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Radiata 9 (4)

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HALTUNG UND NACHZUCHT

HALTUNG UND NACHZUCHT erhalten, legte ich kleine Stücke von einer rohen Kartoffel, gelbe Rüben (Möhren), Äpfel und Sepia-Schalen ins Terrarium. Um meine Frau zu beruhigen, habe ich den Terrariumrand oben abgeklebt, damit keine Kellerasseln in die Wohnung entweichen können. Vervollständigt wurde das Ganze durch einen Blumentopfuntersetzer (Durchmesser 12 cm) als Badegelegenheit. Um den Tieren das Verlassen des mit Wasser gefüllten Blumentopfuntersetzers zu erleichtern, gab ich einen Stein hinein. Das erste halbe Jahr Im Oktober 1997 war es dann endlich soweit, ich setzte vier Schlüpflinge ein, im November folgten zwei weitere. Die Schlüpflinge waren zum Zeitpunkt des Einsetzens wenige Tage bis drei Wochen alt. Das Terrarium stand zum damaligen Zeitpunkt im Wohnzimmer an einem Südfenster. Als Wärmequelle diente eine 40-W-Strahlerbirne, die einen Teil des Terrariums bis etwa 30 oe erwärmte. Die Lampe brannte circa acht bis zehn Stunden am Tag. Das Substrat wurde durch fast tägliches Besprühen feucht gehalten. Durch die Feuchtigkeit hielten sich die Futtertiere im oberen Bereich des Substrates und konnten so leichter erbeutet werden. Die Schlüpflinge waren so gut wie nie zu sehen. Sie lebten sehr zurückgezogen. Bis Mitte Dezember 1997 ernährten sich die kleinen Dosenschildkröten ausschließlich von den vorhandenen Futtertieren, die sie selbständig erbeuteten. Die Kellerasseln vermehrten sich gut im Terrarium. Man konnte es an den vielen kleinen Kellerasseln sehen. Aufgrund der warmen Witterung im Dezember 1997 suchte ich im Garten nach kleinen Schnecken. Diese legte ich den Schlüpflingen gezielt vor, um zu sehen, ob schon Schnecken als Futter angenommen werden. Die vorgelegten Nacktschnecken (ca. 1 bis 1,5 cm lang) wurden gierig gefressen. Daraufhin suchte ich, sooft es das Wetter lind meine Zeit es gestatteten, nach Schnekken, die ich auch problemlos unter ausgelegten Brettern im Garten fand. Meine Ausbeute betrug jedesmal mindestens 20 bis 30 kleine Schnecken zuzüglich Würmer, diese gab ich sofort ins Terrarium. Die lebenden Futtertiere (Schnecken, Würmer und Kellerasseln) wurden von den kleinen Dosenschildkröten selbständig erbeutet. Bis März 1998 hat sich die Anzahl der Kellerasseln im Terrarium stark verringert. Eine Vermehrung fand jedoch noch statt, erkennbar am Vorhandensein von Jungtieren. Für den Rückgang der Kellerasseln kommen meines Erachtens zwei Gründe in Betracht: I. Durch das Graben der Dosenschildkröten konnten sie sich nicht mehr so zahlreich vermehren 2. Es wurde eine stattliche Anzahl von ihnen gefressen. Das Sommergehege Anfang Mai 1998 - als sich schönes Wetter ankündigte - habe ich die Dosenschildkröten in ein Freigehege umgesetzt. Das Gehege ist circa 1,2 m breit und 2,3 m lang. Die Einfriedung besteht aus Holzbrettern. Das untere Brett ist ungefähr 10 cm tief in die Erde eingelassen. Das Gehege wird den ganzen Tag von der Sonne beschienen. Zum Schutz ist es mit einem Netz abgedeckt, ein Teil davon auch mit einer Doppelstegplatte. Im Gehege befindet sich auch eine Badegelegenheit. Nach zwei erfolgreichen Ausbrüchen (meine Tochter fand jeweils die gleiche kleine Dosenschildkröte im Nachbargehege) habe ich am obersten Brett einen Überstand (Dachlatte) angebracht. Seither ist keine Schildkröte mehr entwischt. In das Freigehege hatte ich schon seit Mitte April 1998 Futtertiere gegeben. Die kleinen Dosenschildkröten lebten im Freigehege noch versteckter als im Terrarium. Ich habe den ganzen Mai über keine einzige gesehen. Anfang Juni habe ich gezielt nach den Schildkröten gesucht, was einen ziemlichen Aufwand darstellte. Alle Tiere machten einen gesunden und munteren Eindruck. Bei dieser Nachschau konnte ich feststellen, daß von allen Tieren jetzt schon zum Teil oder ganz das Bauchscharnier zugemacht werden konnte. Eine gezielte Fütterung wurde nicht vorgenommen, sondern nur Lebendfutter (Wür- 22 RADIATA 9 (4), 2000

HALTUNG UND NACHZUCHT mer und Nacktschnecken) ins Freigehege gegeben. Im August 1998 konnte ich das erste Mal beobachten, daß Obst und Beeren gefressen wurden. Die Haltung im Herbst Anfang September 1998 habe ich die kleinen Dosenschildkröten eingesammelt und in ein wie oben beschriebenes Terrarium gesetzt. Das Terrarium wurde auf die überdachte Terrasse gestellt. Somit konnte es nicht in das Terrarium hineinregnen. Das Terrarium mit den Dosenschildkröten blieb den ganzen Herbst auf der Terrasse stehen. Sobald die Nachttemperaturen den Gefrierpunkt erreichten, wurde das Terrarium ins Haus geholt. Die Temperatur im Terrarium wurde innerhalb von zwei Wochen wieder langsam hochgefahren. Die Aufzucht in der folgenden Zeit Ende November 1998, da waren die Tiere gerade mal ein Jahr alt, unternahm ich den ersten Versuch lebende Babymäuse zu füttern, diese wurden auch sofort von den kleinen Dosenschildkröten gefressen. Ab Dezember 1998 wurden auch Eintagesküken gegeben. Ich legte die gefrorenen Küken spät abends ins Terrarium, bis zum nächsten Morgen waren diese dann aufgetaut. Die Küken wurden zum Teil ganz gefressen oder nur ausgeweidet. Hauptsächlich ernährten sich die Dosenschildkröten aber von den im Terrarium in großer Anzahl vorhandenen Würmern. Soweit es die Witterung zuließ, wurden frisch gesammelte Schnecken hinzugegeben. Ab Mai 1999 erfolgte wieder die Übersiedlung ins Freigehege. Eine gezielte Fütterung erfolgte hier nicht, sondern es wurden nur gelegentlich Würmer und Schnecken ins Gehege gegeben, sofern vorhanden, wurden Erdbeeren und Johannisbeeren aus dem eigenen Garten ausgelegt. Im Juni 1999 erhielt ich zwei einjährige Terrapene carolina carolina, die ich zu den Terrapene c. triunguis dazu setzte. Ab September 1999 wurden die Terrapene - sie waren jetzt fast zwei Jahre alt - wie im Jahr zuvor wieder ins Terrarium auf die überdachte Terrasse gebracht. November 1999 erfolgte wieder der Wechsel ins Haus. Solange sich die Dosenschildkröten im Haus unter kontrollierten Bedingungen befanden, erfolgte die Fütterung ausschließlich mit ein oder zwei aufgetauten Eintagesküken (jeden 2. Tag), wenn vorhanden mit lebenden Babymäusen. Bei den beschriebenen Haltungsbedingungen entspricht der Zeitraum von Dezember bis April (im Haus) dem Frühling und Sommer der Tiere, vom Mai bis November (zum Teil im Freigehege zum Teil im Terrarium auf der Terrasse) dem Herbst und Winter der Tiere. Die Nachzuchten haben alle eine schöne hochgewölbte Form, die Gewichtsunterschie- 30.11.97 30.04.98 08.08.98 08.08.98 * 13 g 31 g 39 g 59/48/30 2 13 g 26 g 32 g 52/46/27 3 12 g 19 g 27 g 55/46/27 4 18 g 34 g 41 g 60/51/30 5 11 g 16 g 22 g 49/41/23 6 14 g 22 g 29 g 51/45/26 31.01.99 31.01.99 * 30.04.00 30.04.00* 49 g 61/54/35 123 g 76/64/44 48 g 60/51/32 142 g 78/63/41 39 g 59/50/32 57 g 70/58/38 53 g 61/55/36 91 g 68/59/42 29 g 51/45/26 60 g 62/53/32 33 g 52/48/27 55 g 62/55/37 Tabelle I. Gewicht und Größe der Terrapene carolina triunguis. * bei den angegebenen Maßen handelt es sich um Länge/Breite/Höhe in Millimeter. RADIATA 9 (4), 2000 23

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