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Die Wiege im Labor Einstieg für Aussteiger

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ausbreitete. In Heidelberg agitiertenrechte Studenten mitreichsweiter Unterstützung gegenden Professor, der als Judeund Sozialist ein ideales Feindbildabgab. Als ihm 1932 dieLehrerlaubnis entzogen wurde,gehörte der inzwischen in Marburgwirkende Albrecht Götzezu den wenigen, die öffentlichprotestierten.Unterdessen waren rechtskonservativeund nationalsozialistischeBestrebungen auch ander Philipps-Universität und inder Stadt Marburg zum festenBestandteil des öffentlichen Lebensgeworden. Eine deutlicheMehrheit der Studenten war inVerbindungen organisiert, vondenen nicht wenige <strong>im</strong> NationalsozialistischenStudentenbundaufgehen sollten. In ihrerZurückweisung der „Schmachvon Versailles“, der mythischenÜberhöhung von Krieg und Soldatentumund der elitären Distanzzur parlamentarischen Demokratietrafen sich Verbindungsstudentenmit Professoren.In einer Stadt ohne nennenswerteArbeiterschaft hatten dielinken Parteien nur eine schmaleBasis. So muss Marburg schonAnfang der 1930er Jahre als Nazihochburgbezeichnet werden.<strong>Die</strong> NSDAP erzielte in den Jahren1930 und 1932 Wahlergebnissevon 28,8 und 53,3 Prozent.Als Götzes Entlassung in dieWege geleitet wurde, fiel dieEntscheidung auch auf Grundbelastender Schreiben, die inMarburg verfasst wurden. Alsbesonders bemerkenswert siehtArchiv Maier-Metz<strong>Die</strong> Teilnahme am Weltkrieg machte Albrecht Götze zum Pazifisten.Maier-Metz die Rolle des Kuratorsder Universität, Ernst vonHülsen. <strong>Die</strong>ser trug akribischDokumente zusammen, um zubelegen, „dass die Persönlichkeitdes Professors Dr. Götze zu erheblichenZweifeln Anlass gibt.“Zur Begründung musste nichtnur die Unterstützung des KollegenGumbel herhalten, sondernauch Götzes Nicht-Teilnahme ander „Reichsgründungsfeier“ derUniversität <strong>im</strong> Jahr 1931. Götzehatte gegenüber dem Rektor seineAbsage damit begründet,dass ihm das Zeremoniell derVeranstaltung nicht behage. <strong>Die</strong>seswar unmissverständlich militaristischund deutschtümelnd.<strong>Die</strong>sen und weitere kleine Vorgängeinnerhalb der Universitätlegte von Hülsen offensiv undmit klarer Wertung gegen Götzeaus. Maier-Metz bezeichnet diesenBefund über die Rolle desKurators als eine der größtenÜberraschungen, die seineNachforschungen zutage förderten.„Für mich sind meineRechercheergebnisse ausreichend,um festzustellen, dassdie Benennung des ehemaligen‚Jubiläumsbaus‘ der Universitätnach Ernst von Hülsen nichtmehr tragbar ist.“Für Albrecht Götze und seineFamilie markierte die Entlassungden endgültigen Bruch mitMarburg. Über verschiedeneStationen emigrierten sie in dieUSA; in Yale konnte der Orientalistseine wissenschaftliche Karrierefortsetzen. Eine Rückkehrnach Kriegsende kam <strong>für</strong> ihnnicht in Frage – zu deutlich warendie Signale aus der Universität,dass man sich nicht mit demgeschehenen Unrecht auseinanderzusetzengedenke.Harald Maier-Metz hat <strong>für</strong>seine Recherchen auch Kontaktzu Götzes Tochter MariannePfeiffer und anderen Familienmitgliedernaufgenommen. „DerFamilie gegenüber sehe ich esals ein Gerechtigkeitsanliegen,zumindest eine Dokumentationder Vorgänge zu leisten.“>> Stefan SchoppengerdHarald Maier-Metz: Entlassungsgrund:Pazifismus. Albrecht Götze,der Fall Gumbel und die MarburgerUniversität 1930–1946, Münster2015, ISBN 978-3-8309-3193-5, 248 Seiten, 38 EuroGute Chemie verbindet.Spezialchemie <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung.++ 200.000 Produkte aus der organischen, anorganischen undmetallorganischen Chemie erhalten Sie bequem über unsereProdukt- und Struktursuche auf www.abcr.de. Produktauswahlüber abcr ePaper auf www.abcr.de zum komfortablen Lesen undSuchen am Bildschirm. Ihr Einkauf <strong>im</strong> Webshop www.abcr.de:Einfach - Schnell - Zuverlässig.

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