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Industrieanzeiger 04.2021

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Logistikprozesse im

Logistikprozesse im Industrie-4.0-Umfeld Wie von selbst von A nach B Überraschend robust stuft eine aktuelle PwC-Studie die deutsche Logistikbranche ein. Fusionen und Innovationen prägen den Markt – sowie neue Konzepte für Lieferketten und Supply-Chain-Management. » Michael Grupp, freier Fachjournalist in Stuttgart Serie Industrie 4.0 Wir begleiten Sie auf dem Weg zur Digitalisierung: In dieser Ausgabe beleuchten wir das Thema Logistik im Industrie 4.0-Umfeld. Alle Beiträge finden Sie auch online unter: www.industrieanzeiger.de Vergleichbar mit dem Konzept von Industrie 3.0 steht auch Logistik 3.0 für digitale Insellösungen. Die Rückschau auf 3.0 macht die Weiterentwicklung zu Logistik 4.0 deutlich: Dazu zählen vor allem die Überwindung von Unternehmens-, Prozess- und Landesgrenzen und damit die Verschmelzung logistischer Vorgänge zu einem für alle beteiligten Unternehmen transparenten Workflow. Als Vorteile winken beispielsweise Effizienzsteigerungen für die Logistik-Unternehmen, optimierte Prozesssicherheit für Kunden und mehr Nachhaltigkeit für die Umwelt. Allerdings stehen die Zeichen der Zeit gerade nicht auf ungebremste Innovationsfreude. Vielerorts macht sich Ernüchterung breit: steigende Energiekosten, ausufernde gesetzliche Vorgaben, die Verwerfungen durch den Brexit und allen voran natürlich die Unwägbarkeiten und Einschnitte der Corona-Pandemie. Weniger global, mehr digital Ungeachtet der aktuellen Hemmnisse wird die Digitalisierung im Supply-Chain- Management voranschreiten, wenn auch mit veränderten Schwerpunkten. So richten sich Wertschöpfungsketten durch und nach Corona wieder vermehrt regional aus. Dazu kommen höhere Sicherheitsbestände in dezentralen Lagern sowie der Trend zum Zweit- und Drittlieferanten. Für die Transportlogistik bedeutet das kürzere Strecken und mehr Fahrten, was zu Auslastungsproblemen führen kann – und zu einem höheren Kostendruck. Digitale Lösungen wirken diesen Einflüssen entgegen; sie steigern die Effizienz von Logistikprozessen. So lässt sich für Transportunternehmen auf Basis von historischen sowie Echtzeitdaten vorhersagen, welche Strecken und Serviceleistungen in einem kommenden Zeitraum nachgefragt werden. Darüber hinaus schaffen elektronische Dokumente mehr Transparenz und 44 Industrieanzeiger » 04|2021

TECHNIK & WISSEN « minimieren Fehlerquellen. Eine digitale Routenführung spart zudem Kraftstoff und umgeht Staus in Echtzeit. Trackingtools verhindern nicht nur Diebstähle beziehungsweise helfen bei deren Aufklärung, sondern analysieren auch den Fahrstil und geben praktische Hinweise zur optimalen Fahrweise. Damit lassen sich pro Fahrer und Jahr bis zu 4000 Euro an Kraftstoff einsparen – plus dem dabei entstehenden CO -Ausstoß. Nicht zuletzt 2 dokumentieren Tracking-Technologien Zustand und Ort einer Lieferung in Echtzeit. Im Fall der Fälle kann bei Verzögerungen oder Lieferausfällen frühzeitig nach Alternativen gesucht werden. Immerhin erreichen 30 % aller weltweiten Lieferungen nicht rechtzeitig ihr Ziel – in Zeiten von Just-in-Sequenz-Prozesslinien ein Worst Case mit hohem Schadenspotenzial. Bild: ipopba/stock.adobe.com Der digitale Zwilling bildet die Supply Chain vom Rohstoff bis zur Retoure ab. Bytes gegen Viren Mit dem Digitalisierungsgrad steigt auch die Resilienz von Unternehmen, sie kommen besser durch die aktuelle Krise. Das belegt die Telekom Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/2021“. Demnach haben 83 % der digitalen Vorreiter die Corona-Krise zumindest bis Ende 2020 gut bewältigt. Zu diesen Vorreitern zählen die 10 % aller Unternehmen, die ihre Digitalisierung am weitesten vorangetrieben haben. Zum Vergleich: Im Branchendurchschnitt sind bisher nur 29 % einigermaßen unbeschadet durch die Krise gekommen. Nach der Studie zählt die Transportund Logistikbranche wie in den Vorjahren zu den Innovationstreibern. Die befragten Unternehmen haben 2020 ihren Digitalisierungsgrad um fünf auf 66 Indexpunkte gesteigert. Ein Drittel aller Betriebe will seine digitalen Prozesse in Zukunft verstärkt ausbauen. Das sind deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern. Trackingssysteme arbeiten rund um den Globus mit einer Genauigkeit von circa 50 m. Bild: Blue Planet Studio/stock.adobe.com Schwerpunkte sind dabei kurzfristig vor allem die Ausstattung der Mitarbeiter mit digitalen Lösungen für flexibles Arbeiten – eine direkte Auswirkung der Corona- Pandemie. Investitionen in KI, Blockchain, Data Analytics und Augmented oder auch Virtual Reality werden dagegen eher langfristig geplant. Ohne Logistik 4.0 keine Industrie 4.0 – und umgekehrt Zentrale Ziele von Industrie 4.0 lassen sich nur mit digitalisierten Logistikprozessen realisieren: allen voran die Serviceorientierung, Echtzeitfähigkeit sowie dezentrale Entscheidungs- und Fertigungsprozesse. Grundvoraussetzung dafür ist der digitale Zwilling – das Abbild aller Vorgänge in der IT-Landschaft. Dieses Abbild basiert auf möglichst vielen, möglichst genauen und in jedem Fall standardisierten Daten. Ohne diesen Datenpool läuft, beziehungsweise fährt, nichts in Richtung Logistik 4.0. Dabei sind nicht nur die Stammdaten relevant, sondern vor allem auch die Auswertung von Zusammenhängen. Um das zu ermöglichen, interagieren physischer und digitaler Zwilling kontinuierlich in Echtzeit. Basis dafür sind Cyber Physical Systems (CPS) in Geräten, Gebäuden und Transportmitteln. Diese bestehen aus Software sowie mechanischen Komponenten und können in mobilen Geräten sowie in stationären Maschinen oder Anlagen integriert werden. Im Ge- Industrieanzeiger » 04|2021 45

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