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Nr. 27 Auf Spritztour durch Sachsen - Hotel Alt Connewitz
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im fokus<br />
Das Kalenderblatt – 18.4.1960<br />
50. Geburtstag von Neo Rauch<br />
Im Wunderland<br />
Deutsche Wertarbeit ist zu bewundern.<br />
Made in Leipzig. Von<br />
der hiesigen Kunsthochschule<br />
kommen Dinge, die mittlerweile<br />
ein Begriff sind. Weniger Dürerhasen,<br />
aber Gegen ständ lich-<br />
Figürliches in gediegener malerischer<br />
Qualität. Von Absolventen,<br />
die vor allem bei Arno<br />
Rink und Sighard Gille ihr<br />
Handwerk erlernten. „Sie haben<br />
den Jungs etwas mitgegeben,<br />
wonach sich die globale Welt<br />
wieder sehnte: Malerei!“ Eines<br />
dieser Talente wird jetzt 50. Er<br />
hat also das Beste noch vor sich.<br />
Neo Rauch. Vollwaise. Sein<br />
Vater, Hanno Rauch, ist 1959 im<br />
Matrikelbuch der Hochschule für<br />
Grafik und Buchkunst eingetragen.<br />
Der Sohn knüpfte daran an.<br />
Student von 1981 – 86 in der<br />
Fachklasse von Arno Rink,<br />
Zimmer 72. Meisterschüler bei<br />
Bernhard Heisig von 1986 – 90.<br />
Als Assistent von Arno Rink<br />
sammelte er Erfahrungen als<br />
Lehrender, die mit einer Professur<br />
Neo Rauch. Begleiter<br />
Die Ausstellung im Museum<br />
der bildenden Künste Leipzig<br />
vermittelt vom 18.4. bis<br />
15.8.2010 erstmals einen<br />
Über blick zu Neo Rauchs<br />
Bildern aus der Schaffensphase<br />
2007 – 2010 und zeigt<br />
frühe Werke aus amerikanischen<br />
Privatsammlungen.<br />
www.mdbk.de<br />
Petra Hedorfer (Vorstandsvorsitzende der DZT), Volker Bremer (LTM GmbH), Neo<br />
Rauch und Ricarda Lindner (Leitung der DZT-Auslandsvertretung New York) im Jahr<br />
2008 in der Galerie Zwirner<br />
Axel Krause und Neo Rauch am<br />
16.11.1989 im D-Zug nach Essen<br />
von August 2005 bis Februar<br />
2009 vorerst abschlossen.<br />
Öffentlich wahrgenommen wurde<br />
er zuerst in einer Gruppenausstellung<br />
1986 im Lindenau-<br />
Museum Altenburg. In der X.<br />
Kunstausstellung (1988) gab es<br />
von ihm zwei Bilder. Mit Kommilitonen<br />
stellte er 1989 in der<br />
Galerie am Thomaskirchhof aus.<br />
Die „Bilder für Morgen“ beschrieb<br />
ein Kritiker so: „Eine junge<br />
Malergeneration ist unterwegs.<br />
Wohin es geht, weiß man<br />
noch nicht so genau“. Seine<br />
Bilder aus den 1980er Jahren<br />
lässt der Künstler nicht mehr gelten.<br />
Bei Schwind hingen 1991<br />
unter dem Motto: „Avanti dilettanti“<br />
Bilder junger Leipziger,<br />
darunter Neo Rauch. Die<br />
Dresdner Bank zeigte 1993 Gemälde<br />
von ihm in der Malweise,<br />
wie man sie heute kennt. Man<br />
attestierte ihm „Andeutungen,<br />
Paraphrasen und Metaphern als<br />
Elemente seiner Kompositionen“.<br />
Er selbst äußert sich 1995<br />
bei einer Ausstellung in Lübeck<br />
zu seinem Werk, das in zehn<br />
Jahren eine fließende Entwicklung<br />
ohne Azur, aber mit Bergund<br />
Tal wanderungen hatte. Und<br />
„die Gefahr des Verschwindens<br />
im abstrakten Dschungel habe<br />
ich auch kennen gelernt“. Der<br />
Mauer fall hatte auf seine Entwicklung<br />
keine Aus wir kungen.<br />
1997 erhält Neo Rauch den<br />
Kunstpreis der LVZ. Man spürte,<br />
dass hier ein Künstler unterwegs<br />
war, der sich nicht blenden ließ,<br />
so in der Laudatio. 1998 hat der<br />
„Frischling endgültig sein Fell<br />
gewechselt“. In Anlehnung an<br />
Clausewitz bedeutet für ihn malen<br />
„die Fortsetzung des Traums<br />
mit anderen Mitteln“. Bei der<br />
Ver leihung des Vincent van<br />
Gogh-Awards 2002 hieß es, Neo<br />
Rauch sei ein Garant für die<br />
„Welt anschauung“ Malerei. In<br />
Wolfs burg 2006 sagte der<br />
Direktor des Museums: „Vor<br />
nicht allzu langer Zeit galt es im<br />
Westen als Sündenfall, Bilder mit<br />
gegenständlichem Ballast zu<br />
füllen...“. Und der Maler bei<br />
Eigen&Art 2006: „Viele empfinden<br />
die Wiederkehr der gegenständlichen<br />
Malerei als etwas<br />
Schauriges, das man ertragen<br />
muss“. Wenn das die Höhlenmaler<br />
von Lascaux geahnt hätten!<br />
Nordamerika entdeckte den<br />
Leipziger durch dessen umtriebigen<br />
Galeristen und Geburtshelfer<br />
Gerd Harry Lybke schon<br />
1999 auf der Amory Kunstmesse<br />
in New York. Es folgten: Die LVZ<br />
Collection 2005 in Honolulu und<br />
in der New Yorker Met of Art<br />
2007 mit „para“. 2008 zeigte<br />
David Zwirner (N.Y.) zwölf<br />
Gemälde des deutschen Malers.<br />
„The Leipzig Painters“ mit ihrem<br />
Doyen Neo Rauch wurden in<br />
den USA zum Markenbegriff. Er<br />
ist selbst ein Label. Peng! Die<br />
Malkunst aus Leipzig wurde<br />
geadelt, als gäbe es sie erst jetzt.<br />
Neo Rauchs Bildinhalte zwingen<br />
mit ihrer Motivfülle zu genauer<br />
Wahrnehmung. Die Bilder spiegeln<br />
Geheimnisvolles, Enig matisches<br />
wider. An ihnen sollte<br />
man sich nicht satt sehen, sondern<br />
satt rätseln. Und glücklich<br />
wie Ödipus sein, einige Mysterien<br />
gelöst zu haben. Er durchdenkt<br />
aber auch seine Worte diszipliniert<br />
und formt erstaunliche<br />
Wortbilder. Selbstbildnisse gibt<br />
es zurzeit nicht. Aber kürzlich erschien<br />
ein Buch („Schilfland“)<br />
mit Zeichnungen von ihm.<br />
Manches macht er unentgeltlich<br />
wie drei Glasfenster für den<br />
Naumburger Dom. Wer nun unbedingt<br />
einen Rauch für die gute<br />
Stube haben möchte, mailt in<br />
das südchinesische Kopier zentrum<br />
Dafen. Jedes Motiv für etwa<br />
130 Euro, „handgemalt auf<br />
Leinwand“, ist da erhältlich.<br />
Martin Leipnitz<br />
„Vater“ (200 x 150 cm, 2007)<br />
1 Ticket, 2 Einrichtungen<br />
Für 15 Euro kann man zwei<br />
große Ausstellungshäuser besuchen:<br />
das Asisi Panometer<br />
Leipzig mit seiner Ausstellung<br />
„AMAZONIEN“ und das Museum<br />
der bildenden Künste.<br />
Das Ticket ist in beiden Ausstellungen<br />
erhältlich.<br />
www.asisi.de, www.mdbk.de<br />
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