Landkreis Hildesheim
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Das Roemer- und Pelizaeus-Museum <strong>Hildesheim</strong>:<br />
Eine Begegnungsstätte mit den Weltkulturen<br />
Professorin Dr. Regine Schulz<br />
Ein Anliegen der Gründerväter des Roemerund<br />
Pelizaeus-Museums (RPM), Hermann<br />
Roemer (1816–94) und Wilhelm Pelizaeus<br />
(1851–1930), war es, das Wissen von der<br />
Entstehung und Beschaffenheit der Welt, von<br />
alten, geheimnisumwobenen Kulturen und<br />
von fernen Völkern zu präsentieren und zu<br />
vermitteln. Im Jahr 1845 gründete Roemer<br />
das nach ihm benannte Museum und wollte<br />
Kunstschätze aus aller Welt mit einer naturkundlichen<br />
und einer stadtgeschicht lichen<br />
Sammlung vereinen: eine Welt in Vitrinen.<br />
Um ein „Ägyptisches Zimmer“ im Museum<br />
einzurichten, wandte sich Roemer an<br />
den <strong>Hildesheim</strong>er Kaufmann Wilhelm Peli -<br />
zaeus, der seit einigen Jahren in Ägypten<br />
lebte. Seine durch Schenkungen und An -<br />
käufe, aber vor allem durch offizielle Fundteilungen<br />
bei den Grabungen auf dem Giza-<br />
Plateau entstandene Sammlung bot Peli -<br />
zaeus im Jahr 1907 der Stadt <strong>Hildesheim</strong><br />
als Schenkung an. Am 29. Juli 1911 wurde<br />
im umgebauten Waisenhaus neben dem<br />
Roemer-Museum das „Pelizaeus-Museum“<br />
eröffnet. Neben Boston, Wien und Kairo<br />
besitzt das RPM heute eine der weltweit herausragenden<br />
Sammlungen aus der Pyramidenzeit.<br />
Durch die Kolonialpolitik des Kaiser -<br />
reiches konnte sich Roemers Idee eines<br />
„Weltenmuseums“ weiterentwickeln, als<br />
<strong>Hildesheim</strong>er Bürger in weit entfernte Regionen<br />
der Welt gelangten. Ernst Ohlmer, Seezolldirektor<br />
in China, überließ dem Museum<br />
eine einzigartige Sammlung chinesischen<br />
Porzellans und der spätere Direktor<br />
Rudolph Hauthal erwarb präkolumbische<br />
Kunstschätze aus dem Andenraum. Beide<br />
Sammlungen zählen bis heute zu den<br />
bedeutendsten ihrer Art in Europa.<br />
1949 wurden beide Museen zum Roemer-<br />
Pelizaeus-Museum und 1974 letztendlich<br />
zum Roemer- und Pelizaeus-Museum ver -<br />
einigt. Heute präsentiert darüber hinaus das<br />
Stadtmuseum im rekonstruierten Knochenhauer-Amtshaus<br />
die Geschichte <strong>Hildesheim</strong>s<br />
und der Region von der Ur- und Frühgeschichte<br />
bis in das 20. Jahrhundert.<br />
Als Ort der Begegnung, der Bildung und<br />
der Wissenschaft möchte das Roemer-<br />
Pelizaeus-Museum mit seinen Sammlungen,<br />
(Sonder-) Ausstellungen und Forschungsprojekten<br />
die kulturelle Dynamik und den<br />
natürlichen Wandel in der Welt erfahrbar<br />
machen: „Heute ist festzuhalten, dass ein<br />
Museum, wie zum Beispiel das RPM, noch<br />
immer einer der letzten Orte ist, wo unsere<br />
flüch tige Zeit angehalten werden kann und<br />
wir die notwendige Muße finden, um uns in<br />
eine Welt zu vertiefen, die nicht nur Fakten,<br />
sondern überzeitliche kulturelle Werte vermittelt.<br />
Oder anders ausgedrückt, Museen<br />
bieten das direkte Erlebnis, und das ist<br />
unbezahlbar.“ (M. Kozok: Vom Kloster zum<br />
Museum. Studien zur Baugeschichte des<br />
Roemer-Pelizaeus-Museums in <strong>Hildesheim</strong>,<br />
<strong>Hildesheim</strong> 2008, S. 204)<br />
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