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Interview Alain Gut und Reto de Martin

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Insbesondere in der Schweizer ICT-Branche fehle es an Fachkräften. Zudem seien die digitalen Skills der Schweizer Bevölkerung nur mittelmässig, kritisieren Alain Gut und Reto De Martin im Interview.

Interview Alain Gut und Reto de

78 Wirtschaftsinformatik Schweiz Interview Alain Gut und Reto de Martin «Der Schweiz fehlen die digitalen Skills» Insbesondere in der Schweizer ICT-Branche fehle es an Fachkräften. Zudem seien die digitalen Skills der Schweizer Bevölkerung nur mittelmässig, kritisieren Alain Gut und Reto De Martin im Interview. VON ANDREA MEIER DIE AUTORIN Andrea Meier ist selbstständig tätig als Marketingfachfrau und unterstützt die Geschäftsleitung des VIW. www.content-creationam.ch DIE PERSONEN Alain Gut ist Director Public Affairs bei IBM Schweiz und Leiter des Ausschusses «Bildung und Fachkräfte» des Verbands digitalswitzerland. digitalswitzerland.com Reto De Martin ist Inhaber der Firma Force4project und als Geschäftsleiter von VIW zugleich Präsident der Interessengemeinschaft Berufsbildung Wirtschaftsinformatik IG-BWI. www.igbwi.ch Pauschale Lösungen für das Fachkräfteproblem sind nicht in Sicht. Alain Gut beschäftigt sich als Leiter des Ausschusses «Bildung und Fachkräfte» bei der Initiative digitalswitzerland seit Jahren mit den Herausforderungen, mit denen Schweizer Firmen durch den Personalmangel konfrontiert sind. Reto De Martin plädiert als Präsident der Interessengemeinschaft Berufsbildung Wirtschaftsinformatik für mehr Fortbildung, um dem Problem Herr zu werden. Im Interview legen die beiden ihre Standpunkte dar. VIW: Mit welchen Herausforderungen ist die IT-Branche aktuell beschäftigt? Alain Gut: In der Schweiz sind wir im Bereich Digitalisierung viel zu langsam unterwegs. Gegenüber anderen Ländern verlieren wir, weil wir zu wenige ICT-Fachkräfte haben. Der Digitalisierungsgrad ist nach wie vor beschränkt, und die digitalen Skills der Schweizer Bevölkerung sind im Gegensatz zu anderen Ländern in Europa mittelmässig. Das könnte auch ein Grund sein, weswegen das Verständnis für die Digitalisierung so gering ist. Die Thematik hat in der Schweiz noch nicht den Stellenwert erreicht wie in anderen Ländern. VIW: Wieso bekommen wir den Fachkräftemangel in der ICT-Branche nicht in den Griff? Gut: Das grosse Problem ist, dass noch immer zu wenige Firmen zusätzliche Lehrstellen schaffen, Programme für Frauen in der IT aufbauen, Quereinsteigende fördern oder Initiativen ergreifen, um die älteren Mitarbeitenden so lange wie möglich oder sogar über das Rentenalter hinaus in der Firma zu behalten. Viele Unternehmen sind mit ihrer Vollbeschäftigung zufrieden und stellen sich zukünftigen Herausforderungen auf Grund der demographischen Entwicklung zu wenig. Das Berufsfeld ICT ist nach wie vor mit starken Klischees behaftet und wird gegen aussen nicht attraktiv genug dargestellt. Reto De Martin: Die Anerkennung der Weiterbildungen, insbesondere der höheren Berufsbildung in diesem Bereich, entspricht noch nicht dem Nutzen, den sie erzielt. Auch ist sie zu wenig bekannt oder akzeptiert. Wirtschaftsinformatik ist die Disziplin, die in allen Wirtschaftsbranchen die digitale Transformation voranbringt. Quereinsteigende aus fast allen Grundbildungen finden über die höhere Berufsbildung, höhere Fachschulen oder Berufsprüfung zu neuen spannenden Betätigungsfeldern. Als Folge des Fachkräftemangels in fast allen Berufsfeldern versuchen Unternehmen, Berufsleute von einer Entwicklung in ein anderes Berufsfeld abzuhalten. Gerade die Weiterbildung in Wirtschaftsinformatik würde aber helfen, diese motivierten Leute durch Job Enlargement zu halten. VIW: Warum tut sich die Branche so schwer, für Frauen attraktiv zu sein? Gut: Teilweise ist nach wie vor das Image ein negativer Punkt. In der Gesellschaft ist noch zu wenig angekommen, dass das ICT-Berufsfeld ein zukunftsorientiertes Arbeitsgebiet ist. Ich denke, es müssen vor allem Vorurteile und falsche Klischees abgebaut werden. Es fehlen auch weibliche Vorbilder, mit denen sich junge Mädchen oder Frauen in der Berufswahl identifizieren können. «Quereinsteigende und ältere Arbeitnehmende werden von den Unternehmen zu wenig gefördert» Alain Gut, digitalswitzerland Bild: Wirtschaftsinformatik Schweiz; IBM Schweiz, Force4project