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Industrieanzeiger 04.2021

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Leichtbau trägt dazu

Leichtbau trägt dazu bei, die CO 2 -Emissionen zu senken, zum Beispiel durch Ressourcenschonung. Noch viel mehr gilt dies dort, wo die Massen bewegter Komponenten sinken – im Maschinen- und Automobilbau. Bild: oxinoxi / stock.adobe.com CO 2 -Steuer verstärkt Druck auf Unternehmen – seit Januar 2021 Wie Leichtbau den CO 2 -Ausstoß senkt Seit Januar 2021 verschärft die CO 2 -Steuer oder CO 2 -Bepreisung den Druck auf die Industrie, Emissionen zu minimieren. In einem Whitepaper nimmt die Landesagentur Leichtbau BW dazu Stellung, beziffert Kosten und nennt Strategien für Unternehmen, wie sie wirkungsvoll leichter bauen können. Wir präsentieren daraus Auszüge. Die CO 2 -Steuer betrifft seit Januar 2021 alle Unternehmen, die Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel in den Markt bringen. Sie werden verpflichtet, Emissionsrechte für den Treibhausgas-Ausstoß durch diese Brennstoffe zu erwerben. Das geschieht über den „nationalen Emissionshandel“. Der Gedanke dahinter ist simpel: Da die Steuer über Umwege auch auf die Endverbraucher umgelegt wird, sollen die Steuerzahler beispielsweise weniger mit klassischen Antrieben fahren, weniger heizen und sich alternativ für ein Elektroauto oder eine neue Heizung entscheiden. So soll Kohlenstoffdioxid eingespart werden. Die Unternehmen wiederum sollen aktiv Lösungen umsetzen, um ihre CO 2 -Bilanz zu verbessern. In Deutschland zahlen bislang nur Firmen aus der Energiewirtschaft, Industriekonzerne und Fluglinien für Treibhausgas-Emissionen. Da der CO 2 -Preis nun einheitlich festgelegt wurde, müssen Hersteller und Anbieter von Waren und Dienstleistungen einen festen Preis pro Tonne Kohlendioxid bezahlen. Die Bundesregierung hat die CO 2 -Steuer für 2021 eingeführt, um ihre Klimaziele zu erreichen und die Energiewende zu finanzieren. Ziel jeder Branche und jedes Unternehmens soll es sein, den eigenen CO 2 -Ausstoß zu minimieren und indirekte Emissionen zu reduzieren. Pro Tonne CO 2 , die beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Erdgas, Flüssiggas und Heizöl entsteht, fällt eine Steuer für die Inverkehrbringer dieser Brennstoffe an. Für die Kosten der CO 2 -Zertifikate gibt es einen Zeitplan: • 25 Euro/t zu Beginn (Januar 2021) • 55 Euro/t bis 2025 nach einem festgelegten Pfad • 55 bis 65 Euro/t ab 2026 im Rahmen des eigent - lichen Emissionshandels In der Lieferkette werden die Kosten bis zu den Verbrauchern weitergereicht. Bisherige Zahlen: Im Jahr 2019 produzierte ein Einwohner Deutschlands durchschnittlich 7,9 t CO 2 , der weltweite Pro-Kopf- Emissionswert lag 2018 bei etwa 4,8 t CO 2 . Um die sich verändernden Kosten für das eigene Unternehmen erfahrbar zu machen, bietet beispielsweise die IHK online einen kostenlosen CO 2 -Preisrechner an: www.ihk.de/co2-preisrechner So senkt Leichtbau den CO -Ausstoß 2 Da Leichtbau die Treibhausgas-Emissionen auf verschiedene Weisen reduziert – und insbesondere dort, wo dadurch weniger Masse bewegt werden muss – sieht sich Leichtbau BW GmbH direkt angesprochen als Organisation, die unterstützt. Die Landesagentur 58 Industrieanzeiger » 04|2021

TECHNIK & WISSEN « nennt in ihrem Whitepaper fünf Schritte für Unternehmen, um CO reduzieren zu können: 2 • Schritt 1: Analyse des gesamten Energieverbrauchs (vor allem den fossilen Energieeinsatz) • Schritt 2: Ermittlung der CO -Emissionen und der 2 dynamischen Kostenentwicklung • Schritt 3: Entwicklung eines Konzepts für die Umsetzung von Maßnahmen • Schritt 4: Ausschöpfung von Fördermaßnahmen für die Umstellung auf (möglichst) CO 2 -freie Techniken; Entwickeln von Leichtbaulösungen oder das Nutzen bestehender Lösungen • Schritt 5: Entwicklung von Strategien für die Umsetzung der Maßnahmen Für Schritt 4 nennt Leichtbau BW folgende Handlungsfelder, in denen Unternehmen ihre CO -Neutralität vorantreiben können: 2 Leichtbau in der Produktentwicklung: Ressourcen können in der Konstruktionsphase durch Topologie optimierung und Funktionsintegration eingespart werden. Ein Beispiel ist der statische Nadelbettenträger einer Flachstrickmaschine der H. Stoll AG & Co. KG, dessen Gewicht sich um 30 % reduzieren lässt. Diese Maßnahme senkt Kosten um knapp 7 % (mehr dazu: http://hier.pro/5VxtZ, S. 59). Leichtbau in der Fertigung: Maschinen können bis zu 30 % leichter werden. Das spart Gewicht, Material und CO 2 sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb. Besonders wirkungsvoll ist der Effekt bei bewegten Komponenten. Ein Beispiel liefert die Wilhelm Bahmüller Maschinenbau Präzisionswerkzeuge GmbH: Bei einer Wellpappen-Verarbeitungsmaschine ließ sich die Masse an bewegten Teilen um »Maschinen können um bis zu 30 % leichter gebaut werden.« CO 2 reduzieren Das Original-Whitepaper lässt sich bei Leichtbau BW auf der Publikationsseite downloaden: http://hier.pro/Tqo9E etwa 50 % reduzieren. Der Energiebedarf im Betrieb sinkt um rund 40 %, die Maschine erzielt kürzere Zykluszeiten – und dies bei 25 % niedrigeren Herstell kosten (www.leichtbau-bw.de/bahmueller). Leichtbau von Anfang an: Der sogenannte „Konzeptleichtbau“ oder „Systemleichtbau“ ermöglicht ein völlig neues Denken – übrigens auch außerhalb von Maschinen- und Auto - mobilbau (s. unten). Produkte, Lösungen, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle werden von Grund auf neu gedacht und erzielen so beträchtliche Ergebnisse. Ein Beispiel ist das „kleinste, kompakteste Mobilitätskonzept“ des Elektrofahrzeugs „Ilo“ der Emm! solutions GmbH – mehr unter www.leichtbau-bw.de/ilo Leichtbau im urbanen System: Ganze Stadtquartiere werden in neue Formen der Mobilität integriert, vergl. www.leichtbau-bw.de/studielus Leichtbau im Gebäude- und Brückenbau: Durch materialminimierte Leichtbaustrukturen wie etwa Carbon- und Gradientenbeton kann massiv Material eingespart werden. (Beispiele: http://hier.pro/v4PhR; www.leichtbau-bw.de/solidian) (os) Bilder: Wilhelm Bahmüller Maschinenbau Beispiel für sehr erfolgreichen Leichtbau: Bei der Wellpappen-Verarbeitungsmaschine bewegt ein Schlitten die Produktstapel im Start/Stopp-Betrieb zyklisch hin und her. Die Optimierung ließ die Masse an bewegten Teilen um etwa 50 % fallen. Mit nach - haltigen Auswirkungen: Die Energieverbräuche sinken um rund 40 %, die Herstellkosten der Maschine um 25 %. Industrieanzeiger » 04|2021 59

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