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mav 05.2023

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02 Werkzeuge Dr. Jochen

02 Werkzeuge Dr. Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter der Mapal-Gruppe „Elektromobilität wird unser wichtigster Markt“ Mit der Ausrichtung auf die vier Fokusmärkte Automotive, Werkzeug- und Formenbau, Aerospace und allgemeiner Maschinenbau hat die Mapal Gruppe in den vergangenen Jahren einen großen Transformationsprozess durchlaufen. Wie Mapal in Zukunft weiter wachsen will und wo weitere Entwicklungschancen liegen, darüber sprach die mav mit Dr. Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter der Mapal Gruppe. Das Interview führte: Frederick Rindle ■■■■■■ mav: Das Geschäftsjahr 2022 verlief für die Mapal-Gruppe insgesamt sehr erfolgreich: Der Umsatz stieg um 6,5 Prozent auf 558 Millionen Euro. Wie ist das Jahr 2023 für Mapal wirtschaftlich gestartet? Kress: Wir sind gut in das laufende Jahr gestartet und liegen mit unseren Zahlen derzeit im Plan. Grundsätzlich läuft es in allen Unternehmensbereichen erfreulich gut. Eine Ausnahme bildet allerdings der chinesische Markt. Durch den dortigen Lockdown zu Beginn des Jahres ist die chinesische Wirtschaft eingebrochen und die Erholung dauert momentan länger als von vielen angenommen. mav: Die Signale aus der deutschen Industrie werden zunehmend pessimistischer, was die wirtschaftlichen Entwicklungschancen angeht. Wie sehen Ihre Prognosen für die Mapal-Gruppe für das zweite Halbjahr 2023 aus? Kress: Aktuell gehen wir von einer guten zweiten Jahreshälfte aus. Das würde bedeuten, dass wir im Gesamtjahr sogar etwas stärker wachsen würden als im Vorjahr. Konkret planen wir mit einem Wachstum von sechs bis sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit würde sich der Gruppenumsatz auf 580 bis 590 Millionen Euro verbessern. Obwohl bei uns die Anfragetätigkeit derzeit gut ist, spüren aber auch wir, dass die Unsicherheit weltweit zunimmt. mav: In welchen Branchen läuft es aus Ihrer Sicht momentan nicht so rund? Kress: Da muss ich mich auch auf die allgemein bekannten Zahlen verlassen. Deshalb sehe ich im Moment in Deutschland auch die Bauindustrie am stärksten von der Zinserhöhung betroffen. Ebenso ist der private Konsum zurückgegangen, was die Automobilindustrie schon zu spüren bekommen hat. mav: Wo sehen Sie noch Wachstums- und Entwicklungschancen für Mapal? Kress: Grundsätzlich bietet der globale Markt für Mapal noch ein sehr großes Wachstumspotenzial. Generell findet Wachstum aber vor allem dort statt, wo die Bevölkerung und das durchschnittliche Haushaltseinkommen wachsen. Das sehen wir derzeit in den USA, in Südostasien, in Mexiko und auch in Indien. mav: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Wachstumshemmnisse für die Wirtschaft in Deutschland? Kress: Zum einen greifen bei uns die klassischen Wachstumstreiber, sprich das Wachstum der Bevölkerung und des frei verfügbaren Einkommens, momentan nicht. Zum anderen sind es die zunehmenden bürokratischen Anforderungen, die das Wirtschaftswachstum in Deutschland bremsen. Dabei sollte man nicht nur die bereits bestehenden Unternehmerpflichten wie die Entsenderichtlinie, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder das Hinweisgeberschutzgesetz im Blick haben. Denn aktuell kommt mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die die Nachhaltigkeitsberichterstattung der Finanzberichterstattung gleichstellt, eine weitaus umfangreichere Richtlinie hinzu. Jede einzelne Anforderung hat ihre Berechtigung, aber in der Summe bindet deren Umsetzung einfach zu viel Arbeitszeit, die an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden könnte. Eine Folge davon ist, dass es Deutschland derzeit insgesamt an Schwung fehlt. mav: Was müsste passieren, damit das wieder besser wird? Kress: In Deutschland stehen derzeit viele wichtige Entscheidungen gleichzeitig an. Wenn wir weiterhin versuchen, alles bis ins kleinste Detail durch Gesetze und Normen zu regeln, verschwenden wir einfach zu viel Arbeitszeit und Energie. Wir sollten deshalb zu einem Ansatz zurückkehren, der das angestrebte Ziel in den Vordergrund stellt. Zu enge Vorgaben kosten nicht nur Arbeitszeit, sie verhindern auch viele gute Ideen. Ein „Weiter so“ kann es an dieser Stelle aus meiner Sicht nicht geben. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens 82 September 2023

Dr. Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter der Mapal-Gruppe. Bild: Mapal über die Ziele und Vertrauen in die Akteure, damit wir die vielen Herausforderungen, die vor uns liegen, gemeinsam meistern können. mav: Haben Sie das Gefühl, dass die Standorttreue gerade von Familienunternehmen, zu denen auch Mapal gehört, in der Politik geschätzt wird? Kress: Mit unserem Hauptsitz in Aalen haben wir das Privileg, in einer Region tätig zu sein, die eine lange und tief verwurzelte Industriekultur hat. Die Zusammenarbeit zwischen Politik, Verbänden, Wissenschaft und der Wirtschaft ist hier traditionell sehr gut. mav: Auf der anderen Seite des Globus hat Mapal India kürzlich seinen Hauptsitz in Coimbatore deutlich erweitert. Welche Entwicklungen erwarten Sie in Indien bzw. auf dem asiatischen Markt? Kress: Grundsätzlich sehen wir Indien als Wachstumsmarkt. Denn wir finden dort mehrere Faktoren, die für ein Wachstum auf dem Subkontinent sprechen. Ein wichtiger Standortfaktor ist für uns zum Beispiel die junge, gut ausgebildete und englischsprachige Bevölkerung. Zudem versucht sich die indische Regierung in den aktuellen Krisen als neutrales Land zu positionieren, was zu einem weiteren Aufschwung führen kann. mav: Mit der Fokussierung auf die Branchen Auto - motive/Elektromobilität, Werkzeug- und Formenbau, Aerospace und allgemeiner Maschinenbau hat Mapal eine Transformation in der internen und externen Aus - richtung vollzogen. Welche Auswirkungen hat dieser Wandel? Kress: Wie Sie richtig sagten, war das für uns auch ein Signal, uns intern neu aufzustellen. Denn um in einem Markt erfolgreich zu sein, muss man mehr können als nur die richtigen Produkte im Portfolio zu haben. Man muss den Markt verstehen, seine Sprache sprechen und auch seine internen Prozesse darauf ausrichten. Wir haben uns jetzt auf diese vier Branchen fokussiert und sehen das auch als langfristiges Engagement. Denn nur so können wir das notwendige Vertrauen unserer Kunden gewinnen und ihnen die Lösungen anbieten, die sie für ihre konkreten Bedürfnisse benötigen. Von der Gewichtung her bleibt für uns die Automobilindustrie mit einer klaren Ausrichtung auf Elektromobilität der wichtigste Markt. Erfreulich ist, dass wir im Bereich der E-Mobilität vor allem in Europa sehr gut vorangekommen sind. In der Luftfahrtindustrie profitieren wir derzeit wie alle vom anhaltenden Aufschwung. Nach dem tiefen Tal während der Corona-Krise erleben wir hier einen Aufwärtstrend, der die Zukunftsaussichten für diese Branche noch positiver ausfallen lässt, als wir das vor Corona gedacht hätten. Hinzu kommt, dass wir nun neben Werkzeugen für die Montage auch Lösungen für die Fertigung von Bauteilen für die Luftfahrtindustrie anbieten. Im Bereich des allgemeinen Maschinenbaus konzentrieren wir uns auf die Fluidtechnik und hier insbesondere auf die Hydraulik. Der Werkzeug- und Formenbau funktioniert für uns in Teilen schon gut, aber noch nicht in der Breite. Hier haben wir jetzt aber unsere Hausaufgaben gemacht und können nun für die große Masse der Anwendungen auch schnell verfügbare Lösungen anbieten. Generell erwarten wir in allen unseren vier Fokusmärkten ein überproportionales Wachstum im Vergleich zur Gesamtwirtschaft. September 2023 83

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