15.01.2016 Views

zum selbständigen Trader

25z3GF01z

25z3GF01z

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Interview: Joe Ross – Meine 58 Jahre als <strong>Trader</strong> S. 86<br />

Ihr persönlicher Tradingcoach<br />

+ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL + + + + + + + + +<br />

Deutschland 5,80 Euro, Österreich 6,70 Euro,<br />

Schweiz 10,40 CHF, Luxembourg 6,90 Euro<br />

Nr. 10, Oktober 2015, 57425 | www.traders-mag.com<br />

Cashflow Trading<br />

mit Optionen<br />

So erzielen Sie<br />

laufende Einnahmen S. 50<br />

Profitieren mit<br />

Handelssystemen<br />

Systematisches Trading<br />

mit weniger Risiko S. 60<br />

So machen Sie Risiken zu Chancen<br />

Der erfolgreiche Weg<br />

<strong>zum</strong> <strong>selbständigen</strong> <strong>Trader</strong> S.<br />

28


Hier brauchen Sie keine Brille,<br />

unsere Preise sind scharf<br />

ohne Ende!<br />

Unbegrenztes Ordervolumen,<br />

keine Mehrkosten bei Teilausführung<br />

An allen verfügbaren inländischen Börsen<br />

und außerbörslichen Handelsplätzen<br />

Alle gängigen und innovativen Ordertypen,<br />

auch mobil per App<br />

Zusätzlich 20 Free-Trades auf ausgewählte Produkte<br />

Die Anders Bank. | www.dab.com/traden


€4,95<br />

Traden ab<br />

+ 20 Free-Trades<br />

Traden ab €4,95 Na, auch scharf auf heiße Trades? Traden ab €4,95


EDITORIAL<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Marko Gränitz<br />

Stellvertretender Chefredakteur<br />

Emotionales Trading<br />

» In der letzten Ausgabe haben wir es schon angedeutet: Es kann ein großes Hindernis sein,<br />

wenn man sein Handelskonto als echtes Geld ansieht. Der Grund sind unsere Emotionen, die<br />

uns davon abhalten können, das Richtige zu tun. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – das<br />

sind die Extreme, die man an der Börse erlebt. Und das ist ein echtes Problem.<br />

Denn dadurch, dass wir emotional reagieren, fällt es uns schwer, objektiv zu entscheiden und<br />

das Richtige zu tun. Und dabei ist es egal, ob es um positive oder negative Emotionen geht. Um<br />

Angst oder Gier. Panik oder Euphorie.<br />

Unsere Emotionen resultieren daraus, dass wir Trading mit Geld in Verbindung bringen. Und<br />

Geld wird in unserer Gesellschaft mit Sicherheit gleichgesetzt. Wer Geld gewinnt, gewinnt Sicherheit,<br />

wer es verliert, verliert Sicherheit – so unser Denken. Und das ist schädlich. Denn es<br />

sorgt dafür, dass wir das tun, wonach wir uns gerade fühlen (statt das, was das Richtige ist).<br />

So machen wir Fehler, die wir später selbst als lächerlich bezeichnen. Fehler, die nur ein Idiot<br />

machen kann. Und wenn wir emotional entscheiden, dann sind wir Idioten. Denn in diesem<br />

von Ängsten gesteuerten Zustand regiert der primitive Teil unseres Gehirns über unser Handeln,<br />

und nicht der viel bessere analytische Teil.<br />

Wie lässt sich dieses Dilemma lösen? Eine Variante ist es, Trading so weit wie möglich vom<br />

Begriff Geld zu distanzieren. Natürlich ist es am Ende Geld, mit dem gehandelt wird. Aber statt<br />

ständig mitzurechnen, was man sich vom aktuellen Gewinn alles kaufen könnte (oder auf was<br />

man beim aktuellen Verlust alles verzichten muss), ist es viel hilfreicher, das Handelskonto<br />

möglichst abstrakt zu betrachten. Den Kontostand <strong>zum</strong> Beispiel in Punkten zu sehen, wie in<br />

einem Videospiel.<br />

Das mag nach Zocken klingen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Denn gezockt wird immer<br />

dann, wenn wir emotional handeln. Und genau das soll ja unterbunden werden, wenn es um<br />

Punkte statt Euro geht. Sicher, es ist nicht einfach, das Handelskonto wirklich mental abzuschreiben<br />

und in Punkten zu führen. Aber es ist die Mühe wert. Selbst, wenn man sich nur ein<br />

bisschen vom Begriff Geld entfernen kann, ist schon einiges getan, um die Emotionen nicht<br />

mehr so schnell aufkommen zu lassen. «<br />

Good Trading,<br />

4


MANCHESTER UNITED<br />

GLOBAL PARTNER<br />

WECHSELN SIE ZU EINEM<br />

SOLIDEN<br />

FX-BROKER<br />

www.swissquote.de<br />

1 QUALITÄT<br />

SICHERHEIT<br />

STABILITÄT<br />

CFDs und Forex sind Hebelprodukte; der Handel mit Margin trägt ein hohes Mass an Risiko und Verluste können<br />

Ihr Guthaben übersteigen. Swissquote Ltd ist im Vereinigten Königreich durch die Financial Conduct Authority, FCA<br />

zugelassen und reguliert unter der Nummer 562170.


INHALT<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

28 86<br />

INSIGHTS<br />

14 Trading mit Saisonalitäten – Teil 28<br />

Als Kaufkandidaten werden diesmal eine Kaffee-Aktie sowie der DAX vorgestellt.<br />

16 Alexander‘s Social-Trading-Experiment – Teil 5<br />

Nach dem Social-Trading-Experiment bei ayondo geht es nun mit wikifolio.com weiter.<br />

Alexander Mantel stellt im diesem Teil die Social-Trading-Plattform vor.<br />

Schlüsselkonzepte<br />

S. 78<br />

18 Ins eigene Fleisch geschnitten?<br />

Die Schweizer Notenbank (SNB) musste im ersten Halbjahr einen massiven Verlust<br />

von rund 50 Milliarden Schweizer Franken verbuchen. Marko Gränitz erläutert die<br />

Hintergründe.<br />

22 Die <strong>Trader</strong>-Ausbildung vom Profi – Teil 3<br />

Birger Schäfermeier stellt in seiner Artikelreihe einen Leitfaden für die Ausbildung<br />

<strong>zum</strong> <strong>Trader</strong> vor. Im dritten Teil seiner Serie geht es um die einzelnen Schritte bei der<br />

Entwicklung einer Handelsstrategie.<br />

26 TRADERS´ Talk<br />

Wir sprachen mit unserer Kollegin Sandra Kahle über die Online-Plattform Guidants.<br />

Wie es zu der Zusammenarbeit mit der TRADERS´ media GmbH kam und was für<br />

Zukunftspläne mit dem Guidants-Desktop anstehen, erfahren Sie im Interview.<br />

COVERSTORY<br />

28 Der erfolgreiche Weg <strong>zum</strong> <strong>selbständigen</strong> <strong>Trader</strong><br />

Seit Christiaan van der Meer als Teenager <strong>zum</strong> ersten Mal vom Investieren und Traden<br />

hörte, wollte er damit auf eigene Faust seinen Lebensunterhalt verdienen. Nach<br />

vielen Jahren Hobby-Trading und seiner späteren Arbeit als Fondsmanager wagte er<br />

im Sommer 2012 den Sprung <strong>zum</strong> selbstständigen <strong>Trader</strong>. In unserer Titelgeschichte<br />

erzählt er über die mentalen Hürden und stellt seine Strategie vor.<br />

8<br />

News<br />

In unserer Rubrik „News“ fi nden<br />

Sie aktuelle Meldungen rund um<br />

das Thema Börse und Trading.<br />

TOOLS<br />

36 Neue Produkte<br />

Neues aus der Welt der Technik<br />

38 Webreview<br />

www.etfreplay.com<br />

44 Softwaretest<br />

Agena<strong>Trader</strong><br />

48 Lesezeichen<br />

Earning by Doing von Oliver Roth<br />

6


INHALT<br />

STRATEGIEN<br />

50 Mit Aktienoptionen <strong>zum</strong> monatlichen Cashflow – Teil 3<br />

Im letzten Teil seiner Artikelserie stellt Alan Ellman auf Basis<br />

seiner beiden bereits vorgestellten Strategien zu den Themen<br />

Covered Call Writing und dem Verkauf von gedeckten Puts<br />

eine mehrstufi ge Optionsverkaufs-Strategie zusammen.<br />

56 Die Suche nach dem neuen großen Trend<br />

Marko Bäger möchte mit Boden-Formationen an den 200er<br />

Gleitenden Durchschnitten bei seinem Multi-Time-Frame-<br />

Ansatz große Kurspotenziale einfangen.<br />

60 Profitieren mit Handelssystemen<br />

Rudolf Wittmer beschreibt drei Handelssysteme auf Basis<br />

des McClellan-Indikators. Hierbei kommen ein Gleitender<br />

Durchschnitt und Bollinger-Bänder <strong>zum</strong> Einsatz.<br />

BASICS<br />

66 Der perfekte Handelstag – Teil 5<br />

Markus Strauch gibt <strong>Trader</strong>n im letzten Teil seiner Artikelreihe<br />

Tipps und Tricks an die Hand, wie sie aus ihren Trades lernen<br />

können.<br />

Preisbeispiele<br />

EUROPA<br />

USA<br />

OPTIONEN/<br />

FUTURES ab 2,00€ 3,50$<br />

INDEX<br />

CFDs ab 3,00€ 3,00$<br />

AKTIEN CFDs/<br />

AKTIEN ab<br />

HOCHFLEXIBLE<br />

HANDELSSOFTWARE<br />

AKTIEN, OPTIONEN,<br />

FUTURES, CFDs, ETFs uvm.<br />

TOP KONDITIONEN<br />

5,80€ 5,00$<br />

70 Was <strong>Trader</strong> von Hedgefonds lernen können – Teil 6<br />

Bruce Bower bespricht im letzten Teil seiner Serie die<br />

einzelnen Schritte zur Erstellung eines Investmentprozesses.<br />

FOREX<br />

z.B. EUR.USD ab<br />

0,5 Pip Spread<br />

74 Pro- oder antizyklischer Ansatz?<br />

Thomas Vittner erklärt prozyklische und antizyklische Ansätze<br />

für Handelssysteme.<br />

PEOPLE<br />

82 Erfolgreiche <strong>Trader</strong> und ihre Psyche<br />

Teil 22: David J. Merkel<br />

86 Joe Ross – Meine 58 Jahre als <strong>Trader</strong><br />

Joe Ross ist ein Trading-Urgestein. Er bringt es inzwischen<br />

auf unglaubliche 58 Jahre Handelserfahrung und hat in<br />

dieser Zeit alle möglichen Märkte erlebt (und überlebt). Im<br />

Interview sprechen wir darüber, was er in seiner Karriere<br />

durchgemacht hat, und schauen uns zwei seiner bekannten<br />

Setups, den Ross-Haken und den <strong>Trader</strong>s Trick Entry, an.<br />

Weitere Vorteile finden Sie auf<br />

www.lynxbroker.de<br />

oder in unserem kostenlosen<br />

Informationspaket<br />

JETZT GRATIS<br />

INFORMATIONSPAKET<br />

ANFORDERN<br />

WWW.LYNXBROKER.DE<br />

0800 5969 000<br />

7


INSIGHTS – NEWS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

INTERVIEW HENDRIK KLEIN<br />

Vor Kurzem gab es ein Urteil in Großbritannien, bei dem mehrere Akteure von der<br />

Financial Conduct Authority (FCA) zu hohen Geldstrafen verurteilt wurden – darunter<br />

auch Da Vinci Invest, die Revision einlegte. Der Vorwurf: Spoofi ng, also das Platzieren<br />

großer Orders, um die Preise in eine bestimmte Richtung zu beeinfl ussen,<br />

ohne aber diese Trades tatsächlich ausführen zu wollen. Mit anderen, gegenläufi<br />

gen Positionen sollte so Geld verdient werden. Wir haben Hendrik Klein<br />

von Da Vinci Invest zu seiner Sichtweise auf die Dinge befragt.<br />

TRADERS´: Wie gehen Sie vor, wenn<br />

Sie Ihre Strategien umsetzen? Ist es<br />

dabei überhaupt notwendig, via CFDs<br />

mit Direct Market Access zu handeln,<br />

statt direkt über die Börse die Aktien<br />

zu traden?<br />

Klein: Wie im Urteil steht, hat Da Vinci<br />

Invest nicht gehandelt, sondern der<br />

ungarische <strong>Trader</strong> der Firma Mineworld.<br />

Unsere Funktion war Investor.<br />

Wir haben Revision eingelegt, weil wir<br />

gar keine Aufsichtspflicht und Recht<br />

über die <strong>Trader</strong> hatten. Sie waren<br />

nicht bei uns beschäftigt, sondern bei<br />

Mineworld. Das Börsenmitglied Goldman<br />

Sachs kannte die Regeln der London<br />

Stock Exchange und hat uns nicht<br />

auf irgendwelche Regelverletzungen<br />

der Mineworld hingewiesen, sondern<br />

nur Brokerage Fees kassiert. Die Geldstrafe<br />

ist absurd. Dann müsste jeder<br />

Madoff-Investor und Vermögensverwalter<br />

auch noch Geldstrafen zahlen,<br />

weil der Fondsmanager Madoff Gesetze<br />

verletzt hat. Ich bitte alle Vermögensverwalter<br />

und Verbände, uns im<br />

Kampf gegen dieses Fehlurteil zu unterstützen<br />

und sich bei mir zu melden.<br />

Wir selbst handeln in unseren<br />

Investmentfonds vorwiegend mit<br />

Aktien, Futures, Forex, Optionen<br />

und anderen börsengehandelten<br />

Instrumenten. Unsere Strategien<br />

sind automatisiert über selbst<br />

entwickelte Software, die Nachrichtendienste<br />

analysiert und danach handelt.<br />

TRADERS´: Wie sieht Ihr Gegenentwurf<br />

zu den Anschuldigungen aus?<br />

Müsste dieses Verhalten nicht auch<br />

den CFD-Brokern aufgefallen sein?<br />

Klein: Wenn überhaupt, dann hätte<br />

Goldman Sachs es als erstes bemerken<br />

müssen. Die Mineworld hat sich<br />

entschieden, nicht zur Verhandlung zu<br />

erscheinen, sich nicht zu verteidigen<br />

und ein Abwesenheitsurteil in Kauf zu<br />

nehmen. Möglicherweise sehen sie<br />

bessere Chancen in Ungarn. Layering<br />

und Spoofing sind für mich auch Begriffe,<br />

die schwer von anderen Handelstechniken<br />

abzugrenzen sind.<br />

TRADERS´: Wie lässt sich nachweisen,<br />

dass Sie sich richtig verhalten<br />

haben?<br />

Klein: Wir haben uns auf den Erhalt<br />

und die Rendite unseres Kapitals konzentriert.<br />

Wir haben nie selbst diese<br />

Techniken gehandelt.<br />

Hendrik Klein<br />

CEO und CIO, Gründungspartner von Da Vinci<br />

Invest AG. Der Diplom-Betriebswirt (FH) ist<br />

Mitgründer, Vorsitzender des Verwaltungsrats<br />

und Entwickler der Investmentstrategie bei der<br />

Da Vinci Invest AG.<br />

TRADERS´: Welche Folgen hätte ein<br />

rechtskräftiges Urteil für Sie, und wie<br />

sehen Sie Ihre Chancen, sich erfolgreich<br />

zu verteidigen?<br />

Klein: Die Da Vinci Invest Ltd. würde<br />

sehr wahrscheinlich Konkurs gehen.<br />

Sie gehört aber schon länger nicht<br />

mehr zur Firmengruppe Fritz Nols<br />

AG. Neben dem Verlust der Firma, die<br />

ich seit 2004 mit viel Herzblut aufgebaut<br />

habe, wird man von den Compliance-Abteilungen<br />

weltweit abgestempelt<br />

und vorverurteilt, obwohl<br />

das Urteil gar keine persönliche Verurteilung<br />

zur Folge hatte.<br />

Das Interview führte Marko Gränitz<br />

RUHE IN FRIEDEN<br />

Vor kurzem verstarb der Autor Mark Douglas. Seine Bücher „Trading in the Zone“ (2001) und „The Disciplined<br />

<strong>Trader</strong>“ (1990) vermitteln Futures- und Aktien-<strong>Trader</strong>n die nötige psychologische Disziplin.<br />

Seine Frau Paula T. Webb wird sein Erbe mit Coachings unter www.paulatwebb.com weiterführen.<br />

Quelle: www.markdouglas.com<br />

Mark Douglas<br />

Foto: www.markdouglas.com<br />

8


INSIGHTS – NEWS<br />

CAMPUS FOR FINANCE – WHU NEW YEAR’S<br />

CONFERENCE AM 13. UND 14. JANUAR 2016<br />

Möglichkeiten,<br />

Einzigartige Networking-<br />

exzellente<br />

Redner und spannende<br />

Workshops. Damit<br />

lässt sich die WHU New<br />

Year´s Conference 2016<br />

– Europas größte studentisch<br />

organisierte Finanzkonferenz<br />

– kurz<br />

zusammenfassen. Am 13. und 14. Januar 2016 lädt der<br />

Campus for Finance bereits <strong>zum</strong> 16. Mal Teilnehmer aus<br />

der ganzen Welt ein. Unter dem Thema „Financing European<br />

Business – Where lies the Future of Corporate and Institutional<br />

Funding?“ findet die Konferenz sowohl auf dem<br />

Campus der WHU Otto Beisheim School of Management<br />

in Vallendar als<br />

auch im Universitätsteil<br />

Koblenz<br />

in<br />

statt.<br />

Das Professional-Programm spielt im kommenden Januar<br />

eine besondere Rolle und bietet einen exklusiven<br />

Einblick in die Beratungs- und Bankenbranche.<br />

MBA-Studenten und Berufstätige mit einem<br />

ausgeprägten Interesse an finanzrelevanten Themen können<br />

sich ab dem 14. September mit ihrem Lebenslauf unter<br />

www.campus-for-finance.com/nyc anmelden.<br />

Quelle: www.campus-for-finance.com/nyc<br />

ETP-AWARDS 2015 –<br />

AUSZEICHNUNG FÜR<br />

EMITTENTEN<br />

Am 25. November 2015 ist<br />

es wieder so weit, dann werden<br />

<strong>zum</strong> siebten Mal in Folge die ETP-Awards, vom EXtra-<br />

Magazin gemeinsam mit der Börse Stuttgart verliehen.<br />

Eine rund 50-köpfige Fachjury aus Vermögensverwaltern,<br />

Banken, Direktbanken, Honorarberatern, Market Makern,<br />

Anlegerschützern und Finanzredakteuren sorgt für eine<br />

objektive Beurteilung der Produkte und Emittenten.<br />

Auch dieses Mal dürfen die Anleger wieder ihr Votum abgeben:<br />

Vom 01. Oktober bis <strong>zum</strong> 31. Oktober 2015 findet<br />

die Online-Umfrage unter www.etp-award.de statt. Unter<br />

den Teilnehmern der<br />

Umfrage<br />

werden<br />

außerdem attraktive<br />

Preise verlost.<br />

Neben der Verleihung<br />

findet auch in<br />

diesem Jahr wieder<br />

der ETP-Informationsabend<br />

für<br />

Privatanleger<br />

in<br />

den Räumen der<br />

Börse Stuttgart statt. Anleger können sich vor Ort zwischen<br />

17:00 und 20:30 Uhr direkt mit den Ausstellern<br />

austauschen.<br />

Quelle: www.etp-award.de<br />

Termin<br />

World of Trading 2015<br />

11 JAHRE WORLD OF TRADING – WIR FREUEN UNS AUF SIE<br />

Fachausstellung:<br />

20. und 21. November 2015<br />

Es ist soweit – Seminar- und Bühnenprogramm der World of Trading 2015 sind<br />

online! Einige Experten der Aussteller, wie <strong>zum</strong> Beispiel Rüdiger Born und Samir<br />

Boyardan (CMC Markets), Malte Kaub (ActivTrades) sowie Heiko Behrendt und<br />

Jochen Schmidt (Admiral Markets), referieren für Sie auf der Bühne der WoT und<br />

bieten Ihnen somit die Möglichkeit, die Profis kostenfrei zu erleben.<br />

Buchen Sie jetzt die Seminare, die Sie gerne im November in Frankfurt besuchen<br />

möchten! Schnell sein lohnt sich – die Plätze sind sehr begehrt!<br />

Pre-Conference:<br />

19. November 2015<br />

Sichern Sie sich jetzt Ihr kostenfreies Messeticket und einen Seminargutschein im Wert von 15 Euro unter:<br />

http://www.wot-messe.de/messepartner/traders<br />

Quelle: www.wot-messe.de<br />

9


INSIGHTS – NEWS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

FOREXPRO AUF TRADING TOUR DURCH SKANDINAVIEN<br />

DEUTSCHER DERIVATE<br />

TAG 2015<br />

Neben aktuellen Regulierungsfragen<br />

war die Förderung der Wertpapierkultur<br />

ein wichtiges Thema<br />

auf dem diesjährigen Deutschen<br />

Derivate Tag. Hartmut Knüppel,<br />

geschäftsführender Vorstand des<br />

DDV, ging hierauf ausführlich in<br />

seiner Eröffnungsrede ein. Mit<br />

Blick auf die Wertpapierkultur sei<br />

Deutschland ein Entwicklungsland.<br />

Die unzureichende Nutzung von<br />

Wertpapieren gerade bei den unteren<br />

und mittleren Einkommen<br />

habe nicht nur negative Folgen für<br />

den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge<br />

des Einzelnen. Sie<br />

sei auch mit dafür verantwortlich,<br />

dass sich die Schere der Vermögensverteilung<br />

in Deutschland immer<br />

weiter öffne. Knüppel forderte<br />

hier deutliche Signale von der Politik.<br />

„Die Förderung der Wertpapierkultur<br />

in Deutschland gehört auf<br />

die politische Tagesordnung. Dabei<br />

ist auch ein Umdenken bei der<br />

Regulierung nötig. Insbesondere<br />

die Wertpapierberatung muss einfacher<br />

und unbürokratischer werden.<br />

Zudem ist die Beseitigung<br />

steuerlicher Nachteile überfällig.<br />

Aber auch die Schule hat hier eine<br />

wichtige Aufgabe. Wirtschaftliche<br />

Grundkenntnisse und eine positive<br />

Einstellung zu Marktwirtschaft und<br />

unternehmerischem Handeln müssen<br />

jungen Menschen schon früh<br />

vermittelt werden. Die Einführung<br />

eines Schulfachs Wirtschaft in allen<br />

Bundesländern wäre hierzu ein<br />

wichtiger Beitrag.“<br />

Quelle: www.derivateverband.de<br />

Es wird viel vom freien Händlerleben<br />

gesprochen – Thorsten Helbig hat es<br />

drei Monate lang getestet. TRADERS´<br />

begleitet ihn redaktionell auf seiner<br />

Reise durch Skandinavien und veröffentlicht<br />

regelmäßig Updates.<br />

„Es ist unglaublich was so eine Reise<br />

aus einem Händler macht. Man lernt<br />

Disziplin – auch wenn es wie eine Floskel klingen mag. Man wird ‚gezwungen‘<br />

sich an sein Zeit-Management zu halten, da man ja nicht den ganzen Tag vor<br />

dem Rechner sitzen kann, sondern auch viele Kilometer und Stunden auf der<br />

Straße verbringt. Die wenigen Macken der Technik haben wir jetzt<br />

kennengelernt, ebenso wie unsere Schwächen im Handel. Wir<br />

haben bisher 21 Webinare von unterwegs gehalten – sogar dafür<br />

reichte das Internet meistens aus. Die von uns benutzte Plattform<br />

mit dazugehöriger Cloud hat sich bestens bewährt; Ein Gesamtkonzept,<br />

welches wir jedem mobilen Händler nur empfehlen können.<br />

Nun sind wir auf der Rückreise, nachdem wir die Tour etwas abgekürzt<br />

haben. Der schönste Abschnitt der ganzen Tour, die Lofoten und die<br />

RV 17 – die schönste Küstenstraße der Welt, wie man sagt –, hat so viel<br />

Abwechslung und atemberaubende<br />

Eindrücke hinterlassen.<br />

Im Norden war das Wetter außerdem<br />

nicht so schön, deswegen<br />

wollen wir noch ein bisschen<br />

die Sonne genießen. Wir<br />

kehren jetzt zurück nach Deutschland<br />

und freuen uns auf die nächste Tour.“<br />

Der Handel habe sich den Sommer<br />

über schwieriger als sonst gezeigt, sodass der Euro einige Zeit vernachlässigt<br />

werden musste. Der DAX war aber sehr volatil – und Bewegung braucht<br />

man als Scalper. Die Performance während der Tour gibt es im Abschlussbericht<br />

innerhalb der November-Ausgabe.<br />

BREAKFAST TRADING –<br />

WORLD OF TRADING SPECIAL<br />

Gemeinsam mit Dr. Gregor Bauer, Christian-Hendrik<br />

Knappe und Michael Scheibe starten Sie noch vor der Börse<br />

in den Tag. Bei Kaffee und Croissants werden die wichtigsten<br />

Märkte analysiert und Trades entwickelt beziehungsweise sofort live umgesetzt.<br />

Anschließend können Sie kostenfrei die World of Trading besuchen, Ihr Wissen<br />

erweitern, Referenten persönlich kennen lernen und Aussteller besuchen.<br />

Termin: 20.11.2015 in Frankfurt am Main von 07:30 bis 10:00 Uhr.<br />

Melden Sie sich jetzt unter www.kursplus.de an!<br />

Quelle: www.forexpro-systeme.com<br />

Quelle: www.kursplus.de<br />

10


INSIGHTS – NEWS<br />

PRIVATANLEGER DÜRFEN<br />

NICHT AUF DER STRECKE BLEIBEN<br />

Nach dem Treffen der EU-Finanzminister in Luxemburg<br />

am 12. September ist wieder Bewegung in die Diskussion<br />

um die geplante europäische Finanztransaktionssteuer<br />

gekommen. Laut des österreichischen Finanzministers<br />

Hans Jörg Schelling haben<br />

sich die elf Euro-Länder,<br />

die eine Steuer einführen<br />

wollen, nun grundsätzlich<br />

auf ein gemeinsames Steuermodell verständigt.<br />

„Wir begrüßen eine Finanztransaktionssteuer,<br />

die die Schuldigen der Finanzkrise an den Kosten der<br />

Krise beteiligt und die Stabilität der Märkte verbessert. Um<br />

die von der Politik gesteckten Ziele zu erreichen, müssen<br />

aber weitere wichtige Schritte folgen. Dazu zählt unter anderem<br />

eine Ausnahme für Privatanleger und Liquiditätsspender<br />

an Börsen“, betonte Dr. Christoph Boschan von dem<br />

Bussche, Geschäftsführer der Boerse Stuttgart GmbH.<br />

Um die Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte sicherzustellen,<br />

muss darüber hinaus eine Ausnahme für Liquiditätsspender<br />

umgesetzt werden. „Börsliche Geschäfte, die einzig<br />

dem Zweck dienen, notwendige Liquidität zu spenden,<br />

dürfen nicht besteuert werden. Nur so lassen sich die Aktien<br />

kleinerer und mittlerer Unternehmen liquide handeln.<br />

Wenn die Märkte austrocknen, geht dies zu Lasten der Bürger<br />

in der EU, und die Kapitalkosten werden stark steigen“,<br />

sagt Boschan von dem Bussche.<br />

Quelle: www.boerse-stuttgart.de<br />

Ölpreise fallen auf 6,5-Jahres-Tief<br />

Die Ölpreise sind im August auf die<br />

tiefsten Kurse seit rund 6,5 Jahren<br />

gefallen. Während das weltweite Öl-<br />

Angebot weiterhin hoch ist, erwarten<br />

Investoren, dass die Nachfrage aus<br />

China wegen der Abschwächung des<br />

Wachstums gering bleiben wird. Die<br />

Ölsorte Brent fiel unter 45 Dollar je<br />

Barrel, WTI Crude Oil sogar unter die<br />

40-Dollar-Marke.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

HIGH FREQUENCY TRADING – TAKTISCHER RÜCKZUG BEI EXTREMER VOLATILITÄT<br />

High Frequency Trading (HFT) macht normalerweise rund<br />

50 Prozent des Handelsvolumens an den Börsen aus. Aber<br />

wenn es extreme Volatilität an den Märkten gibt – so wie<br />

beim Crash am 24. August – dann wird es den HFT-Firmen<br />

zu riskant und sie ziehen sich zurück. Das allerdings verringert<br />

die Liquidität dramatisch. Jeder <strong>Trader</strong> weiß, dass genau<br />

das immer wieder passiert, wenn es einen Spike bei<br />

der Volatilität gibt: HFTs werden plötzlich inaktiv und trocknen<br />

damit die Märkte aus, was im Nachgang zu noch mehr<br />

Volatilität führt. Das geht solange, bis es Handelsunterbrechungen<br />

gibt oder absurde Kursextreme erreicht werden.<br />

Am 24. August – <strong>zum</strong> ersten Mal in der Geschichte –<br />

erreichte nicht nur der S&P 500, sondern auch der Dow<br />

Jones und Nasdaq das Limit-Down-Level. Und was wurde<br />

aus den HFT-Firmen? Sie hatten einen ziemlich profitablen<br />

Tag. Denn als Ergebnis des ganzen Chaos waren sie in der<br />

Lage, sich vor die riesigen Orders zu setzen, die in den Markt<br />

strömten und die erhöhten Bid-Ask-Spreads auszukosten.<br />

So konnten HFTs an diesem Tag Millionen Dollar an Gewinn<br />

erzielen – ermöglicht durch das Chaos, das sie mehr<br />

oder weniger selbst mit erzeugt haben. Nicht umsonst<br />

haben HFT-Firmen fast nie Verlust-Tage – Virtu Financial<br />

<strong>zum</strong> Beispiel nur genau einen (!) in sechs Jahren.<br />

Quelle: www.zerohedge.com<br />

11


INSIGHTS – NEWS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

FIBONACCI-EXTENSION<br />

BEIM S&P 500<br />

Das Hoch beim S&P 500 wurde fast<br />

auf den Punkt genau an der 161,8 Prozent-Fibonacci-Extension<br />

erreicht. Die<br />

Ausgangsbewegung dafür war der<br />

Kursbereich vom Tief des Jahres 2009<br />

<strong>zum</strong> alten Hoch aus 2007. Für <strong>Trader</strong>,<br />

die auf Basis von Fibonacci handeln,<br />

stellt dies ein hervorragendes Lehrbuch-Beispiel<br />

für die Funktionsweise<br />

der Technik dar. Die Kritiker sehen darin<br />

einen seltenen Zufall.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

Norexco startet Börsenplattform für Zellstoff- und Papier<br />

Mit der Norexco ist ein neuer börslicher Marktplatz für die<br />

Zellstoff- und Papierindustrie und entstanden und ist damit<br />

die einzige Terminbörse für diese Branche weltweit. Unterstützt<br />

wird sie dabei durch die European Commodity Clearing<br />

(ECC). ECC ist das führende Clearing-<br />

Haus für Energie- und energienahe<br />

Produkte in Europa und übernimmt<br />

Clearing und Abwicklung der neu<br />

eingeführten<br />

Kontrakte. Das norwegische Finanzministerium hat Norexco<br />

die Lizenz <strong>zum</strong> Betrieb der Plattform erteilt, die Finanzderivate<br />

im Bereich Forst- und Papierwirtschaft abdeckt. Die<br />

ersten an der Norexco gelisteten Produkte sind zwei finanziell<br />

abgewickelte Zellstoffkontrakte (NBSK Softwood Kraft<br />

Pulp und BHKP Hardwood Kraft Pulp). Die geschätzte Marktgröße<br />

für Zellstoff beträgt ungefähr 60 Millionen Tonnen mit<br />

einem Marktwert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar. Bislang<br />

waren solche Terminkontrakte nur am außerbörslichen<br />

Markt verfügbar.<br />

Quelle: www.norexeco.com<br />

DOW JONES VOR CRASH IN ENGSTER JEMALS GEMESSENER SPANNE<br />

2015 hatte die engste Spanne<br />

von Januar bis Mitte August<br />

Jahr Spanne<br />

2015 6,44%<br />

1911 6,94%<br />

1992 7,82%<br />

2005 8,61%<br />

2004 8,83%<br />

1952 8,89%<br />

Nur wenige Tage vor dem August-Crash postete Analyst<br />

Ryan Detrick am 18. August 2015 auf Twitter eine faszinierende<br />

Statistik. Er hatte herausgefunden, dass sich bis zu<br />

diesem Tag, zu dem bereits mehr als die Hälfte des<br />

Jahres verstrichen war, der Dow Jones seit Jahresbeginn<br />

in einer Handelsspanne von nur 6,44 Prozent<br />

bewegt hatte. Kurz darauf rutschten die Kurse<br />

lawinenartig und stürzten am 24. August im Tief<br />

um 1089 Punkte – der größte 1-Tages-Verlust, den<br />

der Index jemals aufwies. Zwei Extreme in kürzester<br />

Zeit also – erst die kleinste jemals gemessene Spanne<br />

und dann der größte Intraday-Tagesverlust.<br />

Quelle: Ryan Detrick, FactSet, Stockcharts<br />

12


BROKERS‘ CORNER<br />

Gain Capital gehört nun zur Fortune´s Top 100 Liste der<br />

am stärksten wachsenden Unternehmen 2015. Das ist das<br />

erste Mal, dass ein internationaler Online Trading-Anbieter<br />

auf dieser Liste vorkommt, die sich auf ausgezeichnete<br />

finanzielle Performance und Aktienentwicklung bezieht.<br />

Gain Capital schaffte es mit seiner Steigerung beim Gewinn<br />

pro Aktie auf den 44. Platz, welche aus den letzten<br />

drei Jahren zusammengenommen 56 Prozent beträgt. Die<br />

Wachstumsrate beim Einkommen erreichte 34 Prozent und<br />

beim Gewinn 28 Prozent.<br />

Quelle: www.fxstat.com<br />

Der Online-Broker IG Group Holdings gab seine Ergebnisse<br />

für das Finanzjahr 2015 bekannt. Dieses sah ein fortgesetztes<br />

Wachstum im Nettogewinn und auch eine Erweiterung<br />

der Produktpalette auf Aktien sowie die Eröffnung<br />

neuer Niederlassungen in der Schweiz und Dubai. Der Nettogewinn<br />

stieg um 4,9 Prozent auf 388,4 Millionen Pfund,<br />

verglichen mit 370,4 Millionen Pfund im Vorjahr. Die Firma<br />

hob hervor, dass diese Zahl die Effekte des Dramas um<br />

den Schweizer Franken im Januar bereits beinhalte. Ohne<br />

diesen Effekt wäre der Gewinn bei beeindruckenden<br />

400,2 Millionen Pfund gelegen.<br />

Quelle: www.iggroup.com<br />

FXCM hat einen weiteren Teil des Kredits an Leucadia National<br />

zurückgezahlt. Insgesamt wurden 115 Millionen Dollar<br />

beglichen, die aus dem Verkauf der Geschäfte in Japan und<br />

Hong Kong resultierten. Damit verbleiben noch 195 Millionen<br />

Dollar. Im Januar 2015 hatte FXCM 265 Millionen Dollar<br />

Verlust eingefahren, als der Schweizer Franken plötzlich<br />

massiv aufwertete. FXCM verfolgt weiterhin die Strategie,<br />

seine Umsätze zu erhöhen, und hat daher auch das Geschäft<br />

der Orderausführung über den eigenen Dealing Desk wieder<br />

eingeführt. Das Angebot nennt sich „mini account“ und<br />

ermöglicht Hebel bis zu 1:400. Schon in seinen Anfängen<br />

nach der Jahrtausendwende war das Unternehmen vorwiegend<br />

als Market Maker aktiv. Später wandelte sich FXCM<br />

und ging <strong>zum</strong> No-Dealing-Desk-Modell über, indem es nur<br />

Orders durchleitete und über Kommissionen verdiente.<br />

Quelle: www.financemagnates.com<br />

Mit dem S Broker DepotPlus bietet der Sparkassen Broker<br />

ab sofort allen Sparkassen ein neues Online-Brokerage-<br />

Angebot für Kunden, die ihre Wertpapiergeschäfte eigenständig<br />

durchführen möchten, aber die Bindung zu<br />

ihrer Hausbank dennoch schätzen. Das Produkt wurde<br />

gemeinsam mit der Kreissparkasse Köln und der Sparkasse<br />

KölnBonn entwickelt und bei den beiden Pilothäusern<br />

bereits erfolgreich eingeführt. Federführend begleitet<br />

wurde die Entwicklung des S Broker DepotPlus<br />

vom Rheinischen Sparkassen- und Giroverband (RSGV).<br />

Nun geht der Sparkassen Broker mit dem neuen Depot-<br />

Angebot in den flächendeckenden Vertrieb innerhalb der<br />

S-Finanzgruppe.<br />

Quelle: www.sbroker.de<br />

CMC Markets veröffentlicht seinen Jahresbericht 2015 und<br />

die Ergebnisse für das am 31. März 2015 beendete Geschäftsjahr.<br />

Die Umsatz- und Gewinnsteigerungen unterstreichen<br />

die Wachstumsdynamik des CFD-Brokers. Der<br />

Gewinn vor Steuern stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahr um 61 Prozent auf 51,9 Millionen<br />

Britische Pfund. Die Nettoerlöse legten um 18 Prozent<br />

auf 143,6 Millionen Britische Pfund zu. Im Geschäftsjahr<br />

2014/15 handelten weltweit 50 303 Kunden auf der Plattform<br />

von CMC Markets. Dies entspricht einem Plus von<br />

fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Quelle: www.cmcmarkets.de<br />

Bei der sino AG war der August aufgrund des hohen Anteils<br />

an margenstarken Wertpapier-Orders und der optimierten<br />

Kostenstruktur des Unternehmens, operativ der<br />

beste Monat seit vier Jahren. Im August wurden insgesamt<br />

66 653 Orders ausgeführt. Dies ist eine Steigerung<br />

von 6,3 Prozent gegenüber dem Vormonat (plus 22,7 Prozent<br />

gegenüber August 2014). Ein weiterer positiver Effekt<br />

war der Nachbesserungsertrag aus den Vergleichen des<br />

Squeeze-Outs der ehemaligen Schering AG, aus der für<br />

sino rund 110 000 Euro (einschließlich Zinsen/vor Steuern)<br />

resultieren. Auch einigen sino-Kunden fließt dadurch insgesamt<br />

ein kleiner siebenstelliger Betrag zu.<br />

Quelle: www.sino.de<br />

13


INSIGHTS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Trading mit Saisonalitäten<br />

Teil 28: Saisonales Tief für Kaffee-Aktie und DAX<br />

Im September und Oktober besteht die Möglichkeit, dass viele Aktien und Indizes ihre vielleicht schon länger<br />

andauernde Korrektur beenden. In dieser Ausgabe zeigen wir den idealen Einstiegszeitpunkt für eine amerikanische<br />

Aktie sowie den deutschen DAX auf Basis der saisonalen Gegebenheiten.<br />

B1) Trading-Idee Keurig Green Mountain<br />

Keurig Green Mountain ist in den letzten Monaten deutlich unter die Räder gekommen. Die saisonale Auswertung<br />

empfiehlt einen Kauf ab dem 30. September mit Haltedauer bis <strong>zum</strong> 04. Februar 2016. Im Durchschnitt<br />

konnte man 32 Prozent Gewinn einfahren, bei einem durchschnittlichen Verlust von 17 Prozent.<br />

Quelle: www.lp-software.de<br />

» Trading-Idee Keurig Green Mountain<br />

Die US-Aktie Keurig Green Mountain<br />

(Kürzel: GMCR) war früher unter<br />

den Namen Green Mountain Coffee<br />

Roasters bekannt. Die Saisonalitäten<br />

sprechen für eine Long-Position am<br />

30. September mit einer Haltedauer<br />

bis <strong>zum</strong> 04. Februar 2016. In diesen<br />

127 Tagen konnte man anhand<br />

der Daten der letzten 16 Jahre in<br />

94 Prozent der Fälle einen durchschnittlichen<br />

Gewinn von 32 Prozent<br />

einfahren. In einem Jahr ergab<br />

sich sogar ein Anstieg von über<br />

200 Prozent. Der Stopp-Loss könnte<br />

17 Prozent unter dem Einstiegspreis<br />

platziert werden.<br />

Die Aktie ist in den letzten Monaten<br />

deutlich unter die Räder<br />

14


INSIGHTS<br />

gekommen. Nachdem die Quartalszahlen<br />

Anfang August nicht den Erwartungen<br />

entsprachen, ging es<br />

über Nacht weitere 30 Prozent abwärts.<br />

Bild 1 zeigt den Kursverlauf<br />

der Aktie mit mehreren saisonalen<br />

Linien sowie den vertikalen Ein- und<br />

Ausstiegstagen in Grün und Rot. Im<br />

Chart wurde eine untere Abwärtstrendlinie<br />

berührt und es kam zur<br />

Gegenbewegung. Zeigt die Aktie ab<br />

dem Einstiegszeitpunkt eine Bodenformation,<br />

wie <strong>zum</strong> Beispiel einen<br />

Retest des bisherigen Tiefs, ist das<br />

ein Signal, nach einem Einstieg zu<br />

suchen. Das Maximalpotenzial wäre<br />

die obere Abwärtstrendlinie, an der<br />

sich momentan auch die 200-Tage-<br />

Linie orientiert. Ein weiterer interessanter<br />

Einstiegspunkt wäre<br />

die Unterstützung im Bereich von<br />

34 US-Dollar aus den Jahren 2011 und 2012.<br />

Im August letzten Jahres hat Coca-Cola einen langfristigen<br />

Vertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen und<br />

zeitgleich einen zehnprozentigen Anteil erworben. Die<br />

niedrigen Kurse könnten dazu führen, dass der Getränke-<br />

hersteller weitere Aktien erwirbt und eventuell sogar<br />

eine Übernahme ins Auge fasst. Dies würde sich entsprechend<br />

kursstützend auswirken.<br />

Trading-Idee DAX<br />

Saisonal beginnt beim DAX am 10. Oktober der ideale<br />

Einstiegszeitraum für eine Long-Position mit einer Haltedauer<br />

bis <strong>zum</strong> 04. Januar 2016. Mit einer Trefferquote<br />

von 86 Prozent konnte man anhand der Daten der letzten<br />

27 Jahre fast zehn Prozent Gewinn erwirtschaften. Das Risiko<br />

bei einem Fehlschlag lag in diesen Jahren bei 2,64 Prozent.<br />

Der maximale Gewinn betrug sogar über 22 Prozent. Der<br />

Stopp-Loss sollte beim Einstieg auch mit einem Mindestabstand<br />

in dieser Größenordnung gesetzt werden.<br />

Wie viele andere Indizes ist auch der DAX unlängst in<br />

eine starke Korrektur übergegangen. Er verlor in der Spitze<br />

Video-Update<br />

B2) Trading-Idee DAX<br />

Auf der TRADERS´-Webseite wird am 01.10.2015 und am<br />

13.10.2015 jeweils ein Update zu Verfügung gestellt. Es wird der<br />

Frage nachgegangen, ob und wo man einsteigen soll und wo<br />

die entsprechenden Verlustbegrenzungen zu platzieren sind.<br />

Der DAX ist in den letzten Monaten in eine stärkere Korrektur übergegangen. Die Berührung einer Dreifachunterstützung<br />

im Bereich von 9070 Punkten <strong>zum</strong> Einstiegsdatum am 10. Oktober 2015 könnte <strong>zum</strong> Aufbau<br />

einer Long-Position bis <strong>zum</strong> 04. Januar 2016 genutzt werden.<br />

T1) Saisonale Trades des Monats<br />

Instrument Keurig Green Mountain DAX<br />

Richtung Bullisch Bullisch<br />

Einstieg 30.09.2015 10.10.2015<br />

Ausstieg 04.02.2016 04.01.2016<br />

%-Win 94,00% 86,00%<br />

Historie Jahre 16 27<br />

Durch. Gewinn 32,00% 9,32%<br />

Max. Gewinn 219,00% 22,91%<br />

Durch. Verlust 17,00% 2,64%<br />

Max. Verlust 58,00% 4,92%<br />

Haltedauer 127 Tage 86 Tage<br />

Quelle: www.lp-software.de<br />

15 Prozent bis deutlich unter 10 000 Punkte. Ein erneuter<br />

Rückgang bis zur unteren Abwärtstrendlinie <strong>zum</strong> 10. Oktober<br />

wäre ideal für die Umsetzung der saisonalen Strategie.<br />

Der DAX würde dann bei 9070 Punkten notieren. Auf diesem<br />

Kursniveau ist eine dreifache Unterstützung zu finden.<br />

Mit Gewinnziel von zehn Prozent und einem Stopp-Loss<br />

um 2,64 Prozent ergibt sich ein Chance/Risiko-Verhältnis<br />

von 3,65, was als sehr gut bezeichnet werden kann.<br />

Beide Instrumente – Keurig Green Mountain sowie<br />

der DAX – können auch über Hebelprodukte (Optionen,<br />

Futures und CFDs) gehandelt werden. «<br />

Tabelle 1 zeigt die Ein- und Ausstiegsdaten der beiden Trading-Ideen.<br />

Quelle: www.captimizer.com<br />

15


INSIGHTS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Alexander‘s Social-Trading-Experiment<br />

Teil 5: wikifolio.com<br />

Nach dem Social-Trading-Experiment bei ayondo geht es nun mit wikifolio.com weiter. Dort wird<br />

Social Trading mit einem etwas anderen Konzept umgesetzt – Grund genug für Alexander Mantel,<br />

auch diesen Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen.<br />

» Social Trading über die Hausbank<br />

Während Social Trading in der Regel ein Konto bei einem<br />

speziellen (CFD-)Broker voraussetzt, bietet die Plattform<br />

wikifolio.com bereits seit Sommer 2012 die Möglichkeit,<br />

ein bestehendes Depotkonto bei der Hausbank oder einem<br />

(Direkt-)Broker zu nutzen. Das österreichische Unternehmen<br />

arbeitet mit dem deutschen Emittenten Lang &<br />

Schwarz zusammen, der Trading-Strategien als Indexzertifikate<br />

verbrieft anbietet. Diese können dann über die Börse<br />

Stuttgart oder im Emittenten-Handel gehandelt werden.<br />

Alexander Mantel<br />

Alexander Mantel ist Jurist. Er beschäftigt sich<br />

seit seinem 17. Lebensjahr mit den Finanzmärkten.<br />

Dabei gilt sein Interesse hauptsächlich<br />

derivativen Produkten und neuen Entwicklungen<br />

der Finanzbranche, wie <strong>zum</strong> Beispiel Social<br />

Trading.<br />

traders@alexandermantel.com<br />

Grundlegendes<br />

Ein Wikifolio ist eine Art virtuelles Depot, für das der <strong>Trader</strong><br />

über die Webplattform Trades vornimmt. Dabei stehen<br />

ihm eine Vielzahl an Aktien, ETFs, Zertifikaten und<br />

Hebelpapieren zur Verfügung und er muss kein eigenes<br />

Geld einsetzen. Performance steigernd wirkt sich nicht<br />

nur das Können der <strong>Trader</strong> aus, sondern auch die Tatsache,<br />

dass bei den Trades für das Wikifolio keinerlei Gebühren<br />

berechnet werden. Nachdem ein Wikifolio erstellt<br />

wurde, befindet es sich zunächst im Status „Test“. Diese<br />

Phase, in der das Wikifolio nur für den <strong>Trader</strong> selbst sichtbar<br />

ist, eignet sich gut, um die ersten Trades zu tätigen<br />

und einen Track Record aufzubauen. Sobald mindestens<br />

ein Trade durchgeführt wurde, kann die Veröffentlichung<br />

des Wikifolios beantragt werden. Nachdem das Wikifolio<br />

den Status „Publiziert“ erreicht hat, ist es über die Suche<br />

auf wikifolio.com auffindbar, kann jederzeit von allen<br />

Nutzern eingesehen und bei Interesse vorgemerkt werden.<br />

Mit solchen unverbindlichen Vormerkungen geben<br />

die Nutzer sozusagen eine Stimme für das Wikifolio ab.<br />

16


INSIGHTS<br />

Sobald zehn solcher Vormerkungen von Nutzern abgegeben<br />

wurden, die in der Summe unverbindlich bereit wären,<br />

mindestens 2500 Euro zu investieren, und ein Track<br />

Record von mindestens 21 Tagen besteht, sind die Voraussetzungen<br />

für den Status „Investierbar“ erfüllt. Nachdem<br />

sich der <strong>Trader</strong> gegenüber wikifolio.com mit einer<br />

Ausweiskopie legitimiert hat, erfolgt noch eine inhaltliche<br />

Prüfung durch einen Mitarbeiter. Einige Tage bis Wochen<br />

später beginnt die Verbriefung des Wikifolios als<br />

Indexzertifikat durch den Emittenten Lang & Schwarz.<br />

Dieses ist dann über alle Banken und Broker handelbar,<br />

die börsengehandelte Zertifikate anschaffen und verwahren<br />

können. Probleme wie Nachschusspflicht und die<br />

Wahl des richtigen Brokers sind somit weder für die Wikifolio-<strong>Trader</strong><br />

noch für die Anleger ein Thema.<br />

Kurz hingewiesen werden soll auf das sogenannte<br />

Emittentenrisiko. Da es sich bei den Wikifolio-Zertifikaten<br />

um Schuldverschreibungen des Emittenten Lang &<br />

Schwarz handelt, tragen Anleger das Ausfallrisiko dieses<br />

Unternehmens. Dies ist aber bekanntlich nicht nur<br />

bei Wikifolio-Zertifikaten der Fall, sondern auch bei anderen<br />

Zertifikaten wie <strong>zum</strong> Beispiel Bonus-, Discount- oder<br />

Indexzertifikaten.<br />

Neben einer jährlichen Zertifikategebühr in Höhe von<br />

0,95 Prozent fällt eine Performance-Gebühr zwischen fünf<br />

und 30 Prozent an, die der <strong>Trader</strong>, der das Wikifolio führt,<br />

festlegen kann. Beides wird bereits im Zertifikatekurs berücksichtigt.<br />

Fair gegenüber Anlegern ist dabei, dass die<br />

High-Watermark-Methode zur Anwendung kommt. Grundlage<br />

für die Gebührenberechnung ist also nur der Teil der<br />

Performance, der den bisherigen Höchststand übersteigt.<br />

Die Vergütung der <strong>Trader</strong>, die ein Wikifolio führen, besteht<br />

aus einem Teil (30 bis 50 Prozent) der Performance-<br />

Gebühr. Die Vergütung des <strong>Trader</strong>s bei wikifolio.com ist<br />

somit rein performanceabhängig. Neben dem aktuellen<br />

Bestand wird jede Transaktion eines <strong>Trader</strong>s aufgeführt,<br />

was ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet.<br />

Die Zeit ist reif<br />

Obwohl wikifolio.com im August 2015 bereits seinen dritten<br />

Geburtstag feiern konnte und ich selbst schon seit einem<br />

Jahr dort als <strong>Trader</strong> aktiv bin, könnte der Zeitpunkt für mein<br />

Experiment kaum besser sein. Im Laufe der vergangenen<br />

drei Jahre hat sich die Plattform stetig weiterentwickelt.<br />

Dies gilt nicht nur für die Funktionalität, sondern insbesondere<br />

auch für das zur Verfügung stehende Anlageuniversum.<br />

Erst vor kurzem wurde es mit der Société Générale<br />

als neuen Partner auf 100 000 Produkte erweitert. Neben<br />

den Produkten von HSBC und Lang & Schwarz sind nun<br />

also auch die beliebten Exoten „Inline-Optionsscheine“<br />

B1) Entwicklung publizierte und investierbare Wikifolios<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

Q3<br />

2012<br />

Publiziert<br />

Q4<br />

2012<br />

Q1<br />

2013<br />

Q2<br />

2013<br />

Investierbar<br />

Q3<br />

2013<br />

Q4<br />

2013<br />

Q1<br />

2014<br />

Q2<br />

2014<br />

Q3<br />

2014<br />

Q4<br />

2014<br />

Q1<br />

2015<br />

Q2<br />

2015<br />

Die Grafik zeigt die aktuellen Zahlen der Social-Trading-Plattform wikifolio.com.<br />

Derzeit sind es 3430 investierbare Wikifolios (grau), 3,6 Millionen publizierte Trades<br />

und 6,5 Milliarden Euro abgewickeltes Volumen.<br />

Quelle: www.wikifolio.com<br />

und „Stay-High- und Stay-Low-Optionsscheine“ verfügbar.<br />

Die kontinuierliche Weiterentwicklung schlägt sich<br />

auch in den Zahlen nieder. So gab es im zweiten Quartal<br />

2015 bereits 3430 investierbare Wikifolios und bislang<br />

3,6 Millionen publizierte Trades mit einem abgewickelten<br />

Gesamtvolumen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro.<br />

Die vielleicht bedeutendste Neuerung ist die Einführung<br />

von Dachwikifolios. Dadurch kann ich wikifolio.com<br />

sozusagen aus der Perspektive eines Anlegers und eines<br />

<strong>Trader</strong>s gleichzeitig erleben. Statt die entsprechenden<br />

Wikifolio-Zertifikate für mein Depot zu kaufen, erstelle<br />

ich einfach ein Dachwikifolio und kann so direkt die neue<br />

Funktion testen. Mit einem Dachwikifolio können nämlich<br />

Portfolios erstellt werden, die ausschließlich in Wikifolio-Zertifikate<br />

investieren. Vergleichen kann man dies mit<br />

der Funktionsweise von Dachfonds, die lediglich in andere<br />

Fonds investieren.<br />

Im nächsten Teil werfe ich einen genaueren Blick auf<br />

dieses neue Feature und stelle dann auch meine beiden<br />

Dachwikifolios sowie die darin enthaltenen Wikifolios genauer<br />

vor. «<br />

Bleiben Sie live am Ball!<br />

Informieren Sie sich schon vor Erscheinen der nächsten<br />

TRADERS´ Ausgabe über die Entwicklung von Alexander‘s<br />

Dachwikifolios. Unter folgenden Links können Sie die beiden<br />

Wikifolios auch unverbindlich vormerken:<br />

www.wikifolio.com/de/STARWIKI<br />

www.wikifolio.com/de/TDW00000<br />

17


INSIGHTS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Ins eigene Fleisch geschnitten?<br />

Schweizer Notenbank mit riesigem Verlust<br />

Wie im August bekannt wurde, musste die Schweizer Notenbank (SNB) im ersten<br />

Halbjahr einen massiven Verlust von rund 50 Milliarden Schweizer Franken ausweisen.<br />

Der Hauptgrund dafür: Durch die Abkopplung des Franken vom festen Wechselkurs<br />

<strong>zum</strong> Euro wurden die zuvor angehäuften Devisenreserven stark entwertet.<br />

Marko Gränitz<br />

Marko Gränitz schreibt Artikel zu Kapitalmarktthemen<br />

und führt Interviews mit <strong>Trader</strong>n.<br />

Außerdem ist er aktiver Triathlet und startet seit<br />

einigen Jahren bei nationalen und internationalen<br />

Wettkämpfen. Die Themen Börse und Sport kombiniert<br />

er auf seinem Blog „Marko Momentum“.<br />

www.marko-momentum.de<br />

» Dass die Abkopplung vom Euro Folgen für die Wirtschaft<br />

und die Bilanz der Notenbank haben würde, war schon<br />

direkt nach Aufgabe des Mindestkurses im Januar dieses<br />

Jahres abzusehen. Unklar blieb allerdings, wie hoch<br />

der anfängliche Buchverlust <strong>zum</strong> Quartals-, Halbjahresund<br />

Jahresende wirklich ausfallen würde. Mit minus<br />

50 Milliarden Schweizer Franken hat die SNB nun Bilanz<br />

18


INSIGHTS<br />

für das erste Halbjahr gezogen. Das<br />

steht im krassen Gegensatz <strong>zum</strong> Ergebnis<br />

des Jahres 2014 – damals<br />

stand ein Gewinn von 38 Milliarden<br />

Franken zu Buche. Die wechselhafte<br />

Entwicklung der Gewinne und Verluste<br />

seit 1999 ist in Bild 1 gestellt.<br />

Als die Notenbank die 1,20er<br />

Marke <strong>zum</strong> Euro verteidigte, musste<br />

sie immer wieder am Markt intervenieren.<br />

Sie kaufte hauptsächlich<br />

Euro und verkaufte Schweizer Franken.<br />

Dadurch wuchs der Bestand an<br />

Euro in der Bilanz immer weiter. Im<br />

Januar dann der Schnitt: Scheinbar<br />

aufgrund der zu erwartenden Quantitative-Easing-Maßnahmen<br />

(QE) der<br />

EZB gab die SNB auf. Aus ihrer Sicht wären dann wohl<br />

noch stärkere Interventionen nötig gewesen. Sie hätte<br />

sozusagen gegen die von der EZB verordnete Euro-<br />

Schwäche ankämpfen müssen.<br />

Um den Schweizer Franken zu schwächen, senkte die<br />

Notenbanken zeitgleich mit der Entkopplung die Zinsen<br />

deutlich ins Negative (was der Notenbank im Lauf der Zeit<br />

einige Einnahmen bringt). Das hat inzwischen aber auch<br />

dazu geführt, dass Banken Kundengelder mit negativen<br />

Zinsen belasten oder planen, dies einzuführen.<br />

B1) Gewinne und Verluste der Schweizer Notenbank seit 1999<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

1,5 1,5 1,5 2,5 3,1<br />

21,6<br />

Gewinn/Verlust in Mrd. CHF<br />

12,8<br />

5 6<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />

In den letzten Jahren nahmen die Ausschläge der Jahresergebnisse deutlich zu. Nach dem großen Gewinn im<br />

Jahr 2014 sieht es für 2015 bisher – per Halbjahr – verheerend aus.<br />

-4,7<br />

1<br />

-20,8<br />

Quelle: SNB, www.handelszeitung.ch<br />

Auftragsbestände und kündigten an, auf die Kostenbremse<br />

drücken zu müssen – also beispielsweise Personal zu<br />

entlassen oder die Produktion ins Ausland zu verlagern.<br />

Ins eigene Fleisch geschnitten?<br />

Die Frage ist allerdings, was nun schlimmer gewesen<br />

wäre – die Verteidigung des Wechselkursverhältnisses<br />

von 1,20 EUR/CHF oder die Aufgabe des Mindestkurses.<br />

Abschließend lässt sich das auch heute schwer sagen,<br />

da unklar ist, wie lange die Notenbank die Marke hätte<br />

13<br />

6<br />

-9,1<br />

38<br />

-30<br />

Auswirkungen auf die Wirtschaft<br />

Auf der Webseite der Handelszeitung<br />

(www.handelszeitung.ch) wurde<br />

im August ein umfassender<br />

Beitrag <strong>zum</strong> Thema der Folgen der<br />

Abkopplung veröffentlicht. Der Beitrag<br />

zeigte anhand vieler Beispiele,<br />

wie insbesondere exportorientierte<br />

Schweizer Unternehmen und Tourismusbetriebe<br />

unter dem im Januar<br />

2015 schlagartig erstarkten Franken<br />

leiden. Wirtschaftsminister sowie<br />

Gewerkschaften fordern daher bereits<br />

einen neuen Mindestkurs.<br />

Außerdem drohen der Schweiz<br />

Preisrückgänge, also ein deflationäres<br />

Umfeld, was die Wirtschaft stark<br />

belasten würde. Zumindest eine Rezession<br />

ist aus Sicht vieler Experten<br />

wahrscheinlich. Viele Unternehmen<br />

berichteten bereits über schwächere<br />

Gewinne und/oder niedrigere<br />

B2) EUR/CHF seit Januar 2015<br />

Den größten Teil der Währungsreserven hält die SNB in Euro. Nach Aufgabe des Mindestkurses wurden die<br />

Reserven, gemessen in Schweizer Franken, schlagartig deutlich weniger wert. Sollte der Euro wie zuletzt<br />

gegenüber dem Franken stärker notieren, hilft das der SNB, ihre Verluste im Gesamtjahr noch zu verringern.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

19


INSIGHTS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Die Regierung und die Kantone des Landes<br />

gehen wohl leer aus, da bei der Notenbank keine Überschüsse<br />

<strong>zum</strong> Verteilen vorhanden sind.<br />

verteidigen müssen und wie groß die Kosten dafür auf<br />

Dauer gewesen wären.<br />

Wenn es nach SNB-Chef Dr. Thomas J. Jordan<br />

geht, so war die Entscheidung richtig. Der Artikel auf<br />

www.handelszeitung.ch zitiert ihn mit folgendem<br />

Statement: „Ein Hinauszögern des Aufhebens des<br />

Mindestkurses wäre nur auf Kosten einer unkontrollierbaren<br />

Ausdehnung der Bilanz um mehrere 100 Milliarden –<br />

potenziell um ein Mehrfaches des schweizerischen Bruttoinlandsprodukts<br />

– möglich gewesen. Diese unkontrollierbare<br />

Bilanzausdehnung hätte die zukünftige geldpolitische<br />

Handlungsfähigkeit der SNB stark beeinträchtigt und die<br />

Erfüllung des Mandats in der langen Frist gefährdet.“<br />

Verschiedene Meinungen<br />

Je nachdem, wen man fragt, gibt es dazu verschiedene<br />

Meinungen. Einerseits scheint die Aufwertung des<br />

Frankens gegenüber dem Euro von inzwischen nur<br />

noch rund zehn Prozent keine riesige Differenz zu sein<br />

(Bild 2). Auch andere Währungen schwanken so stark<br />

oder noch mehr.<br />

B3) CHF/USD seit Januar 2015<br />

Andererseits wurde durch die schlagartige Anpassung<br />

(gegenüber einem kontinuierlichen Verlauf) die<br />

Preis- und Finanzstabilität ziemlich aus dem Gleich-<br />

gewicht gebracht. Denn keiner hatte mit einem solchen<br />

Super Chancen<br />

für <strong>Trader</strong><br />

Mehr dazu auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

sofortigen Sprung des Wechselkurses gerechnet. Und die<br />

wenigsten Unternehmen hatten sich gegen eine Aufwertung<br />

abgesichert, ganz im Vertrauen auf den Mindestkurs.<br />

Wenn man die Ratingagenturen<br />

fragt, so sieht beispielsweise<br />

Standard&Poor‘s keine unmittelbaren<br />

Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit<br />

der Schweiz – hier gibt es<br />

weiterhin das Top-Rating AAA.<br />

Auch der US-Dollar macht einen großen Teil der Devisenreserven der SNB aus. Der Dollar hat den Einbruch<br />

weitgehend aufgeholt, sodass die Belastungen hieraus deutlich geringer sind.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

Politische Folgen?<br />

Am Ende des Tages könnten die herben<br />

Verluste der SNB auch politische<br />

Folgen haben. Denn die Regierung<br />

und die Kantone des Landes gehen<br />

wohl leer aus, da bei der Notenbank<br />

keine Überschüsse <strong>zum</strong> Verteilen vorhanden<br />

sind. Gerade jetzt, wo die<br />

Wirtschaft bereits geschwächt ist,<br />

dürften die Gelder schmerzlich fehlen.<br />

Auch drohen höhere Arbeitslosigkeit<br />

und ein deutlich abgeschwächtes<br />

Wirtschaftswachstum, was sich bei<br />

den nächsten Wahlen durchaus bemerkbar<br />

machen könnte. «<br />

20


Online-Broker seit 2001


INSIGHTS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Die <strong>Trader</strong>-Ausbildung<br />

vom Profi<br />

Teil 3: Die Strategie als das Herzstück der Ausbildung<br />

Der wohl wichtigste Teil der <strong>Trader</strong>-Ausbildung beginnt dann, wenn der <strong>Trader</strong><br />

sich eine Strategie oder ein Set von mehreren Strategien zulegt. Wie im ersten<br />

Teil dieser Artikelserie ausgeführt, geht es darum, den Werkzeugkasten<br />

Sie möchten Birger Schäfermeier einmal live<br />

erleben? Dann besuchen Sie seine Vorträge auf<br />

der World of Trading am 20. und 21. November<br />

2015 in Frankfurt. Weitere Infos finden Sie<br />

unter www.wot-messe.de.<br />

mit geeignetem Werkzeug zu füllen. Welche Strategie es in den Werkzeugkasten<br />

des <strong>Trader</strong>s schafft, wird<br />

nicht nur darüber entscheiden,<br />

ob dieser <strong>Trader</strong> in<br />

Zukunft ein Gewinner<br />

oder ein Verlierer sein wird, sondern auch darüber,<br />

in welchen Marktphasen er erfolgreich und aggressiv<br />

agieren muss und zu welchen Zeiten eher vorsichtig<br />

und defensiv.<br />

» Ohne Strategie ist der Erfolg nur Zufall<br />

Ohne Strategien wird der Trading-Erfolg immer Zufall<br />

bleiben. Mit Traden Geld zu verdienen schafft jeder mit<br />

ein bisschen Glück. Doch wie lange hält das Glück an?<br />

Wie lange wird der <strong>Trader</strong> richtig raten? Wie viele <strong>Trader</strong><br />

hat der Markt schon kommen und gehen sehen, die ein<br />

oder zwei Jahre erfolgreich waren und dann auf Nimmerwiedersehen<br />

verschwanden?<br />

Eine Strategie zeichnet sich dadurch aus, dass sie klar<br />

und nachvollziehbar sagt, wann der <strong>Trader</strong> mit welchem<br />

Risiko einsteigen muss und wie er seine Trades zu managen<br />

hat. Das heißt, sie definiert neben konkreten Einstiegssignalen<br />

auch, wie und wo der <strong>Trader</strong> aussteigen<br />

muss. Durch die Verwendung objektiver Kriterien ist es<br />

möglich, dass der Erfolg der Strategie nachprüfbar ist.<br />

Jede Strategie hat statistische Kennziffern. Diese geben<br />

Birger Schäfermeier<br />

Birger Schäfermeier kaufte bereits mit 14 Jahren seine erste Aktie und handelt seit mehr<br />

als 20 Jahren aktiv an den internationalen Terminbörsen. Im Laufe der Zeit hat er nicht<br />

nur seine eigene Marktphilosophie und Handelstechniken entwickelt, sondern ist auch zu<br />

einem der bekanntesten Daytrader Europas geworden. Ist ist des Weiteren Vorstand und<br />

Gründer der European Trading Academy AG (tradAc).<br />

Auskunft darüber, wie groß der statistische Wettvorteil<br />

ist, den eine Strategie aus dem Markt holen kann.<br />

Dieser statistische Wettvorteil existiert nicht zu jeder<br />

Zeit im Markt, aber der erfahrene und gut ausgebildete<br />

<strong>Trader</strong> weiß, wann dieser Vorteil existiert und wann<br />

er seine Strategie einsetzen muss um diesen Vorteil aus<br />

dem Markt abzuschöpfen.<br />

Vorteil finden und abschöpfen<br />

Traden ist vergleichbar mit professionellem Wetten oder<br />

Glücksspiel. Dauerhaft kann man ein Glücksspiel nur gewinnen,<br />

wenn man einen statistischen Vorteil hat (den<br />

meist allerdings die Spielbank hält). Beim Black Jack hat<br />

die Bank <strong>zum</strong> Beispiel einen Vorteil, weil sie als letztes am<br />

Zug ist und bereits das Geld von allen Spielern, die mehr<br />

als 21 hatten, vereinnahmt hat. Selbst wenn sich nun die<br />

Bank überzieht, muss sie den Spielern, die zuvor mehr<br />

als 21 hatten, das Geld nicht zurückzahlen. Der Mathematiker<br />

Edward O. Thorp fand in den 1970ern allerdings<br />

heraus, dass der Vorteil der Bank immer dann verschwindet<br />

und auf den Spieler wechselt, wenn bestimmte Karten<br />

bereits aus dem Kartenstapel gezogen wurden. Jedes<br />

Mal nämlich, wenn bereits viele, für den Spieler ungünstige<br />

Karten aus dem Stapel gezogen wurden, erhöhte<br />

22


INSIGHTS<br />

sich die Wahrscheinlichkeit, dass nun günstige Karten für<br />

den Spieler (<strong>zum</strong> Beispiel Asse und Bilder) kommen werden.<br />

In diesem Moment kippt der Vorteil zugunsten des<br />

Spielers.<br />

Thorp entwickelte daher die Analysemethode des<br />

„Card Counting“, um herauszufinden, wann der Vorteil<br />

auf den Spieler wechselte. Mit dem Card Counting hatte<br />

er aber noch nicht den Vorteil kapitalisiert oder abgeschöpft,<br />

sondern nur identifiziert. Erst durch den Einsatz<br />

einer bestimmen Wett-Strategie, wann bei welchen Karten<br />

mit welchem Einsatz zu wetten sei, schaffte Thorp es,<br />

den Casinos Geld abzunehmen (diese Geschichte wurde<br />

übrigens auch unter dem Titel „21“ verfilmt).<br />

Im dritten Schritt entwickelte Thorp dann eine Methode<br />

mit unterschiedlichen Einsätzen. Je höher der Vorteil<br />

war, desto größer fielen die Einsätze aus, um so den<br />

Vorteil möglichst am gewinnbringendsten abzuschöpfen.<br />

Dazu legte er fest, bei welchen Karten-Kombinationen<br />

der Spieler mit welchen Wetteinsätzen in das Rennen gehen<br />

sollte (die Strategie dient also nur dazu, einen bereits<br />

identifizierten Vorteil gewinnbringend abzuschöpfen).<br />

Am Markt kann dieser Vorteil eine statistische Auffälligkeit<br />

sein oder Regelmäßigkeiten, die häufiger<br />

B1) Drei Schritte <strong>zum</strong> Erfolg<br />

Analyse: Vorteil erkennen<br />

Strategie: Vorteil abschöpfen<br />

Erfahrung: Taktik festlegen<br />

(aggressiv / defensiv)<br />

Wer erfolgreich sein will, muss erst einen Markt mit einem statistischen Vorteil<br />

finden (Analyse). Dann wird eine Strategie mit klaren Kriterien entwickelt, um diesen<br />

Vorteil abzuschöpfen (Strategie). Diese wird nur dann eingesetzt, wenn der<br />

Vorteil im Markt größer ist als die Kosten für den Ein- und Ausstieg (Erfahrung).<br />

Quelle: European Trading Academy AG<br />

vorkommen als der Zufall es erwarten lässt. Zum Beispiel<br />

nutzt der Autor dieses Artikels unter anderem eine statistische<br />

Anomalie, die der Markt nach der Eröffnungsphase<br />

entwickelt. Etwas häufiger als der Zufall – also mehr als<br />

50 Prozent – wird die Richtung des Ausbruchs nach der<br />

Eröffnungsspanne für die nächsten Stunden beibehalten.<br />

Wer nun eine Strategie hat, die sagt, wann und wie<br />

Weitere Informationen: Chefhändler Adrian Schmid, Tel.: 0179 348 5979 oder Email: schmid@handelsbuero-berlin.de<br />

23


INSIGHTS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B2) Lebenszyklus einer Strategie<br />

Vorteil<br />

Wachstums-<br />

Phase<br />

Entdeckung<br />

einzusteigen ist und mit welchem Risiko wann die Position<br />

wieder zu schließen ist, der kann diese Anomalie gewinnbringend<br />

nutzen – solang bis der Vorteil irgendwann<br />

nicht mehr existiert.<br />

Erfahrene <strong>Trader</strong> erhöhen ihre Wetteinsätze je größer<br />

der Vorteil am Markt für sie ist. Sie wissen, dass langfristig<br />

ein einmal identifizierter Vorteil auch wieder verschwinden<br />

kann, und sie somit so viel wie möglich von<br />

diesem Vorteil abschöpfen müssen, solange er existiert.<br />

Das konkrete Vorgehen<br />

Diese drei folgenden Schritte sind nötig (siehe Bild 1):<br />

1) Finde einen Markt mit einem statistischen Vorteil<br />

(Analyse).<br />

Selbsterfüllende<br />

Prophezeiung<br />

2) Entwickle eine Strategie mit klaren Kriterien, um diesen<br />

Vorteil abzuschöpfen (Strategie).<br />

3) Setze die Strategie nur dann ein, wenn der Vorteil im<br />

Markt größer ist als die Kosten für den Ein- und Ausstieg<br />

(Erfahrung).<br />

Degenerations-<br />

Phase<br />

Zeit<br />

Aufgabe des <strong>Trader</strong>s ist es, herauszufinden, ob der Markt ein bestimmtes Verhalten<br />

aufweist, um dann diese Strategie einzusetzen (Entdeckung). Bis diese Strategie<br />

auf den Markt adaptiert ist, dauert es einige Zeit (Wachstums-Phase). Mit der<br />

Zeit ändert sich der Markt und der Vorteil schwindet (Degenerations-Phase). Nur<br />

wer auch erkennt, wann der Vorteil für die Strategie verschwunden ist, wird diese<br />

rechtzeitig wieder aus seinem Werkzeugkasten entfernen.<br />

Quelle: European Trading Academy AG<br />

Wer erfolgreich sein will, muss den statistischen Vorteil<br />

seiner Strategie kennen. Die meisten Anfänger glauben<br />

aber, jede Strategie, die ihnen kurzfristig Gewinne beschert,<br />

sei gut. Sie interessiert gar nicht die Funktionsweise,<br />

sondern lediglich der Output. Vergleichbar ist<br />

dieses Phänomen mit einem Autokäufer, der sich weder<br />

um den Zustand noch um bisher gefahrene Kilometer<br />

schert, sondern einen Wagen einfach kauft, weil er fährt.<br />

Profi-<strong>Trader</strong> richten sich nicht nach dem Output einer<br />

Strategie. Zuallererst wollen sie wissen, warum und<br />

wie die Strategie funktioniert. Kein vernünftiger <strong>Trader</strong><br />

handelt eine Blackbox. Aufgabe des <strong>Trader</strong>s ist es, dann<br />

herauszufinden, ob der Markt diesen Vorteil bietet und ob<br />

der <strong>Trader</strong> die Strategie profitabel einsetzen kann.<br />

Strategien sind nur dann erfolgreich,<br />

wenn der Markt einen Vorteil bietet<br />

Als Beispiel nehmen wir eine Trendfolge-Strategie. Diese<br />

ist nur dann erfolgreich, wenn der Markt einen Trend<br />

aufweist. In diesem Fall sagt die Strategie nicht, dass der<br />

Markt in einem Trend ist, sondern partizipiert an dem<br />

Trend durch entsprechende Signale. Die Aufgabe des<br />

<strong>Trader</strong>s ist es also herauszufinden, ob der Markt ein bestimmtes<br />

Verhalten aufweist, um dann diese Strategie<br />

einzusetzen.<br />

Deshalb muss sich die <strong>Trader</strong>-Ausbildung nicht nur<br />

auf die Vermittlung von Strategien konzentrieren, sondern<br />

vor allem den Schülern klarmachen, warum diese<br />

Strategien funktionieren und wie sie den Vorteil im Markt<br />

identifizieren. Doch damit nicht genug: Nur wer auch erkennt,<br />

wann der Vorteil für die Strategie verschwunden<br />

ist, wird diese rechtzeitig wieder aus seinem Werkzeugkasten<br />

entfernen.<br />

Copy and Paste funktioniert nicht beim Traden<br />

Wer nun meint, einfach eine Strategie aus dem Internet<br />

wie ein Kuchenrezept kopieren zu können, der muss<br />

und wird Schiffbruch erleiden. Er weiß weder, warum<br />

die Strategie funktioniert, noch wann sie aufhören wird<br />

zu funktionieren. Ihm fehlt zudem die Erfahrung, wann<br />

er diese Strategie aggressiv traden sollte und wann<br />

defensiv.<br />

Jetzt sind Sie als<br />

<strong>Trader</strong> klar<br />

im Vorteil<br />

Mehr dazu auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

Eine gute <strong>Trader</strong>-Ausbildung zeigt dem <strong>Trader</strong> also<br />

nicht einfach nur blind ein paar Strategien, sondern erklärt,<br />

wie er einen Vorteil findet und mit welcher Strategie<br />

er den Vorteil abschöpfen kann. So wird es dem Schüler<br />

ermöglicht, konsistente Ergebnisse zu erzielen. «<br />

24


INSIGHTS – TRADERS´ TALK<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Sandra Kahle<br />

TRADERS´ media GmbH<br />

TRADERS´ Talk<br />

Die Online-Welt in Angriff nehmen<br />

Wir sprachen mit unserer Kollegin Sandra Kahle über die Online-<br />

Plattform Guidants. Was diese dem User bietet, welche Widgets zur<br />

Verfügung stehen und welche Zukunftspläne es mit dem TRADERS´<br />

Guidants-Desktop gibt, erfahren Sie im folgenden Interview.<br />

» TRADERS´: Guidants ist seit 2012 online und täglich sind<br />

dort mehr als 7000 User aktiv. Wie kamen Sie auf die Idee,<br />

Teil dieser Plattform zu werden?<br />

Kahle: Die TRADERS´ media GmbH ist ein klassisches<br />

Verlagshaus, das Produkte hauptsächlich im Printbereich<br />

produziert. Die Online-Welt stand bisher nicht so stark im<br />

Fokus. Zwar haben wir eine Webseite mit diversen Online-<br />

Angeboten, wie Forum und Blogs, aber das war doch<br />

immer eher statisch und für den User gab es nicht allzu<br />

viel zu entdecken. Das wollen wir ändern. Jedoch ist<br />

es bei den heute bereits bestehenden Angeboten von<br />

spezialisierten Firmen nicht so einfach, etwas Neues auf<br />

die Beine zustellen, <strong>zum</strong>al dies finanziell in einem vernünftigen<br />

Rahmen geschehen sollte. Da kam Guidants<br />

gerade recht. Das Produkt, das die BörseGo AG hier entwickelt<br />

hat, kommt dem sehr nahe, was wir uns für unseren<br />

zukünftigen Online-Auftritt vorgestellt haben. Was<br />

lag da näher, als mit den Machern der Plattform zu sprechen<br />

und uns dort zu beteiligen. Dazu kommt, dass wir<br />

als Mitglieder der Guidants-Community auch die Möglichkeit<br />

haben, unsere Produktpalette einem größeren<br />

Kundenkreis anzubieten.<br />

26


INSIGHTS – TRADERS´ TALK<br />

Jeder User kann sich seinen Desktop so zusammenstellen,<br />

wie es ihm gefällt.<br />

TRADERS´: Was bietet Guidants den Usern?<br />

Kahle: Für mich verbindet Guidants eine Analyse- und Informationsplattform<br />

mit der Funktionalität einer Social-<br />

Media-Plattform wie beispielsweise Facebook. Mit dem<br />

Unterschied, dass die beiden Plattformen aufeinander<br />

abgestimmt sind. Auf Facebook kann man zwar einen<br />

Chart posten, bei Guidants können die Empfänger jedoch<br />

mit diesem geposteten Chart weiterarbeiten. Auch die<br />

Art der Benutzerführung gefällt mir gut. Die Plattform<br />

ist sehr flexibel. Jeder User kann sich seinen Desktop so<br />

zusammenstellen, wie es ihm gefällt. Es stehen einige<br />

Widgets zur Verfügung, die alle miteinander kombiniert<br />

werden können. Hier wird laufend weiterentwickelt. Somit<br />

haben wir die Sicherheit, dass wir auch in Zukunft immer<br />

eine State-of-the-art-Plattform zur Verfügung stellen<br />

können. Die Möglichkeiten der Chartanalyse sind mannigfaltig<br />

und können mit jeder anderen professionellen<br />

Plattform konkurrieren. Gleiches gilt beispielsweise auch<br />

für die Datenversorgung oder die News-Feeds.<br />

TRADERS´: Warum haben Sie die Widgets „Kursliste“,<br />

„Wichtige Termine“, „Stream TRADERS´“ und „Pattern<br />

Scout“ ausgewählt?<br />

Kahle: Hierbei handelt es sich quasi nur um einen Vorschlag<br />

für den User, da jeder selbst bestimmen kann, wie<br />

sein Desktop aussehen soll. Wir fanden es einfach sinnvoll,<br />

auf den ersten Blick die wichtigen Kurse und Termine<br />

des Tages zu haben. Dazu der Livestream, in dem unsere<br />

Autoren mit unseren Usern und die User miteinander kommunizieren<br />

können. Der Pattern Scout ist ein Tool, das einfache<br />

Technische Analyse-Formationen identifiziert und<br />

anzeigt. Somit hat der Nutzer immer einen Pool von Ideen<br />

zur Verfügung. Das ist natürlich immer nur der Startpunkt<br />

für die Analyse. Ob der Trade dann umgesetzt wird, muss<br />

jeder User selbst basierend auf seiner tieferen Analyse<br />

entscheiden. Aber wie gesagt, wir reden hier von neuester<br />

Technologie. Web 2.0 funktioniert nicht mehr nach den<br />

statischen Vorgaben der Programmierer, sondern der User<br />

selbst bestimmt, wie sein Screen aussehen soll. Das Motto<br />

lautet, dem Nutzer größtmögliche Freiheit zu bieten.<br />

TRADERS´: Welche Zukunftspläne haben Sie<br />

mit Ihrem Guidants-Desktop?<br />

Kahle: Im Mittelpunkt steht der Aufbau einer eigenen<br />

Community rund um das Thema Trading. Wir bieten allen<br />

unseren Autoren an, auf unserem Desktop einen eigenen<br />

Blog einzurichten, in dem die Kunden und Leser<br />

mit ihnen diskutieren können. Insofern können wir sagen,<br />

dass wir mit unserem eigentlich etwas distanzierten<br />

Printmedium näher an den Leser heranrücken. Selbstverständlich<br />

muss man kein Autor sein, um bei uns beispielsweise<br />

Trading-Ideen zu posten oder sich nach der<br />

Fibonacci-Time-Protection-Technik zu erkundigen. Auch<br />

die Kommunikation untereinander wollen wir fördern. In<br />

Kostenlose Vorträge<br />

& Live Trading<br />

Mehr dazu auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

etwas weiterer Zukunft wollen wir mit Guidants in andere<br />

Länder vordringen. Bisher habe ich in anderen Ländern<br />

nichts Vergleichbares gesehen. Insofern ist das etwas,<br />

das wir gerne mit unseren Niederlassungen und Lesern<br />

in England, Spanien, Italien und Griechenland (in diesen<br />

Ländern gibt es unser TRADERS´ Magazin) teilen wollen.<br />

Und letztlich wird auch die Weiterentwicklung der Plattform<br />

selbst ein wenig dazu beitragen, den Weg in die Zukunft<br />

zu gehen. Schon jetzt ist es beispielsweise möglich,<br />

über die Plattform zu handeln. Der erste Broker ist bereits<br />

angeschlossen, weitere werden folgen. Wir sind selbst<br />

gespannt, was die Zukunft noch so bringen wird. «<br />

27


COVERSTORY<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Mit Stern* markierte Begriffe<br />

siehe Schlüsselkonzepte S. 78.<br />

Der erfolgreiche Weg<br />

<strong>zum</strong> <strong>selbständigen</strong> <strong>Trader</strong><br />

So machen Sie Risiken zu Chancen<br />

Der berufl iche Einstieg als selbstständiger <strong>Trader</strong> ist spannend, aber auch anstrengend. Wenn man dabei die<br />

richtige Methode anwendet und das entsprechende Bewusstsein hat sowie die Fähigkeit besitzt, sich den<br />

Märkten zu verschreiben und anzupassen, ist das ein toller Job. Von dem Moment an, wo Christiaan van der<br />

Meer – er war gerade mal 17 oder 18 Jahre alt – <strong>zum</strong> ersten Mal etwas über das Investieren und den Börsenhandel<br />

erfuhr, setzte er sich das Ziel, seinen Lebensunterhalt als <strong>Trader</strong> zu verdienen. Nach mehr als zehn<br />

Jahren als Hobby-<strong>Trader</strong> und nach siebenjähriger Tätigkeit als Fondsmanager entschloss er sich im Sommer<br />

2012, seinen Job zu kündigen und den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. So war er nicht mehr an ein<br />

Mandat gebunden, sondern war sein eigener Chef und konnte sich uneingeschränkt den Märkten widmen.<br />

Heute wird er uns von seinem Lebensweg berichten.<br />

» Vorbereitung<br />

Natürlich musste ich mich auf den Beginn meines neuen<br />

Lebenswegs vorbereiten. Das Wichtigste dabei war, über<br />

die nötigen Geldmittel zu verfügen, und zwar nicht nur<br />

<strong>zum</strong> Traden, sondern auch <strong>zum</strong> Bestreiten meines Lebensunterhalts.<br />

Da ich weder Kinder hatte, noch eine Hypothek<br />

und auch keine Kredite aufgenommen hatte, war alles<br />

relativ unkompliziert. Um ein Finanzpolster zu schaffen,<br />

habe ich allerdings im Laufe meiner Karriere schon sparsam<br />

leben und eiserne finanzielle Disziplin üben müssen.<br />

Einer der entscheidenden Faktoren, durch die meine<br />

neue berufliche Orientierung erst möglich wurde,<br />

ist die rasante Zunahme von Internet-Brokern in den<br />

letzten Jahren. Die heutigen Handelsplattformen sind<br />

28


DER NEUE STANDARD IM<br />

AKTIENHANDEL<br />

Alles aus einer Hand: Verwalten Sie Ihre Konten mit nur<br />

einem Login auf einer Handelsplattform, auch von unterwegs.<br />

Entdecken Sie unser neues Aktienangebot auf IG.com und handeln Sie<br />

1 MONAT PROVISIONSFREI *<br />

Aktien unterliegen Kursschwankungen und es<br />

besteht das Risiko eines Wertverlustes<br />

IG.com<br />

AKTIEN | FOREX | INDIZES | ROHSTOFFE<br />

*AGBs beachten auf IG.com


COVERSTORY<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

schon sehr ausgereift. Darüber hinaus sind Transaktionskosten<br />

und andere Gebühren deutlich gesunken. Mit einem<br />

Breitbandanschluss zu Hause hat man Echtzeitzugriff<br />

auf alle Finanzmärkte weltweit, und das 24 Stunden<br />

am Tag. Im Gegensatz zu der Situation in der Vergangenheit,<br />

als man beispielsweise erst einen Platz auf dem<br />

Handelsparkett anmieten musste, gibt es heute kaum<br />

irgendwelche Zugangsvoraussetzungen.<br />

ertragen. Niemand verliert gerne, aber wenn das Traden<br />

die einzige Einnahme ist, schmerzt jeder Verlust deutlich<br />

stärker. Anfänglich habe ich mir keine Sorgen gemacht,<br />

da ich ein komfortables Finanzpolster hatte und die Lebenshaltungskosten<br />

gesichert waren. Doch nach ein paar<br />

Verlustserien machte sich der Schmerz über die Verluste<br />

langsam wirklich bemerkbar. Infolgedessen wurde meine<br />

Angst mit jedem Trade größer.<br />

Übergangsphase: Chancen versus Risiken<br />

Während meiner Tätigkeit als Fondsmanager für Aktien<br />

aus Schwellenländern war ich in erster Linie auf der Suche<br />

nach Chancen. Das Mandat eines Fondsmanagers<br />

verpflichtet dazu, so stark wie möglich in einer bestimmten<br />

Anlageklasse investiert zu sein. Unabhängig davon,<br />

ob die Marktbedingungen günstig sind oder nicht, sollte<br />

der größere Teil der „Assets under Management“ (AUM)<br />

investiert sein und nicht als Barmittel gehalten werden.<br />

Natürlich sind Maßnahmen zur Absicherung von Risiken<br />

unerlässlich, aber die Chancen haben doch Vorrang.<br />

Ein Händler muss jedoch nicht jederzeit am Markt aktiv<br />

sein, sondern nur dann, wenn es Geld zu verdienen<br />

gibt. Daher spielt beim Traden das Risiko eine viel größere<br />

Rolle. Ich habe also schon kurz nach meinem Einstieg<br />

als selbstständiger <strong>Trader</strong> festgestellt, dass ich bei meinem<br />

vorherigen Handelsansatz eine deutliche Änderung<br />

vornehmen musste, wobei ich von einem unerwünschten<br />

Begleiter, nämlich der Angst vor Verlusten, in die richtige<br />

Richtung gedrängt wurde.<br />

Den Schmerz ertragen<br />

Eine der größten Herausforderungen war für mich am<br />

Anfang, den Schmerz der „falschen“ Entscheidungen zu<br />

B1) Erforderliche Mittel<br />

Die erforderlichen Gesamtmittel entsprechen der Summe aus dem Betrag, der<br />

fest für das Traden vorgesehen ist, und dem Betrag, der für den Lebensunterhalt<br />

notwendig ist. Dabei muss für Sie gesichert sein, dass Sie bis zu zwei Jahre<br />

leben können, ohne dass ein reduziertes (oder sogar ganz fehlendes) Einkommen<br />

Ihnen Stress verursacht. Der Autor hat zunächst die standardmäßige zweibis<br />

sechsprozentige Risiko- und Money-Management-Regel als Basis für sein<br />

Handelskonto genutzt. Er hat maximal zwei Prozent von seinem Trading-Kapital<br />

pro Position riskiert, wobei er insgesamt und zeitunabhängig ein Maximalrisiko<br />

von sechs Prozent des Trading-Kapitals festlegte. Später hat er dann das Risiko<br />

deutlich verringert.<br />

Quelle: rewardtherisk.blogspot.com<br />

Lähmung<br />

Wir alle kennen das Klischee: „Begrenzen Sie Ihre Verluste<br />

und lassen Sie Ihre Gewinne laufen.“ Da ich selbst<br />

relativ risikoscheu bin, war die Verlustbegrenzung nie<br />

ein Problem für mich. Aber weil ich zunehmend nervöser<br />

wurde, habe ich dann auch meine Gewinne begrenzt<br />

und meine Verluste sogar noch mehr! Ich hatte einfach<br />

Angst, am Markt aktiv zu sein – ich war wie gelähmt.<br />

Ich wusste, dass meine Methode Hand und Fuß hatte.<br />

Das Gleiche galt größtenteils auch für mein Risikound<br />

Money-Management. Ich musste mich einfach<br />

entscheiden.<br />

Also habe ich mich intensiver mit der Psychologie<br />

des Tradens beschäftigt. Natürlich hat mir die Plattitüde<br />

„ohne Emotionen traden“ keine hilfreichen Einsichten<br />

vermitteln können. Dann bin ich auf Norman Welz‘ Buch<br />

„Tradingpsychologie – So denken und handeln die Profis“<br />

gestoßen. Mir wurde klar, dass ich, um meine Angst unter<br />

Kontrolle zu bekommen, die Unsicherheit akzeptieren sowie<br />

mein Risiko- und Money-Management entsprechend<br />

anpassen musste.<br />

Niemand weiß es<br />

Als Händler und ehemaliger Fondsmanager wusste ich,<br />

dass Verluste einfach dazugehören. Niemand kann die<br />

Zukunft vorhersagen. Es gibt keinen einzigen Indikator,<br />

der ein hundertprozentig zuverlässiges Signal gibt. Verluste<br />

zu akzeptieren, bleibt jedoch schwierig. Deshalb<br />

wollen wir unsere Trades immer so „zurechtbiegen“,<br />

dass sie in die günstige Richtung laufen. Aber wir haben<br />

nun mal keine Kontrolle darüber, in welche Richtung<br />

sich die Kurse bewegen. Wir können lediglich unsere<br />

Ein- und Ausstiegsmarken sowie die Positionsgröße<br />

und damit unsere potenziellen Gewinne beziehungsweise<br />

Verluste kontrollieren. In der Zeit zwischen dem Eröffnen<br />

und Schließen ihres Trades müssen Händler infolge<br />

der grundsätzlichen Unsicherheit mit einer gewissen Unruhe<br />

leben. Ich kann ausdrücklich das Buch von Norman<br />

Welz empfehlen, wenn Sie sich von diesem Prozess ein<br />

umfassendes Bild machen wollen. Sobald ich erkannt<br />

hatte, dass ich die Unsicherheit akzeptieren musste,<br />

30


COVERSTORY<br />

machte ich mich auf die Suche nach einer Technik, die<br />

mir half, dies auch bei meinem Trading umzusetzen.<br />

B2) Mentalität, Methode und Geld<br />

Lassen Sie sich nicht beeindrucken<br />

Mir wurde klar, dass ich mich am besten von allen Sorgen<br />

über so manch ungewissen Ausgang befreien konnte,<br />

indem ich dafür sorgte, dass das negative Ergebnis<br />

eines bestimmten Trades einfach an mir abprallte. Ich<br />

musste meine Trades schlicht und ergreifend „langweilig“<br />

machen. Man erreicht dies ganz einfach dadurch,<br />

dass man den Trade kleiner macht. Vielleicht haben Sie<br />

das schon beim Pokerspielen erlebt: Wenn Ihnen das<br />

Spiel gefällt und sich Ihr Einsatz im erträglichen Rahmen<br />

hält, erleichtert dies die Entscheidungsfindung.<br />

Dies gilt auch für das Traden. Ich war der Meinung, die<br />

Grundregel eines zwei- bis sechsprozentigen Risikos sei<br />

zu aggressiv für mich und ich müsse herausfinden, bei<br />

welchem Risiko ich mich wirklich wohl fühle. Also musste<br />

ich meine Positionsgröße reduzieren. Jetzt bin ich näher<br />

an 0,5 Prozent Risiko pro Trade. Jeder Händler ist<br />

eben anders, wenn es um das Risiko geht. Falls Sie bei<br />

offenen Positionen nervös werden, kann dies der richtige<br />

Zeitpunkt sein, Ihre Positionsgröße zu verringern.<br />

Selbstvertrauen aufbauen<br />

Nach der entsprechenden Änderung meiner Positionsgröße<br />

hatte ich wieder genügend Selbstvertrauen gefunden,<br />

um meine Trades auszuführen. Bei meinem früheren<br />

Handelsstil war ich darauf fokussiert, den Trade richtig<br />

hinzubekommen. Bei einem viel niedrigeren Risiko machte<br />

es mir nichts mehr aus, wenn mein Setup nicht zustande<br />

kam. Ich fing an, mit ganz anderen Augen auf meine<br />

Trading-Aufzeichnungen zu schauen. Zuvor hatte ich mir<br />

immer angesehen, wie viele Trades gut liefen und die Serien<br />

gefielen mir. Jetzt aber achte ich ausschließlich auf<br />

das Ergebnis und den Gewinnfaktor. Dadurch ist bei mir<br />

alles viel „automatischer“ geworden. Es gilt nur noch, ein<br />

Setup zu finden und dann den Trade auszuführen. Wenn<br />

bestimmte Marken erreicht werden, wird der Trade ausgeführt.<br />

Wenn Trades ausgestoppt werden, wird diesen<br />

nicht nachgetrauert, sondern nach vorne geschaut. Man<br />

verspürt nicht mehr den Drang, wütend zu werden oder<br />

sich frustriert zu fühlen, wenn der Kurs sich erst dann<br />

günstig bewegt, nachdem man ausgestoppt worden ist.<br />

Die Qualität der Trades spielt schon eine Rolle, aber eine<br />

Trading-Karriere hängt nicht von einem einzelnen Trade<br />

ab, sondern ist vielmehr die Summe aller Trades. Die Erkenntnis,<br />

dass einige Verlust-Trades mir nichts anhaben<br />

können, hat mir die Angst genommen, die ich sonst beim<br />

Traden verspürt hatte.<br />

Man kann das Traden als etwas ansehen, was sich strukturell aus den drei folgenden<br />

Faktoren zusammensetzt:<br />

<br />

<br />

oder eine Kombination aus beidem)<br />

<br />

Die drei Säulen sind miteinander verzahnt. Beispielsweise kann Ihr Stress-<br />

Management ein strengeres Money-Management erforderlich machen.<br />

Quelle: „Come into My Trading Room“ von Dr. Alexander Elder, rewardtherisk.blogspot.com<br />

Langweilig wird es nie<br />

Glücklicherweise haben sich die positiven Erwartungen<br />

an die Arbeit als Vollzeit-<strong>Trader</strong> als wahr erwiesen. Jeder<br />

Tag ist spannend und die Welt des Börsenhandels ist nie<br />

langweilig. An den Finanzmärkten ist immer eine Menge<br />

los, und es gibt viel zu entdecken. Als <strong>Trader</strong>, der an<br />

kein Mandat gebunden ist, kann ich Entwicklungen näher<br />

verfolgen, die nach meinem Dafürhalten interessant<br />

sein könnten, und dort nach Chancen Ausschau halten,<br />

wo ich sie vermute. Das ist außergewöhnlich spannend,<br />

und wenn man ein leidenschaftliches Interesse an globalen<br />

Entwicklungen hat, ist dies der perfekte Job. Es ist<br />

einfach ein großartiges Gefühl, wenn sich eine Entwicklung<br />

wie erwartet vollzieht. Und wenn ein darauf basierender<br />

Trade in die richtige Richtung geht, so scheint der<br />

Lohn sich doppelt auszuzahlen.<br />

Flexibilität<br />

Heutzutage, wenn jeder <strong>Trader</strong> von zu Hause aus 24 Stunden<br />

am Tag Zugang zu den globalen Finanzmärkten hat,<br />

31


COVERSTORY<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B3) EUR/USD: Chance versus Risiko<br />

Bei potenziellen Trade-Setups ist es wichtig, geduldig zu bleiben, bis der gewünschte Einstiegspunkt erreicht<br />

ist – aber auch nicht zu lange zu warten. Die grüne Linie im Chart zeigt den Gewinn, wenn man <strong>zum</strong> jeweiligen<br />

Zeitpunkt eine Long-Position mit Kursziel 1,1025 (entspricht einer 100-Prozent-Fibonacci-Extension der<br />

vorherigen Bewegung) eingehen würde. Am 61,8-Prozent-Level, wo der Einstieg umgesetzt wurde, ist das<br />

Gewinnpotenzial zu diesem Zeitpunkt maximal. Ein schlecht getimter Einstieg würde das Risiko erhöhen, weil<br />

der Stopp dann weiter entfernt liegen muss (schlechteres Chance/Risiko-Verhältnis). Die rote Linie zeigt das<br />

potenzielle Ergebnis, wenn der Trade statt am Retracement bereits zuvor bei 1,0930 eröffnet würde. <strong>Trader</strong><br />

könnten dann frustriert sein, wenn die Position unter Wasser gerät und eventuell ungünstig ausgestoppt<br />

wird, bevor der Kurs dann nach oben geht. Auch ein zu später Einstieg wäre aus Sicht des CRVs nicht optimal.<br />

Insgesamt ist es ideal, den Long-Versuch direkt nach dem Test des Levels umzusetzen.<br />

wird man sehr flexibel. Ich lebe in Europa und habe so<br />

praktisch vom frühen Morgen bis <strong>zum</strong> Börsenschluss in<br />

den USA um 22:00 Uhr (MEZ) „Action“. Dies schafft eine<br />

Vielzahl von Möglichkeiten. Während bei einer normalen<br />

(Büro-)Tätigkeit ein Angestellter auch dann anwesend<br />

sein muss, wenn im Geschäft weniger los ist, kann ich<br />

meine Arbeitszeiten flexibler planen. In der Regel bedeutet<br />

dies nicht, dass ich weniger Stunden arbeite, aber ich<br />

kann meine Arbeitszeiten den Umständen entsprechend<br />

anpassen. Und dann ist es ja auch noch so, dass die<br />

Quelle: Ninja<strong>Trader</strong><br />

Märkte am Tag darauf immer noch<br />

da sind. Wenn also an einem Tag wenig<br />

los ist oder ich noch andere Interessen<br />

habe, kann ich ganz einfach<br />

früher Feierabend machen.<br />

Sich auf einen immer wiederkehrenden<br />

täglichen Arbeitsablauf<br />

umzustellen, erwies sich als recht<br />

einfach. Aufgrund meiner vorherigen<br />

Tätigkeit war ich schon mit den<br />

täglichen Spitzenzeiten sowie mit<br />

den Zeiten, in denen es langsamer<br />

zugeht, vertraut. Am meisten ist zwischen<br />

09:00 und 11:00 Uhr los sowie<br />

nach 14:30 Uhr bis <strong>zum</strong> Börsenschluss<br />

in Europa gegen 18:00 Uhr,<br />

wobei es am Abend zwischen 21:00<br />

und 22:00 Uhr zu einer letzten Spitzenzeit<br />

an den US-Börsen kommt.<br />

Zwar kann der Forex-Handel 24 Stunden<br />

am Tag betrieben werden, doch<br />

am meisten Aktivität ist hier während<br />

der Börsenzeiten in London. Mein Tagesablauf passte<br />

sich mehr und mehr dem Profil in Tabelle 1 an.<br />

Da es nun einmal wichtig ist, fit zu bleiben und seine<br />

Konzentration nicht zu verlieren, nutze ich den relativ<br />

ruhigen Montagmorgen für den Gang ins Fitness-Center<br />

und unter der Woche den späten Vormittag/frühen Nachmittag<br />

für gelegentliche Radtouren (plus Training am<br />

Mittwoch und Samstag). Bewegung hilft dabei, den Kopf<br />

frei zu bekommen und gesund zu bleiben. Auf jeden Fall<br />

baut man damit Stress ab, weshalb es wichtig ist, sich für<br />

solche Aktivitäten Zeit zu nehmen.<br />

Entscheidende Erfolgsfaktoren für den elektronischen Handel<br />

<br />

<br />

Brokerage<br />

tung,<br />

fortgeschrittener Charttechnik, Optionskennzahlen<br />

<br />

<br />

<br />

Instrumente<br />

<br />

<br />

<br />

Der Drang <strong>zum</strong> Traden<br />

Die Möglichkeit zu haben, sich den ganzen Tag den Märkten<br />

zu widmen, klingt nach Luxus. Doch am Anfang war<br />

ich einfach darauf erpicht, direkt nach dem Öffnen meiner<br />

Trading-Plattform einen Trade zu eröffnen. Da wir in<br />

der Regel für unsere Tätigkeit im Rahmen der von uns regelmäßig<br />

übernommenen Arbeit belohnt werden, kommt<br />

man sich faul vor, wenn man nicht die ganze Zeit tradet.<br />

Wenn wir also vor unserem Bildschirm sitzen, wollen wir<br />

einfach unbedingt tätig werden, anstatt direkt bis zu dem<br />

Moment, in dem wir auf der Suche nach einem Einstieg<br />

sind, darauf zu warten, dass sich das vorher eingezeichnete<br />

Trading-Setup enthüllt. Eine solche Denkweise hat<br />

dazu geführt, dass ich Positionen sofort eröffnet und dabei<br />

ignoriert habe, dass die Qualität des Trades unter einem<br />

verfrühten Einstieg litt. Noch schlimmer ist, dass<br />

32


COVERSTORY<br />

ein Einstieg an den falschen Stellen das Chance/Risiko-<br />

Verhältnis so beeinträchtigen kann, dass man den Trade<br />

gar nicht erst ausführen sollte.<br />

Ich habe festgestellt, dass ich die meiste Zeit Trades<br />

hinterhergelaufen bin. Das heißt, erst lange nachdem eine<br />

bestimmte Marke erreicht war, habe ich den Trade eröffnet,<br />

ohne mich der Realität zu stellen, dass der Gewinn<br />

meinen Erwartungen nicht entsprechen würde. Wie Bild 3<br />

zeigt, verringert sich der potenzielle Gewinn erheblich,<br />

wenn man einen Trade zu spät eingeht, wohingegen sich<br />

das Abwärtsrisiko des Trade-Setups erhöht. Ein Nachziehen<br />

des Stopp-Loss ist keine Alternative, weil sich dadurch<br />

das Trade-Setup ändert und ein neuer Trading-Plan<br />

erforderlich wäre. Zwar ist ein perfektes Timing wohl unmöglich,<br />

doch von entscheidender Bedeutung ist es, auf<br />

den Moment zu warten, in dem Ihr Setup <strong>zum</strong> Auslöser<br />

wird. Nicht umsonst heißt es ja sprichwörtlich, dass die<br />

Geduld eine Tugend ist. Die richtige Selbsteinschätzung<br />

hat mir sehr geholfen, meinen impulsiven Drang <strong>zum</strong> Traden<br />

unter Kontrolle zu halten.<br />

Führen Sie Buch über Ihre Ergebnisse<br />

Viele Trading-Coaches empfehlen Ihnen, dass Sie Ihre Trades<br />

aufzeichnen und ein Trading-Tagebuch führen sollen.<br />

Dieser Empfehlung schließe ich mich uneingeschränkt<br />

an. Zeichnen Sie alle Trades in einer Tabellenkalkulation<br />

auf und berechnen Sie Gewinnfaktor, Trefferquote und so<br />

weiter. Man muss nur relativ wenig Disziplin üben, um<br />

das Trading-Spreadsheet regelmäßig zu aktualisieren. So<br />

halte ich persönlich am Ende eines Handelstags einfach<br />

jeden Trade in meinem Programm fest.<br />

Ein selbstständiger Händler bleibt nun einmal weitestgehend<br />

sich selbst überlassen, weshalb ein Trading-<br />

Tagebuch unerlässlich ist. Mein Logbuch bildet das<br />

Rückgrat meines kontinuierlichen Lernprozesses. Sicherlich<br />

ist es manchmal schwierig, die nötige Diszi plin<br />

aufzubringen, um jeden einzelnen Trade einzutragen,<br />

aber es ist auf jeden Fall die Mühe wert. Mein Tagebuch<br />

konfrontiert mich mit meiner Trading-Entscheidung,<br />

denn ich muss für das, was ich mache, Rechenschaft<br />

ablegen. Warum habe ich den Trade ausgeführt, warum<br />

soll ich hier einsteigen, wo ist der potenzielle Ausstieg<br />

(Stopp-Loss und Gewinnmitnahme). Kur<strong>zum</strong>, ein<br />

Logbuch hilft Ihnen bei der Planung Ihres Trades und<br />

ist gleichzeitig der erste Schritt <strong>zum</strong> Traden Ihres Plans.<br />

Außerdem ist es gelegentlich sehr interessant, meine<br />

vorherigen Logbuch-Einträge zu lesen, und zwar insbesondere<br />

während einer Handelsperiode, in der es nicht<br />

so recht zu laufen scheint. Ich persönlich praktiziere das<br />

regel mäßig und merke dann oft, dass es mir an Disziplin<br />

T1) Tagesablauf (grobe Übersicht)<br />

Zeit Aktivität<br />

08:00 Frühstück mit vorbörslicher Fachlektüre<br />

09:00<br />

10:00 EU-Märkte und Forex (montags und mittwochs: Fitness-Training)<br />

11:00<br />

12:00 Mittagessen<br />

13:00<br />

Recherche<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00 EU-, US-Märkte und Forex<br />

17:00<br />

18:00<br />

Abendessen, Zeit zur freien Verfügung<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00 US-Märkte<br />

22:00<br />

So könnte ein typischer Tagesablauf eines selbstständigen <strong>Trader</strong>s aussehen.<br />

Quelle: rewardtherisk.blogspot.com<br />

gefehlt hat. In solchen Fällen ist es also gut, wieder auf<br />

den richtigen Weg zu finden.<br />

Die Stärke von Fibonacci<br />

Meine Trading-Strategie basiert weitestgehend auf starken<br />

Fibonacci-Retracements* und -Extensions. Insbesondere<br />

sind es die mit 61,8 Prozent und 38,2 Prozent, die<br />

beim Handel mit Indizes und Forex meine ungeteilte Aufmerksamkeit<br />

erhalten. Obwohl es eher Zufall ist, ob der<br />

Markt auf Fibonacci-Marken reagiert, bieten sie doch hervorragende<br />

Bezugspunkte für Ein- und Ausstiege beim<br />

Traden. Darüber hinaus birgt die Eröffnung eines Trades in<br />

der Nähe des Fibonacci-Levels ein enormes Potenzial, sodass<br />

ein Händler sich mit einer geringeren Trefferquote zufrieden<br />

geben kann. Ich führe gern Trades im Bereich eines<br />

Retracement von 61,8 Prozent aus, wo der Relative Stärke<br />

Index (RSI)* „überverkauft“ ist und auf dem 30-Minuten-<br />

Chart bei einem Wert von unter 25 notiert.<br />

Die Methodik ist für das Swingtrading konzipiert.<br />

Obwohl Scalps – also sehr kurzfristige Trades – bei kürzeren<br />

Zeitrahmen möglich wären (im kürzesten Fall nur<br />

zwei Stunden), ziele ich auf Schwankungen ab, die einige<br />

Tage lang dauern können (abgesehen von plötzlichen<br />

Ausschlägen). Es hat einige Zeit gedauert, bis ich<br />

feststellte, dass die Kombination von starken Fibonacci-<br />

Marken und dem RSI genau das Richtige für mich war.<br />

33


COVERSTORY<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B4) USD/JPY-Trade<br />

Es handelt sich bei diesem Beispiel um eines der vom Autor genutzten grundlegenden Trade-Setups. In<br />

den frühen Morgenstunden des 21. Oktober vollzog der USD/JPY ein fast exaktes 61,8-Prozent-Retracement<br />

bei einem Kurstief von 106,25. Dann ist das Währungspaar um 60 Pips gestiegen, und zwar ohne ein<br />

signifikantes Retracement. Am frühen Nachmittag war dann ein Retracement dieser kurzfristigen Bewegung<br />

von genau 50 Prozent zu erkennen, also 30 Pips, was dem Autor eine gute Chance für einen Long-Trade<br />

ermöglichte. Der Stopp wurde unter dem morgentlichen 61,8-Prozent-Level bei 106,10 platziert. Zwei Tage<br />

später erfolgte die erste Gewinnmitnahme. Als der RSI sehr hohe Werte über 80 aufwies, schloss der Autor<br />

die Restposition.<br />

Wie die meisten anderen Händler begann auch ich mit<br />

einer Reihe von Indikatoren und der Suche nach einem<br />

Trend innerhalb von mehreren Zeitrahmen. Doch die<br />

meiste Zeit war ich von einander widersprechenden Indikatoren<br />

oder dem Fehlen eines starken Signals von einem<br />

einzelnen Indikator frustriert. Mit dem Backtesting<br />

zeigte sich bestenfalls ein zeitweiser oder leichter Vorteil,<br />

aber die Kehrseite war die, dass man nur mit großer<br />

Schwierigkeit erkennen konnte, warum einige Trades<br />

Wichtige Kennzahlen<br />

Gewinnfaktor: Misst den Erfolg des Handelssystems. Ein<br />

Wert über 1 bedeutet ein profitables System, unter 1 ein<br />

Verlustsystem.<br />

Gewinnfaktor = Gesamtgewinne aus Gewinn-Trades /<br />

Gesamtverlust aus Verlust-Trades<br />

Trefferquote: <br />

Trefferquote =<br />

Anzahl Gewinn-Trades / Anzahl Verlust-Trades<br />

Chance/Risiko-Verhältnis (CRV): Vergleicht den riskierten<br />

<br />

<br />

CRV = (Kursziel - Kaufkurs) / (Kaufkurs - Stoppkurs)<br />

Quelle: Ninja<strong>Trader</strong><br />

Erfolg hatten und andere nicht. Insbesondere<br />

erwies es sich als schwierig,<br />

die richtigen Ausstiegspunkte zu<br />

ermitteln. Und dann ist da noch das<br />

Problem, dass sich Märkte für längere<br />

Zeit seitwärts bewegen können.<br />

Das Muster auf dem Chart stimmte<br />

nicht mit den Signalen überein, die<br />

von den Indikatoren kamen. Obwohl<br />

die Kriterien erfüllt wurden, konnte<br />

ich deshalb nicht mit voller Überzeugung<br />

den Trade ausführen.<br />

Ich brauche ein Level, das auf<br />

dem Chart deutlich zu erkennen<br />

ist und durch ein backgetestetes<br />

Signal unterstützt wird. Fibonacci-<br />

Marken sind leicht einzuzeichnen<br />

und auf dem Chart zu finden. Darüber<br />

hinaus entsprechen sie bei<br />

vielen Gelegenheiten den Unterstützungs-<br />

und/oder Widerstandslinien*,<br />

wodurch sie sich für leicht verständliche<br />

Ein- und Ausstiegsmarken eignen.<br />

Ich nutze den RSI als zusätzliche Einflussgröße für<br />

die Kursentwicklung. Für mich ist es sehr wichtig, auf einen<br />

Blick sehen zu können, ob man einen Trade in Erwägung<br />

ziehen kann oder nicht. Je komplizierter das Setup,<br />

desto mehr Zweifel können auftreten und umso schwieriger<br />

ist es, eine offene Position zu managen.<br />

Schauen wir uns ein Beispiel für einen Trade an,<br />

den ich im Oktober 2014 im USD/JPY eingegangen bin<br />

(siehe Bild 4). In den frühen Morgenstunden erfuhr der<br />

USD/JPY-Kurs ein fast punktgenaues Retracement von<br />

61,8 Prozent bei einem Tief von 106,25 (siehe blaue Retracements).<br />

Leider geschah dies vor meiner Arbeitszeit<br />

(vor 09:00 Uhr), sodass ich nicht sofort einsteigen konnte.<br />

Ich habe zwar die Stärke des Signals erkannt, mich aber<br />

doch entschieden, nichts zu überstürzen und auf ein Retracement<br />

gewartet. Meine Geduld wurde auf die Probe<br />

gestellt, da das Währungspaar um 60 Pips stieg, und zwar<br />

ohne ein signifikantes Retracement (größer als 23,6 Prozent),<br />

und in einem kleineren Zeitrahmen (fünf Minuten)<br />

blieb der RSI oberhalb neutraler Werte. Am frühen Nachmittag<br />

war schließlich ein Retracement von exakt 50 Prozent<br />

zu sehen, sodass ich den Trade nahe dieser Marke<br />

eröffnete. Mein Ausstieg basiert meist auf einer 100- bis<br />

161,8-Prozent-Extension der vorherigen Bewegung, was<br />

Kurse von 108,10 bis 109,28 implizierte (siehe magentafarbige<br />

Erweiterung). Ich habe mich dann entschieden,<br />

die Position zu teilen und bei beiden Marken Gewinne<br />

34


COVERSTORY<br />

mitzunehmen. Ein Ausstieg läge dann nahe, wenn die<br />

61,8-Prozent-Marke nicht eingehalten wird, weshalb ich<br />

den Stopp-Loss (für die Gesamtposition) etwas unter jener<br />

Marke platzierte, das heißt bei 106,10. So haben sich<br />

die folgenden Bedingungen ergeben:<br />

Einstieg: 106,64<br />

Gewinnmitnahme: 108,05 bis 108,10 (Mindestkurs)<br />

Stopp-Loss: 106,10<br />

Chance/Risiko: 140 Pips/55 Pips<br />

Christiaan van der Meer<br />

Christiaan van der Meer ist selbstständiger<br />

<strong>Trader</strong>. Er handelt von Forex über internationale<br />

Indizes bis zu US-amerikanischen und<br />

europäischen Aktien. Sein Trading-Stil basiert<br />

auf der Technischen Analyse, mit besonderem<br />

Augenmerk auf makroökonomische Entwicklungen.<br />

Zuvor war er als Fondsmanager tätig.<br />

rewardtherisk.blogspot.com<br />

Ich mag diese Art von Setup, weil sie ein ausgezeichnetes<br />

Chance/Risiko-Verhältnis aufweist. Die Chance ist nämlich<br />

etwa 2,5 mal so groß wie das Risiko, was bedeutet,<br />

dass – auch wenn ich insgesamt nur zu 40 Prozent richtig<br />

liege – ich in der Lage bin, einen Gewinn einzufahren.<br />

Die Position ist nie in den negativen Bereich abgerutscht,<br />

sondern hat sich stetig nach oben bewegt, weshalb die<br />

laufende Kontrolle stressfrei war. Zwei Tage später wurden<br />

die ersten Gewinne mitgenommen. Ich habe den<br />

Chart ausgewertet und festgestellt, dass der RSI höhere<br />

Werte aufwies (über 80). Daher erschien es zu optimistisch,<br />

auf eine 161,8-Prozent-Extension zu warten, und so<br />

wurde auch der zweite Teil der Position geschlossen.<br />

Es ist der Mühe wert<br />

Der Beruf als selbstständiger <strong>Trader</strong> ist zwar anstrengend,<br />

aber auch sehr spannend. Sorgen Sie dafür, dass Sie eine<br />

bewährte Methode haben, Geld zu verdienen, bevor Sie<br />

vor der Entscheidung stehen, ein Vollzeit-<strong>Trader</strong> zu werden.<br />

Denken Sie stets daran, dass Ihr Erfolg zu einem großen Teil<br />

von Ihrer Fähigkeit abhängt, mit den Herausforder ungen<br />

fertig zu werden. Dabei wird Ihre Anpassungsfähigkeit in<br />

Bezug auf sich verändernde Umstände auf die Probe gestellt.<br />

Wie sagt doch der Profi George Slezak („Principles<br />

and Psychology of Day Trading“, 1997): „Versuchen Sie, bei<br />

diesem Spiel an Bord zu bleiben und zu überleben.“ Dem<br />

habe ich nur eines hinzuzufügen: Genießen Sie die Reise! «<br />

Innovativ seit 25 Jahren. Ihr erfahrener<br />

Anbieter für Forex-CFDs<br />

Handeln Sie auf unserer preisgekrönten* Trading-Plattform,<br />

wo und wann Sie möchten. Wir bieten Ihnen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Jahre<br />

Bei uns sind <strong>Trader</strong> zu Hause<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

35


TOOLS www.traders-mag.com 10.2015<br />

NEUE PRODUKTE WEBREVIEW SOFTWARETEST LESEZEICHEN APPREVIEW<br />

Neue Produkte<br />

Neues aus der Welt der Technik<br />

» Innerhalb des aktuellen Updates der Meta<strong>Trader</strong> 5<br />

Andriod-App ist es nun möglich, Analysen direkt sowohl<br />

im Chart als auch im Indikator-Fenster einzufügen. Insgesamt<br />

kamen 24 neue Objekte zu den bereits vorhandenen<br />

30 Indikatoren dazu, was eine umfassende und tiefgehende<br />

Analyse der Märkte auf dem Smartphone ermöglicht. So<br />

stehen nun beispielsweise Trendlinien, Channels, Elliott-<br />

Wellen, Gann- und Fibonacci-Tools oder geometrische<br />

Formen zur Verfügung. Ein weiteres Tool ist das OTP-<br />

System (One-Time Password, zu Deutsch: Einmalige<br />

Passworteingabe). Durch die 2-Faktor-Authentifizierung<br />

ist eine erhöhte Sicherheit der Konten gegeben. Nun<br />

gibt man beim Einloggen auf einem Desktop oder Tablet<br />

zusätzlich zu seinen Login-Daten einen Verifizierungs-<br />

Code an. Der Code wird über das Smartphone mit der<br />

TradeStation<br />

Meta<strong>Trader</strong>5-App generiert. Dieser Code ist an ein einzelnes<br />

Gerät gebunden und ändert sich alle 30 Sekunden,<br />

sodass niemand unbefugten Zugriff auf das Trading-Konto<br />

erhält. Wenn Sie mehr erfahren möchten, besuchen Sie<br />

www.metaquotes.net.<br />

» Über den TradeStation TradingApp-Store gibt es eine<br />

neue App von Investors Business Daily (IBD) zur Aktienanalyse.<br />

TradeStation und IBD haben sich zusammengeschlossen<br />

und bieten die neue IBD Leaderboard<br />

TradingApp an. Die App kombiniert die Analysemöglichkeiten<br />

von IBD mit der TradeStation-Plattform in Echtzeit.<br />

Es werden firmeneigene Aktienlisten gescannt und<br />

über den Handelstag hinweg mit Updates versorgt. Die<br />

sogenannten „Leaders List“ und „Cut List“ analysieren<br />

dabei die fundamentale und technische Performance<br />

der einzelnen Firmen. Mehr Details erhalten Sie unter<br />

www.tradestation.com/promo/leaderboard.<br />

» Thomas Vittner bietet einen Trading<br />

Floor an, der als Plattform für den<br />

professionellen Börsenhandel dient.<br />

Alle Informationen dort stammen<br />

aus erster Hand direkt von ihm. Für<br />

User bietet der Trading Floor die Gelegenheit,<br />

Asset-Manager Thomas<br />

Vittner bei seinen Live Trading Sessions<br />

über die Schulter zu blicken<br />

und zu erfahren, wie ein Profi denkt<br />

und handelt. Die Nutzer können sehen,<br />

welche Entscheidungen er trifft<br />

und wie er diese begründet. So entsteht<br />

ein Einblick in das Vorgehen<br />

eines institutionellen Marktteilnehmers.<br />

Auf www.tradingnetzwerk.de<br />

ist es ab sofort möglich, sich ein Abo<br />

für den Trading Floor zu sichern.<br />

Weitere Informationen gibt es unter<br />

www.tradingnetzwerk.de/trading-floor. «<br />

36


TOOLS www.traders-mag.com 10.2015<br />

NEUE PRODUKTE WEBREVIEW SOFTWARETEST LESEZEICHEN APPREVIEW<br />

http://www.etfreplay.com<br />

www.ETFReplay.com<br />

Die Backtest-Plattform für ETF-Fans<br />

Börsengehandelte Fonds erfreuen sich aufgrund ihrer Transparenz und Einfachheit seit Jahren einer immer<br />

größeren Beliebtheit unter aktiven Anlegern. Gerade für den Aufbau des eigenen Portfolios bieten sich<br />

Exchange Traded Funds (kurz ETFs) aufgrund der Diversifi kationsvorteile an. Aber wie stellt man ein ETF-<br />

Depot richtig zusammen? Mit ETF Replay können analysefreudige Anleger das ETF-Universum beobachten,<br />

scannen und vor allem unterschiedlichste Strategien anhand historischer Daten einem Backtest unterziehen.<br />

» ETF Replay ist ein Tool für die Analyse, Überwachung<br />

und vor allem den Backtest von ETF-Strategien. Für alle<br />

aktiven Anleger, die mithilfe eines systematischen Prozesses<br />

Aufwärtstrends an den Märkten nutzen und Abwärtsphasen<br />

meiden möchten, ist dieses Tool die richtige<br />

Lösung. Die webbasierte Plattform deckt mehr als<br />

98 Prozent aller US-ETFs ab und punktet vor allem bei der<br />

einfachen Bedienung und den vorinstallierten Features.<br />

Charts von A bis Z<br />

Wir beginnen unseren Test mit der Rubrik „Charts“. Dazu<br />

wählen wir unser zuvor erstelltes Portfolio aus und erstellen<br />

eine Chart-Übersicht der letzten drei Jahre. Neben<br />

der indexierten Performance-Entwicklung aller fünf ETFs<br />

(siehe Bild 1) liefert die Plattform weitere, sehr nützliche<br />

Informationen: Die Entwicklung des maximalen Drawdowns<br />

und zwei Balkendiagramme, die den Ertrag und<br />

38


TOOLS<br />

die Volatilität aller Portfolio-Komponenten<br />

abbilden. Die Kurshistorien<br />

reichen je nach ETF mehr als zehn<br />

Jahre zurück, sodass auch langfristige<br />

Vergleiche unterschiedlicher<br />

Fonds in unterschiedlichen Börsenphasen<br />

möglich sind.<br />

B1) Chart eines 5-ETF-Portfolios mit Ertrags- und Risikokennzahlen<br />

Tools ohne Ende<br />

Im Bereich „Summary“ steht eine<br />

wunderbare Performance-Übersicht<br />

der Märkte – geordnet nach Asset-<br />

Klassen – <strong>zum</strong> Abruf bereit. Auf<br />

diese Weise lässt sich die Plattform<br />

als Informations- und Analyse-Tool<br />

einsetzen. Der Vorteil: Jede Asset-<br />

Klasse (<strong>zum</strong> Beispiel Aktien) lässt<br />

sich jeweils eine Ebene tiefer durchleuchten<br />

(<strong>zum</strong> Beispiel nach Small<br />

und Mid Caps oder Branchen) und<br />

auch sortieren.<br />

Weitere Werkzeuge für den regelmäßigen<br />

Einsatz finden sich im<br />

Bereich „Tools“. Ein Beispiel ist die<br />

Liste mit neuen Highs/Lows, die<br />

ebenfalls nach Asset-Klassen farblich<br />

sortiert wird. In Bild 2 (Einstellung<br />

zwölf Monate) stechen <strong>zum</strong> Beispiel<br />

ETFs aus dem Bereich Medical Devices mit einem<br />

Hoch heraus, während der Öl-ETF ein neues Tief generiert<br />

hat.<br />

Die Erstellung von Charts geht bei ETF Replay leicht von der Hand. Begrüßenswert ist die Darstellung der<br />

Drawdown-, Ertrags- und Volatilitätsdaten für den gewählten Zeitraum.<br />

Quelle: www.etfreplay.com<br />

Bei der Auswahl eines ETFs spielt natürlich das<br />

Risiko eine zentrale Rolle. Die Plattform bietet deshalb<br />

eine Volatilitätsübersicht, mit der sich mehrere ETFs<br />

Altersvorsorge?<br />

Erledigt.<br />

Als Sparplan mit easyfolio.<br />

Bei der Auswahl unserer<br />

Produkte vertrauen wir<br />

auf die herausragende<br />

Expertise unserer<br />

Produktpartner.<br />

Mehr auf easyfolio.de/sparplan<br />

easyfolio ist eine Marke der Extravest GmbH, des Kompetenz-Centers für Exchange Traded Funds. Die Extravest GmbH ist ein Beteiligungsunternehmen der FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH,<br />

des F.A.Z.-Fachverlags.<br />

© Extravest GmbH, 2015. Der Inhalt dieser Produktinformation stellt keine Anlageempfehlung dar. Aktuelle Verkaufsunterlagen, alleinige Grundlage für eine Anlageentscheidung,<br />

erhalten Sie kostenlos bei der Extravest GmbH, Ickstattstraße 7, 80469 München, Tel. 089. 2020 86 99-27, E-Mail info@easyfolio.de oder auf www.easyfolio.de. Neben den Chancen auf<br />

Wertsteigerung sind die Anlagen in den easyfolio-Fonds Anlagerisiken ausgesetzt. Weitere Informationen und Hinweise finden Sie auf www.easyfolio.de.<br />

39


TOOLS www.traders-mag.com 10.2015<br />

B2) ETFs mit neuen Highs und Lows<br />

Um Diversifikationseffekte zu maximieren,<br />

bedarf es darüber hinaus<br />

Informationen zur Korrelation der<br />

jeweiligen Fonds. Auch hier werden<br />

User schnell fündig. Eine Visualisierung<br />

des Risiko/Ertrags-Verhältnisses<br />

mehrerer ETFs (siehe Bild 3) ist<br />

bei ETF Replay ein Kinderspiel.<br />

Dieses Beispiel zeigt eine Liste mit neuen Highs/Lows, die nach Asset-Klassen farblich sortiert sind. Hier<br />

stechen ETFs aus dem Bereich Medical Devices mit einem Hoch heraus, während der Öl-ETF ein neues Tief<br />

generiert hat.<br />

miteinander im Chart vergleichen lassen – eine sehr<br />

gelungene, bequeme Darstellung. Statistiken, die zeigen,<br />

wie sich der gewählte ETF bei einem Rückgang der<br />

Gewinnbringende<br />

Strategien für den<br />

aktuellen Markt<br />

Mehr dazu auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

Benchmark um X Prozent verhält und Häufigkeitsverteilungen<br />

von Monatserträgen runden das Bild ab. Hier können<br />

Anleger mit wenigen Klicks herausfinden, wie sich<br />

der jeweilige Fonds in Bärenmarktphasen entwickelt hat.<br />

Analyse-Tools für Relative Stärke<br />

Ein weiteres Segment im Bereich<br />

„Tools“ ist die Relative Stärke. Der<br />

Relative-Stärke-Reader zeigt hierbei<br />

die Leader und Lagger eines Portfolios<br />

anhand frei bestimmbarer<br />

Rankings. Mithilfe der Replay-Funktionen<br />

kann man die Favoritenwechsel<br />

der Vergangenheit nochmal<br />

„zurückspulen“ und analysieren.<br />

Hierbei stehen mehrere Eingabeparameter<br />

zur Verfügung, die für<br />

eine hohe Flexibilität sorgen. Diese<br />

Funktion kann auch auf Portfolioebene<br />

genutzt werden. Bild 4 zeigt<br />

den Ranking-Verlauf aller ETFs im<br />

Portfolio im wöchentlichen Rhythmus.<br />

Als Ranking-Vorgabe wurden<br />

drei unterschiedlich gewichtete<br />

Faktoren gewählt: Der Ertrag auf 3- und 1-Monats-Ebene<br />

sowie die Volatilität.<br />

Möchte man kein Portfolio betrachten, sondern vielmehr<br />

einen Überblick über das gesamte ETF-Universum<br />

auf Basis der Relativen Stärke erhalten, ist der eingebaute<br />

Screener eine gute Lösung. Mit wenigen Klicks lässt sich<br />

dort feststellen, wo „die Musik spielt“ – eine gute Fundgrube<br />

für alle Trendfolger und Momentum-Fans.<br />

Das Kernstück von ETF Replay:<br />

Backtests von Portfolio-Strategien<br />

Kommen wir nun <strong>zum</strong> wohl wichtigsten Tool von ETF<br />

Replay, dem Bereich „Backtesting“. ETF-Investoren und<br />

diejenigen, die es werden wollen, werden hier garantiert<br />

auf ihre Kosten kommen. Mit wenigen Klicks lassen sich<br />

nämlich unterschiedliche – sowohl passive als auch aktive<br />

– Investmentansätze testen, auswerten und miteinander<br />

vergleichen. Zu den Optionen gehört <strong>zum</strong> Beispiel:<br />

der Vergleich von ETF-Allokationen:<br />

<br />

Quelle: www.etfreplay.com<br />

<br />

mit einer Benchmark verglichen werden > 60 Prozent<br />

Aktien und 40 Prozent Bonds versus Aktienmarkt.<br />

40


TOOLS<br />

<br />

genseitig<br />

verglichen werden ><br />

Vergleich dreier Portfolios mit<br />

jeweils unterschiedlicher Aktienquote.<br />

B3) Risiko/Ertrags-Diagramm mehrerer ETFs<br />

Angezeigt werden jeweils der Chart,<br />

die Rendite per annum sowie weitere<br />

wichtige Kennzahlen wie Sharpe<br />

Ratio, Korrelation, maximaler Drawdown<br />

und Volatilität. Sehr interessant<br />

ist das eingebaute Feature, das<br />

ein Rebalancing ermöglicht. Hierbei<br />

wird nach vorgegebener Zeit – <strong>zum</strong><br />

Beispiel quartalsweise oder jährlich<br />

– die ursprünglich gewählte Allokation<br />

wiederhergestellt. Dies sorgt gerade<br />

bei großen Kursveränderungen<br />

langfristig für einen antizyklischen<br />

Effekt. Zu den weiteren Anwendungen<br />

gehören:<br />

gime<br />

Portfolios“: Wechsel von<br />

Portfolio A (<strong>zum</strong> Beispiel chancenorientiert)<br />

zu Portfolio B (defensiv)<br />

anhand der Ratio zweier<br />

ETFs (<strong>zum</strong> Beispiel Ratio SPY zu<br />

IEF = ETF auf den S&P 500 Index<br />

zu ETF auf den Bond-Index).<br />

<br />

Ratios zweier ETFs können einem<br />

Backtest unterzogen werden.<br />

Beispiel: Man nehme die<br />

Ratio zwischen einem Risk-On-<br />

ETF wie EFA (MSCI EAFE) und<br />

dem Bond-ETF (<strong>zum</strong> Beispiel<br />

IEF). Hier kann man definieren,<br />

dass bei einem Kreuzen der Ratio<br />

über ihren Gleitenden Durchschnitt<br />

(GD) der erstgenannte<br />

ETF, bei einem Kreuzen nach<br />

unten der zweitgenannte ETF gekauft<br />

werden soll.<br />

Im dargestellten Diagramm wird die Volatilität und der Ertrag aller gewählten ETFs übersichtlich dargestellt.<br />

B4) Ranking-Verlauf der 5-ETF-Portfolios<br />

Quelle: www.etfreplay.com<br />

Dieses Bild zeigt den Ranking-Verlauf aller ETFs im Portfolio im wöchentlichen Rhythmus. Als Ranking-Vorgabe<br />

wurden drei unterschiedlich gewichtete Faktoren gewählt: Der Ertrag auf 3- und 1-Monats-Ebene sowie<br />

die Volatilität.<br />

Quelle: www.etfreplay.com<br />

Praxistest: Wie gut funktioniert eine<br />

Crossover-Trendfolgestrategie im ETF-Portfolio?<br />

Investoren, die mit wenig Aufwand eine bessere risikoadjustierte<br />

Performance gegenüber dem Gesamtmarkt<br />

entwickeln möchten, können mit ETF Replay schnell prüfen,<br />

wie gut <strong>zum</strong> Beispiel klassische Crossover-Trend-<br />

folgestrategien funktionieren. Wir erstellen hierzu ein<br />

3-ETF-Portfolio, das den S&P 500, Gold und langfristige<br />

Bonds als ETF enthält. Die Trendfolgestrategie lautet: Investiere<br />

jeweils in die ETFs, deren Kurs sich oberhalb ihrer<br />

12-Monats-GDs bewegt.<br />

41


TOOLS www.traders-mag.com 10.2015<br />

B5) Auswertung einer Trendfolgestrategie für ein Multi-Market-Portfolio<br />

Der Backtest von Investmentstrategien gehört <strong>zum</strong> Kernbereich von ETF Replay. Hier ist exemplarisch ein<br />

3-ETF-Portfolio bestehend aus Aktien, Gold und Bonds dargestellt. Als Trendfolgestrategie kommt eine einfache<br />

SMA-Crossover-Strategie <strong>zum</strong> Einsatz, die mit einem monatlichen Rebalancing abgerundet wird. Wie<br />

man sieht, konnte das Risiko reduziert und der Ertrag maximiert werden.<br />

Der Vergleich mit der Benchmark (S&P 500) zeigt,<br />

dass selbst einfache Trendfolgekonzepte einen Nutzen<br />

bringen können. Während der S&P 500 im Backtestzeitraum<br />

2003 bis August 2015 fast 202 Prozent anstieg, lieferte<br />

das Portfolio einen Ertrag von 250,7 Prozent. Viel<br />

wichtiger ist dabei der zweite Aspekt: Während der Aktienmarkt<br />

eine Volatilität von 19,2 Prozent aufwies, lieferte<br />

das Portfolio aufgrund der Diversifikation nur eine Volatilität<br />

von 9,5 Prozent. Das Risiko wurde also halbiert.<br />

Was sind ETFs?<br />

Ein Exchange Traded Funds (kurz ETF) ist ein börsengehandelter<br />

Investmentfonds. Mit einem ETF kauft man ein passiv<br />

gemanagtes Produkt, das einen Index präzise abbildet und<br />

dabei die Vorteile von Aktien und Indexfonds miteinander<br />

verbindet, die jeweiligen Nachteile jedoch außen vor lässt.<br />

Durch eine einzige Transaktion können Anleger einen ganzen<br />

Korb von Wertpapieren erwerben und so ihr Risiko streuen.<br />

Quelle: www.etfreplay.com<br />

Relative-Stärke-Strategien<br />

leicht gemacht<br />

Anwendern, die sich für Relative-<br />

Stärke-Ansätze nach Levy interessieren,<br />

bietet ETF Replay ebenfalls<br />

flexible Möglichkeiten bei der Entwicklung<br />

und dem Backtesten. Der<br />

Ablauf ist einfach: Man wählt die<br />

ETFs, legt die Ranking-Faktoren und<br />

deren Gewichtung fest und klickt<br />

auf „Backtest“. Die Software im<br />

Hintergrund berechnet mithilfe des<br />

Scanners automatisch die Relative<br />

Stärke eines jeden ETFs am Ende<br />

der gewählten Periode – <strong>zum</strong> Beispiel<br />

drei Monate – und nutzt diesen<br />

ETF als Investment im Portfolio.<br />

Selbstverständlich können auch<br />

mehrere Portfolios als Investmentziel<br />

genutzt werden. Auch der GD<br />

lässt sich als Filter einsetzen. Um<br />

das Ganze auf die Spitze zu treiben,<br />

können auch mehrere Portfolios (bis<br />

zu 100 ETFs) als Selektionsbasis für<br />

das Relative-Stärke-Portfolio dienen.<br />

Das Ziel bleibt aber dasselbe:<br />

Das Portfolio soll stets die stärksten<br />

Märkte enthalten, während schwache<br />

schnell verbannt werden. Dass dieser Momentum-<br />

Effekt funktioniert, zeigen zahlreiche wissenschaftliche<br />

Studien seit Jahren.<br />

Fazit<br />

Neben den nützlichen Tools und dem Backtest von Crossover-<br />

und Relative-Stärke-Strategien ermöglicht ETF<br />

Replay auch die Kombination von Handelsstrategien und<br />

deren Auswertung. Auf diese Weise lassen sich Core-<br />

Satellite-Strategien backtesten – und das ohne lästige<br />

Excel-Arbeit und Programmierung. So macht die Asset<br />

Allocation wirklich Spaß.<br />

ETF Replay bietet für monatlich 34,99 Dollar ein umfangreiches<br />

Arsenal an unterschiedlichsten Funktionen,<br />

die sich viele aktive Anleger schon immer gewünscht<br />

haben. Egal ob es sich um eine aktuelle Marktübersicht,<br />

Scans oder vorgefertigte Portfolio-Strategien handelt –<br />

die Plattform ermöglicht eine systematische Anlage mit<br />

ETFs, die vor der Umsetzung auf Herz und Nieren geprüft<br />

werden kann. «<br />

42


Die europaweite Börse<br />

Innovation. Reichweite. Chancen.<br />

www.batstrading.co.uk<br />

@BATSGlobal<br />

HABEN SIE<br />

ALLES IM<br />

BLICK?<br />

Sich auf den Handel an der Deutschen Börse zu<br />

beschränken bedeutet den Verzicht auf:<br />

• mehr als 30% * des deutschen Marktes<br />

• den Zugriff auf die bestmöglichen Preise<br />

• unsere erheblich günstigeren Handelsgebühren<br />

Falls Sie noch nicht über BATS Chi-X Europe Handel<br />

treiben, fragen Sie Ihren Makler, wie Sie auf den<br />

gesamten deutschen Markt zugreifen können.<br />

* Marktanteil BATS August 2015<br />

©2015 BATS Trading Limited. Kein Teil dieser Materialien darf ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von BATS Trading Limited in irgendeiner Form oder mit<br />

irgendwelchen Mitteln kopiert, fotokopiert, vervielfältigt, veröffentlicht oder weitergeleitet werden. BATS Trading Limited ist eine regulierte Börse unter der<br />

Aufsicht der Financial Conduct Authority.


TOOLS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

NEUE PRODUKTE WEBREVIEW SOFTWARETEST LESEZEICHEN APPREVIEW<br />

Agena<strong>Trader</strong><br />

Profi-Plattform für ernsthaftes Trading<br />

Mit Stern* markierte Begriffe<br />

siehe Schlüsselkonzepte S. 78.<br />

Die Vielfalt unter den Analyse- und Handelsplattformen wurde in den letzten Jahren um ein<br />

Softwareprodukt aus Österreich erweitert, welches mittlerweile von vielen Profi -<strong>Trader</strong>n<br />

genutzt und geschätzt wird. Es handelt sich dabei um den Agena<strong>Trader</strong>. In diesem Testbericht<br />

zeigen wir Ihnen, was die Software bietet.<br />

» Agena<strong>Trader</strong> wurde von der Include IT GmbH in Wien<br />

entwickelt und ist eine Multi-Brokerage- und Multi-Daten-<br />

Feed-Trading-Plattform für Day- und End-of-Day-Trading.<br />

Die Aufgaben des Agena<strong>Trader</strong>s sind folgende:<br />

<br />

<br />

zu überprüfen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

wird dem <strong>Trader</strong> in einem strukturierten und strategi-<br />

Online Live Trading<br />

Am 24. September 2015 veranstaltet Agena<strong>Trader</strong> ein Online<br />

Live Trading von 14:30 bis 22:30 Uhr. Profi s wie Markus<br />

Gabel, Carsten Umland, Rüdiger Born und andere lassen<br />

sich über die Schulter schauen – sie alle nutzen die Software<br />

<strong>zum</strong> Handel. Anmeldung erfolgt unter:<br />

www.tradeescort.com/event/agenatrader-livetrading-day0915<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Trader</strong>n zu bringen.<br />

Versionen, Mindestausstattung und Datenfeeds<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

44


TOOLS<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

<br />

wie Discovery und man kann live<br />

<br />

<br />

Analyse dient.<br />

<br />

<br />

<br />

tember<br />

2015 als Professional-<br />

-<br />

da<br />

weiter auszubauen.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ist die Mindestausstattung. Da die<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Datenfeeds des Brokers oder des<br />

-<br />

<br />

Der Preis der Software beginnt<br />

<br />

-<br />

<br />

kann man die Software mit über<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

und Brokern nutzen. Agena<strong>Trader</strong>-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

B1) Arbeitsoberfläche des Agena<strong>Trader</strong><br />

Der Eröffnungsbildschirm zeigt verschiedene Möglichkeiten der Analyse. Jeder Anwender kann diesen individuell<br />

für sich gestalten und als Vorlage abspeichern.<br />

B2) Scanner und Ergebnisanalyse<br />

Quelle: www.tradeescort.com<br />

Große Aktien-Universen können auf einfachste Weise nach verschiedenen Kriterien untersucht werden. Die<br />

Ergebnisse lassen sich dann anhand der Chartanalyse näher untersuchen.<br />

Quelle: www.tradeescort.com<br />

<br />

<br />

Software laufen lassen.<br />

Aufbau des Agena<strong>Trader</strong>s<br />

-<br />

<br />

45


TOOLS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B3) SetupEscort hilft zu überleben<br />

-<br />

-<br />

<br />

mit weiter entfernteren Stopps be-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Über den SetupEscort wird das Money- und Risiko-Management vor dem ersten Trade eingestellt. Hat man<br />

dann eine Position eröffnet, übernimmt die Software halbautomatisch die Betreuung und sorgt dafür, dass der<br />

<strong>Trader</strong> auch langfristig überleben kann, wenn er nicht vor dem Bildschirm sitzt.<br />

<br />

Arbeitsplatz individuell zu gestalten und mit ein paar<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

* in einem<br />

<br />

in den anderen Bildern.<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Quelle: www.tradeescort.com<br />

Arbeiten und Scannen<br />

mit dem Agena<strong>Trader</strong><br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

zu screenen. Begrenzt wird das Gan-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Risiko-Management par Excellence<br />

<br />

<br />

Positionsverwaltung zu den Grundvoraussetzungen eines<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

*<br />

46


TOOLS<br />

* <br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

aktiviert den Abstand des Stopps<br />

und gibt ebenso die Targets einmalig<br />

vor. Wird eine Position per Hand<br />

<br />

<br />

des <strong>Trader</strong>s passt.<br />

Bild 3 zeigt erneut die Aktie<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

bis <strong>zum</strong> Ausstieg.<br />

Handelsregeln auf einfachste Weise erstellen<br />

-<br />

<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

*<br />

B4) Setups durch eigene Handelssysteme finden lassen<br />

Über den ConditionsEscort kann man Setups erstellen, die dann größere Aktien-Universen überwachen. Tabellarisch<br />

werden die Kandidaten aufgelistet, die man dann näher unter die Lupe nehmen kann.<br />

<br />

<br />

vorgestellt wurde.<br />

<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

dieses in einer der letzten drei Tabellenspalten mit einer<br />

<br />

den Menüpunkt AnalyserEscort auf die 30 DAX-Werte an-<br />

-<br />

<br />

Fazit<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

«<br />

Quelle: www.tradeescort.com<br />

47


TOOLS www.traders-mag.com 10.2015<br />

NEUE PRODUKTE WEBREVIEW SOFTWARETEST LESEZEICHEN APPREVIEW<br />

Earning by Doing<br />

So funktionieren die Finanzmärkte. So verdienen Sie Geld an der Börse.<br />

Strategien und Börsen-Geschichten eines Profis.<br />

von Oliver Roth<br />

» Oliver Kahn nutzte den „Mannschafts-Indikator“. Für<br />

ihn war es „ein sicheres Zeichen, dass es bald wieder runtergehen<br />

musste“, wenn seine Mitspieler nur über Aktien<br />

geredet haben. Auch Oliver Roth kennt den einen oder<br />

anderen Kniff, wie man mit Aktien Geld verdient. Mit der<br />

Torhüter-Legende verbindet ihn neben dem Vornamen<br />

außerdem: Auch er war Fußballprofi. Ihm behagte das<br />

Haifischbecken Bundesliga aber nicht und so entschied<br />

er sich frühzeitig für die Börse. Mittlerweile ist er Kapitalmarktstratege<br />

einer deutschen Wertpapierhandelsbank<br />

und legt mit „Earning by Doing“ sein erstes Buch vor.<br />

Vom Fußballprofi <strong>zum</strong> Börsenprofi<br />

In „Earning by Doing“ gewährt Roth Einblicke in seinen<br />

persönlichen Werdegang vom Fußballprofi <strong>zum</strong> professionellen<br />

Börsianer. Neben diesem Erzählstrang geht es Roth<br />

in seinem Erstling aber vor allem darum, Börsenneulingen<br />

die Grundprinzipien der Geldanlage, des Wirtschaftsgeschehens<br />

und der Börse näherzubringen. Sein Credo:<br />

Ein Engagement an der Börse ist in der derzeitigen Niedrigzinsphase<br />

die beste Option – vorausgesetzt, man macht<br />

sich mit den Grundlagen vertraut, entwickelt eine Strategie,<br />

die zu einem passt, und hält sich an bestimmte Regeln.<br />

Bibliographie<br />

Titel: Earning by Doing<br />

So funktionieren die Finanzmärkte. So verdienen Sie Geld an der Börse.<br />

Strategien und Börsen-Geschichten eines Profis.<br />

Autor: Oliver Roth<br />

Seiten: 224<br />

Preis: 24,99 €<br />

ISBN: 9783864702556<br />

Verlag: Börsenbuchverlag<br />

Der Gesamtplan<br />

Die Grundidee der Aktienbörse formuliert Roth folgendermaßen:<br />

„Menschen mit einer guten Idee und wenig Geld<br />

kommen dort mit Menschen zusammen, die viel Geld, aber<br />

keine guten Ideen haben.“ Um langfristig Erfolg zu haben,<br />

muss man, so Roth, als Anleger einen Gesamtplan entwickeln<br />

und dabei die drei zentralen Faktoren der Investment-<br />

Planung berücksichtigen: Zeit, Kapital und Risiko.<br />

In Sachen Zeit ist bei kurzfristigem Anlagehorizont<br />

(drei bis zwölf Monate) vor allem Liquidität gefragt, damit<br />

scheiden laut Roth Aktien, Renten, Wetten auf Rohstoffpreise<br />

und die entsprechenden Fonds aus. Stattdessen<br />

sind Festgeld, Termingeld und Sparbriefe zu bevorzugen.<br />

Beim mittelfristigen Horizont (ein bis sechs Jahre) steht<br />

die Rendite im Fokus: Immobilien, Aktien, festverzinsliche<br />

Wertpapiere, Fondssparpläne, Anleihen mit Top-<br />

Ratings sowie Blue-Chip-Aktien sind geeignete Vehikel.<br />

Wer langfristig (länger als sechs Jahre) anlegen möchte,<br />

zielt auf eine höhere Rendite ab – bei höherem Risiko.<br />

Dann kommen alle Anlageformen infrage.<br />

Im Hinblick auf das Kapital muss die Liquidität für die<br />

Deckung der laufenden Kosten gewährleistet sein. Hinsichtlich<br />

des Risikos ist entscheidend, ob das Ziel Vermögensaufbau<br />

oder Vermögensverzehr ist. Vor der Rente<br />

sind ein höheres Risiko und längere Laufzeiten gefragt,<br />

nach dem Renteneintritt steht der Kapitalerhalt im Vordergrund.<br />

Roth analysiert die Anlagepyramide: 1. Girokonto/<br />

Tagesgeldkonto/Sparkonto, 2. Anleihen/Fonds/Renten,<br />

3. Aktien/Fonds, 4. Immobilien, 5. Derivate. Er fällt klare<br />

Urteile über die Eignung in Abhängigkeit vom jeweiligen<br />

Zweck und liefert nachvollziehbare Begründungen.<br />

Neun Schritte <strong>zum</strong> Aktien-Erfolg<br />

Nach der Entwicklung des Gesamtplans braucht es „einen<br />

Plan für den Kauf von Aktien“. Dieser beinhaltet:<br />

48


TOOLS<br />

1. Eine Strategie, die auf den jeweiligen Anleger und<br />

seine Präferenzen zugeschnitten ist. Roth stellt diverse<br />

Strategien wie pro- und antizyklische Strategien,<br />

Growth und Value vor.<br />

2. Über eigene finanzielle Mittel zu verfügen, ist laut<br />

Roth das A und O.<br />

3. Das Timing des Einstiegs ist bei einem kurzfristigen<br />

Anlagehorizont bedeutsamer als bei einem langfristigen.<br />

4. Mittels Antizipation von Entwicklungen, beispielsweise<br />

durch die Beachtung von Branchen-Korrelationen<br />

oder des Zusammenhangs zwischen Zinsen und Aktienrenditen,<br />

kann sich ein Anleger einen Vorteil verschaffen.<br />

5. Leidenschaft und Einsatz, also die Bereitschaft zur<br />

Recherche und ein echtes Interesse an den Investments,<br />

sind unabdingbar.<br />

6. Disziplin ist laut Roth der wichtigste Faktor. Wenn<br />

sich eine Investment-Idee als schlecht erweist, muss<br />

man in der Lage sein, sich von dem Investment ohne<br />

Wenn und Aber zu trennen. Stoppkurse und verschiedene<br />

Order-Typen sind laut Roth hier zu empfehlen.<br />

7. Ohne Durchhaltevermögen, also eine gewisse Verlust-Toleranz,<br />

geht es nicht.<br />

8. Geduld – die Fähigkeit, auf den perfekten Einstiegszeitpunkt<br />

warten zu können – zeichnet erfolgreiche<br />

Anleger aus.<br />

9. Schließlich ist Diversifikation der finale Schritt auf<br />

dem Weg <strong>zum</strong> Investment-Erfolg.<br />

Schädliche Zentrifugalkräfte<br />

Im Kapitel „Geld – was ist das eigentlich?“ erklärt Roth,<br />

wie unser heute übliches Zahlungswesen entstanden<br />

ist, welche Funktionen Zentralbanken haben und wie<br />

Kreditvergabe und Geldschöpfung funktionieren. Er übt<br />

deutliche Kritik am Giralgeldsystem und an der künstlichen<br />

Aufblähung unseres Wirtschaftssystems – ein<br />

aktuelles Thema, welches den Leser über die Thematik<br />

Geldanlage hinausführt und bei diesem das Bewusstsein<br />

für tiefer liegende Probleme und Gefahren wecken<br />

soll. Im Anschluss erklärt Roth anschaulich und leicht<br />

verständlich die Tücken und Nachteile unseres auf<br />

Schulden basierenden Finanzsystems. Im Zinseszins<br />

und seiner schädlichen „Zentrifugalkraft“ sieht er den<br />

„entscheidende[n] Konstruktionsfehler unseres Geldsystems“.<br />

Und er prangert die „Umverteilung des Vermögens<br />

von Arm zu Reich“, sowohl innerhalb unserer<br />

Gesellschaft als auch zwischen Industriestaaten und<br />

Entwicklungsländern, an. Roths Lösungsvorschlag: die<br />

Umverteilung über Steuern. Seine Empfehlungen lauten<br />

unter anderem: Stärkung des Bildungssystems, effiziente<br />

Arbeitsmarktpolitik, Beteiligung der Bevölkerung am<br />

Kapital – über Aktien.<br />

Fazit<br />

Oliver Roth deckt mit seinem Erstling ein breites Spektrum<br />

von Themen ab, die für jeden, der sich mit Wirtschaft<br />

im Allgemeinen und Geldanlage im Besonderen<br />

auseinandersetzen möchte, von Bedeutung sind. Mit<br />

seinem lockeren Erzählstil und der persönlichen Note<br />

gelingt es Roth, die teilweise komplexen Thematiken<br />

verständlich zu erläutern, ohne die zentralen Aspekte<br />

zu übergehen. Mit „Earning by Doing“ ist ihm eine etwas<br />

andere, lesenswerte Einführung in Geld, Börse und<br />

Wirtschaft gelungen. «<br />

49


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Mit Aktienoptionen <strong>zum</strong><br />

monatlichen Cashflow<br />

Teil 3: Erstellen einer mehrstufigen Optionsverkaufs-Strategie<br />

Im ersten (TRADERS´ 06/2015) und zweiten Teil (TRADERS´ 07/2015) dieser Serie ging es um die<br />

Themen Covered Call Writing (CCW) und den Verkauf gedeckter Puts (Cash Secured Puts, kurz C-S-Puts).<br />

Diese Options-Strategien zeichnen sich durch ein geringes Risiko aus und können sehr lukrativ sein. Im<br />

letzten Artikel werden wir beide Strategien zu einer mehrstufigen Optionsverkaufs-Strategie zusammenfassen,<br />

immer mit dem Ziel vor Augen, monatlichen Cashflow zu generieren und unser Kapital so gut wie<br />

möglich zu schützen.<br />

» Verkaufsbeispiel eines Puts<br />

Vorab möchten wir Ihnen nochmal ein Beispiel für den<br />

Verkauf einer Put-Option zeigen. Nehmen wir an, die<br />

Aktie von BCI Corp. notiert bei 32 Dollar. Verkaufen wir<br />

eine Put-Option, die aus dem Geld ist (Ausübungspreis<br />

30 Dollar also unter dem aktuellem Marktwert), sind<br />

wir damit einverstanden, bis <strong>zum</strong> Auslaufen des Kontrakts<br />

100 BCI-Aktien pro Kontrakt für je 30 Dollar zu<br />

kaufen. Nehmen wir außerdem eine Restlaufzeit von einem<br />

Monat an, so wird uns als Gegenleistung für diese<br />

Verpflichtung eine Optionsprämie gezahlt. Diese wird<br />

sich etwa auf einen Dollar pro Aktie oder 100 Dollar pro<br />

Kontrakt belaufen (ohne Berücksichtigung der geringen<br />

Gebühren eines Online-Discount-Brokers). Der Geldbetrag,<br />

der zur „Sicherung“ dieses Put-Geschäfts erforderlich<br />

ist, entspricht den Kosten für 100 Aktien<br />

50


STRATEGIEN<br />

(3000 Dollar) abzüglich der erhaltenen<br />

Put-Prämie (100 Dollar). Zur<br />

Berechnung unserer anfänglichen,<br />

Rendite verwenden wir folgende<br />

Formel:<br />

Rendite = 100 Dollar / 2900 Dollar =<br />

3,4 Prozent<br />

B1) Optionskette für Skyworks Solutions (SWKS)<br />

Schauen wir uns nun die beiden<br />

Szenarien an, die auftreten können.<br />

a) Ergebnis, wenn Aktienkurs über<br />

30 Dollar bleibt<br />

Der Optionskäufer (Inhaber) entscheidet<br />

sich in diesem Fall gegen die<br />

Ausübung der Option und verkauft<br />

uns nicht die Aktien für 30 Dollar<br />

pro Stück, wenn sie am Markt zu einem<br />

höheren Kurs verkauft werden<br />

können. Bei diesem Szenario verfällt<br />

die Option wertlos und wir behalten<br />

die 1-Monats-Rendite von 3,4<br />

Prozent. Das Geld, das zur Sicherung<br />

der ursprünglichen Put-Option<br />

vorgesehen war, steht nunmehr zur<br />

Verfügung, um im darauffolgenden<br />

Kontraktmonat wieder den Verkauf<br />

einer Put-Option abzusichern.<br />

In Bild 1 überprüfen wir eine Optionskette für Skyworks Solutions Inc. (SKWS) am 27. März 2015, drei Wochen<br />

vor Ablauf der April-Optionskontrakte.<br />

B2) Put-Call-Put-Rechner (PCP)<br />

Quelle: www.thebluecollarinvestor.com<br />

b) Ergebnis, wenn Aktienkurs unter<br />

30 Dollar fällt<br />

Der Optionsinhaber übt die Option<br />

aus und verkauft uns Aktien für<br />

30 Dollar – ein Preis, der aktuell über<br />

dem Marktwert liegt. Somit haben<br />

wir die Aktien auf der Kostenbasis<br />

von Ausübungspreis abzüglich Put-<br />

Prämie gekauft (in diesem Fall auf einer<br />

Kostenbasis von 29 Dollar), was<br />

einem Abschlag von 9,4 Prozent gegenüber<br />

dem ursprünglichen, beim<br />

Beginn des Put-Trades gegebenen<br />

Aktienkurs von 32 Dollar entspricht.<br />

In Bild 2 sehen Sie den Blue-Collar-PCP-Rechner.<br />

Beispiel für Covered Call Writing<br />

Um auch nochmal kurz auf den Verkauf<br />

von gedeckten Call-Optionen<br />

Quelle: www.thebluecollarinvestor.com<br />

(Covered Call Writing) einzugehen, nehmen wir folgende<br />

wir <strong>zum</strong> Beispiel 100 Aktien eines Unternehmens zu einem<br />

Situation an. Da Optionskontrakte fast immer aus Preis von je 48 Dollar, was einer Investition beziehungs-<br />

100 Aktien der Basisaktie pro Kontrakt bestehen, kaufen weise Kostenbasis von 4800 Dollar gleichkommt. Sobald<br />

51


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B3) Prozess der Strategie<br />

Verkauf<br />

gedeckter<br />

Put-Option<br />

Verkauf der Aktien;<br />

Ertrag sichert nächste<br />

Put-Option ab<br />

wir diese Aktien besitzen und uns daher in einer „gedeckten“<br />

oder geschützten Position befinden, steht es uns<br />

nunmehr frei, die Option darauf zu verkaufen. Nehmen<br />

wir an, wir wählen einen Ausübungspreis von 50 Dollar<br />

und platzieren den Trade. Die meisten Optionskontrakte<br />

verfallen am dritten Freitag im Monat um 16:00 Uhr<br />

US-Ostküstenzeit (Eastern Time = ET). In unserem Fall<br />

handelt es sich um 1-Monats-Optionen. Daher kann der<br />

Optionskäufer uns die Aktien jederzeit zu einem Preis von<br />

je 50 Dollar abkaufen, und zwar ab dem Verkauf der Option<br />

bis einschließlich 16:00 Uhr ET am Verfallsfreitag.<br />

Eine typische Optionsprämie beläuft sich bei diesem<br />

hypothetischen Beispiel auf 1,50 Dollar pro Aktie oder<br />

150 Dollar für den Kontrakt (100 Aktien). Ein Anfangs-<br />

gewinn von 150 Dollar auf einer Kostenbasis von<br />

4800 Dollar bedeutet eine Rendite von 3,1 Prozent, was<br />

aufs Jahr gerechnet 37,5 Prozent entspricht. Schauen wir<br />

uns die beiden Szenarien an, die sich bis <strong>zum</strong> Verfallstag<br />

ergeben können.<br />

a) Der Aktienkurs bleibt unter 50 Dollar<br />

Bei diesem Szenario verfällt die Option wertlos, da der<br />

Optionskäufer sich dagegen entscheiden wird, die Option<br />

auszuüben und unsere Aktien zu je 50 Dollar zu kaufen,<br />

wenn er diese am Markt zu einem niedrigeren Preis<br />

erwerben kann. Wir behalten die Prämie von 150 Dollar,<br />

sind immer noch im Besitz unserer Aktien und haben jetzt<br />

die Möglichkeit, im darauffolgenden Monat wieder eine<br />

Option zu verkaufen.<br />

bei Ausübung<br />

bei Ausübung<br />

Kauf der<br />

„günstigen” Aktien<br />

Verkauf<br />

gedeckter Call-Option<br />

Die Grafik zeigt den Kreislauf der Strategie, mit der sich permanent Cashflow generieren lässt.<br />

Quelle: www.thebluecollarinvestor.com<br />

b) Der Aktienkurs steigt<br />

über 50 Dollar<br />

Bei diesem Szenario übt der Optionskäufer<br />

seine Option aus und erwirbt<br />

unsere Aktien <strong>zum</strong> Ausübungspreis<br />

von 50 Dollar (es sei denn, wir vermeiden<br />

mithilfe eines vorherigen<br />

Ausstiegs, dass unsere Aktien verkauft<br />

werden). Wenn unsere Aktien<br />

tatsächlich zu je 50 Dollar verkauft<br />

werden, haben wir auf der Aktienseite<br />

dieses Trades einen zusätzlichen<br />

Gewinn von 200 Dollar erzielt<br />

(Kauf zu 48 Dollar, Verkauf zu 50 Dollar<br />

x 100). Insgesamt beläuft sich unser<br />

1-Monats-Gewinn auf 350 Dollar<br />

(150 Dollar + 200 Dollar) abzüglich<br />

Transaktionskosten, was einer<br />

1-Monats-Rendite von 7,3 Prozent<br />

entspricht.<br />

Bären- und Bullenmarkt-Szenarien<br />

Unabhängig davon, ob es sich um eine gedeckte Call-<br />

oder Put-Option handelt, ist die Wahl des am besten<br />

geeigneten Ausübungspreises von entscheidender Bedeutung,<br />

wenn wir die höchstmögliche Rendite erzielen<br />

möchten. Solche Entscheidungen werden <strong>zum</strong> Teil auch<br />

aufgrund der Gesamtmarktsituation getroffen. Um diesen<br />

Punkt zu verdeutlichen, wollen wir uns eine Optionskette<br />

in Bild 1 für Skyworks Solutions Inc. (SKWS) am<br />

27. März 2015 ansehen, das heißt, drei Wochen vor dem<br />

Auslaufen der April-Optionskontrakte.<br />

Bärenmarkt-Szenarien<br />

In einem Umfeld, in dem die Bären regieren (in Bild 1<br />

blau eingekreist) oder in einem volatilen Markt bevorzugen<br />

wir Call-Optionen, die tiefer im Geld liegen und Put-<br />

Optionen, die tiefer aus dem Geld liegen. Sollten nämlich<br />

die Aktien an Wert verlieren, erhalten wir dadurch eine<br />

zusätzliche Absicherung nach unten.<br />

Der Strike im Geld für 90 Dollar beim Covered Call<br />

Writing führt zu folgendem Ergebnis:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3-Wochen-Rendite von 2,6 Prozent<br />

<br />

4 Prozent<br />

<br />

als vier Prozent zurückgeht, können wir garantiert mit<br />

einer 3-Wochen-Rendite von 2,6 Prozent rechnen.<br />

52


Since 2001, TradeStation Institutional has provided customized trading solutions for<br />

both international and domestic institutions. Our comprehensive and tailored<br />

approach provides our clients with high touch service and multi-asset electronic<br />

Our clients consist of a diverse base of institutional investors, including:<br />

Hedge Funds<br />

Banks<br />

Registered Investment<br />

Advisors (RIA)<br />

Hedge Funds<br />

Mutual Funds<br />

Broker-Dealers<br />

Commodity Trading Advisors<br />

(CTAs)<br />

Prop Firms<br />

We offer bespoke brokerage services to Institutional Clients such as mutual funds,<br />

hedge funds and SICAVs, as well as to high net-worth individuals.<br />

We offer the following services to institutional clients:<br />

Tailored pricing based on expected monthly trading volumes.<br />

Exclusive trade desk and support for institutional clients.<br />

Trading on funds held elsewhere through DVP and Give-up arrangements.<br />

Remote server hosting for automated trading.<br />

We offer money managers simple allocation tools for managing their clients’ funds.<br />

We offer the following services:<br />

Trading authorisation on client accounts.<br />

Block account trading with advisor allocation for equities, futures and<br />

options, including for automated trading.<br />

Performance and management fee payment for registered financial<br />

advisors.<br />

See what real traders are talking about.<br />

international@tradestation.com<br />

www.tradestation-international.com/services-en<br />

divisions of IBFX, Inc. (Member NFA) and IBFX Australia Pty Ltd, ABN 84 142 210 179, holder of AFSL #363972. © 2014 TradeStation. All rights reserved.


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Der Strike aus dem Geld für 90 Dollar beim Verkauf<br />

der gedeckten Put-Option führt zu folgendem Ergebnis:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

von 2,45 Prozent (nicht ausgeübt, wenn Aktienkurs<br />

weiterhin über 90 Dollar bleibt).<br />

-<br />

<br />

<br />

6,3 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Preis<br />

von 93,76 Dollar der galt, als der Put-Trade eingegangen<br />

wurde.<br />

Bullenmarkt-Szenarien<br />

In einem normalen Umfeld bis hin <strong>zum</strong> Bullenmarkt bevorzugen<br />

wir Kaufoptionen, die aus dem Geld liegen<br />

und Verkaufs-Strikes, die näher am Geld sind. Dies gibt<br />

uns die Möglichkeit, beim Verkauf von gedeckten Kaufoptionen<br />

zusätzliches Einkommen durch im Wert gestiegene<br />

Aktien zu generieren und beim Verkauf von<br />

gedeckten Verkaufsoptionen höhere Optionsrenditen<br />

zu erzielen (siehe rote Markierungen in Bild 1).<br />

Die Short-Call-Option aus dem Geld in Höhe von<br />

95 Dollar führt zu folgendem Ergebnis:<br />

<br />

<br />

<br />

T1) Vergleichstabelle der beiden Strategien<br />

CCW<br />

Dividendeneinnahmen<br />

Max. Gewinn = Prämie + Aktienkursanstieg<br />

Aktien müssen zuerst gekauft werden<br />

Leicht bärische oder bullische Ausrichtung<br />

Trades beim Broker meist ohne Auflagen umsetzbar<br />

Frühe Ausübung ist kein Problem<br />

<br />

von 3,8 Prozent<br />

<br />

<br />

zent<br />

= 5,1 Prozent<br />

Die leicht im Geld liegende Short-Put-Option bei<br />

93 Dollar führt zu folgendem Ergebnis:<br />

C-S-Puts<br />

Keine Dividende aber höhere Put-Prämie<br />

Max. Gewinn = Prämie<br />

Zur Absicherung muss genug Geld auf dem Konto<br />

sein<br />

Leicht bärische oder neutrale Ausrichtung<br />

Trades nicht bei jedem Broker ohne weiteres<br />

umsetzbar<br />

Frühe Ausübung könnte ein Problem sein<br />

Die Tabelle vergleicht die beiden Strategien Covered Call Writing (CCW) und den Verkauf von gedeckten Put-<br />

Optionen (Cash Secured Puts, kurz C-S-Puts).<br />

Quelle: www.thebluecollarinvestor.com<br />

<br />

<br />

dite<br />

von 3,7 Prozent (nicht ausgeübt,<br />

wenn der Aktienkurs<br />

weiterhin über 93 Dollar liegt)<br />

<br />

<br />

<br />

Abschlag von 4,3 Prozent gegenüber<br />

dem ursprünglichen Kurs von<br />

93,76 Dollar <strong>zum</strong> Zeitpunkt des eingegangen<br />

Put-Trades entspricht.<br />

Kombination der Strategien<br />

Indem man den Verkauf von gedeckten<br />

Call- und Put-Optionen zu einer<br />

mehrstufigen Options-Strategie verbindet,<br />

kann man sich gegen ein bärisches und volatiles<br />

Marktumfeld absichern. In dem Buch „Selling Cash<br />

Secured Puts“ des Autors erscheint diese als die PCP-<br />

oder Put-Call-Put-Strategie. Im Folgenden geben wir als<br />

erstes einen allgemeinen Überblick über die Strategie<br />

und dann ein konkretes Beispiel unter Verwendung spezifischer<br />

Berechnungen.<br />

Strategie-Übersicht<br />

Wir beginnen mit dem Verkauf einer gedeckten Put-<br />

Option (aus dem Geld; Strike unter dem aktuellen Marktwert),<br />

die unserem monatlichen Renditeziel (in diesem<br />

Fall zwei bis vier Prozent) entspricht. Wird die Option<br />

nicht ausgeübt (der Kurs liegt weiterhin über dem Ausübungspreis),<br />

so kann das Kapital dann im Folgemonat<br />

eine andere Put-Option absichern. Wird die Option ausgeübt<br />

und werden die Aktien an uns verkauft, erwerben<br />

wir diese zu einem geringeren Preis als <strong>zum</strong> Zeitpunkt<br />

des Put-Trades. Wir verkaufen dann eine gedeckte Call-<br />

Option auf die Aktie. Wenn die Call-Option nicht ausgeübt<br />

wird, verkaufen wir weiterhin Call-Optionen auf die Wertpapiere.<br />

Wenn die Call-Option ausgeübt wird und unsere<br />

Aktien verkauft werden, verwenden wir die neu erworbenen<br />

Barmittel nunmehr, um eine neue Short-Put-Option<br />

abzusichern. Entweder verdienen wir Geld durch den Verkauf<br />

der Optionen oder indem wir Aktien zu einem günstigeren<br />

Preis kaufen als <strong>zum</strong> Zeitpunkt des Options-Trades.<br />

Es werden weiterhin die in Teil 1 und 2 angesprochenen<br />

Techniken <strong>zum</strong> Positions-Management angewendet, um<br />

größtmögliche Renditen zu erzielen. Als Beispiel ergibt<br />

sich das in Bild 2 abgebildete Szenario:<br />

<br />

<br />

2,45 Prozent.<br />

54


STRATEGIEN<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

87,85 Dollar.<br />

<br />

über dem ursprünglichen Aktienkurs von 93,76 Dollar.<br />

<br />

basis für den Verkauf einer gedeckten Call-Option<br />

87,85 Dollar, und wir können zu diesem Zeitpunkt den<br />

geeignetsten Ausübungspreis wählen.<br />

Alan Ellman<br />

Alan Ellman ist Chef der Blue Collar Investor Corp.<br />

Er ist ausgewiesener Anlageberater mit einer<br />

Series-65-Qualifikation und tritt landesweit als<br />

Redner für die Stock <strong>Trader</strong>’s Expo, die Money<br />

Show und die American Association of Individual<br />

Investors auf. Ellman hat fünf Bücher, mehr als 300<br />

Artikel und mehr als 200 Lehrvideos veröffentlicht.<br />

alan@thebluecollarinvestor.com<br />

Vorteile einer mehrstufigen Optionsverkaufs-Strategie<br />

Die Kombination von Strategien bietet den Vorteil, dass<br />

so für einen konstanten Cashflow gesorgt wird, ohne<br />

dass man sich darüber Gedanken machen muss, ob es<br />

zur Ausübung kommt oder nicht. Mit oder ohne Ausübung<br />

können wir von einem dieser risikoarmen Ansätze<br />

profitieren. Bild 3 skizziert diesen Prozess.<br />

Fazit<br />

Der Verkauf von gedeckten Call- und Put-Optionen sind<br />

risikoarme Strategien, die auf private <strong>Trader</strong> ausgerichtet<br />

sind. Die Ziele sind in beiden Fällen gleich: Wir wollen<br />

Erträge generieren und dabei dem Kapitalerhalt Priorität<br />

einräumen. Wie in Teil 1 und 2 dieser Serie bereits angegeben,<br />

sind die drei wichtigen Dinge die richtige Auswahl<br />

des zugrundeliegenden Wertpapiers, die richtige Auswahl<br />

der Optionen und ein gutes Positions-Management.<br />

Diejenigen, die beide Strategien beherrschen, haben<br />

den Vorteil, von den Feinheiten jedes Ansatzes zu<br />

profitieren, und brauchen sich keine Gedanken wegen<br />

der Ausübung zu machen. Unabhängig davon, ob wir<br />

nur eine oder beide Strategien einsetzen, haben wir die<br />

Möglichkeit, hervorragende und nachhaltige Renditen<br />

zu erzielen. «<br />

55


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Mit Stern* markierte Begriffe<br />

siehe Schlüsselkonzepte S. 78.<br />

Die Suche nach dem<br />

neuen großen Trend<br />

Boden-Formationen an den 200er Gleitenden Durchschnitten<br />

Sie möchten Marco Bäger einmal live erleben?<br />

Dann besuchen Sie seine Vorträge auf der<br />

World of Trading am 20. und 21. November 2015<br />

in Frankfurt. Weitere Infos finden Sie<br />

unter www.wot-messe.de.<br />

Der 200er Gleitende Durchschnitt (GD) fi ndet innerhalb der Technischen<br />

Analyse als Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandslevel große<br />

Beachtung. Notiert der Kurs im Bereich des 200er GDs, kommt es entweder<br />

zu einer stärkeren Reaktion oder zu Seitwärtsbewegungen. Bilden sich<br />

deutlich erkennbare Boden-Formationen in diesem Bereich aus, besitzen die<br />

daraus resultierenden Bewegungen großes Kurspotenzial. Mit einem Multi-<br />

Time-Frame-Ansatz soll nach solchen Chancen gesucht werden.<br />

» Zwei Gleitende 200er Durchschnitte<br />

Beginnen wir mit einer Frage: Beachten die meisten<br />

Analysten/<strong>Trader</strong> den einfachen GD (SMA = Simple<br />

Marco Bäger<br />

Nach 16 Jahren Tätigkeit als Bankkaufmann<br />

begann Marco Bäger 2009 mit dem Trading.<br />

Er veröffentlichte in der Vergangenheit mehrere<br />

Artikel im TRADERS´ Magazin.<br />

Seit Juni 2015 postet er mit seinem eigenen<br />

Desktop regelmäßig auf dem Guidants-Stream<br />

von TRADERS´. Zudem betreibt er einen eigenen<br />

Blog: http://www.mbtradingblog.blogspot.de<br />

Moving Average, siehe Infobox 1) oder den exponentiell<br />

geglätteten GD (EMA = Exponential Moving Average)?<br />

Das zuverlässig zu beantworten, ist wahrscheinlich nicht<br />

möglich. Beide GDs haben ihre Berechtigung und werden<br />

von den verschiedenen Marktakteuren beachtet (siehe<br />

auch „Die Macht der 200-Tage-Linie in der Technischen<br />

Analyse“ in TRADERS´ 05/2015). Mit der Verwendung der<br />

beiden GDs ergibt sich ein an die Kursbewegung angepasster<br />

Preisbereich. Denn durch die unterschiedliche<br />

Glättungsmethode verlaufen die zwei GDs je nach Stärke<br />

der Bewegung weiter oder enger zueinander. In diesem<br />

Bereich kann eine Kursreaktion erwartet werden – <strong>zum</strong>al<br />

der Kurs den GD selten punktgenau ansteuert.<br />

56


STRATEGIEN<br />

Multi-Time-Frame-Ansatz<br />

Das Setup sucht nach Long Trades im Tages-Chart.<br />

Demnach stellen Konsolidierungen bis in den Bereich<br />

der 200er GDs Korrekturen eines übergeordneten<br />

Aufwärtstrends dar. Im Tages-Chart sollen die zwei<br />

200er GDs seitwärts verlaufen. Der Kurs sollte um die<br />

Gleitenden Durchschnitte schwingen – insgesamt aber<br />

lediglich seitwärts tendieren. Besonderes Augenmerk ist<br />

auf Ausbruchsversuche unter die GDs zu richten, da sich<br />

daraus gegebenenfalls die erforderlichen Trendumkehr-<br />

Formationen ergeben.<br />

Zusätzlich wird als Filter der dem Tages-Chart übergeordnete<br />

Zeitrahmen betrachtet – der Wochen-Chart. In<br />

diesem werden ebenfalls die beiden GDs analysiert und<br />

folgende Bedingungen gestellt:<br />

1) Der Kurs muss über den beiden GDs notieren.<br />

2) Die zwei GDs sollen steigen.<br />

Sind diese beiden Bedingungen gegeben, kann von einer<br />

übergeordneten Aufwärtsbewegung ausgegangen<br />

werden. Der größere Zeitrahmen dominiert den kleineren<br />

Zeitrahmen.<br />

Trendumkehr-Formationen –<br />

Der Beginn eines neuen Trends<br />

Seitwärts gerichtete Kursbewegungen können entweder<br />

eine Konsolidierungsphase eines bestehenden<br />

Trends oder einen Übergang von einem alten Trend zu<br />

einem neuen Trend (Trendumkehr) darstellen. In solch einer<br />

trendlosen Phase werden Unterstützungen und Widerstände*<br />

häufiger getestet, durchbrochen und wieder<br />

zurückerobert. Es dauert einige Zeit, ehe sich deutliche<br />

Kursmuster ausbilden.<br />

Da das Setup auf Long Trades basiert, ist auf Boden-<br />

Formationen zu achten. Diese entstehen durch den erfolgreichen<br />

Test einer Unterstützung. Erreicht der Kurs<br />

eine solche und fällt nicht nachhaltig darunter, ist dies<br />

ein erster Hinweis auf nachlassenden Verkaufsdruck.<br />

Ein noch stärkeres Zeichen ist das Verfehlen der Unterstützung<br />

– der Verkaufsdruck ist zu schwach, um die Unterstützung<br />

erneut zu erreichen. Bewegt sich der Kurs<br />

anschließend in die entgegengesetzte Richtung und<br />

überwindet das bisherige Hoch (den letzten Widerstand),<br />

ist eine Bodenbildung abgeschlossen. Die Aussagekraft<br />

eines Kurs-Niveaus ist umso höher, je öfter<br />

dieses erfolgreich getestet wird. Demnach sind Formationen<br />

zu bevorzugen, bei denen ein mehrfacher Test<br />

des Kurs-Levels erfolgte, <strong>zum</strong> Beispiel Doppel- oder<br />

Dreifachböden.<br />

Infobox 1: Gleitender Durchschnitt<br />

Die einfachste Variante, einen Durchschnitt zu berechnen,<br />

ist als arithmetisches Mittel bekannt. Die Berechnung ist<br />

simpel: Man teilt die Summe der Kurse oder Indikator-<br />

Werte des Berechnungszeitraums durch die Anzahl der enthaltenen<br />

Handelstage. In der Technischen Analyse wird dieser<br />

fortlaufend berechnete Wert als Gleitender Durchschnitt<br />

(GD) bezeichnet. Der GD ist schon aus Zeiten bekannt,<br />

als Händler ihre Charts noch mit der Hand auf Millimeter-<br />

papier zeichneten und einfache Berechnungen mit dem<br />

Bleistift ausführten. Dabei hat die Einfachheit der Berechnung<br />

nichts mit der Qualität und dem Nutzen des Ergebnisses<br />

zu tun. Der einfache GD wird heute genauso oft verwendet<br />

wie andere, komplizierter zu berechnende Typen<br />

von GDs wie <strong>zum</strong> Beispiel exponentiell gewichtete GDs.<br />

Im Allgemeinen werden GDs als Bestandteil von Handelssystemen<br />

verwendet, als Signallinie in Indikatoren und zur<br />

Trendbestimmung in Aktien-, Future- und Index-Charts.<br />

Kaufdruck<br />

Bei einer Trendwende wird auch dem Umsatz eine große<br />

Bedeutung beigemessen. Der Abschluss beziehungsweise<br />

Ausbruch aus der Boden-Formation sollte von einem deutlichen<br />

Umsatzanstieg begleitet sein. Und auch in der Folge<br />

Erleben Sie Profis<br />

und ihre Strategien<br />

Mehr dazu auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

steigt im Idealfall der Umsatz in Trendrichtung an und bestätigt<br />

somit die Bewegung. Jedoch ist die Einschätzung<br />

des Volumens anhand der Volumen-Balken nicht immer<br />

so eindeutig. Eine Alternative dafür ist ein Indikator, welcher<br />

auf den Volumen-Daten basiert und diese ins Verhältnis<br />

zu den Kursbewegungen setzt. Ein solcher Indikator ist<br />

die Accumulation Distribution Line (ADL; siehe Infobox 2).<br />

Die ADL ist ein volumengewichteter Kursveränderungs-<br />

Indikator, der den Liquiditäts-Strom der Bewegungen des<br />

57


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B1) Trade in der Gamesa-Aktie<br />

Im Wochen-Chart (rechts) sind die vielen Doji-Kerzen im eingekreisten Bereich auffällig – ein Zeichen von Unsicherheit. Bei der Beurteilung der Accumulation Distribution<br />

Line in diesem Zeitraum ist aufkommender Kaufdruck zu erkennen. Beim Vergleich von Wochen- und Tages-Chart (links) ist gut zu sehen, wie eine Trendumkehr im<br />

untergeordneten Zeitrahmen dem Trend im übergeordneten Zeitrahmen vorausgeht. Relevant im Sinne dieser Strategie ist das kleinere 1-2-3-Tief (schwarz). Hier wird die<br />

Bodenbildung zusätzlich durch einen kleinen Doppelboden am Punkt 3 der Formation gestärkt. Mit der Kursbewegung <strong>zum</strong> Punkt 2 steigt der Indikator (ADL) ebenfalls an<br />

und bestätigt somit den Ausbruch. Der Trade wurde erst im August 2015 im Zuge der allgemeinen Marktturbulenzen ausgestoppt.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

Basiswerts abbildet (Beispiele zur Anwendung finden sich<br />

in TRADERS´ 01/2012 und 03/2012). Steigt die ADL an, kann<br />

von vorherrschendem Kaufdruck ausgegangen werden.<br />

Stopp-Loss im Trend<br />

Gegenstand der Strategie ist es, nach einer erfolgreichen<br />

Bodenbildung an einer möglichst großen Trendbewegung<br />

zu partizipieren – also langfristige Trades einzugehen. Der<br />

Stopp-Loss muss diesen längerfristigen Aspekt ebenfalls<br />

berücksichtigen. Daher kann der Stopp-Loss nur im Trend<br />

liegen, das heißt, mit jedem neuen höheren Hoch wird er<br />

auf das letzte höhere Tief nachgezogen. Der Initial-Stopp-<br />

Loss liegt unter dem Tief der Boden-Formation. Nachdem<br />

wir nun alle Bausteine unserer Strategie zusammengetragen<br />

haben, sehen wir uns dazu zwei Beispiele an.<br />

Beispiel Gamesa<br />

Im Bild 1 ist die Aktie von Gamesa (gelistet im IBEX) zu<br />

sehen. Der Kurs bildete zunächst ein Tief im Oktober<br />

2014 aus, welches aber nicht unserem Setup entspricht,<br />

da hier im Wochen-Chart der EMA(200) berührt wird. In<br />

der Folge steigt der Kurs, fällt dann nochmals zurück, erreicht<br />

aber nicht mehr die 200er GDs im Wochen-Chart,<br />

sodass im Tages-Chart nach einer Boden-Formation gesucht<br />

werden kann. Hier ist ein kleines 1-2-3-Tief* (im Bild<br />

schwarz) als Teil eines großen 1-2-3-Tiefs (im Bild blau)<br />

sichtbar. Relevant im Sinne dieser Strategie ist das kleinere<br />

1-2-3-Tief. Hier wird die Bodenbildung zusätzlich<br />

durch einen kleinen Doppelboden* am Punkt 3 der Formation<br />

gestärkt. Solch eine Formation gilt als vollendet,<br />

wenn der Punkt 2 überschritten wird. Es bietet sich<br />

Infobox 2: Accumulation Distribution Line<br />

Bei der Accumulation Distribution Line von Mark Chaikin<br />

wird die Kursveränderung per Schlusskurs im Vergleich zur<br />

Mitte der Handelsspanne des aktuellen Tages betrachtet.<br />

Schließt der Basiswert über der mittleren Tagesspanne,<br />

bedeutet dies Akkumulation, schließt er darunter, Distribution.<br />

Je weiter der Schlusskurs von der Mittellinie entfernt<br />

ist, desto stärker ist der Kauf- oder Verkaufsdruck. Der so<br />

ermittelte Wert wird mit dem Tages-Volumen multipliziert<br />

und <strong>zum</strong> Vortageswert des Indikators addiert. Dadurch erhält<br />

man einen fortlaufenden Indikator, der im positiven<br />

oder negativen Bereich notiert. Es erfolgt also eine Gewichtung<br />

der Kursbewegung mit dem jeweiligen Volumen,<br />

die Liquiditäts-Ströme werden realistisch abgebildet und<br />

die treibenden Kräfte einer Kursbewegung werden sichtbar.<br />

Achtung: Verwechseln Sie die Accumulation Distribution<br />

Line nicht mit dem von Larry Williams entwickelten<br />

und ähnlich klingenden William‘s Accumulation Distribution-Indikator<br />

(WAD). Auch ist die Abkürzung ADL nicht mit<br />

der Advance-Decline-Linie (einem Marktbreite-Indikator)<br />

zu verwechseln.<br />

58


STRATEGIEN<br />

B2) Trade in der Aviva-Aktie<br />

Im Wochen-Chart (rechts) fällt sofort der große Abstand vom Kurs zu den zwei steigenden 200er GDs auf. Auch gut zu erkennen ist die Stärke der möglichen Bodenbildung.<br />

Vergleicht man die zwei bullischen grünen Kerzen mit ihren langen Lunten mit der ADL (siehe Hilfslinien), ist der aufkommende Kaufdruck deutlich zu sehen.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

bereits im Vorfeld an, die Stopp-Buy-Order zu platzieren.<br />

Mit der Kursbewegung <strong>zum</strong> Punkt 2 steigt der Indikator<br />

(ADL) ebenfalls an und bestätigt somit den Ausbruch. In<br />

der Folge steigt die Aktie stark an. Es hat sich eine gewaltige<br />

Kaufwelle weg von den 200er GDs entwickelt. Der<br />

Trade wurde erst im August 2015 im Zuge der allgemeinen<br />

Marktturbulenzen ausgestoppt.<br />

Beispiel Aviva<br />

Im Bild 2 ist der Kursverlauf von Aviva (gelistet im FTSE 100)<br />

dargestellt. Im Wochen-Chart ist der große Abstand des<br />

Kurses zu den zwei steigenden 200er GDs gut zu erkennen.<br />

Im Tages-Chart ist in dem im Wochen-Chart markierten<br />

Zeitraum ein Doppelboden unter den zwei 200er GDs<br />

sichtbar. Im Vorfeld gab es bereits im Oktober 2014 eine<br />

„V-Umkehr“ auf dieses Kurs-Niveau – welche aber mangels<br />

eindeutiger Boden-Formation gemäß dieses Setups<br />

nicht gehandelt wurde.<br />

Ein Doppelboden gilt als vollendet, wenn die<br />

Nackenlinie der Formation durchbrochen wird. Vergleicht<br />

man <strong>zum</strong> Zeitpunkt des Durchbruchs den Kursverlauf<br />

mit der ADL, ist ebenfalls ein aufkommender<br />

Kaufdruck zu sehen. Dies ist im Wochen-Chart sogar<br />

noch eindeutiger. Die Bestätigung des bevorstehenden<br />

Ausbruchs durch das Volumen rechtfertigt auch hier die<br />

Platzierung einer Stopp-Buy-Order über der Nackenlinie<br />

des Doppelbodens. Nach Überschreiten der Nackenlinie<br />

steigt der Kurs nach einem kurzen Pullback (Rücksetzer)<br />

weiter an. Die erwartete starke Bewegung kommt bei<br />

dieser Aktie allerdings nicht in Gang, sodass der Trade<br />

im April 2015 ausgestoppt wurde.<br />

Fazit<br />

Durch eine Kombination von Kurs-Formationen und unterschiedlichen<br />

Indikatoren soll mit diesem Setup die<br />

Wahrscheinlichkeit eines echten Kursausbruchs und einer<br />

nachfolgenden starken Bewegung erhöht werden.<br />

Dass sich daraus aber immer langanhaltende Trends<br />

ergeben, kann nicht garantiert werden – wie auch die unterschiedliche<br />

Kursentwicklung der Beispiele zeigt. Aber<br />

das ist auch nicht entscheidend. Wichtig ist, mit dem Setup<br />

im Moment der Entstehung die bestmögliche Entscheidung<br />

für einen risikoarmen Trade zu treffen und die<br />

wahrscheinlichste Bewegungsrichtung zu antizipieren. «<br />

Strategie Snapshot<br />

Strategiename:<br />

Strategietyp:<br />

Zeithorizont:<br />

Portfolio/Märkte:<br />

Setup:<br />

Einstieg:<br />

Stopp-Loss:<br />

Stopp-Loss im Trend:<br />

200er Boden-Formation<br />

Trend-Trading<br />

Tages-Chart<br />

Aktien<br />

<br />

<br />

Wochen-Chart über den beiden steigenden GDs<br />

<br />

<br />

die ADL<br />

gleich<br />

Nackenlinie der Trendwende-Formation<br />

unter dem Tief der Trendwendeformation<br />

mit jedem neuen Hoch auf das letzte höhere Tief<br />

59


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Mit Stern* markierte Begriffe<br />

siehe Schlüsselkonzepte S. 78.<br />

Profitieren mit Handelssystemen<br />

Systematisches Trading mit weniger Risiko<br />

Sie möchten Rudolf Wittmer einmal live<br />

erleben? Dann besuchen Sie seine Vorträge auf<br />

der World of Trading am 20. und 21. November<br />

2015 in Frankfurt. Weitere Infos finden Sie<br />

unter www.wot-messe.de.<br />

Wir werden in diesem Beitrag drei Handelssysteme auf Basis des<br />

McClellan-Indikators vorstellen. Zuerst die sogenannte klassische Variante.<br />

Hier werden Signale durch Wendepunkte des Indikators generiert. Die zweite<br />

Methode erweitert diesen Ansatz, indem anstelle des McClellan, der Gleitende<br />

Durchschnitt des Indikators als Signalgeber verwendet wird. Bei der<br />

dritten Variante wird über den Indikator ein Bollinger-Band gelegt. Die Signale<br />

werden dann wie gewohnt als Bollinger-Band-Ausbruchssystem defi niert.<br />

» In der TRADERS´ Ausgabe 03/2015 haben wir in der<br />

Serie über Markstruktur-Indikatoren den McClellan-<br />

Indikator vorgestellt. Er basiert auf der Advance-Decline-<br />

Linie (ADL), auf die ein Moving Average Convergence/<br />

Divergence (MACD) angewendet wird. Es hatte sich gezeigt,<br />

dass mit dem McClellan gute Trading-Gelegenheiten<br />

in einem Aktienindex herausgefiltert werden können.<br />

Rudolf Wittmer<br />

Diplom-Ingenieur Rudolf Wittmer war in den<br />

letzten Jahren als Fondsmanager und Berater für<br />

Hedgefonds tätig und ist <strong>Trader</strong> aus Leidenschaft,<br />

der vor über 20 Jahren sein Hobby <strong>zum</strong> Beruf<br />

gemacht hat. Durch stetige Verfeinerung seiner<br />

Handelsmodelle machte er sich einen Namen als<br />

System-Trading-Spezialist in Deutschland.<br />

rudolf.wittmer@hrconsult.li<br />

Daher untersuchen wir in unserem heutigen Beitrag die<br />

Profitabilität des McClellan auf Basis von systematischen<br />

Handelsansätzen.<br />

Vorbereitende Analyse<br />

Wie bei jeder Entwicklung eines Handelssystems, das auf<br />

einem Indikator basiert, sollte zunächst versucht werden,<br />

allein aufgrund der Betrachtung von Index und Indikator<br />

die Grundstruktur eines Handelsansatzes zu erkennen.<br />

Das ist sozusagen der künstlerische Anteil im Bereich der<br />

Handelssystementwicklung.<br />

Hierzu haben wir in Bild 1 den US-Index S&P 500 und<br />

darunter den McClellan-Indikator (McCl) inklusive seines<br />

10-Tage Gleitenden Durchschnitts (GD(10)) als blaue<br />

Linie dargestellt. Es fällt sofort auf, dass die Spikes des<br />

McClellan nach oben und nach unten beim GD(10) zu einer<br />

wellenförmigen Bewegung führen. Die zahlreichen<br />

60


STRATEGIEN<br />

Wendepunkte sowohl beim McCl als<br />

auch beim GD(10) sollten für eine<br />

systematische Handelsstrategie geeignete<br />

Signalgeber sein.<br />

Bei näherer Betrachtung stellen<br />

wir jedoch fest, dass die oberen<br />

Wendepunkte beim Indikator nicht<br />

unbedingt mit den Wendepunkten<br />

im Index korrespondieren. Dagegen<br />

scheinen die unteren Wendepunkte<br />

recht brauchbare Signale abzuliefern.<br />

Eine Erklärung für dieses<br />

asymmetrische Verhalten liegt auf<br />

der Hand.<br />

Ein Aufwärtstrend in einem Index<br />

kann auch dann Bestand haben,<br />

wenn nur wenige Sektoren<br />

oder sogar Aktien stark ansteigen.<br />

Die Marktbreite ist dann zwar<br />

gering – die ADL (untersucht den<br />

Gesamtmarkt der Indizes; auch<br />

Marktbreite-Indikator genannt) fällt<br />

– aber dennoch steigt der Index. Bei<br />

fallenden Märkten sieht die Lage etwas<br />

anders aus. Insbesondere bei<br />

stark fallenden Märkten ist sehr oft<br />

zu beobachten, dass nahezu alle Aktien<br />

in kurzer Zeit heftige Kursrückschläge<br />

erleiden. Damit ist ein Spike<br />

der ADL – und damit auch eines Mc-<br />

Clellan-Indikators – nach unten sehr<br />

viel aussagekräftiger als ein Spike<br />

nach oben. Zu beachten gilt allerdings<br />

auch, dass in Abwärts-Phasen<br />

die ADL für längere Zeit auf tiefem<br />

Niveau verharren kann. Dies war<br />

<strong>zum</strong> Beispiel im Oktober 2014 der<br />

Fall.<br />

Die Handelsregeln<br />

Die Idee unseres Handelsansatzes ist es, den S&P 500<br />

nach einer Korrektur zu kaufen. Hierzu warten wir ab, bis<br />

sich der McClellan-Indikator nach einem Abwärts-Spike<br />

wieder über eine bestimmte Schwelle auf der Oberseite<br />

erholt. Wir versuchen also, die unteren Wendepunkte im<br />

Index zu kaufen. Die relativ einfache Handelsregel für das<br />

McClellan-System lautet:<br />

<br />

<br />

Marke „-50“ von unten nach oben durchstößt.<br />

B1) S&P 500 mit McClellan<br />

Zu sehen ist der S&P 500 (obere Charthälfte) und darunter der McClellan-Indikator (rote Linie). Die blaue Linie<br />

ist der über zehn Tage geglättete Gleitende Durchschnitt.<br />

B2) McClellan mit Bollinger-Bändern<br />

<br />

<br />

Indikator die Marke „-10“ von oben nach unten<br />

durchstößt.<br />

Quelle: TradeStation<br />

Zu sehen ist wieder der S&P 500 (oben) und McClellan-Indikator (rote Linie unten). Über den McClellan-<br />

Indikator haben wir ein Bollinger-Band (untere grüne Linie) gelegt.<br />

Quelle: TradeStation<br />

Damit wir verschiedene Systemvarianten besser vergleichen<br />

können, haben wir auf den Einsatz von Stopps<br />

verzichtet. An dieser Stelle weisen wir aber ebenfalls darauf<br />

hin, dass Stopps die Systemcharakteristik ungünstig<br />

beeinflussen. Wird nämlich ein Stopp zu eng gesetzt,<br />

werden zu viele Trades ausgestoppt. Ein etwas weiter entfernt<br />

gesetzter Stopp hat dagegen kaum Auswirkungen.<br />

61


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

T1) Vergleich der drei Systemvarianten mit dem McClellan<br />

B3) Kapitalkurven der Systeme<br />

160%<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

McClellan GD(10) McClellan McClellanBB<br />

McClellan McClellan GD(10) McClellan BB-Band<br />

Nettogewinn in Punkten 1.359 514 864<br />

Profitfaktor 3,24 5,15 9,75<br />

Gewinn/Verlust-Verhältnis 2,19 3,56 2,09<br />

Anzahl Trades 72 22 17<br />

Profitable Trades in % 59,72% 59,09% 82,35%<br />

Durch. Trade in Punkten 18,87 23,36 50,84<br />

Durch. Höhe der Gewinn-Trades 45,68 49,07 68,79<br />

Durch. Höhe der Verlust-Trades -20,88 -13,77 -32,91<br />

Größter Gewinn in Punkten 170,93 170,93 128,11<br />

Größter Verlust in Punkten -91,67 -32,59 -55,00<br />

Prozent der Zeit im Markt 51,47% 17,63% 36,50%<br />

Maximaler Drawdown in Punkten<br />

(Intraday)<br />

Maximaler Drawdown in Punkten<br />

(Close to Close)<br />

Maximaler Drawdown Einzel-Trade<br />

in Punkten<br />

-150,56 -78,22 -160,95<br />

-122,49 -45,36 -55,00<br />

-91,67 -37,93 -82,08<br />

Die Varianten unterscheiden sich vor allem im Hinblick auf die Anzahl der profitablen Trades und in Bezug auf<br />

die Verweildauer im Markt.<br />

Quelle: TradeStation<br />

(-20%)<br />

02.01.09 21.09.09 09.06.10 24.02.11 09.11.11 30.07.12 18.04.13 03.01.14 22.09.14 10.06.15<br />

Die Kapitalkurve zeigt die Ergebnisentwicklung für die drei vorgestellten McClellan-Handelssysteme. Die Varianten<br />

GD(10) und BB haben teilweise lange Phasen in denen sie nicht investiert sind. Dafür sind aber auch<br />

die Drawdowns sehr gering.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen des Autors<br />

Bei der zweiten Strategie verwenden<br />

wir den GD(10) auf den Mc-<br />

Clellan-Indikator. Ansonsten bleiben<br />

die Regeln zur Signalgenerierung<br />

unverändert:<br />

<br />

<br />

<br />

GD(10) auf den McClellan-Indikator<br />

die Marke „-50“ von unten<br />

nach oben durchstößt.<br />

<br />

der GD(10) auf den McClellan-<br />

Indikator die Marke „-10“ von<br />

oben nach unten durchstößt.<br />

In Bild 1 sind die Signale für dieses<br />

System bereits eingezeichnet. Beispielhaft<br />

haben wir für einen Trade<br />

im Juni 2013 mit senkrechten Linien<br />

ein Einstiegs- und das korrespondierende<br />

Ausstiegssignal hervorgehoben.<br />

An der senkrechten blauen Linie<br />

hatte der GD(10) auf den McClellan<br />

die Marke von „-50“ von unten nach<br />

oben durchstoßen. Gemäß unserer<br />

Regel wird hierdurch ein Long-<br />

Signal generiert. Entsprechend hatte<br />

der GD(10) auf den McClellan an<br />

der senkrechten roten Linie den Wert<br />

„-10“ von oben nach unten gekreuzt.<br />

Damit wurde die Long-Position wieder<br />

geschlossen.<br />

Alternativer Ansatz<br />

mit Bollinger-Bändern*<br />

Zu guter Letzt haben wir noch einen<br />

alternativen Einsatz von Bollinger-Bändern<br />

(BB) getestet. Hierzu<br />

haben wir die BB mit der Standardeinstellung<br />

von 20 Tagen und<br />

zwei Standardabweichungen über<br />

den Indikator gelegt. Die Signalgenerierung<br />

erfolgt analog zu einem<br />

BB-System auf Finanzinstrumente.<br />

Den Code in EasyLanguage für die<br />

TradeStation-Plattform haben wir<br />

am Ende des Artikels abgedruckt.<br />

Bevor wir nun das Ergebnis unseres Tests vorstellen, implementieren<br />

wir noch zwei weitere Strategien. Die Ergebnisse<br />

werden wir dann anschließend vergleichen.<br />

McClellan-Bollinger-Band-System<br />

Für die Einstiegsbedingung zu einem Long-Signal muss<br />

der McClellan das obere BB kreuzen. Das Ausstiegssignal<br />

62


STRATEGIEN<br />

wird wie bei den anderen Varianten<br />

mit einem Unterschreiten des Indikators<br />

unter den Wert von „-10“ generiert.<br />

Den McClellan-Indikator mit<br />

dem BB und den Handelssignalen<br />

auf den S&P 500 haben wir in Bild 2<br />

dargestellt.<br />

Es zeigt sich, dass die Einstiegssignale<br />

jeweils kurz nach Abschluss<br />

einer Bodenbildung auftreten. Damit<br />

ist die Einstiegsqualität als<br />

sehr gut zu bezeichnen. Auch der<br />

Ausstieg aus den Long-Positionen<br />

erfolgt jeweils vor der nächsten größeren<br />

Korrektur. Damit erzielt das<br />

System eine insgesamt sehr hohe<br />

Trefferquote an profitablen Trades<br />

von über 80 Prozent. Allerdings<br />

wird auch deutlich, dass bei länger<br />

anhaltenden Aufwärtstrends,<br />

wie beispielsweise im ersten Halbjahr<br />

2013, nach einem ersten Trade kein Signal für einen<br />

Wiedereinstieg generiert wird. Damit läuft man mit dieser<br />

Systemvariante Gefahr, die richtig großen Trends zu<br />

verpassen.<br />

Die Systemergebnisse<br />

In Tabelle 1 haben wir die wichtigsten Kennziffern für<br />

die drei vorgestellten Systemvarianten für den Zeitraum<br />

vom 01. Januar 2009 bis <strong>zum</strong> 24. August 2015<br />

B4) Kapitalkurve der kombinierten Systeme<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Portfolio McClellan mit 3 Systemen<br />

S&P500<br />

(-20%)<br />

02.01.09 21.09.09 09.06.10 24.02.11 09.11.11 30.07.12 18.04.13 03.01.14 22.09.14 10.06.15<br />

Der S&P 500 steht hier im Vergleich mit einem Portfolio, das aus einem gleichgewichteten Mix der drei vorgestellten<br />

Systeme besteht. Der Vorteil der aktiven Systematik liegt ganz klar in einer deutlich geringeren<br />

Volatilität und dem Auslassen der heftigen Drawdowns während der Korrekturphasen im S&P 500.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen des Autors<br />

aufgeführt. In diesem Zeitraum hat der S&P 500 ungefähr<br />

1000 Punkte zugelegt.<br />

Alle drei Systeme erreichen jeweils einen sehr respektablen<br />

Profitfaktor im Bereich zwischen 3 und knapp<br />

10. Zu beachten ist jedoch, dass die auf dem GD(10) und<br />

dem BB basierenden Varianten nur sehr wenige Trades<br />

generiert haben. Daher ist eine statistische Signifikanz<br />

der präsentierten Kennzahlen nicht unbedingt gegeben.<br />

Positiv ist aber dennoch hervorzuheben, dass die Zeit, in<br />

Strategie Snapshot<br />

Strategiename: McClellan McClellan GD(10) McClellan Bollinger-Band<br />

Strategietyp: Antizyklisch Trendfolgend<br />

Test-Zeitraum: 01. Januar 2009 bis 24. August 2015<br />

Zeithorizont:<br />

Tageschart<br />

Setup: McClellan kleiner -50 GD(10) auf McClellan kleiner -50<br />

Einstieg (Long):<br />

Ausstieg (Long):<br />

Durchschnittliche<br />

Anzahl an Signalen:<br />

Netto Gewinn in<br />

Punkten:<br />

McClellan kreuzt -50 von unten nach oben<br />

McClellan kreuzt -10 von oben nach unten<br />

GD(10) auf McClellan kreuzt -50 von unten<br />

nach oben<br />

GD(10) auf McClellan kreuzt -10<br />

von oben nach unten<br />

McClellan kreuzt oberes Bollinger-Band<br />

von unten nach oben<br />

McClellan kreuzt -10 von oben nach unten<br />

72 22 17<br />

1359 514 864<br />

Profitfaktor: 3,24 5,15 9,75<br />

Gewinn-/Verlust-<br />

Verhältnis:<br />

2,19 3,56 2,09<br />

Profitable Trades in %: 60% 59% 82%<br />

63


STRATEGIEN<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

T2) Statistische Kennzahlen<br />

der diese beiden Systeme jeweils einem Marktrisiko ausgesetzt<br />

waren, mit 18 Prozent beziehungsweise 36 Prozent<br />

sehr gering ist.<br />

In Bild 3 haben wir die Entwicklung der Performance<br />

für die drei Systeme grafisch dargestellt. Deutlich zu erkennen<br />

sind die teilweise über längere Zeiträume andauernden<br />

„Flat-“Phasen der Systemvarianten basierend auf<br />

dem GD(10) und dem BB. Insgesamt sehen die Kapitalkurven<br />

jedoch sehr gut aus, da selbst in Korrekturphasen<br />

beim S&P 500 keine größeren Drawdowns zu beobachten<br />

waren.<br />

Für alle drei Varianten sind die relevanten Drawdown-<br />

Kennziffern in Tabelle 1 aufgeführt. Insbesondere wenn<br />

der Drawdown lediglich auf Basis einer „Close-to-Close“-<br />

Betrachtung erfolgt, haben hier ebenfalls die Systeme<br />

mit GD(10) und BB die Nase vorn.<br />

Systeme für Short-Signale<br />

McCl McCl GD(10) McCl BB Portfolio S&P 500<br />

Mittelwert 0,0535% 0,0390% 0,0254% 0,0397% 0,0477%<br />

StdAbw 0,6657% 0,5925% 0,3507% 0,4306% 0,9707%<br />

MW/SD 8,04% 6,58% 7,24% 9,22% 4,92%<br />

MaxDD (-9,24%) (-10,17%) (-5,59%) (-6,40%) (-19,11%)<br />

Die wichtigsten statistischen Kennzahlen wurden mit dem S&P 500 verglichen. Aus Sicht eines risikobewussten<br />

Investors sollte das McClellan-Portfolio bevorzugt werden.<br />

Wir haben alle drei Systemvarianten auch für die Generierung<br />

von Short-Signalen getestet. Das Ergebnis war<br />

wie erwartet eher ernüchternd. Wie wir bereits eingangs<br />

erwähnt hatten, eignet sich der McClellan-Indikator eher<br />

für Strategien, bei denen nach einer Korrektur am Aktienmarkt<br />

ein günstiger Einstieg auf der Long-Seite gesucht<br />

Quelle: Eigene Berechnungen des Autors<br />

wird. Für Short-Positionierungen erscheint<br />

der McClellan insgesamt<br />

ungeeignet.<br />

Vergleich mit dem S&P<br />

Um die Qualität der Systemergebnisse<br />

einordnen zu können, sollten<br />

wir einen Vergleich mit der Entwicklung<br />

des S&P 500 durchführen.<br />

Hierzu haben wir die vorgestellten<br />

Handelssysteme in einem gleichgewichteten<br />

Portfolio zusammengefasst<br />

und mit dem S&P 500 verglichen. Das Ergebnis ist<br />

in Bild 4 dargestellt.<br />

Augenscheinlich entwickelt sich das McClellan-<br />

Portfolio mit geringen Schwankungen, ohne dabei zu viel<br />

an Performance einzubüßen. Insbesondere aus Sicht einer<br />

risikoadjustierten Performance sollte daher dieses<br />

Portfolio gegenüber einer Investition in den S&P 500 zu<br />

bevorzugen sein.<br />

In Tabelle 2 haben wir unsere Einschätzung mit den<br />

entsprechenden statistischen Kennzahlen unterlegt.<br />

Hierzu haben wir die Mittelwerte (MW) und Standardabweichungen<br />

(SD) aller Kapitalkurven berechnet. Anschließend<br />

haben wir eine einfache Risikokennziffer<br />

durch Division von MW und SD ermittelt. Je höher dieser<br />

Faktor, umso besser ist das System.<br />

Es zeigt sich, dass das Portfolio aus allen drei Systemen<br />

beim MW/SD mit neun Prozent im Vergleich zu<br />

4,9 Prozent beim S&P 500 deutlich besser abschneidet.<br />

Aber auch die Einzelsysteme erreichen signifikant höhere<br />

Werte als der S&P 500. Auch in Bezug auf den prozentualen<br />

Drawdown schneidet der S&P 500 am schlechtesten<br />

ab. Hier weist das McClellan-Portfolio einen dreimal besseren<br />

Wert auf. Und erneut ist jedes Einzelsystem einer<br />

direkten Investition in den Basiswert zu bevorzugen.<br />

EasyLanguage Code für McClellan-Bollinger-Band-System<br />

Fazit<br />

Mit dem McClellan-Indikator steht<br />

ein Werkzeug zur Verfügung, das sich<br />

hervorragend für den systematischen<br />

Handel auf den S&P 500 einsetzen<br />

lässt. Unsere Tests haben gezeigt,<br />

dass ein kleines Portfolio mit relativ<br />

wenigen Trades den US-Aktienindex<br />

replizieren kann, und dabei auch noch<br />

ein besseres Chance/Risiko-Verhältnis<br />

um den Faktor 2 bis 3 erzielt. «<br />

64


Lassen Sie sich die erfolgreichste<br />

Messe im deutschsprachigen Raum<br />

nicht entgehen und freuen Sie sich<br />

schon heute auf zahlreiche Seminare,<br />

die große Fach ausstellung, das Live-<br />

Trading-Event, Podiums diskussionen<br />

u.v.m.<br />

11<br />

JAHRE<br />

worldoftrading<br />

SAVE<br />

THE DATE<br />

20. und 21. November 2015<br />

Pre-Conference am 19. November 2015<br />

Forum Messe Frankfurt<br />

Diamantsponsor:<br />

Platinsponsor:<br />

Jetzt schon registrieren und<br />

kostenfreies Eintrittsticket<br />

im Wert von 40,- € sichern!<br />

Goldsponsor:<br />

Silbersponsoren:<br />

DAB bank<br />

www.wot-messe.de


BASICS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Der perfekte Handelstag<br />

Exklusive Einblicke eines Profi-<strong>Trader</strong>s – Teil 5<br />

Nachdem wir die Vorbereitung und den eigentlichen Handel an einem Handelstag besprochen<br />

haben (Teil 1 bis 4 in TRADERS´ 10/2014; 12/2014; 02/2015; 05/2015), folgt mit der Nachbereitung<br />

ein ebenso wichtiger Teil des professionellen Tagesablaufs. Markus Strauch wird<br />

im letzten Teil der Artikelserie Tipps und Tricks aufzeigen, wie man aus seinen Trades lernen<br />

kann, die Strategie und die eigene Psychologie zu verbessern und zu festigen.<br />

Markus Strauch<br />

Der Kapitalmarktspezialist und professionelle<br />

Händler ist seit über 12 Jahren am Markt tätig und<br />

wurde durch sein wikifolio-Zertifi kat „Momentum-<br />

Trading -spekulativ-“ bekannt. Mit über 12 Millionen<br />

investiertem Kapital erreichte es innerhalb<br />

von 18 Monaten eine Performance von über 107<br />

Prozent bei 12,26 Prozent maximalem Drawdown.<br />

Markus.Strauch@me.com<br />

» Der professionelle <strong>Trader</strong><br />

Professionelles Daytrading ist ein sehr harter Job, der<br />

vollste Konzentration und mentale Stärke voraussetzt.<br />

Hinter einem erfolgreichen und profitabel handelndem<br />

<strong>Trader</strong> steckt viel Arbeit und Schweiß.<br />

Der eigentliche Handelstag beginnt mit der Vorbereitung.<br />

Der <strong>Trader</strong> versetzt sich in einen einwandfreien<br />

66


BASICS<br />

mentalen Zustand und bereitet<br />

sich mithilfe der Technischen und<br />

Fundamentalen Analyse auf den<br />

Handelstag vor. Schon bei der Börseneröffnung<br />

weiß er, welche Finanzinstrumente<br />

er besonders beobachten<br />

will und bei welchen Kurslevels er<br />

unter vorher definierten Voraussetzungen<br />

in eine Handelsaktion treten<br />

wird. Er beobachtet lukrative Marktsetups<br />

und verinnerlicht Marktszenarien,<br />

welche er mit verschiedenen<br />

Wahrscheinlichkeiten handeln wird.<br />

Er ist wach und reaktionsbereit, um<br />

im richtigen Moment eine schnelle<br />

und korrekte Entscheidung zu<br />

treffen.<br />

Kur<strong>zum</strong>, ein professioneller <strong>Trader</strong><br />

sucht nach Marktpunkten mit<br />

äußerst günstigem Chance/Risiko-<br />

Verhältnis, bei denen er mittel- und<br />

langfristig auf der Gewinnerseite liegen<br />

wird.<br />

Jeder <strong>Trader</strong> hat seine eigene<br />

Strategie. Es gibt keinen „Heiligen<br />

Gral“. Vielmehr muss die Strategie<br />

auf die eigenen positiven Attribute<br />

und mentalen Fähigkeiten abgestimmt<br />

sein. So ist <strong>zum</strong> Beispiel ein<br />

Marktakteur, der sehr kurzfristig<br />

handelt, erfolgreich in seinem Zeitfenster,<br />

jedoch im Positionshandel<br />

vielleicht absolut unprofitabel. Jeder<br />

<strong>Trader</strong> muss seine eigenen Fähigkeiten<br />

kennen und sich auf seinen profitablen<br />

Bereich konzentrieren.<br />

An einem Handelstag kommt es<br />

meistens zu Gewinn- und Verlust-<br />

Trades. Verlust-Trades gehören,<br />

solange sie innerhalb der Strategieparameter<br />

liegen, ebenso <strong>zum</strong><br />

täglichen Handelsgeschäft wie Gewinn-Trades.<br />

Wurde ein Gewinn-<br />

Trade dagegen außerhalb der<br />

Strategie gehandelt, dann war es nur<br />

ein „Lucky Punch“. Man muss diesen<br />

Trade analysieren und daraus<br />

Rückschlüsse für sein zukünftiges<br />

Handeln schließen. Somit kommen<br />

wir zu der wichtigen Phase der<br />

67


BASICS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Jeder <strong>Trader</strong> muss seine eigenen Fähigkeiten kennen<br />

und sich auf seinen profitablen Bereich konzentrieren.<br />

Nachbereitung eines Handelstages: Der <strong>Trader</strong> sollte jeden<br />

Handelstag reflektieren und daraus Rückschlüsse auf<br />

sich selbst und seine Strategie ziehen.<br />

Das Führen eines Trading-Tagebuchs<br />

Nun stellt sich die Frage, wie man am besten Rückschlüsse<br />

aus sich selbst und seinem Verhalten ziehen kann. Eine<br />

Möglichkeit besteht im Führen eines Trading-Tagebuchs.<br />

Auch wenn es anfangs sehr lästig und zeitraubend erscheint<br />

den täglichen Handelstag niederzuschreiben – die<br />

positiven Effekte überwiegen.<br />

In einem Trading-Tagebuch sollte zuallererst die Definition<br />

der eigenen Strategie umrissen werden. Es sollte<br />

auf die zu handelnde Märkte, Handelssignale und das<br />

Risiko- und Verlust-Management eingegangen werden.<br />

Dieser Part lässt sich auch gut zur Marktvorbereitung in<br />

den Handelstag als sogenannte „Trading-Bibel“ einbauen.<br />

Vor jedem Handelstag müssen die niedergeschriebenen<br />

Handelsregeln gelesen werden und man stimmt<br />

innerlich dem Ganzen zu. Dieses Vorgehen steigert die innere<br />

Disziplin, sich an seine definierte Strategie zu halten.<br />

Der nächste Schritt besteht aus dem Analysieren der<br />

eigenen Trades. Hier kann man wie folgt vorgehen:<br />

1. Ist entsprechend der Strategie gehandelt worden?<br />

Neben dem Einstieg in eine Position gehören ebenso<br />

der Ausstieg und das Risiko-Management dazu.<br />

Sollte ein Trade außerhalb der Risikoparameter erfolgt<br />

sein, müssen schleunigst Verbesserungen im<br />

täglichen Handel erzielt werden, um eine solche Verletzung<br />

der Strategie zukünftig zu verhindern. Man<br />

sollte sich vor Augen führen, dass zu einem professionellen<br />

Händler sehr viel Disziplin gehört und er<br />

seinen langfristigen Fortbestand nicht durch ein erhöhtes<br />

Risiko gefährden darf.<br />

2. Wo entstanden die Handelssignale und wann wurde<br />

letztendlich gehandelt? Hier ist wichtig zu analysieren,<br />

ob man alle Signale konsequent gehandelt hat.<br />

Das heißt, ob man einen zeitlichen Abstand zwischen<br />

Generierung des Signals und der Umsetzung hatte<br />

und woran es lag, bestimmte Signale außen vor zu<br />

lassen.<br />

3. Wie war die mentale Verfassung? Hat man sich an<br />

dem Handelstag gut gefühlt oder war man angespannt<br />

und unausgeglichen? Das Aufschreiben der<br />

mentalen Verfassung und der mittelfristige Vergleich<br />

zur Performance lässt Rückschlüsse zu, ob und wann<br />

man regelmäßige Auszeiten für das Handeln einlegen<br />

soll. Es könnte für den <strong>Trader</strong> selbst und das Handelskonto<br />

günstig sein, solche Verschnaufpausen und Regenerierungsphasen<br />

einzulegen.<br />

4. Das Führen von Statistiken gibt Aufschluss über die<br />

Profitabilität in bestimmten Handelssituationen. So<br />

könnte es sein, dass ein <strong>Trader</strong> auf der Short-Seite<br />

besser zurecht kommt als auf der Long-Seite. Oder<br />

er ist besonders stark in der Handelseröffnung und<br />

während des Handelstages verliert er im Schnitt nur<br />

Geld. Der <strong>Trader</strong> kann somit Rückschlüsse auf seine<br />

Stärken und Schwächen ziehen und somit auch seine<br />

Handelsfrequenz auf bestimmte Handelszeiten und<br />

-phasen eingrenzen beziehungsweise die Strategie<br />

anpassen.<br />

5. Zum Schluss ist es wichtig, Trade-Bestätigungen,<br />

Wertpapierabrechnungen und Kontostände abzugleichen<br />

und auf Richtigkeit zu überprüfen. So lässt sich<br />

vermeiden, dass das hart verdiente Geld durch einen<br />

Buchungsfehler schwindet. Dieser Punkt wird bei vielen<br />

<strong>Trader</strong>n oftmals vergessen.<br />

Insgesamt kann man sagen, dass durch eine konsequente<br />

Nachbetrachtung und Analyse des Handelstages<br />

Verbesserungen im täglichen Trading erreicht<br />

werden können. Die Nachbereitung sollte daher auch<br />

einen hohen Stellenwert im täglichen Handel einnehmen.<br />

Denn so können aus einem Verlust-Trade – sollten<br />

daraus positive Rückschlüsse für das weitere Traden<br />

gezogen werden – viele zukünftige Gewinn-Trades<br />

entstehen.<br />

Es ist absolut entscheidend, dass sich der professionelle<br />

<strong>Trader</strong> an die Marktbedingungen anpasst und aus<br />

seinen eigenen Fehlern lernt. Hier gibt es ein einfaches,<br />

aber gutes Sprichwort: „Es ist noch kein Meister vom<br />

Himmel gefallen“. «<br />

68


NEUKUNDEN-ABO<br />

Sparen<br />

Sie jetzt bares Geld<br />

Erhalten Sie 15 Ausgaben TRADERS´<br />

<strong>zum</strong> Preis von 12 und sichern Sie sich<br />

ein Trading-Buch.<br />

Ja, ich möchte das TRADERS´ Neukunden-Abo <strong>zum</strong> Vorzugspreis von nur 63 Euro (15 Ausgaben <strong>zum</strong> Preis von 12 Ausgaben) jeweils inkl. Porto und MwSt. im Inland;<br />

innerhalb Europas 1,50 Euro pro Heft. Das Abonnement kann mit einer Frist von vier Wochen des Bezugszeitraums gekündigt werden. Nicht gekündigte Abonnements verlängern<br />

sich jeweils um ein weiteres Jahr (12 Ausgaben). Maßgeblich ist der Tag des Eingangs der Kündigung beim Verlag. Es gelten unsere AGBs.<br />

Antwort:<br />

Ich bezahle:<br />

per Rechnung<br />

per Lastschrifteinzug<br />

Buchprämie:<br />

Name, Vorname<br />

Bank<br />

Börse leicht verständlich<br />

Mehr als Geld und Gier<br />

Straße und Hausnummer<br />

IBAN<br />

PLZ<br />

Ort<br />

BIC<br />

E-Mail-Adresse<br />

Land<br />

Telefonnummer<br />

Datum Unterschrift<br />

TRADERS´ media GmbH, Barbarastraße 31 a, 97074 Würzburg Tel.: 09 31/4 52 26-0 Fax: 09 31/4 52 26-13 E-Mail: abo@traders-mag.com www.traders-mag.com<br />

TRADERS´ 10/2015<br />

Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung<br />

gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr.1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Der Widerruf ist zu<br />

richten an: TRADERS´ media GmbH, Aboservice, Telefon: 09 31/4 52 26-0, Telefax: 09 31/4 52 26-13, E-Mail: abo@traders-mag.com.


BASICS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Was <strong>Trader</strong> von<br />

Hedgefonds<br />

lernen können<br />

Teil 6 – Die Schritte zur Entwicklung<br />

eines Investmentprozesses<br />

In der Investmentwelt haben Hedgefonds einen besonderen Ruf. Sie sind dafür bekannt, dass sie schnell<br />

Reichtum produzieren können. Mittlerweile gibt es auch ein paar berühmte Hedgefonds-Manager – aber<br />

wie Hedgefonds wirklich funktionieren, weiß niemand so genau. Es gibt also einige offene Fragen. Wie<br />

funktionieren Hegefonds? Wie verdienen sie Geld? Wieso werden ihre Gründer so reich? Und, die wichtigste<br />

Frage für jeden <strong>Trader</strong>: Könnten du oder ich einer dieser unglaublich erfolgreichen Menschen werden, so wie<br />

George Soros oder Ray Dalio? In dieser Artikelserie will der <strong>Trader</strong> Bruce Bower dem Hedgefonds-Geschäft<br />

auf den Grund gehen.<br />

» Märkte definieren – beobachten und investieren<br />

Sie müssen eine gute Balance finden. Einerseits sind die<br />

Anforderungen so spezifisch aufzusetzen, sodass Sie<br />

eine Anzahl an potenziellen Investments selektieren, die<br />

Sie gut verwalten können. Andererseits dürfen Sie nicht<br />

zu sehr ins Detail gehen, sonst werden sich nicht genug<br />

Trading-Gelegenheiten ergeben.<br />

Beginnen Sie dort, wo Sie Erfahrung haben. Wenn Sie<br />

aus dem Bereich Renten kommen und Staats- und Unternehmensanleihen<br />

gehandelt haben, dann beginnen Sie<br />

dort als erstes. Wenn Sie damit Erfahrung haben, Aktien<br />

aus Lateinamerika zu handeln, dann setzen Sie Ihren Fokus<br />

auf diesen Bereich. Wenn Sie ganz am Anfang stehen<br />

Bruce Bower<br />

Bruce Bower arbeitet bei einem Hedgefonds als<br />

Portfolio-Manager für Aktien aus Schwellenländern.<br />

Als ausgebildeter Hypnotherapeut<br />

hat er ein ausgeprägtes Interesse an Märkten,<br />

Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung.<br />

www.howoftrading.com<br />

und keine Erfahrung haben, dann sollten Sie mit einer kleinen<br />

Anzahl an Werten starten. Dabei sollten Sie aber trotzdem<br />

genau definieren, womit Sie beginnen. Indem Sie die<br />

Grenzen abstecken, erfüllen Sie zwei Dinge gleichzeitig:<br />

Sie verstehen und verbessern Ihre Stärken und vermeiden<br />

Bereiche, in denen Sie voraussichtlich schwächer sind.<br />

Der Grund dafür ist offensichtlich. Wenn Sie ein<br />

Latein amerika-Spezialist sind und jemand schlägt Ihnen<br />

einen interessanten Trade in Petrobas vor, dann werden<br />

Sie sich das selbstverständlich ansehen, weil Sie<br />

genau in diesem Bereich Erfahrung haben. Wenn Ihnen<br />

dagegen jemand vorschlägt, Aktien des Elektrofahrzeugbauers<br />

Tesla zu handeln, dann werden Sie schnell erkennen,<br />

dass Sie hier keinerlei Erfahrung einbringen können<br />

und daher auch keinen Vorteil haben.<br />

Sie müssen sich darüber im Klaren sein, wo Ihr Vorteil<br />

liegt und wie Sie diesen nutzen können. Wenn es sich<br />

also um etwas handelt, das nicht innerhalb der Grenzen<br />

Ihres bevorzugten Gebiets liegt, dann lassen Sie die Gelegenheit<br />

einfach aus.<br />

Indem Sie Ihre Grenzen genau abstecken, formen Sie<br />

den ersten Teil Ihres Trichters. Dieser sollte alles auswählen,<br />

womit Sie sich auskennen.<br />

70


BASICS<br />

Wonach suchen Sie in einem potenziellen Trade?<br />

Sie müssen Ihr gesamtes Universum durchsuchen, um interessante<br />

Gelegenheiten zu finden. Dafür müssen Sie für<br />

sich genau bestimmen, was einen guten Trade ausmacht:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

Der kumulative Effekt der Checklisten war enorm,<br />

weil die Chirurgen nicht jedes Mal vor einer Operation<br />

das Rad neu erfinden mussten. Sie konnten sich einfach<br />

auf ein Stück Papier verlassen, das die verschiedenen<br />

Vorgänge standardisiert und systematisiert. Außerdem<br />

konnten sich junge Ärzte und Schwestern diese Checklisten<br />

zur Hand nehmen und eine Prozedur sofort stoppen,<br />

sobald jemand einen Schritt übersprungen hatte.<br />

Das Resultat: Ein standardisierter Prozess, den jeder<br />

nutzen und zu dem jeder einen Beitrag leisten kann. Und<br />

genau das sollten Sie auch beim Trading machen.<br />

Wenn Sie Bücher wie „Die Magier der Märkte“ lesen, in<br />

denen die Methoden der <strong>Trader</strong> beschrieben werden,<br />

dann haben Sie das absolute Praxiswissen. Obwohl verschiedene<br />

<strong>Trader</strong> nach unterschiedlichen Kriterien suchen,<br />

bevor sie eine Position eingehen, haben sie eines<br />

gemeinsam: die Suche danach.<br />

Betrachten Sie das Ganze wie eine Checkliste. Es gibt<br />

ein paar Dinge, die unbedingt erfüllt sein müssen, bevor<br />

Sie ein Investment eingehen. Sie analysieren das Investment<br />

und haken diese Kriterien ab. Dann gibt es noch ein<br />

paar andere Kriterien, die Sie gerne sehen wollen. Auch<br />

...angewandt auf das Trading<br />

Betrachten wir das System CANSLIM von William O’Neill<br />

als Beispiel. Es gibt sieben Säulen in dieser Investmentphilosophie<br />

(siehe Infobox). Diese repräsentieren sieben<br />

Punkte einer Checkliste.<br />

Man kann sein Universum auf verschiedene Arten<br />

filtern, um Investments zu finden, die die gewünschten<br />

Kriterien erfüllen. So lässt sich <strong>zum</strong> Beispiel ein quantitatives<br />

Screening festlegen, um alle Aktien zu finden, die<br />

an ihren 52-Wochen-Hochs handeln, die ein sehr starkes<br />

Gewinnwachstum haben oder die Marktführer in ihrem<br />

Obwohl verschiedene <strong>Trader</strong> nach unterschiedlichen Kriterien suchen,<br />

haben sie eines gemeinsam: die Suche danach.<br />

diese Kriterien haken Sie ab. Erst, wenn alle Kriterien erfüllt<br />

sind, gehen Sie tatsächlich den Trade ein.<br />

Der Rat eines Chirurgen...<br />

In seinem Buch „The Checklist Manifesto“ beschreibt<br />

der berühmte Chirurg Atul Gawande seine Checklisten,<br />

die er eingeführt hat und die er vor einer Operation in allen<br />

Operationsräumen abarbeitet. Dadurch wurden beeindruckende<br />

Resultate erzielt. Indem alles auf Papier<br />

niedergeschrieben und eine Systematik eingeführt wurde,<br />

war der Ablauf für alle Beteiligten einfacher und alle<br />

wussten genau, was zu tun war.<br />

Chirurgen sind sehr kluge Menschen. Daher wurden<br />

diese Checklisten nicht eingeführt, um ihre niedrige Intelligenz<br />

auszugleichen. Im Gegenteil: Durch die Checklisten<br />

wurde ihnen die Arbeit abgenommen, an alle Dinge<br />

zu denken, die vor einer Operation nötig sind. Stattdessen<br />

können sie sich ganz auf die Operation konzentrieren. Diese<br />

kleine Hilfe reduzierte die Anzahl der vermeidbaren Fehler<br />

während Operationen drastisch. Die berühmte Weisheit<br />

„Ohne Plan plant man das Scheitern“ passt hier gut.<br />

Sektor sind. Durch diese Filter verkürzt sich die Liste der<br />

Gesellschaften, in deren Details man sich hineinarbeitet,<br />

um <strong>zum</strong> Beispiel die Management-Teams, die Geschäftszweige<br />

und so weiter zu analysieren. Auf diese Weise<br />

lässt sich final feststellen, ob tatsächlich alle gewünschten<br />

Kriterien erfüllt sind.<br />

Der Punkt ist, seine Investmentkriterien auf das gesamte<br />

Aktienuniversum zu übertragen, um eine Liste<br />

von möglichen Investments zu generieren. Natürlich<br />

kann es sich bei Ihren Kriterien um andere handeln als<br />

bei der CANSLIM-Methode. Die Liste der Kriterien von<br />

Warren Buffett wird wieder anders aussehen, da sich<br />

sein Investmentprozess über viele Jahrzehnte entwickelt<br />

hat. Ausschlaggebend ist, dass man ein paar<br />

wesentliche Kriterien festlegt, die man als Filter verwendet.<br />

Denn daraus erhält man eine Liste mit potenziellen<br />

Investments. Man blendet das Marktrauschen aus und<br />

erhält nur das Signal.<br />

Danach ist nur noch die Frage, wie man in die Position<br />

einsteigt. Sie müssen den Trade planen, den Sie machen<br />

wollen. In der CANSLIM-Methode heißt der letzte<br />

71


BASICS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Punkt „Market“. Das bedeutet, dass man darauf wartet,<br />

dass sich der Gesamtmarkt in einem Aufwärtstrend befindet,<br />

bevor man einen Kauf tätigt. Und idealerweise<br />

bricht die Aktie, in die man investieren will, aus einem<br />

Muster aus, das auf einen starken Anstieg hindeutet,<br />

nachdem man in die Position eingestiegen ist. Daher<br />

planen Sie Ihren Trade, indem Sie eine Liste von Firmen<br />

zusammenstellen, die alle Kriterien erfüllen. Dann bestimmen<br />

Sie den Einstiegspunkt und die Marktbedingungen,<br />

die herrschen sollen, damit Sie das Risiko des<br />

Trades eingehen.<br />

Im nächsten Schritt müssen Sie die Ausstiegskriterien<br />

festlegen. Sie werden die Position irgendwann<br />

schließen – entweder, um Gewinne mitzunehmen oder<br />

um Verluste zu minimieren. Das kann mit individuellen<br />

aktienspezifischen Kriterien zu tun haben, wie <strong>zum</strong> Beispiel<br />

einer Veränderung der Fundamentaldaten, einem<br />

Anstieg des Aktienkurses um X Prozent oder dem Erreichen<br />

des Stopp-Loss. Oder aber der Trend am Gesamtmarkt<br />

hat sich geändert und Sie entscheiden, dass Sie<br />

alle bestehenden Positionen schließen. Jedenfalls haben<br />

Sie bestimmte Kriterien für den Ausstieg aus einer<br />

Position und müssen bei der Durchführung absolut<br />

rigoros sein.<br />

Zusammengenommen ergeben alle Kriterien Ihre<br />

Portfoliokonstruktion. Wir haben das sehr vereinfacht,<br />

aber das Portfolio ist das Resultat aller Einstiege und Ausstiege<br />

– unabhängig davon, ob sie durch Handelssignale<br />

oder Risiko-Management-Regeln hervorgerufen wurden.<br />

In jedem Schritt Ihres Investmentprozesses treffen<br />

Sie Entscheidungen basierend auf einer Anzahl an Kriterien,<br />

die die Regeln für Ihre Aktivitäten liefern. Das heißt<br />

also, Sie haben ein Regelwerk für die Trade-Planung und<br />

eines für die Verwaltung und den Ausstieg. Diese Regeln<br />

und der Übergang von einem Schritt <strong>zum</strong> nächsten ergeben<br />

Ihren Investmentprozess.<br />

Nicht nur für Hedgefonds<br />

Dieser Prozess zählt auch für <strong>Trader</strong>, die sich nicht als<br />

Hedgefonds-Manager mit einem rigorosen Investmentprozess<br />

charakterisieren würden. Ein gutes Beispiel sind<br />

Intraday-<strong>Trader</strong> bei der US-Eigenhandelsfirma SMB Capital,<br />

die in „The Playbook“ von Mike Bellafiore beschrieben<br />

sind. Sie haben viele Filter und Checklisten, die sie<br />

anwenden, um einen potenziellen Trade zu finden:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sieben Säulen der CANSLIM-Investmentphilosophie<br />

C Current quarterly earnings (aktuelle Quartalsgewinne):<br />

Firmen sollten ein hohes Wachstum der Quartalsgewinne<br />

pro Aktie haben.<br />

A Annual earnings (jährliche Gewinne): Das Gewinnwachstum<br />

sollte stetig steigen – mindestens 25 Prozent pro<br />

Jahr.<br />

N New Products or services, new management, new<br />

highs (neue Produkte oder Dienstleistungen, neues Management,<br />

neue Hochs): Wir bevorzugen Firmen, die<br />

neue Produkte entwickeln und ihre Dienstleistungen<br />

verbessern; die Aktien sollten neue Hochs erreichen.<br />

S Supply and demand (Angebot und Nachfrage): Ein Produkt<br />

oder eine Dienstleistung sollte eine hohe Nachfrage<br />

haben, denn das wird das Gewinnwachstum fördern.<br />

L Leadership (Marktführer): Die Aktie sollte in ihrem<br />

Sektor Marktführer sein, was Gewinne und Kursentwicklung<br />

betrifft.<br />

I Institutional support (institutionelle Unterstützung): Es<br />

sollte große institutionelle Käufer geben, die die Aktie<br />

unterstützen.<br />

M Market direction (Marktrichtung): Wir kaufen nur steigende<br />

Aktien in einem Aufwärtstrend.<br />

Sie haben außerdem ein Regelwerk entwickelt, wie sie<br />

bestehende Positionen verwalten – wann sie eine Position<br />

auf- oder abbauen und wann sie die Position schließen.<br />

Daher gibt es für jeden Schritt ein Regelwerk, das<br />

die Entscheidungsfindung für den <strong>Trader</strong> vereinfacht und<br />

ihn von Schritt 1 (breites Universum) zu Schritt 6 (ein profitabler<br />

<strong>Trader</strong> zu werden) führt.<br />

Das Thema scheint sehr abstrakt zu sein – weil man<br />

einen Investmentprozess ja nicht wirklich angreifen kann<br />

–, aber wir hoffen, dass wir Sie anregen konnten, Ihren<br />

Investmentprozess entsprechend einzuführen oder zu<br />

adaptieren.<br />

Abschließend zur Überprüfung noch ein paar Fragen<br />

zur Selbstreflexion:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Das war der letzte Teil unserer Hedgefonds-Serie. Wir<br />

hoffen, dass Sie etwas lernen konnten, um Ihr Trading zu<br />

verbessern. «<br />

72


ANZEIGE<br />

Erfolg ist kein Zufall<br />

Traden ist harte Arbeit und nicht jeder Trade ist ein Treffer. Das muss<br />

auch nicht sein. Hier fi nden Sie fünf Tipps, wie Sie dennoch erfolgreich<br />

werden können.<br />

Verluste gehören <strong>zum</strong> Investieren und Traden. Selbst die<br />

besten Profi-<strong>Trader</strong> schließen nur zwei von drei Trades<br />

mit einem Gewinn ab. Einen Verlust zu erleiden, ist kein<br />

Fehler. Ein Fehler ist es allerdings, wenn man nicht weiß,<br />

wie dieser Verlust zustande kam und man nicht daraus<br />

lernt. „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert,<br />

begeht einen zweiten“, sagte einst der chinesische<br />

Philosoph Konfuzius. Das kann beim Traden mittelfristig<br />

zu hohen Verlusten führen. In dem Buch „Trading mit Hebelprodukten:<br />

In 5 Schritten <strong>zum</strong> erfolgreichen <strong>Trader</strong>“<br />

haben wir fünf Tipps zusammengestellt, wie Sie nachhaltig<br />

erfolgreich werden können.<br />

Trade planen<br />

Definieren Sie dazu das Gewinn- und Verlustszenario genau.<br />

Dazu kann Ihnen unter anderem das Trading-Tool der Hypo-<br />

Vereinsbank onemarkets auf tradingdesk.onemarkets.de<br />

helfen. Dort können Sie einfach und mit wenigen Klicks<br />

direkt im Chart Chancen und Risiko analysieren und das<br />

Chance/Risiko-Verhältnis (CRV) errechnen. Je höher die<br />

Relation, umso interessanter ist der Trade. Profis gehen<br />

meist nur Trades mit einem CRV von mehr als 1,5 ein.<br />

Diszipliniert handeln<br />

„Gewinne laufen lassen und Verluste beschränken“, lautet<br />

eine Börsenweisheit. Leider ist immer wieder zu beobachten,<br />

dass viele Anleger genau konträr handeln. Mittelfristig<br />

sind auf diesem Weg hohe Verluste oder gar das<br />

(vorübergehende) Ende des Tradens vorprogrammiert.<br />

Dominik Auricht<br />

Experte für Anlage- und Hebelprodukte<br />

bei HypoVereinsbank onemarkets<br />

Abstand bewahren<br />

Viele <strong>Trader</strong> neigen dazu, den Trade nach Eröffnung der<br />

Position stetig zu verfolgen. Das signalisiert allerdings,<br />

dass sie kein Vertrauen in ihren geplanten Trade haben.<br />

Wer die Hausaufgaben ordentlich gemacht und Stopp-<br />

Loss und Zielkurs definiert hat, kann den Trade entspannt<br />

laufen lassen und Abstand halten.<br />

Buch führen<br />

Es nützt der beste Plan nichts, wenn Sie ihn nicht von<br />

Zeit zu Zeit auf seine Funktionsfähigkeit überprüfen. Was<br />

liegt da näher, als regelmäßig Aufzeichnungen über das<br />

eigene Trading zu erstellen? Dabei gibt es eine Vielzahl<br />

von Punkten, die Sie in Ihr Trading-Tagebuch aufnehmen<br />

können. Dazu zählt beispielsweise Kaufkurs, Stopp-Loss,<br />

Kursziel, Trading-Strategie oder Gebühren. Diese Informationen<br />

könnten Sie durch marktbewegende Ereignisse<br />

des Tages, die Entwicklung des Trades nach dem Exit und<br />

ähnlichem ergänzen. Je mehr Daten, umso besser kann<br />

die eigene Analyse erfolgen.<br />

Geduld üben<br />

Die meisten <strong>Trader</strong> träumen vom schnellen Reichtum.<br />

Schließlich gehen sie mit Hebelprodukten auch entsprechende<br />

Risiken ein. Warren Buffett ist auch nicht<br />

von heute auf morgen reich geworden. Setzen Sie sich<br />

Ihr persönliches realistisches Trading-Ziel, verfolgen Sie<br />

es konsequent Schritt für Schritt und bleiben Sie dabei<br />

geduldig. Verluste oder gar Verlustserien werden Sie so<br />

manches Mal zurückwerfen. Lassen Sie sich davon jedoch<br />

nicht entmutigen.<br />

Unter tradingdesk.onemarkets.de finden Trading-<br />

Einsteiger und -Fortgeschrittene Tools wie das CRV-<br />

Trading-Tool, Musterdepots und Alert-Funktionen, die<br />

auch bei Trading-Profis Grundlage für einen fundierten<br />

Trading-Plan bilden. Probieren Sie es einfach aus. Weitere<br />

Infos rund ums Traden finden Sie zudem im Buch<br />

„Trading mit Hebelprodukten: In 5 Schritten <strong>zum</strong> erfolgreichen<br />

<strong>Trader</strong>“.<br />

Die Angaben in dieser Publikation basieren auf sorgfältig ausgewählten Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Wir geben jedoch keine Gewähr über die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Angaben. Diese<br />

Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie dienen nur allgemeinen Informationszwecken und sind kein Ersatz für eine auf die individuellen Verhältnisse und Kenntnisse des Anlegers bezogene Anlageberatung.<br />

73


BASICS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Mit Stern* markierte Begriffe<br />

siehe Schlüsselkonzepte S. 78.<br />

Pro- oder antizyklischer Ansatz?<br />

Eine Grundsatzentscheidung<br />

Die Grundausrichtung von Trading-Modellen ist ein wichtiges Thema, das dem <strong>Trader</strong> die grundlegende<br />

Funktionsweise der Märkte näherbringt. Auf der einen Seite sind die sogenannten „prozyklischen Systeme“<br />

anzuführen. Dazu gehört alles, was in den Bereich der Trendfolge- (Momentum) oder der Breakout-<br />

Systeme hineinreicht. Anderseits existieren antizyklische Ansätze, die unter anderem Reversions-<br />

Systeme oder Kontratrend-Strategien (Mean Reversion) genannt werden. Was es damit auf sich hat<br />

und welches Vorgehen gewählt werden sollte, werden wir gemeinsam in diesem Artikel erarbeiten.<br />

» Sieht man von saisonal ausgerichteten Trading-<br />

Ansätzen und einigen exotischen Modellen wie Arbitrage*<br />

ab, wird die Eröffnung einer Position immer nur dann<br />

durchgeführt, wenn davor eine Bewegung des gewünschten<br />

Zielmarktes oder Basiswerts stattgefunden hat. Hätte<br />

es rein theoretisch keine Preisänderung gegeben, wäre<br />

auch kein handelbares Signal entstanden. Die Volatilität,<br />

Thomas Vittner<br />

Thomas Vittner gründete im Jahr 2013 Vittner &<br />

Partner. Das Unternehmen entwickelt computergestützte<br />

Finanzmarktmodelle für Hedgefonds.<br />

Mit Vittner’s Signaldienst selftrader.de<br />

bekommen auch private <strong>Trader</strong> Zugang zu<br />

hochentwickelten Hedgefonds-Strategien.<br />

www.vittnerpartner.com<br />

die ebenso in anderen Bereichen des Tradings eine große<br />

Bedeutung hat, ist also auch beim Einstieg sowie bei<br />

der einleitend bereits erwähnten Grundausrichtung eines<br />

Handelsmodells von entscheidender Bedeutung.<br />

Es lassen sich drei Arten von Einstiegen unterscheiden:<br />

Market Entries, Limit Entries und Stopp Entries<br />

(siehe Infobox). Diese hängen mit der Grundtendenz<br />

von Handelsmodellen zusammen, wie wir später noch<br />

sehen werden. Zunächst ist jedoch die Frage zu klären,<br />

wie Pro- oder Kontra-Einstiege handelstechnisch<br />

aussehen können und wie man am besten herausfindet,<br />

worauf der gewünschte Zielmarkt anspricht. Bevor<br />

man also konkret an die Ausgestaltung eines Regelwerkes<br />

denkt, sollte diese Tendenz eingehend untersucht<br />

werden. Erst im nächsten Schritt folgt dann – aufbauend<br />

auf diesen Ergebnissen – die Festlegung der exakten<br />

Strategie.<br />

74


BASICS<br />

Nehmen wir an, dass es mit den Kursen einer Aktie in<br />

den letzten drei Tagen abwärts ging. Wir können aufgrund<br />

dieser Preisänderung nun am Tag 4 auf das Momentum<br />

aufspringen und short gehen oder einen Kontra-Einstieg<br />

auf der Long-Seite durchführen. Seitenverkehrt gilt das<br />

natürlich jeweils genauso für die andere Handelsrichtung.<br />

Außerdem gilt dies natürlich auch für alle Zeiteinheiten,<br />

nicht nur für den Tages-Chart. Da wir als <strong>Trader</strong><br />

nicht in die Zukunft blicken können, müssen wir uns bei<br />

einer Analyse auf historische Daten stützen. Dabei macht<br />

es natürlich wenig Sinn, den Test auf nur eine Aktie zu<br />

beschränken.<br />

Deswegen haben wir einen simplen Backtest mit<br />

den 30 Aktien des US-amerikanischen Dow-Jones-Index<br />

durchgeführt. Der Beobachtungszeitraum reicht über die<br />

letzten zehn Jahre (01.01.2005 bis Ende Februar 2015).<br />

Als erstes möchten wir die prozyklische Seite untersuchen,<br />

also Momentum-Ansätze. Wir wählen als Einstiegskriterium,<br />

dass der Kurs in den letzten drei Tagen gefallen<br />

(Short Entry) oder gestiegen (Long Entry) sein muss<br />

(Momentum). Wie stark der Kursrückgang war, spielt dabei<br />

keine Rolle. Sind diese Kriterien erfüllt, gehen wir am<br />

Tag darauf zur Börseneröffnung (Open) jeweils mit einem<br />

Market Entry in den Trade.<br />

Als simple Ausstiegsregel nehmen wir einen Zeitausstieg<br />

<strong>zum</strong> Schlusskurs (Close) nach fünf Tagen an.<br />

Es kommt weder ein Stopp-Loss noch ein Kursziel zur<br />

Anwendung. Als letztes müssen wir noch die Positionsgrößen<br />

bestimmen. Hier verwenden wir ein simples<br />

Positionsgrößen-Modell, das unser Kapital auf bis zu<br />

zehn Trades verteilt. Die Positionsgröße beträgt hier also<br />

zehn Prozent des Handelskapitals. Fassen wir die Testeinstellungen<br />

„Pro“ zusammen:<br />

Testzeitraum: 01.01.05 bis 28.02.15<br />

Startkapital: 100 000 US-Dollar<br />

Portfolio: 30 Aktien aus dem Dow Jones<br />

Entry Long: Kursanstieg über drei Tage in Folge –<br />

Market Entry Long am Tag 4 <strong>zum</strong> Open<br />

Entry Short: Kursrückgang über drei Tage in Folge –<br />

Market Entry Short am Tag 4 <strong>zum</strong> Open<br />

Exit: nach fünf Tagen Haltedauer <strong>zum</strong> Close<br />

Positionsgröße: zehn Prozent des Kapitals<br />

Broker-Gebühren: enthalten<br />

Mit diesem Test versuchen wir, die Grundtendenz (Pro<br />

oder Kontra) zu bestimmen und verwenden als Referenzportfolio<br />

den Dow Jones. Wir wollen dieses Modell<br />

B1) Backtest prozyklischer Einstieg<br />

Mit diesem Test versuchen wir, die Grundtendenz (Pro oder Kontra) zu bestimmen<br />

und verwenden als Referenzportfolio den Dow Jones. Wir wollen dieses<br />

Modell so aber keineswegs handeln, daher sind alle Regeln sehr einfach gehalten.<br />

Das Testergebnis in Bild 1 ist negativ. Es schlägt ein jährlicher Verlust von<br />

6,51 Prozent (Annualized Gain %) zu Buche.<br />

B2) Backtest antizyklischer Einstieg<br />

Quelle: Wealth Lab<br />

Wir sehen eine signifikante Verbesserung der Resultate bei diesem Kontra-<br />

Modell (Annualized Gain plus 4,55 Prozent), auch wenn die Short-Seite alleine<br />

gesehen negativ ist.<br />

Quelle: Wealth Lab<br />

so aber keineswegs handeln, daher sind alle Regeln sehr<br />

einfach gehalten.<br />

Das Testergebnis, wie Sie am Performance Report in<br />

Bild 1 sehen können, ist negativ. Es schlägt ein jährlicher<br />

Verlust von 6,51 Prozent („Annualized Gain %“) zu Buche.<br />

Auch die Verteilung auf die einzelnen zehn Jahres-<br />

perioden ist überwiegend negativ, wie Sie in Bild 3a erkennen.<br />

Nur in den Jahren 2011 und 2013 waren die Resultate<br />

positiv. Dies lässt uns den ersten vorsichtigen<br />

75


BASICS<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B3) Jahresverteilung pro- (a) und antizyklisch (b)<br />

Bild 3a zeigt die Rendite der Rückrechnung für die prozyklische Variante. Mit der antizyklischen Strategie in Bild 3b konnte man deutlich bessere Ergebnisse erzielen.<br />

Quelle: Wealth Lab<br />

Schluss ziehen, dass prozyklische Einstiege wenig geeignet<br />

für diesen Zielmarkt (US-Aktien) sind. Doch für eine<br />

abschließende Bewertung ist es noch viel zu früh. Wir<br />

wissen ja noch nicht, ob die antizyklische Variante besser<br />

oder vielleicht sogar noch schlechter ist.<br />

Birger Schäfermeier, Michael Voigt,<br />

Giese Faik, Dave Landry, Achim Mautz,<br />

Thomas Struppek, Uwe Wagner<br />

und viele mehr auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

Um die Grundtendenz zu bestimmen, werden wir<br />

auch bei den Reversions-Systemen einen simplen Backtest<br />

mit den 30 Aktien des Dow-Jones-Index durchführen.<br />

Der Beobachtungszeitraum reicht erneut über die letzten<br />

zehn Jahre. Nun möchten wir aber die antizyklische Seite<br />

untersuchen, also Kontra-Strategien. Wir wählen als Einstiegskriterium,<br />

dass der Kurs in den letzten drei Tagen gefallen<br />

(Long Entry) oder gestiegen (Short Entry) sein muss.<br />

Wir drehen also die Logik der Momentum-Ansätze einfach<br />

um. Sind diese Kriterien erfüllt, gehen wir am Tag darauf<br />

zur Börseneröffnung mit einem Market Entry in den Trade.<br />

Fassen wir die Testeinstellungen „Kontra“ zusammen:<br />

Testzeitraum: 01.01.05 bis 28.02.15<br />

Startkapital: 100 000 US-Dollar<br />

Portfolio: 30 Aktien aus dem Dow Jones<br />

Entry Long: Kursrückgang über drei Tage in Folge –<br />

Market Entry Long am Tag 4 <strong>zum</strong> Open<br />

Entry Short: Kursanstieg über drei Tage in Folge –<br />

Market Entry Short am Tag 4 <strong>zum</strong> Open<br />

Exit: nach fünf Tagen Haltedauer <strong>zum</strong> Close<br />

Positionsgröße: zehn Prozent des Kapitals<br />

Broker-Gebühren: enthalten<br />

Hatten wir bei den prozyklischen Einstiegen noch einen<br />

Verlust von minus 6,51 Prozent pro Jahr zu beklagen, sind<br />

76


BASICS<br />

Für Sie ist wichtig, dass Sie,<br />

egal welche Märkte Sie handeln,<br />

zuerst diese Grundausrichtung überprüfen.<br />

es hier auf der antizyklischen Seite Gewinne von plus<br />

4,55 Prozent (Bild 2). Die Jahresverteilung sehen Sie in<br />

Bild 3b. Die überwiegende Mehrheit der einzelnen Perioden<br />

ist positiv. Somit scheint das Ergebnis eindeutig: US-<br />

Aktien handelt man besser mit Reversions-Systemen,<br />

auch wenn Momentum-Ansätze sehr populär sind.<br />

Auswertung der Ergebnisse<br />

Zwei Tests sind natürlich zu wenig, um die Grundtendenz<br />

des gewünschten Zielmarktes festzustellen. Ergänzend<br />

sollten ähnliche Analysen mit anderen Indikatoren (Relative<br />

Stärke Index*, Stochastik*) oder mit anderen Varianten<br />

(<strong>zum</strong> Beispiel % Anstieg/Rückgang in den letzten X<br />

Tagen) durchgeführt werden. Außerdem haben wir uns<br />

auf US Blue Chips (sehr große Aktienunternehmen) konzentriert.<br />

In anderen Aktienmärkten (DAX, Nikkei) oder<br />

in anderen Asset-Klassen (Devisen, Rohstoffe) kann und<br />

wird diese Grundtendenz ganz anders aussehen.<br />

Sieht man die Tests genau an, haben wir damit zwei<br />

Börsenweisheiten entzaubert. Zunächst greifen wir in<br />

ein fallendes Messer, weil wir beim Reversions-System<br />

nach drei Tagen mit Kursrückgängen auf steigende Kurse<br />

setzen. Ein weiterer „Kardinalfehler“: Wir haben keinen<br />

Stopp-Loss gesetzt. Es kam bloß ein simpler Zeitausstieg<br />

zur Anwendung.<br />

In der Praxis handelbar ist dieses einfache Modell unserer<br />

Meinung nach übrigens nicht, weil die Drawdowns<br />

zu lange und die Renditen zu gering sind.<br />

Darüber hinaus sind „echte“ Backtests korrekt aufzusetzen,<br />

um ein Modell live zu handeln. Das, was wir hier<br />

gemacht haben, war nur eine simple Analyse, weil zahlreiche<br />

Methoden wie <strong>zum</strong> Beispiel Out-of-Sample-Tests<br />

(Rückrechnung einer Strategie mit unbekannten Daten;<br />

die Zuverlässigkeit der Strategie wird auf unbekannten<br />

Daten untersucht – zweiter Schritt eines Backtests) nicht<br />

berücksichtigt wurden.<br />

Letztlich ist es aber korrekt, dass in den US-Aktienmärkten<br />

Reversions-Systeme performanter sind als<br />

Momentum-, Breakout- oder Trendfolgemodelle. Hunderttausende<br />

Testergebnisse (inklusive Optimierungen)<br />

sowie Erfahrungen des Autors im Live Trading bestätigen<br />

dies. Da bei einem guten Entry darüber hinaus der meiste<br />

Gewinn gemacht wird, ist ein häufiger Umschlag (viele<br />

Trades = viele Entries) statistisch gesehen besser als eine<br />

längere Haltedauer mit aktivem Trade-Management (und<br />

ausgeklügelten Exit-Strategien).<br />

Der Exit kann bei Reversions-Systemen aller Art<br />

meist sehr simpel gehalten werden. Ein Reversions-<br />

System sucht eine Übertreibung eines Finanzinstrumentes<br />

und geht dann kontra zu dieser kurzfristigen Tendenz.<br />

Der Exit kann dabei wenig ausrichten, weil man einfach<br />

warten muss, dass sich diese Übertreibung wieder abbaut.<br />

Die richtige Entry-Art<br />

Wir verknüpfen nun <strong>zum</strong> Abschluss die drei Entry-Arten<br />

Market, Limit und Stopp mit den beiden Grundausrichtungen<br />

Pro und Kontra. Market Entries können sowohl<br />

pro- als auch antizyklisch ausgerichtet sein. Limit Entries<br />

sind immer Kontra-Einstiege. Stopp-Entries sind hingegen<br />

immer Pro-Einstiege. Somit ist die Grundausrichtung<br />

von Trading-Modellen am Entry festgemacht.<br />

Für Sie ist wichtig, dass Sie, egal welche Märkte Sie<br />

handeln, zuerst diese Grundausrichtung überprüfen. Es<br />

reicht ein simpler Backtest, aber Sie können sich auch die<br />

Mühe machen, sich visuell durch tausende Charts zu klicken<br />

und Ihre Beobachtungen niederzuschreiben. Egal<br />

für welchen Weg Sie sich entscheiden – es ist der erste<br />

Schritt <strong>zum</strong> profitablen Trading. Denn sonst handeln Sie<br />

vielleicht Ihr Leben lang das Falsche. «<br />

Verschiedene Einstiegsarten<br />

Market Entry: Der Market Entry beziehungsweise die Market<br />

Order ist eine Kauf- oder Verkaufsanweisung an den<br />

Broker <strong>zum</strong> nächstmöglichen Zeitpunkt. Die Order richtet<br />

sich an den derzeitigen Kurs.<br />

Limit Entry: Beim Limit Entry wird vorher festgelegt, bei<br />

welchem Kurs die Handelsposition automatisch gekauft<br />

(Buy Limit) oder verkauft (Sell Limit) werden soll. Beim Kauf<br />

wird der Kurs möglichst unterhalb des aktuellen Niveaus<br />

festgelegt; beim Verkauf möglichst oberhalb.<br />

Stopp Entry: Stopp Entrys handeln in der Regel einen<br />

Breakout. Sie gehen <strong>zum</strong> Beispiel long, wenn das Hoch der<br />

letzten zwölf Tage oder des Vortages überschritten wurde.<br />

Oder Sie handeln einen Volatilitätsausbruch et cetera.<br />

77


SCHLÜSSELKONZEPTE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Schlüsselkonzepte*<br />

In der Rubrik „Schlüsselkonzepte“ erläutern<br />

wir grundlegende, vor allem für<br />

das Verständnis unserer Strategie-Artikel<br />

notwendige Basiskonzepte des Tradings.<br />

Ziel ist es, Einsteiger an komplexe Strategien<br />

heranzuführen und zugleich Fortgeschrittenen<br />

die Möglichkeit zu geben, ihr<br />

Grundwissen gezielt aufzufrischen.<br />

B1) 1-2-3-Umkehr und Gleitender Durchschnitt bei Lufthansa » 1-2-3-Trading<br />

In Bild 1 sehen Sie die Punktzählung nach dem 1-2-3-Prinzip. Eine Trendumkehr erfolgte Anfang Dezember,<br />

als der Kurs das vorherige Tief unterschritt. Zudem ist ein einfacher Gleitender Durchschnitt über 50 Perioden<br />

eingezeichnet. Mittels dieses Indikators lassen sich übergeordnete Trends bestimmen.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

Das 1-2-3-Trading ist ein Bestandteil<br />

des markttechnischen Konzepts<br />

nach Michael Voigt. Trends lassen<br />

sich anhand einer 1-2-3-Punktfolge<br />

definieren, wobei die Zahlen der Abfolge<br />

von Hoch-Tief-Hoch oder Tief-<br />

Hoch-Tief entsprechen. Die jeweilige<br />

Abfolge gilt so lange, bis das Muster<br />

gebrochen wird und ein neuer Trend<br />

mit neuer 1-2-3-Abfolge entsteht.<br />

1-2-3-Formationen sind Trendumkehr-Formationen,<br />

die nach großen<br />

oder mittleren Hochs oder Tiefs in<br />

einem Markt vorkommen und eine<br />

entgegengerichtete Trendphase einleiten<br />

können. Diese Formationen<br />

sind auf jedem Chart zu finden, egal<br />

ob der gewählte Zeitrahmen aus<br />

Minuten, Stunden, Tagen, Wochen<br />

oder Monaten besteht.<br />

78


SCHLÜSSELKONZEPTE<br />

Eine Handelsgelegenheit tritt immer<br />

dann auf, wenn die Notierungen<br />

Punkt 2 bei einer 1-2-3-Formation<br />

durchbrechen. Mit dem Ausbruch<br />

zeigt sich, welche Marktseite – Käufer<br />

oder Verkäufer – stärker ist. Bei<br />

den Ausbrüchen aus 1-2-3-Formationen<br />

können sich viele erfolgreiche<br />

Trades entwickeln. Wichtig ist, die<br />

Formationen klar zu definieren und<br />

rechtzeitig zu erkennen. Auf dem Tages-Chart<br />

sollten sie aus mindestens<br />

vier Notierungsstäben bestehen (siehe<br />

Beispiel Bild 1).<br />

B2) Bollinger-Bänder<br />

Bollinger-Bänder<br />

Mit den Bollinger-Bändern kann das<br />

Die Bänder beschreiben einen Verlaufskanal für die Kurse, der jeweils zwei Standardabweichungen entspricht.<br />

Niveau der Kurse relativ zu vorherigen<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

Werten ermittelt werden. Die Bänder<br />

werden auf Grundlage eines Gleitenden<br />

Durchschnittes (GD) berechnet, in<br />

der Standardeinstellung über 20 Perioden. Das obere Bollinger-Band<br />

errechnet sich aus dem GD plus der doppelten der steigt. Das zuvor gebildete Zwischenhoch stellt jetzt<br />

fällt, aber dann, an der tiefsten Stelle angekommen, wie-<br />

Standardabweichung der Kurse (als Maß für die Volatilität). den Widerstand dar. Wenn ein Bodenwert zweimal am<br />

Das untere Band errechnet sich analog aus dem GD abzüglich<br />

der doppelten Standardabweichung. Wenn die Bänder scheinlichkeit dafür, dass der Kurs der Aktie steigt.<br />

tiefsten Punkt scheitert, bedeutet das eine erhöhte Wahr-<br />

eng beieinander sind, liegt eine Periode niedriger Volatilität<br />

vor. Liegen sie weit voneinander entfernt, herrscht eine Phase<br />

mit hoher Volatilität (siehe Beispiel Bild 2).<br />

Der Stochastik-Oszillator ist einer der meistverwende-<br />

Stochastik<br />

ten technischen Indikatoren. Er vergleicht den letzten<br />

Fibonacci-Retracements<br />

Schlusskurs eines Wertpapiers mit der Entwicklung seiner<br />

Kursspanne innerhalb einer festgelegten Zeitperio-<br />

Die Fibonacci-Zahlen sind eine unendliche Folge. Eine Fibonacci-Zahl<br />

berechnet sich aus der Addition der beiden vorhergehenden<br />

Zahlen. Die Folge beginnt mit 0 und 1. Alle fol-<br />

vergleicht den letzten Schlusskurs zur Kursspanne der<br />

de. Der Stochastik basiert auf zwei Linien. Die %K-Linie<br />

genden Zahlen ergeben sich damit automatisch: 2, 3, 5, 8, 13 letzten x Tage. Im Aufwärtstrend liegt der Schlusskurs im<br />

und so weiter. Fibonacci-Zahlen und -Verhältnisse kommen oberen Bereich dieser Spanne und wird dort möglicherweise<br />

längere Zeit verweilen. Im Abwärtstrend liegt der<br />

in der Natur oft vor; deren Anwendung in der Technischen<br />

Analyse überträgt dies auch auf die Finanzmärkte. Fibonacci- Schlusskurs im unteren Bereich dieser Spanne und wird<br />

Retracements – im Sinne von Rückläufen beziehungsweise<br />

Korrekturen – werden bestimmt, indem zunächst zwei ein Gleitender Durchschnitt der %K-Linie. Die Skala des<br />

dort möglicherweise länger verweilen. Die %D-Linie ist<br />

Extrempunkte im Chart gesucht werden, ein Tief und ein Indikators liegt zwischen Null und 100. Werte ab 80 gelten<br />

Hoch. Diese Strecke entspricht 100 Prozent der Bewegung. als überkauft, dort wird eine entsprechende Extremzone<br />

Davon ausgehend sind die Retracements verschiedene markiert. Werte unter 20 gelten als überverkauft, dort<br />

Korrektur-Level wie <strong>zum</strong> Beispiel 38,2, 50 oder 61,8 Prozent. wird ebenfalls eine entsprechende Extremzone markiert.<br />

Diese Werte ergeben sich aus der Bildung verschiedener Zusätzlich können wir bei 50 die Mittellinie einzeichnen.<br />

Quotienten in der Fibonacci-Zahlenfolge.<br />

Stochastik-Werte nahe 100 zeigen an, dass der Basiswert<br />

am Hoch der betrachteten Zeitspanne gehandelt wird.<br />

Doppelboden<br />

Stochastik-Werte nahe Null zeigen an, dass der Basiswert<br />

Ein Doppelboden ist eine Bewegung im Kursverlauf, bei am Tief der betrachteten Zeitspanne gehandelt wird. Neben<br />

den Extremzonen können <strong>Trader</strong> auch das der zweimal kurz nacheinander der Kurs steil nach unten<br />

Kreuzen<br />

79


SCHLÜSSELKONZEPTE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B3) Stochastik bei der Telekom-Aktie<br />

eine Unterstützung. An diesen Stellen<br />

kommt ein ausreichend hohes Kaufinteresse<br />

auf, um den Kursverfall zu<br />

stoppen und die Bewegungsrichtung<br />

(<strong>zum</strong>indest temporär) umzukehren.<br />

Analog dazu verhält es sich an Hochpunkten<br />

mit Widerstandsbereichen.<br />

Wird eine Unterstützung erfolgreich<br />

durchbrochen, folgt in der Regel ein<br />

größerer Verkaufsdruck und damit<br />

die Bestätigung der Trendrichtung<br />

(analog dazu Kaufdruck beim Bruch<br />

des Widerstands). Tritt diese Bestätigung<br />

nicht ein, handelt es sich möglicherweise<br />

um einen Fehlausbruch.<br />

In Bild 3 ist der Stochastik-Oszillator bei der Aktie der Deutschen Telekom dargestellt. Wie alle Oszillatoren<br />

funktioniert auch dieser am besten in Seitwärtsphasen oder leichten Trends mit stärkeren Schwankungen.<br />

Nach der klassischen Interpretation ergibt sich ein Kaufsignal, wenn der Stochastik (blaue Linie) die 20er-Linie<br />

von unten nach oben kreuzt, und ein Verkaufssignal, wenn er die 80er-Linie von oben nach unten kreuzt. Zusätzlich<br />

kann das Kreuzen der Stochastik-Linie mit der violetten Signallinie, die einen Gleitenden Durchschnitt<br />

des Stochastik darstellt, gehandelt werden.<br />

der %K- und der %D-Linie handeln. Der Stochastik sollte<br />

wie die meisten anderen Indikatoren auch am besten in<br />

Kombination mit anderen Indikatoren verwendet werden<br />

(siehe Beispiel Bild 3).<br />

Parabolic SAR (PSAR)<br />

Der Name „Parabolic SAR“ (PSAR) ergibt sich aus der<br />

parabolischen Form der Indikator-Kurve und wurde von<br />

Welles Wilder entwickelt. SAR steht für „Stop and Reverse“<br />

und bedeutet, dass in diesem trendfolgenden Handelssystem<br />

nach Erreichen des Stopp-Kurses eine Position<br />

in die entgegengesetzte Handelsrichtung aufgebaut<br />

wird und es damit immer auf einer Seite positioniert ist.<br />

Das Interessante am PSAR ist, dass die Stoppmarke mit<br />

fortschreitender Dauer des Trades immer näher an den<br />

Kurs gezogen wird. Dadurch soll eine effektive Gewinn-<br />

sicherung erreicht werden. Nachteil des Indikators ist,<br />

dass er bei schnellen Richtungswechseln in Seitwärtsphasen<br />

regelmäßig an den Extremkursen einsteigt und<br />

mit Verlust die Positionen dreht.<br />

Widerstands-/Unterstützungslinie<br />

Fällt ein Markt mehrmals auf ein (nahezu) gleiches Niveau<br />

zurück und kehren die Kurse an dieser Stelle wiederholt<br />

um, handelt es sich gemäß der Technischen Analyse um<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

Arbitrage<br />

Arbitrage bezeichnet das Erzielen von<br />

„risikolosen“ Gewinnen. Dies konnte<br />

früher klassisch durch das Ausnutzen<br />

von Kursunterschieden für<br />

dasselbe Produkt an verschiedenen<br />

Börsen durchgeführt werden, erfolgt<br />

heute jedoch durch schnelle Computer.<br />

Grundsätzlich sind Arbitrage-<br />

Geschäfte heute nur noch im extrem schnellen Hochfrequenzhandel<br />

(High Frequency Trading) praktikabel.<br />

Relative Stärke<br />

Eine Aktie besitzt Relative Stärke, wenn sie gegenüber<br />

einem Vergleichsindex über einen gewissen Zeitraum<br />

bessere Renditen erwirtschaftet. Relative Stärke lässt<br />

sich über Rankings verschiedener Aktien, durch den Einsatz<br />

von Indikatoren oder durch einen visuellen Abgleich<br />

der Charts der Aktie sowie des Vergleichsindex ausfindig<br />

machen. Viele <strong>Trader</strong> beziehen das Konzept der Relativen<br />

Stärke (analog Relative Schwäche für die Short-Seite) mit<br />

ein, um Long- und Short-Signale abzuleiten.<br />

Relative Stärke Index (RSI)<br />

Der Relative Stärke Index (RSI) wurde von Welles Wilder<br />

Jr. konzipiert und in seinem 1978 erschienenen Buch<br />

„New Concepts in Technical Trading Systems“ der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt. Der RSI (Bild 4), der ebenso wie<br />

der Moving Average Convergence/Divergence (MACD) zu<br />

den am weitesten verbreiteten technischen Indikatoren<br />

zählt, berechnet sich nach der Formel:<br />

RSI = 100 - 100 / (1 + RS)<br />

Mit dem RSI kann das Ausmaß von Kursverlusten mit<br />

80


SCHLÜSSELKONZEPTE<br />

den Kursgewinnen derselben Periode<br />

verglichen werden. In der Formel<br />

B4) Relative Stärke Index (RSI)<br />

steht RS (Relative Stärke) für den<br />

Quotienten aus dem Durchschnitt<br />

der Schlusskurse von x Tagen/Wochen<br />

mit steigenden Kursen und dem<br />

Durchschnitt der Schlusskurse von<br />

x Tagen/Wochen mit fallenden Kursen.<br />

Meist werden 14 Tage oder Wochen<br />

als Wert für x angesetzt. Zur<br />

Ermittlung des Mittelwertes für die<br />

Tage/Wochen mit positiver Kurstendenz<br />

sind die gesamten Kursgewinne,<br />

die innerhalb der 14 Tage/Wochen an<br />

Tagen/Wochen mit steigenden Kursen<br />

angefallen sind, zu addieren und durch<br />

14 zu teilen. Um den Durchschnittswert<br />

für die Tage/Wochen mit negati-<br />

Oberhalb der 70er-Marke gelten die Kurse beim RSI als überkauft, unterhalb der 30er-Marke als überverkauft.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

ver Kurstendenz zu ermitteln, müssen<br />

die gesamten Kursverluste, die innerhalb<br />

dieses Zeitraums an Tagen/Wochen<br />

mit fallenden Kursen entstanden sind, summiert und Donchian Channel<br />

durch 14 dividiert werden. Die Relative Stärke berechnet Der Donchian Channel beschreibt den höchsten sowie<br />

niedrigsten Kurs der jeweiligen Berechnungsperi-<br />

sich dann durch die Division des durchschnittlichen Kursgewinns<br />

durch den durchschnittlichen Kursverlust. Danach ode. Er wird oft in Handelssystemen oder als Stoppwird<br />

die RS in die RSI-Formel eingefügt.<br />

Loss- und Trailing-Stopp eingesetzt. Klassisch werden<br />

Ausbrüche aus dem Kanal prozyklisch gehandelt, also<br />

Commodity Channel Index<br />

Long bei Ausbruch nach oben und Short bei Ausbruch<br />

Der von Donald Lambert entwickelte Commodity Channel<br />

Index (CCI) wird eingesetzt, um Anfang und Ende von Periodenlänge von 20 Tagen. Bei der Verwendung des<br />

nach unten. Die Standardeinstellung hierfür ist eine<br />

Kurstrends zu ermitteln. Dazu wird zunächst ein Gleitender<br />

Durchschnitt (GD) des typischen Preises (Mittelten<br />

Kanalbegrenzungen verwendet. Meist werden hier<br />

Kanals als Stopp werden die jeweils entgegengesetzwert<br />

aus Eröffnungs-, Höchst- und Tiefstkurs) über die kürzere Einstellungen verwendet, wie <strong>zum</strong> Beispiel drei<br />

gewählte Periodenlänge berechnet. Im Nenner der CCI- bis fünf Tage.<br />

Berechnung steht die Differenz aus typischem Preis und<br />

dessen GD, also der aktuelle Abstand vom GD. Im Zähler Trendlinie/Trendkanal<br />

steht die durchschnittliche Abweichung des typischen Ein Trend definiert sich in der Technischen Analyse als<br />

Preises von seinem GD über die gewählte Periodenlänge, Abfolge steigender Hochs und steigender Tiefs für einen<br />

adjustiert um den Faktor 0,015.<br />

Aufwärtstrend, analog dazu für einen Abwärtstrend. Im<br />

Der CCI kann sowohl als Ausbruchs-Indikator als auch Idealfall lässt sich beispielsweise an die steigenden Tiefs<br />

als Überkauft/Überverkauft-Oszillator verwendet werden.<br />

Er bildet das Verhältnis der Kursbewegung zu ihrem Aufwärtstrends eine Linie anlegen, die den Verlauf und<br />

– in der Regel sind damit die Schlusskurse gemeint – eines<br />

Durchschnitt ab, wobei die Marken von -100 und +100 in die Steigung des Trends beschreibt. Lässt sich zusätzlich<br />

Seitwärtsphasen als Trigger-Marken für entsprechende an die Hochpunkte eine dazu parallele Linie anlegen, so<br />

Long- (-100) oder Short-Signale (+100) dienen. Extremere entsteht ein Trendkanal. Notieren die Kurse innerhalb des<br />

Werte von unter -200 oder über +200 gelten als Signale Kanals, gilt der Trend als intakt. Ein Ausbruch aus einem<br />

einer Überhitzung des Trends und werden häufig antizyklisch<br />

interpretiert. Ebenfalls kann der CCI auf Divergenzen Bewegung an, ein Ausbruch nach unten ist ein Indiz für<br />

Aufwärtstrend nach oben zeigt eine Dynamisierung der<br />

<strong>zum</strong> Kursverlauf sowie charttechnisch <strong>zum</strong> Beispiel auf das Ende des Trends. Die Beschreibung gilt analog für<br />

Trendlinien hin analysiert werden.<br />

Abwärtstrends. «<br />

81


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

» Wohnort: Ellicott City, MD<br />

» Interessen: Kirche, Familie, Schreiben, mathematische Modelle erstellen, Lesen (fast alles)<br />

» Trading-Stil: meine durchschnittliche Haltedauer ist drei Jahre<br />

» Webseite: www.alephblog.com<br />

Erfolgreiche <strong>Trader</strong> und ihre Psyche<br />

Teil 22: David J. Merkel<br />

In dieser Interviewserie sprechen wir mit<br />

professionellen <strong>Trader</strong>n über ihre Psyche und<br />

deren Einfluss auf das Trading. Sie erzählen uns<br />

von ihren Emotionen beim Traden – von den guten<br />

und den schlechten. Eines unserer Hauptkriterien<br />

für die Interviews ist die langjährige<br />

Erfahrung, auf die diese <strong>Trader</strong> zurückblicken.<br />

Wir hoffen, dass diese Artikel anderen, weniger<br />

erfahrenen <strong>Trader</strong>n Informationen bieten, aus<br />

denen sie lernen können. Jedes Interview dieser<br />

Serie wurde von Richard Chignell geführt,<br />

der selbst <strong>Trader</strong> ist. Seinen Blog finden Sie<br />

unter http://embracethetrend.com.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chignell: Welchen Trading- beziehungsweise<br />

Investment-Stil haben Sie?<br />

Merkel: <br />

<br />

<br />

» Chignell: Wie lange traden Sie schon?<br />

Merkel: Mittlerweile trade ich seit gut 25 Jahren und habe<br />

währenddessen viele verschiedene Stationen durchgemacht:<br />

senen<br />

Fonds und shortete überbewertete Firmen.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

-<br />

<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

82


PEOPLE<br />

Ein Baum in meinem Garten wird auch nicht schneller wachsen,<br />

nur weil ich mir darüber Sorgen mache.<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chignell: Wie fühlen Sie sich,<br />

wenn ein Trade gegen Sie läuft?<br />

Merkel: <br />

-<br />

-<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

geln<br />

nicht einhielt.<br />

Chignell: Wie fühlen Sie sich, wenn ein Trade gut läuft?<br />

<br />

<br />

Chignell: Wie haben sich diese Gefühle im Laufe<br />

Ihrer Trading-Karriere verändert?<br />

Merkel: <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chignell: Was tun Sie außerhalb des Büros und des<br />

Trading-Screens, um sich mental und emotional zu stärken?<br />

Merkel: <br />

Merkel: -<br />

-<br />

<br />

<br />

Kostenfreies Webinar:<br />

Ich will <strong>Trader</strong> werden<br />

Für alle, die vom Trading leben wollen<br />

Sie erhalten einen Überblick bzgl. Voraussetzungen<br />

und Chancen, um Ihren Traum<br />

verwirklichen zu können<br />

Alles über Abläufe, Eigenkapital, Disziplin,<br />

Vor- und Nachbereitung<br />

Donnerstag,<br />

23.07.2015<br />

von 19 – 20 Uhr<br />

Berufsausbildung <strong>Trader</strong><br />

3 Monate Intensiv-Ausbildung in Theorie<br />

6 Monate Praxisphase<br />

max. 10 Teilnehmer<br />

tägl. 12 Stunden Coaching via Live-Stream<br />

Einzelcoachings, individuelle Besprechungen<br />

etc.<br />

Ihr Coach: Uwe Wagner<br />

www.beruf-trader.de<br />

83


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

<br />

des<br />

herausnehme.<br />

Chignell: Haben Sie das immer schon getan?<br />

Merkel: <br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chignell: Wie haben Sie gelernt,<br />

mit den Emotionen beim Trading umzugehen?<br />

Merkel: <br />

<br />

-<br />

schnittlich<br />

drei Jahre und die längsten habe ich schon seit<br />

Geballtes Wissen<br />

rund ums Trading<br />

Mehr dazu auf der World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chignell: Erinnern Sie sich an eine Zeit in Ihrem Trading,<br />

in der Sie gesehen haben, dass man sehr viel auf die<br />

psychologischen Faktoren zurückführen kann?<br />

<br />

<br />

Merkel: -<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Chignell: Wenn Sie angehenden <strong>Trader</strong>n einen Rat über<br />

das emotionale Handling des Marktes geben könnten,<br />

welcher würde es sein?<br />

<br />

Merkel: -<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

len<br />

sich nur wenige antun.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

<br />

Twitter:<br />

Webseite:«<br />

David J. Merkel<br />

David J. Merkel ist Chartered Financial Analyst, Direktor der Vermögensverwaltung<br />

Aleph Investments und Autor des Aleph Blog.<br />

84


Andrei Anissimov<br />

Das große Handbuch der<br />

Optionsstrategien<br />

Die Schritt-für Schritt Anleitung für ein<br />

stabiles Einkommen an der Börse<br />

ISBN 978-3-89879-912-6<br />

352 Seiten | 34,99 €<br />

Auch als E-Book erhältlich<br />

Die Möglichkeiten für Sie, an der Börse Geld zu verdienen, sind vielfältig.<br />

Doch die meisten Anleger und <strong>Trader</strong> verlieren, weil sie mit<br />

wenig Erfolg versuchen, den Markttrend vorherzusagen.<br />

Dieses Buch zeigt in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung einen neuen Weg auf,<br />

unabhängig von der Marktentwicklung planbare und regelmäßige Einnahmen<br />

zu erzielen – und das mit einem Zeitaufwand von nur wenigen Stunden pro<br />

Woche. Sie als <strong>Trader</strong> oder Investor erhalten erprobte Bausteine, um gute Aktien<br />

billiger einzukaufen und langfristige, stabile Profite zu generieren.<br />

Andrei Anissimov legt die Strategien von Investmentlegenden wie<br />

Warren Buff ett oder George Soros off en und zeigt, wie <strong>Trader</strong> dieses<br />

Wissen nutzen können.<br />

Der Devisenmarkt ist mit einem Tagesumsatz von rund 5000 Milliarden<br />

US-Dollar der größte Handelsplatz der Welt. Das ist mehr als ein Vielfaches<br />

der Handelsvolumina aller globalen Aktienmärkte. Während Aktien<br />

jedoch vorrangig an Börsen gehandelt werden, fi ndet der Devisenhandel<br />

größtenteils außerbörslich statt.<br />

Jens Klatt zeigt Ihnen, wie Sie als <strong>Trader</strong> neben technischen und fundamentalen Aspekten<br />

Sentiment-Analysen (die Stimmung von Investoren an der Börse) auf dem Forex-<br />

Markt nutzen und diese beim Trading umsetzen können. Sowohl Anfänger als auch<br />

Fortgeschrittene erhalten hier einen Blick hinter die Kulissen des Devisenmarkts und<br />

wichtige Tipps, um den eigenen Handelsansatz profi tabel umzusetzen.<br />

Die Grundbegriff e des Devisenhandels werden ebenso ausführlich erklärt<br />

wie die Analyse und das Trading mit dem Commitment of <strong>Trader</strong>s Report<br />

(CoT). Risk- und Money-Management fi nden ebenso ihren Platz wie ein<br />

Blick auf die fundamentale und technische Lage. Zudem gewährt Jens<br />

Klatt einen Einblick in seine tägliche Arbeit als Chefanalyst bei www.<br />

dailyfx.de.<br />

Jens Klatt<br />

Forex Trading<br />

Grundlagen, Strategien und Methoden<br />

für den erfolgreichen Forex-<strong>Trader</strong><br />

ISBN 978-3-89879-866-2<br />

256 Seiten l 34,99 €<br />

Auch als E-Book erhältlich<br />

www.fi nanzbuchverlag.de<br />

JETZT PORTOFREI<br />

BESTELLEN<br />

Ab 19,90 € innerhalb<br />

Deutschlands


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Joe Ross<br />

Meine 58 Jahre als <strong>Trader</strong><br />

Mit Stern* markierte Begriffe<br />

siehe Schlüsselkonzepte S. 78.<br />

Joe Ross ist eine Trading-Legende. Seit nunmehr – halten Sie sich fest – 58 Jahren ist er an der Börse aktiv<br />

und verdient sich hier seinen Lebensunterhalt. Mit seinem fl exiblen Handelsstil hat er allen Höhen und Tiefen<br />

der Märkte getrotzt und dabei einen risikoarmen Ansatz genutzt, der dauerhafte Gewinne generiert. Joe<br />

Ross ist der Schöpfer des berühmten „Ross-Haken“-Setups und hat zwölf Bücher sowie unzählige Artikel<br />

und Aufsätze über den Börsenhandel geschrieben. Seine Bücher wurden allesamt Klassiker und in viele<br />

Sprachen übersetzt. Darüber hinaus betreibt er die Webseite www.tradingeducators.com, über die er seine<br />

Trading-Methoden vermittelt und <strong>Trader</strong> mit seinem Wissen versorgt. Im Interview bringt uns Joe Ross seine<br />

Herangehensweise an die Märkte näher, und teilt mit uns seine im Laufe der Zeit gewonnenen Erkenntnisse<br />

und seine langjährige Praxis als <strong>Trader</strong>.<br />

» TRADERS´: Herr Ross, wir können eigentlich nur raten,<br />

welch ungeheuren Erfahrungsschatz Sie im Laufe der Jahre<br />

angesammelt haben. Aber fangen wir einfach damit an, wie<br />

alles begann. Wann haben Sie überhaupt <strong>zum</strong> ersten Mal<br />

von den Märkten und dem Traden gehört, und wie kam es,<br />

dass Sie davon gefesselt wurden?<br />

Ross: Als ich 14 Jahre alt war, war es noch üblich, dass<br />

die Mutter zu Hause blieb und der Vater arbeiten ging und<br />

das Geld nach Hause brachte. Allerdings war dies nicht<br />

immer der Fall – so war der Vater meines besten Freundes<br />

während des Arbeitstages in der Regel zu Hause. Meine<br />

Vermutung war damals, dass er wohl irgendein gesundheitliches<br />

Problem haben musste – also dass er arbeitsunfähig<br />

war. Dabei lebten mein Freund und seine Familie<br />

aber alles andere als in ärmlichen Verhältnissen, wohnten<br />

sie doch in einem Stadtviertel der oberen Mittelschicht<br />

und fuhren ein neues Auto. Ich weiß noch, wie ich ihn<br />

gefragt habe: „Kann dein Vater nicht arbeiten? Warum<br />

ist er immer zu Hause?“ Und seine Antwort war: „Nein.<br />

Ihm geht‘s gut. Er arbeitet hier, und zwar in dem Zimmer<br />

mit den Glastüren.“ – „Ja, aber was macht er denn da?“<br />

– „Keine Ahnung. Aber du kannst ihn ja selbst fragen.“<br />

Also klopfte ich an die Glastür und fragte: „Was für eine<br />

Arbeit machen Sie da?“ Und als Antwort kam: „Ja, wenn<br />

86


PEOPLE<br />

du es genau wissen willst, komm doch einfach rein, und<br />

ich zeig es dir.“ Der Vater meines Freundes ist dann zu<br />

einem Wandschrank gegangen, hat eine Papierrolle hervorgeholt<br />

und breitete diese auf einem Zeichentisch aus.<br />

Er sagte: „Ich arbeite mit diesem Chart und anderen solchen<br />

Bildern.“ Ich erkannte aber darauf nur jede Menge<br />

Dinge, die wie Striche aussahen, und stellte deswegen<br />

die Frage: „Sie beschäftigen sich damit, Striche zu zeichnen?“<br />

– „Nein, diese Striche stehen für Aktien.“ – „Was<br />

ist denn eine Aktie? Sieht eine Aktie wie ein Strich aus?“<br />

Er beschrieb dann, worum es sich bei Aktien handelte,<br />

und erklärte mir, dass die Striche für die Aktienkurse eines<br />

Unternehmens standen. Mich fasziniert es unheimlich,<br />

dass er mit dem, was sich als ganz simples Balkendiagramm<br />

entpuppte, Geld verdienen konnte.<br />

Damals waren meine Eltern beide berufstätig. Jeden<br />

Tag mussten sie sich durch den Berufsverkehr kämpfen,<br />

der ziemlich heftig war. Der Vater meines Freundes konnte<br />

dagegen ein viel bequemeres Leben führen. Als mir<br />

das klar wurde, fasste ich direkt den Entschluss, genau<br />

das auch zu lernen.<br />

und legte größten Wert auf Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung.<br />

Er meinte, dass ich nie wie er selbst traden<br />

würde und dass ich meinen eigenen Handelsstil entwickeln<br />

müsse. Ich müsse unbedingt an mich selbst und<br />

an meine Taten glauben – das gab er mir mit auf den Weg.<br />

Nach meiner Zeit bei ihm kehrte ich wieder nach Hause<br />

zurück, um ein Studium an der University of California<br />

in Los Angeles (UCLA) zu beginnen. Damals gab es so etwas<br />

wie Daytrading noch nicht, es sei denn, man tradete<br />

direkt an der Börse. Ich beschäftigte mich daher als langfristiger<br />

Positions-<strong>Trader</strong> an den Futures-Märkten, wobei<br />

ich gelegentlich auch am Aktienmarkt investiert war. Ich<br />

hatte von meinem Großonkel die klassische Charttechnik<br />

gelernt, und der einzige technische Indikator, den ich<br />

nutzte, war ein Gleitender Durchschnitt (GD). Ich hatte ein<br />

Abonnement beim Dunn and Hargitt-Chart-Service, von<br />

dem ich einmal in der Woche eine Reihe von Charts erhielt,<br />

die ich mithilfe der in den Zeitungen erscheinenden<br />

Kurse täglich aktualisieren musste.<br />

Man konnte damals nur dann ausschließlich vom<br />

Handel mit Rohstoff-Termingeschäften leben, wenn man<br />

Trennen Sie sich von Aktien, mit denen Sie Geld verlieren.<br />

TRADERS´: Könnten Sie die wichtigsten Stationen in Ihrer<br />

58-jährigen Karriere als <strong>Trader</strong> beschreiben und erklären,<br />

wie sich alles entwickelt hat?<br />

Ross: Als der Vater meines Freundes erkannte, dass ich<br />

echtes Interesse am Traden hatte, nahm er mich mit in<br />

ein Büro der Pacific Coast Stock Exchange, wo ich in der<br />

Galerie saß und die Menschen beim Traden beobachten<br />

konnte. Das war ein faszinierendes Erlebnis. Ich investierte<br />

in meine erste Aktie und hielt diese bis ich 20 Jahre alt<br />

war. Innerhalb weniger Tage machte ich schon Verlust mit<br />

dieser Aktie, hielt den Verlust-Trade aber so lange, bis das<br />

Unternehmen am Ende von der Bildfläche verschwand.<br />

Ich bin dankbar für diese Lektion: Trennen Sie sich von<br />

Aktien, mit denen Sie Geld verlieren!<br />

Mit 17 ging ich dann zur US-Kriegsmarine und diente<br />

dort bis ich 22 wurde. Im Laufe dieser Jahre habe ich einiges<br />

über die Märkte gelesen, aber nie eine echte Möglichkeit<br />

<strong>zum</strong> Traden gehabt. Nach meinem Dienst bei der<br />

Marine besuchte ich meinen Großonkel. Dabei stellte sich<br />

heraus, dass er Rohstoffhändler war und auch im Alter von<br />

76 Jahren immer noch an der Börse aktiv handelte. Ich verbrachte<br />

viele Monate bei ihm und er erklärte mir alles über<br />

die Märkte und wie sie funktionieren. Er war sehr streng<br />

auch über eine Menge Geld verfügte, was bei mir nicht<br />

der Fall war. Wenn ich mich recht erinnere, gab es nur<br />

wenig ausreichend liquide handelbare Märkte: Mais, Weizen,<br />

Soja, Zucker, Schweine, Rinder, Silber, Heizöl und<br />

Benzin. Die Trades waren dünn gesät. Es gab keine Aktienindizes,<br />

keine Devisenmärkte und keine Zins-Futures.<br />

Um die Zeit tagsüber zu nutzen, beschäftige ich mich mit<br />

einer Vielzahl von Unternehmen. Dabei konnte ich viel<br />

über den Einzelhandel, Import/Export, Versicherungen<br />

sowie Computer-Programmierung und -Analyse lernen.<br />

Ich habe einen Deo-Automaten erfunden, den wir hergestellt,<br />

verkauft und gewartet haben, und uns gehörte<br />

auch ein Chemieunternehmen. Drei Mal in meinem Leben<br />

lebte ich auf einer Farm und lernte dabei viel über Landwirtschaft.<br />

Bis heute bin ich immer noch eng mit dem<br />

Land verbunden und liebe fast alles, was die Natur und<br />

nicht der Mensch geschaffen hat.<br />

TRADERS´: Wann haben Sie es so weit gebracht,<br />

dass Sie als Vollzeit-<strong>Trader</strong> arbeiten konnten?<br />

Ross: Im Jahr 1980 kamen drei Dinge zusammen, die es<br />

mir ermöglicht haben, Vollzeit-Daytrader zu werden. Ich<br />

fand damals einen Daten-Provider namens „The Source“,<br />

87


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

<strong>Trader</strong>s Trick Entry von Joe Ross<br />

a)<br />

1 2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

Kauf<br />

3<br />

RH<br />

c)<br />

b) RHKauf<br />

d)<br />

1 3<br />

1<br />

2<br />

Kauf<br />

2<br />

RH<br />

Kauf<br />

muss<br />

profitabel sein<br />

Der <strong>Trader</strong>s Trick Entry (TTE) wurde von Joe Ross mit dem<br />

Ziel entwickelt, in einen bevorstehenden Ausbruch einzusteigen,<br />

bevor der eigentliche Ausbruch erfolgt. Der TTE befolgt<br />

einfache Regeln. Zunächst braucht man eine 1-2-3-Formation,<br />

die nicht in einer Konsolidierung erfolgen darf,<br />

sondern am Ende eines Trends oder einer Swing-Bewegung<br />

auftritt. Der Grund dafür ist, dass 1-2-3-Bewegungen innerhalb<br />

einer Konsolidierung keine Aussagekraft haben, da<br />

diese Bereiche sie in beiden Richtungen aufweisen. Sobald<br />

ein Punkt 2 oder ein Ross-Haken auf dem Chart sichtbar<br />

wird, sollte man Vorbereitungen für die Platzierung einer<br />

Order treffen, die einen Tick über dem Hoch des zweiten<br />

folgenden Kurs-Bars liegt. In dem Maße, wie die Kurse sich<br />

ständig weiter entfernen, ziehen Sie Ihre Einstiegs-Stopp-<br />

Order bis zu einem Tick über das Hoch des dritten Kurs-Bars<br />

nach. Indem Sie für genügend Raum zwischen Ihrem Einstiegspunkt<br />

und dem früheren Hoch sorgen, können Sie <strong>zum</strong>indest<br />

„kostenlos“ traden, wenn der Ausbruch misslingt.<br />

Gelingt der Ausbruch hingegen, werden Sie gut bezahlt.<br />

mit dem man End-of-Day-Daten für ein paar Dollar im<br />

Monat herunterladen konnte. Da ich mich mit Computern<br />

auskannte, schrieb ich ein Programm, das die Daten von<br />

einem Tabellenformat in ein Streaming-Format umwandelte,<br />

und konnte so mit einem Programm namens „Micro-<br />

force Market Detective“ Charts erstellen. Allerdings<br />

brauchte ich noch etwas anderes, und das war die zweite<br />

Sache, die 1980 passierte. Epson brachte damals einen PC<br />

auf den Markt, der Grafiken bearbeiten konnte. Dadurch<br />

konnte jeder Nutzer seine eigenen Charts zusammenstellen<br />

und ausdrucken, und zwar von einem Daten-Stream,<br />

der in das „Market Detective“-Programm eingespeist<br />

wurde. Die dritte Sache, die 1980 geschah, war, dass die<br />

Firma „Commodity Quote Graphics“ einen Weg fand, wie<br />

man den Epson-Computer nutzen konnte, um Text und<br />

Grafiken von einem Live-Daten-Feed zu erstellen. Diese<br />

drei Dinge ermöglichten Daytrading. Ich verkaufte meine<br />

Firmenanteile und begann dann Anfang 1981 als Vollzeit-<br />

Daytrader an den Märkten zu handeln.<br />

TRADERS´: Wie haben Sie damals getradet?<br />

Ross: Damals gab es bereits die Finanzterminmärkte, Devisenmärkte,<br />

den S&P 500 und die Gold-Futures. Ich tradete<br />

Anleihen, das Britische Pfund, die Deutsche Mark, den<br />

Japanischen Yen und den Schweizer Franken sowie Gold.<br />

Nachdem ich ja bereits wusste, wie man einen Chart liest,<br />

schnitt ich recht gut ab. Mit dem Aufkommen des PCs<br />

konnte ich mir all die vielen Indikatoren ansehen, die gerade<br />

erfunden wurden. Jedoch waren Indikatoren für mich<br />

reine Zeitverschwendung, es sei denn, man konnte sie auf<br />

unkonventionelle Weise für ganz bestimmte Dinge einsetzen.<br />

Beispielsweise wurde der Commodity-Channel-<br />

Index CCI* geschaffen, der als Indikator für überkaufte/<br />

überverkaufte Phasen diente. Ich nutzte ihn jedoch, um<br />

auf diese Weise für eine sehr lange Zeit in einem Trend zu<br />

bleiben. Ähnlich funktionierte der Stochastik-Indikator*,<br />

aber ich nutze ihn nur als Momentum-Indikator.<br />

TRADERS´: Wie sind Sie durch den Crash<br />

von 1987 gekommen?<br />

Ross: Im September 1987 hatte ich kurz nach dem Aufwachen<br />

eine Stunde lang Schmerzen. Nach diesen<br />

60 Minuten voller Schmerzen bin ich – ohne es zu wissen<br />

– zehn Tage lang mit einem Blinddarmdurchbruch herumgelaufen.<br />

Ich fing mir dadurch eine Wundinfektion ein,<br />

die so massiv war, dass man glaubte, ich könnte sie nicht<br />

überleben. Nach drei Monaten im Krankenhaus wurde<br />

mir mitgeteilt, dass die Folgen so gravierend seien,<br />

dass ich nie wieder gehen und wahrscheinlich auch nicht<br />

sprechen könnte, weil man durch einen Schnitt zwischen<br />

die Stimmbänder in meinen Kehlkopf einen Beatmungsschlauch<br />

eingesetzt hatte. In beiden Fällen lagen die Ärzte<br />

falsch. Ich befand mich also als Krankenhauspatient<br />

in einem künstlichen Koma, als sich der Crash von 1987<br />

ereignete. So werde ich nie wissen, wie es mir ergangen<br />

wäre, hätte ich zu diesem Zeitpunkt getradet.<br />

Als ich Heiligabend 1987 aus dem Krankenhaus entlassen<br />

wurde, konnte ich weder gehen noch sprechen.<br />

Jeden Tag bin ich die Treppe hinunter in meinen Keller<br />

gekrochen und versuchte, an den Märkten zu handeln.<br />

Aber ich hatte so starke Schmerzen, dass ich dazu<br />

88


PEOPLE<br />

einfach nicht in der Lage war. Jeden Tag dachte ich, dass<br />

ich vielleicht den nächsten Tag nicht mehr erleben würde.<br />

Meine Frau machte damals den Vorschlag, dass ich alles,<br />

was ich wüsste, aufschreiben sollte, damit meine Kinder<br />

davon profitieren könnten – für den Fall, dass sie auch in<br />

den Börsenhandel einsteigen wollten. Aus dem, was ich<br />

aufgeschrieben habe, ist dann mein erstes Buch „Trading<br />

by the Book“ entstanden.<br />

TRADERS´: Wie ging es dann weiter?<br />

Ross: Obwohl ich die Märkte den ganzen Tag beobachtete,<br />

musste ich erneut auf den langfristigen Positionshandel<br />

und Spread Trading zurückgreifen. Die Schmerzen waren<br />

so stark, dass Daytrading für mich zu viel war, und dieser<br />

Zustand hielt weitere 4,5 Jahre an. Ab einem gewissen<br />

Punkt im Jahr 1988 bis Mitte 1993 war ich körperlich nicht<br />

in der Lage, mich als Daytrader zu betätigen. Gleichzeitig<br />

hatte ich so genügend Zeit, um zu schreiben und andere<br />

Interessenten zu coachen. Üblicherweise nahm ich mir<br />

damals drei Tage in der Woche Zeit, <strong>Trader</strong> zu coachen,<br />

die „Trading by the Book“ gelesen hatten. Danach war<br />

ich immer so erschöpft, dass ich die nächsten vier Tage<br />

im Bett liegen musste. Wegen den Schmerzen musste ich<br />

alle paar Tage in die Notaufnahme, bis ein Chirurg endlich<br />

feststellte, was den Schmerz verursachte, und diese<br />

Ursache entfernte.<br />

Mein Buch führte zu Anfragen bezüglich privater Schulungen.<br />

Im Laufe dieser Schulungen wurde mir klar, dass<br />

die meisten Menschen, die ihr Glück an der Börse versuchten,<br />

keine Ahnung von den Märkten hatten, und auch gar<br />

nicht wussten, was sie an der Börse eigentlich machten.<br />

Auf einer Reise nach Kalifornien, wo ich einen Arzt entsprechend<br />

schulen wollte, war ich einmal so erstaunt darüber,<br />

wie wenig er wusste, dass ich angefangen habe, mir<br />

Notizen von all den Dingen zu machen, die er wissen sollte.<br />

Ich möchte jetzt etwas sagen, was ich noch nie<br />

schriftlich festgehalten habe. Als ich jedes meiner ersten<br />

vier Bücher final nochmal durchgelesen habe, entdeckte<br />

ich viele Dinge, die mir vorher nicht bekannt waren, obwohl<br />

sie in meinen Büchern standen. Jedes dieser Bücher<br />

habe ich geschrieben, ohne mir vorher irgendwelche Notizen<br />

gemacht zu haben. Die Ideen sind einfach aus meinem<br />

Kopf direkt in die Finger geflossen, die den Text auf<br />

meiner Tastatur getippt haben.<br />

TRADERS´: Wie oft haben Sie im Laufe der Jahre Ihre<br />

Herangehensweise an die Märkte geändert und warum?<br />

Ross: Das ist eine sehr interessante Frage, weil ich irgendwann<br />

aufgehört habe zu zählen. Obwohl die Charts<br />

heute noch genauso aussehen wie vor Jahrzehnten, hat<br />

man das Managen der Trades ständig anpassen müssen.<br />

Die Märkte sind eben quicklebendig und bleiben nie<br />

gleich. Also passe ich mein Trade-Management ständig<br />

an die Marktgegebenheiten an. Die einzige Konstante bei<br />

mir ist die Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung, die<br />

ich in den ersten Jahren meines Tradings gelernt habe.<br />

Dadurch war ich in der Lage, bei meinem Handel konsequent<br />

zu bleiben, und diese Konsequenz hat es mir möglich<br />

gemacht, nie den Glauben an mich selbst und an das,<br />

was ich mache, zu verlieren. Die unzähligen Stunden, die<br />

ich mit der Lektüre und Analyse von Charts verbracht<br />

hatte, gaben mir das, was ein Freund von mir „das dritte<br />

Auge“ nennt. Nicht selten ändere ich meinen Ansatz von<br />

einem Tag auf den anderen, weil ich etwas Bestimmtes<br />

sehe. Mein Motto war und ist eben: „Trade, was du siehst,<br />

und nicht, was du denkst.“<br />

TRADERS´: Eines Ihrer bekanntesten Setups ist<br />

der Ross-Haken. Können Sie kurz erklären,<br />

welche Grundidee dahinter steckt?<br />

Ross: Der Ross-Haken ist eigentlich ganz einfach. Eines<br />

der ältesten Muster der Welt ist das 1-2-3*- oder auch<br />

ABC-Hoch beziehungsweise -Tief. Wenn nun der Punkt<br />

Nummer 2 gebrochen wird und die Kurse anfangen,<br />

in eine Richtung (nach oben oder unten) zu tendieren,<br />

kommt irgendwann der Moment, an dem sich die Bewegung<br />

erschöpft und die Kurse – meist vorübergehend –<br />

aufhören, in Trendrichtung zu laufen. Diese Kerzen werden<br />

dann als Ross-Haken bezeichnet. Sie bezeichnen jede<br />

Nicht-Fortsetzung der Kurse in Richtung des Trends, und<br />

zwar vom Ausbruch des Punktes Nummer 2 an, der den<br />

Trend begonnen hat. Die Ross-Haken können in einem<br />

Trend so lange immer wieder auftreten, bis die Kurse ein<br />

1-2-3-Muster in die entgegengesetzte Richtung bilden<br />

oder in eine Konsolidierungsphase übergehen.<br />

Wichtig ist, dass ein Ross-Haken nur auftreten kann,<br />

wenn die Kurse einen Trend aufweisen. Entweder direkt<br />

nach dem Ausbruch aus einer Konsolidierung oder aber<br />

später im Trendverlauf.<br />

TRADERS´: Können Sie uns bitte ein Beispiel zeigen?<br />

Ross: Ich zeige Ihnen einen bestimmten Chart, mit dem<br />

ich eine Reihe von Dingen (siehe Bild 1) erkläre. Dieser<br />

Chart enthält etwas, das Sie später überraschen wird.<br />

In Bild 1 sehen wir, dass der Kurs sich in der Konsolidierungsphase<br />

befand. Er ist sodann aus der Konsolidierung<br />

ausgebrochen und erfuhr anschließend eine<br />

Korrektur, womit sich ein Ross-Haken (RH) bildete.<br />

Jede Nicht-Fortsetzung des Kurses in Richtung eines<br />

Ausbruchs aus der Konsolidierung ist ein Ross-Haken.<br />

89


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Der Kurs begann dann, einen anhaltenden Trend aufzuweisen.<br />

Bei jedem weiteren Mal, als der Kurs anschließend<br />

das neue höhere Hoch nicht halten konnte<br />

und eine kurze Korrektur einleitete, bildete sich erneut<br />

ein Ross-Haken aus. Zum Schluss sehen wir den Punkt<br />

Nummer 1 einer 1-2-3-Hoch-Formation. Anfangs war<br />

dieser Punkt 1 auch ein Ross-Haken. Der Ross-Haken<br />

wurde dann <strong>zum</strong> Punkt 1, als der Kurs den Punkt 2 eines<br />

1-2-3-Hochs bildete und nach unten durchbrach, was einen<br />

Abwärtstrend definierte. Ganz am Ende sehen wir,<br />

dass der Kurs sich nicht niedriger bewegte und so einen<br />

weiteren Ross-Haken bildte – dieses Mal in umgekehrter<br />

Richtung. Ein Bruch des allerletzten Ross-Hakens würde<br />

einen Abwärtstrend etablieren.<br />

Charts“ definiert wurde. In Bild 1 wollen wir mit dem „<strong>Trader</strong>s<br />

Trick“ in einen Trade vor dem Ausbruch (dem Bruch)<br />

des Ross-Hakens einsteigen, der sich nach dem Ausbruch<br />

aus der Konsolidierung gebildet hat. Sowohl das<br />

„Law of Charts“ als auch der „<strong>Trader</strong>s Trick Entry“ sind<br />

auf unserer Webseite als kostenlose E-Book-Downloads<br />

erhältlich. Gehen Sie dazu einfach auf unsere Homepage<br />

(www.tradingeducators.com) und melden sich an.<br />

TRADERS´: Was hat es mit der Überraschung auf sich,<br />

die Sie vorhin bereits erwähnt hatten?<br />

Ross: Bild 1 ist kein Kurs-Chart. Der Chart wurde von einem<br />

Zufallszahlengenerator erstellt. Wenn es jemanden<br />

gäbe, der die andere Seite Ihres Trades übernehmen<br />

Jeden Tag dachte ich, dass ich vielleicht den<br />

nächsten Tag nicht mehr erleben würde.<br />

TRADERS´: Sie haben die Konzepte „The Law of Charts“<br />

und „<strong>Trader</strong>s Trick Entry“ entwickelt. Woraus besteht<br />

das Wesen dieser Konzepte?<br />

Ross: „The Law of Charts“ besagt, dass in allen Charts,<br />

die eine Reihe von Werten abbilden, 1-2-3-Hochs und<br />

-Tiefs, Ross-Haken und Konsolidierungen entstehen<br />

können. Darüber hinaus sind eben diese Muster, die von<br />

Menschen getradet werden, das Ergebnis menschlicher<br />

emotionaler Handlung und Reaktion auf die Bewegung<br />

von Kursen, auch wenn jene Handlungen das Ergebnis<br />

eines mechanischen Handelssystems sind. Wie sehr dies<br />

zutrifft, kann man beim sogenannten High Frequency<br />

Trading erkennen. Ohne dass der Mensch eingreift, soll<br />

das Computerprogramm menschliche emotionale Reaktionen<br />

auf falsche Erwartungen an die Kursbewegung<br />

hervorrufen. Mit anderen Worten, der Hochfrequenzhandel<br />

ist das erste mechanische Traden, das den Versuch<br />

startet, <strong>Trader</strong> soweit zu bringen, dass sie emotional auf<br />

eine erwartete Kursbewegung reagieren, die eigentlich<br />

nie eintritt. Die Emotion hinter jedem mechanischen Handelssystems<br />

ist die Gier – genauso wie bei jedem einzelnen<br />

<strong>Trader</strong>, der ohne ein mechanisches System emotional<br />

tradet. Wenn die Gier die Handlung bestimmt, dann<br />

bestimmt die Angst die Reaktion. Unabhängig davon, wie<br />

die Emotion ausgelöst wird – ob maschinell oder durch<br />

einen menschlichen Impuls –, werden sich die Kurse immer<br />

in Richtung Angriff oder Flucht bewegen.<br />

Das Setup namens „<strong>Trader</strong>s Trick Entry“ ist eine<br />

Möglichkeit, das umzusetzen, was durch das „Law of<br />

würde, könnten Sie an einem Markt traden, den Zufallszahlen<br />

geschaffen haben. Es wäre dann ein zu 100 Prozent<br />

rein technischer Markt. Es gäbe keine Fundamentaldaten<br />

zu berücksichtigen, und es wäre unmöglich, einen solchen<br />

Markt zu manipulieren. Jeden Tag würden die Zufalls-<br />

zahlen aus einer neuen Quelle generiert werden. Niemand<br />

könnte vorzeitig das Ergebnis eines Trades kennen.<br />

TRADERS´: Welche anderen Setups und Ideen<br />

haben Sie im Laufe der Zeit genutzt?<br />

Ross: Darf ich an dieser Stelle eine kleine Korrektur anbringen,<br />

was Setups betrifft. Weder die 1-2-3-Formation,<br />

noch der Ross-Haken sind wirklich ein Setup. Sie sind<br />

nur dazu da, das Kursverhalten zu ermitteln oder zu beschreiben.<br />

Die 1-2-3-Formation und der Ross-Haken identifizieren<br />

einen möglichen Trendwechsel. Ein Setup ist<br />

etwas ganz anderes und muss an das angepasst werden,<br />

was zuvor identifiziert wurde. Beispielsweise kann eine<br />

1-2-3-Formation oder ein Ross-Haken sehr erfolgreich mit<br />

dem Setup getradet werden, das ich den „<strong>Trader</strong>s Trick<br />

Entry“ nenne. Wenn man den „<strong>Trader</strong>s Trick“ richtig tradet,<br />

bietet er eine hohe Trefferquote.<br />

Da das meiste Geld nunmal gemacht wird, wenn sich<br />

die Kurse bewegen, bin ich Momentum-<strong>Trader</strong>. Das größte<br />

Momentum entsteht bei einem Ausbruch. Mit dem<br />

„<strong>Trader</strong>s Trick“ aber kann ich schon vor einem Ausbruch<br />

einsteigen.<br />

Denken Sie mal darüber nach: Man braucht mehr<br />

Momentum, um aus dem Hoch oder Tief eines Vormonats<br />

90


PEOPLE<br />

auszubrechen als aus einem zweiminütigen Hoch oder<br />

Tief. Und man braucht mehr Momentum, um aus einem<br />

wöchentlichen Hoch oder Tief auszubrechen als aus einem<br />

Tageshoch oder -tief. Wenn ich ein „<strong>Trader</strong>s Trick“-<br />

Setup vor dem Ausbruch aus einem Hoch oder Tief in irgendeinem<br />

Zeitrahmen finden kann, weiß ich, dass sich<br />

hinter dem Ausbruch das Momentum verbirgt. Hoffentlich<br />

reicht dies aus, um Punkt Nummer 2 einer 1-2-3-Formation<br />

oder die Spitze eines Ross-Hakens zu erreichen.<br />

TRADERS´: Mit welchen Instrumenten und Strategien<br />

haben Sie in der Vergangenheit größtenteils gehandelt,<br />

und wie gut sind Sie mit diesen gefahren?<br />

Ross: Mein Leben als <strong>Trader</strong> begann mit Rohstoff-<br />

Futures, wobei ich hier mit langfristigen Trends handelte.<br />

Wenn ich keinen Trend erkennen konnte, tradete ich eben<br />

nicht. Für diesen Entschluss war eine Menge Disziplin erforderlich.<br />

Trades waren selten, da Trendmärkte selten<br />

waren. Begann jedoch erstmal ein Markt einen Trend zu<br />

entwickeln, konnte man sich darauf verlassen, dass dieser<br />

Trend viel länger anhielt, als es heutzutage bei Trends<br />

geläufig ist. Wenn ich einen Trend erwischte, hielt ich mithilfe<br />

von Trailing-Stopps so lange wie möglich an ihm fest.<br />

Da es so wenige Trades gab, fing ich an, mit Spreads<br />

zu handeln. Durch diese Erweiterung meines Repertoires<br />

erhielt ich viel mehr Möglichkeiten <strong>zum</strong> Traden. Zunächst<br />

handelte ich mit Intra-Market-Spreads, bis ich schließlich<br />

zu Inter-Market-Spreads überging. Dabei stellte ich fest,<br />

dass die Spreads oft dann einen Trend aufwiesen, wenn<br />

die zugrundeliegenden Märkte relativ unverändert waren.<br />

Wie zuvor schon erwähnt, wurde ich erst 1981 aktiver<br />

Daytrader. Anfangs konnte man tatsächlich den Trend auf<br />

1-Minuten-Intraday-Charts traden. Aber in dem Maße, in<br />

dem sich immer mehr Menschen in die Märkte drängten,<br />

wurden die Märkte auch immer weniger aufgewühlt und<br />

es entwickelten sich immer weniger Trends. Zur Jahrhundertwende<br />

wechselte ich schließlich <strong>zum</strong> Scalping, und<br />

zwar an den – meiner Meinung nach – vier besten Märkten<br />

fürs Daytrading als Scalper: Rohöl, Euro, Russell 2000<br />

und Gold. Bei all diesen Märkten scalpe ich Ausbrüche,<br />

indem ich schon vor dem Ausbruch einsteige, dann unter<br />

Einsatz eines festen Geldbetrags trade und schließlich<br />

wieder aussteige.<br />

TRADERS´: Heute schreiben Sie Optionen auf Aktien.<br />

Warum sind Sie auf diese Strategie übergegangen?<br />

91


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

B1) Ross-Haken<br />

Ein Trend beginnt mit dem Ausbruch aus einer Konsolidierung oder dem Bruch des Punkts Nummer 2 einer<br />

1-2-3-Formation. Ein Ross-Haken ist dann jede Nicht-Fortsetzung der Kurse in Richtung des eingeschlagenen<br />

Trends – und zwar vom Ausbruch des Punktes Nummer 2 an, der den Trend begonnen hat. Die Ross-Haken<br />

dauern an, bis die Kurse ein 1-2-3-Muster in der entgegengesetzten Richtung bilden oder in eine Konsolidierungsphase<br />

übergehen.<br />

Ross: Eigentlich fing ich schon mit dem Optionshandel<br />

auf Aktien an, nachdem ich einen Mann kennenlernte,<br />

der von sich behauptete, er erwirtschafte 50 000 Dollar<br />

im Monat mit dem Optionshandel auf Aktien. Ich traf den<br />

Mann in einem Kurort. Er hat mir nie gesagt, was er eigentlich<br />

beruflich machte, und ich war mir nicht sicher,<br />

ob ich ihm überhaupt glauben konnte. Aber er hat mich<br />

definitiv neugierig gemacht.<br />

Quelle: www.tradingeducators.com<br />

handelte aber gleichzeitig weiterhin<br />

als Daytrader mit Futures und war<br />

mit Aktien und ETFs investiert (Anmerkung<br />

der Redaktion: ETFs sind<br />

Exchange Traded Funds, zu Deutsch<br />

börsengehandelte Indexfonds. Mit<br />

ETFs lassen sich ganze Indizes/Sektoren/Regionen<br />

wie eine Aktie handeln).<br />

Für mich waren Aktien stets<br />

etwas für die Geldanlage und nichts<br />

für das Traden. Und der Handel mit<br />

Futures ist eben viel spannender und<br />

lukrativer als der Aktienhandel. Andererseits<br />

weisen Aktienoptionen einige<br />

interessante Merkmale auf, die<br />

den Optionen auf Futures fehlen.<br />

Im April 2015 feierte ich meinen<br />

80. Geburtstag und aus diesem Anlass<br />

beschloss ich, künftig zwar weiterhin<br />

Trading-Kurse zu geben (das<br />

ist nun mal meine Lebensaufgabe),<br />

aber als <strong>Trader</strong> nur noch mit dem<br />

Verkauf von nackten Puts in Erscheinung<br />

zu treten und das Ganze mit einer Strategie namens<br />

„Instant Income Guaranteed“.<br />

Ich unterrichte weiterhin Strategien für den Aktien-,<br />

Futures- oder ETF-Handel, die ich auch schon über Jahre<br />

hinweg unterrichte. Ich möchte diese auch weiterhin<br />

den <strong>Trader</strong>n beibringen, da sie einfach funktionieren. Sie<br />

basieren darauf, wie Märkte wirklich funktionieren, also<br />

erwarte ich auch, dass sie noch so lange funktionieren,<br />

wie die Märkte gehandelt werden.<br />

World of Trading<br />

19.-21.11.2015 in Frankfurt<br />

www.wot-messe.de<br />

Ich hatte zuvor mit Optionen auf Futures gehandelt,<br />

aber nie auf Aktien. Aber als ich mich näher damit beschäftigte,<br />

erkannte ich langsam die enormen Vorteile,<br />

die der Handel mit Aktienoptionen mit sich bringt. 2007<br />

fing ich dann mit dem Handel mit Aktienoptionen an,<br />

TRADERS´: Können Sie uns einige Details zur<br />

Funktionsweise Ihrer Short-Put-Strategie verraten?<br />

Ross: Als ich <strong>zum</strong> ersten Mal mit dem Aktienoptionshandel<br />

angefangen habe, schrieb ich ausschließlich gedeckte<br />

Call-Optionen. Das hat allerdings im Jahr 2008<br />

nicht besonders gut geklappt. Ich bin zwar ungeschoren<br />

davon gekommen, weil ich bei der Aktienauswahl<br />

mit größter Sorgfalt vorgegangen bin und Aktien von<br />

Weltmarktführern, die Dividenden zahlten, den Vorzug<br />

gab, hatte aber am Ende jede Menge Kapital, das fest<br />

in Aktien investiert war. Zum Glück hatte ich aber noch<br />

genügend Liquidität, um die geradezu unverschämt hohen<br />

Put-Prämien mitzunehmen, die es 2008 gab. Da ich<br />

mich in der Versicherungsbranche sehr gut auskannte,<br />

erkannte ich allmählich, dass beim Optionshandel auf<br />

Aktien am meisten mit dem Handel von ungedeckten<br />

Put-Optionen zu holen ist.<br />

92


PEOPLE<br />

Vor Jahren hat die Regierung der Vereinigten Staaten<br />

Menschen die Möglichkeit gegeben, sich gegen einen<br />

Rückgang der Aktienkurse abzusichern, indem sie den Weg<br />

dafür freimachte, dass man gegen fallende Kurse eine Versicherung<br />

abschließen konnte. Auf diese Weise konnten<br />

Versicherer ganz legal Policen gegen Kursverfall verkaufen.<br />

Wie bei jeder Art von Versicherung verhält es sich auch<br />

bei Optionen so, dass der Vorteil auf der Seite des Verkäufers<br />

liegt, da die meisten Optionen wertlos verfallen.<br />

Dennoch stellen Put-Optionen eine Win-Win-Situation<br />

sowohl für Käufer als auch für Verkäufer dar. Wer eine<br />

Kursrückgangsversicherung abschließt, hofft, dass er sie<br />

nie braucht, und genau das gilt auch für den Versicherer.<br />

Der Verkäufer ist immer in der Lage, die Optionsprämie<br />

zu behalten, und zwar unabhängig davon, ob die Put-<br />

Option jemals ins Geld läuft. Ich kann Ihnen sagen, dass<br />

der Verkauf ungedeckter (nackter) Put-Optionen für mich<br />

dem „Heiligen Gral“ des Handels am nächsten kommt.<br />

TRADERS´: Können Sie uns beschreiben, wie ein typischer<br />

Arbeitstag für Sie als <strong>Trader</strong> aussieht, das heißt vom Aufstehen<br />

morgens bis <strong>zum</strong> Ende des Arbeitstages am Abend?<br />

Ross: Mit Ausnahme der zwölf Jahre, in denen ich wie ein<br />

Verrückter als Daytrader arbeitete, dauert meine übliche<br />

Trading-Zeit weniger als 20 Minuten und meine Vorbereitungszeit<br />

nicht mehr als 90 Minuten.<br />

Ich bin extremer Frühaufsteher und werde oft schon<br />

nach nur drei bis vier Stunden Schlaf wach. Mein Tag beginnt<br />

dann sehr früh. Ich glaube fest daran, dass es wichtig<br />

ist, eine persönliche Beziehung zu Gott zu haben, weshalb<br />

ich in der Bibel lese, bete und darüber nachdenke,<br />

wie ich meinen Tag gestalten soll. Ich gehe dann meine<br />

oftmals mehr als 200 E-Mails durch, lese sie schnell, nehme<br />

ein kleines Frühstück ein, dusche und ziehe mich an.<br />

Etwa 90 Minuten vor Eröffnung der Märkte schaue ich mir<br />

an, was sich über Nacht an den Börsen getan hat. Dazu<br />

lese ich Charts, so wie einige Leute die Zeitung lesen.<br />

Meine Welt dreht sich in hohem Maße um das, was ich<br />

in den Charts zu sehen bekomme. Als ich mit Futures gehandelt<br />

habe, richtete sich mein Blick auf Gold, den Euro,<br />

Rohöl, und den Russell 2000. Aus Gewohnheit schaue<br />

ich mir diese und andere Futures immer noch an, um zu<br />

sehen, was da gerade los ist. Ich erstelle dann meinen<br />

Plan nach den Vorgaben, die ich vor mir sehe. Oft dauern<br />

die Trades ein bis zwei Minuten, aber manchmal sitze ich<br />

auch bis zu 90 Minuten lang fest. Das ist aber auch das<br />

Maximum für mich, länger als 90 Minuten am Stück habe<br />

ich niemals für einen Trade oder für das Chart-Studium<br />

aufgewandt. Egal, ob ich gewinne oder verliere, ich mache<br />

dann Schluss mit dem Handelstag.<br />

Optionshandel<br />

Option: Mit einer Option erwirbt der Anleger das Recht, ein<br />

vom Vertragspartner festgelegtes Kauf- oder Verkaufsangebot<br />

wahrzunehmen oder abzulehnen.<br />

Call: Option auf steigende Kurse.<br />

Put: Option auf fallende Kurse.<br />

Option im Geld: Option, die einen inneren Wert größer Null<br />

aufweist.<br />

Option aus dem Geld: Option, deren innerer Wert Null ist und<br />

deren Basispreis nicht am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt.<br />

Option am Geld: Option, deren Basispreis nahe am aktuellen<br />

Kurs des Basiswerts liegt.<br />

Futures-Option: Im Gegensatz zu herkömmlichen Optionen<br />

beziehen sich Futures-Optionen auf den Terminmarkt. Bei Ausübung<br />

erhält man einen Future. Ein Future ist ein zwischen<br />

zwei Handelspartnern verbindliches, standardisiertes Termingeschäft,<br />

einen Basiswert in einer bestimmten Menge und<br />

Qualität zu einem vorab festgelegten Preis in der Zukunft („auf<br />

Termin“) zu liefern.<br />

Ganz anders verhält es sich mit dem Verkauf von<br />

nackten Put-Optionen. Da gibt es nämlich im Bereich Trading<br />

wenig zu tun. In der Regel schaue ich mir den Chart<br />

der zugrundeliegenden Aktien erst an, wenn der Markt<br />

schon 30 Minuten oder länger geöffnet ist. Den Rest des<br />

Tages kümmere ich mich um persönliche Angelegenheiten,<br />

beantworte E-Mails, schreibe Artikel oder koche für<br />

meine Frau und mich.<br />

TRADERS´: Welche Methode halten Sie beim Risikound<br />

Money-Management für angebracht?<br />

Ross: Den meisten Menschen geht es immer wieder um<br />

das Chance/Risiko-Verhältnis. Ganze Bücher sind über<br />

dieses Konzept bereits geschrieben worden. Ich bin der<br />

festen Überzeugung, dass jeder <strong>Trader</strong> oder Anleger <strong>zum</strong>indest<br />

den Versuch unternehmen sollte, das Risiko bei<br />

einem Trade zu ermitteln. Aber ich bin ebenso fest davon<br />

überzeugt, dass es unmöglich ist, das Risiko hundertprozentig<br />

zu kennen. Dafür gibt es einfach zu viele Dinge, die<br />

schief gehen können. Wie viele von denen, die beispielsweise<br />

bei MF Global getradet haben, waren sich über das<br />

entsprechende Risiko im Klaren? Wie vielen ist das Risiko<br />

beim Traden mit einem Forex-Broker (Anmerkung der Redaktion:<br />

Forex ist die Abkürzung für Foreign Exchange, zu<br />

Deutsch außerbörslicher Devisenmarkt) bewusst? Können<br />

Sie mir das Trading-Risiko bei einem Flash-Crash beziffern?<br />

Noch schwieriger ist es, die Chance beim Trading<br />

zu ermitteln. Wie kann es überhaupt jemanden geben, der<br />

93


PEOPLE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

genau dazu in der Lage ist? Ganz abgesehen von großen<br />

Katastrophen, die alle Erfolgschancen auslöschen. Was<br />

ist mit den einfachen Dingen, wie schlechter Ausführung,<br />

Slippage, Provisionen und Gebühren? Wenn Sie einmal<br />

ernsthaft darüber nachdenken, ist das Chance/Risiko-<br />

Verhältnis nichts als heiße Luft. Wirklich wichtig und sicherlich<br />

valider ist das Gewinn/Verlust-Verhältnis. Wenn<br />

ich anhand meiner konkreten Trades festgestellt habe,<br />

dass ich in 80 Prozent aller Fälle gewinne, ist es dann<br />

nicht egal, ob ich zwei Dollar riskiere, um einen Dollar zu<br />

verdienen? Wenn ich weiß, dass ich 80 Dollar verdienen<br />

kann und dabei nur 20 Dollar verliere, sollte ich mir dann<br />

Sorgen um das Chance/Risiko-Verhältnis machen?<br />

TRADERS´: Können Sie sich noch an große Verlust-Trades<br />

erinnern, bei denen die Märkte Ihnen Lektionen erteilt<br />

haben, die Sie nie vergessen werden?<br />

Ross: Ja, ich habe auch schon einige große Verluste<br />

einstecken müssen. Der größte Verlust ist mir widerfahren,<br />

als ich gerade unterwegs war und die Märkte nicht<br />

können, dann haben Sie beim Traden nichts zu suchen.<br />

Warum nicht? Weil Sie dann nämlich gleich unterkapitalisiert<br />

anfangen. Gerade am Anfang brauchen Sie jedoch<br />

jemanden, der Sie jeden Tag an die Hand nimmt.<br />

Vergessen Sie Indikatoren und Candlesticks, aber lernen<br />

Sie, den Chart zu lesen. Alle Indikatoren inklusive Candlesticks<br />

lenken nur von dem ab, was tatsächlich mit den<br />

Kursen geschieht. Bedeutet das dann, dass man Indikatoren<br />

nie nutzen soll? Nein, das kann man schon, aber erst<br />

dann, wenn man auch gelernt hat, einen Chart zu lesen.<br />

Vermeiden Sie Vorurteile. Farben lenken Sie nur ab<br />

und wirken mental verzerrend. Man denkt eben an Minus,<br />

wenn man rot sieht, und an Plus, wenn man grün sieht.<br />

In China dagegen ist es genau umgekehrt. Man kann sich<br />

Farben und Candlesticks erst dann gönnen, wenn man<br />

ein bewährter erfolgreicher <strong>Trader</strong> ist. Als ich mit dem<br />

Traden anfing, gab es überhaupt keine Candlesticks. Und<br />

nicht nur das, man konnte sie auch gar nicht erstellen.<br />

Warum nicht? Weil man gar nicht bei der Börseneröffnung<br />

dabei sein durfte, wenn man an der Börse keinen<br />

In dem Maß, in dem immer mehr Menschen in die Märkte drängten,<br />

entwickelten sich auch immer weniger Trends.<br />

im Auge behalten konnte. Auf anderen Reisen habe ich<br />

auch noch weitere Verluste erlitten, sodass ich versuche,<br />

nur noch auf Reisen zu gehen, wenn ich keine Positionen<br />

offen habe. Mein größter Verlust belief sich auf 45 000<br />

Dollar in etwa 20 Minuten und traf mich, als ich gerade jemanden<br />

coachte und nicht auf den Trade aufpassen konnte,<br />

in dem ich mich zu diesem Zeitpunkt befand. Traden<br />

Sie also ausschließlich dann, wenn Sie sich voll und ganz<br />

auf Ihre Positionen konzentrieren können. Ablenkungen<br />

können nämlich sehr teuer werden.<br />

TRADERS´: Was würden Sie Neueinsteigern empfehlen?<br />

Ross: Ich möchte jetzt keine Liste von grundlegenden<br />

Dingen aufzählen, über die man sich als Neueinsteiger<br />

im Klaren sein sollte. Das alles kann man schließlich im<br />

Internet sowie in Büchern und Zeitschriften nachlesen.<br />

Stattdessen würde ich gerne ein paar Dinge nennen, auf<br />

die Sie als Neueinsteiger üblicherweise nicht stoßen. Arbeiten<br />

Sie mit einem Mentor zusammen, der Ihr Trading<br />

begleitet. Die Kosten, die Sie dafür aufbringen müssen,<br />

sind weit geringer, als wenn Sie alles auf eigene Faust<br />

machen wollen. Vergessen Sie Ihren falschen Stolz und<br />

holen Sie sich Hilfe. Wenn Sie sich keinen Mentor leisten<br />

Sitz sein Eigen nannte oder nicht einen solchen gemietet<br />

hatte. Die Eröffnungskurse galten quasi als geschütztes<br />

Informationsgut, die ausschließlich Mitgliedern der Börse<br />

vorbehalten waren. Erst Mitte der 1980er Jahre fingen<br />

alle Software-Programme damit an, die Eröffnungskurse<br />

zu zeigen. Wenn man die Farbe aus einem Candlestick<br />

entfernt, weiß man überhaupt nicht, wo die Eröffnungsund<br />

Schlusskurse tatsächlich sind. Ja, und ohne den Eröffnungskurs<br />

kann man keinen Candlestick darstellen.<br />

Versuchen Sie sich möglichst vorzustellen, was da<br />

abläuft, wenn Sie einen Chart im Tagesverlauf beobachten<br />

oder was bereits geschehen ist, wenn Sie sich einen<br />

Chart am Ende eines Handelstages ansehen. Sie werden<br />

erstaunt sein, was Sie letztendlich allmählich sehen. Die<br />

Geschichte, die ein Chart offenbart, hat die Form von<br />

Mustern. Lernen Sie also, Kursmuster zu erkennen.<br />

Verschwenden Sie Ihre Zeit, Ihre Energie und Ihr Geld<br />

nicht mit dem, was vor vielen Jahren passiert ist. Die Märkte<br />

waren nämlich damals anders. Sie müssen sowohl nach<br />

vorne testen als auch backtesten. Sie sind dabei auf der Suche<br />

nach solchen Ereignissen, die einen hohen Prozentsatz<br />

an Gewinnen aufweisen, sodass Sie sich nicht um Chance/<br />

Risiko-Konzepte kümmern müssen. Lernen Sie, Geduld zu<br />

94


PEOPLE<br />

haben. Lassen Sie sich niemals einen Trade aufzwingen.<br />

Warten Sie geduldig auf solche Trades, die genau richtig<br />

für Sie sind. Und wenn Sie diese nicht sehen, lassen Sie<br />

die Finger davon und beschäftigen Sie sich anderweitig.<br />

TRADERS´: Was mussten Sie überwinden oder<br />

was aufgeben, um als <strong>Trader</strong> Erfolg zu haben?<br />

Ross: Sehr gute Frage! Drei Dinge musste ich aufgeben<br />

und überwinden – mein Ego, mein Ich und mich selbst.<br />

Ich musste eben ein anderer Mensch werden, und das war<br />

keine einfache Sache. Denn das hieß, dass ich eine ganze<br />

Menge Eigenschaften überwinden musste, als da waren:<br />

Stolz, Mangel an Selbstvertrauen, Ungeduld, (Geld-)Gier,<br />

Egoismus, Furcht, Intoleranz, Unzufriedenheit und Angst.<br />

Durch Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit,<br />

Vertrauen in mich und mein Wirken, Hilfsbereitschaft,<br />

Akzeptanz dessen, was der Markt mir gegeben<br />

hat, Freude anstelle von Angst und Liebe <strong>zum</strong> Traden anstelle<br />

von Geldgier lernte ich, die schlechten Eigenschaften<br />

zu ersetzen.<br />

Ich spreche überhaupt viel von Selbstdisziplin und<br />

Selbstbeherrschung. In meinen Augen sind sie keineswegs<br />

ein und dasselbe. Selbstdisziplin beinhaltet alles,<br />

was ich mache, um mich aufs Traden vorzubereiten. Und<br />

dazu gehören Planung, Organisation, Analyse, Tests, Risiko-Einschätzung<br />

und Entscheidungen im Bezug auf das<br />

Money-Management – eben jene Dinge, mit denen Sie<br />

sich auf das Traden vorbereiten.<br />

Selbstbeherrschung praktizieren Sie ständig, sobald<br />

Sie in einen Trade eingestiegen sind. Neben einem solchen<br />

eher persönlichen „Management“ ist das Managen<br />

des Trades die wichtigste Sache in Ihrem Leben als <strong>Trader</strong>.<br />

Dieses „Trade-Management“ umfasst alle Taktiken, die Sie<br />

zur Umsetzung Ihrer Strategie anwenden. Das bedeutet,<br />

Gewinne mitzunehmen, wenn sie denn da sind (Scalping,<br />

wenn das Ihr Stil ist), Verluste schnell zu begrenzen, einen<br />

Stopp nachzuziehen und das zu traden, was Sie sehen, und<br />

nicht das, was Sie denken. Nur mit Trade-Management<br />

wird nun mal Geld verdient – oder verloren. Und genau da<br />

brauchen Sie auch die meiste Selbstbeherrschung.<br />

TRADERS´: Gibt es für Sie jemanden, zu dem Sie aufschauen?<br />

Ross: Ich hatte zwei Mentoren. Einer der beiden war mein<br />

Großonkel. Er bestand eisern auf Selbstdisziplin und<br />

Selbstbeherrschung, und er hat mir beigebracht, meinen<br />

eigenen Handelsstil zu entwickeln – und zwar eingebettet<br />

in die Gesetzmäßigkeiten des Marktes, wie er sie zu der<br />

Zeit, in der ich bei ihm war, wahrgenommen hat. Er hat mir<br />

auch beigebracht, flexibel und bereit zu sein und mich den<br />

Gegebenheiten des Marktes anzupassen. Und sein bester<br />

Rat? „Suche immer nach Wegen, kein Geld zu verlieren;<br />

die Gewinne können schon für sich selbst sorgen.“<br />

Mein zweiter Mentor war das Buch der Sprüche Salomons,<br />

das Teil der Bibel ist. Mithilfe dieses Buchs habe<br />

ich gelernt, richtig zu denken und die Weisheit zu suchen.<br />

TRADERS´: Welchen anderen Beruf hätten Sie gewählt,<br />

wenn Sie nie vom Traden gehört hätten?<br />

Ross: Es wäre etwas gewesen, was mit Fitness-Training,<br />

Ernährung und Gesundheit zu tun hat. Als Jugendlicher<br />

habe ich Bodybuilding und Gewichtheben praktiziert und<br />

auch mehrere Wettbewerbe im Gewichtheben gewonnen.<br />

Ich war damals generell jemand, der gerne Sportarten ausübte,<br />

die viel mit dem Körper zu tun hatten. Entsprechend<br />

habe ich mich jahrelang damit befasst, möglichst viel über<br />

den menschlichen Körper zu lernen. Als ich 13 Jahre alt<br />

war, konnte ich schon jeden Muskel benennen, und bereits<br />

als Teenager lernte ich medizinische Massage. Irgendwann<br />

habe ich sogar angewandte Kinesiologie studiert und eine<br />

kostenlose Klinik für all diejenigen betrieben, die sich keine<br />

professionelle Pflege leisten konnten.<br />

TRADERS´: Haben Sie neben dem Traden noch eine andere<br />

große Leidenschaft?<br />

Ross: Ja. Ich glaube an die Heilkraft Gottes. Ich habe sieben<br />

Jahre in Heilungsräumen verbracht, in denen Menschen<br />

durch das Gebet geheilt werden. Ich habe persönlich<br />

viele übernatürliche Heilungen erlebt, einschließlich<br />

meiner eigenen im Jahr 1987. Ich bin kein religiöser<br />

Mensch in dem Sinne, dass ich einer bestimmten Konfession<br />

angehöre, aber ich habe nach wie vor eine persönliche<br />

Beziehung zu Gott. Er ist in meinem Leben und<br />

in meinem Trading ständig präsent. Jede echte Weisheit,<br />

über die ich verfüge, verdanke ich der Lektüre der Bibel. «<br />

Trading-Arten<br />

Das Interview führte Marko Gränitz<br />

Positions-Trading: Trading-Stil, bei dem Positionen zwischen einigen<br />

Wochen bis zu mehreren Monaten gehalten werden.<br />

Daytrading: Handelspositionen werden innerhalb eines Tages<br />

eröffnet und liquidiert. Bei diesem kurzfristigen Handelsansatz<br />

sind die Gewinnchancen und Verlustrisiken entsprechend hoch.<br />

Scalping: Trading-Stil, bei dem Positionen zwischen einigen Sekunden<br />

bis zu mehreren Minuten gehalten werden.<br />

Spread Trading: Ausnutzen der relativen Differenz (Spread)<br />

zweier Instrumente zueinander, indem auf ein Zusammen- oder<br />

Auseinanderlaufen des Spreads spekuliert wird.<br />

95


SERVICE www.traders-mag.com 10.2015<br />

INKLUSIVE<br />

TRADING ALS<br />

TEILZEITBERUF<br />

SPEZIAL<br />

Vorschau auf die nächste Ausgabe<br />

COVERSTORY<br />

PEOPLE<br />

Grundlagen der Strategieentwicklung<br />

Was machen erfolgreiche <strong>Trader</strong> anders? Nach fast 30<br />

Jahren Börsenerfahrung kommt Rudolf Wittmer zu dem<br />

Schluss, dass das Geheimnis in der konsequenten und<br />

disziplinierten Anwendung einer durchdachten Strategie<br />

liegt. Erforderlich ist ein Plan, der bestimmte Elemente als<br />

Minimalkonfi guration enthalten muss. Daher werden wir<br />

als Startpunkt einen Business-Plan für <strong>Trader</strong> vorstellen.<br />

Im Interview: Carsten Umland<br />

Der Handelsstil von Carsten Umland beruht auf der<br />

Trend- und Markttechnik und seinen eigenen, langjährigen<br />

Erfahrungen. Als freier Autor hat er bereits Artikel für<br />

TRADERS´ veröffentlicht und ist ein gefragter Referent bei<br />

Trading-Events in ganz Europa. Über seinen Trading-<br />

Service simplifi ed trading (www.simplifi ed-trading.com)<br />

gibt er Wissen weiter und bietet Coachings für <strong>Trader</strong> an.<br />

Die November-Ausgabe von TRADERS´ erscheint am 22. Oktober 2015.<br />

IMPRESSUM<br />

Anschrift:<br />

TRADERS´ media GmbH<br />

Barbarastraße 31 a, 97074 Würzburg<br />

Tel.: +49 (0) 9 31/4 52 26-0<br />

Fax: +49 (0) 9 31/4 52 26-13<br />

E-Mail: info@traders-mag.com<br />

Abonnentenservice:<br />

Tel.: +49 (0) 9 31/4 52 26-15<br />

Fax: +49 (0) 9 31/4 52 26-13<br />

E-Mail: abo@traders-mag.com<br />

Chefredakteur und Herausgeber:<br />

Lothar Albert<br />

Redaktion:<br />

Katharina Bötsch, Marko Gränitz, Carmen Hellmann,<br />

Sandra Kahle, Simone Kirksey, Ozan Kuhn, Inessa Liss,<br />

Najia Rasuli, Stefan Rauch, Katja Reinhardt,<br />

Markus Schneider, Tina Wagemann, Christine Weißenberger<br />

Beiträge:<br />

Marco Bäger, Thomas Bopp, Arturo Bris, Bruce Bower,<br />

Alan Ellman, Alexander Mantel, Christiaan van der Meer,<br />

David J. Merkel, David Pieper, Joe Ross, Birger Schäfermeier,<br />

Markus Strauch, Thomas Vittner, Rudolf Wittmer<br />

Lektorat: Lena Hirnickel<br />

Druck:<br />

westermann druck GmbH<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Vertrieb im Handel:<br />

DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH<br />

Nordendstraße 2, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

lange.guido@dpv.de, www.dpv.de<br />

Titelbild: © mimagephotos / Fotolia.com<br />

Bilder: © Andrew Bayda, Brian Jackson, david_franklin,<br />

denisismagilov, ferkelraggae, fotogestoeber, fotomek, Georg<br />

Preissl, JiSign, Kurhan, larisabozhikova, Martinia Misar,<br />

Massimo Cavallo, nyul, pico, Rawpixel, Syda Productions,<br />

Szasz-Fabian Jozsef, xtock / Fotolia.com, Sandra Binder<br />

Kursdaten: www.bis.de, www.captimizer.de,<br />

www.esignal.com, www.tradesignalonline.com<br />

Erscheinungsweise: monatlich, 12-mal jährlich<br />

Bezugspreise:<br />

5,80 Euro, 12 Monate: 63 Euro jeweils inkl. Porto und MwSt.;<br />

Ausland (Europa) zzgl. 1,50 Euro pro Heft<br />

ISSN: 1612-9415<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Abonnements können mit einer Frist von 4 Wochen <strong>zum</strong> Ende<br />

des Bezugszeitraumes gekündigt werden. Maßgeblich ist<br />

der Tag des Eingangs beim Verlag. Nicht gekündigte Abonnements<br />

verlängern sich jeweils um ein Jahr.<br />

Risikohinweis:<br />

Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir für glaubwürdig<br />

halten. Trotz sorgfältiger Bearbeitung können wir für<br />

die Richtigkeit der Angaben keinerlei Gewähr übernehmen.<br />

Zudem müssen wir darauf hinweisen, dass Wertpapiergeschäfte<br />

ein hohes Risiko beinhalten. Ein Totalverlust ist niemals<br />

auszuschließen. Sie sollten nur mit Kapital spekulieren,<br />

dessen Verlust Sie auch verkraften können. Der Nachdruck<br />

(auch auszugsweise) ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages beziehungsweise des Herausgebers erlaubt.<br />

96


VERANSTALTUNGEN<br />

UND SEMINARE<br />

SPEZIELL FÜR TRADER<br />

IM TRADERHOTEL FRANZISKUSHÖHE<br />

TERMINE & SEMINARE 2015<br />

Seminare für Anfänger oder individuelle Schulungen jederzeit buchbar.<br />

Sprechen Sie mit unserem Chefhändler Adrian Schmid unter Tel: 030-81303803<br />

03.10.-04.10.15 SEMINAR ZUM ARBEITSBUCH MARKTTECHNIK<br />

mit Michael Voigt<br />

18.10.-23.10.15 INTENSIVSEMINAR<br />

mit Orkan Kuyas<br />

31.10.-01.11.15 WORKSHOP „MARKTTECHNIK ERFOLGREICH HANDELN“<br />

mit Mario Lüddemann<br />

07.11.-10.11.15 INTENSIVWORKSHOP MIT DEM SCHWERPUNKT<br />

INTRADAYHANDEL<br />

mit Mario Lüddemann<br />

14.11.-15.11.15 GRUNDLAGEN SEMINAR<br />

mit Erdal Cene<br />

14.11.2015 PROFESSIONELLER EINSTIEG IN DEN HANDEL<br />

MIT DER TRADINGPLATTFORM VON TRADESTATION<br />

mit Christian Walter<br />

27.11.-30.11.15 PROFITABEL HANDELN UND ANLEGEN I<br />

mit Adrian Schmid und Ajder Veliev<br />

05.12.-13.12.15 FORTFÜHRUNGS-/PRAXIS SEMINAR<br />

mit Erdal Cene<br />

Hier gleich online anmelden: www.traderhotel.info/traderseminare<br />

oder telefonisch unter: 09352-604-222<br />

LIVE-TRADER EVENT IN DEN<br />

SCHÖNSTEN TRADERRÄUMEN<br />

DEUTSCHLANDS<br />

Schöner, besser und intensiver lernen!<br />

Die neuen Räume im obersten Stockwerk des Hauses wurden<br />

speziell auf die Bedürfnisse der Branche hin gestaltet - jeder<br />

Arbeitplatz ist mit High-Speed Internetzugang ausgestattet.<br />

Neben der klassischen Veranstaltungstechnik stehen ein<br />

Hochleistungs-Beamer und eine High-End-Surroundanlage<br />

zur Verfügung.<br />

Je nach Bestuhlung bieten die Räume Platz für bis zu 50<br />

Teilnehmer - aber das absolute Highlight der Räume ist<br />

der traumhafte Mainblick vom Balkon aus. Hier reichen<br />

wenige Minuten Pause, den Blick schweifen lassen, und<br />

schon kann man erholt und aufgetankt wieder am Rechner<br />

durchstarten.<br />

HIGHSPEED-WLAN NACH NEUESTEN N-STANDARDS<br />

IM GESAMTEN HAUS KOSTENLOS, TAGUNGSRÄUME<br />

MIT TELEKOM-BUSINESS STANDLEITUNG<br />

GENIESSEN SIE<br />

• die Ruhe und konzentrierte Atmosphäre im<br />

4-Sterne <strong>Trader</strong> Hotel Franziskushöhe<br />

• die hervorragende technische Ausstattung<br />

mit Highspeed-Internet und High End<br />

Projektionstechnik in den Tagungsräumen<br />

• das umfangreiche Sportangebot der<br />

Franziskushöhe<br />

• den neu angelegten Naturbadeteich mit<br />

Maintalblick<br />

• die Sauna mit großzügigem Ruhebereich<br />

• die hervorragende Küche und gemütliche<br />

Atmosphäre des Restaurant Franziskus<br />

• Erfahren Sie mehr über unseren Service:<br />

http://traderhotel.info/tradergaestebuch<br />

Ruppertshüttener Straße 70 . 97816 Lohr am Main<br />

Tel. +49 (9352) 604 - 0 . Fax +49 (9352) 604 - 250<br />

info@franziskushoehe.de<br />

<strong>Trader</strong> Hotel - Traden mit Weitblick<br />

Informationen unter www.traderhotel.info


KOLUMNE<br />

www.traders-mag.com 10.2015<br />

Einfache Korrektur<br />

oder Beginn eines<br />

Absturzes?<br />

» Zurzeit gehen die Tumulte in der Welt von China aus.<br />

Per 24. August hat der Shanghai-Composite-Index über<br />

die vergangenen drei Monate 32 Prozent verloren und seit<br />

dem Hoch vom 12. Juni sogar eindrucksvolle 40 Prozent.<br />

Diejenigen, die glauben, dass wir gerade Zeugen einer<br />

Marktkorrektur sind und dass sich die Preise ihren<br />

fundamentalen Werten annähern, beziehen sich auf eine<br />

ähnliche Situation im Jahr 1998. In diesem Jahr hat Asien<br />

Preisstürze in der ganzen Welt ausgelöst und nur einen<br />

Monat später waren die Kurse wieder auf dem alten Level.<br />

Daher denken viele, dass wir eine ähnliche Situation<br />

in China sehen werden.<br />

Ich bin weniger optimistisch und argumentiere schon<br />

seit Langem, dass China ein erheblicher Risikofaktor für<br />

die Weltwirtschaft ist. Der letzte Absturz ist vielleicht der<br />

Beginn einer langen Periode der Wandlung von China,<br />

ein „normales“ Land zu werden. Ich verwende den Begriff,<br />

den Andrei Shleifer (Harvard) und Daniel Treisman<br />

(UCLA) 2005 für Russland zur Jahrtausendwende verwendeten.<br />

Nach dem Kommunismus und der Krise im<br />

Jahr 1998 wurde Russland zu einem normalen Land mit<br />

mittlerem Einkommen, ähnlich wie Portugal und Mexiko.<br />

Vom Aufsteiger <strong>zum</strong> „New Normal“<br />

Heute ist China die zweitgrößte Wirtschaftsnation der<br />

Welt. Aber das Land ist nur an 22. Stelle von 61 Wirtschaftsnationen,<br />

die 2015 im IMD World Competitiveness<br />

Ranking gelistet wurden. Es ist also ein „normales“ Land,<br />

oder genauer gesagt ein riesiges normales Land. Die chinesische<br />

Wirtschaft wird noch einige Zeit benötigen, um<br />

die fundamentalen Herausforderungen zu bewältigen. Die<br />

Märkte sagen uns mittlerweile, dass die Party vorbei ist.<br />

China als Risiko für die Weltwirtschaft ist das Resultat<br />

aus einer Kombination von verschiedenen Faktoren.<br />

Erstens ist China eine sehr große Wirtschaftsnation – viel<br />

größer als Russland im Jahr 1998 und Griechenland im<br />

Jahr 2015. China ist der größte ausländische Investor in<br />

den USA und außerdem ein großer Kreditgeber an die<br />

amerikanische Regierung. China ist außerdem der größte<br />

Exporteur der Welt und wird bald der größte Importeur<br />

sein. Und schließlich sind vier von fünf der größten<br />

Banken weltweit aus China – deren kombinierte Bilanz<br />

beträgt über elf Trillionen US-Dollar. Das entspricht ungefähr<br />

dem Bruttoinlandsprodukt des ganzen Landes.<br />

Zeit zur Sorge?<br />

Arturo Bris<br />

Arturo Bris ist Professor für Finanzen am IMD und leitet das IMD<br />

World Competitiveness Center. Er hält eine Rede im Rahmen von<br />

IMD’s Orchestrating Winning Performance, das vom<br />

16. bis 20. November 2015 in Singapur stattfi ndet.<br />

Wir sollten einen 40-Prozent-Kurssturz in China nicht als<br />

einfache Korrektur sehen. Es repräsentiert einen Vermögensverlust<br />

von zwei Trillionen US-Dollar für die chinesischen<br />

Firmen und internationalen Investoren. Das<br />

entspricht dem BIP von Brasilien. Ich glaube, das sind<br />

Gründe, um besorgt zu sein. Aber wenn diese noch nicht<br />

genug sind, dann will ich noch zwei weitere erwähnen.<br />

Wir können den wichtigen Kapitalstruktureffekt<br />

dieses chinesischen Preissturzes nicht ignorieren. Das<br />

McKinsey Institut berichtet im Februar 2015, dass das<br />

Verhältnis von Unternehmensschulden <strong>zum</strong> BIP in China<br />

125 Prozent beträgt. Ich mache mir darüber viel mehr Sorgen,<br />

als darum, dass die griechischen Schulden 175 Prozent<br />

des BIP betragen. Daher müssen wir uns auch über<br />

Firmen- und Bankenpleiten in China über die nächsten<br />

Monate Sorgen machen, zusätzlich zu dem direkten Vermögenseffekt<br />

der Krise und dem negativen Sentiment.<br />

China hat der Welt gezeigt, dass die Markt-Mechanismen<br />

explodieren, wenn man sie zu stark kontrollieren<br />

will. Während der letzten Monate konnten wir beobachten,<br />

wie die chinesischen Regulatoren versucht haben,<br />

einen Marktabsturz zu vermeiden, aber es ist ihnen nicht<br />

gelungen. Finanzmärkte müssen reguliert sein, damit<br />

man sicher sein kann, dass die Information der Wahrheit<br />

entspricht und transparent ist. Aber wenn der Regulator<br />

versucht, die Märkte zu manipulieren, sind die Konsequenzen<br />

dramatisch. Wir werden sehen, wie das letztendlich<br />

ausgeht – in China und im Rest der Welt. «<br />

98


BÖRSEN-<br />

AFTERWORK<br />

IM OKTOBER<br />

Treffen Sie die Experten von<br />

Godmode<strong>Trader</strong> und Guidants!<br />

Vorträge I Live-Trading I Get-together<br />

7 Städte – 7 Termine<br />

Mit dabei u.a.<br />

Jochen Stanzl, Harald Weygand, Erich Schmidt,<br />

Rocco Gräfe, André Tiedje, Stefan Riße,<br />

Samir Boyardan, Karin Roller<br />

* Die Experten-Besetzung variiert je nach Stadt<br />

JETZT TEILNAHME SICHERN:<br />

WWW.GODMODE-TRADER.DE/AFTERWORK


HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL<br />

04<br />

2015<br />

Die Welt der Hebelzertifikate S. 6<br />

Kleiner Einsatz,<br />

große Wirkung<br />

Wenn Bulle und Bär<br />

Urlaub machen<br />

Alles über exotische<br />

Optionsscheine S. 24<br />

Was macht Erfolg aus?<br />

Trading-Psychologie und<br />

Selbstorganisation für<br />

Hebel-<strong>Trader</strong> S. 36


DER NEUE STANDARD IM<br />

AKTIENHANDEL<br />

Aktienhandel mit direktem Marktzugang via DMA zu<br />

Gebühren ab nur 0,05%. Keine PINs und TANs notwendig.<br />

Entdecken Sie unser neues Aktienangebot auf IG.com und handeln Sie<br />

1 MONAT PROVISIONSFREI *<br />

Aktien unterliegen Kursschwankungen und es<br />

besteht das Risiko eines Wertverlustes<br />

IG.com<br />

AKTIEN | FOREX | INDIZES | ROHSTOFFE<br />

*AGBs beachten auf IG.com


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Najia Rasuli<br />

Redakteurin<br />

Zwei Seiten einer Medaille<br />

In unserer Spezial-Ausgabe möchten wir uns ausschließlich den<br />

Hebelzertifikaten widmen. Denn diese sind ein spannendes Instrument,<br />

das besonders Privatanlegern die Möglichkeit bietet, mit wenig Kapital<br />

überproportional an Kursbewegungen teilzuhaben. Aber Vorsicht: Der Hebel<br />

wirkt immer in beide Richtungen! Das heißt, obwohl Sie bei gut platzierten<br />

Trades mit wenig Einsatz hohe Gewinne generieren können, kann der Hebel<br />

auch in die entgegengesetzte Richtung wirken, womit sich Ihr Verlust im selben<br />

Maße auswirkt.<br />

Dieses Risiko impliziert einen Grund mehr, dass Sie sich besonders bei<br />

Hebelzertifikaten ein gutes Know-how aneignen sollten. Wir stellen Ihnen<br />

in diesem Magazin alle wichtigen Hebelprodukte vor: Von Optionsscheinen,<br />

Discount-Optionsscheinen, exotischen Optionsscheinen über Faktor-Zertifikate<br />

bis hin zu klassischen Knock-Out-Produkten. Nicht nur die Funktionsweise<br />

der einzelnen Produkte, sondern auch ihre Besonderheiten werden detailliert<br />

beschrieben. Denn nur mit einem ausgiebigen Grundwissen können Sie<br />

entscheiden, welches Produkt sich am besten für Sie eignet. Mit viel Disziplin,<br />

Übung, Geduld und nicht zu vergessen einem gut kalkuliertem Risiko- und<br />

Money-Management stehen Ihnen alle Türen offen.<br />

Selbstverständlich wollen wir Sie nicht nur mit technischen Basics ausrüsten<br />

– wir gehen noch einem Schritt weiter. Jeder weiß, dass Menschen von ihren<br />

Emotionen geleitet werden. Umso wichtiger ist es, diese beim Traden unter<br />

Kontrolle zu halten. Daher empfehlen wir Ihnen unseren Artikel, der die<br />

psychologischen Aspekte beim Traden betrachtet und Ihnen Tipps gibt, wie Sie<br />

einen kühlen Kopf bewahren.<br />

Viel Spaß und Erfolg beim Traden.<br />

Herzliche Grüße<br />

Najia Rasuli


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Impressum<br />

Inhalt<br />

TRADERS´ media GmbH<br />

Barbarastraße 31 a, 97074 Würzburg<br />

Tel. +49 (0) 9 31/4 52 26-0<br />

Fax +49 (0) 9 31/4 52 26-13<br />

E-Mail info@traders-mag.com<br />

Chefredakteur und Herausgeber |<br />

Lothar Albert<br />

Abonnentenservice |<br />

Tel. +49 (0) 9 31/4 52 26-15<br />

Fax +49 (0) 9 31/4 52 26-13<br />

E-Mail abo@traders-mag.com<br />

Redaktion | Katharina Bötsch, Marko<br />

Gränitz, Carmen Hellmann, Sandra<br />

Kahle, Simone Kirksey, Inessa Liss,<br />

Najia Rasuli, Stefan Rauch,<br />

Katja Reinhardt, Markus Schneider,<br />

Tina Wagemann, Christine Weißenberger<br />

6<br />

12<br />

16<br />

20<br />

Kleiner Einsatz, große Wirkung<br />

Die Welt der Hebelzertifikate<br />

Hebel mit Persönlichkeit<br />

Mehr bewegen als gedacht<br />

Reiz und Risiko<br />

Die Funktions- und Wirkungsweise von Optionsscheinen<br />

Traden mit Preisnachlass<br />

Das steckt hinter Discount-Optionsscheinen<br />

Beiträge | Stefano Angioni, Thomas Bopp,<br />

Ralph Danielski, Dirk Heß, Matthias<br />

Hüppe, Alana Maue, David Pieper,<br />

Dr. Raimund Schriek, Nicolai Tietze,<br />

Anouch Wilhelms<br />

Druck | westermann Druck GmbH<br />

38104 Braunschweig<br />

Titelbild | © contrastwerkstatt / Fotolia.com<br />

Bilder | © VRD, alexlmx, eyetronic, fotomek,<br />

fox17, Patryk Kosmider, ra2 studio,<br />

vetal1983 / Fotolia.com<br />

Kursdaten |<br />

www.bis.de, www.captimizer.de,<br />

www.tradesignalonline.com<br />

Risikohinweis |<br />

Alle Informationen beruhen auf Quellen, die<br />

wir für glaubwürdig halten. Trotz sorgfältiger<br />

Bearbeitung können wir für die Richtigkeit der<br />

Angaben keinerlei Gewähr übernehmen. Zudem<br />

müssen wir darauf hinweisen, dass Wertpapiergeschäfte<br />

ein hohes Risiko beinhalten.<br />

Ein Totalverlust ist niemals auszuschließen.<br />

Sie sollten nur mit Kapital spekulieren,<br />

dessen Verlust Sie auch verkraften können.<br />

Der Nachdruck (auch auszugsweise) ist nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des Verlages<br />

beziehungsweise des Herausgebers erlaubt.<br />

24<br />

30<br />

32<br />

36<br />

Wenn Bulle und Bär Urlaub machen<br />

Alles über exotische Optionsscheine<br />

Fester Hebel, reger Handel<br />

Traden mit Faktor-Zertifikaten<br />

WAVEs – ein Überblick<br />

Turbo im Depot durch eingebaute Knock-Out-Barriere<br />

Was macht Erfolg aus?<br />

Trading-Psychologie und Selbstorganisation für Hebel-<strong>Trader</strong><br />

40 Glossar<br />

42<br />

Kolumne<br />

Wissen Sie wirklich, was alles schief gehen kann?


Durchstarten<br />

statt abwarten!<br />

Turbo-Zertifikate auf Öl.<br />

Die Commerzbank bietet ein breites Spektrum an Turbo-Zertifikaten auf Brent Crude Oil und WTI Light<br />

Crude Oil mit attraktiven Hebeln an – auch als währungsgesicherte Quanto-Variante.<br />

BEST Turbo-Zertifikate Typ WKN Basispreis Knock-out-Barriere Hebel<br />

Brent Crude Oil * Bull CN6 7XU USD 48,000 USD 48,000 23,2<br />

Brent Crude Oil * Bear CN6 3DC USD 52,988 USD 52,988 15,0<br />

WTI Light Crude Oil * Bull CN6 7Y0 USD 44,500 USD 44,500 24,5<br />

WTI Light Crude Oil * Bear CN6 3CQ USD 48,739 USD 48,739 16,2<br />

Stand: 4. September 2015. * Oktober Future. Den jeweiligen Verkaufs prospekt mit ausführlichen Risikohinweisen erhalten Sie unter Angabe der WKN<br />

bei der Commerzbank AG, GS-MO 3.1.6, 60261 Frankfurt a. M. oder unter www.zertifikate.commerzbank.de<br />

www.zertifikate.commerzbank.de


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Die Welt der Hebelzertifikate<br />

Kleiner Einsatz, große Wirkung<br />

» Egal, ob man auf steigende<br />

Goldpreise oder einen fallenden<br />

Dow Jones spekulieren oder aber<br />

das eigene Depot gegen einen<br />

Crash absichern möchte – mit<br />

Hebelzertifikaten können Privatanleger<br />

so flexibel agieren wie Profis am<br />

Terminmarkt. Aber wie genau<br />

funktionieren diese Papiere und wie<br />

lassen sie sich für die persönliche<br />

Handelsstrategie einsetzen? Wo liegen<br />

Chancen und Risiken und welche<br />

Unterschiede gibt es im Vergleich zu<br />

anderen Hebelinstrumenten? Dieser<br />

Artikel liefert Ihnen Antworten. «


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Was sind Hebelzertifikate?<br />

Hebelzertifikate sind Wertpapiere,<br />

die dem Käufer eine<br />

überproportionale Beteiligung<br />

an der Wertentwicklung eines<br />

Basiswerts ermöglichen. Dies<br />

kann eine Aktie, ein Index, ein<br />

Rohstoff oder ein Währungspaar<br />

sein – die Auswahl lässt heutzutage<br />

kaum Wünsche offen. Der<br />

eingebaute Hebel kommt dabei<br />

zustande, weil der Anleger nur<br />

einen Teil der Anlagesumme<br />

bereitstellen muss. Der fehlende<br />

Rest kommt vom Emittenten,<br />

also dem Herausgeber des<br />

jeweiligen Hebelzertifikats.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

<strong>Trader</strong> A möchte eine Aktie<br />

erwerben, weil er von steigenden<br />

Kursen ausgeht. Da die<br />

Aktie bei 100 Euro notiert, sind<br />

100 Euro an Eigenkapital notwendig,<br />

um die Transaktion<br />

durchzuführen. Steht dem <strong>Trader</strong><br />

Kapital in Höhe von 900<br />

Euro zur Verfügung, so kann<br />

er mit nicht nur eine, sondern<br />

nunmehr zehn Aktien kaufen.<br />

Der Hebel würde in diesem Fall<br />

also zehn betragen. Genau nach<br />

diesem Schema funktionieren<br />

Hebelzertifikate.<br />

Dabei gilt: Je höher der Anteil<br />

des Fremdkapitals, desto höher<br />

der Hebeleffekt – und damit<br />

natürlich auch die Chancen,<br />

aber auch die Risiken.<br />

Spekulation, Diversifikation<br />

oder Hedging<br />

Zuallererst werden Hebelzertifikate<br />

zu Spekulationszwecken<br />

eingesetzt. Ziel dieser Transaktionen<br />

ist die überproportionale<br />

Beteiligung an einer Kursbewegung<br />

des jeweiligen Wertpapiers,<br />

<strong>zum</strong> Beispiel einer Aktie. Ein Beispiel: Ein<br />

<strong>Trader</strong> rechnet damit, dass die ABC-Aktie von<br />

B1) Hebeleffekt versus Eigen- und Fremdkapital<br />

Gesamtkapital in %<br />

100<br />

50<br />

50<br />

Hebelzertifi kate ermöglichen aufgrund des eingebauten Fremdkapitalanteils eine überproportionale<br />

Beteiligung an der Wertentwicklung eines Basiswerts.<br />

B2) DAX versus Knock-Out-Hebelzertifikat<br />

33<br />

67<br />

1 2 3 5 10<br />

Hebel<br />

Quelle: TRADERS´ Grafik<br />

Dargestellt ist die volatile Entwicklung des DAX im Juli 2015 (oben). Das darunter dargestellte<br />

Long-Hebelzertifi kat (WKN CR8VL0) profi tierte überproportional vom Anstieg zwischen<br />

dem 08. und 16. Juli. <strong>Trader</strong>, die wenige Tage später long einstiegen und damit ein schlechtes<br />

Timing bewiesen, mussten einer Halbierung des Zertifi katekurses zusehen. Dieses Beispiel<br />

zeigt eindrucksvoll, dass der Hebel immer in beide Richtungen wirkt – die richtige Positionsgröße<br />

ist daher das A und O beim gehebelten Trading.<br />

Quelle: www.tradesignalonline.com<br />

100 auf 150 Euro steigen wird und möchte aus<br />

dieser Bewegung das Maximum aus dem ihm<br />

20<br />

80<br />

10<br />

90


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

T1) Übersicht der wichtigsten Hebelzertifikate<br />

Klassischer<br />

Optionsschein<br />

Turbo-Optionsschein<br />

mit Laufzeitbegrenzung<br />

Open End Turbo-<br />

Optionsschein<br />

Mini-Future<br />

Laufzeit Begrenzt Begrenzt Unbegrenzt Unbegrenzt<br />

Abhängigkeit<br />

der Rückzahlung<br />

Differenz zwischen<br />

Kurs des Basiswerts<br />

und Strike (nur am<br />

Bewertungstag)<br />

Differenz zwischen<br />

Kurs des Basiswerts<br />

und Strike;<br />

Knock-Out-Barriere<br />

Differenz zwischen<br />

Kurs des Basiswerts<br />

und Strike;<br />

Knock-Out-Barriere<br />

Knock-Out/Stopp-Loss Nein Ja Ja Ja<br />

Restwert bei Knock-Out/<br />

Stopp-Loss<br />

Volatilitätseinfluss<br />

Finanzierungskosten<br />

über<br />

Totalverlust<br />

Rückzahlung<br />

bei Fälligkeit<br />

*Ausnahme: Extreme Marktphasen<br />

Nein Nein Nein Ja*<br />

Hoch<br />

Aufgeld<br />

Kurs des Basiswerts<br />

am Laufzeitende auf<br />

oder unter (Call) bzw.<br />

auf oder über (Put)<br />

dem Basispreis<br />

Innerer Wert<br />

(am Bewertungstag)<br />

Nur in der Nähe<br />

der Barriere<br />

Aufgeld<br />

Bei Berührung/<br />

Verletzung der<br />

Barriere während<br />

der Laufzeit<br />

Innerer Wert (wenn<br />

Barriere während der<br />

Laufzeit unverletzt),<br />

ansonsten Totalverlust<br />

Differenz zwischen<br />

Kurs des Basiswerts<br />

und Strike;<br />

Stopp-Loss-Barriere<br />

Die dargestellten Hebelzertifikate unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Laufzeit und möglicher KO- beziehungsweise Stopp-Loss-Schwellen,<br />

deren Verletzen <strong>zum</strong> sofortigen Teil- beziehungsweise Totalverlust führen.<br />

Nein<br />

Anpassung Basispreis<br />

und Knock-Out<br />

Bei Berührung/<br />

Verletzung der<br />

Barriere während<br />

der Laufzeit<br />

Kein Fälligkeitstermin<br />

Nein<br />

Anpassung Basispreis<br />

und Stopp-Loss<br />

Bei Knock-Out<br />

verbleibt aufgrund<br />

eingebauter Stopp-<br />

Loss-Schwelle<br />

kleiner Restwert*<br />

Kein Fälligkeits termin<br />

Quelle: TRADERS´<br />

zur Verfügung stehenden Kapital herausholen –<br />

kur<strong>zum</strong>: Er möchte anstatt 50 Prozent gleich 200<br />

oder gar 500 Prozent an dieser Bewegung verdienen.<br />

Mithilfe des richtigen Hebelzertifikats ist<br />

genau das möglich.<br />

Es muss sich aber nicht immer nur um Spekulation<br />

handeln. Hebelzertifikate lassen sich<br />

ebenso als Absicherungsinstrumente <strong>zum</strong> Beispiel<br />

gegen fallende Kurse einsetzen. Hierzu ein<br />

einfaches Beispiel: Ein Marktteilnehmer hält ein<br />

Aktiendepot im Wert von aktuell 100 000 Euro,<br />

welches eine hohe Korrelation <strong>zum</strong> DAX aufweist.<br />

Fallende DAX-Kurse führen also zu Kursverlusten<br />

im Depot. Eine Möglichkeit sich gegen potenzielle<br />

Verluste abzusichern, ohne gleich alle Aktien<br />

verkaufen zu müssen, ist der Kauf eines Short-<br />

Hebelzertifikats auf den DAX. Dieses legt an Wert<br />

zu, wenn der DAX fällt. Mit wenig Rechenaufwand<br />

und vor allem geringem Kapitaleinsatz kann jeder<br />

Anleger mit Hebelzertifikaten solch eine Hedging-<br />

Strategie in die Tat umsetzen – und zwar ganz<br />

individuell.<br />

Neben Absicherung und Spekulation kann der<br />

Hebeleffekt auch einen großen Beitrag zur Diversifikation<br />

leisten. Hierbei werden viele unterschiedliche<br />

Wertpapiere, die untereinander einen<br />

möglichst geringen Gleichlauf (Korrelation) aufweisen,<br />

ins Depot gepackt, um einzeltitelspezifische<br />

Risiken zu reduzieren. Das „Problem“<br />

dabei: Das Anlagekapital ist begrenzt und damit


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

auch die Zahl der Portfoliopositionen. Gerade bei<br />

kleinen Depots sind Direktinvestitionen in viele<br />

Aktien damit häufig nicht umsetzbar. Hebelzertifikate<br />

können hier Abhilfe schaffen: Der Anleger<br />

muss aufgrund des Hebels nur einen geringeren<br />

Betrag pro Einzelposition investieren, wodurch er<br />

die Anzahl der verschiedenen Anlagen in seinem<br />

Depot – und damit die Streuung – im Gegensatz<br />

zu einem Direktinvestment deutlich erhöhen kann.<br />

Praxisbeispiel: Spekulation auf steigenden DAX<br />

Zur Veranschaulichung der konkreten Funktionsweise<br />

eines Hebelzertifikates und der Berechnung<br />

des Zertifikatkurses möchten wir nun einen<br />

fiktiven Trade mit einem Long-Hebelzertifikat auf<br />

den DAX zeigen. Hierbei handelt es sich um ein<br />

einfaches Hebelpapier, das von steigenden Kursen<br />

profitiert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

bleiben Finanzierungs- und Risikokosten, die der<br />

Emittent berechnet, hierbei außen vor.<br />

Wertpapier: DAX Hebelzertifikat long<br />

Basiswert: DAX<br />

Knock-Out (Basispreis): 10 500<br />

Bezugsverhältnis: 1:100 (100 Zertifikate = 1 DAX)<br />

Eine wichtige Rolle bei allen Hebelzertifikaten<br />

spielt die Knock-Out-Schwelle. Wird diese bei<br />

einem Long-Zertifikat berührt oder unterschritten,<br />

verfällt das Hebelpapier sofort wertlos, weil<br />

das hinterlegte Eigenkapital des Zertifikateinhabers<br />

aufgebraucht ist. Anders als <strong>zum</strong> Beispiel<br />

im Futures- und im CFD-Handel ist das Risiko von<br />

Verlusten, die den Einsatz übersteigen, bei Hebelzertifikaten<br />

ausgeschlossen. Schauen wir uns nun<br />

an, wie hoch der Kurs dieses Long-Hebelzertifikats<br />

<strong>zum</strong> Einstiegszeitpunkt bei einem DAX-Stand von<br />

11 000 Punkten wäre. Die Berechnung ist simpel:<br />

(Aktueller Kurs des Basiswerts - Basispreis)<br />

x Bezugsverhältnis<br />

(11 000 - 10 500) x 0,01 = 5,00 Euro<br />

Der Kurs des Hebelzertifikats liegt bei einem<br />

DAX-Stand von 11 000 Punkten demnach bei fünf<br />

Der Mini Future ist orange.<br />

Das Trading ist orange.<br />

Der Spread ist orange.<br />

Der Turbo ist orange.<br />

Der Hebel ist orange.<br />

Die Handelsqualität ist orange.<br />

Die Performance ist orange.<br />

Der Markt ist orange.<br />

Die Emotion ist orange.<br />

Der Open End Turbo ist orange.<br />

ingmarkets.de


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

T2) Haltedauer der Hebelzertifikate<br />

Produkt<br />

Haltedauer<br />

kurz mittel lang<br />

Turbo <br />

X-Turbo <br />

Open End Turbo <br />

X-Open End Turbo <br />

Mini-Future <br />

Die geplante Haltedauer spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei<br />

der Wahl der Hebelzertifikat-Variante. Diese Tabelle zeigt, welche<br />

Produkte für welche Haltedauern geeignet (grüner Haken), nicht<br />

geeignet (rotes Kreuz) oder neutral sind (Punkt).<br />

Quelle: Eigene Darstellung des Autors<br />

Euro. Da das Bezugsverhältnis 1:100 beträgt, entsprechen<br />

100 Hebelzertifikate einem DAX. Anstatt<br />

also 11 000 Euro hinzublättern, muss ein <strong>Trader</strong><br />

lediglich 500 Euro investieren, um an der Wertentwicklung<br />

des DAX zu partizipieren. Der Hebel liegt<br />

folglich bei 22 (Berechnung: 11 000 / 500 = 22).<br />

Eine Bewegung des DAX um ein Prozent bewirkt<br />

demnach eine Veränderung des Hebelzertifikates<br />

um satte 22 Prozent.<br />

Nun berechnen wir, wie sich dieses auf steigende<br />

Kurse ausgerichtete Hebelzertifikat entwickelt,<br />

wenn der DAX um vier Prozent steigt<br />

(Szenario A) beziehungsweise fällt (Szenario B).<br />

Szenario A: DAX steigt gemäß der Erwartung des<br />

<strong>Trader</strong>s um vier Prozent auf 11 440 Punkte.<br />

Kursentwicklung des Hebelzertifikats:<br />

(11 440 - 10 500) x 0,01 = 9,40 Euro (+88 Prozent)<br />

Der <strong>Trader</strong> hätte in diesem Fall einen Gewinn<br />

von 88 Prozent beim Hebelzertifikat verbuchen<br />

können, was gegenüber dem Anstieg des DAX<br />

von vier Prozent einen Hebel von 22 ergibt.<br />

Szenario B: DAX fällt entgegen der Erwartung des<br />

<strong>Trader</strong>s um vier Prozent auf 10 560 Punkte.<br />

Kursentwicklung des Hebelzertifikats:<br />

(10 560 - 10 500) x 0,01 = 0,60 Euro (-88 Prozent)<br />

In diesem ungünstigen Fall würde der <strong>Trader</strong><br />

beim Hebelzertifikat einen Verlust von 88 Prozent<br />

verkraften müssen. Dieses Beispiel demonstriert<br />

die Kehrseite des Hebeleffekts. Liegt der <strong>Trader</strong><br />

mit seiner Spekulation falsch, ist das eingesetzte<br />

Kapital beziehungsweise ein großer Teil davon<br />

sehr schnell verloren.<br />

Der Hebel wirkt immer in beide Richtungen<br />

Bild 2 zeigt den volatilen Verlauf des DAX im Juli<br />

2015. Unterhalb des Kerzencharts ist ein Long-<br />

Hebelzertifikat abgebildet. Wie man sieht, werden<br />

die Bewegungen des Index von den Hebelzertifikaten<br />

vollzogen – nur mit einer höheren Intensität.<br />

Während der DAX zwischen dem 08. und<br />

16. Juli 2015 um rund elf Prozent anstieg, gewann<br />

das Hebelpapier (WKN CR8VL0) mit dem Basispreis<br />

bei 10 500 knapp 370 Prozent. <strong>Trader</strong>, die<br />

wenige Tage später long einstiegen und damit ein<br />

schlechtes Timing bewiesen, mussten eine Halbierung<br />

des Zertifikate-Kurses verkraften, obwohl der<br />

DAX in diesem Zeitraum nur um rund fünf Prozent<br />

fiel. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass<br />

der Hebel in beide Richtungen wirkt. Die Wahl der<br />

richtigen Positionsgröße ist daher extrem wichtig<br />

– gerade, wenn man mit einem Hebel agiert. Wie<br />

immer gilt an der Börse folgende Maxime: Je höher<br />

die potenzielle Chance, desto höher das Risiko.<br />

Hebelzertifikat ist nicht gleich<br />

Hebelzertifikat – eine Übersicht<br />

Sie heißen Mini-Futures oder Turbos, andere<br />

Emittenten nennen sie WAVES oder Knock-Outs<br />

– wo liegen die genauen Unterschiede bei den<br />

Hebelzertifikate-Varianten?<br />

Fangen wir mit den Gemeinsamkeiten an:<br />

Wie normale Optionsscheine auch, verfügen alle<br />

Hebelzertifikate über einen Inneren Wert, der sich<br />

aus der Differenz des Basiswertkurses und dem<br />

Basispreis ergibt. Die Knock-Out-Barriere stellt<br />

derweil eine Art Reißleine dar, bei deren Erreichen<br />

das Hebelzertifikat sofort wertlos wird. Dabei geht<br />

der gesamte Kapitaleinsatz verloren. Eine Ausnahme<br />

bilden hier die sogenannten Mini Futures,<br />

die eine vorgelagerte Stopp-Loss-Schwelle haben<br />

und deshalb im KO-Fall in der Regel einen kleinen<br />

Restwert aufweisen.<br />

Das zentrale Unterscheidungsmerkmal bei<br />

Hebelzertifikaten ist deren Laufzeit. Während<br />

Turbo-Optionsscheine und sogenannte Day Turbos<br />

eine begrenzte Laufzeit aufweisen, sind Open<br />

End Turbos und Mini Futures in ihrer Laufzeit unbegrenzt.<br />

Dies hat Auswirkungen auf die Art und<br />

Weise, wie der Emittent die Finanzierungs kosten<br />

für das zur Verfügung gestellte Fremdkapital


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

verrechnet sowie die Risikokosten, mit denen er<br />

sich gegen Gap-Risiken absichert. Während bei<br />

Hebelzertifikaten mit einer festen Laufzeit die<br />

Kosten als Aufgeld auf den Zertifikatepreis aufgeschlagen<br />

werden, erfolgt die Verrechnung bei<br />

unbegrenzt laufenden Hebelzertifikaten durch<br />

eine regelmäßige Anpassung des Basispreises<br />

und der Knock-Out-Barriere.<br />

Anleger und <strong>Trader</strong>, die noch keine Erfahrungen<br />

mit Hebelzertifikaten gesammelt haben,<br />

sollten vor dem Erwerb daher einen Blick in das<br />

Produktblatt beziehungsweise in den Verkaufsprospekt<br />

werfen. Denn nur wenn man alle Details<br />

kennt und das Produkt von A bis Z versteht, kann<br />

aus der Trading-Idee auch ein Erfolg werden.<br />

Einen zentralen Vorteil bieten insbesondere<br />

unbegrenzt laufende Hebelzertifikate gegenüber<br />

klassischen Optionsscheinen (Puts und Calls). Sie<br />

weisen keinerlei Volatilitätseinfluss auf und ermöglichen<br />

damit eine transparente und einfache Kursberechnung.<br />

Der Vorteil gegenüber Futures, CFDs oder<br />

Direktinvestments besteht ferner darin, dass <strong>Trader</strong><br />

zu keinem Zeitpunkt mehr als den eingesetzten<br />

Betrag verlieren können – auch bei großen Gaps.<br />

Welches Zertifikat für welche Strategie?<br />

Bevor man als <strong>Trader</strong> nach einem konkreten Hebelzertifikat<br />

sucht, sollte zuerst natürlich ein vollständiger<br />

Handelsplan vorliegen, der die Ausrichtung<br />

(long oder short), konkrete Ein- und Ausstiegslevels<br />

und die genaue Positionsgröße definiert.<br />

Darüber hinaus stellt die geplante Haltedauer ein<br />

wichtiges Kriterium bei der Wahl des Zertifikats<br />

dar. Handelt es sich um einen kurzen Intraday-<br />

Trade? Dann sind alle Hebelzertifikate-Varianten<br />

eine gute Wahl. Soll dagegen ein mehrmonatiger<br />

Trend „geritten“ werden, sollte man wissen,<br />

dass Turbos bei langen Halteperioden wenig Sinn<br />

machen. Insbesondere Open End Turbos sind universell<br />

einsetzbar, weil sie eine unbegrenzte Laufzeit<br />

und damit eine börsentägliche Verrechnung<br />

der Kosten aufweisen (siehe Tabelle 2).<br />

Nicht nur die Laufzeit, auch das Risiko zählt: So<br />

stellen die mit einem „X“ im Namen versehenen<br />

Hebelzertifikate einen Sonderfall dar, weil hier ein<br />

Knock-Out nicht nur während der Kassa-, sondern<br />

auch während der gesamten Futures-Handelszeit<br />

(beim DAX-Future 8:00 bis 22:00 Uhr) eintreten<br />

kann. Sie sind deshalb auch stärker vom Eintritt<br />

des Knock-Out-Ereignisses bedroht als ihre<br />

B3) Börsenumsatz nach Produktkategorie (Juli 2015)<br />

Knock-Out-Papiere weisen mit rund 27 Prozent den höchsten<br />

Börsenumsatz im Bereich der Zertifikate-Welt auf.<br />

Quelle: Deutscher Derivate Verband (DDV)<br />

Verwandten, dafür aber günstiger und mit einem<br />

höheren Hebel ausgestattet.<br />

Erst planen, dann handeln<br />

Hebelzertifikate bieten eine einfache und effektive<br />

Möglichkeit, auch mit überschaubarem Kapital<br />

gehebelt an den Bewegungen eines Basiswerts<br />

zu partizipieren oder das Depot gegen ungewollte<br />

Kursszenarien abzusichern – auf der Long- sowie auf<br />

der Short-Seite. Wie beliebt die Hebelinstrumente<br />

sind, zeigen jüngste Studien eindrucksvoll: Nach<br />

einer aktuellen Auswertung des Deutschen Derivate<br />

Verbandes bilden KO-Papiere mit 27 Prozent die<br />

umsatzstärkste Zertifikate-Art. Wenig überraschend<br />

werden insbesondere Indizes – allen voran der DAX<br />

– sowie Aktien gehandelt, während Rohstoffe und<br />

Währungen nur einen Nebenschauplatz darstellen.<br />

Ob Mini Future, Turbo, ob hoher Hebel oder<br />

nicht: Das Wichtigste beim Handel sind drei Dinge:<br />

1. ein klar definierter Handelsplan,<br />

2. ein umfassendes Verständnis des jeweiligen<br />

Produkts und<br />

3. eine dem eigenen Handelskapital angemessene<br />

Positionsgröße. Schließlich können <strong>Trader</strong><br />

nur eines kontrollieren: ihr Risiko.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Mehr bewegen als gedacht<br />

Hebel mit Persönlichkeit<br />

» <strong>Trader</strong> sind immer wieder auf der Suche nach dem passenden Hebelprodukt,<br />

um mit wenig Einsatz möglichst viel zu bewegen. Bei diesem Vorhaben sind<br />

jedoch einige wichtige Punkte zu beachten. Neben der Funktionsweise und<br />

den Chancen und Risiken ist vor allem auch die Wirkungsweise des Hebels ein<br />

entscheidender Faktor, auf den <strong>Trader</strong> achten sollten. Und dabei geht es um Ihren<br />

ganz „persönlichen“ Hebel. «<br />

Matthias Hüppe<br />

Matthias Hüppe arbeitete schon während<br />

des Studiums für verschiedene Investmentbanken.<br />

2004 wechselte er zu HSBC Trinkaus &<br />

Burkhardt. Nach Stationen im Produktmarketing<br />

und Structured Product Sales<br />

verantwortet Matthias Hüppe seit 2010 als<br />

Direktor die Abteilung Derivatives Public<br />

Distribution bei HSBC in Düsseldorf.<br />

Hebelprodukte vollziehen überproportional die<br />

Kursbewegung einer Aktie, eines Index, eines<br />

Rohstoffs oder auch eines Währungspaares nach.<br />

Steigt <strong>zum</strong> Beispiel der DAX um zwei Prozent, vollzieht<br />

ein Open End-Turbo-Call-Optionsschein auf<br />

den DAX mit einem Hebel von vier eine Steigerung<br />

von acht Prozent. Wichtig ist jedoch auch zu wissen,<br />

dass die Hebelwirkung in beide Richtungen


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

wirkt. Denn Knock-Out-Produkte verfügen über<br />

eine Barriere, die als Knock-Out-Barriere bezeichnet<br />

wird. Wird diese im Falle eines Calls berührt<br />

oder unterschritten, tritt das Knock-Out-Ereignis<br />

ein. Bei einem Put darf diese nicht berührt oder<br />

überschritten werden. Das heißt, kommt es <strong>zum</strong><br />

Knock-Out-Ereignis, so endet die Laufzeit des<br />

Wertpapiers und der Emittent ermittelt einen entsprechenden<br />

Knock-Out-Betrag, der dem Zertifikateinhaber<br />

automatisch gutgeschrieben wird.<br />

Neben der Wirkungsweise des Hebels und<br />

den damit verbundenen erhöhten Chancen und<br />

Risiken ist vielen Marktteilnehmern zudem nicht<br />

bewusst, dass der Hebel, welcher <strong>zum</strong> Kaufzeitpunkt<br />

eines Open End-Turbo-Optionsscheins ausgewiesen<br />

ist, für den Käufer in der Zeit, in der er<br />

das gehebelte Wertpapier hält, nahezu konstant<br />

bleibt. Diese Erkenntnis lässt sich am besten in<br />

einem konkreten Beispiel beleuchten. In Tabelle 1<br />

wird von einem beispielhaften Open End-Turbo-<br />

Call-Optionsschein auf eine fiktive Musteraktie<br />

ausgegangen.<br />

Der Briefkurs für den Open End-Turbo-Call-<br />

Optionsschein errechnet sich über die Formel 1 in<br />

Formelkasten 1.<br />

Dieser Open End-Turbo-Call-Optionsschein hat<br />

somit einen Hebel von rund 11,32. Der Hebel kann<br />

wie folgt errechnet werden: (aktueller Kurs des<br />

Basiswerts / Briefkurs x Bezugsverhältnis). Das<br />

ergibt im Beispiel 120,00 Euro / 10,60 Euro x 1 <br />

11,32.<br />

<strong>Trader</strong> könnten diesen Open End-Turbo-Call-<br />

Optionsschein zu 10,60 Euro kaufen und an<br />

einer beispielhaften Entwicklung der Musteraktie<br />

innerhalb der nächsten 30 Tage von 120 Euro auf<br />

150 Euro (ein Plus von 25 Prozent) mit einem<br />

Hebel von 11,32 überproportional partizipieren.<br />

Der Open End-Turbo-Call-Optionsschein hätte<br />

dann einen Wert von 40,60 Euro, was eine prozentuale<br />

Steigerung von rund 283 Prozent (Vergleiche<br />

Tabelle 2; Spalte 1 bis 8; letzte Zeile) ergibt.<br />

Dabei wird ersichtlich, dass der<br />

„persönliche“ Hebel – also der<br />

Hebel, der <strong>zum</strong> Kaufzeitpunkt Formel 1<br />

ausgewiesen wurde – bis <strong>zum</strong><br />

Verkauf des Open End-Turbo-<br />

Call-Optionsscheins weitestgehend<br />

konstant bleibt. Denn wird<br />

die Performance des Basiswerts<br />

in Höhe von 25 Prozent mit dem<br />

T1) Open End-Turbo-Optionsschein<br />

Bezeichnung<br />

Art<br />

Basiswert<br />

Basispreis<br />

Knock-Out-Barriere<br />

Typ<br />

Wert<br />

Open End-Turbo-Optionsschein<br />

Musteraktie<br />

110,00 Euro<br />

110,00 Euro<br />

Call<br />

Bezugsverhältnis 1,00<br />

Fälligkeitstag<br />

Aufgeld<br />

Geldkurs<br />

Briefkurs<br />

akt. Kurs des Basiswerts<br />

Open End<br />

0,50 Euro<br />

10,50 Euro<br />

10,60 Euro<br />

120,00 Euro<br />

Hebel 11,32<br />

Emittentenprämie in % p.a. 2,50<br />

EONIA -0,06<br />

Anpassungsatz in % p.a. 2,44<br />

Tabelle 1 zeigt exemplarisch die Daten eines Open End-Turbos auf<br />

eine fiktive Musteraktie.<br />

Quelle: HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

Hebel in Höhe von 11,32 multipliziert, so entspricht<br />

die „persönliche“ Performance ebenfalls<br />

rund 283 Prozent.<br />

Nicht zu vergessen sind bei der Thematik die<br />

anfallenden Finanzierungskosten, die sich je nach<br />

Produktanbieter unterscheiden und speziell bei<br />

einer längeren Haltedauer von Anlegern beachtet<br />

werden sollten. Finanzierungskosten spiegeln die<br />

Kosten wieder, welche dem Emittenten bei der Konstruktion<br />

der Produkte entstehen. Diese dienen im<br />

Rahmen der Konstruktion unter anderem dazu, die<br />

überproportionale Partizipation an einen Basiswert<br />

(Hebelkomponente) zu ermöglichen. Des Weiteren<br />

Briefkurs = (Basiswert - Basispreis) x Bezugsverhältnis + Aufgeld + Spread<br />

Innerer Wert<br />

Geldkurs


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Quelle: HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

Tabelle 2 zeigt den Hebel eines Open End-Turbo-Optionsscheins mit und ohne Einfluss der Finanzierungskosten. O.B.F. = Ohne Berücksichtigung von Finanzierungskosten; M.B.F. = Mit Berücksichtigung;<br />

30 150 25,00% 110,00 40,60 3,69 11,32 283,02% 110,224 40,38 3,72 11,236269 280,91%<br />

29 149 24,17% 110,00 39,60 3,76 11,32 273,58% 110,216 39,38 3,78 11,236272 271,54%<br />

28 148 23,33% 110,00 38,60 3,83 11,32 264,15% 110,209 38,39 3,86 11,236275 262,18%<br />

3 123 2,50% 110,00 13,60 9,04 11,32 28,30% 110,022 13,58 9,06 11,236346 28,09%<br />

2 122 1,67% 110,00 12,60 9,68 11,32 18,87% 110,015 12,59 9,69 11,236349 18,73%<br />

1 121 0,83% 110,00 11,60 10,43 11,32 9,43% 110,007 11,59 10,44 11,236352 9,36%<br />

0 120 - 110,00 10,60 11,32 - - 110,000 10,60 11,32 - -<br />

Tage<br />

HSBC<br />

Zertifikate<br />

Akademie Aktie<br />

Basiswert<br />

Performance<br />

<strong>zum</strong> Tag 0<br />

Basispreis<br />

O.B.F<br />

Briefkurs<br />

O.B.F<br />

Aktueller<br />

Hebel<br />

O.B.F<br />

Persönlicher<br />

Hebel<br />

O.B.F<br />

Persönliche<br />

Performance<br />

O.B.F<br />

Basispreis<br />

M.B.F<br />

Briefkurs<br />

M.B.F<br />

Aktueller<br />

Hebel<br />

M.B.F<br />

Persönlicher<br />

Hebel<br />

M.B.F<br />

Persönliche<br />

Performance<br />

M.B.F<br />

T2) Hebel mit und ohne Finanzierungskosten<br />

wird auch die Emittentenprämie (Marge) in den<br />

Finanzierungskosten berücksichtigt. Die Finanzierungskosten<br />

werden mit der Formel 2 (siehe Formelkasten<br />

2) berechnet.<br />

Aus der Formel wird deutlich, dass die Höhe<br />

der Finanzierungskosten nicht konstant ist und je<br />

nach Marktlage schwanken kann. Der Anpassungssatz<br />

ändert sich, wenn der EONIA sich ändert. Die<br />

Marge hingegen ist in der Regel konstant und führt<br />

zu keiner Veränderung des Anpassungssatzes.<br />

Open End-Produkte haben, wie der Name schon<br />

sagt, keine im Vorhinein festgelegte Laufzeit, aber<br />

der Emittent hat ein Kündigungsrecht. Daher werden<br />

die Finanzierungskosten börsentäglich vor<br />

Handelsbeginn durch die Anpassung des Basispreises<br />

und der Knock-Out-Barriere berücksichtigt.<br />

In der Call-Variante werden der Basispreis und die<br />

Knock-Out-Barriere nach oben hin angepasst, was<br />

zur Folge hat, dass der Innere Wert entsprechend<br />

sinkt. Auf diesem Weg werden die Finanzierungskosten<br />

dem Zertifikateinhaber in Rechnung gestellt.<br />

Dieser Effekt wird in Tabelle 2 anhand eines<br />

Zahlenbeispiels ersichtlich. Am Tag 0, an dem der<br />

Open End-Turbo-Call-Optionsschein erworben<br />

wird, hat dieser einen Inneren Wert von zehn Euro<br />

[(120 Euro - 110 Euro) x 1 = 10 Euro]. Am Tag 1<br />

steigt der Basiswert von 120 Euro auf 121 Euro,<br />

woraufhin der Innere Wert eigentlich von zehn<br />

Euro auf elf Euro steigen müsste [(121 Euro - 110<br />

Euro) x 1 = 11 Euro]. Die Berücksichtigung der<br />

Finanzierungskosten, welche den Basispreis und<br />

die Knock-Out-Barriere anwachsen lassen, verdeutlichen<br />

die in den ersten beiden Zeilen in der<br />

neunten Spalte in Tabelle 2 aufgeführten Zahlen.<br />

Hierbei wurden Basispreis und Knock-Out-Barriere<br />

von Tag 0 auf Tag 1 um 0,007 Euro nach oben<br />

angepasst. Dieser Wert ergibt sich wie folgt:<br />

110 EUR x 2,44 x 1 Tag<br />

360 Tage x 100<br />

≈ 0,007 EUR<br />

Wird nun diese „Anpassung“ <strong>zum</strong> aktuellen<br />

Basispreis addiert, erhalten Anleger den indikativen<br />

Basispreis des Folgetages [110 Euro + 0,007 Euro =<br />

110,007 Euro]. Somit liegt der Innere Wert nicht wie<br />

angenommen bei elf Euro, sondern lediglich bei<br />

10,993 Euro [(121 Euro - 110,007 Euro) x 1 = 10,993<br />

Euro]. Hieraus wird ersichtlich, dass die Berücksichtigung<br />

von Finanzierungskosten durch die Anpassung<br />

von Basispreis und Knock-Out-Barriere zu


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Formel 2<br />

aktueller Basispreis x Anpassungssatz x Kalendertage<br />

360 Tage x 100<br />

+ akt. Basispreis ≈ indikativer Basispreis<br />

Anpassungssatz = Euro OverNight Index Average (EONIA) + Marge<br />

einer Reduzierung des Inneren Wertes führt. Bei<br />

einem Anlagehorizont von 30 Tagen steigen der<br />

Basispreis und die Knock-Out-Barriere somit um<br />

0,224 Euro. Dabei wird unterstellt, dass sich der<br />

EONIA in dem Zeitraum nicht verändert hat.<br />

110 EUR x 2,44 x 30 Tage<br />

360 Tage x 100<br />

≈ 0,224 EUR<br />

Bei Berücksichtigung dieser Finanzierungskosten<br />

ist der Basispreis über den Anlagezeitraum<br />

von 110 Euro auf 110,224 Euro gestiegen (siehe<br />

Tabelle 2, Spalte 9). Somit wird aus den oberen<br />

Erläuterungen deutlich, wie wichtig es ist, auf<br />

die Finanzierungskosten zu achten. Da sich diese<br />

unterscheiden, lohnt es sich bereits bei der Auswahl<br />

des passenden Hebelprodukts einen Blick<br />

auf die Finanzierungskosten des jeweiligen Produktanbieters<br />

zu werfen.<br />

Finanzierungskosten verringern auch den<br />

„persönlichen“ Hebel über die Laufzeit hinweg.<br />

In Spalte 12 der Tabelle 2 ist die „persönliche“<br />

Hebelentwicklung unter Berücksichtigung der<br />

Finanzierungskosten dargestellt. Dabei wird klar<br />

ersichtlich, dass der Hebel innerhalb der 30-tägigen<br />

Haltedauer von 11,32 auf 11,23 fällt. Dies<br />

wirkt sich entsprechend auf die „persönliche<br />

Performance“ aus. Diese beträgt nicht mehr wie<br />

ursprünglich angenommen rund 283 Prozent,<br />

sondern nur noch rund 280 Prozent. Vielleicht<br />

keine große Einbuße, aber eine permanente.<br />

Fazit<br />

Es kann abschließend festgehalten werden, dass<br />

bei Open End-Knock-Out-Produkten nicht nur der<br />

Spread, sondern auch die Finanzierungskosten<br />

eine wichtige Rolle spielen. Mit zunehmender<br />

Haltedauer eines Open End-Knock-Out-Produktes<br />

nimmt die Bedeutung des Spreads als Kostenfaktor<br />

im Vergleich zu den Finanzierungskosten<br />

ab. Letztere bestehen permanent und schmälern<br />

Ihren ganz persönlichen Hebel.<br />

Registrieren Sie sich jetzt auf<br />

www.traders-briefing.com<br />

Aufweckende Tagesprognosen <strong>zum</strong><br />

S&P 500, DAX und Bund-Future –<br />

bevor der Hahn gekräht hat!


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Die Funktions- und Wirkungsweise von Optionsscheinen<br />

Reiz und Risiko<br />

» <strong>Trader</strong>, die über Funktionsweisen und Besonderheiten von<br />

Optionsscheinen Bescheid wissen, können mit ihnen hohe Gewinne<br />

erzielen. Fehlt jedoch das nötige Grundwissen zu diesen Produkten,<br />

können den <strong>Trader</strong> böse Überraschungen ereilen. Dieser Artikel zeigt<br />

Ihnen, worauf es zu achten gilt. «<br />

Dirk Heß<br />

Dirk Heß ist Co-Head EMEA Warrant Sales &<br />

Distribution bei der Citigroup Global Markets<br />

Deutschland AG (Citi). Informationen zu<br />

Optionsscheinen finden Sie auf der Webseite<br />

www.citifirst.de unter der Rubrik „Wissen“.<br />

Zudem stehen Ihnen unter www.blog.citifirst.com<br />

noch weitere Informationen rund<br />

um Trading und Geldanlage zur Verfügung.<br />

Es ist der Traum zahlreicher Börsianer, mit geringem<br />

Einsatz in relativ kurzer Zeit hohe Gewinne<br />

zu erzielen. Optionsscheine bieten diese Möglichkeit.<br />

Sie gehören nicht nur zu den ältesten<br />

Derivaten – ihre Anfänge reichen bis ins frühe<br />

18. Jahrhundert zurück –, sondern auch zu den<br />

beliebtesten. Allein in Deutschland werden aktuell<br />

mehr als 360 000 Optionsscheine gehandelt.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Ihr Hauptmerkmal ist die<br />

Hebelwirkung, das heißt, sie<br />

nehmen an einer Kursbewegung<br />

eines Basiswerts, <strong>zum</strong><br />

Beispiel einer Aktie, überproportional<br />

teil. Aus dem Hebel<br />

resultiert die Chance auf hohe<br />

Gewinne. Entwickelt sich der<br />

Basiswert allerdings nicht in die<br />

gewünschte Richtung, kann es<br />

auch <strong>zum</strong> Verlust des kompletten<br />

Einsatzes kommen. Optionsscheine<br />

eignen sich daher<br />

in erster Linie nur für risikobereite<br />

und risikobewusste Anleger.<br />

Nur wer die Funktionsweise<br />

dieser Produkte versteht und<br />

beherrscht, kann die mit ihnen<br />

verbundenen Chancen und Risiken<br />

richtig beurteilen.<br />

Gehebelt investieren<br />

Grundsätzlich verbriefen Optionsscheine<br />

das Recht, aber<br />

nicht die Verpflichtung, einen<br />

zugrunde liegenden Basiswert<br />

zu einem vorher vereinbarten<br />

Preis auf Termin zu kaufen oder<br />

zu verkaufen. Bei Ersterem handelt<br />

es sich um einen Call, im<br />

zweiten Fall um einen Put. In der<br />

Regel sind die Käufer eines Optionsscheins<br />

jedoch nicht daran<br />

interessiert, das damit verbundene<br />

Recht auszuüben, also den<br />

Basiswert zu beziehen oder zu<br />

liefern, sondern sie möchten<br />

sich lediglich die Hebelwirkung zunutze machen.<br />

Der Spekulationsgedanke steht also im Vordergrund.<br />

In der Praxis werden Optionsscheine daher<br />

meistens bereits vor ihrem Laufzeitende wieder<br />

verkauft – wobei ein Call von steigenden Kursen<br />

des Basiswerts profitiert, während Puts bei fallenden<br />

Notierungen gewinnen.<br />

Der Preis eines Optionsscheins<br />

Wie ein Trade mit Call-Optionsscheinen aussehen<br />

kann, soll folgendes Beispiel verdeutlichen. Angenommen<br />

ein Anleger erwartet aufgrund eines<br />

Chartsignals, dass der Kurs der Daimler-Aktie<br />

B1) Rückzahlungsdiagramm eines Call-Optionsscheins<br />

Ertrag<br />

Verlust<br />

Dargestellt ist das Rückzahlungsprofil eines Call-Optionsscheins am Laufzeitende. Notiert<br />

der Basiswert dann nicht mindestens über dem Basispreis, verfällt der Optionsschein wertlos.<br />

Andererseits sind unbegrenzte Gewinne möglich.<br />

B2) Rückzahlungsdiagramm eines Put-Optionsscheins<br />

Ertrag<br />

Verlust<br />

0<br />

0<br />

Verlust des<br />

Kaufpreises des Calls<br />

Basispreis<br />

Basispreis<br />

Verlust des<br />

Kaufpreises des Puts<br />

Gewinnschwelle<br />

Optionsscheinpreis Call<br />

Kurs des Basiswerts<br />

Quelle: www.citifirst.de<br />

Gewinnschwelle<br />

Optionsscheinpreis Put<br />

Kurs des Basiswerts<br />

Dargestellt ist das Rückzahlungsprofil eines Put-Optionsscheins <strong>zum</strong> Laufzeitende. Notiert<br />

der Basiswert dann nicht unter dem Basispreis, verfällt der Put wertlos.<br />

Quelle: www.citifirst.de<br />

nach oben ausbrechen wird. Also erwirbt er Call-<br />

Optionsscheine auf die Daimler-Aktie (Basiswert)<br />

mit einem Basispreis von 70 Euro, einem Bezugsverhältnis<br />

von 1 und einer Laufzeit von einem halben<br />

Jahr. Was würde ein solcher Call kosten?<br />

Um diese Frage zu beantworten, muss man<br />

wissen, dass sich der Preis eines Optionsscheins<br />

– egal ob Call oder Put – aus einem Inneren Wert<br />

und einem Zeitwert zusammensetzt. Der Innere<br />

Wert gibt an, wieviel der Optionsschein wert<br />

wäre, wenn das Bezugsrecht ausgeübt würde. Im<br />

obigen Beispiel verbrieft ein Call das Recht, eine<br />

Daimler-Aktie zu 70 Euro (Basispreis) zu beziehen.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

T1) Einflussfaktoren auf den Optionsscheinpreis<br />

Einflussfaktor Basiswert Volatilität Restlaufzeit<br />

Veränderung<br />

Preis eines Calls<br />

Preis eines Puts<br />

Die Tabelle zeigt den Einfluss drei wichtiger Faktoren auf den Preis<br />

von Call- und Put-Optionsscheinen. Weitere Faktoren wären etwaige<br />

Veränderungen bei den Dividendenerwartungen (bei Optionsscheinen<br />

auf Aktien) sowie Veränderungen des Zinsniveaus (in der<br />

Tabelle aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Relevanz nicht<br />

aufgeführt).<br />

Quelle: www.citifirst.de<br />

Bei einem aktuellen Kurs der Daimler-Aktie von<br />

75 Euro könnte die Aktie also theoretisch um fünf<br />

Euro unter ihrem aktuellen Preis bezogen werden.<br />

Folglich liegt der Innere Wert des Calls bei fünf<br />

Euro. Angenommen, die Daimler-Aktie würde<br />

nun um einen Euro auf 76 Euro steigen, dann<br />

würde sich der Innere Wert des Calls ebenfalls<br />

um einen Euro von fünf auf sechs Euro erhöhen.<br />

Hier kommt <strong>zum</strong> ersten Mal die Hebelwirkung<br />

von Optionsscheinen <strong>zum</strong> Vorschein. Denn während<br />

die Daimler-Aktie lediglich um 1,3 Prozent<br />

gestiegen ist, hat der Innere Wert des Calls<br />

20 Prozent hinzugewonnen. Sollte der Basiswertkurs<br />

allerdings sinken, wären überproportionale<br />

Verluste die Folge. Fällt er unter den Basispreis,<br />

dann würde sich der Innere Wert auf Null Euro<br />

abbauen (ein negativer Innerer Wert ist nicht<br />

möglich). Der Optionsschein wäre dann „aus dem<br />

Geld“. Notiert der Basiswert dagegen wie im Beispiel<br />

über dem Basispreis, dann ist der Call „im<br />

Geld“. Die dritte Möglichkeit ist, dass der Basiswertkurs<br />

in etwa auf Höhe des Basispreises liegt.<br />

In diesem Fall wäre ein Optionsschein „am Geld“.<br />

Zeitwerteffekte beachten<br />

Legt man nur den Inneren Wert zugrunde, dann<br />

wäre die Preisentwicklung von Optionsscheinen<br />

relativ transparent nachzuvollziehen. So einfach<br />

ist es aber leider nicht, denn Optionsscheine<br />

besitzen – wie bereits erwähnt – auch einen<br />

Zeitwert. Das heißt, sie werden mit einem über<br />

ihrem Inneren Wert liegenden Preis gehandelt.<br />

Im Beispiel mit der Daimler-Aktie würde der Call-<br />

Optionsschein nicht fünf Euro, sondern aktuell<br />

etwa 8,50 Euro kosten. Warum ist das so? Der<br />

Zeitwert ist vereinfacht ausgedrückt eine Art Prämie,<br />

die der Käufer eines Optionsscheins für die<br />

Chance zahlt, dass die Spekulation im Zeitverlauf<br />

aufgeht. Wie hoch er ist und wie er sich verändert,<br />

hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sich<br />

wiederum gegenseitig beeinflussen. Zu den wichtigsten<br />

Faktoren gehören die Laufzeit des Optionsscheins,<br />

die Kursentwicklung des Basiswerts<br />

sowie die implizite Volatilität, also die erwartete<br />

Schwankungsintensität des Basiswertkurses.<br />

Spekulation gegen die Zeit<br />

Warum die Laufzeit eines Optionsscheins den<br />

Zeitwert beeinflusst, ist relativ einfach zu erklären.<br />

Denn je länger die Laufzeit, umso größer ist<br />

die Chance, dass der Basiswert in die „richtige“<br />

Richtung geht. Ein Schein mit einer längeren Laufzeit<br />

ist daher wertvoller als ein vergleichbares<br />

Papier mit näherem Fälligkeitsdatum. Damit gilt:<br />

Je länger die Restlaufzeit eines Optionsscheins,<br />

desto größer ist sein Zeitwert. Umgekehrt ist<br />

aber auch logisch, dass sich der Zeitwert im Zeitverlauf<br />

immer weiter abbaut, bis er am Ende der<br />

Laufzeit Null beträgt. Der Optionsscheinpreis ist<br />

dann identisch mit dem Inneren Wert (sollte er<br />

über keinen Inneren Wert verfügen, dann würde<br />

der Schein wertlos verfallen). Wer Optionsscheine<br />

kauft, muss also immer die zeitliche Komponente<br />

seines Investments einbeziehen. Der Zeitwertverfall<br />

kann nur durch einen steigenden Inneren<br />

Wert ausgeglichen werden. Außerdem gilt, dass<br />

der Zeitwert bei einem am Geld liegenden Optionsschein<br />

am größten ist. Je weiter der Optionsschein<br />

aus dem Geld ist, desto geringer ist sein<br />

Zeitwert, da die Chance, dass der Optionsschein<br />

doch noch im Geld landet, immer geringer wird.<br />

Die Wirkung der Volatilität<br />

Ein ebenfalls ganz wesentlicher Einflussfaktor<br />

auf den Zeitwert ist die implizite Volatilität des<br />

Basiswerts. Sie gibt die von den Marktteilnehmern<br />

erwartete künftige Schwankungsbreite eines<br />

Wertpapiers an. Je höher die implizite Volatilität,<br />

umso stärker die erwarteten Kursschwankungen<br />

und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

sich der Basiswert in die gewünschte Richtung<br />

bewegt. Das heißt: Je höher die erwartete Volatilität,<br />

umso höher ist der Zeitwert eines Optionsscheins.<br />

Dies gilt gleichermaßen für Calls und Puts.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

„ “<br />

Richtig eingesetzt sind Optionsscheine mit ihrem Risiko/<br />

Ertragsprofil eines der besten Produkte, um Strategien<br />

erfolgreich umzusetzen.<br />

Grundsätzlich sind Optionsscheine also vergleichsweise<br />

teuer, wenn an den Finanzmärkten die Kursschwankungen<br />

stark sind – und umgekehrt.<br />

Ein Punkt, der von Optionsschein-Anlegern<br />

in diesem Zusammenhang oftmals unterschätzt<br />

wird, sind die <strong>zum</strong> Teil heftigen Auswirkungen auf<br />

den Zeitwert, wenn sich die implizite Volatilität des<br />

Basiswerts verändert. Dazu muss man wissen,<br />

dass die Volatilität in Zeiten starker Kursverluste<br />

in der Regel besonders hoch ist, da Kursverluste<br />

<strong>zum</strong>eist ruckartig erfolgen. Stabilisiert sich der<br />

Markt und die Kurse tendieren wieder nach oben,<br />

geht die Volatilität <strong>zum</strong>eist sehr schnell zurück.<br />

Wer also nach einem Kursrutsch einen Call relativ<br />

teuer erwirbt, um damit auf eine Gegenbewegung<br />

zu spekulieren, muss damit rechnen, dass<br />

Gewinne aus einer positiven Entwicklung des<br />

Basiswerts durch negative Zeitwerteffekte teilweise<br />

oder sogar ganz aufgezehrt werden können.<br />

Gleichwohl bieten Volatilitätsveränderungen<br />

aber auch eine Chance: Wer <strong>zum</strong> Beispiel in ruhigen<br />

Börsenzeiten einen Put in Erwartung eines<br />

Kursrutsches erwirbt, würde von fallenden Kursen<br />

gleich doppelt profitieren: <strong>zum</strong> einen von der<br />

negativen Entwicklung des Basiswerts, <strong>zum</strong> anderen<br />

von einem steigenden Zeitwert.<br />

Alternative zu Optionsscheinen<br />

Aufgrund der zahlreichen Faktoren, die den Zeitwert<br />

beeinflussen, ist die Preisentwicklung eines<br />

Optionsscheins während seiner Laufzeit für unerfahrene<br />

<strong>Trader</strong> schwer nachzuvollziehen. Mehr<br />

Transparenz bieten Knock-Out-Produkte, die auch<br />

als Turbos oder Mini-Futures bezeichnet werden.<br />

Sie beinhalten aufgrund ihrer speziellen Konstruktion<br />

keinen oder kaum einen Zeitwert. Weil sie<br />

damit billiger sind, verfügen sie über eine höhere<br />

Hebelwirkung als vergleichbare Optionsscheine.<br />

Das macht sie allerdings auch riskanter, da Knock-<br />

Outs sofort wertlos verfallen, sollte der Basiswert<br />

eine bestimmte Schwelle, die Knock-Out-Barriere,<br />

berühren. Bei Optionsscheinen ist dagegen eine<br />

Erholung bis <strong>zum</strong> Laufzeitende möglich.<br />

Hebel ist nicht gleich Hebel<br />

Und noch einen Punkt gilt es zu beachten: Die<br />

Hebelwirkung stellt für Anleger den Hauptanreiz<br />

für den Kauf von Optionsscheinen dar. Anfänger<br />

machen häufig den Fehler, lediglich den „einfachen<br />

Hebel“ eines Optionsscheines zu berechnen,<br />

indem sie den Kurs des Basiswerts (gegebenenfalls<br />

bereinigt durch das Bezugsverhältnis) durch<br />

den Preis des Optionsscheins dividieren. Im Beispiel<br />

mit dem Call-Optionsschein auf die Daimler-<br />

Aktie würde der einfache Hebel 8,8 betragen (75<br />

Euro / 8,50 Euro). Diese Berechnung ist jedoch<br />

ungenau, insbesondere bei Optionsscheinen, die<br />

weit aus dem Geld notieren.<br />

Deutlich realistischer wird die Hebelwirkung<br />

dadurch wiedergeben, indem der „einfache<br />

Hebel“ mit dem Delta multipliziert wird. Das Delta<br />

ist eine Kennzahl aus der Optionsscheintheorie.<br />

Es misst die absolute Veränderung des Optionsscheinpreises<br />

in Euro, wenn sich der Basiswertkurs<br />

um einen Euro verändert. Angenommen,<br />

das Delta bei dem Call aus dem Daimler-Beispiel<br />

liegt bei 0,6. Das heißt, bei einem Preisanstieg der<br />

Daimler-Aktie um einen Euro würde der Call um<br />

0,6 Euro zulegen. Multipliziert man den einfachen<br />

Hebel mit dem Delta, ergibt sich ein „effektiver<br />

Hebel“ von 5,3 (8,8 x 0,6). Im Fachjargon wird der<br />

effektive Hebel auch Omega genannt. Das Omega<br />

gibt an, um wieviel Prozent sich der Kurs eines<br />

Optionsscheins verändert, wenn sich der Basiswert<br />

um ein Prozent verändert. Auch dieser Punkt<br />

zeigt, dass man beim Handel mit Optionsscheinen<br />

über gewisse Grundlagen verfügen sollte.<br />

Das Basiswissen schützt zwar nicht vor allen Verlusten,<br />

es hilft aber, unnötige Fehler zu vermeiden.<br />

Und richtig eingesetzt sind Optionsscheine<br />

mit ihrem Risiko/Ertragsprofil eines der besten<br />

Produkte, um Strategien erfolgreich umzusetzen.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Das steckt hinter Discount-Optionsscheinen<br />

Traden mit Preisnachlass<br />

» Mit klassischen Optionsscheinen und anderen Hebelprodukten ist in Seitwärtsphasen nur schwer Geld<br />

zu verdienen. Eine Alternative bieten Discount-Optionsscheine. Bei diesen verzichtet der Anleger auf<br />

die volle Kurschance eines klassischen Optionsscheins und erhält im Gegenzug einen „Preisnachlass“<br />

(Discount) beim Kauf. Dieser sorgt dafür, dass mit Discount-Optionsscheinen auch bei moderaten<br />

Kursbewegungen des Basiswerts Gewinne erzielt werden können. Dabei sind sogar Szenarien denkbar,<br />

in denen der Basiswert eigentlich in die „falsche“ Richtung läuft, der Discount-Optionsschein dem<br />

Anleger aber trotzdem noch einen Gewinn beschert. «<br />

Funktionsweise<br />

Bei einem Discount-Optionsschein sind zwei<br />

Kursmarken zu beachten: <strong>zum</strong> einen der Basispreis,<br />

ab dem der Anleger von Bewegungen<br />

des jeweils abgebildeten Basiswerts partizipiert<br />

und <strong>zum</strong> anderen das Cap, das die Obergrenze<br />

für die Beteiligung an diesen Kursbewegungen<br />

bestimmt. Bei Discount-Call-Optionsscheinen<br />

liegt dieses Cap oberhalb des Basispreises, bei<br />

Discount-Put-Optionsscheinen darunter. Bei Fälligkeit<br />

eines Discount Calls erhält der Anleger<br />

wie bei einem klassischen Call-Optionsschein die<br />

Differenz zwischen dem am Laufzeitende festgestellten<br />

Kurs des Basiswerts und dem Basispreis<br />

bereinigt um das Bezugsverhältnis ausgezahlt.<br />

Die Höhe dieser Auszahlung wird anders als<br />

beim klassischen Call allerdings nach oben<br />

Anouch Wilhelms<br />

Anouch Wilhelms ist Zertifikate-Experte bei<br />

der Commerzbank und in diesem Bereich<br />

mehr als zehn Jahre tätig. Er studierte<br />

Betriebswirtschaft in Frankfurt und Madrid<br />

und startete direkt nach dem Studium bei der<br />

Commerzbank in Frankfurt im Bereich Aktien<br />

und Rohstoffe. Heute ist er Spezialist für<br />

strukturierte Wertpapiere.<br />

durch das Cap begrenzt. Der maximale Rückzahlungswert<br />

ergibt sich folglich aus dem Abstand<br />

zwischen Basispreis und Cap, wobei für Discount-<br />

Optionsscheine auf Indizes meist ein Höchstbetrag<br />

von drei oder fünf Euro vorgesehen ist. Dies entspricht<br />

unter Berücksichtigung des bei Indexprodukten<br />

üblichen Bezugsverhältnisses von 100:1<br />

genau 300 beziehungsweise 500 Indexpunkten.<br />

Bild 1 veranschaulicht das Rückzahlungsprofil<br />

eines Discount-Call-Optionsscheins auf den DAX<br />

mit einem Basispreis von 9500 Indexpunkten,<br />

einem Cap bei 10 000 Indexpunkten und einem<br />

Bezugsverhältnis von 100:1. Bei Indexständen<br />

T1) Optionsscheine im Vergleich<br />

Discount-Call-<br />

Optionsschein<br />

Klassischer Call-<br />

Optionsschein<br />

Basispreis 9500 Punkte 9500 Punkte<br />

Cap 10 000 Punkte –<br />

Bezugsverhältnis 100:1 100:1<br />

Preis des<br />

Optionsscheins<br />

2,72 Euro 4,97 Euro<br />

Hier werden ein Discount-Call-Optionsschein und ein klassischer<br />

Call-Optionsschein gegenübergestellt.<br />

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

zwischen Basispreis und Cap<br />

steigt der Rückzahlungswert<br />

stetig an, bis er den Höchstwert<br />

von fünf Euro erreicht. Wie weit<br />

der Index über das Cap hinaussteigt,<br />

ändert nichts mehr an<br />

der Rückzahlungshöhe. Zugleich<br />

zeigt sich, dass der Wert des<br />

Discount-Calls bei Indexständen<br />

unterhalb des Basispreises auf<br />

Null sinkt: In diesem Fall verfällt<br />

der Optionsschein wertlos.<br />

B1) Rückzahlungsprofil eines Discount-Call-Optionsscheins<br />

Vergleich mit einem<br />

klassischen Optionsschein<br />

Der Reiz von Discount-Optionsscheinen<br />

besteht darin, dass sie<br />

<strong>zum</strong> Ausgleich für die Begrenzung<br />

der möglichen Gewinne einen<br />

in der Regel deutlichen Preisabschlag<br />

(Discount) gegenüber<br />

einem klassischen Optionsschein<br />

mit gleichem Basispreis und gleicher<br />

Laufzeit aufweisen. Hieraus<br />

ergibt sich ein stark abweichendes<br />

Profil für die bei Fälligkeit zu<br />

erwartende Rückzahlung.<br />

Bild 2 zeigt den Discount-Call-<br />

Optionsschein aus dem vorhergehenden<br />

Beispiel im Vergleich<br />

zu einem klassischen Call mit<br />

dem gleichen Basispreis und<br />

derselben Laufzeit. Bei einem<br />

Indexstand von 9500 Punkten<br />

und darunter würden beide Optionsscheine<br />

wertlos verfallen.<br />

Im Bereich zwischen 9500 und<br />

10 000 Punkten wäre der Rückzahlungswert<br />

identisch. Über<br />

einen Indexstand von 10 000<br />

Punkten hinaus wird der Discount<br />

Call durch das Cap ausgebremst,<br />

wohingegen der klassische Call<br />

bei weiter steigenden Indexständen immer stärker<br />

an Wert zulegt. Der Gleichlauf der Rückzahlungswerte<br />

zwischen 9500 und 10 000 Indexpunkten ist<br />

jedoch nicht gleichbedeutend mit einer identischen<br />

Gewinnspanne. Denn aufgrund des Preisabschlags<br />

zahlen Anleger für den Discount Call einen deutlich<br />

geringeren Preis (siehe Tabelle 1).<br />

Das Rückzahlungsprofil des Discount-Call-Optionsscheins zeigt die Entwicklung in Euro<br />

(orange Linie) in Abhängigkeit vom jeweiligen DAX-Stand am Laufzeitende. Ist dieser beispielsweise<br />

bei 9500 Punkten, liegt der Rückzahlungsbetrag bei Null Euro.<br />

B2) Klassischer Call versus Discount-Call<br />

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets<br />

Hier wird ein klassischer Call-Optionsschein mit einem Discount-Call-Optionsschein verglichen.<br />

Beide sind mit einem Basispreis von 9500 Punkten ausgestattet. Es ist klar zu erkennen,<br />

dass der Discount-Call-Optionsschein maximal einen Rückzahlungsbetrag von fünf Euro<br />

erzielen kann, wohingegen der klassische Call-Optionsschein unbeschränkt steigen kann.<br />

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets<br />

Beim Vergleich der absoluten Gewinnchancen<br />

(Bild 3) wird ersichtlich, wie sich die unterschiedlichen<br />

Einstiegskurse auf das Gewinnpotenzial<br />

der beiden Optionsscheine auswirken. Der geringere<br />

Kapitaleinsatz beim Discount Call führt<br />

dazu, dass dieser bei einem moderaten Indexanstieg<br />

einen höheren absoluten Gewinn erzielt.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

B3) Vergleich von Gewinn- und Verlustrechnung<br />

Bei einem Vergleich von Gewinn und Verlustrechnung wird schnell klar, dass die Gewinnbegrenzung<br />

lange Zeit einen Vorteil gegenüber einem klassischen Optionsschein bietet. Erst<br />

wenn der Basiswert stark steigt ändert sich dies.<br />

B4) Relativer Gewinn/Verlust-Vergleich<br />

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets<br />

Beim relativen Gewinn/Verlust-Vergleich fällt auf, dass der Discount-Call-Optionsschein<br />

lange besser abschneidet als ein klassischer Optionsschein. Durch den geringeren Einstandswert<br />

ergibt sich noch bis weit über das Cap hinaus ein prozentualer Vorteil. Nur wenn<br />

der Basiswert sehr stark steigt, liegt der klassische Optionsschein vorne.<br />

Außerdem erreicht der Discount Call per Fälligkeit<br />

wegen des geringeren Einstiegskurses deutlich<br />

früher die Gewinnzone als der klassische Call.<br />

Zu beachten ist zudem, dass<br />

der Bereich, ab dem der klassische<br />

Call-Optionsschein einen<br />

höheren Gewinn einbringt, erst<br />

deutlich oberhalb des Caps des<br />

Discount Calls beginnt.<br />

Noch klarer wird der relative<br />

Vorteil des Discount Calls<br />

bei moderaten bis mittleren<br />

Indexanstiegen, wenn nicht der<br />

absolute Gewinn in Euro, sondern<br />

der prozentuale Anlageerfolg<br />

betrachtet wird (siehe Bild<br />

4). Bezogen auf den Einstiegskurs<br />

von 2,72 Euro entspricht<br />

der maximal mögliche Gewinn<br />

des Discount-Calls von 2,28 Euro<br />

einem Kursplus von 83,8 Prozent.<br />

Er wird erzielt, wenn der<br />

Index am Ende der Laufzeit auf<br />

oder über 10 000 Punkten notiert.<br />

Um mit dem zu 4,97 Euro angebotenen<br />

klassischen Call denselben<br />

prozentualen Gewinn zu<br />

erzielen, müsste der Index auf<br />

mehr als 10 400 Punkte steigen.<br />

Für Discount-Put-Optionsscheine<br />

gilt: Der Discount Put<br />

gewinnt bei fallenden Indexständen<br />

an Wert, wobei aufgrund<br />

von Cap und Preisabschlag<br />

auch hier bei moderaten Indexverlusten<br />

entsprechend höhere<br />

Gewinne erzielt werden können<br />

als mit einem klassischen Put-<br />

Optionsschein. Bei sehr starken<br />

Indexverlusten fällt der Gewinn<br />

des klassischen Puts ab einem<br />

bestimmten Punkt hingegen<br />

höher aus.<br />

Fazit<br />

Die Beispiele haben deutlich<br />

gezeigt, dass unter bestimmten<br />

Umständen Discount-Optionsscheine<br />

attraktiver sind als<br />

klassische Optionsscheine. Discount-Optionsscheine<br />

sind nicht nur auf den DAX<br />

zu finden, sondern auch auf Aktien wie Apple oder<br />

Tesla und auf Rohstoffe wie WTI und Brent Öl.<br />

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets


Bestellen Sie die TRADERS´ CD 2014<br />

mit allen Ausgaben aus dem Jahr 2014<br />

Abonnenten erhalten TRADERS´ auf CD <strong>zum</strong> Preis von 29,90 Euro*.<br />

Nichtabonnenten zahlen 75,90 Euro*.<br />

Bestellen Sie jetzt per E-Mail an verwaltung@traders-mag.com,<br />

im Shop unter www.traders-media.de oder telefonisch<br />

unter 09 31/4 52 26-0.<br />

*inkl. MwSt. versandkostenfrei innerhalb Deutschlands. Es gelten unsere AGBs.<br />

Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie das bestellte Produkt erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß<br />

den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr.1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Der Widerruf ist zu richten an:<br />

TRADERS´ media GmbH, Barbarastraße 31 a, 97074 Würzburg; Telefon: 09 31/4 52 26-0, Telefax: 09 31/4 52 26-13, E-Mail: abo@traders-mag.com.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Alles über exotische Optionsscheine<br />

Wenn Bulle und Bär Urlaub machen<br />

» Wenn Bulle und Bär Urlaub machen, ist es oft schwer, an der Börse erfolgreich zu<br />

agieren. Sowohl mit klassischen Call- und Put-Optionsscheinen als auch mit Long- und<br />

Short-Turbos setzen <strong>Trader</strong> auf möglichst große Marktbewegungen. Bleiben diese<br />

aber aus, verlieren <strong>Trader</strong> möglicherweise Zeitwert oder Finanzierungskosten. Mit<br />

exotischen Optionsscheinen können Anleger indes gerade in (scheinbar) ruhigeren<br />

Börsenphasen von Seitwärtsbewegungen profitieren. «<br />

Was sind exotische Optionsscheine?<br />

Exotische Optionsscheine sind mittlerweile in<br />

einer derart großen Produktpalette verfügbar<br />

Alana Maue<br />

Alana Maue startete ihre Karriere nach dem<br />

erfolgreichen Abschluss ihres Studiums zur<br />

Diplom-Betriebswirtin (FH) mit Schwerpunkt<br />

Banking & Finance und einem Praktikum<br />

bei der Société Générale. Seit September<br />

2011 ist sie als Produktmanagerin im Public<br />

Distribution-Team in der Frankfurter Niederlassung<br />

der französischen Großbank tätig.<br />

und konnten sich so schnell als Lösung für viele<br />

neuartige Trading-Herausforderungen etablieren,<br />

dass sie wohl von keinem Anleger mehr als<br />

wirklich ausgefallene Produkte betrachtet werden.<br />

Dennoch unterscheiden sich exotische Optionsscheine<br />

grundsätzlich von klassischen Optionsscheinen.<br />

Sie sollten deren Funktionsweise,<br />

sowie die Chancen und Risiken kennen, bevor Sie<br />

investieren.<br />

Zum einen verfügen exotische Optionsscheine<br />

über (mindestens) eine Barriere – dies<br />

hat Auswirkungen auf das Verhalten der Produkte<br />

gegenüber diversen Einflussfaktoren.<br />

Zum anderen kennen die hier vorgestellten


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

exotischen Optionsscheine bei<br />

Laufzeitende nur zwei mögliche<br />

Zahlungsströme: Entweder<br />

zahlen sie einen vorab definierten<br />

Festbetrag zurück, der die<br />

Maximalrendite darstellt (hier<br />

zehn Euro) oder sie verfallen<br />

wertlos und Anleger realisieren<br />

einen Totalverlust. Da nur zwei<br />

Rückzahlungsbeträge denkbar<br />

sind, werden diese exotischen<br />

Optionsscheine auch als binäre<br />

oder digitale Optionsscheine<br />

bezeichnet.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

StayHigh-Optionsschein<br />

Mit einem StayHigh-Optionsschein<br />

können Sie eine<br />

wesentlich defensivere Markteinschätzung<br />

umsetzen als mit<br />

einem klassischen Call-Optionsschein<br />

oder einem Long<br />

Turbo-Produkt. Wer etwa davon<br />

ausgeht, dass der Goldpreis<br />

bis <strong>zum</strong> Jahresende immer<br />

oberhalb von 1075 US-Dollar<br />

notieren wird, könnte auf einen<br />

StayHigh-Optionsschein mit<br />

B1) Beispiel Gold<br />

der Barriere bei 1075 US-Dollar<br />

und einem Endtag im Dezember<br />

setzen, dessen Preis mit<br />

8,50 Euro angenommen wird.<br />

Die Goldnotierungen müssen<br />

während der Laufzeit nicht<br />

ansteigen, sondern lediglich<br />

immer über der Barriere liegen,<br />

damit Sie den Rückzahlungsbetrag<br />

von zehn Euro und damit<br />

eine Rendite von 1,50 Euro oder<br />

17,65 Prozent in den nächsten<br />

vier Monaten erzielen. Sollte<br />

die Barriere allerdings auch nur einmal berührt<br />

oder unterschritten werden, verfällt der Stay-<br />

High-Optionsschein sofort wertlos und Sie realisieren<br />

einen Totalverlust. Die Ausbuchung aus<br />

dem Depot erfolgt zu einem Restwert in Höhe<br />

von 0,001 Euro.<br />

Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Barriere<br />

eines StayHigh-Optionsscheins, desto geringer<br />

Die rote Linie zeigt die Barriere eines StayHigh-Optionsscheins auf Gold. Fällt der Kurs während<br />

der Laufzeit auf oder unter diese Marke, verfällt das Produkt wertlos zu 0,001 Euro<br />

(siehe orange Linie). Wird die Barriere dagegen nicht verletzt, kommt es zur Auszahlung von<br />

zehn Euro (grüne Linie).<br />

B2) Beispiel Brent Crude Oil-Future<br />

Quelle: www.sg-zertifikate.de<br />

Die rote Linie zeigt die Barriere eines StayLow-Optionsscheins auf Brent Crude Oil. Steigt<br />

der Kurs während der Laufzeit auf oder über diese Marke, verfällt das Produkt wertlos zu<br />

0,001 Euro (siehe orange Linie). Wird die Barriere dagegen nicht verletzt, kommt es zur Auszahlung<br />

von zehn Euro (grüne Linie).<br />

Quelle: www.sg-zertifikate.de<br />

ist das Risiko ihrer Verletzung. Je niedriger das<br />

Risiko, desto höher liegt folglich der Produktpreis<br />

und desto niedriger ist die mögliche Maximalrendite.<br />

Da der Rückzahlungsbetrag auf zehn Euro<br />

standardisiert ist, lassen sich die Chance/Risiko-<br />

Potenziale verschiedener StayHigh-Optionsscheine<br />

gut vergleichen und mit den individuellen<br />

Vorstellungen abgleichen.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

B3) Beispiel EUR/USD<br />

Die roten Linien zeigen die Barrieren eines Inline-Optionsscheins auf den EUR/USD. Fällt<br />

der Kurs während der Laufzeit auf oder unter die untere Barriere oder steigt er auf oder über<br />

die obere Barriere, verfällt das Produkt wertlos zu 0,001 Euro (siehe orange Linien). Wird<br />

dagegen keine der Barrieren verletzt, kommt es zur Auszahlung von zehn Euro (grüne Linie).<br />

Anwendungsbeispiel StayLow-Optionsschein<br />

Der Preis für Rohöl ist seit Sommer letzten Jahres<br />

stark unter Druck geraten. Wer davon ausgeht,<br />

dass der Ölpreis bis Mitte nächsten Jahres weiter<br />

seitwärts tendiert und nie über die Marke von<br />

60 US-Dollar ansteigt, könnte seine Markteinschätzung<br />

mit einem StayLow-Optionsschein mit<br />

einer Barriere bei 60 US-Dollar und einem Endtag<br />

im Juni 2016 umsetzen. Um bei einem Kaufpreis<br />

von angenommenen 6,25 Euro den Rückzahlungsbetrag<br />

von zehn Euro am Laufzeitende zu<br />

kassieren, braucht der Preis für Brent Crude Oil<br />

nicht weiter zu fallen; es genügt, dass er konstant<br />

bleibt und nicht ansteigt. In diesem Fall ist eine<br />

Rendite von 3,75 Euro oder 60 Prozent auf rund<br />

zehn Monate möglich. Andernfalls – bei einer<br />

Berührung oder Überschreitung der Barriere –<br />

verfällt der StayLow-Optionsschein sofort wertlos<br />

und Sie realisieren einen Totalverlust.<br />

Auch bei einem StayLow-Optionsschein gilt:<br />

Je geringer die Wahrscheinlichkeit der Verletzung<br />

der Barriere, desto höher ist der Preis des Produkts.<br />

Je höher der Preis, desto niedriger liegt die<br />

Maximalrendite. Wer dagegen einen extrem günstigen<br />

StayLow-Optionsschein mit einer Barriere<br />

nahe am aktuellen Basiswertkurs wählt, erhält<br />

zwar ein hohes Renditepotenzial, muss aber auch<br />

mit höherer Wahrscheinlichkeit mit dem Knock-<br />

Out des Produkts rechnen.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Inline-Optionsschein<br />

Im Gegensatz zu den StayHighund<br />

StayLow-Optionsscheinen<br />

sind bei Inline-Optionsscheinen<br />

nicht eine, sondern zwei Barrieren<br />

aktiv, die nicht vom Kurs des<br />

Basiswerts berührt werden dürfen.<br />

Mit Inline-Optionsscheinen<br />

setzen Anleger darauf, dass sich<br />

ein bestimmter Basiswert innerhalb<br />

einer bestimmten Kursbandbreite<br />

bewegt und diese<br />

weder nach oben noch nach<br />

unten verlässt.<br />

Wer davon ausgeht, dass<br />

der EUR/USD-Wechselkurs bis<br />

Jahresende weder unter 1,05<br />

fällt noch über 1,25 steigt, der<br />

könnte in einen Inline-Optionsschein<br />

mit diesen beiden Barrieren<br />

und einem Endtag im Dezember 2015 <strong>zum</strong><br />

angenommenen Preis von 7,75 Euro investieren.<br />

Beim Rückzahlungsbetrag von zehn Euro ist eine<br />

Rendite von 2,25 Euro oder 29 Prozent bis Jahresende<br />

möglich – sofern keine der Barrieren jemals<br />

berührt wird. Ansonsten verfällt das Produkt<br />

sofort wertlos und wird mit einem Restwert von<br />

0,001 Euro aus dem Depot ausgebucht.<br />

Wie auch für die StayHigh- und StayLow-Optionsscheine<br />

gilt für Inline-Optionsscheine (unter der<br />

Annahme, dass der Basiswertkurs in etwa auf der<br />

Mitte zwischen beiden Barrieren notiert): Je weiter<br />

die beiden Barrieren voneinander entfernt sind<br />

und je kürzer die Restlaufzeit des Produkts, desto<br />

niedriger die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen<br />

Bruchs einer Barriere und damit des wertlosen Verfalls.<br />

Je niedriger das Risiko, desto höher der Preis<br />

und desto geringer die maximale Renditechance.<br />

Da der Rückzahlungsbetrag von Inline-Optionsscheinen<br />

auf zehn Euro standardisiert ist, lassen<br />

sich die Chancen und Risiken verschiedener Inline-<br />

Optionsscheine gut einander gegenüberstellen.<br />

Quelle: www.sg-zertifikate.de<br />

Preisfaktoren von exotischen Optionsscheinen<br />

Wichtige Voraussetzung für den spekulativen Einsatz<br />

von exotischen Optionsscheinen ist nicht nur die<br />

Kenntnis ihrer Funktionsweise, sondern auch ihres<br />

Verhaltens während der Laufzeit. Die „Exoten“ unterliegen<br />

zwar den gleichen Einfluss- oder Preisfaktoren


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

T1) Preisfaktoren<br />

Preisfaktor<br />

Bewegung des<br />

Preisfaktors<br />

Preis des<br />

StayHigh-OS<br />

Preis des<br />

StayLow-OS<br />

Preis des Inline-OS<br />

Basiswertkurs nahe<br />

der oberen Barriere<br />

Basiswertkurs nahe<br />

der unteren Barriere<br />

steigt steigt fällt fällt steigt<br />

Kurs des Basiswerts<br />

bleibt konstant steigt steigt steigt steigt<br />

fällt fällt steigt steigt fällt<br />

steigt fällt fällt fällt fällt<br />

Volatilität des Basiswerts<br />

bleibt konstant bleibt konstant bleibt konstant bleibt konstant bleibt konstant<br />

fällt steigt steigt steigt steigt<br />

Restlaufzeit<br />

sinkt kontinuierlich steigt steigt steigt steigt<br />

Hier sehen Sie die Preisfaktoren des StayHigh-Optionsscheins, des StayLow-Optionsscheins und des Inline-Optionsscheins aufgelistet.<br />

Quelle: www.sg-zertifikate.de<br />

wie die klassischen Optionsscheine, doch unterscheiden<br />

sich die Auswirkungen dieser teils erheblich.<br />

Während klassische Call- und Put-Optionsscheine<br />

bei unveränderten Basiswertkursen mit<br />

abnehmender Restlaufzeit – insbesondere in den<br />

letzten drei Laufzeitmonaten – deutlich an Wert<br />

verlieren, da das Erreichen eines bestimmten<br />

Basispreises immer unwahrscheinlicher wird, so<br />

steigt der Wert der hier vorgestellten exotischen<br />

Optionsscheine bei konstanten Kursen prinzipiell<br />

an. Die Begründung: Mit jedem Tag sinkt die Wahrscheinlichkeit<br />

der Verletzung der Barriere, die den<br />

sofortigen wertlosen Verfall bewirken würde.<br />

StayHigh-/StayLow- sowie Inline-Optionsscheine<br />

profitieren also von einem positiven Zeitwerteffekt.<br />

Folgerichtig sind langlaufende „Exoten“<br />

auch deutlich günstiger – weil riskanter – als ihre<br />

kürzer laufenden Pendants.<br />

Ähnlich verläuft auch die Argumentation beim<br />

Einfluss der Volatilität (Kennzahl für die Häufigkeit<br />

und Intensität von Preisschwankungen innerhalb<br />

eines bestimmten Zeitraums) des Basiswerts.<br />

Die vorgestellten exotischen Optionsscheine<br />

gewinnen an Wert, wenn die Volatilität fällt – auch<br />

dann sinkt nämlich die Wahrscheinlichkeit des<br />

Knock-Outs einer Barriere. Würde bei klassischen<br />

Call- oder Put-Optionsscheinen eine steigende<br />

Volatilität zu steigenden Preisen führen, da die<br />

Wahrscheinlichkeit für profitable starke Kursbewegungen<br />

steigt, fallen die Preise von Exoten, da<br />

T2) Bewertungszeiten<br />

Basiswert<br />

DAX-Index<br />

Deutsche Aktien<br />

Ausländische Aktien<br />

EUR/USD<br />

Edelmetalle<br />

Kupfer<br />

Brent Future<br />

WTI Future<br />

Knock-Out Zeiten<br />

09:00-17:30 Uhr (XETRA)<br />

09:00-17:30 Uhr (XETRA)<br />

je nach Handelszeiten<br />

00:00-24:00 Uhr<br />

00:00-24:00 Uhr<br />

Schlusskurs (18:00 Uhr) der London<br />

Metal Exchange<br />

02:00-24:00 Uhr<br />

00:00-23:15 Uhr<br />

Hier sehen Sie die Bewertungszeiträume der unterschiedlichen<br />

Basiswerte.<br />

Quelle: www.sg-zertifikate.de


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Tipps & Tricks für Einsteiger<br />

<br />

<br />

<br />

zeiträume seines Basiswerts.<br />

wert<br />

kontinuierlich, um notfalls schnell reagieren<br />

zu können.<br />

ein Bruch einer Barriere nun näher rückt. Anleger<br />

sollten beim Einsatz von exotischen Optionsscheinen<br />

beachten, dass sich einzelne Faktoren hinsichtlich<br />

ihres Auftretens, ihrer zeitlichen Dauer<br />

und ihrer Wirkungsrichtung gegenseitig verstärken<br />

oder auch aufheben können. Es ist also auch<br />

beim erwarteten Kursverlauf des Basiswerts nicht<br />

automatisch von einer Wertsteigerung oder der<br />

Möglichkeit <strong>zum</strong> Verkauf auf oder über dem Einstandspreis<br />

auszugehen.<br />

Anpassungen der Produkte bei speziellen Anlässen<br />

Da die Preisbildung der exotischen wie klassischen<br />

Optionsscheine vom Terminkurs des Basiswerts<br />

abhängt, sind eventuell erwartete Dividendenzahlungen,<br />

die im Beobachtungszeitraum zur Zahlung<br />

kommen, bereits eingepreist. Eine Anpassung<br />

der Barriere(n) anlässlich der Ausschüttung findet<br />

nicht statt. Anleger sollten daher berücksichtigen,<br />

dass durch einen Dividendenabschlag am Tag<br />

der Dividendenzahlung (ex Dividende-Notierung)<br />

möglicherweise eine tiefer gelegene Barriere<br />

verletzt werden kann, was <strong>zum</strong> wertlosen Verfall<br />

des Produkts führen würde. Dies wird möglicherweise<br />

bereits zuvor durch den Preis des Produkts<br />

reflektiert. Im Falle von Sonderdividenden, Kapitalerhöhungen<br />

und sonstiger Kapitalmaßnahmen<br />

werden die Barrieren der exotischen Optionsscheine<br />

angepasst, wobei sich der Emittent an<br />

den Anpassungsmaßnahmen der entsprechenden<br />

Terminbörse orientiert. Durch diese Anpassungsmaßnahmen<br />

wird sichergestellt, dass Anlegern<br />

kein wirtschaftlicher Nachteil entsteht.<br />

End High-/ End Low-/ End Inline-Optionsscheine<br />

End High-/ End Low- und End Inline-Optionsscheine<br />

sind die etwas teurere, da weniger riskante Variante<br />

der vorgestellten Optionsscheine. Bei ihnen muss<br />

der Basiswertkurs nicht während der gesamten<br />

Laufzeit, sondern lediglich am Bewertungstag<br />

ober-, unter- oder innerhalb der Barriere(n) liegen,<br />

damit Anleger den Rückzahlungsbetrag von<br />

zehn Euro und damit die Maximalrendite erzielen.<br />

Besonders hohe Renditen sind daher möglich,<br />

wenn eine Barriere <strong>zum</strong> Kaufzeitpunkt bereits<br />

verletzt erscheint und Anleger darauf spekulieren,<br />

dass der Basiswert bis <strong>zum</strong> Bewertungstag entsprechend<br />

wieder „auf Kurs“ kommt.<br />

Duo Inline-Optionsscheine<br />

Duo Inline-Optionsscheine beziehen sich nicht<br />

auf einen, sondern auf zwei Basiswerte. Bei diesen<br />

Produkten dürfen beide Basiswerte während<br />

des gesamten Beobachtungszeitraums keine<br />

Barriere berühren, ansonsten verfällt das Recht<br />

auf den Rückzahlungsbetrag von zehn Euro. Da<br />

Anleger ihr Risiko hier nicht streuen, sondern<br />

bündeln, sind Duo-Optionsscheine wegen des<br />

höheren Risikos deutlich günstiger und bieten<br />

somit höhere Renditen.<br />

Trend Inline-Optionsscheine<br />

Trend Inline-Optionsscheine haben wie Inline-<br />

Optionsscheine einen Kurskorridor. Dieser ist<br />

allerdings nicht über den gesamten Beobachtungszeitraum<br />

hinweg konstant: Sowohl die obere<br />

als auch die untere Barriere des Korridors werden<br />

wöchentlich um einen bestimmten Abstand (in<br />

Indexpunkten, in Euro oder US-Dollar) nach oben<br />

verschoben. Damit ermöglichen Trend Inline-Optionsscheine<br />

Anlegern die Spekulation auf eine<br />

Fortsetzung eines Aufwärtstrends.<br />

Fazit<br />

Exotische Optionsscheine eignen sich insbesondere<br />

für die gar nicht exotische Marktphase:<br />

den Seitwärtsmarkt. Damit es zu keinen Überraschungen<br />

kommt, ist eine Beschäftigung<br />

mit den preisbeeinflussenden Faktoren ratsam,<br />

denn hier sind signifikante Unterschiede<br />

zu klassischen Optionsscheinen zu beobachten.<br />

Den Markt und die Barriere(n) ständig im<br />

Auge zu behalten sowie ein diszipliniertes<br />

Risiko-Management zu betreiben und notfalls<br />

rechtzeitig auszusteigen, sind die Grundvoraussetzungen<br />

für nachhaltigen Anlageerfolg mit<br />

exotischen Optionsscheinen.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Auf dem Weg <strong>zum</strong><br />

erfolgreichen <strong>Trader</strong><br />

» Der Markt mit Hebelprodukten boomt.<br />

Nach Angaben des Deutschen Derivate<br />

Verbands (DDV) lag das Umsatzvolumen bei<br />

Optionsscheinen und Knock-Out-Produkten im<br />

Juli bei insgesamt 1,87 Milliarden Euro – ein Plus<br />

von rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Was die monatliche Statistik jedoch nicht zeigt:<br />

Wie viele Anleger erwirtschaften nachhaltig<br />

Gewinne? Genaue Daten kennen nur die<br />

Depotbanken. Verschiedene Berichte im Internet<br />

kolportieren, dass rund 90 Prozent der <strong>Trader</strong><br />

mittelfristig verlieren. Sie können allerdings<br />

mit ein paar kleineren Anpassungen bei Ihrer<br />

Strategie zu den Gewinnern gehören. «<br />

Traden mit System<br />

Wer mit Produktexperten bei Direktbanken spricht,<br />

erfährt, dass viele <strong>Trader</strong> Produkte mit einem<br />

Hebel von 50 oder höher wählen. Ein Hebel von<br />

50 bedeutet, dass das Wertpapier theoretisch rund<br />

50 Prozent zulegt, wenn der Basiswert ein Prozent<br />

in die gewünschte Richtung geht. Entwickelt sich<br />

der Basiswert in die entgegengesetzte Richtung,<br />

drohen schnell hohe Verluste. Trades wie diese<br />

sind nur sinnvoll, wenn der <strong>Trader</strong> immer am<br />

Ball ist und reagieren kann. Die meisten Anleger<br />

sind jedoch berufstätig. So erscheint es ratsam,<br />

das Risiko den zeitlichen Ressourcen anzupassen<br />

und gegebenenfalls zu Produkten mit kleineren<br />

Hebeln zu greifen. Zudem ist beim Traden Disziplin<br />

gefragt. Dazu zählt, Verluste durch Stopp-<br />

Loss zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen.<br />

Chancen versus Risiko<br />

Traden heißt nicht zwangsläufig viel zu handeln.<br />

Schließlich kostet jeder Trade. Bei den Transaktionskosten<br />

(Kauf plus Verkauf) muss der Anleger<br />

mit rund 15 bis 20 Euro rechnen. Bei zehn Trades<br />

im Monat summieren sich die Kosten bereits auf<br />

150 bis 200 Euro pro Monat. Hinzu kommt der<br />

Spread zwischen An- und Verkauf dazu. Nominal<br />

ist er gering. Prozentual können es gern zwei<br />

bis fünf Prozent des Trading-Volumens sein. Das<br />

muss erst verdient werden, ehe der <strong>Trader</strong> in die<br />

Gewinnzone kommt. Viele Trading-Profis betreiben<br />

ein klares Risiko- und Money-Management,<br />

um nachhaltig Gewinne zu erzielen. Dazu bestimmen<br />

sie vor dem Einstieg das Chance/Risiko-<br />

Verhältnis – kurz CRV. Dabei wird sich oftmals<br />

herausstellen, dass ein vermeintlicher Ausbruch<br />

aus einem Trend oder über eine Trendlinie nicht<br />

zwangsläufig Ausgangspunkt eines aussichtsreichen<br />

Trades ist. Profis wählen meist nur Trades<br />

mit einem CRV von mindestens 1,5.<br />

Eine Frage des Einsatzes<br />

Dem Portal Start-trading.de zufolge liegt das<br />

durchschnittliche Trading-Konto eines Hobby-<br />

<strong>Trader</strong>s zwischen 3000 und 12 000 Euro. Die Höhe<br />

des Trading-Kontos ist jedoch nur bedingt entscheidend.<br />

Wichtiger ist vielmehr, nicht alles auf einen<br />

Schein zu setzen, sondern kontrolliert zu handeln.<br />

Viele Trading-Profis riskieren pro Trade meist nur<br />

ein bis zwei Prozent des Trading-Kontos. Auf dem<br />

tradingsdesk von onemarkets finden Anleger ein<br />

CRV/KO-Trading-Tool, das Investoren dabei hilft,<br />

Chancen und Risiken mit wenigen Mausklicks zu<br />

analysieren und die passende Positionsgröße zu<br />

bestimmen. Probieren Sie es aus unter tradingdesk.onemarkets.de.<br />

Weitere Tipps, wie Sie <strong>zum</strong><br />

erfolgreichen <strong>Trader</strong> werden, können Sie auch<br />

in unserem Buch „Trading mit Hebelprodukten:<br />

In 5 Schritten <strong>zum</strong> erfolgreichen <strong>Trader</strong>“ nachlesen.<br />

Dominik Auricht<br />

Experte für Anlage- und Hebelprodukte<br />

HypoVereinsbank onemarkets<br />

Die Angaben in dieser Publikation basieren auf sorgfältig ausgewählten Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Wir geben jedoch keine Gewähr über die<br />

Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Angaben. Diese Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie dienen nur allgemeinen Informationszwecken<br />

und sind kein Ersatz für eine auf die individuellen Verhältnisse und Kenntnisse des Anlegers bezogene Anlageberatung.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Traden mit<br />

Faktor-Zertifikaten<br />

Fester Hebel,<br />

reger Handel<br />

» Innerhalb weniger Jahre haben<br />

Faktor-Zertifikate große Beliebtheit<br />

unter Anlegern erlangt. Die strukturierten<br />

Produkte mit dem konstanten Hebel wurden<br />

im Jahr 2010 erstmals gehandelt. Im laufenden<br />

Jahr machten sie bereits knapp ein Fünftel des<br />

Umsatzes mit derivativen Hebelprodukten an der<br />

Börse Stuttgart aus. Dabei wurden an Europas<br />

größter Börse für strukturierte Produkte von Januar<br />

bis Juni 2015 über 204 000 Kundenorders für Faktor-<br />

Zertifikate ausgeführt – rund 17 Prozent mehr als im<br />

gesamten Vorjahr. Auch das Handelsvolumen lag im<br />

ersten Halbjahr 2015 mit rund 1,9 Milliarden Euro auf<br />

Rekordkurs. Kein Zweifel, Faktor-Zertifikate haben<br />

sich am Markt für verbriefte Derivate fest etabliert.<br />

Doch worauf beruht die Beliebtheit dieser noch relativ<br />

jungen Produktgruppe? «<br />

Grundsätzlich partizipieren Anleger mit Faktor-<br />

Zertifikaten an der Entwicklung eines Referenzindex,<br />

der die Veränderungen seines Basiswerts<br />

mit festem Hebel abbildet – dem namensgebenden<br />

„Faktor“. Als Basis für die Hebelwirkung<br />

des folgenden Handelstages dient der jeweilige<br />

Schlusskurs des Referenzindex. Die Bandbreite<br />

Ralph Danielski<br />

Ralph Danielski ist seit 01. November 2006<br />

Mitglied des Vorstands der EUWAX AG.<br />

Zugleich ist er Geschäftsführer der Boerse<br />

Stuttgart GmbH und Sprecher des Vorstands<br />

der EUWAX AG. Zuletzt verantwortete<br />

Danielski als Abteilungsdirektor die Produktentwicklung<br />

der Fixed Income- und Kreditderivate<br />

der Deutschen Börse Gruppe – Eurex.<br />

der Basiswerte reicht von Indizes über Aktien und<br />

Währungen bis hin zu Rohstoffen und Zins-Futures.<br />

Wer von einem steigenden Basiswert ausgeht,<br />

wählt Long-Papiere mit positivem Faktor.<br />

Entsprechend sind Short-Zertifikate mit negativem<br />

Faktor dazu geeignet, von fallenden Kursen<br />

zu profitieren. Auch bei der Hebelwirkung haben<br />

Anleger die Wahl – am verbreitetsten sind Hebel<br />

zwischen zwei und acht. Derzeit sind rund 3800<br />

Faktor-Zertifikate an der Börse Stuttgart gelistet.<br />

Hebel bleibt konstant<br />

Anleger können mit Faktor-Zertifikaten sowohl<br />

ausgeprägte Trendverläufe über mehrere Tage<br />

begleiten als auch kurzfristige Marktbewegungen<br />

in eine Richtung ausnutzen. Die Besonderheit<br />

besteht darin, dass der Hebel immer konstant<br />

bleibt. Legt der zugrundeliegende Basiswert


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

innerhalb eines Tages um ein<br />

Prozent zu, erhöht sich der Wert<br />

eines Faktor-Long-Zertifikats mit<br />

dem Faktor 2 um zwei Prozent.<br />

Bei einem Faktor von 4 liegt<br />

der Zugewinn bei vier Prozent.<br />

Die Hebelwirkung wirkt natürlich<br />

immer in beide Richtungen.<br />

Wenn sich also der Kurs<br />

des Basiswerts entgegen der<br />

Erwartung des Anlegers entwickelt,<br />

werden auch die Verluste<br />

gehebelt.<br />

80<br />

Unbegrenzte Laufzeit<br />

Faktor-Zertifikate haben stets<br />

eine unbegrenzte Laufzeit.<br />

Anders als bei klassischen Optionsscheinen<br />

beeinflussen Veränderungen<br />

der Volatilität des<br />

Basiswerts die Kursentwicklung<br />

nicht. Das vielleicht wichtigste<br />

Merkmal von Faktor-Zertifikaten<br />

liegt jedoch darin, dass sie im<br />

Gegensatz zu Knock-Out-Produkten keine Barriere<br />

aufweisen, bei deren Bruch ein Totalverlust des<br />

eingesetzten Kapitals droht.<br />

Verzeichnet beispielsweise ein Basiswert einen<br />

Tagesverlust von 20 Prozent, müsste der Wert<br />

eines entsprechenden Faktor-5-Long-Zertifikats<br />

auf Null sinken. Um dies zu vermeiden, können<br />

Faktor-Zertifikate je nach Ausgestaltung der emittierenden<br />

Bank mit einer sogenannten Anpassungsschwelle<br />

ausgestattet sein. Wird diese<br />

Marke bei großen Ausschlägen vom Referenzindex<br />

durchbrochen, so wird dessen Berechnung<br />

gestoppt und ein neuer Handelstag simuliert.<br />

Dann dient die Anpassungsschwelle als neue<br />

Basis für die weitere Entwicklung des Referenzindex<br />

an diesem Tag. Die negative Entwicklung wird<br />

dadurch abgeschwächt, das Faktor-Zertifikat verfällt<br />

nicht wertlos.<br />

Trendbewegung ist entscheidend<br />

Faktor-Zertifikate können ihre Stärken besonders<br />

bei stetigen Trendverläufen ohne nennenswerte<br />

Gegenbewegungen des Markts ausspielen. Da<br />

der jeweilige Schlusskurs des Referenzindex die<br />

Basis für den folgenden Tag bildet und der Hebel<br />

konstant bleibt, entsteht in diesem Fall wie beim<br />

B1) Wie Faktor-Zertifikate funktionieren<br />

112<br />

108<br />

104<br />

100<br />

96<br />

92<br />

88<br />

84<br />

100<br />

104<br />

112<br />

97,76<br />

91,84<br />

94,83<br />

83,57<br />

Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5<br />

103,63<br />

102,42<br />

Ein Anleger erwartet steigende Kurse eines Basiswerts (blaue Linie), der aktuell bei 100<br />

Euro notiert. Um mit einem festen Hebel an der Entwicklung des Basiswerts zu partizipieren,<br />

kauft der Anleger zu 100 Euro ein Faktor-3-Long-Zertifikat (orange Linie). Es bildet Veränderungen<br />

des Basiswerts über den entsprechenden Referenzindex dreifach gehebelt ab – jeweils<br />

auf Basis des Schlusskurses vom Vortag. Zum Beispiel fällt die Aktie an Tag 2 um sechs<br />

Prozent auf 97,76 Euro. Das Zertifikat verliert 18 Prozent auf 91,84 Euro.<br />

Quelle: Börse Stuttgart<br />

Zinseszins-Effekt eine positive kumulative Wirkung.<br />

Verläuft die Entwicklung entgegen der<br />

Erwartungen des Anlegers, entstehen zwar Verluste.<br />

Die abnehmende Basis sorgt aber dafür, dass die<br />

absoluten Verluste bei konstantem prozentualem<br />

Verlust immer kleiner werden. Bei einer Seitwärtsbewegung<br />

des Basiswerts ist hingegen zu beachten,<br />

dass sich kein kumulativer Effekt entfaltet. Als<br />

Faustregel für Faktor-Zertifikate gilt: Besteht kein<br />

stabiler Trend, kann es zu schleichenden Verlusten<br />

kommen.<br />

Alternative zu Knock-Out-Produkten<br />

Unterm Strich haben sich Faktor-Zertifikate vor<br />

allem als Alternative zu Knock-Out-Produkten<br />

etabliert. Die Merkmale der noch jungen Produktklasse<br />

stoßen bei Anlegern nach wie vor auf<br />

steigendes Interesse. Dank der fehlenden Knock-<br />

Out-Schwelle lassen sich Phasen größerer Volatilität<br />

überstehen, der konstante Faktor erhöht die<br />

Nachvollziehbarkeit der Kursentwicklung. Allerdings<br />

sind Faktor-Zertifikate keine Alleskönner,<br />

mit denen man von jeder Marktsituation profitieren<br />

könnte. Sie eignen sich für Anleger, die kurzfristig<br />

investieren wollen und erwarten, dass der<br />

gewählte Basiswert einem klaren Trend folgt.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Turbo im Depot durch eingebaute Knock-Out-Barriere<br />

WAVEs – ein Überblick<br />

» Mit klassischen Optionsscheinen können <strong>Trader</strong> an der Börse gehebelt und<br />

überproportional an der Wertentwicklung eines Basiswerts, <strong>zum</strong> Beispiel einer Aktie,<br />

teilhaben. Die Welt der Knock-Out-Produkte kann für spekulative <strong>Trader</strong> eine Alternative<br />

zu klassischen Optionsscheinen sein, denn sie weisen eine hohe Transparenz auf und die<br />

Preisgestaltung ist sehr einfach nachzuvollziehen. Die drei Gruppen „WAVE“, „WAVE XXL“<br />

und „WAVE Unlimited“ gehören zu den Knock-Out-Produkten. <strong>Trader</strong> können mit ihnen<br />

sowohl an steigenden als auch an fallenden Kursen des jeweiligen Basiswerts partizipieren,<br />

da alle drei sowohl als Call- als auch als Put-Variante angeboten werden. Im Folgenden wird<br />

die Funktionsweise der Knock-Out-Produkte näher erläutert und untersucht, warum diese<br />

für Anleger interessant sein könnten. «<br />

WAVE<br />

Der Preis eines WAVE-Calls lässt sich ganz leicht<br />

berechnen. Es ist die Differenz zwischen dem<br />

aktuellen Kurs des Basiswerts, auf den sich der<br />

Schein bezieht und dem Basispreis des WAVEs,<br />

bereinigt um das Bezugsverhältnis. Dazu kommt<br />

ein geringes Aufgeld. So können <strong>Trader</strong> mit<br />

Nicolai Tietze<br />

Nicolai Tietze ist Produktexperte von<br />

Deutsche Asset & Wealth Management und<br />

mitverantwortlich für die Produktpalette von<br />

Hebelprodukten und Zertifikaten. Nach einer<br />

Banklehre und einem Betriebswirtschaftsstudium<br />

an der ESB Business School in Reutlingen<br />

und London startete er seine Laufbahn 2002<br />

bei der Deutschen Bank als Aktienhändler.<br />

geringerem Kapitalaufwand an der Wertentwicklung<br />

des Basiswerts teilhaben. Dies kann <strong>zum</strong><br />

Beispiel eine Aktie oder ein Index sein. Steigt die<br />

Aktie, vollzieht der Schein diese Wertentwicklung<br />

überproportional nach. Diesen Effekt nennt man<br />

Hebelwirkung. Der Hebel gibt an, um wieviel mal<br />

mehr ein WAVE steigt oder fällt, wenn sich der<br />

Basiswert um ein Prozent verändert.<br />

WAVEs haben eine feste Laufzeit. Am Laufzeitende<br />

erhalten <strong>Trader</strong> eines WAVE-Calls einen<br />

Geldbetrag in Höhe der Differenz zwischen dem<br />

aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis<br />

unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses.<br />

Doch jetzt kommt der Knock-Out ins Spiel.<br />

Falls der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit<br />

den Basispreis des Calls berührt oder unterschreitet,<br />

verfällt der Schein wertlos und es erfolgt eine<br />

Rückzahlung von 0,001 Euro. Im Falle des WAVEs


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

ist der Basispreis die Barriere,<br />

die den Schein gegebenenfalls<br />

ausknocken kann. Somit ergibt<br />

sich ein erhöhtes Chance/Risiko-<br />

Profil, denn durch den Hebel<br />

wird die Entwicklung des Basiswerts<br />

sowohl positiv als auch<br />

negativ verstärkt.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Angenommen nur der Aktienpreis<br />

ändert sich und alle anderen<br />

Parameter bleiben gleich.<br />

Eine Aktie steht bei 100 Euro.<br />

Ein WAVE-Call mit einer Laufzeit<br />

von zwei Monaten, einer<br />

Barriere (entspricht gleichzeitig<br />

dem Basispreis) von 85 Euro<br />

und einem Bezugsverhältnis<br />

von 1:10 (zehn Waves beziehen<br />

sich auf eine Aktie) kostet dann<br />

zirca zwei Euro ((100 - 85) x 0,1<br />

+ Aufgeld).<br />

B1) X-Markets Hebelprodukte<br />

Laufzeit<br />

Barriere<br />

Stopp-Loss<br />

Mechanismus<br />

Form der<br />

Weitergabe der<br />

Finanzierungskosten<br />

des Emittenten<br />

DayWAVEs<br />

1 Tag<br />

Basispreis<br />

Nein<br />

Aufgeld<br />

WAVEs/<br />

X-WAVEs<br />

begrenzt<br />

Basispreis<br />

Nein<br />

Aufgeld<br />

Knock-Out-Produkte<br />

WAVEs<br />

Unlimited<br />

unbegrenzt<br />

Basispreis<br />

WAVEs<br />

XXL<br />

Optionsscheine<br />

In dieser Grafik sehen Sie die unterschiedlichen X-Markets Hebelprodukte aufgelistet.<br />

Nein<br />

Anpassung<br />

des<br />

Basispreises<br />

unbegrenzt<br />

Stopp-Loss<br />

Level<br />

Ja<br />

Anpassung<br />

des<br />

Basispreises<br />

begrenzt<br />

—<br />

—<br />

Aufgeld<br />

Quelle: Deutsche Bank AG<br />

Szenario A: Wenn die Aktie <strong>zum</strong> Beispiel auf 110<br />

Euro steigt, erhöht sich der Preis des WAVEs<br />

auf drei Euro ((110 - 85) x 0,1 + Aufgeld). Das ist<br />

ein Anstieg von 50 Prozent, die Aktie hingegen<br />

steigt nur um zehn Prozent. Die Preisbewegung<br />

der Aktie wurde also um das fünffache nachvollzogen.<br />

Die starke Preisbewegung nennt man<br />

Hebelwirkung. Egal ob die Aktie steigt oder fällt,<br />

der Preis des WAVE-Calls wird nach Erwerb diese<br />

Bewegung sowohl nach unten als auch nach oben<br />

nachvollziehen.<br />

Szenario B: Sofern die Aktie während der zweimonatigen<br />

Laufzeit einmal 85 Euro erreicht oder darunter<br />

notiert, so tritt das Barriere-Ereignis ein. Der<br />

WAVE-Call verfällt und es erfolgt die Auszahlung<br />

des Mindestbetrags von 0,001 Euro.<br />

WAVE-Put<br />

Wer mit fallenden Kursen rechnet, wird wohl eher<br />

auf einen WAVE-Put setzen. Seine Berechnung<br />

erfolgt genau mit der umgekehrten Differenz<br />

unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses,<br />

da die Barriere über dem aktuellen Kurs des Basiswerts<br />

liegt. Falls nun entgegen der Erwartung der<br />

Kurs steigt und der Basiswert den Basispreis des<br />

Puts berührt oder überschreitet, verfällt dieser<br />

Schein ebenfalls wertlos und die Rückzahlung von<br />

0,001 Euro erfolgt.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Angenommen nur der Kurs ändert sich und alle<br />

anderen Parameter bleiben gleich. Ein beliebiger<br />

Index steht bei 5000 Punkten. Ein WAVE-Put mit<br />

einer Laufzeit von zwei Monaten, einem Basispreis<br />

von 5500 Punkten und einem Bezugsverhältnis<br />

Aufgeld<br />

Das Aufgeld besteht aus den Finanzierungskos-<br />

ten, dem Gap-Risiko und dem Liquiditäts-Risiko.<br />

Die Finanzierungskosten bauen sich über die Laufzeit<br />

ab. Beim Gap-Risiko spricht man von einer<br />

Situation, in der der Emittent im Falle eines Barriere-<br />

Ereignisses sein Absicherungsgeschäft nicht zeitnah<br />

und auf Höhe des Barriere-Betrages ausführen<br />

kann. Das Liquiditätsrisiko spiegelt die<br />

unterschiedliche Handelbarkeit des jeweiligen<br />

Basiswerts wider.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

WAVE, Turbo, Mini-Future<br />

Je nach Emittent können die Begriffe der Hebelprodukte<br />

verschieden sein. Unsere Tabelle bringt<br />

Licht in den Begriffsdschungel. Verwechslungsgefahr<br />

besteht vor allem bei den Begriffen „Turbo<br />

Unlimited“ und „Unlimited Turbo“.<br />

WAVE = Turbo (begrenzte Laufzeit, Basispreis<br />

identisch mit Knock-Out-Barriere, Aufgeld)<br />

WAVE XXL = Turbo Unlimited = Mini Future<br />

(unbegrenzte Laufzeit, Basispreis und zusätzliche<br />

Stopp-Loss-Schwelle, Finanzierungskosten)<br />

WAVE Unlimited = Turbo BEST = Unlimited<br />

Turbo (unbegrenzte Laufzeit, Basispreis identisch<br />

mit Knock-Out-Barriere, Aufgeld)<br />

von 0,01 kostet dann zirka sechs Euro ((5500 -<br />

5000) x 0,01 + Aufgeld).<br />

Szenario A: Wenn der Index <strong>zum</strong> Beispiel auf 4400<br />

Punkte fällt, dann steigt der Preis des WAVE-Puts<br />

auf rund zwölf Euro. Das ist ein Anstieg von 100<br />

Prozent. Der Index ist lediglich um zwölf Prozent<br />

gefallen. Anders ausgedrückt: Die Bewegung des<br />

Index wurde um das 8,33-fache nachvollzogen.<br />

Egal ob der Index fällt oder steigt, der Preis des<br />

WAVE-Puts wird nach Erwerb diese Bewegung<br />

nach unten und nach oben nachvollziehen.<br />

Szenario B: Wenn während der zweimonatigen<br />

Laufzeit der Indexstand einmal 5500 Punkte oder<br />

mehr beträgt, dann verfällt der WAVE-Put und es<br />

erfolgt die Auszahlung des Mindestbetrages von<br />

0,001 Euro. Somit ist ein erhöhtes Risiko gegeben.<br />

Gerade bei Einzelaktien kann es zu erhöhten Kursschwankungen<br />

kommen, die das Barriere-Ereignis<br />

auslösen können.<br />

WAVE XXL<br />

Der WAVE XXL baut auf dem WAVE auf, hat allerdings<br />

keine Laufzeitbegrenzung, weist kein Aufgeld<br />

auf und besitzt einen Stopp-Loss-Mechanismus.<br />

Im folgenden Beispiel wird die Funktionsweise<br />

näher erläutert.<br />

Ein beliebiger Index steht bei 5500 Punkten.<br />

Ein WAVE XXL-Call mit einem Bezugsverhältnis<br />

von 0,01 hat einen Basispreis von 5200 Punkten.<br />

Der Stopp-Loss-Level (Barriere) liegt in der Regel<br />

zwei bis fünf Prozent über dem Basispreis und<br />

ist in diesem Beispiel anfänglich bei 5310 Punkten.<br />

Der Preis des WAVE XXL-Calls beträgt also<br />

drei Euro ((5500 - 5200) x 0,01). Der WAVE XXL<br />

hat kein Aufgeld, dafür ergeben sich aber Finanzierungskosten,<br />

die dem Call in Rechnung gestellt<br />

werden. Der Basispreis erhöht sich täglich um die<br />

Finanzierungskosten.<br />

In dem Beispiel betragen diese anfänglich fünf<br />

Prozent. Dies führt zu einer täglichen anfänglichen<br />

Belastung von 0,71 Indexpunkten (5% x 5200 /<br />

365). Nach einem Tag beträgt der neue Basispreis<br />

dann 5200,71 Punkte. Bei einem unveränderten<br />

Indexstand von 5500 Punkten hat der WAVE XXL-<br />

Call dann einen Wert von 2,9929 Euro. Wichtig ist,<br />

dass es einmal im Monat zu einem Basispreis-<br />

Anpassungstag kommt, an dem nach Handelsschluss<br />

aus dem aktuellen Basispreis automatisch<br />

der neue Finanzierungslevel ermittelt wird.<br />

Nach einem Monat sind 0,21369 Euro (30 x<br />

0,007123) an Finanzierungskosten angelaufen<br />

und der Basispreis liegt an diesem Handelstag<br />

bei 5221,369 Punkten. Für den kommenden<br />

Monat stellen also gerundet 5221,369 Punkte den<br />

neuen Finanzierungslevel dar. Zusätzlich wird<br />

der Stopp-Loss wieder etwa zwei bis fünf Prozent<br />

über dem aktuellen Basispreis – in diesem Beispiel<br />

gerundet auf 5330 Punkte (5221,37 x 1,02) –<br />

am Barriere-Anpassungstag festgelegt. Der neue<br />

Finanzierungslevel bleibt für einen Monat bis <strong>zum</strong><br />

nächsten Anpassungstag gültig. Der Basispreis<br />

erhöht sich dagegen täglich.<br />

Sobald der jeweilige Basiswert die Barriere des<br />

Produkts berührt oder unterschreitet (WAVE XXL-<br />

Call) beziehungsweise berührt oder überschreitet<br />

(WAVE XXL-Put), wird das Produkt ausgestoppt.<br />

Da die Barriere bei Calls höher und bei Puts niedriger<br />

als der Basispreis ist, verfällt das Produkt<br />

nicht wertlos, sondern es wird im Falle eines Barrieren-Ereignisses<br />

ein Restwert an den Kunden<br />

ausbezahlt. Somit ergibt sich für den Investor die<br />

Möglichkeit, gehebelt an einem Basiswert zu partizipieren<br />

und im Falle eines Barrieren-Ereignisses


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

„ “<br />

Knock-Out-Produkte können für spekulative <strong>Trader</strong><br />

eine Alternative zu klassischen Optionsscheinen sein.<br />

noch einen Restwert ausgezahlt zu bekommen.<br />

Allerdings kann die Differenz im schlechtesten<br />

Fall auch null betragen.<br />

WAVE Unlimited<br />

Der WAVE Unlimited ist eine Kombination aus<br />

WAVE und WAVE XXL. Die Laufzeit ist unbegrenzt,<br />

allerdings besitzt er keinen integrierten Stopp-<br />

Loss. Der Preis des WAVE Unlimited-Calls errechnet<br />

sich aus der Differenz zwischen dem Kurs des<br />

Basiswerts und dem Basispreis. Dazu kommt das<br />

Aufgeld. Wenn die Barriere berührt wird, verfällt<br />

auch hier das Produkt. Die Finanzierungskosten<br />

werden analog <strong>zum</strong> WAVE XXL über die tägliche<br />

Anpassung des Basispreises (abhängig vom Referenzzinssatz<br />

und Zinsbereinigungsfaktor) weitergegeben.<br />

Der Finanzierungslevel wird ebenfalls<br />

am Anpassungstag monatlich neu berechnet.<br />

Fazit<br />

Mit WAVE Knock-Out-Produkten können spekulative<br />

<strong>Trader</strong> transparent und überproportional<br />

an einer möglichen Wertentwicklung eines Basiswerts<br />

partizipieren. Allerdings sollte das Risiko<br />

eines Totalverlustes nicht außer Acht gelassen<br />

werden. Gerade in sehr volatilen Zeiten sollten<br />

<strong>Trader</strong> darauf achten, dass der Hebel nicht zu<br />

hoch gewählt wird.<br />

Andere sehen das mit den Spreads<br />

nicht so eng. Wir schon.<br />

Dank Best-Price-Prinzip gewährleisten wir besonders günstige<br />

An- und Verkaufspreise in allen Wertpapierklassen.<br />

www.boerse-stuttgart.de | Kostenfreie Hotline: 0800 226 88 53


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Trading-Psychologie und Selbstorganisation für Hebel-<strong>Trader</strong><br />

Was macht Erfolg aus?<br />

» Kennen Sie das? Die längste Zeit eines Trading-Tages besteht im Grunde aus<br />

„Nichtstun“. <strong>Trader</strong> beobachten die meiste Zeit die Märkte ohne einzugreifen. Dabei<br />

kann Langeweile jedoch gefährlich werden. Einige <strong>Trader</strong> schlagen über die Stränge,<br />

indem sie das Risiko erhöhen oder unnötige Positionen eingehen – nur um das<br />

Gefühl zu haben, aktiv zu sein. Somit besteht die eigentliche Herausforderung darin,<br />

den ganzen Tag mit sich selbst und den eigenen Überlegungen konfrontiert zu sein.<br />

Nur wenn ein <strong>Trader</strong> sein eigenes Handeln und Denken hinterfragt, ist er in der Lage,<br />

sich von Tag zu Tag weiterzuentwickeln. «<br />

Das Traden ist eine Kunst für sich. Die wenigsten<br />

schaffen es, nachhaltig profitabel zu agieren. Die<br />

häufigste Ursache dafür: <strong>Trader</strong> überschätzen<br />

sich und ihre Fähigkeiten, gehen zu hohe Risiken<br />

ein und erleiden entsprechend hohe Verluste.<br />

Nun gibt es kein Patentrezept für den Erfolg an<br />

der Börse. Jedoch kann Selbstreflexion jeden<br />

<strong>Trader</strong> weiterbringen. Bevor also über Strategien<br />

und den Einsatz technischer Hilfsmittel beim<br />

Traden nachgedacht wird, ist es lohnenswert,<br />

sich als <strong>Trader</strong> selbst einmal zu „durchleuchten“.<br />

Wie agiere ich, wovon lasse ich mich leiten, welche<br />

Fehler mache ich und wie kann ich sie abstellen?<br />

Das ist Psychologie. Letztlich „handelt“ ein<br />

<strong>Trader</strong> nichts anderes als sich selbst. So ist das<br />

langfristige Trading-Ergebnis auch ein Indikator<br />

dafür, ob und wie ein <strong>Trader</strong> sich persönlich entwickelt<br />

hat.<br />

Stefano Angioni<br />

Stefano Angioni ist Derivate-Experte bei<br />

der DZ BANK. Der Diplom-Betriebswirt gibt<br />

gemeinsam mit renommierten Experten in<br />

der aktuellen Webinar-Reihe der DZ BANK<br />

fundiertes Fachwissen für <strong>Trader</strong> weiter.<br />

Dr. Raimund Schriek<br />

Dr. Raimund Schriek, Gründer von SysFinance,<br />

ist Buchautor und fachbereichsübergreifender<br />

Wissenschaftler. Er lehrte und forschte an<br />

verschiedenen Universitäten u.a. in Stressforschung<br />

und Neurowissenschaft. Heute gibt<br />

er als Berater und Sprecher auf finanzwissenschaftlichen<br />

Veranstaltungen sein Fachwissen<br />

an Börsianer und Anleger weiter.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Selbstmanagement<br />

Zunächst steht besonders eine Frage im Vordergrund:<br />

In welcher Verfassung sollte ich auf keinen<br />

Fall handeln? Oder anders gefragt: Gibt es überhaupt<br />

einen performancefördernden Zustand?<br />

Ja, den gibt es. In diesem Zustand wissen <strong>Trader</strong>,<br />

was sie tun und haben ein Gespür für die Märkte.<br />

Sie traden bewusst und übernehmen dafür die<br />

100-prozentige Verantwortung. Bestimmte „Wohlfühlgrößen“<br />

in Bezug auf Trading-Frequenz,<br />

Konto- und Positionsgröße oder maximalem<br />

Drawdown sind durchaus performancefördernd.<br />

Auch wird etwa die Wirkung des Trading-Ortes<br />

häufig unterschätzt. Denn alle Parameter, die sich<br />

auf die körperliche sowie geistige Ausgeglichenheit<br />

auswirken, sind ebenfalls wichtig.<br />

Von zentraler Bedeutung ist, das Traden als<br />

festen Programmpunkt im Tagesablauf zu integrieren.<br />

Viele stellen sich unter einem Handelstag<br />

einen 8-Stunden-Tag vor. Oft genügen aber<br />

schon zwei bis drei Stunden kontinuierliche<br />

Trading-Arbeit pro Tag, um sich ganz und gar<br />

auf die Sache zu konzentrieren. Für stark eingespannte<br />

Menschen sind auch sogenannte Swing-<br />

Trading-Strategien – Positionen, die einige Tage<br />

gehalten werden – besonders geeignet. Tägliches<br />

Trading, das sogenannte Daytrading, ist also kein<br />

Muss. Neben der Möglichkeit, permanent an steigenden<br />

oder fallenden Märkten zu partizipieren,<br />

gibt es auch noch die Beobachter-Rolle.<br />

Fokussierung<br />

<strong>Trader</strong> sollten sich fokussieren und nicht ablenken<br />

lassen. Keine Handys, keine E-Mails, kein Radio,<br />

kein Fernseher. Die Welt muss einige Zeit ohne Sie<br />

auskommen. Das Gehirn muss sich in sehr kurzer<br />

Zeit auf das Traden konzentrieren und alle anderen<br />

Themen wie etwa Arbeit, Familie und Freizeit<br />

ausblenden. Sie müssen trainieren, die Informationsverarbeitung<br />

(Wahrnehmen, Bewerten,<br />

Entscheiden), das Traden (Vorbereitung, Durchführung,<br />

Nachbereitung) und auch das Führen<br />

digital<br />

Weitere Informationen unter www.traders-media.de.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

„ “<br />

Der Schlüssel liegt darin, einen ausgewogenen Trading-<br />

Charakter zu entwickeln. Auf diese Weise erhöhen <strong>Trader</strong><br />

das Spektrum der Reaktionsmöglichkeiten.<br />

eines Trading-Tagebuchs in einem beschränkten<br />

Zeitfenster zu meistern. Einen Plan zu haben und<br />

Buch zu führen ist die Grundvoraussetzung für<br />

die Analyse des eigenen Trading-Verhaltens. Anleger<br />

sollten daher alle Trades genau aufzeichnen<br />

und auswerten. Nur so können sie aus dem eigenen<br />

Handeln lernen und sich verbessern. Sobald<br />

sie ihre Strategie lange genug beibehalten und<br />

genug Trades absolviert haben, können <strong>Trader</strong><br />

ihre Aktionen beispielsweise hinsichtlich der Trefferquote,<br />

des Gewinn/Verlust-Verhältnisses und<br />

weiterer wichtiger Kennzahlen analysieren.<br />

Strategie und Plan<br />

Gerade im Hebel-Bereich genügt ein Fehler, um<br />

eine erfolgreiche Gewinnserie wieder zunichte zu<br />

machen. Das ist der Grund, warum eine Strategie<br />

so wichtig ist: Es geht im Grunde immer darum,<br />

möglichst wenig Trading-Fehler zu machen – und<br />

auch darum, aus bereits begangenen Fehlern zu<br />

lernen. Eine fundierte Analyse des eigenen Trading-Verhaltens<br />

ist aber nur möglich, wenn beim<br />

Traden bestimmte Strategien verfolgt werden<br />

und nicht einfach nur „aus dem Bauch heraus“<br />

gehandelt wird. Ebenfalls vorteilhaft sind Regeln,<br />

die definieren, wann ein Trade eingegangen wird<br />

und wann nicht. <strong>Trader</strong> brauchen einen Plan, der<br />

ihre Vorgehensweise festlegt und der von ihnen<br />

bereits an Marktdaten getestet wurde. Getestet<br />

werden können Trading-Strategien auch erst einmal<br />

ohne echtes Geld mit einem Demokonto.<br />

Gibt es eigentlich den perfekten Handelstag?<br />

Bestimmt, aber der sieht für jeden <strong>Trader</strong> anders<br />

aus. 100 <strong>Trader</strong> haben oft 100 verschiedene Strategien<br />

und 100 unterschiedliche Tagesabläufe, was<br />

nicht zuletzt an den persönlichen Lebenssituationen<br />

liegt. Offenheit, Begeisterung und Freude<br />

an der persönlichen Entwicklung sind wichtige<br />

Eigenschaften eines guten <strong>Trader</strong>s. Zudem ist<br />

eine auf die Persönlichkeit abgestimmte Strategie<br />

mit positivem Erwartungswert grundlegend, die<br />

geduldig und diszipliniert umgesetzt wird. Einerseits<br />

sollten sich <strong>Trader</strong> fokussieren können und<br />

andererseits flexibel sein, um je nach Situation<br />

die passende Antwort auf das Marktgeschehen zu<br />

geben. So sind Anleger gut beraten, nicht immer<br />

der Masse hinterherzulaufen. Besser ist es, sich<br />

eine eigene Marktmeinung zu bilden.<br />

Übung macht den Meister<br />

Der Schlüssel liegt darin, einen ausgewogenen<br />

Trading-Charakter zu entwickeln. Auf diese Weise<br />

erhöhen <strong>Trader</strong> das Spektrum der Reaktionsmöglichkeiten:<br />

Position vergrößern oder verkleinern,<br />

glattstellen, Position drehen oder gar nicht reagieren.<br />

Die Fähigkeit, die richtige Entscheidung<br />

zu treffen, kennzeichnet den Erfolg. Das hat nicht<br />

unbedingt etwas mit Talent zu tun, sondern kann<br />

auch trainiert werden. Fleiß und Lerneifer sind<br />

dabei wichtige Voraussetzungen. Neben den Trading-Basics<br />

ist vieles hilfreich, was die Selbstwahrnehmung<br />

steigert und zur Auflösung von<br />

eingefahrenen Mustern beiträgt. Menschen,<br />

die das Marktgeschehen mit ein wenig Abstand<br />

betrachten und von Anfang an möglichst wertfrei<br />

und objektiv die Dinge angehen, sind auch in der<br />

Lage, die Märkte zu traden.<br />

Geduld ist der Schlüssel <strong>zum</strong> Erfolg<br />

Trading ist ein fortlaufender Prozess. Mit jedem<br />

Handelstag wachsen die Erfahrung eines <strong>Trader</strong>s<br />

und damit auch die bewusste Wahrnehmung von<br />

Marktbewegungen. Es sind vor allem die guten<br />

Trading-Gewohnheiten, die sich an jedem einzelnen<br />

Handelstag widerspiegeln sollten. Denn<br />

wenn <strong>Trader</strong> aufhören, die Dinge zu tun, die nicht<br />

funktionieren, vergrößern sich ihre Chancen,<br />

langfristig erfolgreich zu sein.


In Zusammenarbeit mit Lombard Odier Investment Managers<br />

Wir bieten eine der umfangreichsten Produktpaletten an<br />

spezialisierten Exchange Traded Products (ETPs) an, welche von<br />

Delta 1 bis hin zu Short und gehebelten Produkten reichen.<br />

etfsecurities.com<br />

Dieses Dokument wurde von ETF Securities (UK) Limited herausgegeben und für die Zwecke von § 21 des Financial Services and Markets Act 2000 genehmigt.<br />

ETF Securities UK ist von der britischen Finanzaufsicht Financial Conduct Authority zugelassen und steht unter ihrer Aufsicht. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl<br />

steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein<br />

Maßstab für zukünftige Ergebnisse. Sie sollten vor einer Anlageentscheidung den Rat eines unabhängigen Anlageberaters einholen, um zu prüfen, ob die Investition unter<br />

Berücksichtigung Ihrer individuellen Situation für Sie geeignet ist.<br />

Short- und/oder gehebelte Exchange Traded Products (ETPs) richten sich ausschliesslich an Anleger, die die Risiken einer Anlage in Produkte verstehen, die Short- und/<br />

oder gehebelte Positionen umfassen und die beabsichtigen, in kurzfristige Anlagen zu investieren. Das Verlustpotenzial von Short- und gehebelten Exchange Traded Products<br />

kann deutlich höher ausfallen als das von Produkten, die ein ungehebeltes Engagement bieten.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Glossar<br />

Begriff<br />

Am Geld<br />

Aus dem Geld<br />

Basispreis<br />

Basiswert<br />

Beta<br />

Bezugsverhältnis<br />

Bid-Ask-Spread<br />

Buy-and-Hold<br />

Call<br />

Cap<br />

CRV<br />

Derivate<br />

Discount-Zertifikate<br />

Diskretionär<br />

Diversifikation<br />

Drawdown<br />

Emittent<br />

Emittentenrisiko<br />

EONIA<br />

Fair Value<br />

Fälligkeit<br />

Definition<br />

Option, deren Basispreis nahe am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt.<br />

Option, deren Innerer Wert Null ist und deren Basispreis nicht am aktuellen Kurs des Basiswerts<br />

liegt.<br />

Der Basispreis (auch Ausübungspreis oder Strike-Preis) ist eine wichtige Komponente von Optionen<br />

und anderen derivativen Finanzinstrumenten. Er bezeichnet den Preis, zu dem man den Basiswert am<br />

Ausübungsdatum (Verfallstag, Stichtag) (ver)kaufen kann.<br />

Als Basiswert (Underlying) wird ein Finanzinstrument bezeichnet, das die Grundlage für ein anderes<br />

Wertpapier (Derivat) ist und dessen Kursentwicklung bestimmt. Basiswerte können <strong>zum</strong> Beispiel<br />

Aktien oder Rohstoff-Futures sein.<br />

Stärke und Korrelation der Rendite eines Wertpapiers <strong>zum</strong> Gesamtmarkt. Beta = -1: invers, gleiche<br />

Rendite. Beta = 0: unabhängig, beliebige Rendite. Beta = 1: Gleichlauf, gleiche Rendite. Beta > 1:<br />

positive Korrelation, stärkere Renditeschwankungen.<br />

Das Verhältnis, in dem ein Zertifikat einen Index abbildet. Ein Bezugsverhältnis von 1:100 bedeutet,<br />

dass das Zertifikat ein Hundertstel des Index ausmacht.<br />

Differenz zwischen Geld- (Bid) und Briefkurs (Ask) eines Wertpapiers <strong>zum</strong> gleichen Zeitpunkt.<br />

Langfristiges Halten von Positionen.<br />

Option auf steigende Kurse.<br />

Definierter Höchstbetrag, bis zu dem der Besitzer eines Derivats von Kursgewinnen oder -verlusten<br />

des Basiswerts profitiert.<br />

Chance/Risiko-Verhältnis – beschreibt das Verhältnis der Gewinnchancen gegenüber den Verlustrisiken<br />

eines Trades.<br />

Derivate sind Finanzinstrumente, deren Wertentwicklung vom Kurs der zugrundeliegenden Basiswerte<br />

(<strong>zum</strong> Beispiel Aktien, Rohstoffe oder Devisen) abhängt.<br />

Zertifikate, mit denen eine Aktie günstiger gekauft werden kann, aber dafür sehr hohe Renditen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Trading-Stil, bei dem der <strong>Trader</strong> nach eigenem Ermessen über seine Positionen entscheidet.<br />

Das Setzen auf mehrere Positionen beziehungsweise auf verschiedene Asset-Klassen,<br />

Sektoren et cetera zur gleichen Zeit; bewirkt eine Risikostreuung im Portfolio.<br />

Zwischenzeitliche Verlustphase einer Strategie.<br />

Herausgebende Bank/Fondsgesellschaft <strong>zum</strong> Beispiel für Zertifikate, Hebelprodukte oder ETFs.<br />

Bezeichnet das Risiko, dass der Schuldner (Emittent) <strong>zum</strong> vereinbarten Zeitpunkt der Rückzahlung<br />

nicht in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zu begleichen.<br />

EONIA bedeutet European OverNight Index Average und gibt den geschäftstäglich ermittelten Durchschnittszins<br />

von rund 50 Kreditinstituten aus dem Euro-Raum sowie einigen Nicht-EU-Banken für<br />

Tagesgelder an.<br />

Theoretisch (nach Modell) gerechtfertigter Kurs.<br />

Laufzeitende. Der Zeitpunkt, zu dem das Zertifikat erlischt und der Anleger den Inneren Wert ausgezahlt<br />

bekommt.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Begriff<br />

Gap (Up/Down)<br />

Griechen<br />

Hebelprodukte /<br />

Hebelzertifikate<br />

Hedging<br />

Im Geld<br />

Innerer Wert<br />

Korrelation<br />

LIBOR<br />

Long-Position<br />

Market Maker<br />

Optionsschein<br />

Put<br />

Short-Position<br />

Stopp-Loss<br />

Strike<br />

Spread<br />

Trailing-Stopp<br />

Underlying<br />

VIX<br />

Volatilität<br />

WKN<br />

Definition<br />

Übernacht-Kurssprung (nach oben/unten), erscheint als „Lücke“ im Chart. Kurslü cke im Chart 1) im<br />

weiteren Sinn: zwischen Schlusskurs gestern und Eröffnungskurs heute, 2) im engeren Sinn: zwischen<br />

Hoch gestern und Eröffnung heute (Up Gap) beziehungsweise zwischen Tief gestern und Eröffnung<br />

heute (Down Gap).<br />

Sensitivitätskennzahlen bei Optionen. Sie geben die Veränderung des Optionspreises bezüglich der<br />

Veränderung der Risikofaktoren an. Beispiele: Delta, Gamma, Vega.<br />

Derivate, mit denen Anleger überproportional an steigenden oder fallenden Kursen eines Basiswerts<br />

partizipieren können.<br />

Beim Hedging handelt es sich um die Absicherung einer bestehenden Position (in der Regel gegen<br />

Kursverluste). Dies geschieht über verschiedene Instrumente wie <strong>zum</strong> Beispiel Futures, Optionen oder<br />

CFDs.<br />

Option, die einen Inneren Wert größer Null aufweist.<br />

Wert einer Option im Fall der sofortigen Ausübung.<br />

Call: aktueller Kurs - Basispreis; Put: Basispreis - aktueller Kurs.<br />

Verhältnis des Gleichlaufs zweier Datenreihen zueinander:<br />

-1 = exakt gegenläufig, 0 = unabhängig, 1 = exakt gleichläufig.<br />

London Interbank Offered Rate; täglich festgelegter Referenzzinssatz im Interbankenmarkt, zu denen<br />

die Banken Gelder von anderen Banken aufnehmen beziehungsweise angeboten bekommen.<br />

Wertpapierposition, die bei steigenden Kursen wertmäßig zulegt.<br />

Marktteilnehmer, der sich verpflichtet, für einen bestimmten Basiswert fortlaufend An- und Verkaufskurse<br />

zu stellen. Auch Designated Sponsor genannt.<br />

Optionsscheine (englisch Warrants) sind verbriefte (das heißt als Wertpapier gestaltete) Optionen,<br />

sogenannte Plain Vanilla Options.<br />

Option auf fallende Kurse.<br />

Wertpapierposition, die bei fallenden Kursen wertmäßig zulegt.<br />

Verlustbegrenzungsstopp.<br />

Basispreis einer Option.<br />

Spanne zwischen Geld- und Briefkurs.<br />

Ein Trailing-Stopp ist ein Stopp-Kurs, der bei einem positiven Trade-Verlauf nachgezogen wird.<br />

Dadurch können bereits angefallene Buchgewinne abgesichert werden.<br />

Als Underlying (Basiswert) wird ein Finanzinstrument bezeichnet, das die Grundlage für ein anderes<br />

Wertpapier (Derivat) ist und dessen Kursentwicklung bestimmt. Basiswerte können <strong>zum</strong> Beispiel<br />

Aktien oder Rohstoff-Futures sein.<br />

Der Volatilitätsindex misst die implizite Volatilität eines Börsenindex, also dessen aktuell von den<br />

Marktteilnehmern für einen gewissen Zeitraum in der Zukunft erwartete Schwankungsintensität.<br />

Die Volatilität misst die Schwankungsbreite eines Marktes. Daher kann dieser Indikator auch als<br />

Risikoindikator gesehen werden.<br />

Abkürzung für Wertpapierkennnummer.


TRADERS´ HEBELZERTIFIKATE SPEZIAL 04.2015<br />

Kolumne<br />

Wissen Sie wirklich,<br />

was alles schief<br />

gehen kann?<br />

Thomas Bopp<br />

Thomas Bopp handelt seit 20 Jahren<br />

an der Börse. Sein Handelsstil nutzt<br />

Optionsdaten als zusätzliches Kriterium<br />

der Marktanalyse, was er im täglichen<br />

kostenfreien TRADERS´ briefing Newsletter<br />

unter www.traders-briefing.com zeigt.<br />

thomas.bopp@traders-mag.com<br />

Sie haben es nun hinter sich gebracht. Das Hebelzertifikate-Spezial<br />

wurde von vorne bis hinten<br />

durchgelesen, und Sie wissen nun, wie Sie Ihre<br />

Ideen umsetzen können. Schon haben Sie verschiedene<br />

Strategien verinnerlicht, die gut aussehen<br />

und mit denen man Geld verdienen kann<br />

– theoretisch! Eine davon haben Sie herausgefischt,<br />

die Signale der letzten vier Monate durchgetestet.<br />

Es liegt alles im grünen Bereich. Aber die<br />

Frage bleibt: Sind Sie wirklich schon bereit?<br />

Nehmen wir einmal an, dem ist so. Ihr Startkapital<br />

beträgt 10 000 Euro. Das Risiko liegt bei einem<br />

Prozent pro Trade. Sie dürfen also 100 Euro mit<br />

einem Hebelzertifikat „riskieren“. Riskieren bedeutet,<br />

dass dieses Geld komplett verloren werden<br />

darf. Da Hebelzertifikate dazu da sind, sich ein Zertifikat<br />

herauszusuchen, dessen Stopp dort liegt, wo<br />

man ihn auch im richtigen Chart platzieren würde,<br />

muss man damit rechnen, dass bei jedem schief<br />

gelaufenen Trade der komplette Einsatz verloren ist.<br />

Sie können demnach also pro Trade nur Zertifikate<br />

für 100 Euro kaufen. Der Auftrag, den Sie<br />

erteilen, beinhaltet noch nicht die Handelsgebühren<br />

von vielleicht zehn Euro. Der Betrag erhöht<br />

sich also im schlimmsten Fall von 100 auf 105<br />

bis 110 Euro Verlust, wenn die Position komplett<br />

schief geht. Das ist eine sehr kleine Position und<br />

Sie könnten eigentlich ruhig damit schlafen. Der<br />

Punkt ist aber: Ihre Position muss mindestens<br />

einen Anstieg von 120 Prozent hinlegen, damit<br />

Sie kein negatives Chance/Risiko-Verhältnis (CRV)<br />

haben. Nehmen wir an, dass das entsprechende<br />

Hebelzertifikat auf 220 Euro steigt. Dann haben<br />

Sie ein CRV von 2. Der Gewinn ist bei Verkauf<br />

das Doppelte des Einsatzes. Das ist gut, denn die<br />

Theorie besagt, dass man damit Geld verdienen<br />

kann. Es sagt Ihnen aber keiner, wie lange Sie<br />

handeln müssen, damit diese Theorie sich auch<br />

für Sie bezahlt macht.<br />

Wir wissen von der Spielbank, dass manchmal<br />

ziemlich oft rot oder schwarz hintereinander<br />

kommt. So ist es auch an der Börse. Man braucht<br />

sich nur auf den falschen Markt zur falschen Zeit<br />

zu konzentrieren. Oft beginnt nämlich eine <strong>Trader</strong>-<br />

Karriere mit einer größeren Verlustserie. Damit<br />

müssen Sie erst einmal zurechtkommen. Wie<br />

fühlen Sie sich, wenn zwar die ersten drei Trades<br />

das obige Ziel erreicht haben, danach aber zehn<br />

Trades hintereinander mit einem vollen Verlust<br />

enden? So etwas passiert. Mit den drei Trades<br />

haben Sie nach Gebühren 300 Euro gut gemacht,<br />

während die zehn Trades inklusive Gebühren für<br />

einen Verlust von 1100 Euro sorgen.<br />

Vielleicht haben Ihre Überzeugungen jetzt einen<br />

ersten Knacks. Dazu kommt noch, dass von diesen<br />

Verlusten vielleicht einige kurz vor dem Gewinnziel<br />

lagen, aber die Position am nächsten Tag mit einer<br />

Kurslücke in die Gegenrichtung sofort wertlos<br />

wurde – <strong>zum</strong> Beispiel durch schlechte Nachrichten.<br />

Was nun? Machen Sie weiter, so wie bisher? Oder<br />

erhöhen Sie die Positionsgröße? Vielleicht haben<br />

Sie das auch vorher schon in der Mitte der Verlustserie<br />

getan – dann könnte Ihr Gesamtverlust noch<br />

viel höher gewesen sein. Können Sie dann noch<br />

ohne Probleme entscheiden, ob Sie weitermachen?<br />

Fakt ist: Man ist noch kein Meister, wenn man<br />

viel liest und über vier Monate testet. Wenn Sie vier<br />

Monate getestet haben, gehen Sie am besten zwei<br />

weitere Jahre zurück. Dazu nutzen Sie die neuen<br />

aktuellen Kurse, um bereits ein Gefühl für Marktbewegungen<br />

zu bekommen, die entsprechenden<br />

Hebelzertifikate herauszusuchen und zu beobachten.<br />

So verhindern Sie <strong>zum</strong>indest die ersten<br />

größeren Verluste, wenn es hart auf hart kommt.<br />

Sehr gute Klavierspieler üben erst einmal 10 000<br />

Stunden, bevor sie auf die Bühne gehen. Üben Sie<br />

also viel und testen Sie lange, damit Sie auch ganz<br />

genau wissen, was Sie tun.


NEUKUNDEN-ABO<br />

Sparen<br />

Sie jetzt bares Geld<br />

Erhalten Sie 15 Ausgaben TRADERS´<br />

<strong>zum</strong> Preis von 12 und sichern Sie sich<br />

ein Trading-Buch.<br />

Ja, ich möchte das TRADERS´ Neukunden-Abo <strong>zum</strong> Vorzugspreis von nur 63 Euro (15 Ausgaben <strong>zum</strong> Preis von 12 Ausgaben) jeweils inkl. Porto und MwSt. im Inland;<br />

innerhalb Europas 1,50 Euro pro Heft. Das Abonnement kann mit einer Frist von vier Wochen des Bezugszeitraums gekündigt werden. Nicht gekündigte Abonnements verlängern<br />

sich jeweils um ein weiteres Jahr (12 Ausgaben). Maßgeblich ist der Tag des Eingangs der Kündigung beim Verlag. Es gelten unsere AGBs.<br />

Antwort:<br />

Ich bezahle:<br />

per Rechnung<br />

per Lastschrifteinzug<br />

Buchprämie:<br />

Name, Vorname<br />

Bank<br />

Börse leicht verständlich<br />

Mehr als Geld und Gier<br />

Straße und Hausnummer<br />

IBAN<br />

PLZ<br />

Ort<br />

BIC<br />

E-Mail-Adresse<br />

Land<br />

Telefonnummer<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

TRADERS´ media GmbH, Barbarastraße 31 a, 97074 Würzburg Tel.: 09 31/4 52 26-0 Fax: 09 31/4 52 26-13 E-Mail: abo@traders-mag.com www.traders-mag.com<br />

HZ 04/2015<br />

Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung<br />

gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr.1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Der Widerruf ist zu<br />

richten an: TRADERS´ media GmbH, Aboservice, Barbarastraße 31 a, 97074 Würzburg; Telefon: 09 31/4 52 26-0, Telefax: 09 31/4 52 26-13, E-Mail: abo@traders-mag.com.


Anzeige<br />

JETZT DURCHSTARTEN.<br />

MIT FAKTOR-ZERTIFIKATEN VON HSBC.<br />

Börsenkurse sind wie Flugphasen: Erst geht es hoch hinaus und irgendwann auch wieder<br />

runter. In diesen Phasen können Sie jetzt zusätzlich Schub aufnehmen und die Möglichkeit<br />

haben, schneller an Ihr gewünschtes Renditeziel zu gelangen. Investieren Sie mit einem<br />

konstanten Hebel und profi tieren Sie in trendstarken Marktphasen überproportional am<br />

Kursverlauf.<br />

Starten Sie jetzt durch – mit Faktor-Zertifi katen (long und short) von HSBC.<br />

Überproportionale Nutzung erwarteter Kurstrends<br />

Konstanter Hebel (Faktor) über die Laufzeit<br />

Kein Knock-out Ereignis<br />

Gehebeltes Verlustrisiko / Totalverlustrisiko<br />

Emittent: HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

Kostenfreie Infoline 0800 4000 910<br />

Hotline für Berater +49 211 910-4722<br />

zertifikate@hsbc.de · www.hsbc-zertifikate.de<br />

Verantwortlich für diese Anzeige ist HSBC Trinkaus & Burkhardt AG. Die hierin enthaltenen Produktinformationen stellen keine Empfehlung <strong>zum</strong> Kauf oder<br />

Verkauf der darin besprochenen Wertpapiere dar und können eine individuelle Anlageberatung durch die Hausbank nicht ersetzen. Den Basisprospekt und<br />

die Endgültigen Bedingungen erhalten Sie über die Internetseite www.hsbc-zertifikate.de.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!