blickpunkt Dezember 2015
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die der Wissenschaft zugänglich<br />
sind, gehören der Billardsaal mit<br />
den Gemälden niederländischer<br />
und flämischer Maler aus dem<br />
17. und 18. Jahrhundert und der<br />
Rittersaal, von dessen Wänden die<br />
Porträts der Grafen von Bronckhorst-Batenburg<br />
sowie der Fürsten<br />
zu Salm-Salm durch die Geschichte<br />
des Adelsgeschlechts führen, zu<br />
den Höhepunkten des Museums.<br />
Das Marmorzimmer beherbergt<br />
zahlreiche Sammlungen von Chinaporzellan<br />
und ein wertvolles, barockes<br />
Möbelset aus dem 17. Jahrhundert.<br />
Ein Gemälde zeigt den<br />
Erzherzog Friedrich von Österreich,<br />
ein anderes die Erzherzogin Isabella<br />
mit ihrem Sohn Albrecht.<br />
»Mein Lieblingszimmer«, erklärt<br />
Maria Nehling und führt aus: »Es<br />
Der barocke Fürst<br />
regierte vom Bett aus.<br />
Im »Paradesaal« findet<br />
sich dieses Prunkbett,<br />
auf dem er die Kabinettsmitglieder<br />
und<br />
Gäste empfing.<br />
Im Rittersaal befinden<br />
sich die Porträts der<br />
fürstlichen Familie.<br />
Figuren in historischer<br />
Kleidung vermitteln<br />
einen typischen Eindruck<br />
vom Zeremoniell<br />
der damaligen Zeit.<br />
dem man repräsentieren wollte.<br />
Allerdings lebte er ja in Wien.«<br />
Dass er in Wien lebte, hatte<br />
mehrere gewichtige Gründe: Er<br />
bekleidete die Ämter des Ersten<br />
Wirklichen Geheimen Rats und des<br />
Generalfeldmarschalls in einem der<br />
Türkenkriege. Zudem war er der<br />
Erzieher des Kaisersohns Josef I.<br />
und hatte die Bauleitung für das<br />
Schloss Schönbrunn.<br />
»Er war eine großartige Person<br />
für das Reich«, schwärmt Fürst zu<br />
Salm von seinem Vorfahren.<br />
Erst Fürst Ludwig Otto machte<br />
die Wasserburg Anholt während<br />
seiner Regentschaft von 1710 bis<br />
1738 zu seinem Hauptwohnsitz.<br />
Geherrscht wurde auf der Wasserburg<br />
Anholt auch – allerdings<br />
erst nach 1793, nachdem durch die<br />
napoleonischen Entscheidungen<br />
die Fürsten zu Salm ihr ursprüngliches<br />
Gebiet in den Vogesen verlassen<br />
mussten. Dabei erwies es<br />
sich als Vorteil, dass es sich bei<br />
diesem Geschlecht um souveräne,<br />
reichsunmittelbare Fürsten handelte,<br />
die direkt dem Kaiser unterstanden.<br />
Das hielt manch politische<br />
Konkurrenz auf Distanz.<br />
Hinter den historischen Mauern<br />
der Wasserburg Anholt verbergen<br />
sich einzigartige museale Kostbarkeiten.<br />
Neben der Bibliothek<br />
mit ihren zahlreichen »libri rari«,<br />
ist das Gesamtbild, das dieser Raum vermittelt. Die<br />
wunderschönen Porzellanteller und -figuren, die filigranen<br />
Arbeiten und Farben, das Gold an den Wänden.«<br />
Vor allem aber hat es ihr das Gemälde der Erzherzogin<br />
angetan. Die Haltung dieser Frau verkörpere eine Person<br />
von hohem Stand und Würde. Gleichzeitig spiegele sich in<br />
ihrem Gesicht und in der Art, wie sie ihren Sohn umarme,<br />
mütterliche Wärme. Das Bild sei wundervoll getroffen, so<br />
Frau Nehling.<br />
Schließlich bietet der Speisesaal Einblicke in die Art und<br />
Weise, wie damals hochherrschaftlich gespeist wurde.<br />
Er zeigt eine festlich gedeckte Tafel mit einem Ess-Service<br />
aus dem Jahr 1900 sowie Trinkgläsern von 1880.<br />
Die Kostbarkeiten dieses Museums sind an einem einzigen<br />
Tag nicht alle zu entdecken.<br />
Oftmals liegt das Besondere in den Feinheiten – so in<br />
den historischen Petit-Point-Bezügen der Stühle im Rittersaal<br />
oder im wundervollen Stuck an den Decken.<br />
Das Marmorzimmer<br />
Maria Nehling vor<br />
dem Porträt der<br />
Erzherzogin Isabella<br />
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