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Radiata 9 (4)

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HALTUNG UND NACHZUCHT

HALTUNG UND NACHZUCHT Wasserstand beträgt 20 bis 25 cm. Ein Sonnenplatz (z. T. für Schildkröten anderer Arten im gleichen Becken) mit starkem Spotstrahler und einer halbrunden Korkröhre als Versteck bilden die Ausstattung. Als Bodengrund fanden einige dünne Natursteinplatten und etwas Sand Verwendung. Das Weibchen-Becken erhielt einen zur Eiablage umfunktionierten Blumenkasten mit feuchtem Sand als Substrat. Die Ernährung der Schildkröten bereitete bisher keine Probleme. Alle drei Exemplare akzeptierten beispielsweise Regenwürmer, Gehäuseschnecken, Grillen, Fisch- und Muschelfleisch, Rinderherz, aber auch Obst wie Weintrauben und Kiwis. meiner Rückkehr feststellen, daß mehrere im Brutapparat liegende Eier, darunter auch das carinatus-Ei, zerstört waren. Was war geschehen? Es war einer Fliege gelungen, in den Inkubator zu gelangen und im feuchtwarmen Brutsubstrat ihre Eier abzulegen. Als meine Urlaubspflegerin die ersten Fliegenlarven entdeckte und auch gleich entfernte, waren neben dem schon genannten Ei Paarung und Eiablage Nach einer etwa sechswöchigen Ruhephase bei abgeschalteter Beleuchtung sowie Heizung und stark reduzierter Futtergabe wurden im Februar 1999 das kleinere Männchen und das Weibchen zusammen gesetzt. An den nun folgenden Tagen wurden häufig, besonders in den Abendstunden, Paarungen beobachtet. Dabei verfolgte das männliche Tier hartnäckig das Weibchen, um dann schnell und überfallartig aufzureiten. Nach mehreren Kopulationen wurde das Männchen wieder aus dem Becken genommen. Ende Mai wurde das Weibchen unruhig und lief mehrmals in der Dämmerung auf dem Landteil umher, ohne aber eine Eigrube auszuheben. Am 29.05.1999 vergrub es jedoch ein einzelnes Ei in den feuchten Sand des Landteils. Das Ei wurde geborgen und ohne zu drehen in einen selbst gebauten Inkubator überführt. Als Brutsubstrat wurde das Pflanzgranulat Seramis verwendet. Innerhalb der nächsten zwei Tage bildete sich die auf eine Befruchtung hinweisende weiße Bauchbinde, die sich wie eine Zigarrenbanderole um das Ei formte. Anfang Juli befand ich mich auf einer Urlaubsreise und mußte nach Abb. 8. Drei Wochen altes Jungtier. Abb. 9. Jungtier - Plastronansicht. 6 RADIATA 9 (4), 2000

HALTUNG UND NACHZUCHT auch Gelege von Sternotherus odoratus und Mauremys mutica betroffen. Die Larven hatten sich wohl durch die harte Schale gebohrt und die Embryos angefressen. Aus den nicht befallenen Eiern entwickelten sich unversehrte und lebensfähige Jungtiere. Ein weiteres Gelege wurde in jenem Jahr nicht mehr produziert. Im darauffolgenden Winter erfolgte wie bereits oben beschrieben eine Ruhephase, um danach wieder bei dem miteinander vergesellschafteten Pärchen Kopulationen zu beobachten. Nach an mehreren Tagen erfolgten Paarungen wurde das Männchen wieder aus dem Becken entfernt. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Weibchen täglich und reichlich gefüttert, um ihr die für Eiproduktion und -ablage notwendige Kondition zu verschaffen. In dieser Zeit sonnte sie sich auch häufig und ausdauernd. Ab dem 14. April beobachtete ich sie mehrfach auf dem Landteil, zwei Tage später entdeckte ich zwei in etwa 8 cm Tiefe vergrabene Eier. Leider zerbrach eines beim Herausnehmen. Das zweite Ei wurde in den vorbereiteten Inkubator gelegt. Es konnte als befruchtet erkannt werden. Das Weibchen wurde weiterhin jeden Tag gefüttert. Bereits am 5. Mai (also nur 19 Tage nach dem Erstgelege) konnten drei befruchtete Eier geborgen werden. Auch hier lief das Weibchen wieder bereits zwei Tage vor der Ablage häufig über den Landteil. Schlupf und Aufzucht Bei überwiegend 27 °C Bruttemperatur schlüpfte die Schildkröte aus dem ersten Ei nach 98 Tagen. Sie hatte einen relativ großen Dottersack, entwickelte sich dennoch positiv. Unerwartet starb sie bereits nach sieben Lebenstagen. Es gab keinen erkennbaren Grund. Am 15.08. schlüpfte das erste Jungtier (2,8 cm CL, 4 g, Dottersack sehr klein) aus dem Zweitgelege; bei gleicher Bruttemperatur benötigte es 103 Tage bis zum Schlupf. Drei Tage später folgte der zweite Schlüpfling mit einer Carapaxlänge von 2,15 cm bei 3,5 g Gewicht. Das letzte Tier schlüpfte schließlich am 25. August. Alle Schlüpflinge zeigten eine wesentlich hellere Färbung als die Alttiere und wiesen zudem eine starke Fleckenzeichnung auf dem Plastron auf. Die Jungtiere wurden in einem Becken mit den Maßen 70 x 30 x 20 cm (Wasserstand etwa 5 cm) untergebracht. Eine schräg befestigte Natursteinplatte wurde als Sonnenplatz installiert, von den Sternotherus jedoch nie genutzt. Dagegen wurde der unter der Platte befindliche Hohlraum bevorzugt aufgesucht. Ebenso häufig konnten die Jungtiere in den zahlreichen Pflanzenbündeln unter Wasser (Wurzeln von Schwimmfarn und Wasserlinsen) beobachtet werden. Bei der Fütterung von Roten Zuckmückenlarven, kleinen Grillen usw. gab es keine Probleme. selbst größere Nahrung (zerdrückte Gehäuseschnecken) wurde gezielt erbeutet. Die Entwicklung der Schildkröten verlief bis zur Abgabe der Tiere ausgezeichnet. Literatur BAuR, M. (1995): Erfolge und Mißerfolge bei der Pflege der Gekielten Moschusschildkröte. - DATZ, Stuttgart, 48(4): 242-244. BEcKER, H. (1992): Beobachtungen bei der Haltung und Nachzucht von Sternotherus carinatus. - Salamandra, Bonn, 28(1): 9- 13 ERNST, C. H. & J. E. LOVICH & R. W. BARBOUR (1994): Turtles of the United States and Canada. - Washington, London (Smithsonian Institution Press), 578 S. IVERSON, J. B. (1992): A Revised Checklist with Distribution Maps of the Turtles of the World. - Richmond, Indiana (Privately printed), 318 S. SACHS SE, W. (2000): Zur Schildkrötenfamilie Kinosternidae - ein Erfahrungsbericht. S. 74-78 in ARTNER, H. & E. MEIER (Hrsg.): Schildkröten Symposiumsband. - Münster (Natur und Tier - Verlag), 184 S. Autor Andreas S. Hennig Defoestr. 6 B 04159 Leipzig RADIATA 9 (4), 2000 7

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