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Kleine Städte in Österreich Reisefuehrer

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DIE BESONDERHEITEN, DIE UNS AUSZEICHNEN: Historisches, geschlossenes Stadtbild Denkmalgeschützte Sehenswürdigkeiten Eingebettet in besondere Naturlandschaften Regelmäßige Stadtführungen mit zertifizierten Führern Abwechslungsreiche, hochwertige Veranstaltungen Regelmäßiger Wochenmarkt Handwerksbetriebe, die man hautnah erleben kann Erlebbare touristische Attraktionen Aktives kulturelles Angebot Gepflegte Gastronomie Individuelles Shopping-Angebot Stadt mit Stadtrecht Nicht mehr als 45.000 Einwohner

© TVB Wolfsberg durch

© TVB Wolfsberg durch die Fließgeschwindigkeit zu- und das Risiko von Überschwemmungen abnahm. Leider wurde so auch das Leben in und um die Lavant zurückgedrängt. Im unteren Teil des Flusslaufs wird deshalb mäanderartig zurückgebaut, damit sich wieder Arten ansiedeln. Höchst erfolgreich, wie ich mir sagen lasse. © TVB Wolfsberg Das Café Orpheo verfügt über eine Terrasse raus auf die Lavant. Das relativ junge Café Orpheo verfügt über eine wunderbare Terrasse raus auf die Lavant. Viele Wolfsberger treffen sich hier auf einen Plausch. Ein erster, wirklich hervorragender Kaffee gibt mir Kraft für die weitere Besichtigungstour. Die führt mich gleich darauf zu einem unweit davon entfernten kleinen Renaissanceschlösschen, dem ältesten Gebäude außerhalb der Stadtmauer. Einst fungierte es als das Zentrum der Lavanttaler Protestanten. Nach dem Augsburger Religionsfrieden wanderten die meisten Protestanten aus. Der Eigentümer blieb und entschloss sich, seinen Glauben fortan geheim zu leben. Das Schlösschen wurde zu einem Ort für Geheimprotestantismus. Seither hatte es viele Besitzer, wobei es die letzten wohl nicht allzugut mit ihm meinten, denn in den letzten Jahren präsentierte es sich arg renovierungsbedürftig. Lange hat man seitens des Tourismus für eine Revitalisierung gekämpft. Leider vergeblich. An der Lavant wandern wir sodann von Weiden überschattet den Gassersteig entlang. Gregor Gasser, von 1928 bis 1930 Bürgermeister der Stadt, steht für die 132

WOLFSBERG Kärnten 16 historische Schattenseite der Stadt: Seine beiden Söhne waren überzeugte Nationalsozialisten. Herbert wurde der erste Kreisleiter, Bruder Paul machte SS-Karriere und war Mitarbeiter von Odilo Globotschnig, einem der wichtigsten Helfer Heinrich Himmlers. Die starke Affinität zum Nationalsozialismus ist auch anderweitig verbürgt, erzählt der Historiker. Schon im Zuge des Juli-Putsches 1934 tat man sich besonders hervor: 1.300 Putschisten brachten damals das Lavanttal einige Tage lang in ihre Gewalt, und von den 36 Kleinstgemeinden rund um Wolfsberg waren später ganze 23 sogenannte Führer-Gemeinden. Dieser dunklen Seite der Stadtgeschichte ist man sich in Wolfsberg besonders bewusst und bietet viele Sonderführungen an. Auch die Diskussion, den Gassersteig, wo im Advent der städtische Weihnachtsmarkt stattfindet, umzubenennen, wird intensiv geführt. Das Problem: Gregor Gasser selbst, nach dem man den Steig benannte, war zwar Großdeutscher, aber kein Nazi. Wo also die Grenze ziehen? Diese Frage wird diesen und andere Orte wohl noch länger beschäftigen. © Sabine Watl Aber nun zu Angenehmeren: Jeden Samstag gibt es hier in der Altstadt einen wirklich tollen Markt: Von einer privaten Initiative, den »Stadtmachern«, ins Leben gerufen, soll er Wolfsberg neu beleben. Das ist dem Verein sichtlich gelungen. Jede Menge Stände und guter Live-Jazz verbreiten gute Stimmung. Viele Leute kommen, um das Wochenende mit ein oder zwei Gläschen und Jazz-klängen gemütlich einzuläuten. Das Angebot ist toll: Getrocknete Pilze, selbst gemachte Pasta, Pflegeprodukte und natürlich Lavanttaler Wein finden den Weg in meinen Rucksack. Apropos Lavanttaler Wein: 1600 existierten rund um Wolfsberg noch etwa hundert Weingärten, die Weinkultur reichte bis herauf in Maria Theresias Zeiten, als die Schutzsteuer aufgehoben und Wolfsberg von auswärtigem billigerem Wein überflutet wurde. Seit den 1970er- Jahren nun gibt es neue, starke Bestrebungen, die Weinkultur wieder aufleben zu lassen. Ein Aperitiv vom fruchtigen Isabella-Frizzante überzeugt mich, dass diese Bestrebungen durchaus erfolgreich waren. Mittag esse ich im Landrichterhaus. Hier war einst der Bamberger Landrichter ansässig, der über Folter und Tod entschied. Kainz heißt das Lokal, das heute hier residiert, und obwohl das Lokal auf Steak und Burger spezialisiert, entscheide ich mich für Calamari fritti, die außen knusprig und innen zart sind und in Begleitung eines leichten Weißweins auf den Wochenmarkt am Samstag KUlturKUlinarikMArkt. 133

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