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InsideoutNr.12_Ansicht

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international<br />

„Ich bin halt eine Gschaftlhuberin“<br />

Ob früher als Spielerin auf den Courts der Tenniswelt oder wie jetzt als Moderatorin auf der internationalen<br />

Profi-Tour – Barbara Schett war und ist Tirols Aushängeschild im Tennissport.<br />

„Als Spielerin bist du<br />

immer mit dir selbst<br />

beschäftigt, schaust nicht,<br />

wie es den anderen geht.“<br />

barbara schett<br />

Barbara Schett - die Stimme Tirols auf der internationalen Tennisbühne. Charmant, kompetent und fachkundig moderiert sie das Wettkampfgeschehen<br />

Barbara Schett hat die Seiten schon<br />

länger gewechselt. Einen Teil des Jahres<br />

wohnt die Tirolerin auf der anderen Erdhalbkugel<br />

in Australien, einen anderen Teil<br />

ihres Lebens verbringt die ehemalige Tennisspielerin<br />

mit einem Mikrofon in der<br />

Hand. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern,<br />

wie es war, Profi zu sein. Das fühlt<br />

sich an, als wäre es schon ewig her“,<br />

lächelt sie.<br />

Zehn Jahre, die wie eine 6:0, 6:0-Partie verflogen<br />

sind. Bei den Australian Open 2005<br />

verabschiedete sich Schett vom Tennis, bei<br />

den French Open im selben Jahr war sie<br />

schon wieder dabei – als TV-Kommentatorin<br />

für Eurosport. Aber nicht zum ersten Mal.<br />

„Es war mir wichtig, schon während meiner<br />

Zeit als Spielerin Kontakte zu knüpfen“.<br />

Um die Filzkugel sollte sich auch ihr Leben<br />

danach drehen. Dass der Übergang dann so<br />

nahtlos klappte, ließ sich nicht planen, war<br />

aber umso erfreulicher: „In unserer schnelllebigen<br />

Zeit ist man schnell vergessen.“<br />

Den Trainerjob fand Schett hingegen nie<br />

verlockend, wollte nicht mehr ständig herumreisen.<br />

„Heute genügt es, wenn das<br />

einer in der Familie macht“, lacht die Mama<br />

von Noah (6) und meint damit ihren Mann<br />

Joshua Eagle, unter anderem Australiens<br />

Davis-Cup-Kapitän.<br />

Kamera und Mikro sind für die 39-Jährige<br />

längst selbstverständlich. Ihre Sichtweise<br />

hat sich auch dabei verändert. „Als Spielerin<br />

bist du immer mit dir selbst beschäftigt.<br />

Man schaut nicht, wie es den anderen geht.<br />

Was für eine Belastung etwa auf<br />

Turnierdirektoren lastet oder welchem<br />

Druck Journalisten ausgesetzt sind“, weiß<br />

Schett heute. Ihr früheres Verhältnis zu<br />

Medien sei stets gut gewesen, genervt hätten<br />

nur Ratschläge von Nicht-Experten:<br />

„Medien waren und sind wichtig, ohne sie<br />

gibt es keine Vermarktung. Einige junge<br />

Spieler müssen das erst lernen.“ Aus ihrer<br />

Sicht vorbildhaft: Roger Federer. Immer professionell,<br />

beantwortet jede Frage und hat<br />

dabei auch oft Spaß. „Problematisch wird<br />

es nur, wenn seine Pressekonferenzen länger<br />

dauern als die Matches. Da muss ihn<br />

sein Manager immer wieder bremsen“,<br />

beschreibt die TV-Expertin.<br />

Um selbst von Interviews genervte Profis<br />

wie Maria Sharapowa oder Grigor Dimitrow<br />

aus der Reserve zu locken, hat sich Schett<br />

- auch bedingt durch die von WTA und ATP<br />

streng limitierte, oft knappe Zeit - ein Konzept<br />

zurecht gelegt: „Ich fange nie mit einer<br />

negativen Frage an und versuche, die Spieler<br />

einmal zum Lachen zu bringen.“ Ein weiteres<br />

No-Go: zu weit in die Privatsphäre einzudringen.<br />

Nur mit ihrer Bezeichnung als<br />

Journalistin hat Schett so ihre Probleme:<br />

„Ich habe diesen Beruf ja nicht studiert. Ich<br />

rede immer von ‚gschaftln‘, bin halt eine<br />

‚Gschaftlhuberin‘.“ (sh)<br />

apr. 2015 insideout 7

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