Furniture & Interior
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Girandole (Tfl. 50), ein Sofa und verschiedene Stühle<br />
(Tfl. 62), versch. Étagèren (Tfl. 63), Kinderwiegen (Tfl.<br />
65) und im 7. Heft, auf Tafel 39, eine „Eckservante mit<br />
einem Spiegel in der Rückwand, die drei Seiten von<br />
Glas (.). Die Palmenstämme von grüner, die Blätter<br />
von Goldbronze.“ Die Abbildung zeigt bereits zwei Varianten:<br />
eine Seite mit angedeuteter Tür, die andere<br />
Seite als offene Servante. Eben dieser Entwurf einer<br />
Eckservante dürfte das Vorbild für die hier angebotene<br />
Halbrundservante gewesen sein, wobei zu vermuten<br />
ist, dass Schneider auch dafür die Zeichnung anfertigte,<br />
jedoch ohne sie zu veröffentlichen.<br />
Josef Folnesics bildet in seinem 1918 erschienene<br />
Werk „Innenräume und Hausrat der Empire- und Biedermeierzeit<br />
in Österreich-Ungarn“ auf Tafel 53 eine<br />
damals auf Schloss Perkata befindlich und der Gräfin<br />
Therese Györy in Budapest gehörende Palmeneckservante<br />
ab, die eine Variante des Modellentwurfs<br />
von Schneider und der hier angebotenen Servante<br />
darstellt, und an welcher die Art der tatsächlichen<br />
Ausführung im Verhältnis zum Entwurf sehr gut nachvollziehbar<br />
ist. Der Verbleib dieser Servante ist unbekannt.<br />
Schließlich wurde jüngst ein weiteres Exemplar<br />
einer Eckservante, die große Ähnlichkeit mit der<br />
Eckservante auf Schloss Perkata aufweist, im norddeutschen<br />
Kunsthandel angeboten.<br />
Im Schloss Friedenstein zu Gotha befand sich vor<br />
dem Krieg ein runder Tisch mit vier Palmenbaumfüßen,<br />
der möglicherweise auch von Schneider erdacht<br />
wurde. Die damals im gleichen Raum vorhandenen<br />
Stühle zeigten Palmwedel und gehörten offenbar zum<br />
Tisch (vergl. Ferdinand Luthmer u.a.: Empire- und Biedermeiermöbel<br />
aus Schlössern und Bürgerhäusern<br />
Frankfurt/M 1923). Bis zum Auffinden eines bezeichneten<br />
Möbels kann der Bau der Palmenmöbel derzeit<br />
noch keiner der Berliner Werkstätten zugewiesen<br />
werden, die weitere Forschung würde dazu aber lohnen.<br />
Die Anregung zur Verwendung von Palmen an Möbeln<br />
dürfte Schneider durch das 1754/55 in Potsdam<br />
durch Friedrich den Großen errichtete Chinesische<br />
Teehaus erhalten haben, an welchem sich mehrere<br />
Palmensäulen befinden, die von dem Schweizer Johann<br />
Melchior Kambly entworfen wurden. Im Spencer<br />
House in London gehören die Palmenzimmer in<br />
den „Rooms of Parade“ zum Großartigsten, was das<br />
Haus zu bieten hat.<br />
1843 gab C. G. Schneider selbst ein gedrucktes Werk<br />
heraus, in welchem er auf querformatigen Tafeln vor<br />
allem Zimmerdekorationen, aber auch Möbel, Leuchter,<br />
Vasen und dergleichen, die sich in den Zimmern<br />
befinden, nach eigenen Entwürfen vorstellte. Interessant<br />
ist hier, das von ihm verfasste Vorwort, in welchem<br />
er ein wenig über sich selbst preisgab „Seit<br />
einem Zeitraum von 20 Jahren (also seit etwa 1820)<br />
beschäftige ich mich hier in Berlin mit Zeichnungen zu<br />
Meubles-Einrichtungen von Zimmern, Dekorierungen,<br />
großartigen Vorfenstern für Läden, inneren Ausbau<br />
etc.. In dieser langen Reihe von Jahren habe ich Gelegenheit<br />
gehabt, die mannigfachsten Erfahrungen in<br />
diesem Genre zu machen. Bei allen meinen Arbeiten<br />
habe ich stets die zwei Grundregeln, das Elegante mit<br />
dem Praktischen zu verbinden, dessen sich meine Arbeiten<br />
immer erfreut haben“. Im „Allgemeinen Wohnungsanzeiger<br />
Berlin“ von 1827 und von 1843 ist<br />
Schneider zunächst als Tapezierer, dann als Zeichner<br />
und Tapezierer, in der Alten Leipzigerstraße 1, im Adressverzeichnis<br />
von 1830 als Tapezier- und Möbelmusterzeichner,<br />
im Rauletshof 2, verzeichnet.<br />
Achim Stiegel und Georg Himmelheber bilden den<br />
Eckservantenentwurf C. G. Schneiders von 1827 in<br />
ihren jeweiligen Standardwerken zur Berliner bzw.<br />
Deutschen Möbelkunst ab, jedoch lediglich unter Erwähnung<br />
des Verlegers Wittich. Weiterführende Unterlagen<br />
und Literaturangaben werden beigegeben.<br />
Provenienz:<br />
Privatbesitz, Norddeutschland.<br />
Erben nach Dr. Kunick, Dessau.<br />
Kunstsammler Sanitätsrat Dr. und Frau Dr. Kunick,<br />
Dessau und Ostrau.<br />
Hofdame der Prinzessin Agnes von Anhalt, Herzogin<br />
zu Sachsen-Altenburg, Dessau.<br />
Prinzessin Agnes von Anhalt, Herzogin zu Sachsen-<br />
Altenburg (1824-1897).<br />
(Wohl) Friederike Prinzessin von Preußen, Herzogin<br />
zu Anhalt-Dessau (1796-1850). (1200965) (13)<br />
BERLIN SEMI-CIRCULAR SIDEBOARD<br />
OR PALM WHATNOT<br />
160 x 90 x 38 cm.<br />
Berlin, ca. 1828.<br />
Softwood with mahogany veneer, partially in solid<br />
mahogany. Carved, wood, partially polychrome and<br />
parcel-gilt.<br />
Provenance:<br />
Private collection, North Germany.<br />
Heirs after Dr. Kunick, Dessau.<br />
Art collectors Medical Consultants Mr Dr and<br />
Mrs Dr Kunick, Dessau and Ostrau.<br />
Lady in waiting of Princess Agnes of Anhalt,<br />
Duchess of Saxony-Altenburg, Dessau.<br />
Princess Agnes of Anhalt, Duchess of Saxony-Altenburg<br />
(1824 - 1897).<br />
(Probably) Princess Friederike of Prussia,<br />
Duchess of Anhalt-Dessau (1796 - 1850).<br />
€ 15.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
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