02.08.2022 Aufrufe

50 Jahre Landkreis – Ein eigenes Magazin zum Geburtstag!

Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird 50! Ein Grund zu feiern, denn die damalige Gebietsreform jährt sich bereits zum 50. Mal und seitdem ist viel auf regionaler Ebene passiert.

Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird 50! Ein Grund zu feiern, denn die damalige Gebietsreform jährt sich bereits zum 50. Mal und seitdem ist viel auf regionaler Ebene passiert.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.altmuehlfranken.de<br />

DAS MAGAZIN<br />

ZUM JUBILÄUM


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Bahnhofstraße 2, 91781 Weißenburg i. Bay.<br />

Tel. 09141 902-0<br />

Fax 09141 902-108<br />

poststelle.lra@landkreis-wug.de<br />

www.landkreis-wug.de<br />

Gestaltung und Konzeption: be media <strong>–</strong> Werbeagentur Weißenburg<br />

Druck:<br />

Stand:<br />

Bildnachweis:<br />

Buch- und Offsetdruckerei Braun & Elbel GmbH & Co. KG, Weißenburg i. Bay.<br />

07/2022, 1. Auflage, 45.000 Stück<br />

S. 2 (Montage be media/Bild Archiv Landratsamt), S. 3 (K. Hofmann), S. 4 (Luftsportverein Bubenheim), S. 5 (Karte/Landratsamt), S. 6/7 (Landratsamt),<br />

S. 8/9 (Zwölf Apostel/Tourismusverband Naturpark Altmühltal Dietmar Denger; Römermuseum Weißenburg/Robert Renner; Alpakahof/<br />

Peter Schafhauser; Waldbad/Stadtwerke Gunzenhausen; Karlsgraben/Weißenburger Tagblatt; Verlorenes Dorf Wengen/Günther Rauscher), S.<br />

9/10 (MS Brombachsee/Erlebnisschifffahrt Brombachsee; Burg Pappenheim/Uwe Mühling; Burg Spielberg/Ulrich Kaufmann; Seenland-Infozentrum/Jens<br />

Weger; Bootswandern/Naturpark Altmühltal; Rieterkirche/Privat), S. 12-15 (Archiv Weißenburger Tagblatt/Hintergrund S. 15/Walter<br />

König), S.16 (Gelber Berg/Felix Oeder; Altmühltal/Robert Renner; Fränkisches Seenland/Felix Oeder), S. 17 Streuobstwiesen/Felix Oeder;<br />

Trockenrasenflächen/Felix Oeder; Buchenwälder/Landratsamt), S. 18 (Archiv Weißenburger Tagblatt), S. 19 (Schulhaus Hechlingen/Gemeinde<br />

Hechlingen; Altes Schulhaus Gräfensteinberg/Gemeinde Haundorf; Stephani-Schule/Stadtarchiv Gunzenhausen), S. 20 (Landratsamt), S. 22/23<br />

(Klinikum Altmühlfranken), S. 24 (Landratsamt), S. 25 (Walter König); S. 26/27 (Archiv Weißenburger Tagblatt/Tafel be media).<br />

Für Vollständigkeit und korrekte Angaben wird keine Gewähr übernommen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Unser <strong>Landkreis</strong> Weißenburg-Gunzenhausen feiert<br />

in diesem Jahr sein <strong>50</strong>-jähriges Bestehen. Für uns<br />

Anlass genug zurückzublicken auf <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong>geschichte.<br />

Viel ist passiert, zwei ehemals eigenständige<br />

<strong>Landkreis</strong>e sind enger zusammengewachsen,<br />

Behörden wurden gegründet, Gremien<br />

haben sich neu gefunden.<br />

In unserem <strong>Magazin</strong> <strong>zum</strong> Jubiläum blicken wir zurück<br />

auf die Entstehung unseres <strong>Landkreis</strong>es, zeigen<br />

auf, wie sich neue Strukturen in der Bildung,<br />

Wirtschaft, Landwirtschaft oder der Politik entwickeln<br />

mussten, gewachsen sind und werfen auch<br />

einen detaillierten Blick auf die Entwicklung des<br />

Klinikums Altmühlfranken. Natürlich darf auch das<br />

Landratsamt und dessen Geschichte nicht fehlen.<br />

Gemeinsam mit Landrat Manuel Westphal wagen<br />

wir auch einen Blick in die Zukunft unseres <strong>Landkreis</strong>es.<br />

In <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n passiert viel. Die Ereignisse in Gänze<br />

abzubilden, ist im Rahmen eines <strong>Magazin</strong>s natürlich<br />

schier unmöglich. Sehen Sie unser <strong>Magazin</strong> als Anreiz,<br />

die Geschichte des <strong>Landkreis</strong>es kennenzulernen<br />

und vielleicht auch neu zu erleben.<br />

Lassen Sie sich nun ein auf eine Zeitreise durch die<br />

Vergangenheit unseres <strong>Landkreis</strong>es und entdecken<br />

so vielleicht Geschichten, Orte und Ereignisse, die<br />

Ihnen bisher noch nicht bekannt waren. Viel Spaß<br />

beim Lesen!<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Politik<br />

Die Gebietsreform <strong>–</strong> aus zwei <strong>Landkreis</strong>en wurde einer 4<br />

Als die Gemeinden über Nacht die <strong>Landkreis</strong>e wechselten 5<br />

Als das Landratsamt eine Buslinie hatte 6-7<br />

Familie<br />

100 Orte in Altmühlfranken, die man gesehen haben muss 8-11<br />

Geschichte<br />

Altmühlfranken im Zeitraffer 12-15<br />

Natur<br />

Naturräume im <strong>Landkreis</strong> 16<br />

Lebensräume im <strong>Landkreis</strong> 17<br />

Bildung<br />

Die Zeit der idyllischen Dorfschulen 18-19<br />

Wirtschaft<br />

<strong>Ein</strong>e kleine Geschichte der Landwirtschaft in Altmühlfranken 20<br />

Von Handwerkerstädten, goldenen Drähten und der Bahn 21<br />

Klinikum<br />

Die Krankenhauslandschaft ordnete sich neu 22-23<br />

Landratsamt<br />

Mehr Stolz auf die eigenen Leistungen 24-25<br />

Der Kampf der Interessen im neuen Kreistag 26-27<br />

3


Politik<br />

Seit 1972 die Mitte des <strong>Landkreis</strong>es: die Altmühlauen um Trommetsheim.<br />

Die Gebietsreform -<br />

aus zwei <strong>Landkreis</strong>en wurde einer<br />

Die Gebietsereform von 1972 ließ<br />

in Bayern kaum einen Stein auf dem<br />

anderen. Auch das heutige Altmühlfranken<br />

wurde komplett neu geordnet.<br />

<strong>Ein</strong> Prozess, der nicht ohne<br />

Schmerzen ablief.<br />

Es war eine Reform von oben. Bayerns<br />

damaliger Innenminister Bruno<br />

Merk (CSU) hatte sich nichts weniger<br />

als die grundlegende Neuordnung<br />

Bayerns vorgenommen. Und er verfolgte<br />

dieses Projekt mit eisernem<br />

Willen. Am Ende der Gebietsreform<br />

blieben von 7000 Gemeinden in Bayern<br />

gerade noch 2000 übrig, aus 143<br />

<strong>Landkreis</strong>en wurden 71. Derart große<br />

Pläne konnten auch an Westmittelfranken<br />

nicht spurlos vorübergehen.<br />

Merk hatte beschlossen, dass die<br />

<strong>Landkreis</strong>e Weißenburg und Gunzenhausen<br />

sowie die damals kreisfreie<br />

Stadt Weißenburg zu einem neuen<br />

Ganzen werden sollten.<br />

„Freiwillig wäre das nie passiert“,<br />

stellt Dr. Ingo Friedrich fest. Der spätere<br />

Vizepräsident des Europäischen<br />

Parlaments hat als junger Lokalpolitiker<br />

die Vereinigung mit ausgehandelt.<br />

Und er erinnert sich noch heute<br />

an manch turbulente Sitzung. Kein<br />

Wunder, verhandelt wurde immerhin<br />

die Zukunft der Region und es ging<br />

um große Fragen: Welche Stadt wird<br />

Sitz der Kreisverwaltung, wo landet<br />

welche Behörde, was soll der Name<br />

des neuen Kreises sein und was für<br />

ein KFZ-Kennzeichen hat er …<br />

„Das waren heiße Emotionen damals,<br />

jeder hat geschaut, dass er das Beste<br />

für sein Gebiet bekommt“, erzählt<br />

Friedrich. Immerhin änderten sich mit<br />

neuen Verwaltungseinheiten auch<br />

Wahlkreise und Machtverhältnisse.<br />

„Keiner wollte <strong>Ein</strong>fluss verlieren, das<br />

war ein zähes Ringen und schwierige<br />

Verhandlungen“, so der Pleinfelder<br />

Rudi Klinger, den seine politische<br />

Karriere in der CSU später bis <strong>zum</strong><br />

Staatssekretär führen sollte.<br />

In Gunzenhausen gab es einige, die<br />

eher in Richtung Ansbach wollten.<br />

In der ehemaligen Reichsstadt Weißenburg<br />

knabberte man daran, dass<br />

man sich vom Status einer kreisfreien<br />

Stadt verabschieden sollte. Aber an<br />

der Vorgabe aus München war nicht<br />

zu rütteln. „Der Merk hat sich ja nicht<br />

mal was vom Strauß sagen lassen<br />

…“, erinnert sich Klinger.<br />

Vor allem die Städte prallten in den <strong>Ein</strong>igungsverhandlungen<br />

aufeinander.<br />

Immer wieder mussten Landbürgermeister<br />

als Vermittler zwischen den<br />

Großen auftreten. Wegen des verbissenen<br />

Ringens zwischen Weißenburg<br />

und Gunzenhausen war für einen<br />

kleinen politischen Moment sogar<br />

Treuchtlingen als Sitz der Kreisverwaltung<br />

in der Diskussion. Frei nach dem<br />

Motto: Wenn zwei sich streiten, freut<br />

sich der Dritte. Am Ende verständigte<br />

man sich aber auf einen Kompromiss.<br />

Weißenburg gab die Kreisfreiheit auf,<br />

dafür wurde die Stadt Sitz des neuen<br />

<strong>Landkreis</strong>es und bekam das Landratsamt,<br />

Gunzenhausen behielt dafür das<br />

Finanzamt und bekam zusätzlich einige<br />

Verwaltungsaußenstellen.<br />

Aber es gab nicht nur interne Rangeleien,<br />

sondern auch Wettbewerb mit<br />

anderen <strong>Landkreis</strong>en. „Es ging bei<br />

einigen Gemeinden darum, zu wem<br />

sie gehen“, erzählt Gerhard Wägemann,<br />

der damals in der Jungen Union<br />

aktiv war. „Ich weiß noch, dass der<br />

Gunzenhausener Bürgermeister Willi<br />

Hilpert immer wieder nach Enderndorf<br />

ist, um sie zu überzeugen, dass<br />

sie bei uns bleiben“, erinnert sich der<br />

frühere Landrat und lacht. „Aber das<br />

ist nichts geworden, die Rother waren<br />

wohl einmal öfter da.“<br />

Die heftigen Debatten von einst sind<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> später Geschichte. Auch<br />

wenn Weißenburg-Gunzenhausen in<br />

manchen Bereichen noch enger zusammenwachsen<br />

kann, die Entwicklung<br />

zu einer gemeinsamen Identität<br />

ist eindeutig. „Das hat sich wirklich<br />

gut gefügt“, sagt Ingo Friedrich und<br />

schmunzelt. „Vor allem wenn man<br />

bedenkt, wie schwierig es am Anfang<br />

doch war.“<br />

4


Politik<br />

Als die Gemeinden uber Nacht die<br />

<strong>Landkreis</strong>e wechselten<br />

..<br />

Durch die Gebietsreform<br />

verlorene Gemeinden<br />

Durch die Gebietsreform<br />

gewonnene Gemeinden<br />

•<br />

Wengen<br />

•<br />

Biburg<br />

• Möhren<br />

Wie grundlegend die Gebietsreform die politischen<br />

Strukturen änderte, erkennt man bei einem Blick auf<br />

die Karte. Fast 20 Altgemeinden wechselten im Zuge<br />

der Neuordnung die Zugehörigkeit.<br />

Gunzenhausen gewann durch die Gebietsreform neue<br />

Freunde in Weißenburg, aber verlor sein Hinterland.<br />

Wolframs-Eschenbach und Merkendorf etwa gehörten bis<br />

dahin <strong>zum</strong> <strong>Landkreis</strong> Gunzenhausen, verabschiedeten sich<br />

1972 aber in den <strong>Landkreis</strong> Ansbach. Zusammen mit den<br />

Gemeinden Biederbach, Gerbersdorf, Heglau, Hirschlach,<br />

Ismannsdorf, Reutern oder Selgenstadt. Ebenfalls verloren<br />

ging Mühlstetten, das nach Röttenbach in den <strong>Landkreis</strong><br />

Roth eingemeindet wurde. Steinhart wechselte in den<br />

neuen <strong>Landkreis</strong> Nördlingen-Donauwörth und damit sogar<br />

den Regierungsbezirk. Dafür kamen Gundelsheim und<br />

Möhren aus Schwaben nach Mittelfranken und wurden Teil<br />

von Weißenburg-Gunzenhausen. Biburg und Wengen waren<br />

die Neuzugänge auf dem Jura. Sie kamen aus dem<br />

aufgelösten <strong>Landkreis</strong> Hilpoltstein. Auf dem Jura hatte<br />

man nun eine Bezirksgrenze, da Eichstätt 1972 von Mittelfranken<br />

nach Oberbayern wechselte.<br />

5


Politik<br />

Der Sitz des <strong>Landkreis</strong>es in Weißenburg.<br />

Als das Landratsamt eine Buslinie hatte<br />

<strong>Ein</strong>e große Herausforderung der<br />

Gebietsreform war die Neugründung<br />

der Kreisverwaltungsbehörde.<br />

Aus zwei eigenständigen Landratsämtern<br />

wurde ein großes mit<br />

Sitz an der Bahnhofstraße in Weißenburg.<br />

Die Zusammenlegung der<br />

Landratsämter stellte insbesondere<br />

für die ehemaligen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Altlandkreises<br />

Gunzenhausen eine große<br />

Veränderung dar. Der Arbeitsplatz<br />

war ja fortan nicht mehr in Gunzenhausen,<br />

sondern im 24 Kilometer<br />

entfernten Weißenburg.<br />

Damals gab es noch keine Busverbindungen<br />

zwischen Weißenburg und<br />

Gunzenhausen. Über eine „Landratsamtlinie“<br />

wurden die Mitarbeitenden<br />

aus Gunzenhausen nach Weißenburg<br />

gefahren, bis die öffentliche Linie im<br />

Lauf der Zeit eingeführt wurde. Gerhard<br />

Feld, langjähriger Kämmerer im<br />

Landratsamt, war damals einer der<br />

Mitarbeiter aus Gunzenhausen. „Für<br />

die sogenannten ‚Gebietsreformgeschädigten‘<br />

gab es eine Fahrtkostenübernahme“,<br />

erinnert er sich.<br />

„Man hat sich das damals schwieriger<br />

vorgestellt, es ging dann aber doch<br />

geschmeidig“, erklärt Wolfgang Friedel,<br />

der 1972 im Landratsamt eingestellt<br />

wurde. Das bestätigt auch<br />

Gerhard Feld. Man sei dem Personal<br />

damals wirklich entgegengekommen.<br />

Es wurden ja letztlich zwei Behörden<br />

zusammengelegt. Da musste natürlich<br />

einiges angepasst und neue Stellen<br />

mussten geschaffen werden. „Das<br />

Personal hat schneller zusammengefunden<br />

als die Politik“, lacht Feld bei<br />

der Erinnerung an die Folgejahre der<br />

Gebietsreform.<br />

Auch wenn die beiden Landratsämter<br />

im Jahr der Gebietsreform zusammengelegt<br />

wurden, behielt Gunzenhausen<br />

eine Zeit lang noch Dienststellen<br />

im Stadtgebiet, um auch der<br />

Bevölkerung den Wechsel zu vereinfachen.<br />

Bis heute gibt es in Gunzenhausen<br />

mit der Zulassungsstelle eine<br />

Außenstelle des Landratsamtes.<br />

Im neuen Landratsamt wurde ein<br />

neuer Personalrat bestehend aus<br />

Mitarbeitenden beider Altlandkreise<br />

gewählt. Dieser engagierte sich nach<br />

Auskunft von Wolfgang Friedel, der<br />

selbst lange <strong>Jahre</strong> Personalratsvorsitzender<br />

im Landratsamt war, sehr,<br />

um ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

zu schaffen. So organisierte man<br />

verschiedene Veranstaltungen wie<br />

Sommerfeste oder Kappenabende.<br />

Getreu dem Motto „Sport verbindet“<br />

führte man auch verschiedene sportliche<br />

Aktivitäten durch. So wurde<br />

beispielsweise eine Fußballgruppe<br />

gegründet, mit der man auch bei verschiedenen<br />

Meisterschaften wie den<br />

Stadtmeisterschaften in Weißenburg<br />

oder Gunzenhausen, aber auch bei<br />

mittelfränkischen Amtsmeisterschaften<br />

antrat. Diese wurden vom Landratsamt<br />

Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Ende der 1970er-<strong>Jahre</strong> sogar mitgegründet<br />

und organisiert. Mitgespielt<br />

haben damals unter anderem<br />

das Landratsamt Ansbach, die Stadt<br />

Nürnberg und Fürth sowie das Landratsamt<br />

Roth. Der Pokal wurde vom<br />

Bezirkstagspräsident gespendet. Auf<br />

die Frage nach dem Erfolg der Mannschaften<br />

erinnert sich Friedel: „Wir<br />

konnten überall mithalten!“<br />

Im Sport waren auch alle gleich, egal<br />

ob jemand aus Gunzenhausen oder<br />

Weißenburg kam oder welche Stelle<br />

er im Amt innehatte, freut sich Friedel<br />

noch heute. So fuhr man beispielsweise<br />

gemeinsam zu einem Spiel<br />

gegen das Landratsamt in Neuburg-<br />

Schrobenhausen inklusive Fangemeinschaft<br />

aus dem Landratsamt<br />

Weißenburg-Gunzenhausen. Außerdem<br />

wurde auch eine Kegelgruppe<br />

gegründet. Auch hier gab es Turniere<br />

und Meisterschaften mit anderen aktiven<br />

Kegelgruppen oder -vereinen.<br />

Neben den aktiven Sportgruppen<br />

gab es aber auch die Möglichkeit,<br />

sich beim Behördensport einzubringen.<br />

Jeder Mitarbeiter und jede Mit-<br />

6


Politik<br />

arbeiterin war eingeladen, sich nach<br />

Feierabend in der <strong>Landkreis</strong>halle<br />

in Weißenburg <strong>zum</strong> gemeinsamen<br />

Sport zu treffen. Da wurde dann <strong>zum</strong><br />

Beispiel Federball oder Ähnliches gespielt.<br />

Dieser sportliche Feierabendtreff<br />

ist allerdings mit der Zeit wieder<br />

eingeschlafen, erinnert sich Friedel.<br />

Gleich zu Beginn wurde auch der<br />

jährliche Betriebsausflug eingeführt,<br />

den es bis heute gibt. Wichtig war<br />

bei all den Veranstaltungen und Aktivitäten<br />

immer der Rückhalt durch<br />

den jeweiligen Landrat. „Die standen<br />

immer hinter unseren Aktionen“, so<br />

Friedel.<br />

Neben den verschiedenen Mitarbeiteraktionen<br />

hat sich das Amt über die<br />

<strong>Jahre</strong> auch personell und räumlich<br />

verändert und neue Aufgabengebiete<br />

kamen hinzu. Beispielsweise wurden<br />

die ursprünglich eigenständigen<br />

Gesundheitsämter sowie Veterinärämter<br />

den Landratsämtern zugeordnet.<br />

So entwickelte sich das Landratsamt<br />

in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />

von rund 320 Mitarbeitenden <strong>zum</strong><br />

heutigen Personalstand mit rund <strong>50</strong>0<br />

Mitarbeitenden im kommunalen und<br />

staatlichen Bereich.<br />

Mehr Aufgaben und mehr Mitarbeitende<br />

bedeutete auch, dass mehr<br />

Platz benötigt wurde. So wurde im<br />

Lauf der Zeit der Klosterflügel, wo<br />

sich heute der Sitzungssaal befindet,<br />

neu gestaltet, aber es kamen auch<br />

weitere Gebäude dazu, wie die ehemalige<br />

Hypobank (heute Zulassungsund<br />

Führerscheinstelle), die Alte Post<br />

(jetzt Sitz der Unteren Naturschutzbehörde)<br />

sowie das Gebäude des<br />

Amtsgerichts, in dem früher das Sozialamt<br />

untergebracht war und das nun<br />

verschiedene Sachgebiete aus dem<br />

Haus sowie das Archiv beherbergt. In<br />

den 1990er-<strong>Jahre</strong>n ist dann das Gebäude<br />

an der Niederhofener Straße<br />

(früher Arbeitsamt) dazugekommen,<br />

das bis heute insbesondere das Gesundheitsamt,<br />

das Amt für Jugend<br />

und Familie, das Sozialamt sowie die<br />

Kommunalaufsicht beherbergt.<br />

Ganz neu waren laut Gerhard Feld in<br />

den 2000er-<strong>Jahre</strong>n die Entwicklungen<br />

im Regionalmanagement. Unter<br />

der Ära von Altlandrat Franz Xaver<br />

Uhl und später von Altlandrat Gerhard<br />

Wägemann entwickelte man die<br />

bis heute existierende Zukunftsinitiative<br />

altmühlfranken. „Die ZIA war ein<br />

Meilenstein in diesem <strong>Landkreis</strong>“, ist<br />

sich Gerhard Feld heute noch sicher.<br />

Als Kämmerer habe er die Personalentwicklung<br />

immer mit Argusaugen<br />

beobachtet, doch die ZIA wurde seiner<br />

Meinung nach gut aufgezogen.<br />

In jüngster Zeit folgten weitere gebäudliche<br />

Erweiterungen am Landratsamt.<br />

So ist ein Teil des Gesundheitsamtes<br />

<strong>–</strong> nicht zuletzt aufgrund<br />

der Corona-Pandemie <strong>–</strong> derzeit in der<br />

Wildbadstraße 4 untergebracht. Der<br />

Recyclinghof in Gunzenhausen zieht<br />

im Jubiläumsjahr ebenfalls an einen<br />

neuen Standort und wird zukünftig<br />

auch Büroräume für die Mitarbeitenden<br />

der Kommunalen Abfallwirtschaft<br />

bereithalten.<br />

Bis heute entwickelt sich die Kreisverwaltung<br />

also in ganz unterschiedlicher<br />

Weise ständig weiter. Neue<br />

Aufgaben kommen hinzu, wie beispielsweise<br />

der Rechtsanspruch auf<br />

Ganztagsbetreuung in der Grundschule,<br />

was die Tätigkeiten im Jugendamt<br />

verändern wird. Auch die<br />

Digitalisierung spielt mittlerweile im<br />

Behördenalltag eine sehr große Rolle.<br />

„Die Umsetzung solcher Aufgaben<br />

und die Anpassung der Behördenstruktur<br />

auf neue Gegebenheiten<br />

obliegt den vielen Mitarbeitenden im<br />

Landratsamt. Das Jubiläum gilt also<br />

auch ein Stück weit dem Personal.<br />

<strong>Ein</strong> modernes Landratsamt tritt nicht<br />

nur als Genehmigungs- und Kontrollbehörde<br />

auf, sondern ist auch ein serviceorientierter<br />

Dienstleister“, blickt<br />

Landrat Manuel Westphal auf die Zukunft<br />

des Landratsamtes.<br />

Die vier Landräte der Vergangenheit.<br />

7


Familie<br />

100 Orte in Altmuhlfranken,<br />

die man gesehen haben muss<br />

..<br />

Die Zwölf Apostel bei Eßlingen.<br />

Das Römermuseum in Weißenburg.<br />

Absberg<br />

Rieterkirche<br />

Wakepark Brombachsee<br />

Der Mühlenweg: Mühlenspielplatz<br />

Baumzelt Zeltwiese<br />

Solnhofen<br />

Zwölf Apostel<br />

Sola-Basilika<br />

Kanutour auf der Altmühl<br />

Bürgermeister-Müller-Museum<br />

Altmühltal-Panoramaweg<br />

Hobbysteinbruch<br />

Weißenburg<br />

Römermuseum<br />

Römerkastell Weißenburg<br />

Reichsstadtmuseum<br />

Römische Therme Weißenburg<br />

Limesbad<br />

Bösbach Alpakas (Oberhochstatt)<br />

Pumptrack<br />

Römerbrunnen<br />

Spielplatz im Stadtpark<br />

Trimm-Dich-Pfad<br />

Wülzburg<br />

Gundhildiskapelle (Suffersheim)<br />

Montangeschichtlicher Lehrpfad Grubschwart<br />

Langenaltheim<br />

Offroadpark<br />

Langenaltheimer Haardt<br />

Dreiländereck<br />

Freibad<br />

Der Alpakahof bei Niederhofen.<br />

8


Familie<br />

Treuchtlingen<br />

Miniaturland<br />

Infozentrum Naturpark Altmühltal<br />

Museum<br />

Karlsgraben<br />

Spielplatz Denkmallok<br />

Burgruine<br />

Heumödern-Trails<br />

Freibad<br />

Wettelsheimer Keller<br />

Gunzenhausen<br />

Erlebnisspielplatz Wald<br />

Jola-Halle<br />

Walderlebnispfad<br />

Storchenradweg<br />

Pumptrack<br />

MS Altmühlsee<br />

Waldbad<br />

Polsingen<br />

Schlossgut<br />

Suevit-Steinbruch<br />

Freibad<br />

Burgsalach<br />

Römererlebnispfad<br />

Burgus<br />

Nennslingen<br />

Das verlorene Dorf<br />

Spielplatz „Hirschspring“<br />

Wassertretbecken Gersdorf<br />

Bergen<br />

Aussichtspunkt Kaltenbuch<br />

Wasserschloss Syburg<br />

Ettenstatt<br />

Steinerne Rinne<br />

Märzenbecherwald<br />

Das Waldbad in Gunzenhausen.<br />

Der Karlsgraben bei Graben.<br />

Das verlorene Dorf bei Wengen.<br />

9


Familie<br />

Die MS Brombachsee.<br />

Die Burg Pappenheim.<br />

Pleinfeld<br />

Indoor-Funpark<br />

MS Brombachsee<br />

Wanderung Arbachtal<br />

Sandbockelweg<br />

SoccerGolf<br />

Sommerrodelbahn<br />

Weg der Wasserkraft<br />

Mandlesmühle<br />

Pappenheim<br />

Klettergarten<br />

Burg Pappenheim<br />

Freibad<br />

Ellingen<br />

Kastell Sablonetum<br />

Deutschordensschloss<br />

Spielzeugmuseum<br />

Heidenheim<br />

Hahnenkamm-Erlebnispfad<br />

Katharinenkapelle<br />

Hahnenkammsee<br />

Quellenweg<br />

Kloster Heidenheim<br />

Freibad<br />

Meinheim<br />

Steinerne Rinne (Wolfsbronn)<br />

StreuobstErlebnisLandschaft<br />

Alter Weiher<br />

Gnotzheim<br />

Obstarche Spielberg<br />

Burg Spielberg<br />

Die Burg Spielberg bei Gnotzheim.<br />

10


Familie<br />

Dittenheim<br />

Gelber Berg<br />

StreuobstErlebnisLandschaft<br />

Soccerhalle<br />

Markt Berolzheim<br />

Buchleite<br />

Haundorf<br />

Teichlehrpfad<br />

Muhr am See<br />

Vogelinsel<br />

Altmühlsee-Festspiele<br />

Kajak-Fahren<br />

Pfofeld<br />

Thannhäuser Rundweg<br />

SUP-Paddeln<br />

Theilenhofen<br />

Römerbad<br />

Limes-Infopunkt<br />

Alesheim<br />

Storchenradweg<br />

Trommetsheimer Berg<br />

Höttingen<br />

Bismarcksturm<br />

Raitenbuch<br />

Bechthaler Weiher<br />

Burguine Bechthal<br />

Westheim<br />

Frühchristliche Kirche<br />

villa rustica (Hüssingen)<br />

Das Seenland-Infozentrum in der Mandlesmühle.<br />

Bootswandern auf der Altmühl.<br />

Die Rieterkirche in Kalbensteinberg.<br />

11


Geschichte<br />

..<br />

Altmuhlfranken im Zeitraffer<br />

200 Millionen <strong>Jahre</strong><br />

1<strong>50</strong> Millionen <strong>Jahre</strong><br />

Das Solnhofen Archipel bildet sich.<br />

Das heutige Altmühlfranken liegt<br />

in einer tropischen Lagunenlandschaft.<br />

Das Leben blüht auf. Der<br />

Archäopteryx flattert von Insel zu<br />

Insel.<br />

15 Millionen <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Ein</strong> Meteorit schlägt im Ries ein.<br />

Trümmerteile fliegen bis Treuchtlingen.<br />

Der Aufschlag ändert das<br />

Flusssystem. Der Main fließt an<br />

Weißenburg vorbei und bei<br />

Treuchtlingen entsteht ein riesiger<br />

See.<br />

1 Million <strong>Jahre</strong><br />

Große Säugetiere wie Elefanten<br />

oder Moschusochsen durchstreifen<br />

Altmühlfranken. Räuber wie der<br />

Säbelzahntiger leben hier. Ihre<br />

Knochen fanden sich unter anderem<br />

in Felsspalten bei Möhren.<br />

10.000 v. Chr.<br />

Mittelsteinzeit: Die Menschen<br />

ziehen umher, aber halten sich<br />

immer länger in Lagern auf. <strong>Ein</strong><br />

Schwerpunkt des Lebens sind die<br />

Höhenrücken entlang der Altmühl<br />

zwischen Treuchtlingen und Gunzenhausen.<br />

Dinosaurier leben in Altmühlfranken:<br />

In Ellingen wird 1962 in einer<br />

Baugrube das Skelett eines Plateosaurus<br />

gefunden, der bis zu zehn<br />

Meter groß werden konnte und das<br />

größte Tier seiner Zeit war.<br />

90 Millionen <strong>Jahre</strong><br />

Altmühlfranken taucht aus dem<br />

Meer auf und bleibt bis heute<br />

Landfläche. Die maritime Vergangenheit<br />

ist in den Kalksteinen der<br />

Region mit ihrem Fossilienreichtum<br />

bis heute präsent.<br />

2,5 Millionen <strong>Jahre</strong><br />

Das Gebiet hebt, die Wasserscheide<br />

verschiebt und der Main verabschiedet<br />

sich nach Norden. Die Altmühl<br />

übernimmt sein Tal.<br />

20.000 v. Chr.<br />

Altsteinzeit: Die ersten Jäger und<br />

Sammler ziehen durch Altmühlfranken.<br />

Die Spuren ihrer Steinwerkzeuge<br />

haben sich erhalten. Unter<br />

anderem bei Treuchtlingen, Markt<br />

Berolzheim oder Obererlbach.<br />

5.000 v. Chr.<br />

Jungsteinzeit: Nahe Dittenheim<br />

entsteht die älteste bislang gefundene<br />

Siedlung Altmühlfrankens.<br />

Die ersten Bauern des <strong>Landkreis</strong>es<br />

lassen sich an zahlreichen Orten<br />

nieder. Die Region wird zu einem<br />

vergleichsweise dicht besiedelten<br />

Gebiet.<br />

12


Geschichte<br />

1.<strong>50</strong>0 v. Chr.<br />

7<strong>50</strong> v. Chr.<br />

Eisenzeit: Es gibt ein Klimaoptimum,<br />

die Besiedlung nimmt deutlich zu. In<br />

Westheim befindet sich der größte<br />

eisenzeitliche Friedhof Mittelfrankens<br />

mit 140 Gräbern.<br />

90 n. Chr.<br />

Die Römer kommen in Altmühlfranken<br />

an. Sie besetzen die Region<br />

weitgehend friedlich und bauen in<br />

Gnotzheim und Weißenburg erste<br />

Kastelle. Später wird der Limes<br />

errichtet.<br />

300 n. Chr.<br />

Germanen: Nach einigen Jahrzehnten<br />

der Ödnis siedeln sich vereinzelt<br />

germanische Neusiedler an.<br />

625 n. Chr.<br />

Die erste Kirche des <strong>Landkreis</strong>es<br />

entsteht in Solnhofen.<br />

7<strong>50</strong> n. Chr.<br />

Die Geschwister Willibald, Wunibald<br />

und Walburga beginnen von Eichstätt<br />

und Heidenheim aus die Christianisierung<br />

der Region. Der Heilige<br />

Sola unterstützt von Solnhofen aus.<br />

900 n. Chr.<br />

Das Land wird unter den Karolingern<br />

weiter ausgebaut. Zahlreiche<br />

neue Dörfer entstehen als Rodungssiedlungen<br />

im Wald.<br />

Nur wenige Siedlungen sind bekannt.<br />

Möglicherweise wurde die<br />

Bevölkerung durch Seuchen oder<br />

Kriege dezimiert. Der Gelbe Berg<br />

wird zu einem bedeutenden Ort.<br />

4<strong>50</strong> v. Chr.<br />

Keltenzeit: Die Gunstperiode hält<br />

an, weite Teile des <strong>Landkreis</strong>es werden<br />

von keltischen Bauern bewirtschaftet.<br />

Sie sind die ersten, die in<br />

Altmühlfranken Münzen benutzen<br />

und Glas verwenden.<br />

260 n. Chr.<br />

Die Römerzeit in Altmühlfranken<br />

endet. Die Alemannen überrennen<br />

die Kastelle und die Römer ziehen<br />

sich hinter die Donau zurück.<br />

Große römische Siedlungen wie<br />

Weißenburg oder Theilenhofen<br />

fallen brach.<br />

<strong>50</strong>0 n. Chr.<br />

Die Franken übernehmen die Herrschaft<br />

und bauen Strukturen auf.<br />

Aus einzelnen, autarken Höfen entstehen<br />

Dörfer.<br />

700 n. Chr.<br />

In Weißenburg entsteht ein fränkischer<br />

Königshof.<br />

793 n. Chr.<br />

Karl der Große versucht über den<br />

Bau des Karlsgrabens die Flusssysteme<br />

Donau und Rhein zu verbinden.<br />

Er besucht die Baustelle vor<br />

Ort.<br />

13


Geschichte<br />

1216 n. Chr.<br />

1296 n. Chr.<br />

Der Deutsche Orden kommt nach<br />

Ellingen und baut dort den Sitz der<br />

Ballei Franken auf.<br />

Weißenburg wird Freie Reichsstadt.<br />

13<strong>50</strong> n. Chr.<br />

1520 n. Chr.<br />

Andreas Osiander, einer der<br />

bedeutendsten Theologen der<br />

Reformation, feiert in Gunzenhausen<br />

seine Primiz als Pfarrer.<br />

1529 n. Chr.<br />

Als einer von 14 Unterzeichnern<br />

bekennt sich Weißenburg auf dem<br />

Reichstag zu Augsburg zur Confessio<br />

Augustana und gründet damit<br />

den evangelischen Glauben mit.<br />

1717 n. Chr.<br />

Das Ellinger Schloss wird als barocke<br />

Residenz neu gebaut.<br />

Die Kaiser Ludwig der Bayer und<br />

Karl IV. schenken Weißenburg umfangreichen<br />

Waldbesitz.<br />

1525 n. Chr.<br />

Die Bauernkriege verheeren den<br />

<strong>Landkreis</strong>. Nahe Ostheim findet<br />

eine der blutigsten Schlachten<br />

dieses Krieges statt. 1000 Bauern<br />

sterben.<br />

1630 n. Chr.<br />

Der Dreißigjährige Krieg verheert<br />

den <strong>Landkreis</strong>. Städte werden belagert,<br />

eingenommen und zurückerobert.<br />

Die Dörfer leiden unter<br />

plündernden Soldaten. Am Ende<br />

des Krieges ist nur noch ein Bruchteil<br />

der <strong>Ein</strong>wohner des <strong>Landkreis</strong>es<br />

am Leben.<br />

1729 n. Chr.<br />

1792 n. Chr.<br />

Der letzte Markgraf tritt zurück und<br />

überlässt Brandenburg-Ansbach<br />

Preußen. Damit wird auch Gunzenhausen<br />

preußisch.<br />

Karl Wilhelm Friedrich wird Markgraf<br />

von Brandenburg-Ansbach.<br />

Gunzenhausen ist sein Lieblingssitz.<br />

In den 28 <strong>Jahre</strong>n seiner Regentschaft<br />

baut er Gunzenhausen zur<br />

Residenzstadt aus und verleiht ihr<br />

das heutige Aussehen.<br />

1796 n. Chr.<br />

Die Preußen erobern Ellingen.<br />

1802 n. Chr.<br />

Weißenburg verliert seinen Status<br />

als Freie Reichsstadt und wird erst<br />

bayerisch, dann preußisch. Gunzenhausen<br />

und Ellingen werden<br />

bayerisch.<br />

14


Geschichte<br />

1806 n. Chr.<br />

1849 n. Chr.<br />

Der <strong>Landkreis</strong> bekommt seine<br />

erste Eisenbahnstrecke. Die Gleise<br />

führen von Pleinfeld über Gunzenhausen<br />

und Cronheim nach<br />

Nördlingen.<br />

1898 n. Chr.<br />

Treuchtlingen wird zur Stadt<br />

ernannt.<br />

1969 n. Chr.<br />

Der Naturpark Altmühltal<br />

wird gegründet.<br />

1972 n. Chr.<br />

Aus dem <strong>Landkreis</strong> Weißenburg,<br />

dem <strong>Landkreis</strong> Gunzenhausen und<br />

der Stadt Weißenburg wird ein<br />

neuer <strong>Landkreis</strong>.<br />

2010 n. Chr.<br />

In Treuchtlingen wird mit dem privaten<br />

Adventure Campus der erste<br />

Hochschulstandort gegründet.<br />

2017 n. Chr.<br />

Das Bayerische Landesamt für<br />

Schule wird in Gunzenhausen<br />

angesiedelt. Die Behörde soll im<br />

Endausbauzustand 1<strong>50</strong> bis 200<br />

Arbeitsplätze bieten.<br />

Mit der Grafschaft Pappenheim wird<br />

das letzte ehemals eigenständige<br />

Territorium auf dem Gebiet des<br />

heutigen <strong>Landkreis</strong>es bayerisch. Die<br />

Kleinstaaterei ist Geschichte.<br />

1869 n. Chr.<br />

Der Bau der Bahnstrecke München-<br />

Ingolstadt-Treuchtlingen<strong>–</strong>Gunzenhausen<br />

machte Treuchtlingen <strong>zum</strong><br />

Verkehrsknotenpunkt und sorgte für<br />

massives Bevölkerungswachstum.<br />

1945 n. Chr.<br />

Am Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

fallen Bomben auf Treuchtlingen.<br />

Fast 600 Menschen sterben in der<br />

Bahnhofsunterführung.<br />

1970 n. Chr.<br />

Der Bayerische Landtag beschließt<br />

auf Initiative des Gunzenhausener<br />

Abgeordneten Ernst Lechner den<br />

Bau des Fränkischen Seenlands.<br />

2000 n. Chr.<br />

Der Große Brombachsee wird<br />

eingeweiht.<br />

2015 n. Chr.<br />

In Weißenburg wird mit dem Kunststoffcampus<br />

ein zweiter Hochschulstandort<br />

eingeweiht.<br />

2022 n. Chr.<br />

Der <strong>Landkreis</strong> Weißenburg-Gunzenhausen<br />

feiert sein <strong>50</strong>-jähriges<br />

Bestehen.<br />

15


Natur<br />

..<br />

Naturraume im <strong>Landkreis</strong><br />

Geologisch wird Weißenburg-Gunzenhausen von mehreren<br />

Naturräumen geprägt. Dazu zählen das mittelfränkische<br />

Becken im Norden und Westen (Gunzenhausen-Pleinfeld<br />

bis Richtung Ansbach) und die Südliche<br />

Frankenalb mit Hahnenkamm und Jura. Verbunden<br />

werden diese beiden Räume vom flachwelligen Vorland<br />

der Alb (Weißenburg bis Gunzenhausen), aus dem<br />

vereinzelt Zeugenberge wie der Nagelberg aufragen.<br />

Prägend sind im Vorland die Altmühlauen, die sich von<br />

Muhr am See bis nach Treuchtlingen ziehen.<br />

..<br />

Die Hochflachen<br />

Der Jura und der Hahnenkamm sind das Dach des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

Als Ausläufer der Fränkischen Alb liegen sie deutlich<br />

höher als der Rest Altmühlfrankens. Ihre oft bewaldeten<br />

Hochflächen mit dünnem Mutterboden und massiven<br />

Kalksteinvorkommen sind charakteristisch. Jahrhundertelang<br />

hatten die Menschen auf der Hochfläche mit Wasserarmut<br />

zu kämpfen, da im Karstboden Niederschläge<br />

schnell versickern. Quellen sind vor allem an den Hängen<br />

Das Altmühltal.<br />

Von Gunzenhausen kommend mäandert der langsamste<br />

Fluss Bayerns in einem breiten Talboden mit weiten Wiesen<br />

bis kurz vor Treuchtlingen. Ökologisch sind die von<br />

zahlreichen Seitenbächen und Gräben durchzogenen<br />

Feuchtwiesen von großer Bedeutung. Insbesondere für<br />

wiesenbrütende Vogelarten. Etwas außerhalb der Überschwemmungsgebiete<br />

liegen die fruchtbarsten Böden<br />

des <strong>Landkreis</strong>es. Ab Treuchtlingen wird das Tal der Altmühl<br />

enger, weil sich der Fluss hier in das Kalkgestein der<br />

Alb schneiden musste. Beeindruckende Felsformationen<br />

wie die Zwölf Apostel, steile Schutthänge, naturnahe Buchenwälder,<br />

malerische Wachholderheiden und Magerrasen<br />

prägen hier das Landschaftsbild. Die Altmühl war<br />

schon immer Lebensader für die Region. Mit Gunzenhausen,<br />

Treuchtlingen und Pappenheim liegen drei der fünf<br />

Städte des <strong>Landkreis</strong>es an ihren Ufern.<br />

..<br />

Frankisches Seenland<br />

Der Gelbe Berg.<br />

des Albanstiegs zu finden. Bei traditioneller Bewirtschaftung<br />

mit Schafen finden sich immer wieder artenreiche<br />

Trockenrasenflächen. Auf dem Weißenburger Jura ist der<br />

Markt Nennslingen die größte Gemeinde, auf dem Hahnenkamm<br />

hat Heidenheim Zentrumsfunktion.<br />

..<br />

Das Altmuhltal<br />

Künstlich angelegt fühlt sich dieser Bereich des <strong>Landkreis</strong>es<br />

längst wie gewachsene Natur an. Zwischen Pleinfeld<br />

und Muhr am See prägen die beiden Brombachseen, der<br />

Altmühlsee und der Hahnenkammsee die Landschaft. Als<br />

Wasserausgleichsprojekt mit touristischer Nebennutzung<br />

ist das Seenland für die Region identitätsstiftend geworden.<br />

An den Hängen des ehemaligen Brombachtals liegen<br />

die historisch gewachsenen Ortschaften. Sandige Böden<br />

mit Kiefernwäldern und einer sanften Hügellandschaft<br />

sind charakteristisch für die Landschaft. Wirtschaftlich hat<br />

der Tourismus die Region geprägt, den Menschen neue<br />

Erwerbsquellen und den Gemeinden zusätzliche <strong>Ein</strong>wohner<br />

beschwert. 1970 ist der Bau des Seenlands vom Bayerischen<br />

Landtag beschlossen worden, im Jahr 2000 konnte<br />

der Große Brombachsee eingeweiht werden.<br />

Das Fränkische Seenland.<br />

16


Natur<br />

..<br />

Lebensraume im <strong>Landkreis</strong><br />

Streuobstwiesen<br />

Sie sind mit über <strong>50</strong>00 Tier- und Pflanzenarten einer der<br />

artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas und zugleich<br />

ein ganz wichtiger Teil der charakteristischen fränkischen<br />

Dorflandschaft. Viele dieser Arten stehen auf der Roten<br />

Liste und sind vom Aussterben bedroht. Streuobstbestände<br />

stellen heute wichtige Ersatzlebensräume für Arten dar,<br />

die in den offenen Kulturlandschaften früher weit verbreitet<br />

waren. Im Streuobstbau wurde über die Jahrhunderte<br />

eine beinahe unüberschaubare Vielfalt an Sorten gezüchtet.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> finden sich noch fast 1000 Apfel- und Birnen-,<br />

aber auch Zwetschgen- und Kirschsorten. Diese Vielfalt<br />

ist Teil der altmühlfränkischen Kultur und zudem eine<br />

Trockenrasenflächen entlang der Hänge.<br />

warmen Lebensräumen wie Ackerrändern, Hecken, Streuobstbeständen<br />

oder Felsen. Der Trockenrasen ist eine<br />

Kulturlandschaft. Er entstand an den steilen Hängen des<br />

Altmühltals durch die regelmäßige Beweidung mit Schafen<br />

und Ziegen. Sie sorgten dafür, dass die Hänge nicht<br />

mit Gebüsch zuwuchsen. Da es heute nicht mehr viele<br />

Hüteschäfer gibt, sind auch viele Trockenrasenflächen<br />

in Gefahr. Im <strong>Landkreis</strong> versucht man sie mit zahlreichen<br />

Maßnahmen zu erhalten.<br />

..<br />

Buchenwalder<br />

Streuobstwiesen in Altmühlfranken.<br />

wichtige genetische Ressource für zukünftige Züchtungen.<br />

Auf den Hügeln rund um die Dörfer prägten früher breite<br />

Streuobstwiesengürtel die Landschaft. Damals allerdings<br />

waren sie weniger aus ökologischen, sondern aus ökonomischen<br />

Gründen wichtig und dienten als Nahrungsquelle<br />

auch für die städtische Bevölkerung aus Nürnberg. Erfreulich<br />

ist, dass die Bestände der Streuobstwiesen nach einem<br />

Rückkgang insbesondere in den 1960er- und 1970er-<br />

<strong>Jahre</strong>n inzwischen wieder wachsen.<br />

Trockenrasen<br />

Auch die Trockenrasenflächen haben einen für Mitteleuropa<br />

außerordentlichen Artenreichtum vorzuweisen.<br />

Hier ist nicht Überfluss wie bei den Streuobstwiesen der<br />

Grund, sondern Mangel. Die trockenen, heißen Südhänge<br />

mit nur dünner Erdauflage zwingen zur Spezialisierung.<br />

Pflanzen, die mit solchen Bedingungen zurechtkommen,<br />

haben auf normalen Standorten aber oft keine Chance,<br />

weil sie überwuchert werden. 187 Pflanzen der Roten Liste<br />

sind auf Trockenrasen zu Hause <strong>–</strong> darunter fast die Hälfte<br />

der heimischen Orchideenarten. Nirgends gibt es in Mitteleuropa<br />

zudem mehr Heuschrecken- und Tagfalterarten<br />

als auf Kalkmagerrasen. Von besonderer Bedeutung ist<br />

die Verzahnung der Magerrasen mit weiteren trocken-<br />

Die Buchenwälder in der Region.<br />

Etwa ein Drittel der <strong>Landkreis</strong>fläche ist mit Wald bestockt.<br />

Dabei verteilt sich die Waldfläche unregelmäßig. Im Mittelfränkischen<br />

Becken, am Albanstieg und auf der Albhochfläche<br />

finden sich ausgedehnte Forste. Das Albvorland<br />

dagegen ist praktisch waldfrei. Buchenwälder sind<br />

für unsere Breiten die natürliche Bewaldung. Sie wurden<br />

über Generationen hinweg aber an vielen Stellen durch<br />

schnellwachsende und wirtschaftlich besser nutzbare Fichten<br />

ersetzt. Im Zuge des Umbaus forstlicher Monokulturen<br />

kehrt die Buche aber in viele Wälder zurück. In Weißenburg-Gunzenhausen<br />

haben sich ohnehin große Buchenwälder<br />

erhalten. Etwa im Weißenburger Stadtwald, dem<br />

Burgstallwald bei Gunzenhausen oder in großen Bereichen<br />

des Mittleren Hahnenkamms. Strukturreiche Buchenwälder<br />

sind wertvolle Lebensräume für zahlreiche, <strong>zum</strong> Teil<br />

seltene Tierarten, wie Mittelspecht, Bechsteinfledermaus,<br />

Uhu oder Wildkatze.<br />

17


Bildung<br />

So sah Schule früher im <strong>Landkreis</strong> aus.<br />

Die Zeit der idyllischen Dorfschulen<br />

„Die Schüler von heute, die würden<br />

nur noch staunen“, sagt Oskar Leykamm<br />

und schmunzelt. Bei der Erinnerung<br />

an seine Schulzeit wundert<br />

er sich selbst ein wenig, wie anders<br />

damals alles war. Vor allem und erst<br />

recht, wenn man auf dem Land sein<br />

Zuhause hatte.<br />

„Ich war damals der <strong>Ein</strong>zige vom Jura,<br />

der nach Weißenburg in die Schule<br />

gefahren ist“, erinnert sich Fritz Bayerlein.<br />

Der Burgsalacher Pfarrer hatte<br />

ihn unter seine Fittiche genommen<br />

und dem Vater empfohlen, ihn auf<br />

das humanistische Gymnasium in der<br />

Stadt zu schicken. Im Jahr 1948 die<br />

absolute Ausnahme auf dem Land.<br />

„Es gab damals ein eisernes Gesetz,<br />

der Erstgeborene erbt den Bauernhof,<br />

der Zweitgeborene wird Handwerker<br />

oder in seltenen Fällen Pfarrer“,<br />

erinnert sich Bayerlein.<br />

Die Welt war damals eine andere.<br />

Um 6 Uhr morgens fuhr ein Bus mit<br />

den Arbeitern aus den Dörfern in die<br />

Stadt und am Abend um 19 Uhr fuhr<br />

er wieder heim. Im Sommer meisterte<br />

Fritz Bayernlein den Schulweg von<br />

rund zehn Kilometern mit dem Rad,<br />

im Winter war er auf den Bus angewiesen.<br />

Die Nachmittage verbrachte<br />

er bei Bekannten der Familie in der<br />

Stadt.<br />

<strong>Ein</strong>fach hatte es der Junge aus Burgsalach<br />

nicht. Die zehn Kilometer<br />

zwischen dem Juradorf und der ehemaligen<br />

Reichsstadt trennten zwei<br />

Welten. „Am Anfang behandelten<br />

mich meine Klassenkameraden nicht<br />

sehr gut, wollten wissen, was ich Bauersbub<br />

denn auf dem Gymnasium<br />

wollte“, erzählt Bayerlein. „Ich habe<br />

meiner Mutter dann aber einfach gesagt,<br />

sie soll mir mehr Pausenbrote<br />

mitgeben und die habe ich dann verteilt“,<br />

erzählt er lachend. Das half, in<br />

der Zeit nach dem Krieg war der Hunger<br />

noch gegenwärtig und <strong>zum</strong>indest<br />

da hatte es ein Bauernbub besser.<br />

Die Zeiten wurden besser, aber auch<br />

noch in den 19<strong>50</strong>er- und 1960er-<strong>Jahre</strong>n<br />

wurden die Schüler regelmäßig<br />

<strong>zum</strong> Holzholen geschickt, um Nachschub<br />

für den Ofen heranzuschaffen,<br />

der das Klassenzimmer heizte. Unterrichtet<br />

wurden stets mehrere Jahrgänge<br />

gemeinsam. „Mit den Hausaufgaben<br />

waren wir schnell fertig“,<br />

erinnert sich Oskar Leykamm. „Die<br />

Schiefertafeln hatten ja nur zwei Seiten.<br />

Das war ein Vorteil“, lacht er.<br />

Es war eine Zeit der Unbeschwertheit.<br />

„Schule war für uns kein großes Thema.<br />

Man ist da halt hingegangen. Ich<br />

kann mich nicht erinnern, dass meine<br />

Eltern jemals meine Hausaufgaben<br />

kontrolliert hätten“, so Leykamm wei-<br />

18


Bildung<br />

Schulhaus in Hechlingen am See.<br />

Altes Schulhaus in Gräfensteinberg.<br />

ter, der als Grundschullehrer und Direktor<br />

später die andere Seite der Schule<br />

kennenlernte.<br />

Die 1960er- und 1970er-<strong>Jahre</strong> waren die<br />

Zeit der Dorfschulen. Nicht nur in Bieswang<br />

und rund um Pappenheim. Auch<br />

im Rest des <strong>Landkreis</strong>es. Zu den Institutionen<br />

des Dorfes gehörten neben Kirche<br />

und Pfarrer ganz selbstverständlich<br />

auch Schule und Lehrer. Zu Beginn der<br />

1970er-<strong>Jahre</strong> hatte etwa auf dem Hahnenkamm<br />

jedes Dorf noch seine Schule.<br />

„Es war eine Zeit der Geborgenheit,<br />

der idyllischen, heimeligen Landschulen“,<br />

erinnert sich Reinhard Ebert. Dem<br />

gebürtigen Hohentrüdinger gelang das<br />

Kunststück in sechs <strong>Jahre</strong>n Volksschule<br />

an sechs verschiedenen Orten unterrichtet<br />

zu werden. Die Kinder des Hahnenkamms<br />

wurden in eine Klasse gesteckt<br />

und tingelten von Ort zu Ort durch die<br />

Schulhäuser der Gegend. Die erste Klasse<br />

in Döckingen, die zweite in Heidenheim,<br />

die dritte in Degersheim … Ebert:<br />

„Ich kenne noch heute in jedem Dorf irgendwen<br />

aus meiner Schulzeit.“<br />

Obwohl seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

bereits gut zwei Jahrzehnte vergangen<br />

waren, verließen die meisten Schüler ihr<br />

direktes Lebensumfeld für den Schulbesuch<br />

nie. Die klassische Volksschule gab<br />

es vor der Haustür und war nach acht<br />

<strong>Jahre</strong>n beendet. In die weiterführenden<br />

Schulen gingen nur wenige <strong>–</strong> schon weil<br />

der Weg weit und der Aufwand groß war.<br />

die Realschule besuchte. „Ich musste mit<br />

dem Fahrrad jeden Tag von Bieswang<br />

<strong>zum</strong> Pappenheimer Bahnhof radeln und<br />

am Nachmittag wieder zurück. Das sind<br />

1<strong>50</strong> Höhenmeter jeden Tag.“ War das<br />

Wetter im Winter doch mal zu schlecht,<br />

fand sich in aller Herrgottsfrüh manchmal<br />

ein Plätzchen auf dem Milchlaster. Deswegen<br />

ging der ein oder andere <strong>–</strong> wie<br />

Oskar Leykamm <strong>–</strong> gleich den Weg in ein<br />

Internat wie in Windsbach, um eine höhere<br />

Schulbildung zu bekommen. „Das<br />

war damals aber eine halbe Weltreise.<br />

Mit Schulranzen und Wäschesack.“<br />

Da hatten es die Kinder in den großen<br />

Städten des <strong>Landkreis</strong>es leichter. In<br />

Weißenburg und Gunzenhausen entwickelten<br />

sich aus den Lateinschulen der<br />

Frühen Neuzeit sogenannte Oberrealschulen,<br />

die später zu Gymnasien wurden.<br />

Diese Standorte blieben durch die<br />

<strong>Landkreis</strong>reform unangetastet. Die großen<br />

Städte durften ihr Gymnasium behalten.<br />

Und Treuchtlingen bekam sogar<br />

eines dazu <strong>–</strong> also <strong>zum</strong>indest ein bisschen.<br />

Schulgebäude der Stephani-Schule in Gunzenhausen.<br />

Dort wurde 1971 als ein bayernweit einmaliger<br />

Schulversuch eine Integrierte<br />

Gesamtschule gegründet, die <strong>zum</strong> Kern<br />

der heutigen Senefelder-Schule wurde.<br />

Der südliche <strong>Landkreis</strong> und das Altmühltal<br />

wurden damit besser an eine höhere<br />

Schulbildung angeschlossen. Auch<br />

weil es mittlerweile ein funktionierendes<br />

Schulbussystem gab. Die Kehrseite der<br />

besseren Anbindungen allerdings war<br />

eine Zentralisierung. Ab den 1970er-<strong>Jahre</strong>n<br />

begann die Welle der Schließungen<br />

der Dorfschulen. Auf dem Hahnenkamm<br />

etwa blieben am Ende dieser Entwicklung<br />

nur noch Heidenheim und Döckingen<br />

von den zahlreichen Schulstandorten<br />

übrig.<br />

Die jüngste große Veränderung im regionalen<br />

schulischen Bildungssystem des<br />

<strong>Landkreis</strong>es war die weitere Aufwertung<br />

der Senefelder-Schule in Treuchtlingen.<br />

Lange <strong>Jahre</strong> mussten die Treuchtlinger<br />

Gymnasiasten in der Oberstufe dann<br />

doch nach Weißenburg wechseln, um<br />

am dortigen Gymnasium ihr Abitur zu<br />

machen. Das wurde 2011 geändert, seitdem<br />

können die Schüler auch in der Altmühlstadt<br />

selbst die Allgemeine Hochschulreife<br />

erwerben. Und mittlerweile<br />

kann in Weißenburg-Gunzenhausen sogar<br />

ein komplettes Studium absolviert<br />

werden. Seit 2010 gibt es den Adventure<br />

Campus in Treuchtlingen und seit 2015<br />

den Kunststoffcampus in Weißenburg.<br />

Die Bildungslandschaft im <strong>Landkreis</strong><br />

bleibt in Bewegung.<br />

„<strong>Ein</strong>en Schulbus gab es erst Mitte der<br />

1960er-<strong>Jahre</strong>“, erinnert sich der Bieswanger<br />

Friedrich Hönig, der in Treuchtlingen<br />

19


Wirtschaft<br />

Die Felder Altmühlfrankens.<br />

<strong>Ein</strong>e kleine Geschichte der Landwirtschaft<br />

..<br />

in Altmuhlfranken<br />

Geht es um Wirtschaft, denken viele<br />

an Fabriken. Tatsächlich wäre das<br />

Bild eines Ackers aber passender.<br />

Die Wirtschaftsgeschichte der Region<br />

ist über Jahrtausende hinweg<br />

nämlich eine der Landwirtschaft.<br />

Die längste Zeit waren die Menschen<br />

im heutigen Weißenburg-<br />

Gunzenhausen damit beschäftigt,<br />

sich um ihre Versorgung mit Lebensmitteln<br />

selbst zu kümmern.<br />

Erst als Jäger und Sammler, seit<br />

etwa 7000 <strong>Jahre</strong>n auch in Altmühlfranken<br />

als Bauern.<br />

Es ist kein Zufall, dass die bislang früheste<br />

im <strong>Landkreis</strong> nachgewiesene<br />

Siedlung dort liegt, wo es die besten<br />

Böden gibt. Zwischen Dittenheim,<br />

Ehlheim und Alesheim gibt es bis<br />

heute hervorragende Bedingungen<br />

für die Landwirtschaft. Das machten<br />

sich schon die ersten Bauern Altmühlfrankens<br />

zunutze.<br />

Entlang von Altmühl und Rezat bildeten<br />

sich im heutigen <strong>Landkreis</strong>-Gebiet<br />

erste Siedlungskammern. Hier<br />

entstand eine bäuerliche Selbstversorgungslandschaft,<br />

die über Tausende<br />

<strong>Jahre</strong> stabil blieb. Die sandigen<br />

Böden rund um Pleinfeld boten vergleichsweise<br />

schlechte Voraussetzungen,<br />

der Jura konnte mit mittleren Bodenqualitäten<br />

aufwarten, hatte aber<br />

mit Wassermangel zu kämpfen.<br />

Aus diesen Voraussetzungen entwickelte<br />

sich eine Gesellschaft, die in<br />

den Talräumen stattliche Hofstellen<br />

hervorbrachte. „Bis heute hat die<br />

Landwirtschaft in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

einen hohen Stellenwert“,<br />

sagt auch Hans Walter, der Leiter des<br />

Amtes für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten Roth-Weißenburg. Natürlich<br />

wurden auch hier die Bauern<br />

weniger, aber sie sind heute als Produktionskraft<br />

und für die Ernährung<br />

der Menschen nicht weniger wichtig<br />

geworden.<br />

„Im Nürnberger Land etwa ging<br />

die Entwicklung viel früher in Richtung<br />

Nebenerwerb“, erklärt Walter.<br />

„Weil die Industrialisierung früher<br />

und umfassender kam, weil aus den<br />

Ballungsräumen auch Druck auf die<br />

Flächen entstand.“ Während man in<br />

Weißenburg-Gunzenhausen durch<br />

Flurneuordnungen in den 1970erund<br />

1980er-<strong>Jahre</strong>n die Möglichkeit<br />

für eine moderne Landwirtschaft<br />

schaffte, fand diese Entwicklung im<br />

Umfeld mancher Städte gar nicht<br />

mehr statt.<br />

Die Veränderungen sind trotzdem<br />

enorm, wie Walter an einem Beispiel<br />

deutlich macht. 1975 gab es in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

noch 4000<br />

Betriebe mit Milchviehhaltung, die<br />

zusammen 27 000 Kühe hielten. 2021<br />

waren es nur noch 279 Betriebe, die<br />

aber 14 000 Kühe im Stall hatten. Díe<br />

im <strong>Landkreis</strong> produzierte Milchmenge<br />

blieb dabei nahezu konstant, weil<br />

die verbliebenen Betriebe größer<br />

geworden waren und die Kühe das<br />

Doppelte an Milch gaben.<br />

Wohin die Reise der regionalen Landwirtschaft<br />

in den kommenden <strong>50</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n gehen wird, weiß auch Hans<br />

Walter nicht. Große Veränderungen<br />

stehen in jedem Fall erneut an. Der<br />

Klimawandel macht sich bereits jetzt<br />

bemerkbar, und es ist davon auszugehen,<br />

dass neue Kulturen in Altmühlfranken<br />

heimisch werden. Selbst<br />

Weinbau könnte eines Tages ein Thema<br />

werden. Der Klimawandel kann<br />

der Landwirtschaft auch in Form von<br />

CO 2<br />

-Speicherung und Umweltleistungen<br />

neue <strong>Ein</strong>kommensmöglichkeiten<br />

bescheren.<br />

Abzuwarten bleibt, ob der Trend zur<br />

Regionalisierung, der durch die Corona-Pandemie<br />

und den Ukraine-Krieg<br />

verstärkt wurde, für einen Bedeutungsgewinn<br />

der lokalen Landwirtschaft<br />

sorgen wird. Die hat immerhin<br />

über Jahrtausende hinweg bewiesen,<br />

dass es ohne sie nicht geht. Und in<br />

vielen Bereichen prägt sie heute noch<br />

die Traditionen und das Leben auf<br />

den Dörfern.<br />

20


Wirtschaft<br />

.. ..<br />

Von Handwerkerstadten, goldenen Drahten<br />

und der Bahn<br />

In den beiden städtischen Zentren<br />

in Weißenburg und Gunzenhausen<br />

entwickelten sich bereits im Mittelalter<br />

Handwerkerstädte. Hier lebten<br />

Menschen, die einem Handwerk<br />

nachgingen oder auch in regionalem<br />

Umfang Handel trieben.<br />

Sie alle aber hatten ihre Gärten und<br />

Äcker und versorgten sich zusätzlich<br />

weitgehend selbst.<br />

Größere Bedeutung hatte die Produktion<br />

und Verarbeitung von Tuch<br />

für die Nördlinger Messe, die der<br />

wichtigste Umschlagplatz für Textilien<br />

in Süddeutschland war. Reich waren<br />

damals vor allem die Brauereibesitzer,<br />

die eine eigene Landwirtschaft<br />

besaßen, aber ihr Produkt weiterverarbeiteten<br />

und so mehr Geld verdienten.<br />

Die Anfänge einer frühen Industrialisierung<br />

lassen sich in Weißenburg<br />

für das 18. Jahrhundert fassen, als<br />

die Leonische Industrie ansässig wird.<br />

Die Region wird zu einem Zentrum<br />

der Produktion von Drahtgestricken.<br />

In den kommenden rund zwei Jahrhunderten<br />

entstehen und vergehen<br />

eine Vielzahl von Unternehmen in<br />

diesem Segment. Die Herstellung<br />

Leonischer Waren etablierte sich bereits<br />

im 16. Jahrhundert durch einen<br />

französischen Auswanderer in Nürnberg<br />

und kam später über Roth nach<br />

Weißenburg.<br />

Gunzenhausen wurde aufgewertet, als<br />

die Stadt 1849 an das Bahnnetz angeschlossen<br />

wird, was zu einem Aufschwung<br />

des größeren Handwerks<br />

führte. Dampfsägen oder Mühlen<br />

nutzten die neuen Transportwege,<br />

und es begann ab den 1870er-<strong>Jahre</strong>n<br />

eine erste Industrialisierung. 1869<br />

hatte auch Weißenburg seinen Bahnhof<br />

bekommen, was der Leonischen<br />

Industrie einen Schub bescherte.<br />

<strong>Ein</strong>zelne Unternehmen erlangten mit<br />

ihren Produkten internationale Bedeutung.<br />

Den größten Boom rief die Bahn in<br />

Treuchtlingen hervor. Der Marktflecken<br />

war lange ein lokales Handelszentrum,<br />

das in der Frühen Neuzeit<br />

allerdings für seine Hafner und ihr Geschirr<br />

überregional bekannt war. Die<br />

Bahnlinien von Augsburg, Ingolstadt,<br />

Gunzenhausen und Nürnberg machten<br />

Treuchtlingen binnen weniger<br />

Jahrzehnte zu einem Verkehrsknotenpunkt.<br />

Die <strong>Ein</strong>wohnerzahl wuchs<br />

schnell, die Bahn brachte Arbeit und<br />

baute komplett neue Stadtteile. Ende<br />

des 19. Jahrhunderts wurde Treuchtlingen<br />

durch Prinzregent Luitpold zur<br />

Stadt ernannt. Rund 100 <strong>Jahre</strong> war<br />

Treuchtlingen eine blühende Eisenbahnerstadt,<br />

bis ein langsamer Niedergang<br />

der Bahn einsetzte.<br />

1917 wurde derweil in Gunzenhausen<br />

ein Unternehmen gegründet, das<br />

bis heute nachwirkt. Das Eisenwerk<br />

Gunzenhausen von Unternehmer<br />

Theodor Loos entwickelte sich zu einem<br />

der bedeutendsten Dampf- und<br />

Wasserkesselhersteller Europas und<br />

war bald einer der größten Arbeitgeber<br />

der Altmühlstadt. Heute ist das<br />

Unternehmen Teil der Bosch Industriekessel<br />

GmbH und immer noch vor<br />

Ort präsent.<br />

In Weißenburg musste man nach dem<br />

Ersten Weltkrieg feststellen, dass die<br />

Leonische Industrie am Boden lag.<br />

Nicht zuletzt, weil sie sich auf das Militär<br />

als Kunden ausgerichtet hatte.<br />

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

brachte in beiden Städten massives<br />

Bevölkerungswachstum durch den<br />

Zuzug von Heimatvertriebenen. Das<br />

brachte wirtschaftliche Impulse. So<br />

entstand in Weißenburg, eine Textilindustrie,<br />

die zwischen den 19<strong>50</strong>erund<br />

1960er-<strong>Jahre</strong>n ihren Höhepunkt<br />

mit rund 2000 Arbeitsplätzen hatte.<br />

In Gunzenhausen setzte man mithilfe<br />

von Förderprogrammen des Bundes<br />

eine Ansiedlungswelle in Gang.<br />

Große Firmen wie SEL entstanden,<br />

die zwischenzeitlich mehr als 1000<br />

Mitarbeiter hatten und Beschäftigte<br />

aus der Umgebung ankarrten. Auch<br />

in Weißenburg mühte man sich, außerhalb<br />

der Stadt Flächen für die Industrie<br />

zur Verfügung zu stellen. Die<br />

Ansiedlungen erfolgten insbesondere<br />

im Süden, zwischen B2 und der<br />

Bahnstrecke.<br />

Es bildeten sich nun auch die Anfänge<br />

einer neuen Schwerpunktbranche,<br />

die später die Region erobern sollte:<br />

der Kunststoff. Unter anderem durch<br />

das Unternehmen Dynamit Nobel,<br />

das 1944 vor den Zerstörungen von<br />

Köln nach Weißenburg geflohen war<br />

und sich dort ein paar Steinwürfe<br />

vom historischen Zentrum ansiedelte.<br />

Heute ist das ehemalige Dynamit-<br />

Nobel-Werk Teil des Konzerns Plastic<br />

Omnium, der zusammen mit seiner<br />

Fabrik in Pappenheim der größte Arbeitgeber<br />

des <strong>Landkreis</strong>es ist.<br />

In Gunzenhausen entwickelte sich<br />

derweil seit den 1980er-<strong>Jahre</strong>n durch<br />

die Flutung des Altmühlsees ein neuer<br />

Wirtschaftszweig, der Toursimus,<br />

der die Stadt heute entscheidend in<br />

ihrer Lebendigkeit prägt. Der Tourismus<br />

wurde in den folgenden Jahrzehnten<br />

auch rund um die Seen des<br />

Fränkischen Seenlands ein wichtiger<br />

Erwerbszweig.<br />

<strong>Ein</strong>e eigene Geschichte schrieb die<br />

Steinindustrie im südlichen Teil des<br />

<strong>Landkreis</strong>es. Schon die Römer nutzten<br />

die Jurakalksteine für den Bau<br />

ihrer Gebäude und mit dem Jurahaus<br />

folgte ein ganzer Baustil diesem<br />

Stein. Ganz große Bedeutung erlangte<br />

der Werkstoff im 19. Jahrhundert,<br />

als Alois Senfelder die Lithografie<br />

erfand, die mehr als ein Jahrhundert<br />

das Druckverfahren schlechthin war<br />

und nur mit den Kalksteinen rund<br />

um Solnhofen durchgeführt werden<br />

konnte. Heute ist vor allem die Bauindustrie<br />

Abnehmer für die Natursteine<br />

aus den Brüchen der Region.<br />

21


Klinikum<br />

Das Klinikum Altmühlfranken in Weißenburg.<br />

Die Krankenhauslandschaft ordnete sich neu<br />

Mit der Gebietsreform änderte sich<br />

im neuen <strong>Landkreis</strong> Weißenburg-<br />

Gunzenhausen so einiges. Auch die<br />

Krankenhauslandschaft machte die<br />

ersten Schritte hin zur heutigen<br />

Struktur.<br />

Aber von Anfang an: Vor der Gebietsreform<br />

gab es in Weißenburg und<br />

Treuchtlingen Städtische Krankenhäuser,<br />

das Krankenhaus in Gunzenhausen<br />

stand bereits in Trägerschaft<br />

des Altlandkreises Gunzenhausen.<br />

Mit der Gebietsreform ging das damalige<br />

Kreiskrankenhaus in Gunzenhausen<br />

an den neuen <strong>Landkreis</strong> über.<br />

Das bis dahin in der heutigen Bücherei<br />

verortete Krankenhaus wurde<br />

1972 am Reutberg neu erbaut.<br />

Da der Altlandkreis Gunzenhausen<br />

Rücklagen für den Neubau gebildet<br />

hatte, konnte das Vorhaben schnell<br />

umgesetzt werden, erinnert sich Dr.<br />

Sigurd Schacht, der für die CSU Mitglied<br />

im ersten Kreistag war. Bis heute<br />

befindet sich das Krankenhaus am<br />

Reutberg.<br />

In Weißenburg fiel die Entscheidung,<br />

das Städtische Krankenhaus <strong>zum</strong><br />

Kreis zu geben, schwerer. Im Stadtrat<br />

wurde in den <strong>Jahre</strong>n zwischen 1972<br />

und 1978 zuerst diskutiert, ob das<br />

Städtische Krankenhaus, das sich bislang<br />

an der Krankenhausstraße befunden<br />

hatte, erweitert oder neu gebaut<br />

werden müsste. 1974 beschloss<br />

der Stadtrat einen Neubau auf einem<br />

Grundstück am Vorderen Rohrberg.<br />

Doch der Beginn des Neubaus verzögerte<br />

sich aufgrund von Standortfragen<br />

und neuen Entwicklungen bei<br />

den Bettenbedarfszahlen.<br />

im Jahr 1977 wurden 205 Betten als<br />

bedarfsnotwendig anerkannt.<br />

1978 brachte die CSU im Weißenburger<br />

Stadtrat den Antrag ein, das<br />

Städtische Krankenhaus und somit<br />

den Neubau an den <strong>Landkreis</strong> Weißenburg-Gunzenhausen<br />

zu übertragen.<br />

Was folgte, war eine große<br />

Debatte des Stadtrats in der Karmeliterkirche<br />

in Weißenburg, erinnert sich<br />

Hermann Döbler, der zu dieser Zeit<br />

SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat<br />

und Kreisrat war. Die Mehrheit<br />

entschied sich dann für die Übergabe<br />

an den Kreis. 1980 war Baubeginn<br />

des neuen Kreiskrankenhauses an der<br />

Berliner Straße, das 1985 schließlich<br />

eröffnet werden konnte.<br />

1974 entschied man sich schließlich<br />

für einen Neubau am heutigen Standort<br />

an der Berliner Straße. Mit Bescheid<br />

des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Arbeit und Sozialordnung<br />

Fortan war der <strong>Landkreis</strong> mit zwei<br />

„modernen, leistungsfähigen Kreiskrankenhäusern<br />

und dem Krankenhaus<br />

der Stadt Treuchtlingen“ gut<br />

aufgestellt, wie der damalige Landrat<br />

22


Klinikum<br />

Dr. Karl Friedrich Zink in der Festschrift<br />

von Gustav Mödl „Kreiskrankenhaus<br />

Weißenburg, <strong>50</strong>0 <strong>Jahre</strong><br />

Krankenpflege“ richtig feststellte.<br />

Bis <strong>zum</strong> Jahr 2002 wurden die beiden<br />

Häuser unter dem Dach des <strong>Landkreis</strong>es<br />

in der Rechtsform des Eigenbetriebs<br />

geführt. Aufgrund von Veränderungen<br />

im Abrechnungssystem<br />

mussten die beiden Häuser in den<br />

2000er-<strong>Jahre</strong>n zukunftsfähig aufgestellt<br />

werden. Die Idee war die Gründung<br />

eines Kommunalunternehmens<br />

und der Zusammenschluss der beiden<br />

Häuser unter diesem Dach.<br />

Im gleichen Zug sollte eine Spezialisierung<br />

der Krankenhäuser erfolgen.<br />

„Es gab damals in beiden Häusern<br />

auch einen gewissen Generationenwechsel<br />

bei den Chefärzten. Schon<br />

zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich<br />

die Entwicklung ab, die wir heute<br />

haben: Die klassischen ‚Allrounder‘<br />

gibt es nicht mehr, sondern vermehrt<br />

Spezialisten in den einzelnen Fachgebieten“,<br />

erklärt Jürgen Winter, der<br />

diese Veränderungen als Leiter des<br />

Kreiskrankenhauses in Weißenburg<br />

mitbegleitete. Um dennoch genug<br />

Personal für den Klinikbetrieb vorhalten<br />

zu können, bot sich die fachliche<br />

Spezialisierung der Standorte an.<br />

Beide Schritte waren in der Kreispolitik<br />

<strong>zum</strong> damaligen Zeitpunkt nicht<br />

unumstritten. „Es war schon auch<br />

schwer, die Kommunalpolitiker zu<br />

überzeugen“, blickt Rudolf Frenzel<br />

zurück, der damals Verwaltungsleiter<br />

des Kreiskrankenhauses in Gunzenhausen<br />

war. Doch mit dem damaligen<br />

Landrat Georg Rosenbauer hatten<br />

die beiden große Unterstützung.<br />

„Er war der politische Motor der ganzen<br />

Sache“, so Frenzel.<br />

Die Vertreter der beiden Städte hatten<br />

Angst, dass das eigene Krankenhaus<br />

vielleicht an Bedeutung verliert,<br />

weil die falsche Spezialisierung gewählt<br />

wurde. Um die Sorgen zu nehmen,<br />

wurden damals viele <strong>Ein</strong>zel- und<br />

Hintergrundgespräche geführt. 2002<br />

wurde die Umstrukturierung dann<br />

verwirklicht und das Kommunalunternehmen<br />

„Kliniken des <strong>Landkreis</strong>es<br />

Weißenburg-Gunzenhausen“, später<br />

Klinikum Altmühlfranken, gegründet<br />

sowie die Spezialisierung der beiden<br />

Häuser, wie sie bis heute besteht,<br />

vollzogen. Rudolf Frenzel und Jürgen<br />

Winter sind sich einig, dass dies<br />

sicherlich ein sehr wichtiger Baustein<br />

für den Erfolg des Klinikums Altmühlfranken<br />

bis in die aktuelle Gegenwart<br />

ist.<br />

Mittlerweile erfolgte am Standort in<br />

Gunzenhausen eine bauliche Generalsanierung<br />

und Erweiterung des<br />

Leistungsangebots durch den Aufbau<br />

eines Geriatrischen Zentrums. So<br />

kann den Patientinnen und Patienten<br />

nun auch ein hervorragendes Ambiente<br />

angeboten werden. Aber auch<br />

in Weißenburg steht eine Generalsanierung<br />

an.<br />

„Der <strong>Landkreis</strong> kann wirklich sehr<br />

stolz auf sein Klinikum sein“, so der<br />

aktuelle Vorstand des Kommunalunternehmens,<br />

Christoph Schneidewin.<br />

„Wir bieten an unseren beiden<br />

Krankenhausstandorten nicht nur die<br />

stationäre medizinische Grundversorgung<br />

unserer Bevölkerung an, sondern<br />

durch die schon vor langer Zeit<br />

getroffenen Spezialisierungen Medizin<br />

auf höchstem Niveau, und das<br />

in einem freundlichen und familiären<br />

Umfeld.“<br />

Das Gunzenhausener Krankenhaus am Reutberg.<br />

23


Landratsamt<br />

Landrat Manuel Westphal vor dem <strong>Landkreis</strong>-Umriss.<br />

Mehr Stolz auf die eigenen Leistungen<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> Weißenburg-<br />

Gunzenhausen <strong>–</strong> was bedeutet das<br />

für Sie als Landrat, aber auch als<br />

Bürger?<br />

Tatsächlich kenne ich ja gar nichts<br />

anderes als den jetzigen <strong>Landkreis</strong><br />

Weißenburg-Gunzenhausen. Zum<br />

Zeitpunkt der Gebietsreform war ich<br />

noch gar nicht geboren. Das Jubiläum<br />

heißt für mich daher auch ein<br />

Stück Selbstverständlichkeit, aber<br />

auch Heimat. Denn hier im <strong>Landkreis</strong><br />

sind wir zu Hause, die Geschichte des<br />

<strong>Landkreis</strong>es hat uns alle irgendwie<br />

geprägt.<br />

Als Meinheimer war es schon immer<br />

so, dass man in alle großen Städten<br />

Verbindungen hatte, wenn es etwa<br />

um die Arbeitsstelle, das <strong>Ein</strong>kaufen,<br />

den Schul- oder Arztbesuch ging.<br />

<strong>Landkreis</strong>grenzen oder ein Zugehörigkeitsgefühl<br />

zu der einen oder anderen<br />

Stadt haben da nie die große<br />

Rolle gespielt.<br />

Würden Sie sagen, die Zusammenlegung<br />

der beiden Altlandkreise<br />

Gunzenhausen und Weißenburg<br />

war ein richtiger Schritt?<br />

Ja absolut. Die Strukturen, wie wir<br />

sie heute haben, haben sich doch in<br />

den vergangenen <strong>Jahre</strong>n bewährt.<br />

Mit den größeren <strong>Ein</strong>heiten hat man<br />

sich besser aufstellen können für so<br />

manche Entwicklung der vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>. Ich denke da jetzt <strong>zum</strong><br />

Beispiel an das Klinikum oder auch<br />

an Organisationen, die mittlerweile<br />

zusammengewachsen sind, wie etwa<br />

den Bauernverband.<br />

Man kann natürlich immer über Details<br />

diskutieren, was die exakten Gebietsgrenzen<br />

anbelangt. So könnte<br />

man etwa hinterfragen, ob es richtig<br />

war, dass ein Großteil des <strong>Ein</strong>zugsgebiets<br />

von Gunzenhausen <strong>zum</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

Ansbach kam. Aber grundsätzlich<br />

war die Zusammenlegung der<br />

beiden Altlandkreise richtig.<br />

Was ist in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />

gut gelungen?<br />

Ich glaube, dass wir insgesamt besser<br />

sind, als wir es uns manchmal eingestehen<br />

wollen. Die Zusammenarbeit<br />

im Kreistag ist sehr gut. Wir haben<br />

eine Vielzahl von Organisationen,<br />

die entweder eng zusammenarbeiten<br />

oder zwischenzeitlich auch fusioniert<br />

haben, <strong>zum</strong> Beispiel den Bauernverband<br />

oder das IHK-Gremium. Auch<br />

die Wirtschaftsjunioren aus Weißenburg<br />

und Gunzenhausen arbeiten<br />

eng zusammen. Das ist aus meiner<br />

Sicht gut gelungen. Es ist aber auch<br />

wichtig, zukünftig darauf zu achten,<br />

dass Kirchturmdenken nicht wieder<br />

<strong>Ein</strong>zug hält.<br />

Wo gibt es aus Ihrer Sicht Nachholbedarf?<br />

Es wäre schon wichtig, dass wir auch<br />

zukünftig darauf achten, den <strong>Landkreis</strong><br />

immer mitzudenken, auch bei<br />

24


Geschichte<br />

den Verantwortlichen in der Kommunalpolitik.<br />

Bürgermeisterinnen und<br />

Bürgermeister sehen natürlich immer<br />

das Wohl der eigenen Gemeinde<br />

und sollen das ja auch. Aber ich glaube,<br />

man muss trotzdem immer den<br />

<strong>Landkreis</strong>gedanken im Kopf behalten,<br />

wenn wir in Zukunft erfolgreich<br />

sein wollen. Es ist doch letztlich das<br />

Gemeinsame, was uns voranbringt.<br />

Nehmen wir doch mal ein Beispiel<br />

aus dem Zukunftsprozess Altmühlfranken<br />

2030 aus dem vergangenen Jahr.<br />

Da war ich ja in jeder Gemeinde und<br />

habe mich mit den Bürgerinnen und<br />

Bürgern oder den politischen Vertretern<br />

unterhalten. Da kamen eigentlich<br />

immer wieder die gleichen Themen<br />

auf. Also daran sollten wir doch arbeiten,<br />

uns insgesamt weiterentwickeln.<br />

Und dazu gehört eben das gemeinsame<br />

Arbeiten für ein Ziel.<br />

Welche Herausforderungen sehen<br />

Sie für die nächsten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> auf<br />

den <strong>Landkreis</strong> zukommen?<br />

<strong>Ein</strong>e große Herausforderung betrifft<br />

die Gemeinden: In den letzten Jahrzehnten<br />

hat sich leider gezeigt, dass<br />

Gesetze und damit auch Verwaltungsvorgänge<br />

und rechtliche Fragestellungen<br />

immer komplizierter werden.<br />

Auch neue Techniken, Stichwort Digitalisierung,<br />

fordern unsere Verwaltungen<br />

und die Abläufe heraus. Damit<br />

bringt man bereits heute Gemeinden<br />

an die Grenze des Leistbaren. Auch<br />

manche Themenstellungen etwa beim<br />

Klimaschutz oder der Mobilität können<br />

nicht durch einzelne Gemeinden<br />

gelöst werden. Ich glaube, da muss<br />

der <strong>Landkreis</strong> die Gemeinden, gerade<br />

die kleineren, intensiv unterstützen.<br />

Erste Ansätze dazu haben wir ja schon,<br />

beispielsweise beim Klimaschutz oder<br />

der Digitalisierung. Die Zusammenarbeit<br />

über Gemeindegrenzen hinweg<br />

und mit dem <strong>Landkreis</strong> insgesamt wird<br />

also noch wichtiger werden.<br />

Immer ein Thema: die Umbenennung<br />

des <strong>Landkreis</strong>es Weißenburg-<br />

Gunzenhausen in Altmühlfranken <strong>–</strong><br />

Wie stehen Sie dazu?<br />

Grundsätzlich sehe ich das schon positiv.<br />

So ein Schritt macht aber wirklich<br />

nur dann Sinn, wenn er von einer großen<br />

Mehrheit der <strong>Landkreis</strong>bevölkerung<br />

mitgetragen wird. Da sind wir,<br />

die politisch Verantwortlichen, aber<br />

auch sonstige Organisationen in der<br />

Pflicht, diesen Ansatz noch mehr als<br />

bislang zu bewerben. Das wird aber<br />

mit Sicherheit noch ein längerer Prozess,<br />

bei dem wirklich alle „Altmühlfranken“<br />

von Raitenbuch bis Westheim<br />

und von Solnhofen bis Muhr am<br />

See mitgenommen werden müssen.<br />

Für die abschließende Frage ein<br />

Blick nach vorne: 3 Dinge, die Sie<br />

sich wünschen für die nächsten <strong>50</strong><br />

<strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> Weißenburg-Gunzenhausen?<br />

Ich würde mir wünschen, dass wir<br />

uns mehr als bislang trauen, stolz zu<br />

sein auf das, was wir erreicht haben,<br />

aber auch auf all das, was wir noch<br />

erreichen können. Dazu gehört, dass<br />

wir uns bewusst machen, was wir und<br />

unsere Heimat alles zu bieten haben,<br />

und wir dies auch einmal mit breiter<br />

Brust nach außen kundtun. Klar gibt<br />

es Nachhol- und Verbesserungsbedarf<br />

in einigen Bereichen, aber ich will<br />

den <strong>Landkreis</strong> oder die Stadt sehen,<br />

wo das nicht so ist. Ich wünsche mir,<br />

dass wir uns auf dem Erreichten nicht<br />

ausruhen, sondern die Zeichen der<br />

Zeit erkennen und gemeinsam, und<br />

das ist mir wirklich wichtig, versuchen<br />

uns weiterzuentwickeln. Der dritte<br />

Wunsch, eine sozusagen sichtbare<br />

Gemeinsamkeit und Gemeinschaft:<br />

Damit meine ich das Selbstverständnis<br />

zu sagen, ich bin beispielsweise Weißenburger<br />

oder ich bin Meinheimer,<br />

aber ich bin eben auch Altmühlfranke.<br />

Floating Houses: ein Beispiel für Innovation.<br />

25


Landratsamt<br />

Das Kammerorchester spielte zur Eröffnung.<br />

Der Kampf der Interessen im neuen Kreistag<br />

<strong>Ein</strong> neuer <strong>Landkreis</strong>, ein neuer Landrat,<br />

junge Fraktionsvorsitzende und<br />

ganz große Themen. Die Gründung<br />

des <strong>Landkreis</strong>es Weißenburg-Gunzenhausen<br />

war auch im Kreistag ein<br />

politischer Kraftakt. <strong>Ein</strong>er, der mit<br />

hitzigen Debatten, aber auch dem<br />

Willen <strong>zum</strong> Kompromiss ins Ziel gebracht<br />

wurde.<br />

„Hitzköpfe gab es in allen Fraktionen“,<br />

erinnert sich der damalige<br />

SPD-Kreisrat Hermann Döbler aus<br />

Weißenburg, „Und man muss sich<br />

nicht in die Tasche lügen: Das war<br />

nicht immer alles nur freundschaftlich,<br />

es gab auch einige Differenzen.“<br />

Kein Wunder, immerhin wurden über<br />

Nacht drei Gebietskörperschaften zu<br />

einer zusammengefasst. Das hinterließ<br />

auch im Kreistag Spuren. Auf einmal<br />

saß man da mit Menschen in einer<br />

Fraktion, die man vorher noch nie<br />

gesehen hatte. Dafür war auf einmal<br />

für gestandene Kommunalpolitiker<br />

kein Platz mehr, die über Jahrzehnte<br />

hinweg in ihren Regionen Politik gemacht<br />

hatten.<br />

„Das hat schon gedauert, bis man<br />

sich da zusammengefunden hat",<br />

erzählt Rainer Messerer. Er führte damals<br />

als 29-Jähriger die SPD-Fraktion<br />

an und erschien im roten Cord-Anzug<br />

zur konstituierenden und ersten<br />

Sitzung des neuen Kreistags. „Das<br />

gab ein paar giftige Bemerkungen<br />

aus Richtung der CSU“, erzählt er im<br />

Rückblick schmunzelnd.<br />

Der neue Landrat Zink.<br />

Ansonsten überwogen bei dieser Sitzung<br />

aber die versöhnlichen Töne.<br />

Von allen Seiten wurde eine gute Zusammenarbeit<br />

und ein ums andere<br />

Mal die Notwendigkeit beschworen,<br />

dass man in jenem neuen Gremium<br />

und jenem neuen <strong>Landkreis</strong> ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

schaffen<br />

müsse. Als dann aber die ersten wichtigen<br />

Entscheidungen anstanden,<br />

war das schnell vergessen.<br />

Mit 31 zu 30 Stimmen drückten SPD,<br />

FDP und die Vorläufer der Freien<br />

Wähler gegen die CSU ein für sie vorteilhaftes<br />

Besetzungsverfahren der<br />

Ausschüsse durch. Dafür musste die<br />

SPD beim Kampf um einen gleichberechtigten<br />

zweiten Stellvertreter<br />

knapp die Segel streichen. Die Wortgefechte<br />

waren längst hitzig geworden.<br />

„Das waren damals alles sehr beeindruckende<br />

Persönlichkeiten“, erinnert<br />

sich Dr. Sigurd Schacht, der<br />

als einziger Kommunalpolitiker dem<br />

Kreistag von 1972 bis heute angehört.<br />

Persönlichkeiten, die mit Macht<br />

und Wucht für die Interessen ihrer Regionen<br />

eintraten, die aber doch auch<br />

um die Besonderheit der Situation<br />

26


Landratsamt<br />

wussten. Schacht: „Insgesamt wurde<br />

viel Verständnis mitgebracht, dass in<br />

dieser besonderen Situation keiner<br />

der Partner übervorteilt werden durfte.“<br />

„Klar wollte jeder das Beste für sich“,<br />

erzählt Döbler. Willi Hilpert kämpfte<br />

für sein Gunzenhausen, Hans Döbler<br />

für sein Treuchtlingen und Dr.<br />

Günter W. Zwanzig für sein Weißenburg,<br />

aber jeder wusste auch, wo die<br />

Grenzen liegen. „Es war ein Austarieren,<br />

ein ständiges Kompromisseschließen“,<br />

so Rainer Messerer. Zum<br />

Beispiel beim Namen. Denn der Arbeitstitel<br />

des Ministeriums für das<br />

neue Gebilde lautete zunächst <strong>Landkreis</strong><br />

Weißenburg. „Da haben uns die<br />

Gunzenhausener aber schnell klargemacht:<br />

nur über unsere Leiche“,<br />

erinnert sich Messerer. Und so fand<br />

sich schnell eine parteiübergreifende<br />

Mehrheit für den Bindestrich-Namen<br />

Weißenburg-Gunzenhausen.<br />

„Wer weiß, heute würde man ihn vielleicht<br />

Altmühlfranken nennen“, sagt<br />

Hermann Döbler. Im Großen und<br />

Ganzen, da sind sich aber alle Veteranen<br />

der Kreispolitik einig, hat man<br />

die politische Hochzeit wider Willen<br />

Die Vereidigung auf das neue Gremium.<br />

ganz gut hinbekommen. „Weißenburg<br />

gegen Gunzenhausen? Das<br />

Thema ist erledigt“, sagt Schacht.<br />

Ganz so überzeugt sind die anderen<br />

da zwar nicht, aber es ist in jedem Fall<br />

ein schönes Schlusswort.<br />

27


Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Bahnhofstraße 2, 91781 Weißenburg i. Bay.<br />

Tel. 09141 902-0<br />

Fax 09141 902-108<br />

poststelle.lra@landkreis-wug.de<br />

www.landkreis-wug.de<br />

5 <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

Weißenburg-Gunzenhausen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!