PDF - JuSER - Forschungszentrum Jülich
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Literaturübersicht<br />
2.2 Aufbau und Mikrostruktur von Nickelbasis- und Nickel-Eisen-Basis-<br />
Superlegierungen<br />
Nickelbasis-Superlegierungen bestehen im wesentlichen aus zwei Hauptphasen, der kubisch<br />
flächenzentrierten γ-Phase als Matrix und der ebenfalls kubisch flächenzentrierten L1 2<br />
geordneten γ’-Phase. Ausnahme sind mischkristallgehärtete Nickelbasislegierungen [2.2.1].<br />
Das Gefüge von Ni-Fe-Legierungen ist komplexer. Abhängig von der Zusammensetzung und<br />
Wärmebehandlung enthält es außer der γ- und γ’-Phase noch γ’’-, η- und δ-Phase [2.2.2].<br />
2.2.1 Matrix: Die γ-Phase<br />
Die γ-Phase ist der Mischkristall, der neben dem Basiselement (Ni) wesentliche Zusätze von<br />
Co, Fe, Cr, Mo, W enthalten kann. Die Legierungselemente sind in der Matrix gelöst und<br />
verfestigen den Mischkristall durch deren „Atomgrößen-Fehlpassung“ gegenüber dem Nickel<br />
und verändern zudem die Stapelfehlerenergie des Systems (besonders Cr und Co), was die<br />
Quergleitung von Versetzungen beeinflusst [2.2.3]. Die chemische Zusammensetzung<br />
bestimmt nicht nur die mechanischen Eigenschaften, sondern auch die Korrosions- und<br />
Oxidations-Beständigkeit. Von den Elementen (Al, Ti, Nb, Ta, V) können nur begrenzte<br />
Volumenanteile in dieser γ-Matrix gelöst werden. Neudings wird auch mit Elementen wie<br />
Re, Ru und Ir die Matrix legiert.<br />
2.2.2 Ausscheidung zur Verfestigung: Die γ’-Phase<br />
Die größte Festigkeitssteigerung wird durch die<br />
gezielte Ausscheidung einer zweiten Phase in<br />
der γ-Matrix erreicht. Durch Zulegierung der<br />
Elemente Al und Ti bildet sich im Nickel-<br />
Mischkristall die kohärente (nahezu gleicher<br />
Gitterparameter a γ ~a γ’ ) intermetallische<br />
γ’-Phase. Sie kristallisiert im L1 2 -Gittertyp mit<br />
der theoretischen Zusammensetzung Ni 3 Al, d. h.<br />
die Ni-Atome besetzen die Flächenmitten und<br />
die Al-Atome die Ecken einer kubisch<br />
flächenzentrierten Elementarzelle.<br />
Ni<br />
Al<br />
Abbildung 2.4: Kristallstruktur von<br />
γ’-Phase<br />
Die zulegierten Elemente werden in drei Klassen eingeteilt, und zwar in solche, die die<br />
Ni-Atome, die Al-Atome oder beide Atomsorten substituieren können. Durch Substitution<br />
von Al wird die γ’-Phase stabilisiert. Man bezeichnet die Al-Substituenten (Ti, Nb, Ta, V,<br />
Mn und Si) deshalb auch als γ’-Bildner. Eine andere Gruppe sind die Elemente (wie z.B. Co<br />
und Cu), die die Ni-Atome substituieren konnen. Fe, Cr, W und Mo können die beiden<br />
Elemente substituieren und zählen zur dritten Gruppe.<br />
Die Größe des Misfits (Abweichung der Gitterparameter der γ-und γ’Phase) ist von der<br />
Zusammensetzung der γ- und γ’-Phase abhängig. Bei niedrigen bis mittleren Temperaturen<br />
bewirken hohe Kohärenzspannungen eine hohe Festigkeit und Härte, bei hohen Temperaturen<br />
ist ein geringerer Misfit günstiger. Die Form der γ’-Ausscheidungen hängt vom Misfit<br />
zwischen γ-Matrix und γ’-Phase ab. Runde Teilchen haben einen Misfit nahe 0 während<br />
kubische Teilchen einen höchsten Misfit aufweisen. Es bleibt anzumerken, dass bei<br />
Ni-Fe-Legierungen das Titan und nicht das Aluminium das wichtigste Element für die<br />
γ’-Ausscheidung ist [2.2.4, 2.2.5, 2.2.6].<br />
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