Aufrufe
vor 5 Monaten

elaphe 2024-1-online

Titelthema: Dachschildkröten

TitelthemaIn

TitelthemaIn memoriamReiner Praschag(1945–2023)– persönliche ErinnerungenNach schwerer Krankheit ist Reiner Praschag am 18. Oktober 2023 verstorben. Der Schildkrötenenthusiastwar über Jahrzehnte eine prägende Kraft in der Liebhaberszene und Gründer des heutigen„Turtle Island“ in Graz. Viele seiner Schildkrötenerfahrungen hat er in der letzten Zeit seinerErkrankung noch für die elaphe zu Papier gebracht; die zu Pangshura bilden das Titelthema dieserAusgabe, deren Erscheinen er leider nicht mehr erleben konnte. Sein langjähriger WeggefährteRichard Gemel erinnert hier an einen Ausnahme-Terrarianer und Schildkrötenforscher.von Richard GemelMehr als fünfzig Jahre durfte ich mit Reiner Praschagdas Interesse an Schildkröten teilen. Kennen gelernthabe ich Reiner in den frühen Siebzigerjahren in Wien beiErich Sochurek, der bereits damals in Fachkreisen weithinbekannt war und zur damaligen Zeit mehrere Reptilienimporteaus Pakistan durchführte. Unter den pakistanischenReptilen befanden sich auch etliche Wasserschildkröten,für die wir uns beide interessierten. Seit damals pflegte ichregelmäßigen Kontakt mit Reiner.In Leoben (Steiermark) aufgewachsen, erhielt Reiner 1955von einer Tante aus Wien eine Griechische Landschildkrötegeschenkt. Ab diesem Zeitpunkt nahm sein Leben eine bemerkenswerteWende. Man könnte sagen, dass damit einPrägungsprozess stattgefunden hatte, denn seit diesem Erlebnisgalt sein Hauptinteresse den Schildkröten. Das solltesich bis zu seinem Lebensende nicht ändern!Kompromisslos für SchildkrötenReiners Vater führte ein Architekturbüro, und beide Söhnebegannen nach der Matura mit dem Architekturstudium.Noch zu seiner Studentenzeit vergrößerte sich ReinersTierbestand auf etwa 75 Schildkröten, was zwangsläufigzu einer Verlängerung seiner Studiendauer führte. Ange-Reiner Praschag mit einer subadulten Nördlichen Batagur-Schildkröte(Batagur baska) Foto: privat36

TitelthemaBesuch von Reiner Praschag bei Josef Schmuck am 11. April 2023. Beide Terrarianer lernten sich bereits in den Sechzigerjahrenim Grazer Aquarien- und Terrarienverein kennen. Von links nach rechts: Richard Gemel, Reiner Praschag,Josef Schmuck. Foto: M. Schmuckspornt durch viele mangelhafte Terrarienanlagen, die er bisdahin kennen gelernt hatte, suchte Reiner bereits als Studentmit seinem architektonischen Wissen nach besserenLösungen. In Vorträgen und Diskussion hielt er mit Kritikan mangelhaften Lösungen nicht zurück. Bald entwickelteer Visionen für großzügige Aquarien- und Terrarienanlagen,speziell für solche, die für Schildkröten geeignet sind.Dabei sollten die natürlichen Ansprüche der Tiere berücksichtigtwerden. Um dieses Ziel zu erreichen, befasste ersich zunächst eingehend mit der Biologie der Schildkrötenund suchte danach innovative Lösungen, um mit artgerechterHaltung auch regelmäßige Zuchterfolge erzielenzu können.Seine erste Anlage befand sich im Keller seines Elterhausesin Leoben. Seine Vorstellungen von den erforderlichenDimensionen setzte er schon damals um, denn hier hatteer quer durch den Kellerraum eine Frontscheibe eingelassenund damit ein geräumiges Aquarium geschaffen.Seine Eltern zeigten dabei stets viel Verständnis, wofür erauch zutiefst dankbar war. Nicht selten wurde jedoch ihreToleranz auf eine harte Probe gestellt, etwa als währendseiner Präsenzdienstzeit ein Kellerbrand im elterlichenHaus ausbrach, verursacht durch eine defekte Heizmatte.In seiner Studentenwohnung in der Winckelmannstraße inGraz ließ er ein geräumiges Aquaterrarium für Großkopfschildkrötenbauen, um damit der Kletterfreudigkeit dieserSchildkröten gerecht zu werden. Die Konstruktion war sovoluminös, dass letztlich der Fensterstock herausgesägtwerden musste, um sie in die Wohnung zu schaffen. DieseEpisode zeugt davon, dass er seinen Weg kompromisslosverfolgte.Als er am Stadtrand von Graz in Strassgang ein Grundstückauswählte, musste es die Voraussetzung erfüllen, einnach Süden ausgerichtetes Gefälle aufzuweisen und voneinem Bach durchflossen zu werden, um später optimaleAnlagen für Schildkrötenhaltung errichten zu können.Zunächst befand sich ein schlichtes Haus auf dem Grundstück.Im Garten erbaute er anfangs ein Glashaus, das halbin den Boden gesenkt war, um einen Isolierungseffekt zuerzielen. Sein großer Wurf war sein bald danach errichtetesHaus auf diesem Grundstück, das er nach vielen Überlegungensorgfältig geplant hatte. Es sollte aus Wohnräumenbestehen, mit einem Arbeitsraum und einer großzügigenKonstruktion zur Haltung von Schildkröten. Letztere bestehtim Wesentlichen aus vier nach Süden ausgerichtetenGlashäusern, die mit Satteldächern versehen und terrassiertaneinandergereiht sind. Die Tiergehege sind mitgroßen Aquarien ausgestattet, der warme Bereich in deroberen Terrasse und im unteren Bereich für Arten des gemäßigtenKlimas. Das unterste Aquarium steht mit einerKlappe mit dem anschließenden Freilandteich in Verbindung.Sein Büro, mit Glasscheiben von den Glashäusern37

Zeitschriften-Regal