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Titelthema: Dachschildkröten

TitelthemaDutzende

TitelthemaDutzende Weibchen von Pangshura tentoria circumdata sonnten sich Anfang Februar an den Ufern des Jamuna Riverbei Mathura, Uttar Pradesh, IndienAuge. Diese Unterart zeichnet sichdadurch aus, dass sie neben der Diademschildkröte(Hardella thurjii)den größten Sexualdimorphismuszeigt; die Weibchen entwickeln ausgewachsendas 30-fache Gewichtadulter Männchen! Letztere erreichenmit zart-schlankem Körperbau kaummehr als 8 cm CL, die massiv gebautenWeibchen hingegen erreichen 27cm CL. Damit sind sie deutlich diegrößten Pangshuren. Bei alten Weibchenkann das orange Band am Carapaxstark verblassen bis gänzlichunsichtbar werden. Der Bauchpanzerist gelb, mit großen dunklen Flecken.Vorkommen: „K. tentoria circumdataMertens 1969 wurde aus der Umgebungvon Kalkutta beschrieben“ (Das1995). Von dort hat Mertens (1969)wohl der Holotypus vorgelegen –dort kam und kommt die Art allerdingsgar nicht vor! Außerdem hatMertens diese Unterart als Kachugatecta circumdata beschrieben. Auf dasdamalige Wissen lassen Mertens‘Worte schließen: „Es muss nun leiderzugegeben werden, dass unsereKenntnisse über die Verbreitung voncircumdata höchst lückenhaft sind“,und: „Wie im Einzelnen die Verbreitungsarealeder drei Rassen, tecta, tentoriaund circumdata, sich zueinanderverhalten, ist ungeklärt“. Das (2009)hat diese Unklarheit später bereinigtund gibt nun als Typusfundort„Meerut, Uttar Pradesh, Indien“ an(TFTSG 2021).Diese Schildkröten leben in den westlichenZuflüssen des Ganges und inFlüssen im indischen BundesstaatGujarat.Lebensraum: Bewohner mittlererund großer FlüsseNahrung: ähnlich der NominatformReproduktion: Die Eiablagen findenvon Oktober bis Jänner statt, vermutlichin mehreren Gelegen. Ein Gelegebeinhaltet 3–12 Eier, durchschnittlichsechs. Die Entwicklung soll erst imMärz beginnen. Eigrößen: 47,6–50,0x 26,0–2 9,0 mm. Wir haben kürzlichzwei Eier dieser Art im Wasservorgefunden, ihre Maße: 46,0–49,5 x22,5–23,0 mm. Unser Weibchen misstetwa 20 cm CL. Größere Tiere mitfast doppelt so viel Gewicht werdensicherlich voluminösere Eier legen.Schlüpflinge messen 27–33 mm CL.Ich kenne in Europa nur einen erfolgreichenZüchter (in Wien).Gefährdung: Obwohl die Weibcheneine gute Proteinquelle darstellen,scheinen sie außer als Zubrot fürdie Einheimischen keine Handelsrelevanzzu haben. Wir haben sie niezum menschlichen Verzehr angebotengesehen.Beobachtungen im Lebensraum:Als mein Wiener Freund RichardGemel und ich Anfang Februar 1991(Praschag 1992) meine erste (seinezweite) Reise nach Asien in Delhistarteten, waren wir Gäste in der österreichischenBotschaft. Nach einemerlebnisreichen Stadtrundgang inOld-Delhi war man uns seitens derBotschaft auch behilflich, ein Taximit Englisch sprechendem Chauffeurzu buchen. Unser erstes Ziel dieserzweiwöchigen Autoreise solltedie sehenswerte Stadt Agra mit demwahrlich einmaligen Taj Mahal sein.Wir starteten vormittags bei völligerSmognebel-Dunkelheit. Erst als wirdie Hauptstadt Indiens verließen,entkamen wir ihrem giftigen Dunst32

TitelthemaWeibchen von Pangshura tentoria flaviventer in einem Sammellager bei Dhakaund erkannten, dass wir einen klaren,sonnigen Tag vor uns hatten. DieAutobahn von Delhi nach Agra wieszahlreiche Schlaglöcher auf, aber dieGeschwindigkeitsbegrenzungen aufden Straßen Indiens wurden ohnehinvon dort ruhenden Kühen und vonpersonengeschobenen Handkarrenbestimmt. Halbwegs parallel zur Autobahnfließt der Jamuna River vonDelhi nach Agra, um in der Folge inden Ganges zu münden. Dazwischen,etwa 10 km vor Mathura, wo der Jamunanahe an die Autobahn herankam,wiesen wir unseren Fahrer an,die Autobahn zu verlassen, um möglichstnahe zu dem großen Fluss zugelangen. Als wir das gigantischeSchotter-Flussbett erreichten, musstenwir dieses vorerst zu Fuß queren,bis wir zu dem in der Trockenzeit rudimentärenRest des wasserführendenJamuna gelangten. Er hatte sichetwa auf ein Zehntel seines Flussbettesverschmälert. Doch die Mühenhatten sich gelohnt. Schon aus derFerne fielen uns im Feldstecher amgegenüberliegenden Ufer hunderteglitzernde Punkte auf; die rührtenvon Sonnenstrahlen, die von denPanzern unzähliger Dachschildkrötender Unterart P. tentoria circumdatareflektiert wurden. Die durchschnittlich20 cm CL großen Weibchen hattendas schräg ansteigende Ufer biszu maximal 2 m hoch erklommen,um sich an diesem 4. Februar, alsomitten im Winter, den wärmendenSonnenstrahlen hinzugeben. Wirmaßen zu Mittag im stehenden Uferbereich25 °C Wassertemperatur,Gesamt- und Karbonathärte 15 °, pHetwas über 7,5.Pangshura tentoriaflaviventerGünther (1864) hatte P. flaviventeranhand eines Tiers beschrieben. „Esähnelt in der Form stark P. tecta, hataber einen deutlich erhöhteren Panzermit einer großen Einkerbung inder Mitte vom zweiten und drittenCostale.“33

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