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Nr. 27 Auf Spritztour durch Sachsen - Hotel Alt Connewitz

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Auf Spritztour durch Sachsen<br />

Leipziger Automobilbaus. Ironie<br />

der Geschichte: Ganz verschwand<br />

die Motorisierung<br />

nicht von dem Werksgelände,<br />

wo einst Polymobil, DUX und<br />

NAG-Büssing das Laufen<br />

lernten. Als „Roter Stern“ diente<br />

das Werk bis 1991 in Diensten<br />

der Sowjetarmee der Reparatur<br />

von Lkw- und Panzermotoren.<br />

45 „autolose“ Leipziger Jahre<br />

zwischen 1945 und 1990?<br />

Mitnichten. Die Leipziger Messe<br />

hielt Tuchfühlung zur internationalen<br />

Autoindustrie. Auch wenn<br />

sich der Wunsch nach dem eigenen<br />

Wagen damals für die meisten<br />

erst nach jahrelangem<br />

Warten erfüllte – in den Ausstellungshallen<br />

der Technischen<br />

Messe waren die begehrten<br />

Automobile so professionell ausgestellt,<br />

als müssten Kaufgelüste<br />

erst noch geweckt werden.<br />

Trabant und Wartburg genossen<br />

gewissermaßen ostdeutsches<br />

„Heimrecht.“ Skoda, Lada,<br />

Polski Fiat und Dacia waren die<br />

Abgesandten aus den „Bruderländern.“<br />

Was sich im automobilen<br />

Westen tat, wurde regelmäßig<br />

durch Mercedes-Benz präsentiert,<br />

ab den 1970er Jahren auch<br />

durch VW. Überhaupt haben<br />

unterschiedliche Marken immer<br />

mal wieder auf der Leipziger<br />

Messe getestet, ob sie denn<br />

nicht mit der in automobilen Angelegenheiten<br />

schwächelnden<br />

DDR ins Geschäft kommen<br />

könnten. So wie FIAT zum<br />

Beispiel. 1966 wagte Porsche einen<br />

Versuch mit einem „Elfer“<br />

im feinen Lack der Autobahnpolizei<br />

– es kam zu einem Volksauflauf<br />

am Messestand. 1969 zeigte<br />

NSU in Leipzig den Ro 80 –<br />

das IFA-Kombinat liebäugelte<br />

vorübergehend mit dem Wankelmotor.<br />

Auch weit im Osten<br />

starteten die Motoren. Wer hatte<br />

vor 50 Jahren denn schon jemals<br />

einen PKW aus chinesischer<br />

Produktion gesehen?<br />

Einmal verschlug es einen lackund<br />

chromglänzenden „Hongqi“<br />

(Rote Fahne) nach Europa – natürlich<br />

auf die Leipziger Messe,<br />

im Frühjahr 1960.<br />

Der wirtschaftliche und politische<br />

Umbruch im Osten Deutschlands<br />

bescherte dem Autothema<br />

nach langer Durststrecke<br />

besonders in Leipzig einen Frühling<br />

der Gefühle und Leidenschaften.<br />

Ab 1990 hieß das<br />

Messe-Motto Auto Mobil International<br />

– nun nicht mehr als<br />

reizende Show unerreichbarer<br />

Angebote, sondern im Gegenteil<br />

als plötzliche Gelegenheit, um<br />

zu betrachten, zu vergleichen<br />

und – natürlich – zu kaufen.<br />

Dass der Wiederaufstieg der<br />

Leipziger Industrie ausgerechnet<br />

mit der Ansiedlung zweier be-<br />

Funkelnde Karossen können die Besucher der Auto Mobil International nicht nur<br />

auf der Messe bewundern. Zum 5. Mal startet am 17.4.2010 um 12 Uhr vor der<br />

Glashalle der Autokorso zur AMI. Vom modernen Roadster bis hin zum Oldtimer<br />

ist für jeden Autofreund etwas dabei.<br />

Der „Hongqi“ - eine Funktionärslimousine mit Formanleihen aus den USA – stand<br />

1960 auf der Leipziger Messe in der Kollektivausstellung der VR China.<br />

sonders imageträchtiger Automarken<br />

– Porsche und BMW –<br />

begann und die Automobilproduktion<br />

nach mehr als einem<br />

halben Jahrhundert Unterbrechung<br />

in die Messestadt zurückkehrte,<br />

ist ein besonderer<br />

Vorteil. „Nichts ist unmöglich“<br />

gilt seit 20 Jahren eben nicht<br />

nur als Werbeslogan einer der<br />

vielen Automarken, die damals<br />

in den Osten Deutschlands aufbrachen.<br />

Helge-Heinz Heinker<br />

Die Zündkerze machte am Johannisplatz<br />

viele Jahre Werbung für „Isolator“.<br />

Seit 2005 ist sie im Museum<br />

der bildenden Künste ausgestellt.<br />

<strong>NÄHER</strong>><strong>dran</strong> Nr. 27/März 2010 – Mai 2010 17

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