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KEM Konstruktion 04.2024

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WERKSTOFFE/VERFAHREN »

WERKSTOFFE/VERFAHREN » Verbindungstechnik IM FOKUS Das sichere Verschließen von Hilfsbohrungen bei Drücken bis 500 bar erläutert Böllhoff-Produktmanager Alexander Jäger. Bild: Böllhoff Gefahr gebannt – mit dem sicheren Verschließen von Hilfsbohrungen steht einem langen Produktleben nichts mehr im Wege. Hilfsbohrungen in Hydraulik- und Pneumatik-Aggregaten sicher verschließen Irreversibel sicher verschlossen „Pullplugs verursachen keinen Lärm, keinen Abfall und bieten eine größere Materialauswahl als Nietdornexpander“, sagt Alexander Jäger, Produktmanager bei der Böllhoff GmbH in Bielefeld. Im Interview erklärt er, welche Vorteile die Pullplug-Dichtstopfen beim Verschließen von Hilfsbohrungen in Hydraulik- und Pneumatikaggregaten bei Drücken bis 500 bar haben. Interview: Thomas Preuß, freier Journalist in Königswinter 86 KEM Konstruktion|Automation » 04 | 2024

KEM Konstruktion|Automation: Was ist der Pullplug und für welche Zwecke wurde er entwickelt? Alexander Jäger (Böllhoff): Der Pullplug ist ein Dicht- und Verschlussstopfen, mit dem ich Hilfsbohrungen an Druckluft- oder Hydrauliksystemen, in denen Drücke von bis zu 500 bar herrschen, prozess - sicher und irreversibel verschließen kann. KEM Konstruktion|Automation: Wie funktioniert der Dichtstopfen? Jäger: Der Pullplug besteht aus zwei Teilen, einer äußeren Hülse und einem inneren „Pin“. Er wirkt nach dem Zug-Spreiz-Prinzip. Man kann sich das vorstellen wie bei einer Weinflasche, die oben verkorkt ist, nur dass ich den Pullplug nicht aus der Bohrung ziehe. Stattdessen setze ich beide Komponenten ein und ziehe den Pin, der anfangs etwas weiter unten sitzt als die Hülse, durch diese nach oben, bis beide Teile bündig mit dem Bauteilrand abschließen. Dabei drückt der Pin durch seine konische Form die Hülsenwand nach außen in die Wandung der Bohrung, so dass zwischen den Rippen der Hülse und der Wandung ein Formschluss erzeugt wird und beides fest sitzt. KEM Konstruktion|Automation: Also im Prinzip ähnlich wie bei einem Kugelexpander, nur umgekehrt? Jäger: Richtig. Kugelexpander sind ja auf dem Markt recht verbreitet, sie funktionieren nach dem Druck- Spreiz-Prinzip. Die Kugel wird also von oben in das Bauteil hineingedrückt. KEM Konstruktion|Automation: Welche Vorteile hat der Pullplug mit seinem Zug-Spreiz-Prinzip gegenüber dem Druck-Spreiz-Prinzip, speziell gegenüber Kugelexpandern? Jäger: Einer der Vorteile ist, dass wir beim Pullplug, anders als beim Kugelexpander, keine Stufenbohrung benötigen. Hierdurch kann ich Randabstände besser nutzen und vermeide einen zweistufigen Bohrprozess. Zudem gibt es im Bauraum eine höhere Flexibilität, weil ich den Pullplug mit dem Handgerät setzen kann. Das Zug-Spreiz-Prinzip erlaubt darüber hinaus den Einsatz in Anwendungen mit deutlich höheren Drücken. Wenn in Hydraulikaggregaten der Weg eines Fluids durch das Kanalsystem gesteuert wird, entstehen oft Drücke von 350 bis 400 bar. Mit dem Pullplug, der für 500 bar ausgelegt ist, erreichen wir eine höhere Wirksamkeit und Prozesssicherheit. Bild: Böllhoff KEM Konstruktion|Automation: Woran machen Sie die Prozesssicherheit vor allem fest? Jäger: Das Setzen des Pullplugs wird über den Kraft- Weg-Parameter gesteuert. Dadurch ist der Prozess reproduzierbar, und wir gewährleisten einen festen Sitz der Komponente: Die Hülse verkrallt sich in der Wandung, da kann sich nichts mehr lösen. Bei Verschlussschrauben muss dagegen erst einmal ein Aufnahmegewinde hergestellt werden. Das muss sehr sorgfältig geschehen; denn wenn es schlecht geschnitten wird, beeinflusst das die Reibung und die Tragfähigkeit negativ und wirkt sich auf die Dichtigkeit aus. Darüber hinaus müssen die Montageparameter beim Setzen der Schraube beachtet werden, und die Schraube darf nicht schräg gesetzt werden. Bei dem Pullplug ist das deutlich einfacher: Das Ele- ment wird auf ein voreingestelltes Gerät aufgespindelt, in eine zylindrische Bohrung gesetzt und gezogen. Das war es dann auch schon – und die Bohrung ist dauerhaft dicht verschlossen. KEM Konstruktion|Automation: Wenn wir nun den Vergleich zwischen Pullplugs und Nietdornexpandern ziehen, wie fällt dieser aus? Beide wirken in ähnlichen Druckbereichen. Vom Prozess her dürfte also beides in Ordnung sein … Jäger: Ja, das stimmt. Der Pullplug bietet gegenüber dem Nietdornexpander trotzdem einige Vorteile. Als erstes wäre da die größere Materialauswahl zu nennen: Bei den Werkstoffen ist man nicht, wie bei den Nietdornexpandern, an eine bestimmte Kombination aus Hülse und Nietdorn gebunden. Der Nietdorn wird ja durch die Hülse gezogen und bricht dann bei einer bestimmten Kraft ab – und zwar so berechnet, dass beides bündig sitzt. Hier kann man mit den Werkstoffen daher nicht ganz so vielfältig spielen wie mit dem Pullplug. »Pullplugs verursachen keinen Lärm, keinen Abfall und bieten eine größere Materialauswahl als Nietdornexpander.« Alexander Jäger, Produktmanager, Böllhoff GmbH, Bielefeld KEM Konstruktion|Automation » 04 | 2024 87

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