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KEM Konstruktion 04.2024

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AUTOMATISIERUNG » Schaltschrank » Trendumfrage Kabeldurchführungen: Gummidurchführung versus Kabelverschraubung Neue Herausforderungen durch Wasserstoff und E-Antrieb IM ÜBERBLICK Macht die Gummidurch - führung der Kabelverschraubung Konkurrenz? Welches System hat wo seine Stärken? Vier Hersteller im Gespräch. Die klassische Kabelverschraubung bekommt zunehmend Konkurrenz durch einfache Gummidurchführungen. Die Hersteller müssen aber auch auf Trendthemen wie Wasserstoff, E-Antrieb im Off-Highway-Umfeld und immer komplexere Steuerungen reagieren. Und nebenbei soll auch die Montage immer einfacher und komfortabler werden. Wir haben mit vier Herstellern über die aktuellen Herausforderungen gesprochen. Fragen: Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der KEM Konstruktion|Automation KEM Konstruktion|Automation: Löst künftig die Gummidurchführung die Kabelverschraubung ab? Michael Maier (Icotek): Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, abhängig vom Anwendungsgebiet. Ganz klar bieten die ‚Gummi‘-Kabeleinführungssysteme gegenüber den Verschraubungen eine hohe Packungsdichte auf verbautem Bauraum. Ebenso erfordert es einen Mehraufwand bei der Montage der Kabelverschraubungen. So muss bei einer Anwendung von zehn Leitungen auch zehn Mal eine Kabelverschraubung am Schaltschrank gebohrt werden. Bei den Kabeleinführungssystemen wird dagegen einmal gebohrt und anschließend mit einem entsprechenden Knackwerkzeug der Ausbruch hergestellt. Es gibt sowohl teilbare, als auch nicht teilbare Lösungen, wobei sich bei letzterer ein markanter Vorteil herauskristallisiert: Nämlich das konfektionierte Leitungen genutzt werden können ohne den Stecker entfernen zu müssen. Demgegenüber bieten die nicht teilbaren Lösungen aufgrund ihrer Membrane einen sehr großen Dichtbereich von mehreren zweistelligen Millimetern. Till Bergmann (Murrplastik): Kabelverschraubungen haben bei bestimmten Anwendungen nach wie vor Relevanz. Für das smarte Einführen von Kabeln ist die Gummidichtung oder eine unserer Kabeldurchführungen die bessere Wahl, da bei der Michael Maier, Produktmanager, Icotek GmbH & Co. KG, Eschach Bild: Icotek »Bekanntlich ist Zeit gleich Geld: So wird vermehrt auf Lösungen Wert gelegt, die einfach und intuitiv zu handhaben sind, meist auch auf werkzeuglose Systeme.« Nutzung von Kabeldurchführungen weniger Platz benötigt wird im Vergleich zu Verschraubungen. Leitungen mit Stecker lassen sich ebenfalls besser handhaben. Jörg Sokat (Pflitsch): Kabeleinführungen in Form einer Kabeldurchführung oder auch einfachen Gummidurchführung beziehungsweise Kabeldurchführungstülle sind und werden kein Ersatz für hochwertige Kabelverschraubungen sein. Denn sie können nur zur Anwendung kommen, wenn die Anforderungen an Dichtigkeit und Zugentlastung vergleichsweise gering sind, wie typischerweise im Schaltschrankbau. Wasser- und Staubschutz nach IP68, IP69 und erhöhte Zugentlastung nach DIN EN 62444, mind. Klasse A, wie sie z.B. im Anlagen- und Maschinenbau oder der Bahntechnik gefordert werden, bleiben die Domäne der Kabelverschraubungen. Wenn dann noch Zusatzfunktionen wie EMV, Explosionsschutz oder nach EHEDG zertifiziertes Hygienic Design gefordert sind, führt an Kabelverschraubungen kein Weg vorbei. Um beiden Anforderungsfeldern gerecht zu werden, hat Pflitsch sein Portfolio an hochwertigen Kabelverschraubungen ergänzt um das neue teilbare Kabeldurchführungssystem CABseal als ideale Lösung für die Einführung von konfektionierten Kabeln und Leitungen im Schaltschrankbau. Matthias Haack (Wiska): Ein klares „Jein“. In der reinen Elektroinstallation sind die Membrandurchführungen in Abzweigkästen für festverlegte Kabel und Leitungen schon lange Standard. Dieser Trend wird durch die unterschiedlichen Lösungen an Membran- und Gummieinführungen fortgesetzt. Wo es aber neben der reinen Dichtheit auch um Zugentlas- 76 KEM Konstruktion|Automation » 04 | 2024

tung und Verdrehsicherung geht, kommt man an einer Verschraubung aktuell nicht vorbei. KEM Konstruktion|Automation: Welchen speziellen Herausforderungen ergeben sich bei Kabeldurchführungen in Zukunft hinsichtlich Trends wie H 2 (Ex), E-Antrieb in Off-Highway-Maschinen (Haltbarkeit) und Steuerungen generell (EMV)? Maier (Icotek): Spezielle Herausforderungen ergeben sich ganz sicher durch die Entwicklung und die Anforderungen am Markt. Wir haben eine schnell wachsende Industrie, was sich sehr stark in der Digitalisierung äußert. So werden einerseits immer mehr Daten in Clouds abgelegt und wieder abgerufen. Diese riesigen Datenmengen erfordern den Breitbandausbau, was somit auch zu vermehrten EMV- Problemen führen kann. Des Weiteren erfahren wir täglich, dass die Chemikalienpolitik nicht schläft. Es gibt immer bessere und leistungsfähigere Kunststoffe, welche ihr Geheimnis in ihrer Zusammensetzung tragen. So muss jede einzelne Komponente (Chemikalie) auf Herz und Nieren in Hinsicht auf die geltenden EU- Verordnungen geprüft werden. Bild: Murrplastik Bergmann (Murrplastik): Für die zunehmenden extremen Herausforderungen an Kabeldurchführungen sind die richtigen Lösungen gefragt. Mit der wachsenden Bedeutung von Wasserstoff als Energieträger müssen Kabeldurchführungen speziell dafür ausgelegt sein. Dies erfordert besondere Materialien und Abdichtungslösungen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Ebenso müssen Kabeldurchführungen den steigenden Anforderungen und verbesserten Normen gerecht werden. So ist unsere KDP/P-Ex oder auch die KDL/H-VA für raue Umgebungen sehr gut geeignet, sie stechen mit höchster Dichtigkeit und durch den Metallrahmen mit optimaler Haltbarkeit hervor. Auch Sonderlösungen wie FDA-konforme, an das Hygienic Design angelehnte Kabeleinführungen für den Lebensmittel- und Pharmabereich oder die effektive Abschirmung gegen elektromagnetische Interferenzen sind gefragt. »Für das smarte Einführen von Kabeln ist die Gummidichtung die bessere Wahl, Leitungen mit Stecker lassen sich ebenfalls besser handhaben.« Till Bergmann, Head of Product KDH, Murrplastik Systemtechnik GmbH, Oppenweiler Sokat (Pflitsch): Für den Bereich Wasserstoffgewinnung und -speicherung, Abfüllanlagen und Tankstellen sowie Brennstoffzellen bieten nur Kabelverschraubungen mit Ex-e (erhöhte Sicherheit) und Ex-d (druckfeste Kapselung) das für die explosionsgefährdeten Bereiche der Zonen 1 und 2 erforderliche Maß an Sicherheit. Solche hochwertigen Kabeleinführungen bieten wir in den Baureihen UNI Dicht und Blueglobe an sowie bei der für beide Zündschutzarten zugelassenen LevelEx. Letztere ist auch als EMV-Variante erhältlich. Bei E-Antrieben in Off- Highway-Maschinen spielen neben dem erhöhten mechanischen Schutz, der Vibrationsbeständigkeit und der Haltbarkeit die EMV-Eigenschaften eine zentrale Rolle. Denn die auftretenden hohen Schirmströme müssen sicher abgeleitet werden. Kabeldurchführungen aus Gummi können wesentlich platzsparender verbaut werden als einzelne Kabelverschraubungen. Bild: Icotek KEM Konstruktion|Automation » 04 | 2024 77

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