) 2014, doi:10.1002/9781119951438.eibc0070.pub2Gefühl <strong>für</strong> die EpocheIn der Reihe „Orientierung Geschichte“erschien die 2. Auflagedes Bandes „<strong>Die</strong> Antike“. Autorist der Marburger Alt-HistorikerMarkus Sehlmeyer. Ziel derReihe, die sich an Studienanfängerrichtet, ist es, Basiswissenzu den einzelnen historischenEpochen zu vermitteln. Danebenerhalten die Leser das methodischeRüstzeug <strong>für</strong> den <strong>Einstieg</strong>ins Geschichtsstudium,einschließlich eines Einblicks indie historischen Hilfswissenschaften.Für die neue Auflagehat Sehlmeyer die Kapitel überdie griechische und römischeAntike überarbeitet und aktualisiert.Der Abschnitt über die Spätantikebehandelt zusätzlich dieAusbreitung des Islams an derSchwelle zum Mittelalter. Zur Veranschaulichungder Inhalte bietetdas Buch zahlreiche Illustrationenund Landkarten. Der UTB-Verlag bietet auf seiner Homepagedigitale Zusatzmaterialien,die sich sowohl an Studierendeals auch an Lehrende richten.„Hier wird Basiswissenkompakt vermittelt und bewusstauf differenzierte kontroverseDebatten zu einzelnen Sachverhaltenverzichtet“, heißt es <strong>im</strong>Fachportal www.lehrerbibliothek.de.Und Franziska Walterurteilte auf aventinus-online.dezur ersten Auflage: „Dabei liegtder Schwerpunkt weniger aufder Darstellung der Ereignisgeschichte,als vielmehr darauf,dem Leser ein Gefühl <strong>für</strong> dieEpoche zu vermitteln“.>>Annette de VriesMarkus Sehlmeyer: <strong>Die</strong> Antike.Orientierung Geschichte, Paderborn(Schöningh UTB) 2014,ISBN 9783825241445, 267 Seiten,16,99 Euroerzeugunge nwae r gssieen u t z u n gspeicherungr27


GUTE WISSENSCHAFTLICHE PRAXISPLAGIATE,PLAGIATESpätestens seit dem Fall Guttenberg (2011) und dennachfolgenden, eines Plagiats überführten Politikernhat die Plagiatsdiskussion in der Öffentlichkeit ein erheblichesEcho gefunden, das geeignet ist, die redliche Wissenschaftzu beschädigen. Dem kann nur entgegengewirktwerden, wenn Wissenschaftlerinnen und WissenschaftlerVorbildfunktion zeigen und <strong>im</strong> Sinne der Prävention die Studierendenvon Anfang an in die gute wissenschaftliche Praxiseinführen. Autoren, die eines Plagiats überführt wurden,äußern vielfach, dass sie nicht bewusst oder gar vorsätzlichgehandelt haben. <strong>Die</strong>se Rechtfertigung hat aber weder rechtlichnoch moralisch-ethisch Bestand. Denn auch in diesenFällen ist der Tatbestand der Urheberrechtsverletzung verwirklicht– also auch ohne Vorsatz.Vollständige Plagiate sind eher selten,die Übernahme grössererTextpassagen als Fremdplagiate ist die Regel. Über Eigenplagiategehen die Meinungen auseinander. Der Sprecherder Ombudspersonen der Deutschen Forschungsgemeinschaft,Professor Löwer, äußert sich hierzu recht eindeutig,wenn er ausführt: „Das sogenannte Eigenplagiat gibt esnicht – denn es würde ja bedeuten, dass es möglich wäre,sich selbst zu beklauen“ (zitiert nach Wikipedia). Andererseitskann bei der Übernahme identischer eigener Textpassagenin diversen Originalarbeiten durchaus der Tatbestandeines Plagiats erfüllt sein, was auch bereits zu Folgen <strong>für</strong> diejeweiligen Autoren geführt hat.Viele Universitäten sind angesichts der Schwierigkeiten unddes Zeitaufwands, der <strong>für</strong> die Entdeckung von Plagiaten aufgebrachtwerden muss, dazu übergegangen, eine Plagiat-Software anzuwenden. Softwarepakete verwendet auch diePlattform Vroniplag-Wiki zur Identifikation von Plagiaten.<strong>Die</strong>se Plattform verwaltet online 50.000 Dissertationen undHabilitationsschriften, die stichprobenartig auf Plagiate untersuchtwerden. Es wurden bislang in 138 Dissertationenund sieben Habilitationsschriften ein Fremdplagiatsanteil(seitenbezogen) zwischen 17 und 100 Prozent (zwei Fälle)gefunden, was in einer nicht näher angeführten Zahl zumEntzug des Doktortitels geführt hat.Eine nicht seltene Besonderheit sind kollabotative Plagiate,zum Beispiel bei Dissertationen, bei denen der DoktorandTexte seines Anleiters (teilweise oder vollständig) mit dessenWissen und Billigung übern<strong>im</strong>mt. Im Berichtszeitraum desOmbudsmannes 2014/2015 sind zwei solche Fälle an unserUniversität vorgekommen.Plagiate hat es schon <strong>im</strong>mer gegeben. <strong>Die</strong>s trifft auch auf diePhilipps -Universität zu. Durch Vroniplag-Wiki erhielten wirdie Mitteilung über zwei Plagiate aus dem Jahre 1865, diezum Entzug des Doktortitels und zur Benachrichtigung derÖffentlichkeit in Form von Plakaten geführt haben.>> Helmut Remschmidt,Ombudsmann <strong>für</strong> gute wissenschaftliche PraxisOmbudsmann <strong>im</strong> Internet: www.uni-marburg.de/ombudEffektive DigitalisierungOb Lehrvideos, differenzierteOnline-Tests oder „MassiveOpen Online Courses“ – dieMöglichkeiten der digitalen Lehrean den Hochschulen sindschier grenzenlos. Jürgen Handkelehrt an der Philipps-UniversitätAnglistik und Linguistik,und das sowohl analog als auch„So leicht und fließend“digital. Für sein „InvertedClassroom“-Modell wurde er2013 <strong>im</strong> hessischen Wettbewerb„Exzellente Hochschule“ ausgezeichnet.In seinem neu erschienenenHandbuch zeigt er, wie die Digitalisierungder Lehre effektivund sinnvoll umgesetzt werdenkann und wartet mit wertvollenTipps und hilfreichen Schritt<strong>für</strong>-Schritt-Anleitungenauf.Selbst Lehrende, die sich eineDigitalisierung ihrer Lehre bisherkaum vorstellen können,werden sich so bald sicher <strong>im</strong>digtalen Neuland bewegen.>> kjJürgen Handke: Handbuch HochschullehreDigital. Leitfaden <strong>für</strong> einemoderne und mediengerechteLehre. Marburg (Tectum Verlag)2015, ISBN 978-3-8288-3419-4,198 Seiten, 16,95 EuroSie war die seinerzeit jüngsteProfessorin in der Bundesrepublikund Pflegemutter von UlrikeMeinhoff: Renate Riemeckhielt vor nunmehr dreißig Jahrenan der Philipps-UniversitätVorlesungen zu Klassikern derPädagogik. <strong>Die</strong> Friedensaktivistinwar <strong>im</strong> Jahr 1960 mit Prüfungsverbotbelegt und <strong>für</strong> Pädagogikvorlesungennach Marburggeholt wurden.Riemeck war von Haus auskeine Erziehungswissenschaftlerin;das ist ihren Vorlesungenanzumerken. Sie ordnet die Themen,denen sie sich widmet, inihren kulturgeschichtlichen undhistorischen Kontext ein. <strong>Die</strong>Vorlesungen wurden begleitetdurch Seminarveranstaltungen,in denen die Studierenden Gelegenheithatten, mit den Quellentextenzu arbeiten. <strong>Die</strong> vorliegendeEdition präsentiert folgerichtignicht nur die Vorlesungen,sondern auch die zugehörigenQuellentexte.„Ich kenne kein Beispiel, zudem ich sagen könnte, dass ichso leicht und so fließend eineebenso geistreiche und informativeDarstellung eines wichtigenBereichs unserer kulturellenEntwicklung gelesen hätte wiebei Riemeck“, heißt es in WilliEugsters Rezension <strong>im</strong> Fachportalwww.lehrkunst.ch.>>jsHans Christoph Berg, Bodo Hildebrand,Frauke Stübig, Heinz Stübig(Hg.): Klassiker der Pädagogik vonComenius bis Reichwein. MarburgerSommervorlesungen1981/1982/1983 mit Quellentexten,Marburg (Tectum Verlag),2014, ISBN 978-3-8288-3431-6508 Seiten, 39,95 Euro28


Radiologischer Dreiklang<strong>Die</strong> bildgebende Diagnostikvon Abdomen und Thorax machteinen Großteil der Alltagsroutinein der radiologischen Praxisaus. Der erfahrene Radiologenutzt zur Bildinterpretationanatomische Landmarken alsunverzichtbare Orientierungshilfen.Um den weniger Geübtenden Zugang zu erleichtern, bietetder vorliegende Bildatlas einenDreiklang aus klinischenSymptomen, anatomischenLandmarken und radiologischenBefunden.Das vom Marburger RadiologenAndreas Mahnken und seinerKoautorin Gabriele Krombachpräsentierte Bildmaterialstammt von der neuesten Gerätegeneration.<strong>Die</strong> radiologischenAufnahmen werden dabeidurch instruktive Schemazeichnungenergänzt.>> vlgAndreas Mahnken, Gabriele Krombach:Radiologische DiagnostikAbdomen und Thorax. Bildinterpretationunter Berücksichtigunganatomischer Landmarkenund klinischer Symptome,Stuttgart (Thieme) 2015,ISBN 978-3131729217,720 Seiten, 199,99 EuroMit Internet-AnschlussWie Verträge zustande kommen,wie Willenserklärungen wirksamwerden, dies und dergleichenmehr regelt das BürgerlicheGesetzbuch in seinem AllgemeinenTeil. Auf die entsprechendePrüfung können sichangehende Juristen mit Hilfe desBuchs „BGB Allgemeiner Teil“vorbereiten, das Johannes Wertebruchvorgelegt hat, der an derPhilipps-Universität BürgerlichesRecht lehrt.Nun ist die aktualisierte,dritte Auflage erschienen, diezum Beispiel auch auf die Rechtsprechungzum Vertragsschluss<strong>im</strong> Internet eind. „Abschließendlässt sich somit eine klare Empfehlung<strong>für</strong> all jene abgeben, dieein grundlegendes und tiefgreifendesVerständnis vom AllgemeinenTeil des BGB erwartenund sich dieses erarbeiten wollen“,heißt es in einer Rezensionauf juraplus.de>> ujJohannes Wertenbruch:BGB Allgemeiner Teil. Übersichtüber prüfungsrelevante Streitfragen(Lernbücher Jura), 3. Auflage.München (C. H. Beck) 2014,ISBN 978-3-406-66507-3,421 Seiten, 29,80 EuroBare MünzeAnfang 2015 erschien der Titel„Numismatik und Geldgeschichte.Basiswissen <strong>für</strong> Mittelalterund Neuzeit“ des Marburger HistorikersNiklot Klüßendorf. <strong>Die</strong>Monographie beruht auf demVorlesungszyklus des Autors,der von 1980 bis 2010 an derPhilipps-Universität lehrte.Klüßendorf widmet sich denMethoden der Numismatik undden Berührungszonen mit anderenHilfswissenschaften. Derbeiderseitige Nutzen einer Verzahnungdes zweiteiligenFaches Numismatik und Geldgeschichtewird dabei vom Verfasserbesonders betont. Währenddie Numismatik das Geld alsmateriellen Gegenstand betrachtet,interessiert sich die Geldgeschichte<strong>für</strong> größere Zusammenhängeund bettet ihre Erkenntnissein historische Gebrauchskontexteein. „Das Zusammenspielder Methoden erfordert oftmalsden Wechsel der Optik,bildlich gesehen zwischen Mi-kroskop und Fernrohr“, erläutertKlüßendorf in seiner Einleitung.Der Autor versteht sein Werk als<strong>Einstieg</strong>shilfe und Studienbuch,dass dem Leser solide Fachkenntnissevermitteln soll.>>Annette de VriesNiklot Klüßendorf: Numismatikund Geldgeschichte. Basiswissen<strong>für</strong> Mittelalter und Neuzeit. Peine(Verlag Hahnsche Buchhandlung)2015, ISBN 978-3-7752-5968-2,136 Seiten, 16 EuroQuereinstiegin den LehrerberufWerden Sie Oberstufenlehrer/inan WaldorfschulenVoraussetzung: Studium in Mathematik, Physik, Biologie,Chemie, Germanistik, Geschichte oder in einem angrenzenden FachLehrerseminar <strong>für</strong> WaldorfpädagogikBrabanter Straße 30 | 34131 Kassel | Tel. (0561) 20 75 68-0www.lehrerseminar-forschung.de | info@lehrerseminar-forschung.de<strong>Die</strong> Ausbildung erfolgt in einem einjährigen Vollzeitkurs oderberufs begleitend in Blöcken:Vollzeitstudium · 1-jähriges modularisiertes Studium mitPraxisphasen an Waldorfschulen.Förderung nach SGB III möglich.Beginn: September 2015Blockstudium · 2-jährige Blockausbildung, diedurch ihre Epochenstruktur berufsbegleitendbzw. berufseinführend besucht werden kann.Beginn: November 2015Wir bieten auch einen Studiengang <strong>für</strong>Klassenlehrer (Klasse 1 bis 8) an.29


Physik neobarockEin besonderes Jubiläum feierteder Fachbereich Physik <strong>im</strong>Mai: Vor genau 100 Jahrenhatte das Physikalische Institutder Philipps-Universität seinneues Domizil am Renthof 5bezogen. Ungeachtet seinerneobarocken Fassade galt diesesals eines der modernstenphysikalischen Institutsgebäudeder Zeit. Vor allem ein Namevebindet sich mit demHaus: Franz Richarz. Als derPhysiker 1901 nach Marburgberufen wurde, setzte er sichunermüdlich <strong>für</strong> den dringendbenötigten Neubau ein. Damitdie Wissenschaftler mit einerverfeinerten Messtechnik arbeitenkonnten, waren erschütterungsfreie,trockeneArbeitsräume nötig. Der festeFelsengrund am Renthof 5 botideale Bedingungen <strong>für</strong> denBau: Noch 100 Jahre späterwird hier höchst erfolgreichgeforscht und gelehrt.„Frisch, jung und wissbegierig“Ganz schön was los: Wir fragten Besucher des Uni-Sommerfests, wie es ihnen gefällt.Vicky Effinghausen (21),Lehramtsstudentin: „Ich binheute Abend mit Freunden zumPoetry Slam verabredet undschon etwas früher da als dieanderen. Ich war vorher nochnie auf dem Sommerfest. Manmerkt, dass die Uni sich vorstelltund bekommt einen echt gutenEinblick in die verschiedenenBereiche der Forschung. Ich habeDinge gesehen, von denenich gar nicht wusste, dass siemit Uni zu tun haben!“Ludwig Micheler (54),Onlinepublizist: „Ich warzwar lange Zeit nicht mehr aufdem Uni-Sommerfest, aber es istschön, wieder hier zu sein. EinVorteil ist es, das Fest zu veranstalten,wenn es warm genugist. Als ich eben die Schlosstreppenhochkam, bin ich direkt anden ersten Ständen hängengeblieben.Den Anblick der Würstchenbudenfinde ich nur so mäßiggut, aber da<strong>für</strong> sind die naturwissenschaftlichenExper<strong>im</strong>entespannend und laden zumMitmachen ein!“Owen Breitbarth (31), Unternehmer:„Ich komme aus Leipzigund bin selbst kein Studentmehr. Früher hatte ich einen negativenEindruck vom Studieren– heute sehe ich das anders.Den Vortrag über Gehirnforschunghabe ich zwar geradeknapp verpasst, war dann aberstattdessen be<strong>im</strong> Vortrag überGoogle und optische Täuschung,wobei dieser nicht sobunt war, wie erhofft. <strong>Die</strong> Leutehier präsentieren sich sehr wissbegierig.<strong>Die</strong> Uni scheint jung,frisch und lebendig zu sein!“Kathrin Strauch (31), Sachbearbeiterin:„Ich habe Mathematikstudiert und kenne dasSommerfest von früher, als esnoch am Hörsaalgebäude stattgefundenhat. Heute hat es sichdrastisch verändert, es ist vorallem beschaulicher geworden.“Anja Müller (54), Lehrerin:„Früher war ich einmal be<strong>im</strong>Sommerfest am Hörsaalgebäude.Heute ist es kleiner und überschaubarer– <strong>im</strong> positiven Sinne,da dadurch mehr Atmosphäreherrscht. Ich hatte jedoch auchdamit gerechnet, dass sich dieeinzelnen Fachbereiche vorstellen,um Menschen, die nichtsoder noch nichts mit der Uni zutun haben, zu vermitteln, wasda jeweils behandelt wird.“>> Umfrage:Helena SchwedhelmMarkus FarnungSpaska Fortevalinks: Neue Technik <strong>im</strong> historischen Gemäuer: Das EKG-Gerät wird <strong>im</strong> Praktikum des Fachbereichs Physik am Renthof 5 eingesetzt.rechts: Be<strong>im</strong> Uni-Sommerfest konnten sich die Besucher von Umweltinformatikern mit einer Wärmebildkamera knipsen lassen.30


Metall in HaufenHumboldt-Stipendiatin Lies Broeckaert forscht in Marburg.Lies Broeckaert beschäftigt sichmit Quantenchemie. <strong>Die</strong> belgischeNachwuchswissenschaftlerinforscht als Humboldt-Stipendiatinin der Marburger Arbeitsgruppe<strong>für</strong> anorganischeChemie von Stefanie Dehnen.„Ich untersuche die Bindungssituationund Reaktivitätvon negativ geladenen Metall-Clustern, also Molekülen, in denenmehrere Metallatome direktaneinander gebunden sind“, erklärtdie Chemikerin ihr Forschungsfeld.„Dazu gehört auchdie Beschreibung bisher nochunbekannter Bindungsmechanismen.“Stefanie Dehnen freut sichüber die Verstärkung <strong>für</strong> ihrTeam: „Lies Broeckaert passtsehr gut zu unserem Forschungsprofil.In der AnorganischenChemie arbeiten wir ander Schnittstelle von Theorieund Exper<strong>im</strong>ent. Das schließtauch die Quantenchemie ein.“<strong>Die</strong> Quantenchemie ist ein Teilgebietder Theoretischen Chemie,in der Methoden der Quantenmechanikauch auf Fragestellungender Anorganischen Chemieangewendet werden.„Ich arbeite gerne in diesemGrenzgebiet zwischen Theorieund Exper<strong>im</strong>ent“, sagt Broeckaert.„So kann ich überprüfen, obsich meine Vorhersagen in derPraxis bestätigen und ob neueMethoden <strong>für</strong> deren Beschreibunggeeignet sind.“Auch der Aufenthalt in Marburgsei ein Transfer von derTheorie in die Praxis, vom Wissenüber Sprache und Kultur zurÜberprüfung dieses Wissens <strong>im</strong>Alltag: „Ich möchte entdecken,wie es ist, in Deutschland zuforschen und zu leben.“>> Matthias FejesAndrea RuppelVorarbeiter <strong>im</strong> HirnStipendiatin Anna Antoniou untersucht mikroRNAs.Anna Antoniou hofft, mit ihrerForschungsarbeit an der Philipps-Universitätdazu beizutragen,effektivere Therapien gegenAutismus, Epilepsie oder Demenzzu entwickeln. <strong>Die</strong> Britinverstärkt <strong>für</strong> ein Jahr das vonGerhard Martin Schratt geleiteteInstitut <strong>für</strong> Physiologische Chemieam Fachbereich Medizin.Möglich macht dies ein Forschungsstipendiumder Alexander-von-Humboldt-Stiftung.In ihrem Projekt erforschtAntoniou, wie mikroRNAs inZellbestandteilen, den Zellorganellen,arbeiten. Sogenannte„mikroRNAs“ sind kleine Abschriftender genetischen Information.„Konkret untersucheich, ob und wie mikroRNAs ineinem <strong>für</strong> die Eiweißbildungwichtigen Zellorganell, dem EndoplasmatischenRetikulum, arbeiten“,sagt die Biochemikerin.Denn in welchen Zellorganellengenau mikroRNAs agieren, seiauf molekularer Ebene bisherunerforscht.Bekannt ist, dass die mikroRNAsin den Nervenzellenquasi eine Vorarbeiter-Rolleübernehmen – sie überwachenund koordinieren die Bildungwichtiger Eiweiße. <strong>Die</strong>se wiederumdienen als Baustoffe <strong>für</strong> Synapsen,durch die Nervenzellenmiteinander verschaltet sind.Arbeiten mikroRNAs fehlerhaft,können neurologische Erkrankungenwie Autismus, Epilepsieoder Demenz die Folge sein.Das Verfahren zur Beobachtungder mkroRNAs entwickelteAntoniou in ihrer Doktorarbeit.Dabei wendete sie ein Mikroskopie-Verfahrenan, das einehochauflösende Darstellung dieserKleinstbausteine bei der Arbeitermöglicht – in Echtzeit.„Frau Anonious Expertise ist einegroße Bereicherung <strong>für</strong> unser<strong>Labor</strong>“, freut sich Schratt.>> Matthias FejesMatthias FejesLies Broeckaert (oben) und Anna Antoniou kamen beide dank eines„Humboldt-Forschungsstipendiums“ nach Marburg. <strong>Die</strong> Alexander-von-Humboldt-Stiftung ermöglicht mit den Stipendien überdurchschnittlichqualifizierten Postdoktorandinnen und Postdoktoranden aus dem Auslandeinen sechs- bis 24-monatigen Forschungsaufenthalt in Deutschland.<strong>Die</strong> Stipendiatinnen und Stipendiaten wählen ihre Forschungsvorhabenselbst, die Durchführung erfolgt dann in Kooperation mit dengastgebenden Forschungseinrichtungen in Deutschland.31


Rolf Kamradek (2)Pioniere der Vereinbarkeit von Studium und Familie: <strong>Die</strong> Marburger Unikita bietet Kindern seit 50 Jahren Raum, um sich zu entfalten, sowohl drinnen...<strong>Die</strong> Uni spielte mitVor 50 Jahren bekam Marburg eine Unikita. <strong>Die</strong> Gründer hatten nichts davon.Der Garten blieb <strong>im</strong> Gedächtnis.Jahrzehntelangüberlebte dieseOase inmitten derMarburger Nordstadt, gut abgeschirmtvon allen Umbrüchenringsum: <strong>Die</strong> Kliniken zogen einenach der anderen weg, dieStraßenführung änderte sich,der Verkehr vorm Haus nahmzu. Der Garten aber blieb. Generationenvon Kindern machtenauf wackeligen Beinen ersteGehversuche auf dem Rasen, dersich hinter dem Haus aus den1930er Jahren erstreckte, indem fast ein halbes Jahrhundertlang die Marburger Unikita untergebrachtwar. Bei schönemWetter spielte sich der Alltag derKita draußen ab. „Das gab einmunteres Bild ab, wenn die ganzeBande in der Sonne spielte“,erinnert sich Engela Nicolai, diegleich zwei Generationen vonren Räumen, die sich über dreiEtagen bis unters Dach erstreckten– an allen Ecken und Endenzeigte sich: dies war ein Provisorium.Freilich ein langlebiges:Es hielt sich 48 Jahre.Als die Einrichtung vor50 Jahren eröffnet wurde, damalsnoch unter dem NamenUniversitäts-Kindergarten –der Ausdruck Kindertagesstättewar noch nicht geläufig –, warendie Gründer froh, überhauptRäume zu haben. <strong>Die</strong> MarburgerUnikita war die erste ihrerArt in der Bundesrepublik, vielleichtsogar europaweit – dieerste Betreuungseinrichtung,die auf Initiative von Studierendenentstand. ÜberregionaleZeitungen berichteten, das ZDFund die Hessenschau sendetenKurzfilme.„<strong>Die</strong> Idee war von mir!“Christa Riehn weiß es noch ge-Kindern in der Einrichtung unterbrachte:erst die Tochter,dann die Enkelin (siehe Kastenauf Seite 34).Ja, der Garten blieb <strong>im</strong> Gedächtnis.Dabei war er ein Provisoriumwie die ganze Kita.Bloß merkte man das draußennicht so, man konnte hier, inunmittelbarer Nähe zum AltenBotanischen Garten und inSichtweite der Elisabethkircheleicht vergessen, dass das ganzeDomizil ursprünglich als Übergangslösunggedacht war. Drinnenfiel umso mehr auf, wie wenigsich die ehemalige Hausmeisterwohnung<strong>für</strong> ihren neuenZweck eignete: die kleinen, verwinkeltenGruppenräume; dieEnge am Eingang, in dem sichfrühmorgens und be<strong>im</strong> Abholendie Eltern drängten; die knarzende,durch Absperrgitter gesicherteHolztreppe zu den obenau.Anfang der 1960er Jahrestudiert sie an der Philipps-UniversitätGermanistik und Romanistik,als sie schwanger wird.Auch ihr Ehemann Hartmut istnoch Student.Wie schaut die Welt aus, indie sie ihre Kinder setzen? Essind Jahre, in denen sich gesellschaftlicheUmbrüche ankündigen,in der Bundesrepublik undweltweit: <strong>Die</strong> ersten Gastarbeiterkommen ins Land des Wirtschaftswunders.Im Auschwitzprozesswerden 1965 die Urteilegesprochen, <strong>im</strong> selben Jahrn<strong>im</strong>mt die Bundesrepublik diplomatischeBeziehungen zu Israelauf. Gambia, Singapur, Rhodesienund die Malediven werdenunabhängig. Malcolm Xwird in New York ermordet. <strong>Die</strong>USA beginnen mit der BombardierungNordvietnams und setzenerstmals Napalm ein.32


... als auch draußen: Ein wichtiger Teil des Kitalebens spielt sich <strong>im</strong> Garten ab.Aber nicht nur die Politikhält die Menschen in Atem,auch Kultur und Wissenschaftmachen von sich reden. DerKosmonaut Alexei ArchipowitschLeonow verlässt als ersterMensch ein Raumschiff <strong>im</strong>Weltraum. Sergio Leone bringtseinen Italowestern „Für eineHandvoll Dollar“ mit Clint Eastwoodin die deutschen Kinos,der Film „Doktor Schiwago“ erlebtin New York seine Uraufführung.<strong>Die</strong> Beatles bringen ihrfünftes Album heraus: „Help!“In den Charts dominieren „Satisfaction“von den RollingStones, „Stop! In the Name ofLove“ von den Supremes sowie„Mit 17 hat man noch Träume“von Peggy March. Zu den beliebtestendeutschen Vornamengehören Claudia, Susanne, Thomasund Andreas.Es sind die Babyboomer-Jahre,noch vor dem Pillenknick.An der Uni aber, „da fiel manauf mit dem dicken Bauch“, erinnertsich Christa Riehn. Sieund ihr Mann freunden sich mitzwei anderen Studentenpaarenan, den Eheleuten Henss undSiefert, die sich in der gleichenSituation befinden: Sie brauchenBetreuung <strong>für</strong> ihre Kinder. Aberwoher nehmen? <strong>Die</strong> Großelternwohnen weit weg und könnensich nur ab und zu um ihre Enkelkümmern. Natürlich gibt esKindergärten, aber die nehmenKinder erst ab dem dritten Lebensjahrauf. Bis dahin teilensich die Eheleute die Aufsicht.„So etwas wie Betreuung <strong>für</strong>Unter-Dreijährige gab es garnicht“, bestätigt Kita-MitgründerHelmut Henss. Eine Tagesmutterkönnen sich die Studierendennicht leisten. „Wir haben uns sodurchgewurstelt“, erzählt ChristaRiehn. Wickeln, füttern, baden,spielen – Kinder aufzuziehenkostet Zeit; Zeit, die <strong>für</strong>sStudieren fehlt. <strong>Die</strong> Kinder haltensich nicht an Stundenpläne,an Vorlesungs-, Seminar- und Bibliotheksöffnungszeiten.„Eigentlichmüsste die Uni einenKindergarten haben“, fällt derangehenden Romanistin einesTages ein.Aber Universität und Studentenwerksind nicht auf Studierendemit Nachwuchs eingestellt.Es gilt als völlig selbstverständlich,dass Kinder in den erstenLebensjahren am besten zuHause bleiben, und das heißt üblicherweise:bei ihrer Mutter.Dass beide Eltern eine Ausbildungmachen oder einen Berufausüben, weicht vom tradiertenBild ab. „Man hatte gar nichtdas Interesse, die Mütter unter„Wir waren sehr stolz auf das Haus!“den Studenten zu unterstützen“,behauptet Hartmut Riehn, undChrista Riehn nennt ein Beispiel:<strong>Die</strong> Kinder dürfen nichtmit in die Mensa. „Das war vielleichtein Affentheater!“, berichtetdie Kita-Vorreiterin: „Als wireinen Antrag stellten, dass Kinderstühle<strong>für</strong> die Mensa angeschafftwerden sollten, hieß es:Kinder haben in der Mensanichts zu suchen!“Im Februar 1963 gründendie drei Ehepaare mit anderenSchicksalsgenossen eine Interessengemeinschaft,um die Einrichtungeines Universitätskindergartensvoranzutreiben. Wieder Gründungsvorsitzende HelmutSiefert 1966 in der MarburgerAlumni-Zeitschrift „almamater philippina“ vorrechnet, lebenin Marburg Anfang desJahrzehnts etwa 180 studentischeEhepaare, die Kindergroßziehen. „Das Studentenkindsoll in der Familie aufwachsen,in die es hineingeboren ist“,schreibt Siefert, so dass es „nichtdurch Fortgabe zu einem OmaoderHe<strong>im</strong>kind wird“.Auf der anderen Seite aberwollen die Eltern weder dasKind noch das Studium vernachlässigen.Neuartige Erziehungsideen,wie sie ein paar Jahre späterdurch die Studentenbewegungbekannt werden – dererste Kinderladen entsteht 1967in Frankfurt am Main –, verfolgendie Vereinsgründer nicht.„Es stand überhaupt keine progressiveIdee dahinter“, bekenntHartmut Riehn. Helmut Hensspräzisiert: „Uns ging es um etwasganz anderes als den 68ern.Wir wollten unsere Frauen unterstützen.“Das schließt mit33


Archiv Unikita (4)<strong>Die</strong> ehemalige Hausmeisterwohnung beherbergte fast 50 Jahre lang die Kindertagesstätte der Universität Marburg. Hier konnten Kinder spielen...Traut euch!Was drei Generationen einer Familie mit der Kita erlebten.Den Grundgedanken fand Engela Nicolai wunderbar. „Wirwussten: Hoi, das ist ganz toll!“, erzählt die Psychologin überdie Zeit, als ihre Tochter Kirsten die Marburger Unikita besuchte– so wie später deren Tochter Marika. Bloß die konkretenErfahrungen waren leider nicht so positiv.„Kirsten hatte einen Virusinfekt nach dem anderen“, weiß ihrVater zu berichten, der Arzt Jürgen Kappert. „<strong>Die</strong> Eltern habendie Kinder oft krank bei den Erzieherinnen abgegeben.“Heute müssen die Kinder mindestens einen Tag fieberfreisein, ehe sie wiederkommen, aber „das musste sich ja ersteinspielen“.Als Kirsten Kappert Ende 1966 zur Welt kam, studierte ihrVater in Marburg Medizin, die Mutter machte eine Ausbildungzur Bibliothekarin; erst später studierte sie. Das Kindkam mit nicht ganz einem Jahr in die Kita, damals die untersteAltersgrenze, wie sich Nicolai erinnert. „Sie war zu klein,aber was sollten wir machen – es geschah aus einer Notsituationheraus“. Als die Kapperts ihre Tochter nach ein paarMonaten aus der Kita nahmen, mussten sie sich „irgendwiedurchwursteln“, bis sie eine Tagesmutter fanden.Dennoch sieht Engela Nicolai die Kita positiv. „Sie gab uns<strong>für</strong> den Anfang der Berufstätigkeit die Sicherheit, dass ichhalbtags eine Stelle annehmen kann und die Ausbildungnicht nur auf dem Papier hatte!“ Und <strong>für</strong> ihre Enkelin fand siedie Kita „fantastisch. Das Kind hat sich pudelwohl gefühlt.“Tochter Kirsten kehrte zum Medizinstudium nach Marburgzurück, 1990 wurde ihre Tochter Maria Katharina geboren.Kirsten Kappert-Gonther hat „ganz ausgezeichnete Erinnerungen“an die Unikita. Gruppenleiterin Caro Grau (heute Leiterinder Einrichtung) „war eine ganz zugewandte, nette Erzieherin,die Betreuung sehr liebevoll“.Ohne Kita „hätte ich gar nicht studieren können“, hebt Kappert-Gontherhervor, die in jener Zeit ihr zweites Staatsexamenablegte. „Ich möchte allen Eltern Mut machen, sich zutrauen, früh Kinder zu kriegen. Ich fand es gut, dass unsereKinder früh selbständig waren.“>> Johannes Scholtenein, die herkömmliche Rollenverteilungaufzugeben, wie Siefertausführt: Auch der Mannmüsse fähig sein, „zeitweise denHaushalt zu führen und dasKind zu versorgen“.<strong>Die</strong> Initiatoren machen sichan die Arbeit, entwerfen eineSatzung, veranlassen die Eintragungins Vereinsregister. Vorbilderan anderen Hochschulengibt es nicht. Nutznießer sollenStudierende mit Kindern sein,vor allem diejenigen, die <strong>im</strong> Examenstehen. Wo soll der Kindergartenunterkommen? Werübern<strong>im</strong>mt die Betreuung, wiewerden die Erzieherinnen bezahlt?„Es war nicht möglich,das alleine zu stemmen“, sagtHartmut Riehn. <strong>Die</strong> Studierendenwerben um Unterstützerund Spenden. Natürlich wendensie sich an das Studentenwerk,den Magistrat der Universitätsstadtund an die Hochschulleitung,aber vergeblich: „Da hießes, es gäbe keinen Raum“, weißChrista Riehn noch heute.Dass die Unikita nur zweiJahre nach Vereinsgründungdann doch errichtet wird, verdanktsich einem Vorstoß ausganz anderer Richtung. Mitteder 60er Jahre herrscht Vollbeschäftigung,Fachkräfte sindMangelware auf dem Arbeitsmarkt.Das spürt auch das Universitätsklinikum.Um Abhilfezu schaffen, müssen Stellen inMarburg <strong>für</strong> junge Familien attraktivgestaltet sein. Der sozialeBeratungsdienst des Studentenwerkshält <strong>im</strong> Juli 1964 fest:„<strong>Die</strong> Universitätsverwaltungplant <strong>für</strong> Kinder ihrer Angestellteneine Kindertagesstätte“, umdann fortzufahren, dass darin„auch die Studentenkinder Aufnahmefinden können.“Das wirtschaftliche Interessedes Klinikums verleiht demAnliegen der studentischen Elternmit einem Mal den nötigenSchub. <strong>Die</strong> Verwaltung findetein passendes Gebäude, das Klinikumstellt eine Kinderkrankenschwesterab, das Studentenwerkbeschäftigt das übrige Personal.Um die Kosten gering zuhalten, verpflichten sich die Eltern,das Putzen zu übernehmen.Als Domizil der Kita wähltman eine ehemalige Hausmeisterwohnungder Kliniken ausden 1930er Jahren in derDeutschhausstraße, gegenüberder Einmündung der Bunsenstraße.„Als wir das Haus bekamen,waren wir wahnsinnigstolz“, bekennt Christa Riehn,auch wenn das Ganze nur alsÜbergangslösung gedacht ist. Inder ersten Etage wohnt noch eineFamilie. Erst nach deren Auszugkann die Kita das gesamteHaus nutzen.Auch die personelle Ausstattungentspricht zu Beginn nochnicht heutigem Standard; dasGanze ist eben ein Exper<strong>im</strong>ent.Neben der Leiterin kümmernsich eine Kinderkrankenschwe-34


...essen und sitzen sowie die Gemeinschaft mit anderen erleben – und in neuen Räumen geht es ebenso weiter: Kitaalltag einst und jetzt.ster, zwei Erzieherinnen und eineeigene Köchin um die kleinenBesucher. „Wir waren nichtso gut besetzt, wie das heuteüblich ist“, erinnert sich AntjeKamradek, Erzieherin der erstenStunde. Jede Gruppe umfasstzwölf Kinder, die eine Fachkraftalleine betreut, darunter etlicheWickelkinder. Kein Wunder,dass pädagogische Konzepte inden Anfangsjahren überhauptnicht in den Blick geraten, wieEngela Nicolai bestätigt, derenTochter 1967 die Einrichtungbesucht. „Wir haben nicht großartignachgefragt, nach welchenÜberlegungen und Theorien dieKinder betreut werden. Wir sinddavon ausgegangen, dass es ander Unikita richtig läuft.“ Erst inden 70er Jahren wächst das Interesseder Eltern an Erziehungsfragen.<strong>Die</strong> beengte Raumsituationbegleitet die Kita fast die ganzenfolgenden fünf Jahrzehnte. Immerwieder steht ein Umzug <strong>im</strong>Raum, <strong>im</strong>mer wieder wird erabgeblasen. Mal ist der Carl-Schäfer-Bau <strong>im</strong> Alten BotanischenGarten als neues Domizilin Gespräch, dann wiederdas alte Gefängnis in der MarburgerWilhelmstraße. Nichtsdavon kommt zustande, bisschließlich der Neubau der Universitätsbibliothekin unmittelbarerNachbarschaft einen Umzugunausweichlich macht.Am Ende muss auch derGarten weichen. Als die Baustel-le näher rückt, stehen die Kindernebeneinander am Zaun undrecken die Köpfe, um auf die andereSeite zu schauen: Draußenfahren schwere Baufahrzeugevorbei, Bagger wühlen den Bodenauf, Lastwagen schleppendicke Staubwolken hinter sichher. Und wie das lärmt! <strong>Die</strong> Erzieherinnenklagen über Krachund Dreck, die Eltern protestieren;die Jungen und Mädchenaber staunen mit großen Augen.Im April 2014 bezieht die Kitaeinen Neubau <strong>im</strong> Süden derStadt, am Schwanhof. Da habenschon Generationen von Kindernund ihre Eltern von derEinrichtung profitiert.Bloß die Gründer hatten nieetwas davon. Als die Kita <strong>im</strong>November 1965 ihren Betriebaufn<strong>im</strong>mt, sind die Kinder derEheleute Henss, Riehn und Siefertschon aus dem Krippenalterherausgewachsen. Christa Riehnkann zunächst kein Examenmachen und wegen der Kinderlange nicht arbeiten – „da istmir die Decke auf den Kopf gefallen!“Sie sagt aber auch: „Ichwollte die Kinder gar nicht weggeben,sondern bei mir behalten.“Mitinitiator Helmut Henssresümiert: „Was wir uns vorgenommenhatten, dass auch dieMütter einen Abschluss habensollten, ist uns nicht gelungen.“Das ist zum Glück anders geworden,der Marburger Unikitasei Dank.>> Johannes Scholten„Tiefe Prägung“Vera Reiß, Wissenschaftsministerin in Mainz, kennt die KitaMarburger Unijournal: Frau Ministerin, welche Erinnerungenhaben Sie an die Zeit, als Ihr Sohn Jens Mitteder 80er Jahre die Marburger Unikita besuchte?Vera Reiß: <strong>Die</strong> Einrichtung war ein Ort der Geborgenheit, getragenvom Respekt vor den kleinen Individuen. Sie bot eineanregungsreiche Umgebung, es herrschte ein schönes Miteinander,auch mit Kindern aus anderen Kulturkreisen.Ich hatte einmal Besuch von meinen Eltern, und die Großmutterwollte Jens ein wenig früher abholen. In der Kita warengerade Gruppenspiele <strong>im</strong> Garten in Gang, und der kleineJens klammerte sich an das Klettergerüst und rief: „Aber esist noch keine Abholzeit!“ Da hatte meine Mutter überhauptkeine Frage zur Kitabetreuung mehr.Gab es in Ihrem Umfeld auch Skepsis gegen die Kita?Nicht <strong>im</strong> studentischen Mikrokosmos Marburgs. Aber wennich meine Eltern in ihrem kleinen südpfälzischen Dorf besuchthabe, gab es Fragen: Mit Kind studieren – wie soll das denngehen? Mein Sohn hat noch heute zwei Freunde, die er ausder Unikita kennt – offensichtlich haben sie dort eine tiefePrägung erfahren.Welche Bedeutung hatte die Kita <strong>für</strong> Ihren Werdegang?Für mich war das ein unschätzbar hohes Gut. Ich hatte eingutes Gewissen, wenn ich in der Vorlesung saß, weil ichwusste, dass der kleine Jens in den allerbesten Händen ist.Ich konnte mich dadurch sehr gut aufs Studium konzentrierenund habe in exakt dem gleichen Tempo studiert, als wenn ichkein Kind gehabt hätte. Ich konnte dann auch sehr gut ins Berufslebeneinsteigen, denn als ich meine erste Berufstätigkeitaufnahm, war Jens schon <strong>im</strong> Grundschulalter.Sie verantworten die Hochschulpolitik in Rheinland-Pfalz. Gibt es Lehren, die Sie aus der Zeit mitgenommenhaben, in der Ihr Sohn die Unikita besuchte?Für uns ist es ganz selbstverständlich, dass wir Kindertagesplätze<strong>für</strong> Studierende und wissenschaftliches Personal fördern,damit Uni und Familie besser vereinbar sind. Da habenwir in den letzten Jahren einen guten Ausbau hinbekommen.>> <strong>Die</strong> Fragen stellte Johannes Scholten35


„Ich habe mich sehr mit kristallinen Formen beschäftigt, das hatandere Leute an Kaleidoskope erinnert. <strong>Die</strong> Kreise sind <strong>im</strong>mergrößer geworden, um die Betrachter in den Bann zu ziehen.Wenn man nahe hingeht, erkennt man die Details: Das sind meineEltern in jungen Jahren.“Fe Strack: Ohne TitelKunst auf ZeitDas Marburger Un<strong>im</strong>useum präsentierte Werke von Kunststudierenden.


„Jede Figur ist ein Teil von mir – mal glücklich, maltraurig. Ich hatte schon in China die Idee, meine eigenekleine Welt zu machen. Meine Lieblingsfigur ist derblaue Hase: Das Messer bedeutet das Fach Kunstgeschichte,das tut weh; aber die erhobene Hand zeigt,dass ich trotzdem glücklich bin.“ Tianlin Ma: Zeugung„Ich stelle Gesichter dar und kombiniererealistische mit verfremdetenBildern. Früher habe ich Insekten gemalt,die Knochen haben. Ich möchteeine fremde Welt erschaffen undzeige auch das, was ich gemachthabe: die Farbe, die Pinselspur.“Xiao Xiao: Ohne Titel


Baustelle KunstDas Kunstmuseum Marburg istwegen Sanierung geschlossen,aber <strong>im</strong> Juni öffnete es einenAbend lang seine Pforten: Beider „Langen Nacht der Kunst“zeigten Kunststudierende derPhilipps-Universität ihre Werke.Auch während der Schließungder Ausstellungsräume laufendie Vorbereitungen <strong>für</strong> denUmbau auf Hochtouren: „Wirhaben bereits über eine halbeMillion Euro an Spenden beisammen“,sagt Iris Rubinich, dieFundraising-Verantwortliche derUni. So steuert der Freundeskreisdes Museums 100.000 Euro bei,um die Raumpatenschaft <strong>für</strong> dasFoyer zu übernehmen. VereinsvorsitzenderHorst Piringer gingmit gutem Beispiel voran: Anlässlichseines 75. Geburtstageslud er zu einem Benefizkonzert,bei dem knapp 13.000 Euro anSpenden zusammenkamen. <strong>Die</strong>Museumsfreunde stellten auchsonst eine Menge auf die Beine,um <strong>für</strong> die Instandsetzung zusammeln, vom Kalenderverkaufbis zur Kunstauktion.Das Museum, 1927 ausbürgerschaftlichem Engagemententstanden, muss nach fast 90Jahren saniert werden. <strong>Die</strong> Unibenötigt 1,25 Millionen Euro anSpenden, damit künftig wiederregelmäßig Kunst gezeigt werdenkann. <strong>Die</strong> Werke unsererAuswahl fotografierte ChristianStein.Spenden-KontoIBAN: DE 30 5335 0000 00000001 08, Empfänger: Philipps-UniversitätMarburgVerwendungszweck:87003045 KunstmuseumInfo: Stabsstelle FundraisingTel.: 06421/28 250 38,E-Mail: iris.rubinich@verwaltung.uni-marburg.de„Was ich hinkriegen möchte, ist die Verschiedenfarbigkeit von Haut, der Wechselzwischen grünweißlichen und rotweißlichen Tönen. Ich arbeite daran, dass die Hautlebendig ausschaut. Der Betrachter soll sich damit auseinandersetzen, dass das Werkkein Produkt ist, das einfach da ist, sondern prozesshaft entsteht – deshalb zeige ichauch Arbeitsmaterialien, Schürze, Malunterlage.“ Eva Rottstedt: Ecke No. 339


„Ich war mit Freunden <strong>im</strong> Gebirge Pirin in meiner He<strong>im</strong>atBulgarien unterwegs – nicht auf Touristenrouten, sondernmit dem Zelt in den Wäldern. <strong>Die</strong> Siebdrucke sollen nichtdirekt an der Wand hängen, sondern mit Abstand, um denräumlichen Eindruck zu verstärken.“ Mihail Atskov: Pirin„Meine Bilder von Roma sollen hinter dem WortArmut, das vieles verschluckt, den Menschenein Gesicht geben: Ich will zeigen, dass das Individuensind, die mehr sind als arm.“S<strong>im</strong>one Wellbrock: There are so many faces


„Ich möchte die Farbe wirken lassen, so dass man den Eindruckhat, man steht <strong>im</strong> Bild, nicht davor. Es geht mir nicht nurdarum, schöne Bilder zu machen, sondern dass der Betrachtermit dem Werk interagiert.“Franziska Baierlein: Purple space network„Nach dem Krieg mit dem Irak gab es <strong>im</strong> Iran viele Familien, in denenjemand getötet worden war. Wer jemanden erschießt, denktnicht darüber nach, aber die Wirkung bleibt <strong>für</strong> <strong>im</strong>mer, ein Teil derFamilie ist weg, die Familie wird nie mehr die gleiche sein.“Setareh Nazmi Afshar: Der Schrecken


Er liebt es urban: Peter Feldmann genießt die Atmosphäre auf dem Balkon des Frankfurter Römers und erinnert sich an seine Studienjahre <strong>im</strong> beschaulichenMarburg.„Das war eine fast surreale Welt“Als Sozi unter Spartakisten: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmannstudierte vor dreißig Jahren in Marburg. Eine ZeitreiseMarburger Unijournal:Herr Oberbürgermeister,Sie haben in MarburgAnfang der 80er JahrePolitikwissenschaften studiert. Wiekam es dazu?Peter Feldmann: Ich war in meiner He<strong>im</strong>atstadtFrankfurt bereits <strong>im</strong> Stadtschülerratund bei den Jungsozialisten aktiv. Deshalbhabe ich ein Fach gewählt, das mit gesellschaftlichenStrukturen zu tun hatte. Esging auch darum, Gesellschaft zu verändern– wie man damals sagte: „revolutionär oderevolutionär“. Hinzu kam, dass in MarburgProfessoren, wie Reinhard Kühnl, FrankDeppe, Michael Greun und Theo Schillerlehrten, die mich sehr interessierten.Nach einem Jahr in Israel wollte ichaußerdem nicht in die alten FrankfurterStrukturen zurückkehren. Marburg fandich spannend aufgrund der politischenAuseinandersetzungen, die dort zwischenden verschiedenen Lagern geführt wurden:Auf der einen Seite diejenigen, die ein dogmatischesSozialismusverständnis hatten,auf der andern Seite jene, die eine undogmatischeSicht einnahmen. Vor allem aberkonnte man hier in einem relativ geschütztenRahmen umso freier und wenn nötigauch härter diskutieren. Hinzu kam, dassich <strong>im</strong> Kibbuz vor allem praktische Erfahrungengemacht hatte. Nun wollte ich michmit den Theoretikern befassen.Mit welchem Erfolg?In Marburg ging es damals richtig zurSache, da sind die Positionen aufeinandergeprallt. Im Sinne einer offenen Auseinandersetzungfand ich es zu dieser Zeit sehrwichtig, diese Konflikte innerhalb des linkenLagers auch auszutragen. Ich bin nachMarburg nicht zum Kuscheln gekommen.Ich wollte Politik machen – nicht nur abstrakt,sondern auch konkret. Ich habe michin der Fachschaft engagiert, war auch einerder beiden Asta-Vorsitzenden.Waren in Ihrer Zeit in Marburg nochNachwirkungen der Studentenbewegungzu spüren?Der Begriff Nachwirkungen trifft es ganzgut. Viele, die damals in Gruppen, wiedem Marxistischen Studentenbund, kurzMSB, aktiv waren, klammerten sich sehr anostdeutsche Sozialismus-Vorstellungen. Siesahen darin das Paradies auf Erden. Michhaben vor allem die anderen Sozialismus-42


„Ich wolllte <strong>im</strong>mer raus aus dem Elfenbeinturm“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann<strong>im</strong> Gespräch mit Redakteuren des Marburger Unijournals.Vorstellungen interessiert, die sich amlinken Flügel der SPD gebildet hatten.Damals ke<strong>im</strong>ten auch die ersten grünenBewegungen auf; das war aber alles nocham Anfang. Stärker waren in Marburgdamals die dogmatischen Vorstellungenvertreten.Ich erinnere mich an eine Erst-Semester-Veranstaltung, an der ich mit Freundenteilnahm. Der Tutor, der uns beriet, hatteeinen Anstecker des MSB. Der Professorkam rein, er trug einen DKP-Anstecker;wir wurden durch die Bibliothek geführt,der Bibliothekar trug einen DKP-Anstecker;die wissenschaftlichen Mitarbeiter hattenwieder MSB-Anstecker. <strong>Die</strong> Gruppen hattenihre Leute fest <strong>im</strong> Griff. Als ich, ein Juso,dann in die Fachschaft gewählt wurde, wardas so etwas wie eine Revolution.Ein ehemaliger Mitbewohner hatmir später berichtet, dass die Spartakus-Mitglieder angewiesen waren, mindestenseine halbe Stunde vor Beginn einer Veranstaltungvor Ort zu sein, um Blöcke zubesetzen: Links des Redner-Pults saßen 50Leute, rechts 50 Leute. <strong>Die</strong>s hatte den Effekt,dass der Saal zu toben schien, wenn sieihren Leuten applaudierten oder die Gegnerausbuhten.Im Hinblick auf die Studentenbewegunghabe ich also eher den dogmatischen Teilmiterlebt. Rückblickend betrachtet denkeich, dass diese Bewegungen auch etwasmit Glauben zu tun hatten. Es gab zweiSysteme und man glaubte daran, dass daseine das bessere sei. Mit dem Zusammenbruchder DDR hatte dieser Glaube seinenInhalt verloren. Daraus erklärt sich auchdie Frustration innerhalb dieser Gruppennach 1989, die viele bewog, sich ins Privatezurückzuziehen. Da ist auch viel Know Howweggebrochen. Schade.Wie haben Sie Ihr Amt als AStA-Vorsitzender geführt?Ich war zunächst <strong>für</strong> das Kulturreferatzuständig. Wir haben versucht, die erstenPunk Bands nach Marburg zu holen. Esgab damals bereits Punk-Cafés, das war<strong>für</strong> uns eine faszinierende Welt. Vor allem,dass Intellektuelle und Jugendliche ausdem Arbeitermilieu versucht haben, gemeinsametwas auf die Beine zu stellen.Auf den ersten Konzerten standen dannnoch langhaarige, bärtige junge Männerneben den Punks. Das hätte es in dieserForm schon einige Jahre später nicht mehrgegeben.Fotos: Christian Stein (4)Außerdem habe ich mich mit Fragen wieWohnungsnot und studentischem Wohnenbeschäftigt und mich als Ökologie-Referent<strong>im</strong> AStA engagiert. Besonders am Herzen lagmir ein anderes Projekt: ein Wissenschafts-Laden, den wir zwei Jahre lang betriebenhaben. <strong>Die</strong>s ging auf eine Bewegung aus denNiederlanden zurück. Dort wurden die erstensogenannten „Wetenschapswinkel“ eröffnet,um das Wissen der Universität auchunters Volk zu bringen. Das fand ich gut, ichwollte nie <strong>im</strong> Elfenbeinturm bleiben.Sie sprachen vorhin darüber, wiestark Gruppierungen wie der MSBSpartakus in Marburg waren. HabenSie auch Erinnerungen an rechteStudentenverbindungen?Das gab es schon, aber das war eine eigeneWelt. Wo die auftraten, gab es sofortGegendemonstrationen. Das erinnert michan eine kleine Begebenheit: Bei einer AStA-Versammlung wurde eine Burschenschafts-Kappe wie eine Frisbee-Scheibe durchden Saal geworfen und jemand setzte einPreisgeld auf Verbindungskappen aus. Kurzdarauf brachte mir dies eine Anzeige wegenBegünstigung eines Aufrufs zu einer Straftatein. Mein Verteidiger damals hieß GerhardSchröder. In der Nacht vor der Gerichtsverhandlungklingelte das Telefon. Er waram Apparat. „Wir sehen uns ja morgen“,bemerkte er, „sag mir doch mal schnell, umwas es geht.“ Ich war nervös. Am nächstenMorgen um halb neun trafen wir uns. UmNeun war der Prozess angesetzt. Er fragte:Kennst du die Schöffen, kennst du denRichter? Ich sagte: „Nein, aber ich glaube,der Staatsanwalt hat einen Schmiss.“ „Aha“,sagte er, ging rein und stellte einen Befangenheitsantrag.Ich habe dann noch eineResolution verlesen. <strong>Die</strong> Urteilungsverlesungwurde abgebrochen wegen Tumults <strong>im</strong>Gerichtssaal und der Prozess wurde vertagt.Wo haben Sie damals gewohnt?Am Anfang in einer klitzekleinen Bude inMarburg-Biedenkopf, dann in Wetter. Späterhabe ich eine Studenten-WG in der Biegenstraßebezogen, mit einer Dusche, die ichnur in Gang setzen konnte, indem ich 50Pfennig einwarf und am Rädchen drehte.Schließlich habe ich in Ockershausen in derStadtwaldstraße gelebt.Wie war das Studentenleben?<strong>Die</strong> Universitätsstadt war damals einebeinahe schon surreale Welt, verbunden miteinem Tunnelblick der Studenten auf dieUniversität. Mir war bald klar: Das ist nichtdas richtige Leben. Im ersten Studienjahrhabe ich noch sehr intensiv das Studentenlebenausprobiert. Im zweiten Jahr kannte ichmich ganz gut aus und habe mich stärkerengagiert. Im dritten Jahr habe ich festge-43


Christian Steinstellt, dass man auf dem Marktplatz alleLeute trifft, die man gerne treffen will, dassman aber auch alle trifft, die man nicht treffenmöchte. Das hat dann dazu geführt, dassich <strong>im</strong> vierten Jahr wieder nach Frankfurtzog, gerade weil es dort nicht nur Studentengab. Das pulsierende urbane Leben mitWolkenkratzern übte eine Sogwirkung aufmich aus.Ich hatte in meiner Marburger Zeit einmalBesuch von Freunden aus Frankfurt. Ichhabe das komplette Programm abgespult:Lahn, Zug durch die Oberstadt, Studentenkino,Kneipen – ich hab mir wirklichMühe gegeben und sie haben auch allesmitgemacht. Ich hatte das Gefühl, sie warenschwer beeindruckt. Dann, nach dem Wochenende,sie saßen schon abfahrbereit <strong>im</strong>Auto, kurbelte einer der Freunde die Scheiberunter, winkte mich herbei und streckteden Kopf raus: „Sag mal Peter, wir kennendich doch. Das ist ja alles wunderschön hier.Aber: wie hältst du diesen Fachwerkterroreigentlich aus?“ <strong>Die</strong> Scheibe ging hoch,feixend fuhren sie die Biegenstraße lang undwaren weg. Trotzdem: Ich bin <strong>im</strong>mer wiedergerne in Marburg. Im vorletzten Monatzum Beispiel <strong>im</strong> Wahlkampf <strong>für</strong> OberbürgermeisterSpies.Haben Sie während Ihrer MarburgerJahre schon an den Römer gedacht?Tatsächlich wollte ich bereits damals gerneStadtverordneter werden, konnte mirauch vorstellen, Verwaltungsaufgaben zuübernehmen. Aber das Amt des Oberbürgermeisterswar natürlich außerhalb meinerReichweite – und meiner Vorstellung.>> Interview: Ellen Thunund Johannes Scholten.Peter Feldmann (57), seit Juli 2012 Oberbürgermeisterder Stadt Frankfurt am Main, hatvon 1980 bis 1986 in Marburg Politikwissenschaftenstudiert. Das Fach interessierte ihnbereits damals nicht nur theoretisch: 1981wurde er zum AStA-Vorsitzenden gewählt,noch <strong>im</strong> selben Jahr außerdem zum stellvertretendenJuso-Landesvorsitzenden. Ab 1988vertrat er die SPD in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung.In den folgenden Jahrenwar Feldmann <strong>im</strong> Fraktionsvorstand undvon 2004 bis zu seinem Amtsantritt 2012 stellvertretenderFraktionsvorsitzender der SPD.Seine Tätigkeiten als Leiter eines Ausbildungszentrums<strong>für</strong> benachteiligte Jugendliche sowieeines Altenhilfezentrums haben ihn geprägt:Auch heute noch engagiert er sich in verschiedenenFrankfurter Organisationen, die sich derUnterstützung von Jugendlichen, Arbeitslosenund alten Menschen widmen.44


Nie mehr Angst vorm Arzt: Studierende behandeln Kuscheltiere.123 4Au weh! Der Plüschbär ist krank. Zum Glück gibt es die Teddyklinik! EndeMai war es wieder einmal so weit: Marburger Studierende der Humanmedizin,Pharmazie und Zahnmedizin nahmen sich der kuscheligen Lieblingevor dem Zentralen Hörsaalgebäude der Philipps-Universität an.1 David ist mit Teddy in die Klinik gekommen. „Teddy ist heute morgenaus dem Bett gefallen. Er hat ein blutiges Bein. Ich glaube, das ist gebrochen“,erzählt er 2 seiner Ärztin. Dr. Lioba n<strong>im</strong>mt ihn mit ins Untersuchungsz<strong>im</strong>mer.Gemeinsam hören sie Teddys Herz ab 3 und untersuchenseine Augen 4 . Schließlich schicken sie den kranken Bärenzum Röntgen. Auf den Bildern sieht man deutlich 5 : Knochenbruch.<strong>Die</strong> Diagnose steht, die Behandlung ist klar. Dr. Lioba schreibt dasRezept 6 . Sie verordnet Teddy einen Gipsverband und einen Eisbeutel.Und vor allem: Kuscheltherapie. Auch be<strong>im</strong> Verbandanlegendarf David helfen 7 . Ganz vorsichtig arbeiten beide, damit sie Teddynicht weh tun. Zum Schluss steht noch ein Besuch in der Apothekean 8 . Da gibt es den Eisbeutel und natürlich auch manches, dasDavid und Teddy den aufregenden Tag ein wenig versüßt.>> Text und Bilder Katja John546


6 Schlauer dank TeddyStudie belegt: <strong>Die</strong> Kuscheltier-Klinik hilft!7<strong>Die</strong> „Teddyklinik“ vergrößert das Wissen von Kleinkindernüber Körper, Gesundheit und Krankheit. <strong>Die</strong>s hatein Forscherteam des Fachbereichs Psychologie sowiedes Zentrums <strong>für</strong> Kinder-und Jugendmedizin der Philipps-Universitätherausgefunden. Sie untersuchten, obdie Teddyklinik das Wissen von Kleinkindern über Gesundheitverbessert oder eher der puren Unterhaltungzuzurechnen ist.<strong>Die</strong> Teddyklinik verdankt sich dem ehrenamtlichenEngagement von Studierenden der Fachbereiche Medizinund Pharmazie der Philipps-Universität. <strong>Die</strong> Veranstaltungbietet Kindergartenkindern die Möglichkeit, ihreKuscheltiere behandeln zu lassen.Spielerisch die Angst nehmen8AnzUJ33_VölkerNeeb_186x65_l1_NEU_2014 07.04.14 15:24 Seite 1„Ziel des Projekts ist es, Kindern <strong>im</strong> Alter von vier bissechs Jahren auf spielerische Art und Weise die Angstvor einem Arztbesuch oder einem Krankenhausaufenthaltzu nehmen“, heißt es auf der Internetseite der Initiative.„Dabei beobachten und erleben die Kinder in derRolle der Eltern ihrer kranken Kuscheltiere, wie diese untersuchtund behandelt werden.“Corinna Leonhardt, Jutta Margraf-Stiksrud, LarissaBadners, Andrea Szerencsi und Rolf F. Maier analysierenin ihrer Studie erstmals, ob diese Ziele erreicht werdenkönnen. Sie befragten 79 Kindergartenkinder, die dieMarburger Teddyklinik besucht hatten, und verglichenderen Wissen mit dem von 52 Gleichaltrigen. Tatsächlichwussten die Klinikbesucher besser über Körper, Gesundheitund Krankheit Bescheid als ihre Altersgenossen.Rolf F. Maier, der die Kinder- und Jugendmedizin ander Philipps-Universität leitet, hofft, dass die MarburgerTeddyklinik dazu beiträgt, Kindern die Angst vor demArzt und der Klinik zu nehmen.>> Susanne LangerCorinna Leonhardt & al.: Does the ‘Teddy Bear Hospital’enhance preschool children’s knowledge? A pilot studywith a pre/post-case control design in Germany, J. HealthPsychol. 19/2014, 1250ff, doi: 0.1177/1359105313488975Goldmühle 335085 Ebd.grund-HachbornTel. 0 64 26 / 92 32 0Fax 0 64 26 / 92 32 32info@voelker-hachborn.deSiemensstr. 20 · 35041 MarburgTel. 0 64 21 / 81 90 0Fax 0 64 21 / 81 90 4info@neeb-entsorgung.deContainerdienst • Aktenvernichtung • Papierverwertung • EntsorgungskonzepteWir bringen genau den Container, den Sie brauchen:Nicht zu groß und nicht zu klein, dem Zweck entsprechend!47


Andreas Kinski (pixelio.de)Was übrig bleibtMarburger Studierende der Medienwissenschaft recherchierten über Armut.Das lohnt sich voll! Nicht <strong>im</strong>mer ist Flaschensammeln so ertragreich wie auf obigem Bild. Das merkten auch die Autorinnen unseres Beitrags.Es ist Mittag, Punkt zwölf,als wir losziehen. DasWetter ist gut. Wir sindmit fünf Jutebeuteln ausgestattetund opt<strong>im</strong>istisch biszum Gehtnichtmehr. Wie vielGeld lässt sich in einer Stundemit Flaschensammeln verdienen?Das wollen wir herausfinden.Der Griff in den erstenMülle<strong>im</strong>er vor der Uni-Mensa:gleich eine erste herbe Enttäuschung.<strong>Die</strong> Euphorie schwindet,je weiter wir RichtungUniversitätsbibliothek laufenund je mehr Mülle<strong>im</strong>er wirdurchforsten.Was zun<strong>im</strong>mt, ist die Kaffeebecherdichteund die Zahlder Abfallkübel mit geschäftsschädigendenMetalldeckeln.Sie machen das schnelle Hineingreifenunmöglich. Wie sollman da auf einen anständigenStundenlohn kommen? Dannerst bemerken wir unserenAnfängerfehler: <strong>Die</strong> Müllabfuhrhat kurz zuvor alle Behältergeleert.Der Rat eines Profis ist gefragt.Es ist schon Abend, alswir zu einem Supermarkt gehenund hoffen, erfahrene Sammlerzu treffen. Ein Angestellter derGetränkeabteilung berichtet,dass täglich bis zu 15 Stammsammlervorbeikommen, um ihreFlaschen gegen Bares einzutauschen.„In der Regel störendie uns nicht“, sagt er. Tatsächlichkönnen wir einen Sammlerabpassen, den man in der Stadthäufiger bei der Arbeit sieht. Erwill uns abw<strong>im</strong>meln und ruft<strong>im</strong> Vorbeilaufen nur: „Zeit istGeld! Zeit ist Geld!“ Ein paarMinuten der kostbaren Zeitschenkt er uns dann doch. HerrMazilescu* ist 71 und Familienvater,stammt aus Rumänienund lebt schon seit vielen Jahrenin Marburg. Wir erzählen vonunserem Selbstversuch, er wirktnervös.Das Eis bricht, als wir erzählen,dass wir ihm in den Sommermonatenauf den Lahnwiesenein paar Mal Pfandflaschengeschenkt haben. Mazilesculacht und verrät uns, wie er amliebsten arbeitet: Mit dem Fahrradklappert er alle Mülle<strong>im</strong>erder Innenstadt und der Lahnwiesenab. So braucht er <strong>für</strong> seinealltägliche Runde nur einpaar Stunden. Er greift in seineHosentasche und zeigt seinenTagesumsatz: mehre Ein- undZwei-Euro-Stücke und eine MengeKupfergeld. In der anderen„Jetzt sammeln <strong>im</strong>mer mehr!“Hand hält er zwei Bonbons undstreckt sie uns entgegen.Als arm will er sich nichtbezeichnen. Aber er gibt dochzu: „Ich muss meine Rente etwasaufstocken, die wirft nichtviel ab.“ Ob er damit auch seineUrlaubskasse auffüllen möchte?Er lacht. „Nein, nein. Ich spare<strong>für</strong> meinen ältesten Sohn. Derwill jetzt bald seinen Führerscheinmachen.“ Er selbst kannsich kein Auto leisten. Der teureSprit – da bleibe er doch lieberbei seinem Fahrrad.<strong>Die</strong> Geschäfte mit denPfandflaschen liefen schon malbesser. Der Markt ist hart umkämpft.Vergangenes Jahr hättensich Sammler um einen Einkaufswagenvoll Flaschen geprügelt.Als er vor gut zehn Jahrenin Marburg mit dem Sammelnanfing, lief alles noch gesitteterab. „Da war ich noch einer derErsten! Jetzt sammeln <strong>im</strong>mermehr, und man verdient <strong>im</strong>merweniger“, sagt Mazilescu. Dannverabschiedet er sich, geht zumFahrrad und verschwindet in dieNacht.Wir werfen unsere Tagesausbeutein den Automaten. DreiFlaschen, eine Dose. <strong>Die</strong> Summeauf dem Bon, den der Automatausspuckt: 25 Cent.>> Antonia Eigel,Swantje Loose*Name geändertDer Text entstand bei einemSeminar des Marburger Instituts<strong>für</strong> Medienwissenschaft.Der Hessische Rundfunk veröffentlichteeine erweiterte Fassungauf „HR-Online“.48


Natur und GeistFritz Krafft feierte seinen 80. Geburtsatg, Joach<strong>im</strong> Heinzle wird <strong>im</strong> August 70.Markus FarnungAm 10. Juli beging Fritz Krafft, langjähriger Ordinarius <strong>für</strong> Geschichteder Pharmazie an der Universität Marburg, seinen 80.Geburtstag. Fritz Krafft studierte Klassische Philologie, Germanistikund Philosophie an der Hamburger Universität und wurdehier 1962 mit „Vergleichende[n] Untersuchungen zu Homer undHesiod“ promoviert. Anschließend übernahm er eine Assistentenstelleam dortigen Institut <strong>für</strong> Geschichte der Naturwissenschaftenund habilitierte sich 1968 mit der Arbeit „Dynamische undstatische Betrachtungsweise in der antiken Mechanik“. 1970folgte er einem Ruf auf eine Professur <strong>für</strong> Geschichte der Naturwissenschaftenan der Universität Mainz. 1988 wechselte er andie Philipps-Universität Marburg. Als Direktor des dortigen Institutes<strong>für</strong> Geschichte der Pharmazie setzte er das von seinem VorgängerRudolf Schmitz eingerichtete Aufbaustudium <strong>für</strong> graduiertePharmazeuten und Naturwissenschaftler fort, wobei er einenSchwerpunkt auf die allgemeine Wissenschaftsgeschichte legte,betätigte sich aber auch aktiv <strong>im</strong> Konvent und Ständigen Ausschuss<strong>für</strong> Haushaltsangelegenheiten der Universität.Von 1977 bis 1983 wirkte Krafft als Präsident der Gesellschaft<strong>für</strong> Wissenschaftsgeschichte und begründete deren Zeitschrift„Berichte zur Wissenschaftsgeschichte“, die er bis 2007 herausgab.Von 1981 bis 1989 war er Präsident des Nationalkomitees derBundesrepublik Deutschland in der „International Union of theHistory of Philosophy of Science, Division of History of Science“.Im Jahre 2000 wurde Fritz Krafft pensioniert, widmet sichaber bis heute nach wie vor seinen wissenschaftsgeschichtlichenStudien zur Physik-, Pharmazie- und allgemeinen Wissenschaftsgeschichte;sein Publikationsverzeichnis weist 54 Bücher, über450 Aufsätze und 27 von ihm betreute Doktorarbeiten aus. SeineKollegen, Schüler und die Mitarbeiter des Institutes <strong>für</strong> Geschichteder Pharmazie wünschen ihm weiterhin Freude an der Wissenschaftund vor allem beste Gesundheit.>> Christoph FriedrichFritz Krafft forscht zur Wissenschaftsgeschichte, die Eule schaut zu.Christian SteinEr brachte „Mittelalterweisheiten zum Einsturz“: Joach<strong>im</strong> HeinzleDer Marburger Altgermanist Joach<strong>im</strong> Heinzle wird am 2. August70. Wichtig ist ihm ein solches Datum nicht, wichtig sind ihmauch keine Ehrungen, gleichwohl er zahlreiche erhielt. Wichtigsind und waren ihm stets: Wissenschaft, Forschung und Lehre.Als Heinzle-Schüler weiß der Autor, wovon er spricht: SeineVorlesungen waren in Marburg über die Fachgrenzen hinaus beliebteKultveranstaltungen. Gebannt hörte man zu, wenn er ausdem ‚Willhelam‘ Wolframs von Eschenbach rezitierte oder den ‚Nibelungendichter‘wortgewaltig zum Sprechen brachte. Seine Seminarewaren kein Zuckerschlecken. Verstecken konnte man sichnicht, aber sie mündeten nicht selten in so spannende Forschungsdebatten,dass die Studenten gleich weiterforschten, Referate ausarbeiteten,Seminar- und Doktorarbeiten schrieben und zu guterletzt: selbst Professoren wurden. Gleichsam spielerisch zog er jedenin seinen und d.h.: in den Bann des Mittelalters.Außerhalb des engeren mediävistischen Zirkels und weit überdie Grenzen Marburgs hinaus steht der Name ‚Heinzle‘ <strong>für</strong> ein lebendigesMittelalter. Das Nibelungenlied und Wolfram vonEschenbach sind ohne ihn gleich gar nicht denkbar. Zu beidenKlassikern der mittelhochdeutschen Literatur stammen die wesentlichenPublikationen und Editionen der vergangenen Jahrzehnteselbstverständlich von ihm.Und das sind nur einige markante Fußabdrücke, die er in derdeutschen Wissenschaftslandschaft hinterlassen hat. Er war esauch, der mit den Marburger Repertorien die altgermanistischeÜberlieferungsforschung auf neue Beine gestellt hat; er war es, dermit dem Sammelband ‚Modernes Mittelalter ‘ literaturtheoretischeWege in eine neue Mittelaltersicht eröffnete; er war es, der <strong>im</strong>merwieder zu Forschungsmonumenten erstarrte Mittelalterweisheitenzum Einsturz brachte. Man denke nur an zahlreiche ‚messerscharfe‘Rezensionen oder an seine <strong>für</strong> die Walther-Forschungwegweisende ‚Mädchendämmerung‘.>> Jürgen Wolf49


Gut angekommen!Kurz vorgestellt: Neue Professoren in MarburgReinhold Eckstein<strong>Die</strong> „Neuen“ <strong>im</strong> Portrait(von oben links<strong>im</strong> Uhrzeigersinn):Jürgen Joach<strong>im</strong>sthaler,T<strong>im</strong> Friehe,Lukas Bormann undFlorian KrausUni KonstanzAndreas HeddergottEllen ThunLudwig Tieck: StraußfedernHerausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Jürgen Joach<strong>im</strong>sthalerErstmals werden Ludwig Tiecks »Gesellenstücke«, die 1795 bis 1798 in den Bänden4 bis 8 der STRAUSS FEDERN-Anthologien erschienenen sechzehn Texte, vollständigkritisch ediert, und zwar nach dem vom Autor verantworteten Abdruck in denSchriften und mit sämtlichen Lesarten der Erstausgaben.StraußfedernBand 1: Klappenbroschur214 Seiten | € 16,90ISBN 978-3-944720-00-5GOLKONDA VERLAG, Berlinwww.golkonda-verlag.de50


Gut gerüstetAm Anfang seiner Laufbahn stand ein Chemiebaukasten– und der Großvater, ein Polizist.Von ihm lernte Florian Kraus, wie manFingerabdrücke n<strong>im</strong>mt, vor allem aber genauesHinschauen und Beobachten. „Dasbeste Rüstzeug <strong>für</strong> einen Wissenschaftler“,meint der neue Marburger Professor <strong>für</strong> AnorganischeChemie.Kraus studierte an den Universitäten Regensburgund San <strong>Die</strong>go, wurde in Regensburgsowie Hamburg promoviert und habilitiertesich in München. Seit Mitte 2014 hater eine Heisenberg-Professur an der Philipps-Universitätinne. Hier entwickelt erneue Verfahren zur Rückgewinnung vonEdelmetallen, die etwa in Katalysatorenoder Mobiltelefonen zum Einsatz kommen.„Probleme entstehen be<strong>im</strong> Recycling – estreten große Mengen von stark saurem Abfallauf“, berichtet Kraus. „<strong>Die</strong> Fluorchemieermöglicht es, solche Abfälle zu vermeiden.“Ein zweiter Schwerpunkt ist die – abseitsder Kernenergie noch wenig erforschte –Chemie des Urans. Der Wissenschaftler istüberzeugt: „Auf diesem Gebiet werden wirnoch große Überraschungen erleben.“Als Hochschullehrer will Kraus nichtbloß Wissen vermitteln: „Mir ist es wichtig,dass meine Studenten zu kritischen und kreativenDenkern werden, die in ihrem Berufslebendie Welt positiv verändern.“>> Ellen ThunAlle Fragen„Es gibt nichts, was nicht Gegenstand vonLiteratur sein kann“, betont Jürgen Joach<strong>im</strong>sthaler,neuer Professor <strong>für</strong> Neuere undNeueste deutsche Literatur und Literaturtheoriein Marburg. „Als Literaturwissenschaftlerdarf ich mich mit allem Menschlichenund jedem vorstellbaren Thema,seiner sprachlichen Darstellung und seinergesellschaftlichen Bedeutung beschäftigen.“Erfahrungen sammelte Joach<strong>im</strong>sthalerin vielen Bereichen: Nach dem Studium derGermanistik und Geschichte sowie der Promotionin Regensburg arbeitete er in Verlagenund Redaktionen, war DAAD-Lektor inPolen, Redaktionsleiter des GermanistischenJahrbuchs Polen „Convivium“ und Geschäftsführerdes Mitteleuropäischen Germanistenverbandes.Es folgten Habilitationsowie Professuren in Heidelberg und Halifax(Kanada), bevor er 2014 nach Marburg kam.Joach<strong>im</strong>sthalers Forschungsinteressenreichen von der Literatur des 18. Jahrhundertsüber die Romantik bis zur aktuellendeutschen Literatur. Ein Schwerpunkt liegtauf dem Kontakt mit den Literaturen Ostmitteleuropas.Größten Wert legt er auf einepraxisbezogene Ausbildung. „Mich beschäftigtdie Frage, wo unsere Studierenden späterArbeit finden können. Daran zu denkengehört zu unserer Verantwortung.“>> Annette de VriesRecht ökonomischWie veränderte das sozialistische Reg<strong>im</strong>eder DDR die Persönlichkeiten seiner Bürger?Welche Auswirkungen haben Klauseln ineinem Arbeitsvertrag auf Arbeitnehmer undArbeitgeber? T<strong>im</strong> Friehe forscht nach denAntworten. Der neue Marburger Professor<strong>für</strong> Finanzwissenschaft untersucht, auf welcheWeise rechtliche Institutionen dasmenschliche Verhalten beeinflussen“.Er habe schon in der Schule ein Interesse<strong>für</strong> wirtschaftliche Vorgänge entwickelt,bekennt Friehe. Folgerichtig studierte er –zunächst mit dem Ziel, Unternehmensberaterzu werden– in Hamburg und PhiladelphiaBetriebswirtschaftslehre. Seine Doktorarbeitschrieb er zu einem Thema der Volkswirtschaft,zunächst in Mainz und dann inTübingen, nachdem sein Doktorvater dorthingewechselt war. Nach einer Juniorprofessur<strong>für</strong> Wirtschaftspolitik in Konstanz erhielter 2012 eine Professur an der UniversitätBonn, von wo aus er <strong>im</strong> März 2015 nachMarburg wechselte.Der Arbeitsschwerpunkt des frisch gebackenenFamilienvaters ist die ÖkonomischeAnalyse des Rechts, deren gesellschaftlicheRelevanz er betont: Schließlich versucheman „in zahlreichen Zusammenhängen aufdas tatsächliche Verhalten der Menscheneinzuwirken, indem man folgenbewährteRechte und Pflichten formuliert“.>> Johannes ScholtenBedeutung <strong>im</strong> WandelJakob und Esau sind nicht nur biblische Gestalten:„Im antiken Judentum diente das rivalisierendeBrüderpaar auch zur Erklärungdes Konflikts zwischen Juden und Heiden“,erläutert Lukas Bormann. Der neue MarburgerProfessor <strong>für</strong> Neues Testament forschtunter anderem über den Bedeutungswandelbiblischer Texte.Es waren die späten siebziger Jahre, alsLukas Bormann sein Theologiestudium begann.„<strong>Die</strong> evangelische Kirche war sehr lebendigund <strong>im</strong> Umfeld von Kirchentag undFriedensbewegung schien vieles möglich“,erzählt er. Er studierte in Frankfurt, Mainz,Marburg und Heidelberg, wurde zum Pfarrvikarernannt, verschrieb sich dann freilichder Wissenschaft: Nach Promotion und Habilitationin Frankfurt hatte er Professurenan den Universitäten Braunschweig, Bayreuthund Erlangen inne, bevor er schließlich2014 dem Ruf nach Marburg folgte.„Mir ist die internationale Zusammenarbeitsehr wichtig, da ist Marburg ein guterOrt, die Kollegen sind sehr offen“, sagt er.<strong>Die</strong>s sei auch <strong>für</strong> die Studierenden von Vorteil.Gerade in der biblischen Exegese öffnedie Zusammenarbeit mit jüdischen, musl<strong>im</strong>ischenund Kollegen anderer christlicherKonfessionen den Blick über die eigene protestantischeIdentität hinaus. „<strong>Die</strong> verschiedenenSichtweisen sind äußerst spannend.“>> Ellen ThunDer Brief an die Kolosser gehört in die Mittedes Christentums. Keine andere Schrift desPaulus spricht in so eindrucksvollen Worten vonder Bedeutung, die Jesus als Christus (Messias)<strong>für</strong> alle Menschen hat. <strong>Die</strong>se Auslegung stelltdie »hohe« Christologie aber auch in die Welt dereinfachen Frauen und Männer der GemeindenKleinasiens und berücksichtigt dabei epigraphischeund numismatische Quellen, die bishernoch in keinem anderen Kommentar ausgewertetworden sind. Es werden zudem die Schriftendes antiken Judentums und die Rezeption derhebräischen und griechischen Bibel berücksichtigt.Dadurch wird der Kolosserbrief als ein Textverständlich, der aus den Überlieferungen derganzen Bibel, von der Schöpfung über den Psalterbis zur Angelologie, erwachsen ist. <strong>Die</strong> Aussagendes Paulus werden in ihrer praktischenBedeutung und in ihrer theologischen Tiefenachvollziehbar. In ihnen spiegeln sich auch dieAnschauungen der Menschen <strong>im</strong> Lykostal, ihrAlltag und ihr Gottesdienst.Lukas Bormann: DER BRIEF DES PAULUS AN DIE KOLOSSERTheologischer Handkommentar zum Neuen Testament (ThHK) | 10/I (neu)232 Seiten | 16,5 x 23 cm | Hardcover | ISBN 978-3-374-03054-5 | € 34,00 [D]Auch alsE-Bookerhältlich.51


Vom Marburger Studenten zum ...... preisgekrönten Kinder- und JugendbuchautorWas fällt Ihnen spontanzu Marburg ein?Kopfsteinpflaster. Das großartigeREX-Kino in der Schwanallee –längst hinüber. Mein sommerstolzesComingout, schöneEskapaden mit wunderbarenMenschen. Uni war auch: Ebenfallsschön.Warum haben Sie geradean der Philipps-Universitätstudiert?Meine Eltern führten, knapp 30Kilometer entfernt, eine Tankstelleund einen kleinen Taxibetrieb.Marburg lag nah genug,um dort bei Bedarf rasch aushelfenzu können.Warum haben Sie Anglistik,Medienwissenschaftund Germanistik studiert?Bis nach der Zwischenprüfungstudierte ich Lehramt, stiegdann aber nach dem langenSchulpraktikum um auf Magister– die Verantwortung denSchülern gegenüber war mir zugroß. Literatur und Film warendie beiden Disziplinen, die michschon <strong>im</strong>mer am meisten beschäftigtund interessiert hatten;ich war der geborene Eskapist.Wer hat Sie bei der Studienwahlbeeinflusst?Einer meiner Großväter warLehrer gewesen. Lehramt warzudem der einzige Beruf, vondem ich einigermaßen eine Vorstellunghatte oder wenigstenszu haben glaubte. Der Wechselauf Magister brachte michmeinem nächsten Berufswunschnäher, denn ich wäre sehr gernRegisseur geworden. Glücklicherweisehat das nicht geklappt.Ich bin ein unangenehmerKontrollfreak. MeinWeg wäre gepflastert gewesenvon Produzenten-, RedakteursundSchauspielerleichen.Sehen Sie Ihr Studium alsnotwendige Voraussetzung<strong>für</strong> Ihren Berufsweg?Nicht zwingend. Ein Literatur-Gunter Glücklichstudium befähigt nicht automatischzum Schreiben. Es sorgtallerdings <strong>für</strong> ein breites Hintergrundwissen.Am hilfreichstenbis heute ist die <strong>im</strong> Studium erworbeneFähigkeit, Gedankenund Überlegungen klar strukturierenund qualitativ einordnenund bewerten zu können.Haben sie sich neben demStudium engagiert?Ein paar Jahre lang als studentischerVertreter in der FachschaftAnglistik. Fünf Jahre tratich außerdem in der englischenTheatergruppe auf. Gastspiel inder AIDS-Hilfe.Haben Sie an einen IhrerProfessoren besondere Erinnerungen?Nachdrücklich beeindruckt hatmich die Freude und Begeisterungsfähigkeitdes Botanik-ProfessorsHans Christian Weber.Der verwandelte meine Vorliebe<strong>für</strong> Tierchen in eine (bis heuteanhaltende) <strong>für</strong> Pflanzen.An was erinnern Sie sichbesonders ungern?An die Störungen der Seminaredurch K-Gruppen. Nicht dass ichwas gegen das K gehabt hätte.Aber das Ideologische wirdrasch und gern ins Religiöse erhoben,und Religionen machenmir Angst...Welches Thema behandelteIhre Examensarbeit?‚Gothic Novel und Modern EnglishGothic‘ war eine Untersuchungder zeitgenössischen Horror-Literaturauf ihre romantischenWurzeln. <strong>Die</strong> Arbeit besitzeich noch, inklusive allerdarin verbrochenen Zeichensetzungsfehler,denen ich das Minusan der Eins zu verdankenhabe. Zeichensetzung war dieerste Hausaufgabe, die ich alsAutor lernte.Was würden Sie andersmachen, wenn Sie heuteStudienanfänger wären?Da ich vor 25 Jahren noch nichtüber das Selbstvertrauen vonheute verfügte, würde ich vermutlichmehr auf die Tube drücken.Nur deshalb, weil heutealle mehr auf die Tube drücken.Der ganze – mit Verlaub – Bologna-Scheißmacht aus vielen Studentenunpolitische Schmalspurträumerund ambitionierte,Andreas Steinhöfel, 1962 in Battenberggeboren, schrieb sein erstes Kinderbuch,„Dirk und ich“, parallel zu seinerMagisterarbeit, es erschien <strong>im</strong> Jahr1991. Viele von Steinhöfels rund 20Büchern sind beliebte Schullektüre, darunterauch „Rico, Oskar und die Tieferschatten“,der erste Teil seiner Bestseller­Trilogieüber den tiefbegabtenRico und seinen hochbegabten FreundOskar. Steinhöfel arbeitet außerdemals Übersetzer und Drehbuchautor.2009 wurde er mit dem Erich KästnerPreis <strong>für</strong> Literatur geehrt und steht damitin einer Reihe mit den Autoren PeterRühmkorf, Loriot, Robert Gernhardtund Tomi Ungerer. Auf der FrankfurterBuchmesse 2013 erhielt er <strong>für</strong> sein bisherigesGesamtwerk den Sonderpreisdes Deutschen Jugendliteraturpreises.aber blinde Wissens-Wiederkäuer.Unser Planet hätte mehr altruistischeIntelligenz verdient.Wann waren Sie das letzteMal in einer Universität?Vor einem guten halben Jahr. Dahielt ich als „poet in residence“eine Reihe von Vorlesungen ander Uni Bielefeld.Was ist Ihre schönste Erinnerungan die Studienzeit?Da war ein perfekter Tag <strong>im</strong> Juni,als ich 25 war. Vor der Mensasaß ich zwischen Freunden,das Gesicht der Sonne zugewandt.Alles war warm undentspannt und gut und unterlegtvon einem Gefühl allumfassendenGlücks, wie ich es seithernie wieder verspürt habe.Möchten Sie der Philipps-Universität einen Wunschmit auf den Weg geben?Offenheit, Wehrhaftigkeit unddie Fähigkeit, zu erkennen undauszusprechen, wenn ein Kaiserkeine Kleider trägt. Und <strong>im</strong>mermal wieder den Mut, die Elfenbeintürmejeglicher Couleur zuverlassen, um in anhaltendenKontakt mit der Erde zu treten.52


VON DERWISCH-MÜTZEBIS MEKKA-COLAVIELFALT ISLAMISCHER GLAUBENSPRAXISEine Sonderausstellung derReligionskundlichen Sammlungder Philipps-Universität MarburgSchirmherr: Oberbürgermeister der Stadt Marburg Egon Vaupelab 19. Juni 2013Religionskundliche Sammlungder Philipps-UniversitätLandgraf-Philipp-Straße 435037 MarburgTel.: (06421) 28 22 480www.uni-marburg.de/relsammÖffnungszeitenMontag und Mittwoch 11-17 Uhrsowie nach telefonischer AnmeldungFührungen auf AnfrageSponsoren und KooperationspartnerUniversitätsstadt MarburgSparkasse Marburg-BiedenkopfStadtwerke MarburgDr. Buhmann StiftungCentrum <strong>für</strong> Nah- und Mittelost-Studien(CNMS) der Philipps-Universität MarburgGrafik: Terril HeilmanRELIGIONSKUNDLICHESAMMLUNG


Unterstützen Sie die Universität!Werden Sie Mitglied <strong>im</strong> Marburger Universitätsbund!Der Marburger Universitätsbundist die Vereinigung der Freundeund Förderer der Philipps-Uni -versität. Wir laden Sie herzlichein, diesem Kreis beizutreten,um über Fachgrenzen und Studienzeithinaus an Leben, Arbeitund Entwicklung Ihrer Universitätteilzunehmen.Der Universitätsbund unterstütztdie Universität und ihreMitglieder bei vielen wissenschaftlichen,gesellschaftlichenund sozialen Aufgaben, <strong>für</strong> dieöffentliche Mittel nicht ausreichen.So stiftete er Einrichtungenwie das Musizierhaus <strong>im</strong> AltenBotanischen Garten und errichtetedas Universitätsmuseum.Ferner beteiligt er sich an derjährlichen Auszeichnung hervorragenderDissertationen und istMitherausgeber des Unijournals.Als Mitglied erhalten Sie regelmäßigdas Marburger Unijournal,das über die Phil ipps-Universität und ihre Forschungberichtet. Den Vereinsmitgliedernsteht auch das „Marburger Haus“des Universitätsbundes in Hirschegg<strong>im</strong> Kleinwalsertal zuVorzugsbedingungen zur Verfügung.Auf der jährlichen, von einerfeierlichen Abendveranstaltungbegleiteten Mitgliederversammlungerhalten Sie exklusiveEinblicke hinter die Kulissendes Universitätsbetriebs.Der Universitätsbund ist eineingetragener Verein mit Sitz inMarburg. Dem Vorstand gehörenan: Professor Dr. Dr. Dr. h.c.Uwe Bicker (Vorsitzender), ProfessorinDr. Katharina Krause(Stellvertretende Vorsitzende),Professor Dr. Martin Viessmann(Schatzmeister), Pro fessor Dr.Norbert Hampp (Schriftführer)sowie Ullrich Eitel und ProfessorDr. Ulrich Koert.Der Verein sammelt undverwaltet Geldmittel aus Mitgliedsbeiträgen,Spenden, Stiftungenund Vermächtnissen. Erist als gemeinnützig anerkannt.Beiträge und Spenden könnenals Sonderausgaben geltend gemachtwerden. Als steuerlicherNachweis <strong>für</strong> Spenden und Mitgliedsbeiträgegenügt der Kontoauszugbzw. der PC-Ausdruckbe<strong>im</strong> Onlinebanking.Bankverbindungen: CommerzbankAG, Filiale Marburg 3924040 (BLZ 533 400 24) IBAN:DE11 5334 0024 0392 4040 00BIC: COBADEFFXXXoder Postgirokonto Frankfurt822 60-604 (BLZ 500 100 60)IBAN: DE83 5001 0060 00822606 04 BIC: PBNKDEFFGeschäftsstelle:Marburger UniversitätsbundBahnhofstr. 7, 35037 MarburgAnsprechpartnerin:Rosemarie PawlazikTel.: (06421) 28 24090unibund@staff.uni-marburg.de,www.uni-marburg.de/uni-bund„Alles richtig gemacht!“Seit 25 Jahren bewirtschaftet das Ehepaar Oelker das „Marburger Haus“.Arndt und Petra Oelkers genießen seltene freieZeit auf dem Balkon des „Marburger Hauses“.Er sorgt <strong>für</strong> Speisen und Getränke,sie betreut die Gäste,verwaltet die Buchungen undkümmert sich um die drei Angestellten.Seit 25 Jahren arbeitenArndt und Petra Oelkers gemeinsam<strong>im</strong> Sport- und Studienhe<strong>im</strong>„Marburger Haus“ desMarburger Universitätsbundes<strong>im</strong> Kleinwalsertal.Etwa 70 Menschen können<strong>im</strong> Marburger Haus unterkommen,sommers wie winters, inEinzel-, Zweibett, Dreibett- oderVierbettz<strong>im</strong>mern.Sie könnenin den vollausgestattetenSeminarräumenanVeranstaltungenteilnehmen oderdie vielen FreizeitangebotedesSport- und Studienhe<strong>im</strong>snutzen:den Beachvolleyballplatz,einenKunstrasenplatz<strong>für</strong> Fußball, BasketballundStreethockey, eineBocciabahn,den Tischtennisraumoder denprivatgroßen Lagerfeuerplatz.Arndt Oelkers,Koch undHotelfachmannund seine Frau Petra, gelernteHotelkauffrau, kamen vor 25Jahren aus dem Harz in denVorarlberg. „Wir haben damalsetwas gesucht, wo wir selbstständigarbeiten und gleichzeitigunsere Kinder großziehen konnten“,erzählt Petra Oelkers. „Dasist in der Gastronomie nichtleicht zu finden.“<strong>Die</strong> Kinder sind derweilgroß, einen neuen Job wollensich die beiden Mittfünfzigerdeshalb aber nicht suchen.Denn das Haus läuft gut. So gut,dass jetzt erst einmal ein Umbaugeplant ist. Da <strong>im</strong>mer mehrStudierendengruppen kommen,werden mehr Seminarräume gebraucht.„Das ist das Besonderean unserem Haus“, sagt PetraOelkers begeistert, „die Verbindungaus Arbeit und Freizeit.Wenn man da aus dem Fensterguckt und sieht die jungen Leutebe<strong>im</strong> Lesen, be<strong>im</strong> Diskutieren,be<strong>im</strong> Volleyball oder von einerWanderung zurückkommen,da denk ich mir dann oft: ‚Dashaben wir schon alles richtig gemacht‘.“>> Katja JohnVeranstaltungenDer Marburger Universitätsbundfördert zahlreiche Veranstaltungen.Informationenfinden Sie unter www.un<strong>im</strong>arburg.de/uni-bundNiemand fiel <strong>im</strong> Mittelaltervon der ErdeProf. Jürgen Wolf, FachbereichGermanistik, DeutschePhilologie des Mittelalters28. September 2015, 19.00Uhr, Hotel Centrinum, Rosenstraße1, MelsungenFundamentalismus undFanatismusProf. Thomas Noetzel, FachbereichGesellschaftswissenschaften,Politische Theorieund Ideengeschichte13. Oktober 2015, 18:30 UhrVHS Eschwege, Vor demBerge 1, EschwegeIst gegen Schmerzenein Kraut gewachsen?Prof. Dr. Michael KeusgenInstitut <strong>für</strong> pharmazeutischeChemie9. November 2015, 15.00Uhr, Bürgerhaus Breidenstein,Untere Haide 22, Biedenkopf.54


MarburgerUniversitätsbundMarburger Universitätsbund e.V.Bahnhofstraße 735037 MarburgBeitrittserklärungIch erkläre meinen Beitritt zumMarburger Universitätsbund e.V. als: Student/in (mind. 5 € <strong>im</strong> Jahr)(Voraussetzung ist die Einreichung der jeweilsgültigen Studienbescheinigung mit regelmäßigerVorlage) Vollmitglied(mind. 25 € <strong>im</strong> Jahr) Förderer oder Firma(mind. 100 € <strong>im</strong> Jahr)Name: __________________________________________________________________________________________Beruf: __________________________________________________________________________________________Straße: ________________________________________________________________________________________Ich beabsichtige, einen Jahresbeitrag von € _____________ zu zahlen.Wohnort: _____________________________________________________________________________________Ort, Datum: _________________________________________________________________________________Tel.: ______________________________________________________________________________________________Email: __________________________________________________________________________________________Geburtsdatum: ___________________________________________________________________________LastschriftmandatName und Anschrift des MitgliedsUnterschrift: ________________________________________________________________________________Zur Erstellung des Lastschriftmandates bitte nachstehendesFormular ausfüllen. Sie erhalten <strong>im</strong> Anschluss die BestätigungIhrer Mitgliedschaft sowie die Mandatsreferenznummer.Ermächtigung zum Einzug des Mitgliedsbeitragesmittels LastschriftName: ___________________________________________________________________________________________Straße: _________________________________________________________________________________________PLZ, Ort: _______________________________________________________________________________________ Hiermit wird der Marburger Universitätsbund e.V.ermächtigt bis auf Widerruf den Mitgliedsbeitrag inHöhe von € _______ per Lastschrift von nachfolgenderBankverbindung einzuziehen.Mitgliedsnummer/Mandatsreferenznummer: __________________________________________________________(wird von der Geschäftsstelle ausgefüllt)Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum,die Erstattung des belasteten Betrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinemKreditinstitut vereinbarten Bedingungen.Name des Kontoinhabers: _________________________________________________________IBAN: ___________________________________________________________________________________________Name des Kreditinstitutes: ________________________________________________________BIC: ______________________________________________________________________________________________<strong>Die</strong>ses Mandat gilt <strong>für</strong> wiederkehrende Einzüge, <strong>Die</strong> Beiträge werden jährlich zum 31. 01. eingezogen.Bei Eintritt <strong>im</strong> laufenden Jahr wird der Einzug zum 1.12. vorgenommen.Ort, Datum __________________________________________________________________________________Unterschrift _________________________________________________________________________________


Engagiert <strong>für</strong> die UniDer Vorsitzende des Marburger Hochschulrats Uwe Bicker wurde 70.Wissenschaft findet nicht <strong>im</strong> Elfenbeinturmstatt; um <strong>im</strong> europaweitenHochschulwettbewerbpunkten zu können, benötigt eineUniversität verlässlichen Rat– und dieser sollte so unabhängigwie sachkundig sein. In UweBicker hat die Philipps-Universitäteinen hervorragenden Ratgebergefunden: Mit der Wissenschaftebenso vertraut wie mitder Welt der Wirtschaft, steht erder Alma mater Marburgensisseit gut 15 Jahren sowohl an derSpitze des Marburger Universitätsbundesals auch als Vorsitzenderdes Hochschulrates zurSeite. Am 14. Juni feierte UweBicker – man mag es kaum glauben– seinen 70. Geburtstag.Ein Blick in seinen Lebenslaufoffenbart ein breites Spektruman Interessen und Talenten:Bicker schloss ein Studiumder Chemie mit einer Promotionin Berlin ab; es folgte einStudium der Medizin mit einerPromotion in Heidelberg. <strong>Die</strong>Habilitation erlangte er <strong>im</strong> Fach„Exper<strong>im</strong>entelle Chemotherapie“an der Medizinischen FakultätMannhe<strong>im</strong>. Seine Karrierein der Industrie begann beiBoehringer Mannhe<strong>im</strong> undsetzte sich bei Hoechst fort, woer jeweils verschiedene Führungspositioneninnehatte. AllChristian Steindies qualifiziert ihn bestens <strong>für</strong>die Herausforderungen desHochschulmanagements, denener sich seit 2012 als Dekan derMedizinischen Fakultät Mannhe<strong>im</strong>der Universität Heidelbergstellt.Bicker setzt sich seit vielenJahren in unterschiedlichenKontexten <strong>für</strong> die universitäreWissenschaft ein; da<strong>für</strong> erhielter zahlreiche Ehrungen, von denendas Bundesverdienstkreuzerster Klasse (2007) besondershervorzuheben ist. In Marburgengagiert er sich seit 1999 alsVorsitzender des Universitätsbundes,und seit 2000 kann diePhilipps-Universität auf seinewissenschaftliche Fachkompetenzund Managementerfahrung<strong>im</strong> Hochschulrat zählen.In meiner Zeit als Präsidentder Philipps-Universität habe ichstets auf guten Rat von Uwe Bickerzählen können; ich habeoft und gerne auf seine bewährteUrteilskraft vertraut.Der Universität ist zu wünschen,dass er ihr als Freundund Förderer noch lange erhaltenbleibt.>> Volker NienhausIHRE TAGUNG –UNSER SERVICEFür den Erfolg Ihrer Veranstaltungsetzen wir uns ein!• Veranstaltungsmöglichkeiten <strong>für</strong> bis zu1.000 Personen <strong>im</strong> Stadtzentrum• Verwaltung von Hotelz<strong>im</strong>merkontingenten• Erstellung individueller Rahmenprogramme• Planung, Organisation und DurchführungIhrer Veranstaltung• Einladungs- und Teilnehmermanagement• Beratung/Buchung von Leistungs trägernwie Gastronomie, Transfer, Technik, u.v.m.• GesamtkostenabwicklungMTM Tagungen und KongressePilgr<strong>im</strong>stein 26, 35037 Marburg, Tel.: 06421 9912-24tagungen@marburg.de, www.marburg.de > Tourismus & KulturDRUCK MTM-AZ_Uni Journal_186x65_sw_Feb15.indd 1 06.02.15 13:1957


PersonaliaPreise und EhrungenProfessor Dr. Dr. Uwe Bicker istmit der Ehrenmedaille des MarburgerUniversitätsbundes ausgezeichnetworden. Bicker erhieltdie Ehrung auf der diesjährigenJahresveranstaltung desFördervereins der Philipps-Universität,dessen Vorsitz der Medizinerund Chemiker innehat.Er ist auch langjähriger Vorsitzenderdes Hochschulrates derPhilipps-Universität. <strong>Die</strong> Ehrenmedaillewurde zum ersten Malverliehen.Pressestelle der Phulipps-UniversitätArchivHohe Auszeichnungen: Franz Karl Stanzel (links) erhielt den Ehrendoktortitel des Fachbereichs FremdsprachlichePhilologien, dem Kinder- und Jugendpsychiater Helmut Remschmidt (mitte) wurde die gleiche Ehre durchdie Uni Würzburg zuteil. HNO-Ärztin Magis Mandapathil wurde der Anton von Tröltsch-Preis verliehen.privatDer Fachbereich FremdsprachlichePhilologien der Philipps-Universität hat Professor Dr.Franz Karl Stanzel die Ehrendoktorwürdeverliehen. Der Anglistgilt als Begründer der modernenErzähltheorie und wurde<strong>für</strong> sein enges Verhältnis zurPhilipps-Universität und seineherausragenden wissenschaftlichenLeistungen geehrt.Der Marburger Kinder- und JugendpsychiaterProfessor Dr. Dr.Helmut Remschmidt hat von derMedizinischen Fakultät der Julius-Max<strong>im</strong>ilians-UniversitätWürzburg die Ehrendoktorwürdeverliehen bekommen. Von1980 bis zu seiner Emeritierung<strong>im</strong> Jahr 2006 leitete Remschmidtdie Klinik <strong>für</strong> KinderundJugendpsychiatrie der Philipps-Universität.Der Fachbereich Medizin hatdie Ehrendoktorwürde an ProfessorDr. Ze‘ev Paroush von derHebrew University Jerusalemverliehen. Paroush leitet die Abteilung<strong>für</strong> Entwicklungsbiologieund Krebsforschung. Er hatsich sehr <strong>für</strong> die Kooperationzwischen Marburg und Jerusalemeingesetzt.Der Marburger MikrobiologeProfessor Dr. Rudolf Thauer istmit einem „Lwoff Award“ dereuropäischen FachgesellschaftFEMS geehrt worden. Mit derAuszeichnung würdigte derDachverband europäischer mikrobiologischerInstitutionenThauers Beiträge zur mikrobiologischenForschung. Thauer hatdurch seine Forschung mehrereneuartige biochemische Prinzipienentdeckt und bis ins molekulareDetail aufgeklärt.Privatdozentin Dr. Magis Mandapathil,Oberärztin an derMarburger Universitäts-Klinik<strong>für</strong> Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde(HNO), hat dieEllen Thun<strong>Die</strong> Vorsitzende des Personalrats Marianne Tittel (2. von links) und der Kanzler der Philipps-Universität Dr. Friedhelm Nonne (rechts) gratulierten zum<strong>Die</strong>nstjubiläum. Hintere Reihe von links nach rechts: Herbert Klaus, Claudia Detriche, Günther Finger, Gerhard Paulus, Harald Donath, Daria Wieczorek,(vorne von links nach rechts) Angela Kailus, Heidi Hlawaty, Anita Fischer, Sibylle Lumpe, Inge Sprenger, Manuela Windholz, Carmen Schumacher58


höchste Auszeichnung <strong>für</strong> denwissenschaftlichen Nachwuchsin der HNO erhalten, den Antonvon Tröltsch-Preis der deutschenGesellschaft <strong>für</strong> Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie.Der Medienwissenschaftler ProfessorDr. Malte Hagener ist mitdem L<strong>im</strong>nia-Preis <strong>für</strong> das besteinternationale Filmbuch geehrtworden. Er erhielt die Auszeichnung,die jährlich von der italienischenUniversität Udine verliehenwird, <strong>für</strong> den von ihm herausgegebenenSammelband„The Emergence of Film Culture.Knowledge Production, InstitutionBuilding and the Fateof the Avantgarde in Europe,1919-1945“.25-jährige <strong>Die</strong>nstjubiläenHorst Aldag Fachbereich ChemieIris Apfelbaum FachbereichFremdsprachliche PhilologienProf. Dr. Jörg Bendix FachbereichGeographieProf. Dr. Lukas Bormann FachbereichEvangelische TheologieDr. Olaf Burghaus FachbereichChemieSergej Dorzweiler UniversitätsbibliothekAnita Fischer Zentrum <strong>für</strong>HochschulsportProfessor Dr. Armin Geyer FachbereichChemieElke Hermann Fachbereich MedizinAngela Kailus Bildarchiv FotoMarburgHerbert Klaus Dezernat IVProf. Dr. Klaus Lingelbach FachbereichBiologieUlrike Mandok-Kroll FachbereichMedizinMarianne Schäfer FachbereichGesellschaftswissenschaftenund PhilosophieCarmen Schumacher DezernatVIInge Sprenger Fachbereich MedizinProf. Dr. Stefan Weninger FachbereichFremdsprachliche PhilologienDaria Wieczorek HochschulrechenzentrumManuela Windholz FachbereichMedizin40-jährige <strong>Die</strong>nstjubiläenProf. Dr. Ralph Backhaus FachbereichRechtswissenschaftenVolker Drothler Dezernat IIGünther Finger BotanischerGartenHeidi Hlawaty Fachbereich MedizinGabriele Imhof Zentrum <strong>für</strong>LehrerbildungSibylle Lumpe Fachbereich MedizinGerhard Paulus Dezernat !VGisela Skitschak FachbereichPsychologieHarald Donath FachbereichChemieAngenommeneBerufungenProf. Dr. Sabine MüllerGeschichte und Kulturwissenschaften,Alte GeschichteDr. Ivo Züchner Erziehungswissenschaften,AußerschulischeJugendbildungVerstorbenAm 15. Februar 2015 verstarbProfessor Dr. Dr. h.c. mult. HansGeorg Leser. Der Jurist war von1968 bis zu seiner Emeritierung1994 Professor <strong>für</strong> BürgerlichesRecht, Rechtsvergleichung undInternationales Privatrecht.Während dieser Zeit hat er dieGeschicke des FachbereichsRechtswissenschaften mitgestaltetund geprägt: Er war Dekanund Direktor des Instituts <strong>für</strong>Rechtsvergleichung sowie Direktordes Juristischen Seminarsund Programmdirektor des Erasmus-Programmsam Fachbereich.Im Alter von 87 Jahren verstarbam 25. April 2015 Professor Dr.Herfried Amon. Er war von1960 bis 1991 am AnatomischenInstitut als Prosektor und Leiterder Abteilung <strong>für</strong> funktionelleAnatomie tätig. Neben seinemEngagement <strong>für</strong> die Lehre tat ersich durch Arbeiten zum zeitundfunktionsabhängigen Strukturwandelvon Organen hervor.Am 24. Mai 2015 verstarb ProfessorDr. Lothar Berger. Er lehrtevon 1969 bis 1990 das FachSprechwissenschaften am FachbereichGermanistik und Kunstwissenschaften.Er genoss besondereWertschätzung unter denStudierenden, setzte sich in unverwechselbarerWeise <strong>für</strong> dieFörderung des wissenschaftlichenNachwuchses ein undprägte maßgeblich die fachlicheDiskussion.Nach einem tragischen Unfallverstarb <strong>im</strong> Alter von 73 JahrenProfessor Dr. Edgar Hoffer. Erwar von 1985 bis zu seiner Emeriterung<strong>im</strong> Jahr 2007 am ehemaligenFachbereich Geowissenschaftentätig. Als engagierterForscher und Lehrer hat erseinem Fachgebiet, der Petrologie,wesentliche Impulse gegeben.Am 5. Mai 2015 verstarb die HistorikerinDr. h.c. Margret Lemberg<strong>im</strong> Alter von 79 Jahren. Siehatte 1997 die Ehrendoktorwürdedes Fachbereichs „NeuereDeutsche Literaturwissenschaftenund Kunstgeschichte“ <strong>für</strong>ihre historische Publikationstätigkeiterhalten. Lemberg lehrteam Gymnasium PhilippinumDeutsch, Geschichte und Kunstgeschichte,war Archivpädagoginam Hessischen Staatsarchivin Marburg und seit 1993 Mitgliedder Historischen Kommission<strong>für</strong> Hessen. Über viele Jahrehat sie zudem als stellvertretendeVorsitzende den Denkmalbeiratder Stadt Marburg unterstützt.Professor Dr. Albrecht Lütcke,Facharzt <strong>für</strong> Neurologe und Psychiatrie,verstarb am 28. Juni2015 kurz vor seinem 88. Geburtstag.Lütcke war seit den1960er Jahren Oberarzt am Universitätsklinikum.Er galt als besonderspatientenorientierter Klinikerund Forscher. 1983 gründeteer die Marburger Klinik <strong>für</strong>Neuroradiologie, die er bis zuseiner Emeritierung 1994 leitete.59


Ein forschungsreisender Mäzen„Zu den Vögeln unterwegs “ – Das biografische Rätsel rund um die Philipps-Universitättiere. Nach dem 2. Weltkriegwurde das Museum zur Herberge<strong>für</strong> den aufke<strong>im</strong>enden Parlamentarismusder westdeutschenBundesrepublik.Geboren wurde er in einerdeutschen Auswandererfamilie,die mit Zuckerfabriken in Russlandihr Glück machte. <strong>Die</strong> erstenJugendjahre verbrachte erin der Hauptstadt des Zarenreichs;dort erhielt er privatenSchulunterricht und erste Unterweisungin Naturgeschichte.Des milderen Kl<strong>im</strong>as wegen zogdie Familie zeitweise an denRhein.Der Unterricht am Gymnasiumvor Ort war wenig erfolgreich;viel lieber beschäftigte ersich mit der Beobachtung vonVögeln und dem Sammeln ihrerEier. Auch ein Wechsel in dasberühmte „Schulpforta“ fruchtetenicht. Im westfälischen Burgsteinfurt,wo er neben demSchulunterricht reichlich Betätigungin der Naturerkundungfand und sich mit der Jagd vertrautmachte, scheiterte er ander Lateinprüfung.Mit „kleiner Matrikel“ ließer sich an der Universität Greifswaldeinschreiben, trat einerStudentenverbindung bei undfrönte seinem Jagdfieber, demgelegentlich auch Kraniche undSchwarzstörche zum Opfer fielen.Da an ein Vollstudium ohneAbitur nicht zu denken war,holte er die Reifeprüfung aneinem pommerschen Gymnasiumnach und fand am Ort seinegroße Liebe, die er heiratete unddie ihn von da an auf Forschungsreisenbegleitete.Sein Zoologie-Studiumsetzte er zunächst in Greifswaldund dann an anderen Hochschulenfort, bevor er schließlichan der Philippina die höherenakademischen Weihen erhielt.Dank seiner beträchtlichenGeldmittel führte er danach einLeben als Privatgelehrter, erwarbin einer rheinischen Universitätsstadtein größeres Anwesen,habilitierte sich dort undwurde schließlich ein anerkannterVogelkundler.Seinen Wohnsitz ließ er zueinem großzügigen MuseumDes Mäzens liebstes Studienobjekt:Der Schuhschnabel„Nicht blutsaugende Parasiten<strong>im</strong> Gefieder von Wasservögeln“waren Gegenstand seiner MarburgerDissertation, Ornithologiewurde seine Leidenschaft.Ein beträchtliches Erbe ermöglichteihm umfangreiche Reisenzur Erkundung der Vogelwelt indie unterschiedlichsten Regionender Erde: nach Helgolandund Capri, nach Madeira undTeneriffa, in die Wüsten Algeriens,in den ägyptischen Sinai,zu Inseln <strong>im</strong> nördlichen Polarmeerund zu den Quellflüssendes Weißen Nil. Manch ein Vogelwurde dabei von ihm selbstgeschossen, sachkundig präpariertund beschrieben. <strong>Die</strong> Erkenntnissewurden, zusammenmit Beobachtungen aus dem Lebensraumder Tiere, in ornithologischenBüchern verarbeitet.Ein naturkundliches Museum,einst von ihm gestiftet undin Notzeit vom deutschen Staatfertiggestellt und übernommen,bewahrt seinen Namen undzeigt die <strong>im</strong> <strong>Die</strong>nst der Wissenschafterlegten Vögel sowie weiterezumeist exotische Wirbelumbauen,das wegen kriegsbedingterInflation und dem Verlustseines russischen Vermögensaber erst Jahrzehnte späterseiner endgültigen Best<strong>im</strong>mungzugeführt werden konnte.>> Norbert NailQuartl (Commons)Preisrätsel: Mitmachen und gewinnenImpressumWissen Sie, um wen es sichhandelt? Dann schicken Sieeine Postkarte mit der Lösung,Ihrem Namen und demStichwort „Rätsel“ an diePhilipps-Univer sität, RedaktionUnijournal, Biegenstr. 10,35032 Marburg oder sendeneine E-Mail an unijournal@uni-marburg.de. Unter denrichti gen Einsendungen verlosenwir den Band „Wir sind,was wir erinnern. Zwei Generationennach Auschwitz.St<strong>im</strong>men gegendas Vergessen“.(HartungGorre Verlag)Einsendeschluss:30.September2015.Er war‘s – Ein fast vergessenerErfinderAuflösung des Rätsels <strong>im</strong>Unijournal Nr. 46Gesucht wurde der erste Herstellerdes russischen Hartporzellans,Begründer der KaiserlichenPorzellanmanufaktur inSt. Petersburg, der MoskauerMitschüler, Marburger Kommilitoneund Freund Michail Lomonossows,Schützling des PhilosophenChristian Wolff undSchüler des Freiberger Arztesund Bergrats Johann FriedrichHenckel - der <strong>im</strong> kirchenreichenmittelrussischen Susdal geboreneDmitrij Ivanovic Winogradov(1720-1758).Ein sächsischer Reisepassvon 1741 kennzeichnete ihn als„von großer Statur“ und „mitdunkelbraunen Haaren“. EinWinogradow (Commons)Dmitry Winogradovs Porzellanmarke„W“, Siegel der kaiserlichenPorzellanmanufakturBildnis ist nicht bekannt. Erbleibt über seine Porzellanmarke„W“ (Winogradow) inErinnerung, die auf wenigenSammlerstücken erhalten ist.Gewusst hat es – nebenvielen anderen – Dr. Peter Rinzeaus Buchholz. Wir gratulierenzum Gewinn!Unijournal Nr. 47, Sommer/Herbst 2015Herausgeber: <strong>Die</strong> Präsidentin der Philipps-Universität Marburg gemeinsam mit demVorstand des Marburger UniversitätbundesRedaktion: Philipps-Universität Marburg,Biegenstraße 10, 35 032 Marburg; JohannesScholten (js) verantwortlich, Ellen Thun (et);Ständige Mitarbeit: Katja John (kj), AndreaRuppel (ar), Dr. Gabriele Neumann (gn),Matthias Fejes (mf)<strong>Die</strong> in den Beiträgen geäußerten Meinungenspiegeln nicht unbedingt die Ansicht derRedaktion wider.Tel./Fax: 06421 28-25866 / -28903E-Mail: unijournal@uni-marburg.deFotos: Titel: Adolf BraunGrafik: M.MEDIA, m-media@arcor.deDruck: Silber Druck oHG,info@silberdruck.deAnzeigen: Anzeigenverwaltung WaltraudGreilich, greilich@avc-anzeigenverwaltung.deVersand: Lahnwerkstätten MarburgAuflage: 8.000Abonnements: Abonnements können beider Redaktion bestellt werden. Universitätsangehörigekönnen über die Redaktionein kostenfreies Abonnement über dieHauspost beziehen. Der Bezug des Unijournalsist <strong>im</strong> Mitgliedsbeitrag <strong>für</strong> den MarburgerUniversitätsbund enthalten.Erscheinungsweise: Das MarburgerUnijournal erscheint dre<strong>im</strong>al jährlich.ISSN 1616-180760


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