09.11.2015 Views

Barftgaans Ansichts-PDF Final

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Feuilleton<br />

Ich glaube, wir haben eine spezielle Sicht auf die Courage,<br />

dargestellt von einer wunderbaren Doris Otto, entwickelt;<br />

ich vermeide aber bewusst, andere Aufzeichnungen zu sehen.<br />

Ich sehe für unsere Aufführung den Brecht, der die<br />

Liebesgedichte geschrieben hat. Die Courage ist nicht die<br />

Starke; sie ist eine verletzliche Persönlichkeit. Und für mich<br />

ist sowieso die stumme Kattrin die Heldin – eine Frau mit Behinderung,<br />

die zwar nicht spricht, aber handelt.<br />

Jüngste Erfahrungen – Frank Castorfs »Baal«-Inszenierung am<br />

Münchener Residenztheater – zeigen, dass die Brecht-Erben<br />

sich als lupenreiner Wächterstaat gerieren und ein seltsames<br />

Urheberrechtsgebaren an den Tag legen. Haben Sie Furcht davor?<br />

Ja. Ein lebender Paul-Dessau-Erbe ist auch wachsam. Aber<br />

der Verlag ist sehr freundlich und klärt auf, denn es gibt ein<br />

starres Korsett. Beispielsweise darf man im Text nicht streichen.<br />

Wir als kleine Bühne können das Risiko einer Absetzung<br />

nicht provozieren, diese Schere habe ich im Kopf. Aber<br />

das zwingt mich zu einer besonderen Auseinandersetzung<br />

mit dem Text. Ich fühle mich aber sowieso zuerst dem Autor<br />

verbunden – wenn ich eine eigene Geschichte erzählen wollte,<br />

schriebe ich eine!<br />

Doris Otto als Mutter Courage.<br />

Die Hauptperson des Stücks hat am Ende nichts gelernt. Aus<br />

persönlichem Unglück nicht und schon gar nichts aus der Geschichte.<br />

Was müssen, was sollen wir aus Ihrer Inszenierung<br />

mit nach Hause nehmen?<br />

Ganz unterschreibe ich das »nichts gelernt haben« nicht,<br />

denn die Figuren sind allesamt nicht Macher des Krieges, sie<br />

sind ihm ausgesetzt und müssen zurechtkommen. Die Regieanweisungen<br />

Brechts zeigen eine ganz andere Courage<br />

(nicht die Kriegsgewinnlerin, als die sie oft auf die Bühne<br />

gestellt wird – bk).<br />

Was Sie Persönliches mit nach Hause nehmen? Ich inszeniere<br />

die ganze Zeit mit über 50 Millionen Flüchtlingen weltweit<br />

vor Augen. Ich halte die Unfähigkeit, sich in Deutschland<br />

dieser Situation zu stellen, für beschämend. Vielleicht verbinde<br />

ich die Hoffnung, dass der eine oder andere Theaterbesucher<br />

am Ende denkt: Die syrische Familie in meiner<br />

Nachbarschaft ist vor dem geflohen, was ich gestern im Theater<br />

gesehen habe.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Ein Nachsatz, der vielleicht Lichtblick sein kann: Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters (CDU) will mit einem neuen Theaterpreis<br />

vor allem kleine und mittlere Bühnen fördern. Die<br />

Auszeichnung sei ein »Theater-Ermutigungspreis«, erklärte<br />

sie im August vor der Presse. Und weiter: »Er soll Vorhaben<br />

unterstützen, die die Rolle des Theaters als Orte der<br />

Verhandlung gesellschaftlicher Themen, als Spiegelbild der<br />

Gesellschaft erlebbar machen.« Eine Million Euro stehen zur<br />

Verfügung für die Vorbereitung, Verleihung und die Preisgelder,<br />

die das erste Mal in 2016 fließen werden. Das Theater<br />

von Bettina Montazem wäre ein heißer Kandidat dafür.<br />

<br />

[Barbara Kaiser]<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

7. November: Kloster Medingen, 19.30 Uhr.<br />

Pianist Vadim Chaimovich spielt Tschaikowsky.<br />

20. November: Theater an der Ilmenau, Uelzen, 20 Uhr.<br />

Kabarettist Hagen Rether.<br />

24. November: Theater an der Ilmenau, Hinterbühne. 20 Uhr.<br />

»Mario und der Zauberer« von Thomas Mann als Puppenspiel.<br />

26. November: Theater an der Ilmenau, Uelzen, 19 Uhr.<br />

»Die Zauberflöte« von Mozart.<br />

28. November: Neues Schauspielhaus Uelzen, 20 Uhr.<br />

Kabarett: »Das ist der Mindest-Hohn«.<br />

29. November: Theater an der Lindenstraße, Bad Bevensen.<br />

19.30 Uhr: »Die Kaktusblüte«.<br />

6. Dezember: Neues Schauspielhaus Uelzen, 20 Uhr.<br />

Duo »SchwarzBlond«.<br />

13. Dezember: St.-Marien-Kirche, 17 Uhr.<br />

Sinfonisches Adventskonzert mit der Kantorei und Solisten.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

13. Dezember: Neues Schauspielhaus Uelzen, 20 Uhr.<br />

»Bidla Buh«<br />

13. Dezember: Schloss Holdenstedt.<br />

Kunsthandwerkermarkt.<br />

19. Dezember: Neues Schauspielhaus Uelzen, 20 Uhr.<br />

Improvisationstheater »Heiß und fettig«.<br />

31. Dezember: Theater an der Ilmenau, 19 Uhr.<br />

»Der Vetter aus Dingsda«. Silvesteroperette.<br />

31. Dezember: Neues Schauspielhaus Uelzen, 20 Uhr.<br />

»Beats con gas« mit karibischen Rhythmen ins neue Jahr.<br />

3. Januar: Theater an der Ilmenau, 11 Uhr.<br />

Neujahrskonzert.<br />

4. Januar: Theater Lindenstraße, 19.30 Uhr.<br />

Neujahrskonzert des Kulturvereins Bad Bevensen.<br />

31. Januar: Theater Lindenstraße, 19.30 Uhr.<br />

»Alle sieben Wellen«. Fortsetzung von »Gut gegen Nordwind«.<br />

Termine

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!