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mav 05.2023

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02 Werkzeuge Christoph

02 Werkzeuge Christoph Geigges, President und CEO, Walter AG „Wir müssen mehr auto - matisieren und digitalisieren“ Bis zu seiner Berufung zum Finanzvorstand und kurz darauf zum President und CEO der Walter AG war Christoph Geigges ein unbeschriebenes Blatt in der Werkzeugbranche. Die mav sprach mit dem jungen und erfolgreichen Finanzexperten über seine Ziele und die Wachstumsstrategie von Walter. Das Interview führte: Frederick Rindle ■■■■■■ mav: Wie sind Sie in die neue Position als President und CEO der Walter AG gestartet? Geigges: Es ist nun schon rund zehn Monate her, dass ich die Position des CEO nicht mehr nur interimsmäßig ausübe, sondern dass ich jetzt in vollem Umfang als Präsident und CEO der Walter AG tätig bin. Meine erste Erkenntnis war: Die Funktionen des CFO und des CEO in einer Person zu vereinen, ist eine schwierige Aufgabe, die nur als funktionierendes Team gelingen kann. Insofern bin ich meinen Team sehr dankbar, dass wir diese Aufgabe gemeinsam so gut gemeistert haben. mav: Bevor Sie zu Walter kamen, waren Sie im Finanzbereich eines internationalen Pharmakonzerns im Nahen Osten tätig. Was können Sie aus dieser Erfahrung jetzt bei Walter einbringen? Geigges: Das Wichtigste, was ich in meinen Projekten mit Partnern im Jemen, Iran und Libyen gelernt habe, ist Resilienz. Wenn man mit Menschen in Krisen- und Bürgerkriegsländern arbeitet, wird einem schnell klar, dass unsere alltäglichen Herausforderungen gar nicht so groß sind, wie es zunächst den Anschein hatte. Was ich daraus mitnehme ist eine gewisse Gelassenheit auch in hektischen Situationen. mav: Was begeistert Sie an der Werkzeugbranche, dass Sie diesen großen beruflichen Wechsel gewagt haben? Geigges: Bei Walter begeistert mich besonders das lösungsorientierte Arbeiten. Denn wir bieten dem Kunden nicht nur Werkzeuge, sondern immer Lösungen für seine Anwendung. Außerdem treiben wir mit unseren Lösungen auch das Thema Nachhaltigkeit weiter voran. Aber natürlich gibt es für mich gerade aus technischer Sicht noch viel zu lernen. Dabei freue ich mich immer wieder, wenn ich von dem riesigen Knowhow unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren kann. mav: Eine ganz wesentliche Veränderung bei Walter war sicherlich die Verlagerung der Fertigung der Standardwerkzeugkörper weg vom Stammwerk in Tübingen. Wie sehen die weiteren Pläne für den Standort Tübingen aus? Geigges: Tübingen ist und bleibt der Stammsitz von Walter. Wir haben hier die einzigartige Möglichkeit, verschiedene Funktionen auf einem Campus zu vereinen. So haben wir hier in Tübingen die Forschung und Entwicklung, das Produktmanagement, den weltweiten Vertrieb und die Fertigung von Sonderwerkzeugen an einem Standort vereint. Diese räumliche Nähe und die dadurch erleichterte Zusammenarbeit tragen wesentlich zum Erfolg von Walter bei. Durch die Verlagerung der Standard-Werkzeugkörperfertigung können wir auch die Gebäudeund Flächennutzung an unserem Stammsitz in Zukunft verbessern und so schlussendlich effektiver und nachhaltiger produzieren und arbeiten. Hierzu stehen wir bereits mit verschiedenen Planungsbüros in Kontakt. mav: Ist der Standort Deutschland für Sie noch wettbewerbsfähig? Geigges: Ja, absolut. Wir erleben derzeit einen klaren Trend von der Globalisierung hin zur Regionalisierung. Denn zum einen wächst allgemein der Wunsch, sich unabhängiger von beispielsweise Russland oder China zu machen, zum anderen müssen wir uns im Rahmen eines nachhaltigen Wirtschaftens auch Gedanken über unsere Lieferketten machen. Darüber hinaus bietet eine Produktion in der Zielregion die Möglichkeit, flexibler und agiler auf die Bedürfnisse des Marktes zu reagieren. Und da Deutschland der größte Markt für Walter ist, spricht schon aus marktwirtschaftlicher Sicht alles für eine Produktion in Deutschland. Wichtiger ist für uns aber das Knowhow der Walter-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter hier in Deutschland, auf das wir auf keinen Fall verzichten wollen und können. In Münsingen befindet sich ja auch unser größtes und modernstes Werk für die Wendeschneidplattenproduktion. Um auch bei den Produktionskosten am Standort Deutschland wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir allerdings verstärkt in Automatisierung und Digitalisierung investieren, denn nur durch ständige Effizienzsteigerungen wird der Standort Deutschland im globalen Wettbewerb bestehen können. 74 September 2023

Christoph Geigges, President und CEO, Walter AG. Bild: Walter September 2023 75

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