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KEM Konstruktion 04.2024

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AUTOMATISIERUNG »

AUTOMATISIERUNG » Steuerungstechnik/Digitalisierung » Perspektiven Chancen der IT-Technologien auch in der Automatisierung nutzen Bild: Arsenii/stock.adobe.com (generiert mit KI) Welche Rolle spielen zukünftig offene Plattformen In Teil 1 unserer Trendumfrage haben wir eine Reihe von offenen Plattformen für die OT-IT-Integration vorgestellt. Diese erlauben aber nicht nur, die Grenze für die OT-IT-Integration? zwischen Automatisierungstechnik (OT) und Informationstechnik (IT) zu überwinden, sondern sie haben auch das Potential, die Arbeit in der Produktentwick- beleuchtet Engineering Teil 2 unserer Trendumfrage lung, speziell der Automatisierung, zu verändern. Teil 2 geht deswegen der Frage und Standards. nach, ob es auch morgen noch Automatisierer im klassischen Sinne gibt und beleuchtet noch etwas detaillierter, welche Standards bei offenen Plattformen zum Einsatz kommen. Klar wird dabei: Der große Vorteil offener Plattformen liegt darin, künftig die Weiterentwicklung der IT-Technologien auch in der Automatisierung nutzen zu können. Fragen: Armin Barnitzke und Michael Corban, Konradin Mediengruppe IM ÜBERBLICK KEM Konstruktion|Automation: Offene Plattformen revolutionieren die Entwicklung technischer Systeme durch die nahtlose Verbindung von OT und IT. Welche Folgen hat das für das Engineering? Wie können Produkt- und Produktionsentwicklung profitieren? Thomas Maag (Bosch Rexroth): Daten, Technologien und neue Funktionen sind einfacher und schneller integrierbar und einsatzbereit. Echtzeitdaten aus der Automatisierung gelangen über durchgängi- ge Kommunikationswege in die Cloud und stehen dort zur Weiterverarbeitung bereit. Fachpersonal kann an verschiedenen Aufgabenstellungen, Bausteinen oder Apps parallel arbeiten und so die Umsetzung von neuen Funktionen zusätzlich beschleunigen. All diese Aspekte ermöglichen deutlich agilere Entwicklungen sowie nachträgliche Anpassungen und Erweiterungen. Christian Gabriel (Keba): Wichtig ist hier Engineering zu definieren – wenn wir über die offene Steuerung reden, ist das ja nur ein Teil des gesamten Entwicklungsprozesses. Was man aber sieht ist, dass immer mehr Unternehmen hier auf Standards setzen und somit die Kompatibilität stark gesteigert wird. Wichtiger ist jedoch, den kompletten Entwicklungsprozess zu betrachten – der immer vernetzter mit den Kundenanforderungen, Sales, Produktmanagement und im nächsten Schritt auch dem Einkauf ist, so dass sich ein Kreislauf ergibt. Hier wird es in den nächsten Jahren einige wichtige Entwick- 64 KEM Konstruktion|Automation » 04 | 2024

lungen geben, welche die Effizienz in der Zusammenarbeit deutlich steigern. Andererseits gibt es mit den neuen KI-Technologien auch starke lokale Tool-Verbesserungen, die eine Ausbildung als Fach - experte zeitlich stark reduzieren und Routineaufgaben automatisieren. Somit ist nicht das Tool der entscheidende Faktor, sondern wie gut hier KI-Technologien unterstützen können. Werner Paulin (Lenze): OT- und IT- Programme werden auf unterschiedliche Weise und (noch) von unterschiedlichen Personengruppen entwickelt. Außerdem gibt es Software, die schnellere Update- Zyklen ermöglicht und Software, die unter Umständen erst nach Monaten des Feldtests aktualisiert werden darf. Die Anforderungen und Möglichkeiten sind also sehr unterschiedlich – am Ende müssen aber alle Programme zusammenspielen, um eine Maschine zu automatisieren und digitale Mehrwerte zu schaffen. Die Orchestrierung dieser Workflows wird eine zentrale Aufgabe des Engineerings und der verwendeten Werkzeuge sein. Benjamin Homuth (Phoenix Contact): Der Ansatz, Automatisierungsapplikationen komplett in IEC 61131 zu programmieren, hat sich gewandelt. Nicht erst durch die Einflüsse der IT sollen die Programmiersprachen zum Einsatz kommen, die für die Applikation am besten geeignet sind – oder gleich ein Mix aus verschiedenen Programmiersprachen. Die Vorliebe für ein bestimmtes Engineering- Tool geht ebenfalls mit der Programmiersprache einher. Phoenix Contact bietet Bild: Phoenix Contact neben PLCnext Engineer und Codesys auch Tools wie Eclipse oder Visual Studio an, die für die Hochsprachenprogrammierung in C# oder C++ entwickelt wurden. Ein Entwickler, der sich in diesen Tools bereits auskennt, kann sie ebenso für die Programmierung einer PLCnext Control verwenden, ohne sich umgewöhnen zu müssen. Zudem eröffnet der PLCnext Store als Marktplatz für Software-Komponenten rund um PLCnext Technology Vorteile über die Nutzung schon vorhandener Software-Komponenten als App. Dadurch ergibt sich eine erhebliche Zeitersparnis, denn viele bestehende Funktionen müssen nicht von Grund auf neu erstellt werden. Martin Flöer (Weidmüller): Unabhängig von offener Steuerung oder nicht – das Engineering wird sich verändern. In Zukunft werden Mechanismen benötigt, die IT- und OT-Geräte im Sinne der IT- Sicherheit effizient betreiben. Das heißt Rollouts von neuer Firmware, Apps oder Konfigurationen können von zentraler Stelle verwaltet, ausgerollt und administriert werden. »Das Beste aus beiden Welten miteinander kombinieren – IT- Spezialist und Automatisierer haben auch in Zukunft ihre Daseinsberechtigung, es sollte auf ein ‚Ergänzen‘ des Knowhows hinauslaufen.« Bild: Weidmüller Benjamin Homuth, Leiter PLCnext Technology, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont »Das Engineering wird sich verändern – in Zukunft werden Mechanismen benötigt, die IT- und OT-Geräte im Sinne der IT-Sicherheit effizient betreiben.« Martin Flöer, Strategic Program Manager, Weidmüller GmbH & Co. KG, Detmold KEM Konstruktion|Automation: Wird der Automatisierer auf Dauer von IT- Spezialisten „ersetzt“ und wird parallel mit den offenen Plattformen die Steuerungsprogrammierung entsprechend IEC 61131-3 auf Dauer hinfällig – oder nur entsprechend von der IT-Seite kommend „übersetzt“? Thomas Maag (Bosch Rexroth): Low Code/No Code und andere IT-Technologien kommen inzwischen als Alternativen zur klassischen SPS-Programmierung zum Einsatz. Derzeit bedienen neue IT- Technologien Teilsysteme und unterstützen die klassische Automatisierung (SPS). In diesem Kontext vereint ctrlX Automation beide Welten, indem es die Integration neuer IT-Technologien ermöglicht. Wir beobachten, dass IT-Spezialisten, die bereits für die Wartung der IT-Infrastruktur zuständig sind, verstärkt in den OT- Bereich expandieren. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer nahtlosen Zusammenarbeit und Integration zwischen IT und OT. Christian Gabriel (Keba): Nein, der Automatisierer wird nicht ersetzt. Eventuell ändert sich seine Programmiersprache, jedoch nicht in Richtung klassischer Programmiersprachen sondern mit Blick auf seine Muttersprache, da KI-Technologien die Übersetzung vornehmen und somit unabhängig von der Programmiersprache machen. Diese Transformation passiert, jedoch gibt es auch konservative Branchen, in denen dieser Wechsel langsamer stattfinden wird. Darum wird uns die IEC-Programmierung sicher noch eine Weile begleiten. KEM Konstruktion|Automation » 04 | 2024 65

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