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Nr. 17 In Mitteldeutschland: Parks, Gärten und Natur erleben

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im fokus<br />

Das Kalenderblatt – 10. November 1807<br />

200. Geburtstag von Robert Blum<br />

Robert Blum<br />

Robert Blum gilt als der herausragende<br />

Wegbereiter für<br />

Freiheit und Demokratie in<br />

Deutschland. Er wurde am<br />

10.11.1807 in einer verarmten<br />

Kölner Familie geboren<br />

und musste bereits mit dreizehn<br />

Jahren eine Handwerkerlehre<br />

antreten. Nebenbei<br />

bildete er sich autodidaktisch<br />

weiter. Im Juli 1832<br />

kam er mit Theater direktor<br />

Ringelhardt nach Leipzig und<br />

arbeitete als Theatersekretär<br />

am Stadttheater. Am<br />

29.4.1840 heiratete er in der<br />

Theklaer Kirche Eugenie<br />

Jenny Günther, mit der er<br />

vier Kinder zeugte. Neben<br />

seiner Tätigkeit im Stadttheater<br />

arbeitete Blum als<br />

Schriftsteller und schrieb ab<br />

1835 u. a. für die „Zeitung<br />

für die elegante Welt“. Zusammen<br />

mit Karl Herloßsohn<br />

und Hermann Marggraff gab<br />

er das siebenbändige „Allgemeine<br />

Theaterlexikon“ heraus.<br />

Seit 1837 engagierte er<br />

sich politisch und wurde<br />

1839 Sprecher der sächsischen<br />

Liberalen. 1840<br />

gründete der vielseitige Blum<br />

den ersten deutschen Schillerverein<br />

in Leipzig. Dieser entwickelte<br />

sich bald zu einem<br />

bedeutenden Zentrum der<br />

Vormärzbewegung und wurde<br />

von den Behörden mit<br />

Argwohn beobachtet. Später<br />

wurde Blum in die Stadtverord<br />

netenversammlung gewählt<br />

und 1847 von dieser<br />

zum Stadtrat ernannt. Aus<br />

seinem 1845 gegründeten<br />

„Redeübungsverein“ entwickelte<br />

Blum 1847 den<br />

„Deutschen Vaterlandsver-<br />

Anlässlich seines 200. Geburtstages<br />

widmet das Stadtein“<br />

als politische Massenorganisation.<br />

Am 25.3.1848<br />

rief der begnadete Redner<br />

vor 5.000 Leipzigern vom<br />

Balkon des Alten Rathauses<br />

aus, zum Kampf gegen die<br />

Kleinstaaterei und für eine<br />

demokratische Entwicklung<br />

auf. Blum wurde 1848 ins<br />

Frankfurter Vorparlament<br />

der Nationalversammlung<br />

gewählt. Im Oktober 1848<br />

reiste er nach Wien, um den<br />

Revolutionären eine Solidaritätsbotschaft<br />

der Frankfurter<br />

Parlaments-Linken zu<br />

übermitteln. Nach großen<br />

Auftritten im Gemeinderat<br />

schloss er sich dem Elitekorps<br />

der Aufständischen an und<br />

kämpfte aktiv gegen die kaiserlichen<br />

Truppen unter dem<br />

Fürsten Alfred zu Windisch-<br />

Grätz. Deren Sieg hatte<br />

Blums Verhaftung am<br />

4.11.1848 zur Folge und lieferte<br />

dem Kriegsgericht den<br />

Grund, ihn am 8.11.1848 –<br />

trotz seiner Abgeordneten-<br />

immunität – zum Tode zu<br />

verurteilen. Einen Tag später<br />

wurde er in der Brigittenau<br />

bei Wien standrechtlich erschossen.<br />

Blums letzte Worte<br />

lauteten: „Ich sterbe für die<br />

Freiheit!“. Diese Hinrichtung<br />

war der bewusste Bruch der<br />

Regierung Österreichs mit<br />

der Deutschen Nationalversammlung<br />

und sorgte vor<br />

allem in Leipzig für viel<br />

Empörung. Heute befinden<br />

sich einige Hand voll Erde<br />

aus Blums Wiener Grab hinter<br />

der Tafel neben dem<br />

Portal des Alten Rathauses.<br />

Gedenktafel neben dem Portal des Alten Rathauses<br />

geschichtliche Museum Leipzig<br />

dem Freiheitskämpfer die<br />

Ausstellung „Wilde, unbezähmbare<br />

Tatkraft – Robert<br />

Blum 1807-1848“, die vom<br />

19.9.-11.11.2007 zu sehen<br />

ist. www.stadtgeschichtlichesmuseum-leipzig.de<br />

Blum mit Familie in der Eisenbahnstraße<br />

8 in Leipzig<br />

Leuchttürme der Kultur<br />

euro-scene Leipzig<br />

Ann-Elisabeth Wolff<br />

terin, übernahm, zunächst<br />

aus der Not heraus, das<br />

Festival und führte es fortan<br />

mit großem Elan weiter, um<br />

Renners Erbe und der Stadt<br />

den Blick über den eigenen<br />

Tellerrand nach Europa zu<br />

bewahren. Bis heute ist sie<br />

die Direktorin der euroscene<br />

Leipzig, die nun schon<br />

seit vielen Jahren zu den<br />

wichtigsten Festivals seiner<br />

Art in Europa gehört und einen<br />

Höhepunkt im kulturellen<br />

Leben der Stadt Leipzig<br />

darstellt.<br />

Das Festival zeigt die aktuellsten<br />

Entwicklungen in der<br />

europäischen Tanz- und Theaterszene<br />

und präsentiert<br />

ausschließlich Gastspiele mit<br />

hoher Professionalität und<br />

Qualität. Neben international<br />

bekannten Kün st lern wie<br />

Alain Platel, Oskaras Korsunovas,<br />

Angelin Prel jocaj und<br />

Alvis Hermanis werden auch<br />

junge, innovative Künstler,<br />

die eine individuelle künstle-<br />

rische Handschrift und Mut<br />

zum ästhetischen Experiment<br />

besitzen, eingeladen.<br />

Die euro-scene Leipzig bekennt<br />

sich zu zeitbezogenen<br />

und sozial engagierten<br />

Themen und versteht sich<br />

als Mittler zwischen Westund<br />

Osteuropa.<br />

Zu einem der Festival höhepunkte<br />

entwickelte sich der<br />

Wettbewerb „Das beste<br />

deutsche Tanzsolo“ in der<br />

Konzeption von Alain Platel<br />

aus Gent, der in diesem Jahr<br />

bereits zum 8. Mal stattfindet.<br />

Der Wettbewerb wird<br />

seit 1997 zumeist biennal im<br />

Foyer des Schauspielhauses<br />

auf dem schon legendären<br />

runden Tisch ausgetragen.<br />

Die diesjährige euro-scene<br />

Leipzig findet vom 6.-<br />

11.11.2007 bereits zum 17.<br />

Mal statt. Unter dem Motto<br />

„Spaltungen“ sind zwölf<br />

Gastspiele aus neun Ländern<br />

in rund 25 Vorstellungen<br />

Die Sterne für ein Festival<br />

zeitgenössischen europäischen<br />

Theaters standen<br />

günstig: Kurz nach der<br />

Wende 1989, getragen von<br />

Aufbruchstimmung, Neugier<br />

und Enthusiasmus, gründete<br />

der Theaterwissenschaftler<br />

Matthias Renner 1991 die<br />

euro-scene Leipzig. Als das<br />

Festival gerade seinen<br />

Kinderschuhen entwachsen<br />

war, verstarb Matthias<br />

Renner im Herbst 1993<br />

plötzlich, kurz vor dem 3.<br />

Festival – ein großer Schicksalsschlag,<br />

der die euroscene<br />

Leipzig ernstlich bedrohte.<br />

Ann-Elisabeth Wolff,<br />

seine bisherige Stellver treund<br />

neun Spielstätten vorgesehen,<br />

darunter die Festival<br />

eröffnung „Kindertotenlieder“<br />

von Gisèle Vienne,<br />

Frankreich, das berauschende<br />

Tanzstück „Hell“<br />

(„Hölle“) von Emio Greco,<br />

Niederlande, „Hey girl!“ der<br />

italienischen Socìetas Raffaello<br />

Sanzio und „_ekárna“<br />

(„Wartesaal“) der Tschechischen<br />

Compagnie Farma<br />

v jeskyni. Ein umfangreiches<br />

Rahmenprogramm mit<br />

Filmen und Gesprächen ergänzt<br />

die Gastspiele. Das<br />

Festivalcafé befindet sich im<br />

„theater fact“ in Barthels<br />

Hof.<br />

Kontakt:<br />

Tel. 0341/980 02 84<br />

www.euro-scene.de<br />

Szenenfoto Farma v jeskyni<br />

1. Vorstellung am 14.11.1991:<br />

„Der Riss“ (Tanzfabrik Berlin)<br />

Applausfoto „Allemaal<br />

Indiaan“ (Alain Platel)<br />

8 NÄHER><strong>dran</strong> Nr. 17/September – November´07

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