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Nr. 27 Auf Spritztour durch Sachsen - Hotel Alt Connewitz
Nr. 27 Auf Spritztour durch Sachsen - Hotel Alt Connewitz
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oulevard<br />
„Mein Leipzig lob‘<br />
ich mir ...“<br />
Michael Triegel porträtierte<br />
den Mäzen im Jahr 2006<br />
Jamina Jahnel im Gespräch mit<br />
Wolf-Dietrich Freiherr Speck<br />
von Sternburg<br />
Wo, wenn nicht in einem Museum<br />
trifft man einen Kunstmäzen?<br />
Ich verabredete mich<br />
mit Wolf-Dietrich Freiherr<br />
Speck von Sternburg im „Café<br />
Michaelis“, im Museum der bildenden<br />
Künste. Ein idealer Ort,<br />
der seine Verbindung zur Stadt<br />
widerspiegelt. Die Gründe für<br />
seine Leipzig-Leidenschaft liegen<br />
in der Vergangenheit. Am<br />
17.2.1935 in Stolp/Pommern<br />
geboren, wurde er 1945 mit seiner<br />
Familie aus der Heimat vertrieben.<br />
Aufgrund fehlender finanzieller<br />
Unterstützung konnte<br />
er in der Nachkriegszeit nicht<br />
studieren. So entschied er sich<br />
auf Empfehlung eines Onkels,<br />
eine Ausbildung zum Hotelkaufmann<br />
in München anzutreten.<br />
„Nach der Ausbildung hatte ich<br />
das große Glück, ins Ausland<br />
gehen zu dürfen“, berichtet er<br />
mir stolz. Er arbeitete zwei Jahre<br />
in einem Hotel in Peru und anschließend<br />
in den USA, um sich<br />
das Studium des Hotel-<br />
Managements an der Cornell<br />
University Ithaca (New York)<br />
finanzieren zu können. 1965<br />
bekam er das Angebot einer<br />
großen Hotelgesellschaft in<br />
München, wo er als Prokurist<br />
und Mitglied der Geschäft s-<br />
leitung bis zu seiner Pension<br />
tätig war. So verwundert es zunächst,<br />
dass er nach so langer<br />
Zeit noch eine Vorliebe für<br />
Leipzig entwickelte. „Eigentlich<br />
wollte ich gar nicht nach<br />
Leipzig.“ Als ihn dann aber die<br />
Familie auf sein Erbe hinwies,<br />
fühlte er sich seinen Vorfahren<br />
gegenüber verpflichtet und trat<br />
1990 die Reise nach Lützschena<br />
an – dem Familiensitz seiner<br />
Vorfahren. „Ich wurde von der<br />
Gemeinde so herzlich empfangen,<br />
dass ich mich vom ersten<br />
Tag an wohlfühlte“, berichtet er<br />
mit strahlenden Augen. 1994<br />
konnte die wertvolle Kunstsammlung<br />
(204 Gemälde, fast<br />
1.000 Grafiken, Zeich nungen<br />
und eine wertvolle Kunstbibliothek)<br />
seines Ur-Ur-Großvaters<br />
Maximilian Speck von<br />
Sternburg wieder in den<br />
Familienbesitz übergehen. „Ich<br />
wollte unbedingt, dass das gesamte<br />
Kunst- und Kulturgut des<br />
Familienerbes der Öffentlichkeit<br />
langfristig erhalten bleibt“, erzählt<br />
er. So gründete er 1996<br />
die Maximilian Speck von Sternburg<br />
Stiftung, die mit der Stadt<br />
einen unkündbaren Leih vertrag<br />
abschloss. „Damit konnte ich sichergehen,<br />
dass weder die<br />
Familie noch die Stadt darüber<br />
verfügen kann und die Sammlung<br />
vollständig der Nachwelt<br />
erhalten bleibt, welche jetzt<br />
zum festen Bestand des Museums<br />
der bildenden Künste gehört.“<br />
1999 erwarb er den von<br />
seinem kunstsinnigen Ur-Ur-<br />
Großvater angelegten Schlosspark<br />
Lützschena (19 ha) zurück,<br />
rettete das Parkschloss und<br />
stellte das Grundstück der<br />
Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />
Für so viel Engagement wurde<br />
er mehrfach ausgezeichnet,<br />
u. a. mit dem Verdienstorden<br />
des Freistaates Sachsen und der<br />
Ehrenmedaille der Stadt Leipzig.<br />
Er liebt die Musik, ist großer<br />
Wagner-Fan und hat anlässlich<br />
des 200. Geburtstages von<br />
Robert Schumann die Schirmherrschaft<br />
für ein Konzert im<br />
September übernommen. „Ich<br />
möchte weiterhin für Leipzig die<br />
Türen öffnen und sehe es auch<br />
als meine Aufgabe und Pflicht,<br />
Menschen hierher zu lotsen, damit<br />
sie sehen, was hier in den<br />
letzten 20 Jahren alles Großartiges<br />
entstanden ist.“ Adel<br />
verpflichtet – da ist definitiv<br />
etwas Wahres <strong>dran</strong>.<br />
Jamina Jahnel und Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg vor dem Gemälde<br />
„Die Heimsuchung Mariens“ (Rogier van der Weyden, 1443)<br />
5 Fragen an ...<br />
Veronika Weise<br />
Veronika Weise arbeitet seit<br />
Januar 2007 in der Abteilung<br />
Information der LTM GmbH.<br />
Diana-Tempel im Schlosspark Lützschena<br />
1) Wo in Leipzig gefällt es Ihnen am besten?<br />
Ich liebe den Clara-Zetkin-Park, da habe ich als Kind oft gespielt.<br />
Ebenso gern bummle ich durch die Promenaden im Hauptbahnhof.<br />
2) Wie entspannen Sie sich nach der Arbeit?<br />
Am liebsten stricke und bastele ich. Oft höre ich auch deutsche<br />
Schlager und Oldies. An den Wochenenden gehe ich gern auf<br />
Trödelmärkte und suche nach alten Schallplatten.<br />
3) Wie heißt Ihr Lieblingsfilm?<br />
Mantel- und Degenfilme der 1960er Jahre sind meine große Leidenschaft.<br />
Den Film „Der gejagte Ritter der Nacht“ mit Jean Marais habe<br />
ich bestimmt schon 25mal gesehen.<br />
4) Was essen Sie am liebsten?<br />
Salate in allen Variationen und grüner Bohneneintopf mit Kassler.<br />
5) Welcher Leitspruch drückt Ihre Lebensphilosophie aus?<br />
„Erwarte nichts. Heute: Das ist dein Leben“ (Kurt Tucholsky).<br />
<strong>NÄHER</strong>><strong>dran</strong> Nr. 27/März 2010 – Mai 2010 37