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Radiata 9 (4)

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IM RADIUS Urs Landweer

IM RADIUS Urs Landweer Marokkos Schildkröten entdecken "Was hältst Du von einer Reise zu den Schildkröten in Marokko unter der kundigen Leitung von JEAN GARZONI?" Das wurde ich eines Tages von einem Schildkrötenfreund gefragt. Da gab es nicht viel zu überlegen! Elf Tage im Mittleren Atlas mit der einzigen Sorge, Schildkröten zu beobachten, ein Traum! Und so trafen wir uns auf dem Flughafen von Genf, sieben Mitglieder der SIGS, bereit eine Reise abseits der gewohnten Feriengebiete anzutreten. Der Weg zum Mittleren Atlas Der erste Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent war sehr angenehm im großarti- gen Rahmen eines Hotels in der Nähe von Marrakesch. Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt finden wir schon unsere ersten Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca graeca). MICHEL PELLAZ, Organisator dieser Reise und JEAN GARZONI stellen uns unsere Führer, Fahrer und Köche vor, welche uns für die Dauer der Reise begleiten. Nun muß nur noch das Gepäck rasch verstaut werden, und die Reise zu unserem Abenteuer kann beginnen. Unglaublich - knapp drei Stunden Flug von unserer kleinen Schweiz entfernt - treffen wir eine ganz andere Welt an. Trockene Ebenen werden von den Hügeln des Mittleren Atlas abgelöst und zeigen sich in den prächtigsten Farben von gelb zu blau, von lila zu rot, je nach Blumenart. Wir sind im April - alles blüht. JEAN führt uns im Gelände, seit 30 Jahren durchquert er das Land in alle Richtungen. Die Einheimischen haben diesen eigenartigen, kleinen Mann kennen und respektieren gelernt, der stets mjt einem Haken in der einen und einem Stoffsack in der anderen Abb. 1. JEAN GARZONI - der kundige Führer unserer Reise. Foto: O. BORN 26 RADIATA 9 (4), 2000

IM RADIUS Hand sämtliche Steine umdreht, unter denen sich eine Eidechse, eine Schlange oder ein Skorpion verstecken könnte. Seine zahlreichen Feldbeobachtungen haben viele Wissenschaftler aus aller Welt zum Staunen gebracht. Im Gelände Sobald wir ein Biotop entdecken, welches Schildkröten aufweisen könnte, hält unser Fahrzeugtroß an und wir gehen auf die Jagd. In unserer Fachsprache bedeutet das Wort Jagd nicht töten oder mitnehmen, sondern einfach finden, beobachten und fotografieren. In den von uns durchquerten Regionen können wir die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca graeca) als einzige Landschildkröte Marokkos in großen Stückzahlen beobachten. Sehr überrascht sind wir von der Mannigfaltigkeit der Farben dieser in einem Gebiet lebenden Tiere. Für die Übernachtung beziehen wir das von der Begleitmannschaft aufgestellte Berberzelt aus Kamel- und Schafwolle - die typische Behausung der noch nomadisierenden Berber - und installieren darin unsere Gummimatratzen und Schlafsäcke. Von der Küche wehen die ersten Gewürzdüfte zu uns rüber. Während der gesamten Reise bereiten unsere Köche eine einfache, aber wohlschmeckende Küche nach Berberart. Jeder Teilnehmer wird sich an die verschiedenen Tajines oder Couscous erinnern. Nach dem Essen versammeln wir uns am Lagerfeuer, wo uns JEAN von seinen vielen Erlebnissen und Abenteuern erzählt. Einmal packen unsere Führer ihre Trommeln aus, es ist ein Festtag. Wir tanzen, singen und trinken Maya, den einheimischen Feigenschnaps. Viel zu schnell ist die Reise vorbei. Die letzte Nacht ist sehr kurz. In meinen Träumen sehe ich die Bilder der letzten Tage: die Liebenswürdigkeit der Leute, ihr Lächeln, der Geschmack des Pfefferminztees, die Abende am Lagerfeuer mit Diskussionen, die typischen Häuser, die warme Dusche im Hotelzimmer nach drei Tagen im Gelände, die vielen Maurischen Wasserschildkröten (Mauremys leprosa), welche bei meiner Annäherung ins Wasser springen, Marrakesch mit seinem Place Djemaa EI Fna und den Schlangenbeschwörern, die Souks, außergewöhnliche Labyrinthe, wo sich sämtliche Kulturen und Religionen streifen, das Feilschen beim Einkauf von kleinen Andenken, die 100 Meter hohen Ouzoud-Kaskaden in einer märchenhaften und doch wilden Umgebung, die kühlen Nächte im Zelt. .. Danke, JEAN GARZONI und MICHEL PELLAZ, wir haben mit Eurer Hilfe einen kleinen Teil dieses schönen Landes entdecken dürfen und verstehen nun Eure langjährige Liebe zu diesem Lande. Auf Wiedersehen Marokko, ich werde wiederkommen! Die zweite Reise Und, was kommen mußte, kam. Nach der ersten Reise 1999, fand eine weitere Reise im letzten Frühjahr statt, diesmal in den Süden des Landes, zu den blauäugigen Mauremys leprosa. Unterwegs - am Fuße des Passes Tizi-n­ Test - fanden wir eine sehr schöne Population Maurischer Landschildkröten (Testudo graeca graeca) mit teilweise leuchtenden, lachsfarbigen Hautteilen an Hals und Gliedmaßen. Nach einer Übernachtung im Hotel Palais Salam in Taroudannt - einem innerhalb der alten Stadtmauern gelegenem Sultan-Palast früherer Feudalzeiten - ging unsere Reise in die trockene, südlich des Anti-Atlas gelegene Wüste. Und dann - kaum hatten unsere Fahrzeuge Halt gemacht - ging die Suche los. Unsere Herzen klopften. Und schon hatten wir unsere erste blauäugige Mauremys leprosa gefunden. Alle elf Teilnehmer dieser Reise wollten gleichzeitig ihr erstes Bild dieser traumhaft schönen Schildkröte schießen, welch ein Gerangel. .. Es war ein semiadultes Tier, welches sich uns in den schönsten Farben zeigte. In den folgenden fünf Tagen, die wir in der Gegend zwischen Tata, Akka und Guelmim verbrachten, fanden wir in verschiede- RADIATA 9 (4), 2000 27

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