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Das Handy – oder: vom erzählerischen<br />

Umgang mit dem Mobiltelephon<br />

Sabine Wienker-Piepho<br />

Das kulturwissenschaftliche Denken muß sich<br />

den Folgelasten der Modernisierung durch<br />

Naturwissenschaft und Technik stellen. Helge<br />

Gerndt 1997.<br />

Umberto Eco hatte schon 1992 die Besitzer von Mobiltelephonen<br />

in verschiedene Gruppen eingeteilt; einerseits die Zwanghaften,<br />

die ständig die Sicherheit brauchen, mit dem Arzt oder einem<br />

Notdienst in Kontakt treten zu können; andererseits diejenigen,<br />

die – beruflich bedingt – immer erreichbar sein müssen –<br />

beispielsweise Feuerwehrmänner, Schiedsrichter, Hausmeister<br />

oder Präsidenten. Drittens schließlich die Ehebrecher. Für alle<br />

drei Kategorien solle man Verständnis haben, forderte Eco, insbesondere<br />

für die Ehebrecher, da sie zumeist äußerst diskret<br />

vorgingen. Keinen Respekt konnte Eco hingegen für Handy-Benutzer<br />

aufbringen, die sich aufgrund innerer Leere und Schwatzhaftigkeit<br />

nie dem Drang zur Interaktion entziehen können oder<br />

ständig öffentlich zeigen müssen, wie begehrt sie sind (Eco 1993:<br />

143). Das Handy als Prothese des beziehungsgestörten Menschen<br />

– den “Handy-Geschichten” zufolge, um die es in meinem<br />

Beitrag gehen soll – macht gerade diese Benutzergruppe heutzutage<br />

den Großteil der Mobiltelephonierer aus.<br />

Wandel und Kontinuität. Als Anfang der neunziger Jahre<br />

die ersten Handys in Deutschland den Markt zu erobern begannen,<br />

kursierte eine Variante über einen neuen Berufszweig, den<br />

“Rent-a-Call”-Servicebediener:<br />

Handybesitzer konnten sich bei Rendevous’ oder Geschäftsbesprechungen<br />

für eine bestimmte Summe von einem extra<br />

angemieteten Call-Service anrufen lassen. Beliebt waren besonders<br />

getürkte Anrufe, angeblich aus dem Ausland, bei denen der<br />

... vom erzählerischen Umgang mit dem Mobiltelephon<br />

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