11.08.2015 Views

011.pdf

  • No tags were found...

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

7Eine Idee „lernt laufen“ und verändert allesClara Fey und ihre Gemeinschaft der „Schwestern vom armen Kind Jesus“ - Teil 2.Geschwister FeyWir bleiben einer fitten Frau auf der Spur. Clara Fey,Kind aus wohlhabendem Hause, lernt schon früh zuschauen auf das, was in der ersten Hälfte des 19. Jh.in ihrer Heimatstadt Aachen passiert. Clara ist „Kind“ der Zeit derIndustrialisierung in Europa. Später wird man diese Zeit das Zeitalterder „Industriellen Revolution“ nennen. Aber später wird man auchanalysieren, dass in dieser Zeit die Kinderarbeit zu katastrophalensozialen Folgen führte. Konkret in Aachen „zählte man 1805 zumBeispiel in der Fabrik der Familie Jecker von den 250 Arbeitskräften225 Kinder zwischen vier und zwölf Jahren.“ 1 Solche Kinderarbeiteten oft über 12 Stunden pro Tag für einen Hungerlohn.Im Hause Fey waren Arbeitslosigkeit und Kinderarmut Thema.Die Geschwister Fey, wache Priester der Stadt, Freundinnen vonClara und andere sozial engagierte Frauen trafen sich sonntäglich.Ihr Ziel, Perspektiven zu suchen, um der körperlichen undgeistigen Verarmung und Verelendung vieler Menschen in ihrerStadt etwas entgegen zu setzen. In Claras Gedanken und Herzbegann nun unaufhaltsam eine Idee "laufen zu lernen", die ihr Lebenradikal verändern würde.Clara und mit ihr ihre ersten Begleiterinnen in diesem Prozess,begannen ihre persönliche Zukunft mit dem Schicksal besondersder in Armut lebenden Kinder und Jugendlichen in Verbindung zubringen. Das bedeutete für sie, die eigene persönliche Zukunftkonkret und dauerhaft mit der Existenz der Armut von Kindern zuverbinden. Sie wollten mit diesen armen Kindern nicht mehr nur imVorübergehen zu tun haben, sondern sie wollten sich biografischan jedes dieser armen Kinder binden.Luise Henseldarin, dass unsere Gesellschaft solche Entschiedenheit (unabhängigdavon in welche Lebensform eingebettet) braucht, um in ihrem Kernzu überleben. Das spüren Menschen auch heute!Faszination üben Menschen aus, die versuchen unsere Gesellschaftdavon abzuhalten in ihren tiefsten Abgrund zu stürzen, den derVergessenheit des Anderen. Gesellschaft kann konstitutiv nurexistieren, wenn sie wertschätzend und wertschöpfend auch dieSchwachen in den Blick nimmt, und das sind auch heute noch imBesonderen Kinder.Auf diesem Weg, den Clara nun eingeschlagen ist, spielte eineihrer Lehrerinnen eine zentrale Rolle. Sie ist heute bekannt alsdie Dichterin Luise Hensel. Von 1827 bis 1833 unterrichtetesie am St.-Leonhard-Stift in Aachen, dem heutigen St. LeonhardGymnasium. Welche Qualität hatte ihr Unterricht damals?Luise Hensel vermittelte, gestützt auf ihren Glauben, auch in derUnterrichtung von Kunst und Literatur die Grundlagen einereigenverantworteten Bildung. Sie führte so im damaligenSchulsystem fort, was in Claras Elternhaus schon grundgelegtwurde: Bildung ist auch Eigenverantwortung, der aber die Chancegegeben werden muss, sich bilden zu können.Autor: Christoph StenderAnzeigeDieser Wunsch, aus christlicher Überzeugung gereift, ist derKern dessen, was später Claras Apostolat genannt werden wirdund das derer, die sich in der von ihr gegründeten Gemeinschaftder „Schwestern vom armen Kind Jesus“ organisierten undorganisieren. Die Faszination, die von der Entwicklung einerPersönlichkeit wie der von Clara ausgehen kann, liegt nicht nur in derenhistorischen Betrachtung. Faszination für solche Menschen liegt auch1. Hermans, Jo. Im Dienst des Armen Kindes, S. 15. Originalausgabe: Hermans,Jo. In dienst van het arme kind. Verlag Stichting R. K. Voorlichting, Oegstgeest,Reihe Katholieke Informatie, 1993. Übersetzung der Originalausgabe insDeutsche Ernst Savelsberg.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!