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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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www.wiko-wug.de<br />

AUSGABE <strong>2022</strong><br />

WIRTSCHAFTSKOMPASS ALTMÜHLFRANKEN<br />

50 Jahre<br />

WUG<br />

...und jetzt!?<br />

Warum wir<br />

den Landkreis<br />

neu denken müssen.


MARATHON<br />

DES JAHRES<br />

2019 *<br />

* In Mittelfranken und der Metropolregion Nürnberg (marathon4you.de).


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

zum dritten Mal halten Sie den gedruckten Wirtschaftskompass <strong>für</strong> <strong>Altmühlfranken</strong><br />

in der Hand. Diese Ausgabe unterscheidet sich jedoch schon optisch stark<br />

von ihren Vorgängerinnen. Wir haben dem <strong>WIKO</strong> ein neues Erscheinungsbild<br />

verpasst. Dieser Relaunch dient der besseren Lesbarkeit und Übersichtlichkeit.<br />

Wir haben den <strong>WIKO</strong> frischer, moderner und zeitgemäßer gemacht. Was wir nicht<br />

getan haben: unseren Qualitätsanspruch verwässert.<br />

Mehr denn je will der <strong>WIKO</strong> Spannendes von und aus der heimischen Wirtschaft<br />

erzählen. Von Industrie und Handwerk, Handel und Dienstleistung, Sozialunternehmen<br />

und Kommunen. Wir beschreiben die Herausforderungen, vor denen alle<br />

stehen, und wie sie diese angehen. Wir lassen junge Leute mit ihren Erwartungen<br />

und Zukunftsplänen zu Wort kommen. Wir stellen Frauen vor, die in der heimischen<br />

Wirtschaft herausragende Rollen spielen, und zeigen die Hindernisse, auf<br />

die sie stoßen. Wir lassen einen Top-Wissenschaftler einen analytischen Blick von<br />

außen auf dieses <strong>Altmühlfranken</strong> werfen. Wir hinterfragen, wie unsere Automobilzulieferer sich <strong>für</strong> die gewaltigen<br />

Veränderungen der Mobilität rüsten und wie sich die Kunststoffbranche in Zeiten des Klimaschutzes neu<br />

erfindet. Und wir schauen, wie es um die erneuerbaren Energien hier steht.<br />

Unser Anspruch ist es, Wirtschaft zu erzählen. Anhand von Menschen, Trends und Entwicklungen. Ausgangspunkt<br />

da<strong>für</strong> ist in diesem Heft das 50-jährige Bestehen des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen. Doch,<br />

keine Angst <strong>–</strong> dieser <strong>WIKO</strong> ist keine Festschrift. Er glorifiziert weder Jubiläum noch Landkreis, sondern analysiert<br />

und richtet den Blick in die Zukunft.<br />

Für all dies haben wir wieder ein eigenes <strong>WIKO</strong>-Team zusammengestellt. Eine gute Mischung aus jungen Talenten<br />

und erfahrenen Medienmachern ist nun am Werk. Wir haben Uwe Ritzer als Autor und neuerdings auch<br />

als redaktionellen Berater stärker an uns gebunden, den mehrfach preisgekrönten Wirtschaftsjournalisten und<br />

Buchautor aus Weißenburg, der in einschlägigen Rankings zuletzt zu den Besten des Landes gezählt wurde.<br />

Es ist mit dem <strong>WIKO</strong> eben wie im normalen Wirtschaftsleben auch: Fortschritt entsteht aus Wandel heraus.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erkenntnisgewinn beim Lesen.<br />

Ihr Jan Stephan<br />

Wiko-Redaktionsleiter<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong><br />

<strong>WIKO</strong> 3


HERAUSGEBER<br />

Braun & Elbel GmbH & Co. KG,<br />

Verlag Weißenburger Tagblatt<br />

Wildbadstraße 16-18 | 91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 90<br />

www.wiko-wug.de | info@wiko-wug.de<br />

PROJEKTMANAGEMENT<br />

Felix Oeder<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 25<br />

oeder@wiko-wug.de<br />

REDAKTION<br />

Jan Stephan (Leitung) | Uwe Ritzer (Berater)<br />

Miriam Zöllich | Kathrin Lucia Meyer<br />

Celine Ritzer | Steffen Zellfelder<br />

Mathias Hochreuther | Selina Yildiz<br />

LAYOUT UND DESIGN<br />

be media <strong>–</strong> Werbeagentur<br />

Verlag Weißenburger Tagblatt<br />

Sven Katheder | Erik Körner<br />

info@be-media.de<br />

LEKTORAT<br />

Ingrid Philipp<br />

DRUCK UND VERTEILUNG<br />

Buch- und Offsetdruckerei<br />

Braun & Elbel GmbH & Co. K.G.<br />

Verlag Weißenburger Tagblatt<br />

Wildbadstraße 16-18 | 91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 90<br />

Erscheinung als Beilage im Weißenburger Tagblatt,<br />

Treuchtlinger Kurier und Altmühl-Boten<br />

Auflage: ca. 25.000 Exemplare<br />

Ist der Kunststoff die industrielle<br />

Zukunft der Region, wenn die<br />

Automobilzulieferindustrie es<br />

mittelfristig schwer haben wird?<br />

Und wie geht es in der Ära des<br />

Homeoffice weiter mit dem<br />

flachen Land? Zwei der Fragen,<br />

die der <strong>WIKO</strong> <strong>Altmühlfranken</strong> in<br />

dieser Ausgabe beantworten will.<br />

4<br />

<strong>WIKO</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Zeit, dass sich was dreht:<br />

Warum sich der Landkreis nach<br />

50 Jahren neu ausrichten muss<br />

Von Uwe Ritzer<br />

Radikal: In der Industrie bahnt sich<br />

ein historischer Umbruch an<br />

Von Jan Stephan<br />

06<br />

10<br />

Handel: Zweirad Gruber, Möbel<br />

Rachinger, Velovita<br />

Kulinarik und Genuss: Metzgerei<br />

Struller, HeimaTeil.de, Fürst Carl<br />

Warum die Welt die Provinz<br />

braucht: Interview mit<br />

Landforscher Prof. Bätzing<br />

66<br />

69<br />

72<br />

Industrie: Verpa Folie, HP-T,<br />

Heizomat, Ossberger, SSW,<br />

Krause Präzision, Hetzner,<br />

Reinle, Alfmeier, Gore<br />

Die Jugend von heute:<br />

Was sie von der Berufswelt erwartet<br />

Von Selina Yildiz<br />

Dienstleistung: Löffler | Wulff &<br />

Partner, Dres. Schacht, SWR,<br />

Osbelt, Meyerhuber, Geilhardt,<br />

be media<br />

18<br />

34<br />

41<br />

Interview: Jan Stephan<br />

Handwerk: Mory Haustechnik,<br />

Felleiter & Schmidt, Fenster<br />

Rachinger, Fliesen Wolf, Kipf,<br />

Rieger & Kraft, Braun & Elbel<br />

Die lokale Energiewende:<br />

Provinzstrom <strong>für</strong> die Großstadt?<br />

Von Jan Stephan<br />

Gesundheit und Soziales:<br />

Diakonie, BRK, Diakoneo,<br />

Hensoltshöhe<br />

78<br />

85<br />

92<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> 2030 <strong>–</strong><br />

was soll das? Interview mit<br />

Landrat Manuel Westphal<br />

48<br />

Die Pflegekräfte von morgen?<br />

Von Mängeln in der<br />

Gesundheitsversorgung<br />

97<br />

Kommunen und Behörden:<br />

Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen,<br />

Stadt Gunzenhausen, Stadt<br />

Weißenburg, Stadt Treuchtlingen,<br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

53<br />

Von Jan Stephan<br />

Die lokale Jobbörse<br />

Impressum<br />

99<br />

101<br />

Frauen nach vorn: Warum es zu<br />

wenige weibliche Führungskräfte<br />

in Wirtschaft und Politik gibt<br />

60<br />

Von Kathrin Lucia Meyer und<br />

Miriam Zöllich<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

5


6<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Zeit,<br />

dass sich was dreht<br />

Von Uwe Ritzer<br />

Der Landkreis Weißenburg-<br />

Gunzenhausen wird 50<br />

Jahre alt. Ein guter Anlass,<br />

um sich endlich von einer<br />

Lebenslüge zu verabschieden:<br />

Er ist keine Einheit<br />

und wird nie eine werden <strong>–</strong><br />

selbst wenn man sich noch<br />

ein halbes Jahrhundert<br />

krampfhaft darum bemüht.<br />

Aber das ist auch<br />

nicht schlimm.<br />

Im Gegenteil.<br />

Ein Hoffest im Landratsamt. Familienwanderungen.<br />

Ein Fotowettbewerb.<br />

Tage der offenen Tür in den Recyclinghöfen<br />

(da kommt man ja auch sonst nie<br />

hin ...). Kugelschreiber und Blumensamen.<br />

Ach ja, nicht zu vergessen <strong>–</strong> ein<br />

„Aktionstag“. An dem sollen Bürgerinnen<br />

und Bürger Apfelsaftflaschen mit<br />

Landkreis-Etiketten bekleben. Wozu<br />

das alles? Um das „Wir-Gefühl“ im<br />

Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen<br />

zu fördern. 100.000 Euro sind da<strong>für</strong><br />

veranschlagt.<br />

Ernsthaft?<br />

Was da Mitte Februar als Aktionsplan<br />

von der sogenannten „Zukunftsinitiative<br />

<strong>Altmühlfranken</strong>“ vorgestellt und<br />

von Kreisräten durchgewunken wurde,<br />

ist das unfreiwillige Eingeständnis<br />

eines krachenden Scheiterns. Wie<br />

armselig muss es um das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

in diesem Landkreis<br />

bestellt sein, wenn er mit, nun ja, überschaubar<br />

originellen Ideen wie kollektivem<br />

Etikettenkleben, Recyclinghofbesuchen<br />

und Samentütchen versuchen<br />

muss, ein „Wir-Gefühl“ zu inszenieren?<br />

Ein halbes Jahrhundert nach<br />

seiner Gründung!<br />

Es mag Menschen geben, Kommunalpolitiker<br />

zum Beispiel, die <strong>2022</strong><br />

tatsächlich feiern wollen, dass der<br />

Freistaat Bayern vor 50 Jahren die<br />

selbstständigen Landkreise Weißenburg<br />

und Gunzenhausen sowie die<br />

kreisfreie Stadt Weißenburg zum neuen<br />

Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen<br />

zwangsvereinigte. Eine Erfolgsgeschichte<br />

ist daraus nicht geworden,<br />

im Gegenteil. Dieser Landkreis fand<br />

nie zu innerem Zusammenhalt, er hat<br />

und er findet kein gemeinsames Ziel,<br />

kein Selbstverständnis, keine Identität.<br />

So viele Apfelsaftflaschen gibt es gar<br />

nicht, die man bekleben müsste, um<br />

das zu ändern.<br />

Was hat man nicht alles schon versucht.<br />

Zum Beispiel den Begriff „<strong>Altmühlfranken</strong>“<br />

kreiert, mit dem sich<br />

auch nach zehn Jahren kaum jemand<br />

im Landkreis identifzieren und außerhalb<br />

davon keiner etwas anfangen<br />

kann. Oder der von Sängerin Alex Seubert<br />

mit ihrer tollen Stimme gerappte<br />

Landkreis-Song <strong>–</strong> kaum auserwählt,<br />

schon wieder vergessen. Nur wenige<br />

Organisationen haben seit 1972 kreisübergreifend<br />

zusammengefunden. Die<br />

Freiwilligen Feuerwehren, die Bauernschaft,<br />

der ein oder andere Interessenverband.<br />

Aber schon eine Kreissparkasse,<br />

die ein wichtiges Instrument <strong>für</strong><br />

die regionale Wirtschaftsförderung<br />

gewesen wäre, ist an lokalen Eitelkeiten<br />

gescheitert. Und selbst etwas<br />

so Banales wie der Zusammenschluss<br />

der Volkshochschulen Weißenburg<br />

und Gunzenhausen zu einer schlagkräftigen<br />

Bildungseinheit <strong>für</strong> alle 27<br />

kreisangehörigen Kommunen geriet<br />

dank kleinkarierter Bockigkeiten, Animositäten<br />

und Rivalitäten zum zähen,<br />

monatelangen Politikum.<br />

Beim öffentlichen Personennahverkehr<br />

macht die Stadt Gunzenhausen<br />

lieber gleich ihr eigenes Ding. <strong>Das</strong><br />

Seenland, mit großen Hoffnungen gestartet,<br />

ist auch nie die Klammer geworden,<br />

die den Kreis zusammenhält,<br />

wie es sich sein Erfinder Ernst Lechner<br />

gewünscht hatte. Und was die Zukunft<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

7


angeht: Die regionalen Verteilungskämpfe<br />

mag man sich lieber gar nicht<br />

ausmalen, die ausbrechen werden, sollten<br />

zwei Krankenhäuser wirtschaftlich<br />

nicht mehr überlebensfähig sein.<br />

Wer Weißenburger Stadtpolitiker ärgern<br />

will, muss auch nach 50 Jahren<br />

nur behaupten, die in Gunzenhausen<br />

könnten es besser. Umgekehrt funktioniert<br />

das ganz genauso. Wobei die<br />

Fronten der Eifersüchtelei und des<br />

Misstrauens keineswegs nur zwischen<br />

den beiden größten Städten verlaufen,<br />

sondern sich ziemlich unübersichtlich<br />

durch den Landkreis ziehen. Mag der<br />

amtierende Landrat noch so eifrig mit<br />

einem Ideensammel-Köfferchen auf<br />

PR-Tour zwischen Muhr am See und<br />

Solnhofen, Pleinfeld und Polsingen<br />

hin- und herkurven <strong>–</strong> dieser Landkreis<br />

ist keine Einheit und er wird auch keine<br />

werden.<br />

Nun kann man es sich intellektuell<br />

einfach machen und sagen, daran seien<br />

nur Kirchturmpolitiker schuld. Bürgermeister,<br />

Stadt- und Gemeinderäte, die<br />

nur ihren Ort sehen, nicht aber darüber<br />

hinaus. Wer so redet, macht es sich zu<br />

einfach, tut den in ihrer Mehrheit redlichen<br />

Kommunalpolitikern Unrecht<br />

und verkennt, dass es auch nach 50<br />

Jahren schlichtweg keine Kohäsionskräfte<br />

gibt, keinen regionalen Zeitgeist,<br />

nichts, was zusammenschweißen könnte,<br />

was nicht zusammengehört.<br />

<strong>Das</strong> ist aber auch überhaupt nicht<br />

schlimm, im Gegenteil. Es ist sogar<br />

eine große Chance.<br />

Denn würde man sich endlich ehrlich<br />

eingestehen, dass dieser Landkreis eine<br />

regionalpolitische Fehlkonstruktion ist,<br />

könnte man ihn endlich neu ausrichten<br />

<strong>–</strong> und neue Wege gehen. Warum nicht<br />

seine Diversität, seine Heterogenität<br />

als Chance begreifen und nutzen.<br />

Was das heißt? Nun, Gunzenhausen<br />

etwa, samt seinem unmittelbaren Einzugsgebiet,<br />

ist mental, sozial, kulturell,<br />

aber auch wirtschaftlich von jeher<br />

stark nach Ansbach orientiert und mit<br />

dem angrenzenden Schwaben verzahnt.<br />

Diese Bindungen haben sich<br />

längst als stärker erwiesen als etwa jene<br />

nach Weißenburg. In der Gegenwart<br />

setzt Gunzenhausen strategisch so erfolgreich<br />

wie keine andere Kommune<br />

im Landkreis auf Fremdenverkehr und<br />

Dienstleistung. <strong>Das</strong> ist absolut schlüssig,<br />

denn keine Kommune profitiert<br />

mehr vom Seenland als die Altmühlstadt.<br />

Als Industriestandort hingegen hat<br />

Gunzenhausen über die Jahre hinweg<br />

massiv an Bedeutung verloren, sprich:<br />

an Arbeitsplätzen. Lange vorbei die<br />

Zeit, als Mitte der 1980er-Jahre allein<br />

bei der SEL 1.600 Menschen arbeiteten.<br />

Gerade wurde das Pressmetall-<br />

Werk geschlossen; noch einmal 500<br />

Jobs weniger. Ein großer Arbeitgeber<br />

nach dem anderen ging verloren. Was<br />

man vor Ort auch nicht als Problem<br />

sieht, sonst wäre die Ansiedlung des<br />

geplanten Hetzner-Rechenzentrums<br />

nicht an Grundstücksproblemen gescheitert.<br />

Gunzenhausen geht längst<br />

seinen eigenen, touristischen Weg.<br />

Ganz anders ist die Struktur im Osten<br />

des Landkreises, präziser formuliert:<br />

entlang der Bundesstraße 2. Von jeher<br />

waren es stets die großen Handelswege,<br />

an denen wirtschaftliches Handeln<br />

zuvörderst gedieh. Pleinfeld, Ellingen,<br />

Weißenburg, Treuchtlingen, dazu das<br />

unmittelbare Hinterland mit dem Jura<br />

und dem durch die Steinindustrie geprägten<br />

Dreieck Pappenheim-Solnhofen-Langenaltheim<br />

im Süden <strong>–</strong> sie<br />

orientierten sich allesamt stets entlang<br />

der B 2 nach Norden oder Süden. Und<br />

seit einigen Jahren werden die ökonomischen<br />

Bezüge ins Audi-Land Ingolstadt/Eichstätt<br />

immer enger. Nach<br />

Ansbach hingegen, ja schon nach Gunzenhausen,<br />

sind die Verzahnungen vergleichsweise<br />

minimal.<br />

Was spricht also dagegen, dieses Kraft-<br />

8<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


zentrum entlang der B 2 von Pleinfeld<br />

bis Langenaltheim separat zu stärken<br />

und auszubauen? Hier leben gut 60<br />

Prozent der Kreisbevölkerung; allein<br />

Weißenburg wuchs binnen 20 Jahren<br />

um 800 Einwohner (Gunzenhausen<br />

übrigens um knapp 330). Die Große<br />

Kreisstadt prosperiert ökonomisch<br />

schon seit Jahren und kam auch weitaus<br />

besser durch die Pandemie als viele<br />

vergleichbare Kommunen. In Weißenburg<br />

und entlang der B 2 arbeiten<br />

mit Abstand die meisten sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten<br />

im Landkreis, hier wird die größte<br />

Wertschöpfung erzielt, hier sind zwei<br />

Hochschuleinrichtungen angesiedelt,<br />

hier besteht ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt,<br />

den die Bahn erklärtermaßen<br />

stärken will.<br />

Dieser Vergleich zwischen dem Gunzenhausener<br />

und dem Weißenburger<br />

Land beinhaltet keinerlei Auf- oder<br />

Abwertung. Die Botschaft dahinter ist<br />

schlicht: Jede Teilregion dieses Landkreises<br />

tut gut daran, sich auf ihre Stärken<br />

zu konzentrieren, anstatt noch ein<br />

halbes Jahrhundert Energie damit verschwenden,<br />

den Einheitsbrei zu rühren.<br />

Dazu braucht es einen gemeinsamen<br />

Plan all der Kommunen, die zu diesem<br />

Kraftzentrum gehören. Eine Strategie,<br />

wie sie künftig nicht mehr nebeneinander<br />

herwursteln, sondern sich gemeinsam<br />

entwickeln können. Wo es<br />

nicht mehr Pleinfeld oder Ellingen,<br />

Weißenburg oder Treuchtlingen heißt,<br />

sondern Pleinfeld, Ellingen, Weißenburg<br />

und Treuchtlingen miteinander.<br />

In der Standortentwicklung, in der<br />

Außendarstellung als ein Wirtschaftsraum,<br />

im Flächenmanagement, in der<br />

Aufteilung von Aufgaben. Hier würde<br />

wirklich zusammenwachen, was auch<br />

zusammengehört.<br />

„ Weißenburg und<br />

Treuchtlingen sollten<br />

zusammenarbeiten„<br />

De facto ist es doch ohnehin so: Sollte<br />

die Firma Hetzner ihr in Gunzenhausen<br />

gescheitertes Mega-Rechenzentrum<br />

tatsächlich in Ellingen ansiedeln,<br />

wäre das nicht nur <strong>für</strong> die Deutschordensstadt,<br />

sondern <strong>für</strong> das gesamte<br />

Weißenburger Land ein Zugewinn an<br />

Zukunftstechnologie und Arbeitsplätzen.<br />

Und was die Firma Alfmeier seit<br />

Jahren erfolgreich praktiziert, nämlich<br />

das Hauptquartier in Weißenburg, den<br />

Hauptstandort aber in Treuchtlingen<br />

zu haben, könnte auch <strong>für</strong> die beiden<br />

Städte ein Modell sein. Nicht auszudenken,<br />

welche Kräfte sich entfalten,<br />

welche Chancen sich eröffnen würden,<br />

wenn die Städte Weißenburg und<br />

Treuchtlingen anstatt zu rivalisieren,<br />

eine gemeinsame wirtschafts-, standort-<br />

und strukturpolitische Strategie<br />

entwickeln und verfolgen würden.<br />

Die größte und die drittgrößte Stadt im<br />

Landkreis, wo addiert ein Drittel der<br />

Kreisbevölkerung lebt.<br />

Was hindert sie daran, in Zukunft enger<br />

zusammenzuarbeiten? Warum kein<br />

gemeinsames Entwicklungskonzept?<br />

Warum nicht darüber nachdenken, wie<br />

die Hochschuleinrichtungen in beiden<br />

Städten (wenn auch die eine privat,<br />

die andere öffentlich) vernetzt werden<br />

könnten? Oder die Wasserstoffinitiative<br />

der agilen Treuchtlinger Bürgermeisterin<br />

<strong>–</strong> sie kann auch <strong>für</strong> Weißenburg<br />

ein interessantes Thema sein.<br />

50 Jahre Weißenburg-Gunzenhausen<br />

<strong>–</strong> es ist an der Zeit, diesen Landkreis als<br />

das zu begreifen, was er ist: eine Verwaltungseinheit,<br />

ein administratives<br />

Konstrukt, nicht mehr, aber auch nicht<br />

weniger. Was er definitiv nicht hat, ist<br />

ein Auftrag zur Zwangsbeglückung<br />

in Sachen regionaler Identität. Statt<br />

sich selbst <strong>für</strong> nichts zu feiern, könnte<br />

man dieses Jubiläumsjahr auch sinnvoll<br />

nutzen. Um einen komplett anderen<br />

Ansatz zu diskutieren und daraus<br />

neue Strategien zu entwerfen. Einen<br />

Versuch wäre es wert. Und besser als<br />

Flaschenkleben wäre es allemal.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

9


Die radikalste<br />

Veränderung<br />

seit dem<br />

2. Weltkrieg<br />

Von Jan Stephan<br />

10<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Just zum Jubiläum stehen<br />

die beiden wichtigsten<br />

Branchen des Landkreises<br />

vor gewaltigen Veränderungen.<br />

Die Automobilzuliefer-Industrie<br />

muss<br />

sich neu erfinden und<br />

die Kunststoffbranche<br />

kämpft mit einem Imageproblem.<br />

Was bedeutet<br />

das <strong>für</strong> die Region?<br />

Tourismus, Automobilindustrie, Kunststoff<br />

<strong>–</strong> die Schwerpunktbranchen des<br />

Landkreises. So hat man sich das unter<br />

Landrat Franz Xaver Uhl 2010 ins Zukunftskonzept<br />

geschrieben. Schauen<br />

wir uns die Sache mit ein paar Jahren<br />

Abstand an. Die Tourismusbranche<br />

liegt nach dem Center-Parcs-Debakel<br />

in Trümmern. Die Automobilindustrie<br />

schafft sich in Teilen selbst ab. Der<br />

Kunststoff gilt als Geißel der Umweltverschmutzung.<br />

Noch ist nirgends etwas Schlimmes<br />

passiert, aber es riecht in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

nach Sturm. Nun muss man<br />

deswegen nicht gleich das Landkreis-Jubiläum<br />

absagen, aber ein paar<br />

Grundüberzeugungen sollten vielleicht<br />

doch auf den Prüfstand.<br />

Wie so häufig kann man sich im Detail<br />

streiten, ob man das Glas mit Blick<br />

auf die Landkreis-Zukunft halb voll<br />

oder halb leer sieht. Woran man nicht<br />

zweifeln sollte: Dieses Glas wird demnächst<br />

jemand in die Hand nehmen<br />

und es sehr kräftig schütteln. Was <strong>Altmühlfranken</strong><br />

braucht, um gut durch<br />

die nächsten zwei Jahrzehnte zu kommen,<br />

sind Dinge, <strong>für</strong> die man bislang<br />

nicht unbedingt berühmt war: Offenheit,<br />

digitale Kompetenz und innovative<br />

unternehmerische Ideen.<br />

Die Automobilindustrie<br />

Wenn die Autoindustrie hustet, hat der<br />

Landkreis Lungenentzündung … So<br />

geht die lokale Erzählung von der Bedeutung<br />

der Branche <strong>für</strong> <strong>Altmühlfranken</strong>.<br />

Ein Blick in die Statistik zeichnet<br />

ein differenzierteres Bild. Acht der<br />

20 größten Arbeitgeber im Landkreis<br />

verdienen ihr Geld überwiegend als<br />

Zulieferer der Automobilindustrie. Allein<br />

diese acht bringen es auf mehr als<br />

2.100 Arbeitsplätze. Dazu kommen etliche<br />

kleinere Firmen sowie eine Vielzahl<br />

von Unternehmen, die indirekt an<br />

den großen Zulieferern hängen. Vom<br />

Recyclingbetrieb über die Zeitarbeitsfirma<br />

bis hin zum Kantinenbetreiber.<br />

Es gibt also keinen Zweifel, dass die<br />

Automobilzulieferindustrie im Landkreis<br />

wichtig ist. Aber: Sie war in ihrer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> Wohl und Wehe des<br />

Landstrichs schon wichtiger. Insgesamt<br />

gibt es in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

mehr als 33.000 sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsplätze. Unter<br />

den Top Ten der Arbeitgeber in<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> finden sich zum Beispiel<br />

auch vier Betriebe aus dem sozialen<br />

Bereich. Was aber auch zur<br />

wirtschaftlichen Wahrheit gehört: Bei<br />

den Arbeitsplätzen, die durch die Krise<br />

der Automobilindustrie in Gefahr sind,<br />

handelt es sich gerade um jene, von<br />

denen der Landkreis nicht sonderlich<br />

viele hat: gut bezahlte, tariflich abgesicherte<br />

Industrie-Jobs in großen Unternehmen.<br />

Wenn der deutschen Autoindustrie also<br />

der Husten chronisch zu werden droht,<br />

muss man sich nach wie vor um die<br />

Gesamtkonstitution <strong>Altmühlfranken</strong>s<br />

Sorgen machen. Und einen Schatten<br />

sieht man auf der Lunge der altmühlfränkischen<br />

Zulieferindustrie längst.<br />

Unternehmen <strong>–</strong> wie Plastic Omnium,<br />

Alfmeier, Nifco, Schaeffler, Gore,<br />

Leoni, Oechsler oder RF Plast <strong>–</strong> geraten<br />

unter Druck. Und zwar von mehreren<br />

Seiten aus.<br />

Etwa durch das Ende des Verbrenners.<br />

Europa hat die letzte Runde eingeläutet<br />

<strong>für</strong> jene Form von Mobilität, die die<br />

moderne Welt erst möglich gemacht, sie<br />

aber zugleich an die Grenzen ihres Bestehens<br />

gebracht hat. Spätestens 2035<br />

sollen nur noch Null-Emissions-Fahrzeuge<br />

zugelassen werden. <strong>Das</strong>s dieser<br />

Trend kippt, steht nicht zu erwarten.<br />

„Es wird in einigen Jahren nicht mehr<br />

sinnvoll machbar sein, in Europa Verbrenner-Autos<br />

zu erzeugen“, stellt Andreas<br />

Gebhardt, CEO bei Alfmeier,<br />

klar. Bei dem weltweit agierenden Konzern<br />

mit Sitz in Treuchtlingen beurteilt<br />

man die Perspektiven der Technologie<br />

in anderen Teilen der Erde zwar noch<br />

ergebnisoffener, aber in Europa ist das<br />

Thema durch. Mit sehr konkreten Folgen<br />

<strong>für</strong> Weißenburg-Gunzenhausen.<br />

„Ich kann mit großer Sicherheit sagen,<br />

dass wir in zehn Jahren in Treuchtlingen<br />

keine Kunststoffventile <strong>für</strong> Tanks<br />

mehr herstellen werden.“ Logisch, wo<strong>für</strong><br />

auch, wenn es im E-Auto keinen<br />

Tank mehr gibt.<br />

Und das ist kein Einzelfall. „Allein<br />

durch die Anzahl an Teilen, die in<br />

einem E-Motor weniger verbaut sind,<br />

fallen massiv Zulieferbedarfe weg“, erklärt<br />

Dr. Simon Amesöder, Geschäftsführer<br />

von RF Plast in Gunzenhausen.<br />

„Man sieht das ja ganz deutlich, wenn<br />

man mal schaut, was so ein E-Auto<br />

eigentlich an Bord hat“, erklärt Gebhardt.<br />

„Man hat keinen Motor, keinen<br />

Kolben, kein Getriebe, keinen Auspuff<br />

…“ Wie schwer diese Entwicklung die<br />

hiesigen Zulieferer trifft, hängt davon<br />

ab, wie stark sie am Verbrenner-Antrieb<br />

hängen. Stoßstangen wie bei Plastic<br />

Omnium, Achsmanschetten wie bei<br />

Ossberger? Eher kein Problem. Tanks<br />

wie bei Alfmeier, spezielle Schrauben<br />

<strong>für</strong> den Motorraum wie bei Gutmann<br />

Aluminium Draht? Eher schon ein<br />

Problem.<br />

Aber damit hören die Sorgen der Automobilzulieferer<br />

hierzulande nicht auf.<br />

„Es gibt einen Trend zur Globalisierung<br />

bei der Produktion“, erklärt Amesöder.<br />

„<strong>Das</strong> heißt, die Werke, in denen<br />

die Autos gebaut werden, stehen nicht<br />

mehr unbedingt in Deutschland. Und<br />

die fehlende Nähe ist auf Dauer auch<br />

ein Faktor, der <strong>für</strong> einen Rückgang<br />

sorgen könnte.“ Immerhin gilt es in<br />

Zukunft die Lieferwege kurzzuhalten,<br />

wenn man CO2-neutral produzieren<br />

will. Dazu kommt, dass die Verschiebung<br />

der Produktion in einem satten<br />

Markt stattfindet. Gebhardt: „Die<br />

Frage ist, wie viele zusätzliche Autos<br />

verträgt eine Welt mit acht Milliarden<br />

Menschen, die erhebliche Umweltprobleme<br />

hat? Wie viele Autos mehr kann<br />

man denn in die verstopften Metropolen<br />

noch hineindrücken?“<br />

Man hört es an der Formulierung:<br />

Gebhardt zweifelt. „In der Perspektive<br />

wird in dieser Branche kein Wachstum<br />

mehr zu machen sein“, erklärt er knapp.<br />

„Und unser Wirtschaftsmodell basiert<br />

im Moment auf Wachstum. Hat man<br />

das nicht, fressen einen die Kosten auf,<br />

weil die von ganz allein steigen.“ Hat<br />

da gerade einer der größten Automobilzulieferer<br />

der Region das Ende der Automobilzuliefer-Industrie<br />

vor Ort aus-<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

11


gerufen? Ja, hat er. Zumindest so, wie<br />

wir sie kennen.<br />

Die Auswirkungen wären <strong>für</strong> die Region<br />

gewaltig. „<strong>Das</strong> ist in unserem Umfeld<br />

wahrscheinlich die radikalste Veränderung,<br />

die wir wirtschaftlich seit<br />

dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt<br />

haben“, fasst Gebhardt zusammen.<br />

Auch und vor allem mit Blick darauf,<br />

dass der Tourismus in der Region in<br />

puncto Wertschöpfung und Jobs überschaubar<br />

geblieben ist und dass auch<br />

der Kunststoffbranche aufregende Zeiten<br />

ins Haus stehen. „Wir stehen vor<br />

einem Umbruch, der die nächsten 20<br />

bis 30 Jahre dauern wird.“<br />

<strong>Das</strong> ist die allgemeine Großwetterlage<br />

einer Branche <strong>–</strong> Ausnahmen bestätigen<br />

in diesem Fall die Regel. Bei<br />

Ossberger etwa sieht man die Dinge<br />

gelassener. Was allerdings Produktgründe<br />

hat. <strong>Das</strong> Weißenburger Unternehmen<br />

liefert keine Massenwaren <strong>für</strong><br />

die Automobilindustrie, sondern baut<br />

die Maschinen, mit denen andere Firmen<br />

die Massenware herstellen. Konkret<br />

geht es um Achsmanschetten und<br />

Faltbälge <strong>für</strong> die Ummantelung der<br />

Aufhängungen von Rad, Lenkung und<br />

Stoßdämpfer. Ob das Auto mit Strom<br />

oder Diesel fährt, ist <strong>für</strong> diese Bauteile<br />

egal, Hauptsache, es fährt. Da Ossberger<br />

nicht kontinuierlich viele kleine<br />

Teile, sondern einmal ein sehr großes<br />

liefert, macht man sich auch weniger<br />

Sorgen um die weitere Globalisierung<br />

der Endmontage-Werke. „Unsere Kunden<br />

sitzen überall auf der Welt, wo<br />

wir produzieren, ist nicht so entscheidend“,<br />

stellt Klaus Haub fest, der Leiter<br />

der Abteilung Kunststofftechnik bei<br />

Ossberger. Diese Einschätzung trifft<br />

man allerdings etwas leichter, wenn<br />

man seit fast 40 Jahren Weltmarktführer<br />

mit Technologievorsprung in einer<br />

Nische des Marktes ist.<br />

Anders ist das bei Alfmeier, der mit<br />

einem seiner beiden Hauptgeschäftsfelder<br />

so nah am Verbrenner hängt,<br />

wie es nur geht. Die Entwicklung und<br />

Produktion von Tanksystemen macht<br />

in der neuen, zumindest europäischen<br />

Welt des Verbrenners auf Sicht keinen<br />

Sinn mehr. In Treuchtlingen arbeitet<br />

man daher bereits an der Umstrukturierung<br />

des Geschäftsmodells. Und befindet<br />

sich damit im Windschatten der<br />

Autokonzerne. Die haben selbst schon<br />

lange auf die mittelmäßigen Marktaussichten<br />

reagiert. In Zukunft will man<br />

nicht mehr nur am Verkauf des Autos<br />

verdienen, sondern auch an dessen<br />

Betrieb. Ein Auto der Zukunft könnte<br />

bereits in der Serienausstattung alles<br />

können, nur müssten die einzelnen<br />

Zusatzleistungen per kostenpflichtiger<br />

App-Buchung freigeschaltet werden.<br />

Die Bandbreite reicht dabei vom Kinoprogramm<br />

<strong>für</strong> die Rückbank über<br />

einen speziellen Nebelscheinwerfer<br />

oder die Sitzheizung im Winter bis hin<br />

zur Fähigkeit des autonomen Fahrens.<br />

„<strong>Das</strong> kann ein nachhaltigeres Geschäftsmodell<br />

sein, weil man kontinuierlicher<br />

an der Nutzung des Autos<br />

verdient“, erklärt Andreas Gebhardt.<br />

Bei Alfmeier sieht man die Chance,<br />

als Zulieferer mit auf den Digital-Zug<br />

aufzuspringen. Es ist allerdings eine<br />

Frage des Produkts, wie man mit den<br />

Herausforderungen der Zukunft umgeht.<br />

So aussichtslos der Tankbereich<br />

<strong>für</strong> Alfmeier ist, so hoffnungsfrohe<br />

Perspektiven verspricht das zweite<br />

Schwerpunktthema. <strong>Das</strong> Treuchtlinger<br />

Unternehmen entwickelt und baut<br />

Sitzsysteme <strong>für</strong> Autos. <strong>Das</strong> ist komplex<br />

und anwendernah genug, um zahlreiche<br />

Services anzugliedern. Gebhardt:<br />

„Sitzen ist ja wirklich ein Top-Gesundheitsthema.“<br />

Tatsächlich soll falsches Sitzen volkswirtschaftlich<br />

nach Berechnung der<br />

Krankenkasse <strong>für</strong> unglaubliche Schadenssummen<br />

sorgen, und Rückenleiden<br />

sind ohnehin Volkskrankheit<br />

Nummer eins. Alfmeier will in Zukunft<br />

also etwa Massage-Optionen <strong>für</strong><br />

Autositze per App freischalten lassen<br />

oder Systeme entwickeln, die automatisch<br />

die Sitzposition korrigieren.<br />

Spannend ist auch, dass man mit der<br />

richtigen Sensorik über den Autositz<br />

eine Menge medizinischer Daten sammeln<br />

kann, die bei der Gesundheitsüberwachung<br />

und der Diagnostik verschiedener<br />

Krankheiten hilfreich sein<br />

können.<br />

„Wir versuchen unser Thema Sitzen<br />

gerade digital umzustellen und mittelfristig<br />

dann mit dem Streaming von<br />

Leistungen Geld zu verdienen“, erklärt<br />

Gebhardt. Eine Umstellung, die dann<br />

leicht auch aus dem Autogeschäft heraustreten<br />

kann, denn gesessen wird in<br />

der modernen Welt ja nun wahrlich genug.<br />

Rund 80.000 Stunden seines Lebens<br />

verbringt ein durchschnittlicher<br />

Arbeitnehmer sitzend im Büro.<br />

Die Alfmeier-Reaktion auf den Umbruch<br />

in der Automobilbranche wird<br />

kaum eins zu eins auf alle anderen<br />

Unternehmen umzusetzen sein, aber<br />

sie zeigt eine Richtung. Wenn in der<br />

Automobilindustrie auf lange Sicht<br />

Geld verdient werden soll, kommt man<br />

an digitalen Leistungen nicht vorbei.<br />

Mal können sie auf bestehende Produkte<br />

aufgesetzt, mal müssen sie vielleicht<br />

neu erfunden werden. Ist eine<br />

Digitalisierung des Geschäftsmodells<br />

nicht möglich, kann auch Flucht eine<br />

angemessene Reaktion sein.<br />

„Es gibt im Moment ein Umorientieren“,<br />

hat Simon Amesöder von RF<br />

Plast bemerkt, der in der Branche bestens<br />

vernetzt ist. „Man schaut, dass<br />

man Industrieprojekte kriegt, dass man<br />

Projekte in der Medizintechnik bekommt.“<br />

Gut möglich, glaubt der Gunzenhausener,<br />

„dass die Automobilindustrie<br />

<strong>für</strong> uns als Kunststoffregion<br />

nicht mehr die ganz große Rolle spielt“.<br />

Womit wir bei der zweiten großen<br />

Schwerpunktbranche des Landkreises<br />

wären.<br />

Dem Kunststoff …<br />

… und der hat vor allem ein Imageproblem.<br />

Er ist zu einem Symbol <strong>für</strong> die<br />

Wegwerfgesellschaft geworden. Die<br />

Kraft der Bilder ist groß. Im Kleinen<br />

<strong>–</strong> die Meeresschildkröte mit eingewachsenem<br />

Plastikring <strong>–</strong> im Großen<br />

<strong>–</strong> ein schwimmender Müllteppich im<br />

Pazifik, der fast fünfmal so groß wie<br />

Deutschland ist. <strong>Das</strong> aber ist nur die<br />

Spitze des Plastikbergs. Sorgen macht<br />

sich die Welt auch um das Mikroplastik,<br />

das seit einem halben Jahrhundert<br />

in die Welt rieselt. Die winzigen Partikel<br />

sind überall, ob Sahara oder Arktis,<br />

Nordsee oder Zugspitze. Auch in<br />

Tieren wie Muscheln, Fischen oder<br />

Vögeln. Welche Auswirkungen das auf<br />

Umwelt und Menschen hat? Unklar.<br />

Angesichts dieser Sorgen wirkt es fast<br />

verschmerzbar, dass der Kunststoff<br />

auch ein Rohstoff-Problem hat. 99<br />

Prozent der industriell verwendeten<br />

Kunststoffe sind aus Erdöl hergestellt.<br />

Eine fossile Ressource, die klimaschädlich<br />

wird, wenn sie am Ende ihrer<br />

Kunststoff-Nutzung in einer Müllverbrennungsanlage<br />

in Flammen aufgeht.<br />

12<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Auch nicht gerade glitzernde Aussichten<br />

<strong>–</strong> immerhin ist man gerade dabei,<br />

den Anfang vom Ende des fossilen<br />

Zeitalters einzuläuten.<br />

So weit die objektive Lage. Die subjektive<br />

Lage sieht allerdings nicht besser<br />

aus.<br />

Unverpackt-Läden schießen in den<br />

deutschen Innenstädten aus dem Boden,<br />

es gibt Seminare und Vortragsreihen<br />

zum plastikfreien Leben, und<br />

Plastik-Fasten gehört zur Grundausstattung<br />

des umweltbewussten Menschen.<br />

Plastik ist imagetechnisch die<br />

neue Zigarette. Eine Sache, dessen<br />

Konsum einem peinlich ist. Nicht umsonst<br />

hat die EU „Strohhalme“ verboten<br />

und seit 1. Januar dieses Jahres den<br />

Bann der Einweg-Plastiktüten deutlich<br />

verschärft. Verheerende Aussichten<br />

also <strong>für</strong> die zweite Schwerpunktbranche<br />

im Landkreis? Ist gar ein Ende des<br />

Kunststoffs in Sicht?<br />

Nein, schizophrenerweise trifft genau<br />

das Gegenteil zu. Während der Werkstoff<br />

so umstritten wie nie ist, wird jedes<br />

Jahr mehr von ihm verbraucht. <strong>Das</strong><br />

vergleichsweise junge Material gilt als<br />

„Rohstoff des 21. Jahrhunderts“ <strong>–</strong> Umweltprobleme<br />

hin, Umweltprobleme<br />

her. Man geht davon aus, dass im Jahr<br />

2030 weltweit rund 400 Millionen<br />

Tonnen Kunststoff pro Jahr verbraucht<br />

werden <strong>–</strong> noch 2019 waren es keine<br />

200 Millionen.<br />

Mag also sein, dass die Kritik am<br />

Kunststoff wächst, sein Umsatz wächst<br />

schneller.<br />

Und das hat <strong>–</strong> genau wie die Kritik an<br />

diesem Werkstoff <strong>–</strong> nachvollziehbare<br />

Gründe. Kunststoff steckt nicht nur<br />

in Billig-Plastiktüten und Wegwerfflaschen,<br />

er macht durch Leichtbau<br />

E-Autos erst konkurrenzfähig und<br />

spart in Verbrennern schon jetzt jede<br />

Menge Energie, er dämmt Häuser und<br />

ermöglicht Anwendungen in der Medizintechnik,<br />

die Leben retten. Der<br />

Kunststoff hat eindeutig auch eine helle<br />

Seite der Macht. Schon deswegen,<br />

weil Produktion und Verarbeitung von<br />

Glas, Stahl oder Aluminium viel mehr<br />

Energie verbrauchen als das beim Umgang<br />

mit Kunststoff der Fall ist.<br />

„Eine Zukunft ohne Kunststoff ist<br />

nicht denkbar“, stellt Professor Dr.<br />

Dmitry Rychkov fest. <strong>Das</strong> trifft sich <strong>für</strong><br />

ihn ganz gut, er hätte sonst bald keinen<br />

Job mehr. Rychkov ist seit 2019 der<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

13


Forschungsleiter des Kunststoffcampus<br />

in Weißenburg. Man trifft ihn an<br />

dessen Sitz, einem schicken Betonbau<br />

mit weiten, hellen Fluren und wenig<br />

Menschen im Weißenburger Gewerbegebiet.<br />

Von Rychkovs Büro aus geht<br />

der Blick über die Panoramascheiben<br />

weit hinaus ins altmühlfränkische<br />

Land. An der Wand lehnen zwei E-Gitarren,<br />

eine Dämmplatte und auf dem<br />

Schreibtisch liegt ein Sack voller geschredderter<br />

Plastikteile.<br />

„Der Werkstoff ist absolut zukunftsfähig“,<br />

erklärt der blonde Wissenschaftler.<br />

Er formuliert ansonsten vorsichtig,<br />

erläutert Voraussetzungen von Aussagen<br />

und mögliche alternative Entwicklungen.<br />

In diesem Punkt allerdings hat<br />

er keine Zweifel. „<strong>Das</strong>s Kunststoff so<br />

beliebt ist, so viel eingesetzt wird, liegt<br />

nicht daran, dass es ein billiges Material<br />

ist“, erklärt er. „Es liegt daran, dass er<br />

sehr variabel ist, dass man ihn mit vielen<br />

Dingen kombinieren kann und dass<br />

er so leicht zu verarbeiten ist.“ Und das<br />

wird in Zukunft noch viel wichtiger.<br />

„Smart Materials und das Internet<br />

der Dinge. <strong>Das</strong> wird ein großes Thema<br />

<strong>für</strong> den Kunststoff“, ist Rychkov<br />

überzeugt. Er selbst forscht an Kunststoff-Materialien,<br />

die Sensorik in sich<br />

tragen, die auf Druck, Flüssigkeit oder<br />

Temperatur spezifisch reagieren und<br />

sie so messbar machen. Als Feld der<br />

Zukunft gelten auch die sogenannten<br />

Professor Dr. Dmitry Rychkov<br />

Formgedächtnis-Polymere. Materialien,<br />

die sich an ihren Ausgangszustand<br />

„erinnern“ und nach Verformung, auf<br />

einen Reiz hin, in ihn zurückkehren.<br />

Klingt auf den ersten Blick nicht nach<br />

einer Revolution, aber im Grunde handelt<br />

es sich um das Prinzip des menschlichen<br />

Muskels, den man mit dieser<br />

Technik eines Tages nachbauen und so<br />

ganz neue Formen der Robotik ermöglichen<br />

könnte.<br />

Eine Menge Zukunftsvisionen werden<br />

gerade in Kunststoff geträumt. Auch<br />

Wundnähte aus Kunststoff, die sich<br />

parallel zur Heilung der Wunde zusammenziehen,<br />

oder Oberflächen, die<br />

sich bei Rissen und Löchern selbst reparieren,<br />

sind Anwendungen. Smart<br />

„ <strong>Das</strong> Internet der<br />

Dinge wird ein großes<br />

Thema <strong>für</strong> den<br />

Kunststoff„<br />

Floors existieren bereits, weiß Professor<br />

Rychkov. Fußböden also, die mit<br />

Sensoren versehen sind und so zum<br />

Beispiel registrieren, wenn Altenheimbewohner<br />

das Gelände verlassen oder<br />

stürzen. Theoretisch sind Böden auch<br />

<strong>für</strong> Energy Harvesting spannend. Über<br />

piezoelektrische Effekte ließe sich in<br />

Fußgängerzonen oder Schulen mit den<br />

geeigneten Bodenbelägen Strom erzeugen.<br />

Auch in der Diagnostik können<br />

mit Sensoren ausgestattete Kunststoffböden<br />

eine Rolle spielen und frühzeitig<br />

Krankheiten etwa an Schrittmustern<br />

erkennen.<br />

„Grundsätzlich ist entwicklungstechnisch<br />

da noch ganz viel Fantasie drin“,<br />

glaubt auch Simon Amesöder von RF<br />

Plast in Gunzenhausen. „Wir sind ein<br />

relativ junger Bereich. So richtig ist<br />

es erst nach dem Krieg losgegangen.<br />

Und das sieht man auch an den Lehrstühlen.<br />

Wir haben vielleicht 20 oder<br />

25 Kunststoffprofessoren in Deutschland,<br />

vergleicht man das mit Glas,<br />

Keramik oder Metall, ist das sehr wenig.“<br />

Amesöder geht fest davon aus,<br />

dass in den nächsten Jahren größere<br />

Dynamik in die Kunststoff-Forschung<br />

kommen wird. Und dabei geht es nicht<br />

nur darum, neue Anwendungen und<br />

Funktionen <strong>für</strong> das Material zu finden,<br />

sondern genauso sehr darum, ihm die<br />

problematischen Umwelteinflüsse he-<br />

rauszuentwickeln. Nur so ließe sich<br />

die Schizophrenie einer Branche auflösen,<br />

die zwischen öffentlicher Verdammung<br />

und weltweiten Produktionsrekorden<br />

schwankt.<br />

„Wir werden eine Evolution in der Materialforschung<br />

brauchen“, ist Rychkov<br />

überzeugt. Und der Weißenburger<br />

Kunststoffcampus will Teil dieser Entwicklung<br />

sein. Man arbeite in einem<br />

Projekt daran, Reifenabrieb am Fahrzeug<br />

zu filtrieren und so zu verhindern,<br />

dass es überhaupt auf die Straße und in<br />

die Umwelt gelangt. <strong>Das</strong> klingt nach<br />

einem kleinen Schritt, wäre tatsächlich<br />

aber ein gewaltiger Satz. Reifenabrieb<br />

ist die mit Abstand größte Quelle von<br />

primärem Mikroplastik. Ein bisschen<br />

Weltrettung aus Weißenburg also.<br />

„Ich bin eigentlich überzeugt, dass wir<br />

Lösungen finden werden“, sagt Rychkov.<br />

„Wir als Menschheit sind sehr<br />

innovativ, wenn wir uns richtig hinter<br />

ein Thema klemmen, dann kommen<br />

wir da auch vorwärts.“ Die Frage sei<br />

eher, ob die gefundenen wissenschaftlichen<br />

Lösungen auch sinnvoll in der<br />

Praxis umsetzbar sind. Sie stellt sich<br />

etwa bei den biobasierten Kunststoffen<br />

aus Zuckerrohr, Holz oder Maisstärke.<br />

„Es gibt keinen Zweifel, dass<br />

wir uns kurz- bis mittelfristig auf den<br />

Nachhaltigkeitspfad begeben werden<br />

müssen“, bestätigt Amesöder. Nur<br />

sieht er die Bio-Kunststoffe als noch<br />

nicht ausgereift an. „Wir brauchen da<br />

einfach noch ein bisschen Zeit und<br />

Forschung.“ <strong>Das</strong>s diese Art „nachwachsende<br />

Kunststoffe“ die Basis <strong>für</strong><br />

die neue heile Plastik-Welt ist, glaubt<br />

Professor Rychkov nicht. Allerdings<br />

aus anderen Gründen. Bio-Kunststoffe<br />

haben Probleme mit der Beständigkeit,<br />

außerdem sind auch nachwachsende<br />

Rohstoffe endlich.<br />

„ Da wird teilweise<br />

auch ganz klar hartes<br />

Greeenwashing<br />

betrieben„<br />

Marco Stenglein, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

bei Verpa Folie in Gunzenhausen,<br />

sieht bei Bio-Kunststoffen<br />

in manchen Fällen gar „klares Greenwashing“<br />

am Werk. Etwa wenn <strong>für</strong><br />

die CO2-Berechnung von Zuckerrohr-<br />

Kunststoff erst ab dem Hamburger Hafen<br />

gerechnet wird <strong>–</strong> wo bekanntermaßen<br />

wenig Zuckerrohr wächst.<br />

14<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Die Folienproduktion im Gunzenhausener Werk von Verpa.<br />

Wenn es hier größere Durchbrüche<br />

geben sollte, dann dürften es eher Materialien<br />

aus dem Reagenzglas sein,<br />

die helfen können. Etwa Kunststoffe,<br />

deren Ausgangsmaterial von Milchsäurebakterien<br />

produziert wird. Aber<br />

hier steht man noch am Anfang der<br />

Forschung. Man wird vermehrt auch<br />

Bio-Kunststoffe entwickeln müssen,<br />

die aus organischen Abfallprodukten<br />

hergestellt werden könnten und <strong>für</strong> bestimmte<br />

Nutzungen ausreichend haltbar<br />

sind.<br />

Die Diskussion um die Zukunft des<br />

Kunststoffs zeigt, die eine Lösung wird<br />

es nicht geben. Man muss an allen<br />

Ecken und Enden arbeiten, um diesem<br />

so vielversprechenden Material die<br />

Sorgen auszutreiben. Ganz sicher zählt<br />

auch das Recycling zu diesen Ecken<br />

und Enden. Und damit wäre man beim<br />

Lieblingsthema von Marco Stenglein<br />

angelangt. Der junge Mann, der im<br />

Gunzenhausener Werk von Verpa die<br />

Fäden zieht, ist am nächsten dran am<br />

Recyclingproblem.<br />

Zigtausende Tonnen von Kunststoff<br />

laufen hier durch die Extruder, die<br />

aussehen wie Triebwerke von Raketen.<br />

Vor allem in die Lebensmittelindustrie<br />

gehen die bedruckten Folien. Von<br />

Frosta über Coca-Cola bis zu Altmühltaler<br />

... Trotz aller Imagesorgen<br />

rechnet man bei Verpa mit massivem<br />

Wachstum und investiert in den Ausbau<br />

in Gunzenhausen. Auch weil<br />

man eine eigene Entwicklungsabtei-<br />

lung hat und die vergangenen Jahre<br />

kontinuierlich Innovationen produziert<br />

hat. Etwa indem man die Dicke<br />

der Folien bei gleichen mechanischen<br />

Eigenschaften ein ums andere Mal reduzieren<br />

konnte.<br />

„<strong>Das</strong> Recycling ist die Zukunft, da<br />

gibt es keinen Zweifel“, ist Stenglein<br />

überzeugt. „Und wir sind auch der<br />

Meinung, dass das <strong>für</strong> uns eine Riesenchance<br />

ist.“ Verpa hat mit seinem<br />

Verpackungskunststoff Verpalin das<br />

größte Recyclingproblem des Materials<br />

ohnehin schon gelöst. Bislang scheiterte<br />

die Wiederverwertung oft daran,<br />

dass in einem Material mehrere Kunststoffe<br />

gemischt waren, die man kaum<br />

wieder getrennt bekam. „Wir verwenden<br />

einen sogenannten Monokunststoff,<br />

und der kann eigentlich eins zu<br />

eins wiederverwendet werden.“<br />

Verpa hat ein eigenes Recyclingsystem<br />

mit seinen Kunden aufgebaut und<br />

sammelt Material ein, wo es möglich<br />

ist. <strong>Das</strong> funktioniert bei Verpackungen,<br />

die nicht beim Endverbraucher<br />

landen, sondern in Gewerbebetrieben.<br />

Aber in Zukunft will Verpa auch regional<br />

Folie aufkaufen. Etwa die auf den<br />

Recyclinghöfen getrennt gesammelten<br />

Kunststoffe. „Aus unserer Sicht geht es<br />

jetzt darum, sich so viel Kunststoff wie<br />

möglich zu sichern. <strong>Das</strong> Ziel muss der<br />

Closed Loop sein.“<br />

Von diesem geschlossenen Kreislauf<br />

ist man im Endverbraucherbereich allerdings<br />

weit weg. Zwischen 50 und<br />

60 Prozent des Inhalts eines Gelben<br />

Sacks werden verbrannt, nur 40 Prozent<br />

wiederverwertet, und das oft mit<br />

deutlich schlechterer Qualität als das<br />

Ausgangsmaterial. „Wir müssen sehen,<br />

dass Kunststoff nicht ein oder zwei<br />

Lebenszyklen hat, sondern drei oder<br />

vier“, stellt Simon Amesöder von RF<br />

Plast mit Blick auf dieses Thema fest.<br />

Und das ist auch eines der in Ellingen<br />

und Raitenbuch beheimateten Firma<br />

Höglmeier Polymer-Tech GmbH,<br />

kurz HP-T. Hier sammelt man Kunststoffabfälle<br />

aus der Industrie und verwertet<br />

sie. Vom klumpigen Anguss<br />

von Spritzmaschinen bis zu ganzen<br />

Stoßstangen mit Produktionsfehlern<br />

ist alles dabei. Sie landen in großen<br />

Mühlen, die das Material brechen und<br />

in Einzelteile schreddern. <strong>Das</strong> Mahlgut<br />

rieselt in großen Säcken. Je reiner<br />

das Ausgangsmaterial, desto einfacher<br />

die direkte Wiederverwendung. Für<br />

höhere Anforderungen stellt HP-T aus<br />

den geschredderten Abfällen in einem<br />

Schmelzprozess frisches Granulat her,<br />

mit dem Spritzguss oder Spritzblasmaschinen<br />

neu befüllt werden können.<br />

In der Theorie gibt es kaum ein Geschäftsfeld,<br />

in dem man mit mehr Zuversicht<br />

in die Zukunft schauen kann<br />

als im Recycling von Kunststoff. Einem<br />

Stoff, der immer mehr verbraucht wird,<br />

aber immer weniger neu hergestellt<br />

werden soll. In der Praxis allerdings<br />

sieht es ein wenig anders aus. „Zum<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

15


Beispiel die Autoindustrie ziert sich<br />

immer noch, wenn es um recycelten<br />

Kunststoff geht“, sagt Simon Amesöder<br />

von RF Plast. Und auch Harald<br />

Höglmeier weiß, dass es die sogenannten<br />

Rezyklate in der Praxis schwerer<br />

haben, als es sein müsste. Ein Beispiel<br />

da<strong>für</strong> klopft er gerade mit einigem Verdruss<br />

auf den Konferenztisch seines<br />

Besprechungszimmers in Ellingen.<br />

„Da reden sie immer alle, aber wenn<br />

man dann mal was hat, wo das passen<br />

würde, ist doch keiner bereit, auf irgendwas<br />

zu verzichten.“ Im konkreten<br />

Fall ist es die Farbe, die der jüngsten<br />

Neuentwicklung aus der Materialschmiede<br />

von HP-T einen Riegel vorschiebt.<br />

<strong>Das</strong> recycelte Material ist <strong>für</strong><br />

ein ganzes Bündel an Verwendungen<br />

genauso gut geeignet wie teure und<br />

energieaufwendig herzustellende<br />

Neuwaren: Nur will sie im Moment<br />

keiner. <strong>Das</strong> Problem: Wegen des Ausgangsmaterials<br />

bekommt man den Silberton<br />

nicht aus dem neuen Granulat<br />

heraus, und silberne Flaschen lehnt die<br />

Getränkeindustrie flächendeckend ab.<br />

Auch wenn sich in der Branche also<br />

viel geändert hat, die Suche nach der<br />

nachhaltigsten Lösung rangiert noch<br />

nicht auf Platz eins der Prioritätenliste.<br />

Bei Höglmeier aber ist man weiter<br />

davon überzeugt, dass ihr eigentliches<br />

Geschäftsfeld der Zukunft nicht im<br />

Re-, sondern im Upcycling besteht.<br />

Darin also, aus wiedergewonnenem<br />

Material und eigenem Know-how höherwertige<br />

Materialien zu schaffen.<br />

Deswegen leistet man sich bei HP-T<br />

auch eine kleine, aber eigene Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilung.<br />

Christopher Schmal, ein Oberpfälzer,<br />

der am Weißenburger Kunststoffcampus<br />

studiert hat und darüber zu<br />

Höglmeier kam, leitet die Abteilung.<br />

Immer wieder arbeitet er direkt mit<br />

Ingenieuren zusammen, um benötigte<br />

Kunststoffmaterialien durch Rezyklate<br />

zu ersetzen. Und es enden nicht alle<br />

Projekte mit einem Silberstich. Gerade<br />

ist man auf der Zielgeraden einer besonderen<br />

Zusammenarbeit, die einen<br />

Höglmeier-Kunststoff in den südamerikanischen<br />

Regenwald bringen<br />

könnte. Aus dem in Ellingen neu entwickelten<br />

Recycling-Material sollen<br />

Gehäuse <strong>für</strong> nahezu unverwüstliche<br />

Brandmeldeanlagen gemacht werden,<br />

die bei Waldbränden Alarm schlagen<br />

können. „Bei so einem Projekt zum<br />

Umweltschutz ist dann natürlich explizit<br />

gewünscht, dass das verwendete<br />

Material recycelt ist“, freut sich Christopher<br />

Schmal.<br />

<strong>Das</strong> Industrierecycling des Kunststoffs<br />

ist aber sogar noch eine vergleichsweise<br />

einfache Sache. Zumindest im Vergleich<br />

zum Verbraucher-Kunststoff.<br />

Womit wir wieder im Kunststoffcampus<br />

wären.<br />

„ Nur fünf Prozent des<br />

weltweit geförderten<br />

Erdöls werden in Kunststoff<br />

umgewandelt„<br />

Professor Rychkov öffnet hier gerade<br />

einen Sack mit buntem Kunststoffgranulat<br />

und steckt seine Nase hinein.<br />

„<strong>Das</strong> ist ein geschredderter Gelber<br />

Sack, und das riecht man auch“, stellt<br />

er erfreut über den schlechten Geruch<br />

fest. Er zeigt ein grundsätzliches<br />

Problem beim Recycling von Verpackungskunststoffen.<br />

Im Gelben Sack<br />

landen nicht nur allerlei verschiedene<br />

Kunststoffmaterialien, die kaum sinnvoll<br />

sortenrein zu trennen sind, sie sind<br />

auch mit organischen Resten verunreinigt.<br />

Arg viel mehr als Verbrennen ist<br />

damit nicht mehr zu machen. Wobei<br />

das schon ein Fortschritt ist, wie Amesöder<br />

betont. Früher habe man den<br />

Müll immerhin einfach auf Deponien<br />

abgeladen … Nun werde er zumindest<br />

thermisch verwertet, was <strong>für</strong> einen<br />

erdölbasierten Rohstoff ja keine ungewöhnliche<br />

Art der Verwendung ist.<br />

„Nur fünf Prozent des weltweit geförderten<br />

Erdöls werden in Kunststoff<br />

umgewandelt, der Rest wird immer<br />

noch in Form von Heizöl, Diesel oder<br />

Benzin verbrannt. Solange das so ist,<br />

brauchen wir uns eigentlich keine Sorgen<br />

um die thermische Verwertung von<br />

Kunststoff zu machen“, findet Amesöder.<br />

Kunststoff ist in dieser Sicht der<br />

Dinge nur Erdöl mit Zwischennutzung.<br />

Rychkov und seine Kollegen am<br />

Kunststoffcampus haben aber den Ehrgeiz,<br />

auch hier an Recycling-Lösungen<br />

mitzuarbeiten. Deshalb auch das Päckchen<br />

geschredderter Kunststoff aus<br />

dem Gelben Sack auf dem Tisch. Es<br />

gibt Ansätze, doch der Weg ist weit.<br />

Aber der Campus soll ja nicht nur<br />

Grundlagenforschung betreiben, sondern<br />

die Unternehmen in der Region<br />

aktiv bei ihren eigenen Projekten mit<br />

wissenschaftlichem Know-how und<br />

Gerät unterstützen. Mit Alfmeier hat<br />

man in der Vergangenheit eine intensive<br />

Zusammenarbeit gepflegt und mit<br />

16<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


dem Weißenburger Leuchten-Entwickler<br />

Dotlux gerade ein Forschungsprojekt<br />

abgewickelt, bei dem durch<br />

technische Innovationen ein neues<br />

Leuchtendesign möglich wurde, das<br />

unter anderem die Lichtverschmutzung<br />

deutlich reduziert. Ein Projekt<br />

mit Vorbildcharakter, von denen es<br />

insgesamt aber zu wenige gibt, beklagen<br />

manche aus der Branche. „Die Zusammenarbeit<br />

mit den Firmen dürfte<br />

noch ein wenig intensiver sein“, räumt<br />

Rychkov ein. Die Corona-Zeit habe zuletzt<br />

einen intensiveren Austausch verhindert,<br />

aber man spüre, dass die Bereitschaft<br />

zuletzt wieder zugenommen<br />

habe. „Es tut sich wieder was.“<br />

Aus der Wirtschaft hört man allerdings<br />

auch ein paar hinter den Kulissen vorgetragene<br />

Beschwerden. Zu unflexibel,<br />

zu teuer, zu langsam <strong>–</strong> ärgert sich ein<br />

Unternehmer über den Campus, der<br />

ja immer auch als technischer Dienstleister<br />

<strong>für</strong> die regionalen Unternehmen<br />

gedacht war. Man erhoffe sich in dieser<br />

Richtung noch etwas mehr, drückt sich<br />

Simon Amesöder diplomatisch aus.<br />

<strong>Das</strong> muss er auch, der Geschäftsführer<br />

von RF Plast ist auch Vorsitzender des<br />

Fördervereins des Kunststoffcampus.<br />

<strong>Das</strong> Fazit<br />

Am Ende dieser Bestandsaufnahme<br />

der beiden wichtigsten Branchen des<br />

Landkreises bleibt hängen, dass es<br />

sich beim Kunststoff um den deutlich<br />

freundlicher aussehenden Teil<br />

der beiden Schwerpunktbranchen<br />

handelt. Was angesichts internationaler<br />

Plastik-Verbote nicht zu erwarten<br />

stand. Die Freude wird allerdings geschmälert,<br />

denn so einfach zu trennen<br />

sind die beiden Branchen gar nicht.<br />

Viele der Automobilzulieferer liefern<br />

Kunststoffteile an die Autoindustrie.<br />

Für sie gelten bei aller Hoffnung auf<br />

den Kunststoff die Probleme des Automarkts<br />

mit.<br />

Was im Umkehrschluss bedeutet, dass<br />

durch die spannenden Perspektiven<br />

im Kunststoff nicht die Sorgen kleiner,<br />

sondern vielleicht nur die Hoffnungen<br />

größer werden. „Wir stehen als Region<br />

massiv unter Druck“, wiederholt Alfmeier-Chef<br />

Andreas Gebhardt. Er ist<br />

einer der großen Warner, was die wirtschaftliche<br />

Zukunft betrifft, und fordert<br />

intensive Bemühungen ein. „Eine<br />

Zeit großer Herausforderungen ist natürlich<br />

immer auch eine Zeit unglaublich<br />

spannender Chancen.“ Und auch<br />

Gebhardt blickt hier auf den Kunststoff.<br />

Der sei trotz seiner Imageprobleme<br />

„eine Riesenchance“. Wenn es<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> gelingt, jetzt die Innovationen<br />

von morgen vorzubereiten.<br />

Und Gebhardt hat hier konkrete Vorschläge,<br />

die offenbar auch Gehör gefunden<br />

haben. Liest man das <strong>Altmühlfranken</strong>-2030-Entwicklungskonzept<br />

des Landkreises aufmerksam, findet<br />

man an einigen Stellen im wirtschaftlichen<br />

Bereich das Echo der Überlegungen<br />

des Treuchtlinger Unternehmers.<br />

„ Eine Zeit großer<br />

Herausforderungen ist<br />

immer auch eine Zeit<br />

spannender Chancen„<br />

Will man an der Digitalisierung des<br />

Geschäfts rund um das Auto teilhaben,<br />

braucht man Digitalkompetenz vor<br />

Ort, ist eine seiner Überzeugungen.<br />

„Wir müssten sehen, dass wir hier eine<br />

Ausbildung bekommen“, sagt Gebhardt.<br />

Genau das findet sich im <strong>Altmühlfranken</strong>-Konzept<br />

als Ziel <strong>für</strong> die<br />

Berufsschule Weißenburg, die inzwischen<br />

Platz hat, nachdem sie ein paar<br />

Lebensmittelberufe nach Gunzenhausen<br />

abtreten musste. Der Weg dahin<br />

ist sicher weit, aber die Idee klingt<br />

schlüssig. Wenn in vielen Bereichen<br />

Digitalisierung ein Geschäftsmodell<br />

wird, bräuchte es digitale Umsetzungskompetenz,<br />

um der Region ein neues<br />

Wachstumsfeld zu bescheren, das in<br />

Einklang mit seiner Struktur steht.<br />

Und es wäre auch eine passende Ergänzung<br />

des zweiten Wachstumsfelds,<br />

das Gebhardt sieht. „Die Medizintechnik<br />

könnte die neue Automobilindustrie<br />

hier bei uns werden“, sagt er.<br />

„<strong>Das</strong> ist eine Boombranche mit hohen<br />

Wachstumsraten, und Kunststoff wird<br />

hier dauerhaft als Material gefragt<br />

sein.“ Die Idee hat Charme, denn<br />

ähnlich wie früher in der Automobilindustrie<br />

wäre auch mit Blick auf die<br />

Medizintechnik die geografische Lage<br />

des Landkreises spannend. Nur dass<br />

man dann nicht nach Ingolstadt oder<br />

Augsburg sieht, sondern nach Erlangen,<br />

wo ein internationales und hochinnovatives<br />

Zentrum der Medizintechnik-Forschung<br />

zu Hause ist, das sich<br />

nicht ohne Grund als Medical Valley<br />

feiert. Bereits jetzt haben viele lokale<br />

Kunststoff-Unternehmen einen Fuß in<br />

der Medizintechnik, allerdings war das<br />

<strong>für</strong> viele im Vergleich zum Automotive-Geschäft<br />

eher Beifang. Eine Sache,<br />

die sich ändern könnte.<br />

Dritter Punkt auf Gebhardts Bucket<br />

List <strong>für</strong> die altmühlfränkische Wirtschaft<br />

der Zukunft: Strukturen vor Ort,<br />

die Start-ups und Neugründungen befördern.<br />

„Wir müssen schauen, dass<br />

wir uns einem der Inkubatoren <strong>für</strong> Innovation<br />

und Gründung anschließen,<br />

entweder in Erlangen oder in München“,<br />

glaubt der Alfmeier-Chef. <strong>Das</strong><br />

sollte ergänzt werden von einem <strong>Altmühlfranken</strong>-Hub,<br />

einem Art Gründerzentrum,<br />

das günstige Fläche, gute<br />

Ausstattung, Beratung und vor allem<br />

Kontakte etwa zu Banken und Unternehmen<br />

bietet. Auch diese Idee findet<br />

sich in der Zukunfts-Charta des Landkreises<br />

wieder. Im Grunde aber handelt<br />

es sich um einen Aufguss.<br />

Denn als der Kunststoffcampus 2013<br />

in Weißenburg entstand, war immer<br />

wieder die Rede davon, dass in naher<br />

Zukunft ein Gründerzentrum in der<br />

direkten Nachbarschaft entstehen<br />

sollte. Hinter den Kulissen waren die<br />

Pläne auch weit gediehen. Ein Zusammenschluss<br />

von Unternehmern wollte<br />

investieren, es ging um einen niedrigen<br />

zweistelligen Millionenbetrag. Am<br />

Ende scheiterte das Projekt nach Informationen<br />

unseres Magazins an einer<br />

Grundsatzfrage im Weißenburger<br />

Stadtrat. In nicht öffentlicher Sitzung.<br />

Bis heute wurde nie offen debattiert,<br />

warum dieses Projekt zum Scheitern<br />

kam und welche Überlegungen den<br />

Stadtrat dabei trieben.<br />

<strong>Das</strong> dürfte nicht die Einstellung sein,<br />

die Andreas Gebhardt fordert, wenn er<br />

davon spricht, dass man „Offenheit <strong>für</strong><br />

Veränderungen braucht“. „Wir werden<br />

neue Wege gehen müssen, das muss<br />

den Menschen klar sein. Vieles Althergebrachte<br />

will man bewahren, das verstehe<br />

ich, aber es wird vielleicht nicht<br />

in allen Fällen möglich sein.“ Aufregende<br />

Zeiten <strong>für</strong> <strong>Altmühlfranken</strong><br />

also. „Wir haben stürmische See“, sagt<br />

er, „aber mit dem richtigen Boot und<br />

einer guten Navigation bin ich schon<br />

der Meinung, dass wir zu neuen Ufern<br />

kommen können.“ Nun, das werden<br />

die nächsten Jahre zeigen müssen. Die<br />

Großwetterlage lässt be<strong>für</strong>chten, dass<br />

es erst mal stürmisch bleibt.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

17


Industrie<br />

18<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Innovative und<br />

nachhaltige<br />

Folienlösungen<br />

S!<br />

BEI<br />

Dünn, dünner, Verpalin: Wer sich das Vorzeigeprodukt der Verpa<br />

Folie Weidhausen GmbH anschaut, der muss ganz genau<br />

hinsehen. Die patentierte Folie ist nämlich so hauchzart, dass<br />

sie im Querschnitt fast verschwindet <strong>–</strong> robust und belastbar<br />

ist sie trotzdem. „Unser Ziel ist es, ® Folien so dünn wie möglich<br />

zu gestalten“, sagt Marco Stenglein, Werkleiter und Prokurist<br />

bei Verpa Folie in Gunzenhausen.<br />

240 Jobs hat das Unternehmen dort geschaffen. Zusammen<br />

mit Weidhausen den Produktionsstandorten • Gunzenhausen • Gunzenhausen<br />

• Wrocław in Weidhausen, Wroclaw (Polen)<br />

und Tabor Wrocław (Tschechien) verarbeitet man mit einer Mannschaft<br />

von fast 600 MitarbeiterInnen mehr als 65.000 Tonnen<br />

Material pro Jahr. Spezifisch angepasst an individuelle Kundenanforderungen<br />

und dank eigener Forschungsabteilung<br />

auch mit immer besseren Eigenschaften <strong>–</strong> und immer dünner.<br />

„Heute schaffen wir eine Folienstärke von sechs Mikrometer,“<br />

sagt Stenglein stolz. Zum Vergleich: Um auf die Dicke einer<br />

Euromünze zu kommen, müsste man davon fast 400 Lagen<br />

aufeinanderlegen.<br />

Wozu denn so dünne Folien? „Je dünner die Folie, desto mehr<br />

Ressourcen sparen wir“, erklärt André Baumann, Geschäftsführer<br />

bei Verpa Folie. „Vom Rohmaterial über Transport- und<br />

Lagerkosten bis hin zum Energieverbrauch in der Fertigung.“<br />

Verpa Folie hat heute Kunden in fast allen Branchen, darunter<br />

auch Playmobil, Coca-Cola und der Treuchtlinger Mineralwasserproduzent<br />

Altmühltaler.<br />

Vom Handelsbetrieb<br />

zum Großproduzent<br />

1979 gründet Joachim Baumann<br />

die Verpa GmbH in Weidhausen<br />

als Handelsbetrieb. 1986 erfolgt die<br />

Eintragung des Markenzeichens<br />

Verpalin, 1988 beginnen die ersten<br />

Extrusionsanlagen mit einer Monatsproduktion<br />

von 80 Tonnen. 2009<br />

erreicht die monatliche Produktionskapazität<br />

bereits 3.000 Tonnen.<br />

2011 dann die Umfirmierung in die<br />

Verpa Folie Weidhausen GmbH.<br />

2015 folgt die Inbetriebnahme einer<br />

10-Farben-Druckanlage, es ist eine<br />

der modernsten weltweit. 2019 feierte<br />

das Unternehmen sein 40-jähriges<br />

Jubiläum, 2021 beträgt die jährliche<br />

Produktion stolze 65.000 Tonnen.<br />

Dünne Folien bedeuten Sparsamkeit, und die ist Verpa Folie<br />

nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen wichtig. „Wir möchten<br />

im Sinne einer ganzheitlichen Ökobilanz überzeugende<br />

Produkte schaffen“, sagt Baumann. „Da<strong>für</strong> haben wir schon<br />

60.000 Bäume gepflanzt, mit eigenen PV-Anlagen auf reinen<br />

Ökostrom umgestellt und Recyclingzentren an jedem Standort<br />

gebaut. Wir holen die Kunststoffabfälle vom Kunden auch<br />

wieder zurück und bereiten sie auf.“ Solches Engagement zeigt<br />

Wirkung: „Noch in diesem Jahr wird Verpa Folie komplett CO 2<br />

-<br />

neutral!“ <br />

-sz-<br />

Mehr Infos unter:<br />

bewerbung@verpa.de<br />

www.verpalin.com<br />

Verpa Folie Gunzenhausen GmbH<br />

Industriestraße 18<br />

91710 Gunzenhasuen<br />

Tel. 0 98 31 / 50 03 - 0<br />

www.verpa.de<br />

info@verpa.de<br />

Geschäftsführer: André Baumann,<br />

Joachim Baumann, Thomas Grebner<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

19


Anzeige<br />

Teil des Mühlenparks der HP-T Höglmeier Polymer-Tech GmbH & Co. KG<br />

Wo der Kreislauf anfängt<br />

Kunststoff, Plastik, Folie: Für viele sind das negative Begriffe.<br />

Man assoziiert damit Umweltsünden, Mikroteilchen<br />

und das ziemliche Gegenteil von Nachhaltigkeit.<br />

Dabei sind technische Polymere, wie sie der Fachmann<br />

nennt, echte Wunderstoffe <strong>–</strong> sie sind leicht, wetterbeständig<br />

sowie hochgradig flexibel. Dazu wirtschaftlich,<br />

robust und <strong>–</strong> ja, tatsächlich auch nachhaltig. „Wenn man<br />

richtig damit umgeht“, sagt Johannes Höglmeier, der bei<br />

der HP-T Höglmeier Polymer-Tech GmbH künftig <strong>für</strong><br />

den Vertrieb und die Strategie zuständig ist.<br />

Gemeinsam mit seinem Bruder Maximilian stellt er die<br />

dritte Generation im Familienunternehmen dar, das sich<br />

heute ausschließlich auf Kunststoffrecycling im industriellen<br />

Bereich spezialisiert. „Innovative Recyclingkonzepte,<br />

Nachhaltigkeit und eine CO2-freie Produktion <strong>–</strong><br />

das ist der Kern unserer Arbeit.“<br />

lingen wurde ein Investitionsprogramm von rund zwei<br />

Millionen Euro abgeschlossen. Es wurde in sieben neue<br />

Mühlen sowie in hochmoderne IT-Infrastruktur investiert.<br />

Pro Jahr können jetzt bis zu 20.000 Tonnen Kunststoff<br />

verarbeitet werden. „Und fast 20.000 Tonnen schicken<br />

wir Jahr <strong>für</strong> Jahr wieder zu unseren Kunden. Wir<br />

recyceln hier nämlich fast 100 Prozent“, erklärt Christopher<br />

Schmal, zuständig <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung.<br />

„Wer bei HP-T und Recycling an den Gelben Sack denkt,<br />

der hat aber ein völlig falsches Bild unserer Arbeit“, sagt<br />

Johannes Höglmeier. „Dieses Verwertungskonzept ist<br />

abwärtsgerichtet, das ist alles Downcycling.“ Damit<br />

meint man, dass das Polymer bei der Verarbeitung an<br />

Qualität verliert, was eine höherwertige Verwendung<br />

schwierig macht. <strong>Das</strong> liegt an der haushaltsnahen Erfas-<br />

Die Firma, ursprünglich als Recyclingzentrum<br />

gegründet, hat sich<br />

über die Jahre auf Vermahlung und<br />

Compoundierung von technischen<br />

Kunststoffen spezialisiert. Mit dem<br />

Ende letzten Jahres vollzogenen<br />

Umzug der Vermahlung und Verwaltung<br />

von Raitenbuch nach El-<br />

Hoego-PET®<br />

20<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

sung und den groben Vermischungen verschiedener Kunststoffe, die<br />

dann kaum noch trennbar sind. „Wir arbeiten hier aber mit sortenreiner<br />

Ware von Industriekunden und entwickeln nachhaltige Recyclingkonzepte,<br />

die echte Kreisläufe ermöglichen <strong>–</strong> und das seit 30 Jahren.“<br />

Und diese Kreisläufe sind beeindruckend: Anstatt Kunststoffreste nach<br />

Asien zu exportieren, werden sie bei Höglmeier aufbereitet und beinahe<br />

zu 100 Prozent im Kreislauf gehalten. „Daraus können wieder jegliche<br />

Kunststoffartikel produziert werden.“ Ein Kreislauf, der nahezu endlos<br />

fortgesetzt werden kann. Genau das macht Kunststoffe bei Höglmeier<br />

zu einem nachhaltigen Produkt: Aus Recycling wird Upcycling.<br />

Ein bedachter Umgang mit Ressourcen, Wiederverwendung und Umweltbewusstsein<br />

hat im Unternehmen eine lange Tradition. „Alles geht<br />

hier auf meinen Großvater Otto zurück. Der hat in Weißenburg mit Recycling<br />

angefangen, als das gesellschaftlich noch gar kein Thema war<br />

<strong>–</strong> auch wenn er anfangs da<strong>für</strong> noch belächelt wurde“, erzählt Maximilian<br />

Höglmeier stolz. 1972 war das. Anstatt Altpapier und Kartonagen<br />

zu verbrennen oder auf der Mülldeponie zu vergraben, wollte sie der<br />

Pionier in den Rohstoffkreislauf zurückführen.<br />

Von diesem Pioniergeist sind seine Nachfahren noch 50 Jahre später<br />

beseelt. Auch den Mut, neue Wege zu gehen, hat er ihnen vererbt. Da<br />

ist es kein Wunder, dass das Unternehmen schon zahlreiche eigene<br />

Materialien, sogenannte Compounds, entwickelt hat. Hinter Namen<br />

wie Hoegerin ®, Hoegolup ® oder Hoegomid ® verbergen sich geniale<br />

Kunststoffverbindungen, die unter anderem außergewöhnlich guten<br />

Brandschutz, Laserbeschriftbarkeit und eine hohe Stabilität bei der Fertigung<br />

aufweisen. Sie werden aus bis zu 100 Prozent post-industriellen<br />

Recyclingmaterialien erzeugt und dabei nahezu ausschließlich mit regenerativen<br />

Energieträgern verarbeitet.<br />

Beim Recycling<br />

ein Vorreiter<br />

Maximilian, Harald und<br />

Johannes Höglmeier v. l.<br />

Im Jahr 1990 gründete Otto Höglmeier<br />

in Raitenbuch das erste Kunststoff-Recyclingzentrum<br />

Süddeutschlands.<br />

Hieraus ging 2001 die HP-T<br />

Höglmeier Polymer-Tech GmbH<br />

& Co. KG als familiengeführtes<br />

Mittelstandsunternehmen hervor, das<br />

seither eigenständig agiert. Heute beschäftigt<br />

es sich mit der Vermahlung,<br />

Regranulierung und Compoundierung<br />

von technischen Kunststoffen,<br />

erarbeitet individuelle Recyclingkonzepte<br />

<strong>für</strong> Industriekunden und<br />

entwickelt eigene Polymerwerkstoffe.<br />

<strong>Das</strong> Lieferportfolio umfasst über<br />

1.000 verschiedene Kunststofftypen<br />

mit unterschiedlichsten Eigenschaften.<br />

Von Laserbeschriftbarkeit über<br />

flammgeschützt bis hin zu UV-stabilisiert:<br />

Eigenprodukte wie<br />

Hoegolup ®, Hoegomid ® oder<br />

Hoegoblend ® können in fast allen<br />

Bereichen der Industrie eingesetzt<br />

werden.<br />

Farbvariationen Hoegolen® und Hoegerin®<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz begleiten Besucher auf dem Firmengelände<br />

bei Höglmeier dann auch auf Schritt und Tritt. Jeder freie<br />

Quadratmeter auf dem Firmendach trägt ein Solarpanel, Gabelstapler<br />

fahren rein elektrisch, Ladesäulen <strong>für</strong> E-Autos werden gebaut und in<br />

Lagerhallen setzt man auf Zeltplanen statt Aluminium oder Beton. Die<br />

Dachentwässerungen werden alle ökologisch in Biorückhaltebecken<br />

(Teichanlagen) gesammelt und der Umwelt wieder zugeführt.<br />

„Uns ist hier aber auch die soziale Nachhaltigkeit sehr wichtig, deswegen<br />

haben wir uns viele Sonderleistungen <strong>für</strong> unsere Mitarbeiter einfallen<br />

lassen“, erklärt Maximilian Höglmeier. Der Mensch ist in der Firma mehr<br />

als eine Ressource: Von großzügigen Prämiensystemen über Firmenwagen,<br />

neueste IT oder Weiterbildungen bis hin zu sogenannten Soft<br />

Benefits: „Wir möchten, dass sich unsere Leute wohlfühlen und wissen,<br />

dass wir sie gerne hier haben. Wir haben nämlich noch viel vor.“ -sz-<br />

HP-T Höglmeier Polymer-Tech<br />

GmbH & Co. KG<br />

Ziegelweg 15<br />

91792 Ellingen<br />

Tel. 0 91 47 / 9 41 00<br />

www.hp-t.de • info@hp-t.de<br />

Mitarbeiter: 25<br />

Geschäftsführer: Harald Höglmeier<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

21


Anzeige<br />

Energie im Kreislauf<br />

der Natur<br />

„Energie im Kreislauf der Natur“ ist<br />

seit der Gründung 1982 bis heute der<br />

Leitsatz von Heizomat. <strong>Das</strong> weltweit<br />

tätige Unternehmen entwickelt hocheffiziente<br />

Biomasse und Hackgutkessel<br />

in einem Leistungsbereich von 30<br />

bis 990 kW und fertigt seine Produkte<br />

ausschließlich in der Region. An<br />

den beiden Produktionsstandorten in<br />

Maicha und Heidenheim hat Heizomat<br />

knapp 300 Mitarbeiter. Da das<br />

Heizen mit regenerativen Energien in<br />

aller Munde ist, wächst das Unternehmen<br />

stetig und möchte auch in<br />

gesundem Rahmen expandieren.<br />

Stellengesuche werden regelmäßig<br />

auf der Website veröffentlicht.<br />

Heizomat + Gerätebau <strong>–</strong><br />

Energiesysteme GmbH<br />

Maicha 21 • 91710 Gunzenhausen<br />

Tel. 0 98 36 / 97 97 0<br />

www.heizomat.de<br />

info@heizomat.de<br />

Unternehmensgründung: 1982<br />

Mitarbeiter: 300<br />

Geschäftsführer: Robert Bloos,<br />

Robert Bloos jun.<br />

Einzigartig<br />

in Europa<br />

Maicha ist der Nabel der Welt, zumindestens wenn es um Biomasse<br />

geht. Denn im Gunzenhausener Ortsteil gibt es etwas<br />

in dieser Form einzigartiges: „Die größte Biomasseausstellung<br />

in Europa“, sagt Verkaufsleiter Gerd Christ mit Blick auf die<br />

Heizomat-Welt, die im Jahr 2021 auf 35.000 Quadratmetern<br />

fertiggestellt wurde. Nachhaltiges Heizen, zukunftsorientierte<br />

Technik und der richtige Umgang mit ihr sind die Hauptthemen<br />

der Ausstellung und machen sie zur ersten Anlaufstelle,<br />

wenn es um regenerative und erneuerbare Energien geht.<br />

Erneuerbare Energie, die Heizomat aus Hackschnitzel gewinnt.<br />

Der Biomassepionier produziert vollautomatische Holzkessel<br />

und hat so Heiztechnik <strong>für</strong> Privatleute, die Landwirtschaft,<br />

Kommunen, Industrie und Nahwärme im Portfolio. Für die Herstellung<br />

der CO 2<br />

-neutralen Hackschnitzel fertigt Heizomat den<br />

Heizohack: Holzhackmaschinen, die je nach Größe Stämme<br />

von 300 bis 800 Millimetern Durchmesser verarbeiten können.<br />

Doch mit dem Bau der Heizomat-Welt kamen neue Herausforderungen<br />

und die Produktpalette wurde erweitert. „Wenn<br />

jemand baut, stellt er sich die gleichen Fragen, die wir uns<br />

auch gestellt haben“, berichtet Gerd Christ über die Entstehung<br />

des Kompetenzzentrums. Eine davon betraf zum Beispiel die<br />

Entlüftung des Heizsystems. „Es laufen hier über 35000 Liter<br />

Wasser im System. Wie bringe ich da die Luft raus?“, so Gerd<br />

Christ. Noch dazu, wenn die Entlüftung auf zehn Metern Höhe<br />

stattfindet. Fragen, auf die es in Maicha natürlich Antworten<br />

gibt. „Wir haben die Firmen angesprochen, die bei solchen<br />

Themen mit im Boot sind. Wir stellen also nicht nur unsere<br />

Produkte aus, sondern die unserer Partner gleich mit. Vom Einfamilienhaus<br />

bis zum Nahwärmenetz“, erklärt Christ.<br />

Tina Gerhardt, Tochter von Firmengründer Robert Bloos, bedauert<br />

es, dass die Heizomat-Welt coronabedingt noch nicht<br />

offiziell vorgestellt werden konnte. Mit einer Terminvereinbarung<br />

gehe das zwar, einen Tag der offenen Tür hat die Familie<br />

Bloos aber noch im Hinterkopf. <br />

-mho-<br />

22<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Eine Idee,<br />

die zum Welterfolg<br />

wurde<br />

Um „Made in Weißenburg“ zu finden, muss man an einem beliebigen<br />

Ort der Welt nur unter das nächste Auto kriechen. „Den<br />

schwarzen Faltenbalg, den man da sieht, der ist zu 90 Prozent<br />

auf einer unserer Maschinen hergestellt worden“, sagt Klaus<br />

Haub. Der Leiter der Abteilung Kunststofftechnik beim Maschinenbauer<br />

OSSBERGER müht sich um vornehme Zurückhaltung,<br />

aber die Fakten machen es ihm schwer. „Also wenn man<br />

ehrlich ist, dann sind wir in diesem Bereich einfach die Nummer<br />

eins.“<br />

Wasser, Kunststoff,<br />

Oberfläche<br />

Die OSSBERGER-Maschinen produzieren bei Firmen auf der<br />

ganzen Welt flexible Kunststoff-Manschetten, die Antrieb, Lenkung<br />

und Stoßdämpfer bemanteln. Die Anforderungen an das<br />

Material sind extrem. „Es kann bei minus 40 Grad frieren oder<br />

extremer Hitze ausgesetzt sein und es gibt starke Knautschbewegungen.<br />

Trotzdem muss es verlässlich Wasser und Salz<br />

draußen und das schmierende Fett drinnen halten.“<br />

<strong>Das</strong> Geheimnis des OSSBERGER-Erfolgs ist Genauigkeit. „Wir<br />

können trotz unterschiedlicher Faltenkonturen die Wanddicken<br />

exakt gleich halten“, erklärt Haub. <strong>Das</strong> vermeidet Schwachstellen,<br />

an denen das Material nachgeben würde. <strong>Das</strong>s OSSBERGER<br />

heute Maschinen in die Autozulieferer-Branche liefert, daran ist<br />

die Kosmetik schuld. In den 1960ern stellte man spritzgeblasene<br />

Tuben <strong>für</strong> Cremes her, bei denen exakte Wanddicken wegen<br />

des Drucks ein ganz entscheidendes Thema waren.<br />

Mitte der 1980er-Jahre stellte man fest, dass dieses Verfahren<br />

perfekt auf die Anforderungen <strong>für</strong> Faltenbälge passt. Die<br />

neu entwickelte Maschine wurde ein Welterfolg <strong>–</strong> auch weil in<br />

den 1990er-Jahren die Globalisierung richtig in Schwung kam.<br />

<strong>Das</strong> Kosmetikgeschäft ist heute Vergangenheit, die Automobilindustrie<br />

Gegenwart und Zukunft zugleich. „Die Anforderungen<br />

verändern sich, die Kunststoffe auch, aber das Verfahren ist immer<br />

noch das beste.“ Bei OSSBERGER blickt man guten Mutes<br />

in die Zukunft und arbeitet an den nächsten Sensationsideen<br />

<strong>für</strong> morgen. <br />

-js-<br />

Kreativität und Innovationskraft,<br />

da<strong>für</strong> steht die Firma OSSBERGER<br />

seit 1873. Der Fokus lag von Anfang<br />

an auf innovativen und umweltverträglichen<br />

Technologien im Maschinenbau.<br />

Aus der Wasserkraft im Jahr<br />

1906 hervorgegangen, kamen über<br />

die Jahrzehnte neue Geschäftsfelder<br />

hinzu: 1966 die Kunststoff- und<br />

2003 die Oberflächentechnik. Heute<br />

beschäftigt OSSBERGER rund<br />

135 Mitarbeiter und steht <strong>für</strong> einen<br />

international erfolgreichen, regional<br />

verwurzelten Mittelstand.<br />

OSSBERGER GmbH + Co. KG<br />

Otto-Rieder-Straße 5-11<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 9 77 0<br />

www.ossberger.de<br />

info@ossberger.de<br />

Unternehmensgründung: 1873<br />

Mitarbeiter: 135<br />

Geschäftsführer:<br />

Dr. Karl-Friedrich Ossberger<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

23


Anzeige<br />

<strong>Das</strong> Bienotop: Artenschutz<br />

vom SSW<br />

Ob Straßenbau, Treppen oder Zahncreme: Steine prägen<br />

unseren Alltag und begleiten uns selbst dort, wo wir sie<br />

kaum wahrnehmen: „Steine geben uns ein Dach über<br />

dem Kopf, ermöglichen Mobilität von der Schiene bis<br />

zur Straße und machen Böden fruchtbar“, erklärt Jens<br />

Geiger, Geschäftsführer beim Schotter- und Steinwerk<br />

Weißenburg (SSW). „Deshalb ist ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit diesem natürlichen Bodenschatz auch<br />

so wichtig.“<br />

Die rund 100 MitarbeiterInnen des SSW leben mit ihren<br />

Familien alle im nahen Umkreis, viel mehr als 20 KIlometer<br />

fährt hier niemand zur Arbeit. „Ein nachhaltiger und<br />

naturverträglicher Abbau liegt uns schon deswegen am<br />

Herzen, weil wir damit unseren eigenen Lebensraum intakt<br />

halten“, so Geiger.<br />

Was das SSW im Weißenburger Wald zutage fördert, ist<br />

zu 100 Prozent von der Natur gemacht und schlummert<br />

dort schon seit Äonen: Rohstoff <strong>für</strong> Schotter und Natursteinblöcke<br />

aus dem 150 Millionen Jahre alten Jura.<br />

Steine sind laut Geiger ein nachhaltiges Produkt: „Sie<br />

liegen ja schon fertig im Boden, man muss sie nur noch<br />

herausholen.“ Dabei ist ihm die Umweltverträglichkeit<br />

im Werk besonders wichtig. „Was wir uns von der Natur<br />

nehmen, das wollen wir auch wieder zurückgeben.“<br />

zusetzten, steht nach der Rekultivierung ein robuster<br />

Mischwald mit Eichen und Lärchen. Mehr als 120.000<br />

Bäume hat man schon gepflanzt <strong>–</strong> alles in Abstimmung<br />

mit Forstexperten. „Gleichzeitig haben unsere Natursteine<br />

aber auch eine bessere Ökobilanz als viele andere<br />

Baustoffe“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

Neben Schotterprodukten und Natursteinen <strong>für</strong> Bauunternehmen,<br />

Landschaftsarchitekten oder Weiterverarbeiter<br />

hat das SSW jetzt erstmalig ein Produkt <strong>für</strong><br />

Endverbraucher im Angebot: „Ein Stück lebendiger Steinbruch<br />

<strong>für</strong> zu Hause <strong>–</strong> unser Bienotop“, freut sich Geiger.<br />

<strong>Das</strong> Bienotop ist ein Steingarten zum Selbermachen,<br />

den Kunden mit variantenreicher Pflanzenauswahl im<br />

Onlineshop unter www.bienotop.com direkt nach Hause<br />

bestellen können. In den Briefkasten passt die rund<br />

Was er damit meint, sieht man im Steinbruch auf einen<br />

Blick: Mit einer umfangreichen Renaturierung unterstützt<br />

und fördert das SSW nach dem Abbau die Artenvielfalt<br />

und die Gesundheit des Waldes: Wo früher<br />

Borkenkäfer und Klimawandel den anfälligen Fichten<br />

24<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

1.000 Kilogramm schwere Lieferung zwar nicht, da<strong>für</strong> hat der vierteilige<br />

Natursteinsack alles, was Kleintiere und Pflanzen lieben <strong>–</strong> und was<br />

einem Garten Charakter verleiht.<br />

Trotz eines gewaltigen Steinanteils handelt es sich beim Bienotop<br />

nicht um einen Schotter-, sondern um einen Steingarten. „<strong>Das</strong> ist ein<br />

Unterschied wie Tag und Nacht“, stellt Geiger klar. Denn während im<br />

Schottergarten kaum etwas wächst, sondern fast alles stirbt, fühlt sich<br />

in diesem Steingarten vor allem das Besondere heimisch: Ähnlich wie<br />

der Kalkmagerrasen des Altmühltals ist es ein Lebensraum mit wenig<br />

Nährstoffen und guter Wasserdurchlässigkeit.<br />

Qualitätsführer<br />

im Gala-Bau<br />

Genau diese Eigenschaft macht das neue Produkt des SSW so artenreich,<br />

denn es bietet Spezialisten in Nischen, Ritzen und Höhlen Wohnraum.<br />

Erdnistende Bienen und Hummeln suchen die offenen Stellen <strong>für</strong><br />

ihren Nestbau. Die unterschiedlichen Bienenpflanzen im Paket sichern<br />

den Insekten mit versetzten Blütezeiten zudem das ganze Jahr über<br />

ein natürliches Nahrungsangebot.<br />

Die Idee zum Bienotop entstand, als den Schotterwerkern auffiel, dass<br />

ausgerechnet an scheinbar unwirtlichen Orten wie den Randflächen<br />

oder Wegen im Steinbruch ein reges Blühen und Summen herrscht.<br />

„Da haben wir beobachtetet, entwickelt und Mischungen ausprobiert,<br />

bis uns ein Steingartensubstrat gelungen war, das auch aus wissenschaftlicher<br />

Sicht <strong>für</strong> viele gefährdete Insektenarten wertvoll ist.“<br />

Dieses Steingartensubstrat bildet die Grundlage <strong>für</strong> eine zerklüftete<br />

und biologisch vielfältige Lebenswelt, in der Schlupflöcher und Abbruchkanten<br />

auf Bewohner warten. „Damit entsteht keine öde Schotterwüste,<br />

sondern ein lebendiges Stück Garten, in dem sich Flora und<br />

Fauna frei entwickeln“, schwärmt<br />

der Geschäftsführer. Ohne Bodenversiegelung<br />

oder Mikroplastik<br />

wächst damit ein Naturparadies<br />

heran, das Besitzern viel Raum<br />

<strong>für</strong> ihre Gestaltungsideen gewährt.<br />

Auch gärtnerische Laien<br />

und Kinder können sich da kreativ<br />

austoben und sich ihren ganz<br />

persönlichen Garten erschaffen.<br />

<strong>Das</strong> Bienotop ist ein Naturgarten<br />

im Kleinformat, den jeder Kunde<br />

individuell formen kann und der jedes Mal ein anderes, aber stets ein<br />

lebendiges Bild abgibt.<br />

Am Ferienhof Waldblick in Haundorf hat das SSW im vergangenen Jahr<br />

ein Pilotprojekt angelegt: 13 Tonnen Bienotop auf 25 Quadratmetern.<br />

Innerhalb von zwei Tagen hat das Team vom Steinbruch dort eine Naturlandschaft<br />

modelliert: mit unterschiedlichen Strukturen, Millionen<br />

Jahre alten Findlingen und mit mehr als 100 Pflanzen <strong>–</strong> ein autarkes<br />

System. „Da muss man jetzt nichts mehr machen. Die Anlage lebt und<br />

erhält sich von ganz alleine.“<br />

Auch in Weißenburg hinter der Bäckerei Herzog am alten Sportplatz<br />

kann man sehen, wovon er spricht: Auf 80 Quadratmetern ist hier mit<br />

50 Tonnen Material ein Natursteinparadies entstanden, das sich keine<br />

Biene schöner wünschen kann. „Da gibt es Bereiche <strong>für</strong> Kräuter, Blumen<br />

und <strong>für</strong> Halbschattengewächse“, erzählt Geiger. „Genau wie bei uns im<br />

Steinbruch findet dort die Natur ihren Raum. Jung und Alt haben Spaß<br />

an der lebendigen Minilandschaft und können die Lebensrhythmen von<br />

Insekten und die Handschrift der Jahreszeiten mitten in der Stadt und<br />

direkt vor ihrer Haustür miterleben.‘‘ <br />

-sz-<br />

Mit fünf Mitarbeitern wird 1983 die<br />

Schotter- und Steinwerk Weißenburg<br />

GmbH & Co. KG gegründet. 1985<br />

geht das Schotterwerk in Betrieb, aus<br />

15 Silos werden granulierte Steine<br />

bedarfsgerecht vermischt. 1991 entwickelt<br />

man ein eigenes Reißzahn-<br />

System <strong>für</strong> Großradlader, es wird bald<br />

zum Standard in allen Jura-Steinbruchbetrieben.<br />

1995 beginnt die<br />

Produktion von Garten- und Landschaftsbauprodukten.<br />

2007 eröffnet<br />

eine zweite Produktionshalle, es ist<br />

damals die modernste und leistungsfähigste<br />

Spaltanlage Europas. 2019<br />

wächst die Belegschaft auf stolze 100.<br />

SSW ist jetzt Qualitätsführer <strong>für</strong><br />

Mauersteine im Gala-Bau und betreibt<br />

ein globales Vertriebsnetz. 2021<br />

kommt mit dem Bienotop das erste<br />

Endverbraucher-Produkt ins Angebot.<br />

Schotter- und Steinwerk Weißenburg<br />

Eichstätter Landstraße 55<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 8 77 83<br />

www.bienotop.com<br />

www.schotterwerk-weissenburg.de<br />

info@schotterwerk-weissenburg.de<br />

Unternehmensgründung: 1983<br />

Mitarbeiter: 100<br />

Geschäftsführer: Jens Geiger<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

25


Anzeige<br />

Der Mensch<br />

steht im<br />

Mittelpunkt<br />

Tradition <strong>–</strong> Emotion <strong>–</strong><br />

Vision<br />

Krause Guss ist mehr als eine<br />

Kokillengießerei. <strong>Das</strong> 1977 gegründete<br />

Familienunternehmen aus dem<br />

Pappenheimer Ortsteil Bieswang<br />

sieht sich nicht nur als Sparringspartner<br />

<strong>für</strong> seine weltweiten Kunden<br />

in den unterschiedlichsten Branchen,<br />

sondern auch <strong>für</strong> seine Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen sowie die Menschen<br />

in der Region <strong>Altmühlfranken</strong><br />

und darüber hinaus. Krause Guss<br />

lässt sich nicht gerne in eine Schublade<br />

stecken. Vielmehr bewahrt sich das<br />

Unternehmen die Freiheit, mit immer<br />

neuen, kreativen Ideen und Freude<br />

am Tun im und auch außerhalb des<br />

Unternehmens neue Maßstäbe zu<br />

setzen.<br />

Krause Präzisions-Kokillenguss<br />

Am Solnhofer Weg 6<br />

91788 Pappenheim<br />

Tel. 0 91 43 / 14 80<br />

www.krause-guss.de<br />

info@krause-guss.de<br />

Unternehmensgründung: 1977<br />

Mitarbeiter: 95<br />

Geschäftsführer: Uli Krause und<br />

Britta Strunz<br />

Prokurist: Jochen Strunz<br />

„Wir haben viel erreicht, es geht aber noch mehr. Alleine wissen<br />

wir allerdings nicht mehr weiter.“ Diese Gedanken trieben<br />

die beiden Geschäftsführer und Geschwister Britta Strunz und<br />

Uli Krause sowie den Betriebsleiter Jochen Strunz vor einiger<br />

Zeit um. <strong>Das</strong> Führungstrio der Krause Präzisions-Kokillenguss<br />

GmbH wollte den Blick auf das Bieswanger Unternehmen erweitern<br />

und investieren. Aber nicht nur im herkömmlichen<br />

Sinn. „Klassisch ist die Investition in Hallen beziehungsweise<br />

Produktionsanlagen“, sagt Jochen Strunz, „aber rund 50 Prozent<br />

unserer Kosten sind Lohnkosten, da wollten wir einen<br />

größeren Blick drauf werfen.“ Sicherlich geht es auch in Bieswang<br />

darum, Geld zu verdienen, „aber wir sehen uns auch als<br />

Gemeinschaft, die Arbeit soll Spaß machen“, so der Prokurist.<br />

Und die rund 100 Mitarbeiter sollten mehr Verantwortung bekommen,<br />

im Gegenzug aber auch mehr Vertrauen genießen.<br />

„Es geht auch um Identifikation mit dem Unternehmen und<br />

dessen Weiterentwicklung“, sagt Uli Krause. So ging im vergangenen<br />

Jahr ein Herzensprojekt von Britta Strunz an den<br />

Start: Mit LEBENS(wert), welches seinen Ursprung im Unternehmen<br />

hat, widmet man sich im, aber auch außerhalb des<br />

Unternehmens auf den ersten Blick eher untypischen unternehmerischen<br />

Themen. So können Mitarbeiter zum Beispiel<br />

die LEBENS(wert)-Sprechstunde nutzen oder an Projekten<br />

wie der Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht teilnehmen.<br />

Themen, die damit auf den zweiten Blick als grundlegender<br />

Baustein zum Erfolg eines Unternehmens beitragen können.<br />

Dazu gehört auch, „raus aus dem gewohnten Arbeitsumfeld,<br />

von Problemen erzählen, Abläufe im Unternehmen hinterfragen.<br />

<strong>Das</strong> ist wirklich produktiv“, hat Jochen Strunz gelernt. Und<br />

er hat, wie auch die beiden Geschäftsführer, festgestellt, dass<br />

es sich durchaus lohnt, an diesem Thema dranzubleiben.<br />

26<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Und dann kam schließlich der Adventure Campus der Hochschule<br />

<strong>für</strong> angewandtes Management in Treuchtlingen ins<br />

Spiel. „Wir sind die Base <strong>für</strong> Firmen, die ihre Mitarbeiter schulen<br />

oder ihnen ein besonderes Erlebnis ermöglichen wollen“,<br />

sagt Sami Sigl, der am Campus als Planer <strong>für</strong> Teambuilding,<br />

Workshops und Seminare tätig ist. Der Ablauf sieht wie folgt<br />

aus: „Wir bekommen eine Kundenanfrage, ich erstelle dann via<br />

Fragebogen eine Bedarfsabfrage und dementsprechend entwickle<br />

ich ein individuelles Programm <strong>für</strong> die Firma und die Mitarbeiter“,<br />

sagt Sigl, der in letzter Zeit nicht wenig zu tun hatte.<br />

„Seit Corona kommen mehr Anfragen <strong>für</strong> Teamevents. Durch<br />

vermehrte Arbeit im Homeoffice kommen die Menschen nicht<br />

mehr zusammen, viele wollen aber gemeinsame Erlebnisse.“<br />

Die sehen am Campus vielfältig aus. „Wir wollen die Menschen<br />

raus in die Natur bringen. Mountainbiken, Bogenschießen, gemeinsam<br />

draußen kochen und am Lagerfeuer sitzen“, zählt<br />

Professor Manuel Sand nur einige Beispiele auf. Seminarbegleitung<br />

oder Firmenfeiern sind weitere.<br />

Perfekte<br />

Rahmenbedingungen<br />

Der Adventure Campus Treuchtlingen<br />

ist ein einzigartiges Seminarund<br />

Erlebnishotel und gleichzeitig<br />

ein Studien- und Trainingszentrum<br />

der Hochschule <strong>für</strong> angewandtes<br />

Management, der größten privaten<br />

Hochschule in Bayern. Die staatlich<br />

akkreditierte Bildungseinrichtung<br />

begleitet den Adventure Campus mit<br />

ihrer wissenschaftlichen Expertise<br />

im Bereich des Outdoor-Sports und<br />

der Erlebnispädagogik. Die daraus<br />

resultierenden Synergieeffekte bieten<br />

perfekte Grundlagen <strong>für</strong> Firmenveranstaltungen<br />

und Seminare am<br />

Standort Treuchtlingen.<br />

Sand ist akademischer Leiter am Campus, der sich mittlerweile<br />

auch zu einem Tagungs- und Seminarhotel mit 90 Betten<br />

weiterentwickelt hat. Für einen oder mehrere Tage lassen sich<br />

die Outdoor-Möglichkeiten und Seminarräume des Adventure<br />

Campus nutzen. Die Azubis der Deutschen Bahn, weitere<br />

Firmen oder Vereine wüssten die Kombination von erlebnispädagogischen<br />

Teambuilding-Angeboten und akademischem<br />

Know-how zu schätzen.<br />

„Man muss nur offen <strong>für</strong> Neues sein und nicht mit Scheuklappen<br />

herumlaufen“, sagt Professor Sand. Bei Krause Guss<br />

muss er diese Be<strong>für</strong>chtung nicht haben, denn es gibt bereits<br />

viele weitere Ideen <strong>für</strong> gemeinsame Projekte. -mho-<br />

Adventure Campus<br />

Hahnenkammstraße 19<br />

91757 Treuchtlingen<br />

Tel. 0 91 42 / 80 61 00<br />

www.adventure-campus.com<br />

info@adventure-campus.com<br />

Unternehmensgründung: 2010<br />

Mitarbeiter: 24<br />

Geschäftsführer: Prof. Dr. Dr. Christian<br />

Werner, Wolfgang Feldner<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

27


Anzeige<br />

Vom Fränkischen Seenland<br />

in die Welt<br />

Nicht weniger innovativ als die großen Tech-Konzerne<br />

aus Übersee, aber eine ganze Ecke bodenständiger<br />

und nahbarer, so lautet die Philosophie des Tech-<br />

Dienstleisters Hetzner, mit Firmenzentrale in der<br />

Industriestraße in Gunzenhausen.<br />

„Wir verstehen uns in erster Linie als technologischer<br />

Dienstleister mit einer ausgeprägten Leidenschaft <strong>für</strong><br />

IT und Technik und einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber unseren Kunden, unseren<br />

Mitarbeitern und der Gesellschaft in der wir leben<br />

und arbeiten.“ So beschreibt Andreas Fischer, Head of<br />

Marketing bei Hetzner, seinen Arbeitgeber mit derzeit<br />

rund 400 Mitarbeitern.<br />

Auf Grundlage dieser Firmenphilosophie,<br />

mit einem ausgeprägten<br />

Gespür <strong>für</strong> die Anforderungen und<br />

Wünsche von großen und kleinen<br />

digitalen Playern auf der ganzen<br />

Welt und gut durchdachten, zukunftsträchtigen<br />

Konzepten, hat sich<br />

Hetzner in den vergangenen 25<br />

Jahren zu einem global agierenden<br />

Internet-Dienstleister <strong>für</strong> Cloud- und<br />

Serverhosting-Kunden aus über 150<br />

Ländern entwickelt.<br />

Der Mensch mit seinen individuellen<br />

Fähigkeiten steht <strong>für</strong> Hetzner<br />

im Mittelpunkt.<br />

Entgegen dem Trend, soviel Outsourcing<br />

wie möglich zu betreiben, setzt<br />

Hoster<br />

Ein Hoster ist ein Unternehmen,<br />

das anwendungsbereite Server<br />

zum Mieten anbietet. Für viele<br />

Webseitenbetreiber lohnt es sich<br />

nicht, einen eigenen Server anzuschaffen,<br />

da das aufgrund von<br />

Wartung, Kühlung, Stromversorgung,<br />

und Ausfällen mit einem<br />

hohen Aufwand verbunden wäre.<br />

Einen Server zu mieten, ermöglicht<br />

es hingegen sich ganz auf<br />

die eigene Webanwendung zu<br />

konzentrieren, während der Hoster<br />

im Hintergrund die Technik<br />

stellt und pflegt.<br />

Hetzner darauf, möglichst viel Know-how im Unternehmen<br />

zu bündeln, um schnell und agil auf Veränderungen<br />

reagieren zu können. Als Wettbewerber auf einem sehr<br />

dynamischen Technologiemarkt ist Flexibilität und<br />

schnelles Handeln unerlässlich. Vom Bau der Datacenter,<br />

der Entwicklung der Serverprodukte, der Serverproduktion,<br />

über den internationalen Direktvertrieb und<br />

Kundensupport, Inhouse-Videoproduktion in der Marketingabteilung,<br />

bis hin zur Anwendungs- und Softwareentwicklung,<br />

arbeiten unzählige Gewerke und Spezialisten<br />

Hand in Hand um das teils digitale, teils analoge Räderwerk<br />

nicht nur am Laufen zu halten, sondern stetig zu<br />

verbessern und bis ins kleinste Detail weiterzuentwickeln.<br />

<strong>Das</strong> macht Hetzner als regionalen<br />

Arbeitgeber sehr begehrt. Fachkräfte<br />

aus unterschiedlichsten Bereichen<br />

haben ihre Arbeitsstelle im internationalen<br />

Umfeld des Unternehmens<br />

quasi direkt vor der Haustür und<br />

müssen nicht in die nächstgelegene,<br />

größere Stadt pendeln oder gar<br />

umziehen.<br />

„Wir sind immer auf der Suche<br />

nach geeigneten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Unser Jobportal<br />

unter career.hetzner.com ist seit<br />

Jahren gut gefüllt mit Stellenausschreibungen<br />

<strong>für</strong> Produktionsmitarbeiter*innen,<br />

Fachinformatiker*<br />

innen, Softwareentwickler*innen,<br />

Spezialisten*Spezialistinnen, Kaufleuten,<br />

Auszubildenden und vielen<br />

28 xx<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Server<br />

Server sind Maschinen, auf<br />

denen ein Betriebssystem und<br />

Programme laufen können. Sie<br />

werden vor allem da<strong>für</strong> genutzt,<br />

Daten oder Informationen zu<br />

übermitteln. Wenn Sie also beispielsweise<br />

eine Webseite aufrufen,<br />

übermittelt der Server die<br />

Informationen, die <strong>für</strong> Sie zum<br />

Anzeigen der aufgerufenen Seite<br />

benötigt werden. Da der Server<br />

da<strong>für</strong> durchgehend erreichbar<br />

sein muss, ist dieser im Gegensatz<br />

zu einem Computer vor<br />

allem auf einen Dauerbetrieb<br />

ausgelegt und dadurch meist<br />

auch wesentlich leistungsstärker.<br />

Georedundanz<br />

mehr.“ so Kathrin Schuster, Head<br />

of People Operations bei Hetzner.<br />

Und es ist noch lange kein Ende in<br />

Sicht. Letztes Jahr wagte das<br />

Unternehmen den Sprung über<br />

den großen Teich in die USA. Dort<br />

wurde neben Gunzenhausen,<br />

Nürnberg, Falkenstein/Vogtland<br />

und Helsinki ein weiterer Standort<br />

in Betrieb genommen, um den<br />

Cloud-Dienst georedundant zu<br />

erweitern. Auch in der Region<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> ist der Webhoster<br />

weiterhin auf der Suche nach<br />

einem Grundstück <strong>für</strong> ein Datacenter<br />

mit eigenem Solarpark.<br />

Die Mitarbeiter bei Hetzner sind<br />

übrigens am Gewinn des Unternehmens<br />

beteiligt und können so durch ihren Einsatz und ihre Ideen<br />

direkten Einfluss auf die<br />

eigene finanzielle Situation<br />

nehmen. Mit einem persönlichen<br />

Spendenbudget kann<br />

jeder Angestellte seine<br />

gemeinnützigen Herzensprojekte<br />

Jahr <strong>für</strong> Jahr unterstützen<br />

und fördern.<br />

Bei Hetzner wird auch gerne<br />

gefeiert. Neben regelmäßigen<br />

Barbecues und kleineren<br />

internen Events und<br />

Feiern, werden auch erreichte<br />

Meilensteine bewusst<br />

zusammen begangen. Ab<br />

und zu organisiert das<br />

Unternehmen auch große<br />

Open-Air-Konzerte, wie das<br />

2017, zum 20. Jahrestag<br />

der Firmengründung am<br />

Standort in Falkenstein, mit<br />

Cloud<br />

Christina Stürmer und ca. 5000 Gästen aus der Region. Im kommenden<br />

Sommer steht das 25-jährige Jubiläum an.<br />

Unter Georedundanz versteht man<br />

eine Art der Ausfallsicherung, die<br />

vorsieht, dass mindestens zwei<br />

Datacenter an jeweils unterschiedlichen<br />

Standorten zur Verfügung<br />

stehen müssen. Sollte<br />

eines der Datacenter aufgrund eines<br />

unerwarteten Ereignisses (z. B.<br />

Hochwasser) nicht mehr einsatzbereit<br />

sein, kann auf das zweite<br />

Datacenter außerhalb der betroffenen<br />

Region zurückgegriffen werden.<br />

Über die Cloud ist es möglich<br />

einen virtuellen Server zu mieten.<br />

Der Unterschied zwischen einem<br />

physischen bzw. materiell greifbaren<br />

Server und einem virtuellen<br />

Server liegt darin, dass ein<br />

virtueller Server selbst auf einem<br />

physischen Server läuft. Durch<br />

die Virtualisierung kann die<br />

Leistung des Servers flexibel an<br />

die aktuellen Anforderungen angepasst<br />

werden. Bei Hetzner<br />

sind die physischen Server als<br />

sogenannte Dedicated Server<br />

verfügbar und die virtuellen<br />

Server als Cloud Server.<br />

Auch hier<strong>für</strong> plant Hetzner ein<br />

großes Open-Air-Event. Diesmal<br />

auf dem Festplatz in Gunzenhausen.<br />

Save the Date: 22. Juli <strong>2022</strong>!<br />

Mehr wird noch nicht verraten.<br />

Im Internet<br />

zu Hause<br />

Anzeige<br />

Anzeige<br />

Home Office, Online-Shopping und<br />

das Streamen der Lieblingsserie: All<br />

das gehört mittlerweile zu unserem<br />

Alltag und ist ohne Rechenzentren<br />

nicht möglich. Hetzner Online<br />

zählt mit mehreren Hunderttausend<br />

Servern zu den größten Webhosting-<br />

Anbietern und Rechenzentren-Betreibern<br />

in Europa. Seit 25 Jahren stellt<br />

Hetzner Privat- und Geschäftskunden<br />

leistungsstarke Hosting-Produkte<br />

sowie die nötige Infrastruktur zur<br />

Verfügung.<br />

Hetzner Online GmbH<br />

Industriestraße 25<br />

91710 Gunzenhausen<br />

Tel. 0 98 31 / 505 - 0<br />

www.hetzner.com<br />

info@hetzner.com<br />

Unternehmensgründung: 1997<br />

MitarbeiterInnen: 400<br />

Geschäftsführer: Martin Hetzner,<br />

Stephan Konvickova, Günther Müller<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong><br />

<strong>WIKO</strong><br />

29 xx


Anzeige<br />

Nachhaltigkeit<br />

ist Verantwortung<br />

en<br />

Wachstum <strong>–</strong><br />

in jeder Hinsicht<br />

<strong>Das</strong> Pleinfelder Unternehmen Reinle<br />

Gummi & Kunststoff GmbH passt<br />

sich dem ständigen Wandel schnell<br />

an und arbeitet dennoch sehr bodenständig.<br />

Gegründet wurde Reinle<br />

in den 80-er-Jahren von Hans-Peter<br />

Reinle. Damals noch als Unternehmen,<br />

welches mit Dichtstoffen<br />

handelte. Heute wird es mit einer<br />

Standortfläche von rund 20000 m 2<br />

vom einstigen ersten Mitarbeiter,<br />

Herrn Edwin Koller, geführt. Über<br />

Jahrzehnte hat Reinle es geschafft,<br />

sich von einem kleinen Handelsunternehmen<br />

zu einem international<br />

erfolgreichen und angesehenen<br />

Produktionsbetrieb in fast allen Branchen<br />

der Industrie zu entwickeln.<br />

Blickt man unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes auf<br />

die Reinle Gummi & Kunststoff GmbH, so zieht man zwangsläufig<br />

den Hut. Denn woran viele andere Unternehmen scheitern<br />

und wo<strong>für</strong> sie sich lange Vorlauffristen setzen, hat es die<br />

Pleinfelder Firma längst geschafft. Nämlich komplett CO 2<br />

-neutral<br />

zu sein.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet, Reinle erzeugt selbst mehr Energie aus eigenen<br />

regenerativen Quellen als sie in Produktion und laufendem Geschäftsbetrieb<br />

verbraucht. Auch auf ein bewusstes, internes<br />

Recycling und eine papierlos(er)e Fertigung wird im Unternehmen<br />

geachtet. Zudem wird der Anteil der zu verwendeten<br />

Recyclingmaterialien und Biokunststoffe kontinuierlich ausgebaut<br />

und neue Alternativen werden ausgetestet.<br />

Alternativen, die viel bewirken<br />

können. Denn<br />

das Produktspektrum<br />

der Firma Reinle ist lang.<br />

Von Dichtungen über<br />

Isolierungen, Profile, Antirutschbeläge<br />

bis hin zu<br />

Produkten <strong>für</strong> die Energiewende.<br />

Hinzu kommen<br />

Dienstleistungsangebote<br />

von Beratung bis<br />

Logistik. Ebenso Lohnfertigung<br />

in den Bereichen Stanzen, Fräsen und Vulkanisieren.<br />

Reinle stellt sich als Experte breit auf und bleibt dennoch dynamisch<br />

und flexibel. Nicht nur bei der Entwicklung der Mitarbeiter<br />

heißt es: „Wer rastet, der rostet.“ Auch das Unternehmen<br />

selbst bleibt in Bewegung und passt sich den Kundenwünschen<br />

sowie aktuellen Erfordernissen an. So zum Beispiel mit<br />

der LOGIS GRIPS® Antikeimfolie <strong>–</strong> ein Schutzfilm gegen Coronaviren.<br />

Oder mit der seit 2019 existierenden Produktsparte:<br />

Antirutschbeläge. Dahinter verbirgt sich eine spezielle Oberflächenbeschichtung<br />

<strong>für</strong> Ladungssicherungen in Lkws.<br />

e<br />

Reinle Gummi & Kunststoff GmbH<br />

Röttenbacher Straße 30<br />

91785 Pleinfeld-Mischelbach<br />

Tel. 0 91 44 / 6 08 67 - 0<br />

Durch unser www.reinle-gk.de<br />

stetiges Wachstum sind wir laufend auf<br />

der www.antirutsch-belaege.de<br />

Suche nach engagiertem Personal:<br />

info@reinle-gk.de<br />

bewerbung@reinle-gk.de<br />

Unternehmensgründung: 1981<br />

Mitarbeiter: 90<br />

Geschäftsführer: Edwin Koller<br />

30<br />

+49 (0)9144 60 86 7 0<br />

info@reinle-gk.de<br />

www.reinle-gk.de<br />

Röttenbacher Str. 30<br />

91785 Pleinfeld - Mischelbach<br />

Nicht nur die Nachhaltigkeit liegt dem Unternehmen am Herzen,<br />

auch die Aus- und Weiterbildung bei der Belegschaft. Derzeit<br />

zählt die Firma Reinle rund 90 Mitarbeiter, davon vier Auszubildende.<br />

In Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur wurde<br />

das Projekt WeGebAU im Betrieb auf den Weg gebracht, das<br />

darauf ausgerichtet ist, angelernten Mitarbeitern das Nachholen<br />

einer Ausbildung im eigenen Haus anzubieten. Oder eine<br />

Fortbildung umzusetzen, um im Unternehmen neue Herausforderungen<br />

antreten zu können. Beides dient auch hier dem<br />

großen Ziel Nachhaltigkeit: Denn was ist nachhaltiger, als langfristig<br />

beständige Lösungen zu schaffen? <br />

-cr-<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe xx<strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Ein Global<br />

Player mit<br />

tiefen Wurzeln<br />

Von Weißenburg auf die Weltbühne: Die Alfmeier Präzision SE<br />

wurde in den 60er-Jahren in der alten Römerstadt als Kunststoffspritzerei<br />

gegründet. „<strong>Das</strong> ist zwar 60 Jahre her, den Pioniergeist<br />

unseres Gründers haben wir uns aber erhalten. Heute<br />

sind wir natürlich viel breiter aufgestellt“, sagt Dr. Klaus Beetz,<br />

President Automotive Europe. Richtig: Alfmeier ist heute ein<br />

internationaler Konzern, der mit Forschung und Produktion an<br />

elf Standorten in sechs Ländern zum tragenden Glied globaler<br />

Wertschöpfungsketten erwachsen ist.<br />

<strong>Das</strong> Unternehmen konzentriert sich auf technologisch<br />

anspruchsvolle Bereiche der Automobilund<br />

Medizintechnik: fluidische Systemlösungen,<br />

Präzisionskomponenten aus Kunst-<br />

60 Jahre starkes<br />

Wachstum<br />

Die Alfmeier Präzision SE geht auf<br />

die Walter Alfmeier KG zurück,<br />

eine Kunststoffspritzerei, die 1960 in<br />

Weißenburg gegründet wurde. Hans<br />

Gebhardt, der Vater der heutigen Geschäftsführer,<br />

kaufte die Firma 1978<br />

auf. In den Jahren 1992 und 1993<br />

stiegen seine Söhne Markus und<br />

Andreas Gebhardt in die Geschäftsleitung<br />

ein. <strong>Das</strong> Familienunternehmen<br />

beschäftigt am Hauptsitz in<br />

Treuchtlingen rund 400 Mitarbeiter*<br />

Innen, weltweit sind es bereits 2.400.<br />

stofftechnik, Mechatronik und Elektronik. Man fertigt<br />

hochkomplexe Ventile und Aktuatoren, entwickelt innovative<br />

Konzepte mit SMA-Technologie <strong>für</strong> höchsten Sitzkomfort in<br />

Fahrzeugen. Smart Tech aus der Smart Factory <strong>–</strong> bei Alfmeier<br />

ist das Alltag.<br />

<strong>Das</strong> inhabergeführte Unternehmen ist in der Welt zu Hause,<br />

aber in Treuchtlingen daheim. Hier befindet sich der Hauptsitz<br />

der Firma, die Eisenbahnerstadt liegt den Geschäftsführern<br />

Markus und Andreas Gebhardt besonders am Herzen, es ist<br />

ihre Heimat. „Auch wenn die Infrastruktur im Großraum Nürnberg<br />

vielleicht besser sein mag“, sagt Klaus Beetz, „wir bevorzugen<br />

diesen Standort. Hier sind wir groß geworden, und darum<br />

möchten wir dem Landkreis auch etwas zurückgeben.“<br />

Verantwortung, Treue, Umweltbewusstsein <strong>–</strong> bei Alfmeier sind<br />

das mehr als Worte. „Die Nachhaltigkeit unserer Produkte und<br />

Anlagen ist uns ein wichtiges Anliegen“, sagt Lawrence Mukaronda,<br />

Chief Sustainability Officer. „Wir haben alle Standorte<br />

in Europa auf erneuerbare Energien umgestellt und arbeiten<br />

stets mit unseren Zulieferern daran, den CO 2<br />

-Abdruck der gemeinsamen<br />

Wertschöpfungskette weiter zu reduzieren.“ -sz-<br />

Alfmeier Präzision SE<br />

Industriestraße 5<br />

91757 Treuchtlingen<br />

Tel. 0 91 42 / 7 00<br />

www.alfmeier.de<br />

info@alfmeier.de<br />

Unternehmensgründung: 1960<br />

Mitarbeiter: 2400 weltweit<br />

Geschäftsführende Direktoren:<br />

Andreas Gebhardt, Markus Gebhardt,<br />

Stephan Schulak<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

31


Anzeige<br />

Gore: Innovationsschmiede<br />

<strong>für</strong> Produkte mit hohem<br />

gesellschaftlichen Nutzen<br />

Im Gewerbegebiet in Pleinfeld haben sich so manche<br />

Unternehmen erfolgreich angesiedelt. Doch kaum eines<br />

sticht so hervor wie die Niederlassung der W. L. Gore<br />

& Associates GmbH <strong>–</strong> ein Hidden Champion am Nordring<br />

mit vielen innovativen Lösungen <strong>für</strong> Menschen auf<br />

der ganzen Welt. „Mit knapp 400 Mitarbeitern zählen wir<br />

zu einem der größten Arbeitgeber in der Region. Was<br />

unsere beiden Werkhallen verlässt, ist international gefragt<br />

und findet auf direktem oder indirektem Weg Anwendung<br />

in Produkten mit hohem gesellschaftlichen<br />

Nutzen“, sagt Werkleiter Pascal Wucher.<br />

Gore in Pleinfeld ist Teil eines globalen<br />

Unternehmens mit rund<br />

11500 Mitarbeitern, das seit seiner<br />

Gründung Standards setzt.<br />

Langjähriges Know-how in der<br />

Materialwissenschaft im Bereich<br />

der Fluorpolymere ermöglicht es,<br />

Produkte und Technologien <strong>für</strong><br />

komplexe Herausforderungen in<br />

einer Vielzahl von Märkten und<br />

Branchen zu entwickeln. Dazu zählen<br />

die Luft- und Raumfahrt, Automobile,<br />

Textilien, Medizintechnik,<br />

Digitalisierung und viele mehr. „An<br />

unserem Standort geht es primär<br />

um Kabelproduktion, Konfektion<br />

von Serien- bzw. komplexen Einzelanfertigungen<br />

<strong>für</strong> Spezialanwendungen<br />

sowie die Herstellung<br />

von Flugzeugdichtungen“, erklärt<br />

Wucher.<br />

Der Clou und damit das Beson-<br />

dere <strong>für</strong> die Kabel, Antennen und Dichtungen ist die<br />

eigens entwickelte Technologie. Gore kann den Fluorpolymer-Kunststoff<br />

so weiterentwickeln, dass er einer<br />

großen Vielfalt von Herausforderungen gewachsen ist.<br />

Die Grundlagen da<strong>für</strong> gehen noch auf den Unternehmensgründer<br />

Bill Gore Ende der 50er-Jahre zurück. Mit<br />

dem Wandel der Anwendungsgebiete sind auch Gores<br />

technische Kompetenzen gewachsen: 1958 entwickelte<br />

Gore Prototypen von fluorcarbon-isolierten Drähten und<br />

Flachbandkabeln <strong>für</strong> Raumfahrzeuge, Ausrüstung von<br />

Bodenstationen und militärische Luftfahrzeuge.<br />

„Heute nutzen wir unser umfassendes<br />

Fachwissen über Polymerwerkstoffe<br />

und Signalintegrität,<br />

um unseren Kunden Hochleistungskomponenten<br />

unter anderem<br />

<strong>für</strong> Verkehrsflugzeuge, Ölbohrausrüstung<br />

und die Herstellung<br />

von Halbleitern zu bieten“, sagt<br />

Wucher. In der Luft- und Raumfahrt<br />

müssen Gore-Produkte extreme<br />

Belastungen im Temperaturbereich<br />

von -200°C bis +200°C<br />

aushalten, gleichzeitig ist das Gewicht<br />

ein entscheidender Faktor.<br />

Etwa in der Stromversorgung von<br />

Raumstationen, Satelliten oder bei<br />

der Übermittlung wichtiger Daten<br />

an Luft- oder Raumfahrzeuge. „Ob<br />

Hubschrauber, Flugzeuge oder Satelliten<br />

<strong>–</strong> wenn es fliegt, dann sind<br />

fast immer unsere Technologien<br />

gefragt.“<br />

32<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Auch das Innovationsfeld der Digitalisierung und das damit verbundene<br />

Wachstum in der Halbleiterindustrie haben die Pleinfelder früh besetzt.<br />

Lösungen <strong>für</strong> Produktionsanlagen der Mikrochip-Herstellung in<br />

EUV/UV-Lithografiesystemen müssen extrem sauber, extrem haltbar<br />

und sehr langlebig sein, um konsistente Ergebnisse zu liefern.<br />

Seit 2010 kann Gore in Franken mit entsprechenden Reinräumen <strong>für</strong><br />

die Fertigung aufwarten und blickt auch in diesem Bereich optimistisch<br />

in die Zukunft: „Der Halbleitermarkt verändert die Welt, zum Beispiel<br />

mit 5G-Verbindungen <strong>für</strong> Datennetze rund um den Globus, daher<br />

waren die richtungsweisenden Maßnahmen am Standort vor einigen<br />

Jahren sehr richtig“, sagt Wucher zufrieden. „Da reiten wir heute die<br />

Welle eines absoluten Megatrends.“<br />

Alles begann mit<br />

einem Geniestreich<br />

<strong>Das</strong> James Webb Teleskop mit<br />

Kabeln zur Datenübertragung<br />

von Gore aus Pleinfeld<br />

Aber nicht nur die Entdeckung besonderen Materials sorgt seit<br />

der Gründung des Unternehmens <strong>für</strong> viele Innovationen. Auch die<br />

ganz eigene Unternehmenskultur ist etwas Besonderes und verbindet<br />

die MitarbeiterInnen, die sogenannten Associates, weltweit.<br />

In flachen Hierarchien gibt es keine Chefs, sondern jeder Associate<br />

kann mit jedem direkt in Kontakt treten, der <strong>für</strong> seine Arbeit wichtig ist.<br />

Unterstützung bekommen sie dabei<br />

von sogenannten Leadern und Sponsoren,<br />

die dabei helfen, das persönliche<br />

Potenzial auszuschöpfen. „Wir<br />

wollen bei unseren Associates den<br />

,Sweet Spot‘ zwischen persönlichen<br />

Interessen und individuellen Fähigkeiten<br />

finden“, erklärt Madlin Bussinger,<br />

HR Business Partner. „Denn nur wer wirklich Freude an seiner Arbeit<br />

hat, wird sich zum Besten des Unternehmens einsetzen.“<br />

Der Erfolg des Unternehmens ist bei Gore gleichzusetzen mit dem Erfolg<br />

der Associates <strong>–</strong> und andersherum. Für Bussinger und Wucher<br />

ist das auch ein Quell ihrer Arbeitsfreude, das sieht man ihnen an. „Die<br />

Menschlichkeit im Arbeitsalltag, das herzliche Miteinander und die Tatsache,<br />

dass man immer einen Ansprechpartner hat <strong>–</strong> sowohl <strong>für</strong> Berufliches<br />

wie auch <strong>für</strong> Privates <strong>–</strong> das macht die Arbeit bei Gore zu etwas<br />

ganz Besonderem“, erklärt die HR-Managerin.<br />

Wucher ergänzt: „Wir stellen natürlich auch extrem anspruchsvolle<br />

und spezialisierte Produkte her. Wenn unsere Associates dann sehen,<br />

dass ihre Arbeit das Weltall oder andere Planeten erreicht, ist das<br />

natürlich etwas Besonderes und eine wunderbare Bestätigung.“ -sz-<br />

Am 1.1.1958 gründeten Wilbert Lee<br />

„Bill“ und Genevieve „Vieve“ Gore<br />

das Unternehmen im Keller ihres<br />

Hauses in Newark, Delaware, in den<br />

Vereinigten Staaten. Der erfolgreiche<br />

Chemiker hatte die Idee, neue<br />

Vermarktungsmöglichkeiten <strong>für</strong><br />

Fluorpolymere zu erschließen.<br />

Von Anfang an sollte das Material<br />

gesellschaftlich sinnvoll eingesetzt<br />

werden. Bei der Unternehmensorganisation<br />

gingen die beiden unkonventionell<br />

vor, sie wollten möglichst<br />

viel kreatives Potenzial bei ihren<br />

Mitarbeitern ausschöpfen. 1969 fand<br />

Sohn Bob Gore heraus, wie man das<br />

Fluorpolymer PTFE zu einem widerstandsfähigen,<br />

offenporigen Material<br />

macht, ein entscheidender Schritt <strong>für</strong><br />

die Zukunft des Unternehmens. Er<br />

bahnte damit den Weg zum wasserdichten,<br />

atmungsaktiven GORE-TEX<br />

Funktionsmaterial und vielen weiteren<br />

Innovationen.<br />

W. L. Gore & Associates GmbH<br />

Nordring 1 • 91785 Pleinfeld<br />

Tel. 0 89 / 46 12 28 00<br />

www.gore.com<br />

recruiting@wlgore.com<br />

Unternehmensgründung der<br />

Gore Tochtergesellschaft in<br />

Deutschland: 1966<br />

Mitarbeiter: ca. 400 in Pleinfeld<br />

Geschäftsführer: Karsta Goetze<br />

und Volker Gronauer<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

33


34 <strong>WIKO</strong>


Wie planen die<br />

Arbeitnehmer von<br />

morgen ihre Zukunft?<br />

Von Selina Yildiz<br />

Schule rum und dann?<br />

Wir haben <strong>Altmühlfranken</strong>s<br />

Jugendliche und<br />

junge Erwachsene gefragt,<br />

wie sie ihre berufliche<br />

Zukunft planen.<br />

Was sie denken, wovon<br />

sie träumen, wie sie<br />

ihre Entscheidung treffen.<br />

Zehn Interviews<br />

mit zehn Menschen<br />

über zehn Leben.<br />

Wie geht‘s jetzt weiter? Diese Frage<br />

bekam auch ich nach meinem Abi im<br />

vergangenen Jahr immer wieder gestellt.<br />

Klar <strong>–</strong> ist ja auch wichtig, die<br />

Sache mit der Berufswahl. Immerhin<br />

bestimmt sie unser Leben. Im besten<br />

Fall finden wir einen Job, in dem wir<br />

aufblühen und unser Hobby zum Beruf<br />

machen. Im schlechtesten Fall tingeln<br />

wir von Idee zu Idee und kommen<br />

nirgends so richtig an.<br />

Unsere Eltern sagen gerne, dass wir<br />

doch alle Möglichkeiten haben, alle<br />

Chancen. <strong>Das</strong>s es an uns liegt, „das<br />

Beste draus zu machen“. Aber: Was<br />

ist das denn bitte, das Beste? Für jeden<br />

und jede von uns<br />

etwas anderes, so<br />

viel liegt auf der<br />

Hand. Gerade,<br />

dass wir theoretisch<br />

alles werden können, macht es <strong>für</strong><br />

uns aber nicht leichter. Wer Ja zu einer<br />

Sache sagt, sagt eben zugleich auch<br />

Nein zu vielen anderen.<br />

Für diesen Artikel habe ich zehn unterschiedliche<br />

Jugendliche und junge<br />

Erwachsene zwischen 15 und 26 getroffen<br />

<strong>–</strong> die Arbeitnehmer und -geber<br />

von morgen, könnte man sagen. Ich bin<br />

schnell auf sehr viel Offenheit gestoßen<br />

und war fasziniert. Von denen, die<br />

ihr Leben schon mit 16 durchgeplant<br />

zu haben scheinen, und genauso von<br />

denen, die sich einfach treiben lassen<br />

wollen.<br />

Obwohl diese zehn Menschen sehr<br />

unterschiedlich waren, musste ich eine<br />

Gemeinsamkeit feststellen: Wir sprechen<br />

offenbar viel zu wenig über Berufe.<br />

In der Schule, wo die Aufklärung<br />

über die Berufswahl meist nicht über<br />

einen BAM-Besuch oder ein Orientierungspraktikum<br />

hinausgeht. Und auch<br />

im persönlichen Umfeld. Es wirkte,<br />

als freuten sich meine Interviewpartnerinnen<br />

und Interviewpartner sehr<br />

darüber, jemandem von ihren Plänen<br />

erzählen zu können. So, als würde ihnen<br />

sonst zu wenig zugehört.<br />

<strong>WIKO</strong> 35


Nach dem Abitur 2021 war <strong>für</strong> Marlene<br />

vieles unklar. Ein Jahr Pause<br />

machen, um zu reisen, war ihr Plan.<br />

Etwas von der Welt sehen nach dem<br />

ganzen Stress. Dann kam Corona und<br />

aus den Reiseplänen wurden wacklige<br />

Vielleichts. Sie zog in Betracht,<br />

nach Köln zu ihren Großeltern zu ziehen,<br />

um dort „mehr Chancen“ zu haben,<br />

aber die Großstadtträume gingen<br />

in der Pandemie ein. Eine neue Stadt,<br />

ohne Anschluss, weil alle vor ihren<br />

Online-Kursen hocken oder Angst<br />

haben, sich beim Feiern anzustecken?<br />

Dann lieber doch hierbleiben, wo das<br />

soziale Umfeld ist.<br />

Marlene Hiller<br />

19 Jahre, Weißenburg,<br />

duales Studium,<br />

Handelsfachwirtin<br />

Aber was tun? Die Auswahl an<br />

Ausbildungsberufen kann einem zu<br />

schaffen machen, wenn man sich vieles<br />

vorstellen kann. Marlene hat sich<br />

nach dem Abi allein mit dieser Entscheidung<br />

gefühlt, war unsicher und<br />

im Zwiespalt. Auch weil sie wenig<br />

konkrete Vorstellungen von den Ausbildungsmöglichkeiten<br />

in der Nähe<br />

hatte.<br />

Letztendlich ging sie zur Agentur <strong>für</strong><br />

Arbeit und ließ sich beraten. Trotz<br />

vermeintlichen Entscheidungsdrucks<br />

sah Marlene die Situation locker:<br />

„Wir sind noch so jung. Wenn ich<br />

eine Ausbildung anfange und mir die<br />

nicht gefällt, kann ich immer noch drei<br />

weitere machen.“ Sie entschied sich<br />

schließlich <strong>für</strong> ein duales Studium zur<br />

Handelsfachwirtin, das die IHK in<br />

Zusammenarbeit mit Unternehmen<br />

an unterschiedlichen Standorten anbietet<br />

und finanziell unterstützt.<br />

Neben der Ausbildung bei der HSM<br />

Georgensgmünd geht sie regelmäßig<br />

auf die Academy in Nürnberg, dort<br />

lernt sie den theoretischen Teil der<br />

Arbeit in Form eines Studiums. Bis<br />

jetzt gefällt ihr der Beruf, den sie gewählt<br />

hat, sehr gut. Sie bekommt Einblicke<br />

in alle Bereiche: Vertrieb, Logistik,<br />

Verwaltung, Export und Verkauf.<br />

„<strong>Das</strong> ist die beste Vorbereitung <strong>für</strong><br />

die Gründung eines eigenen Unternehmens“,<br />

findet sie. Also irgendwann.<br />

Anton Bittner<br />

20 Jahre, Stopfenheim,<br />

Berufsbildung der<br />

Weißenburger Werkstätten<br />

Anton Bittner hat bei Weitem mehr<br />

Betriebe von innen gesehen als die<br />

meisten anderen: Am Müßighof war<br />

er im Ladenverkauf, hat im Café<br />

LebensKunst in Treuchtlingen und<br />

Gunzenhausen gearbeitet und auch<br />

in der Landwirtschaft war er schon<br />

tätig. Als er alle seine bisherigen Praktikumsplätze<br />

aufzählt, muss Guido<br />

Franz schmunzeln. Er ist Leiter der<br />

Weißenburger Werkstatt und beim<br />

Interview als Unterstützer dabei.<br />

Anton ist im Berufsbildungsbereich<br />

der Werkstatt. Nach dem Abschluss<br />

der Integrationsklasse der Mittelschule<br />

in Pleinfeld ging er drei Jahre<br />

auf die Sonderberufsschule auf der<br />

Wülzburg und machte anschließend<br />

ein Freiwilliges Soziales Jahr.<br />

Hier in der Werkstatt lernt er, wie<br />

man stanzt, prägt oder an der Presse<br />

arbeitet. Nach zwei Jahren ist der<br />

Berufsbildungszweig abgeschlossen.<br />

Es gibt dann zwar kein offizielles<br />

Zertifikat, das ihn zum Beispiel als<br />

„Schlosser“ auszeichnen würde, und<br />

auch keine Abschlussprüfung, aber er<br />

beherrscht dann, was man ihm in der<br />

Lebenshilfe beigebracht hat.<br />

Während des Gesprächs ist Anton<br />

ruhig und bedächtig, auf Fragen antwortet<br />

er kurz und überlegt. Ob es<br />

Chancen <strong>für</strong> ihn gibt, auf dem ersten<br />

Arbeitsmarkt unterzukommen. Guido<br />

Franz hält es <strong>für</strong> möglich <strong>–</strong> Anton<br />

sei einer der fittesten in seiner Gruppe,<br />

beim Arbeiten gebe er sich große<br />

Mühe. Mit dem Team versteht er sich<br />

sehr gut.<br />

Obwohl er zu Beginn des Gesprächs<br />

in sich gekehrt wirkt, bricht das Eis, als<br />

ich Anton nach seinem Lieblingsfach<br />

frage. <strong>Das</strong> ist schon immer Deutsch,<br />

sein Lieblingsgedicht ist der Erlkönig.<br />

Den fängt er an, mir auswendig<br />

aufzusagen: „Wer reitet so spät durch<br />

Nacht und Wind? Es ist der Vater mit<br />

seinem Kind ...“<br />

Nicht gerade, was man von einem<br />

jungen Mann mit Downsyndrom erwartet.<br />

Aber Anton interessiert sich<br />

<strong>für</strong> eine Menge Dinge. Wenn es um<br />

seine Arbeit geht, wirkt er unbekümmert:<br />

Klappt es mit dem ersten Arbeitsmarkt,<br />

dann klappt es. Und wenn<br />

nicht, dann wird er ganz sicher einen<br />

anderen Arbeitsplatz finden, den er<br />

mit seiner Gelassenheit bereichern<br />

wird.<br />

36<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Jan lebt im Moment mit seiner Freundin<br />

in Würzburg, wo er ein FSJ am<br />

Uniklinikum in der Neurochirurgie<br />

macht. Eigentlich will Jan Medizin<br />

studieren, aber sein Abischnitt von<br />

1,7 reichte nicht <strong>für</strong> einen direkten<br />

Studienplatz. Er will nun Bonuspunkte<br />

<strong>für</strong> das neue Zulassungssystem zur<br />

Humanmedizin sammeln <strong>–</strong> und Praxiserfahrung.<br />

Denn Arzt möchte er unbedingt<br />

werden: „Ich finde die Vorstellung,<br />

dass du einer Person mit einer rechtzeitigen<br />

Diagnose das Leben retten<br />

kannst, sehr schön.“ Seine Hoffnungen<br />

setzt er auf den Medizinertest im<br />

Mai <strong>2022</strong>.<br />

Würzburg gefällt ihm, er wollte ohnehin<br />

„mal raus aus Weißenburg“, vor<br />

allem jetzt, wo der Großteil seiner<br />

Freunde weggezogen ist. „Klingt es<br />

böse, wenn ich sage, hier bleibt mir<br />

nichts?“, fragt er und lacht. Es wäre <strong>für</strong><br />

ihn keine Option, immer am gleichen<br />

Ort zu bleiben. Würzburg bedeutet<br />

Großstadtleben, aber nicht zu sehr.<br />

Auf die Frage, wie es ihm nach einem<br />

Arbeitstag gehe, grinst Jan: „Ich hab‘ ja<br />

12 Jahre lang nichts gemacht. Nichts<br />

gearbeitet, war lieber auf der Couch<br />

gelegen oder hab‘ Basketball gespielt.“<br />

Die ersten zwei, drei Wochen im<br />

neuen Job fühlte er sich einfach nur<br />

platt. 100 Prozent <strong>für</strong> ein Hobby wie<br />

Basketball sind jetzt nicht mehr drin:<br />

„Weil ich schon mindestens 50 Prozent<br />

auf der Arbeit verliere.“<br />

Jans Eltern sind Ärzte. Viele Leute<br />

fragten ihn, ob er nur Medizin studieren<br />

will, um die Praxis seines Vaters<br />

zu übernehmen. Aber im Moment<br />

sieht Jan sich dort nicht. Durch seine<br />

Eltern habe er aber von klein auf<br />

einen anderen Zugang zur Medizin<br />

bekommen. Schon früh hätte seine<br />

Mutter ihm und seinem Bruder gezeigt,<br />

wie man Wunden vernäht oder<br />

Zugänge legt.<br />

Er zeigt mir, wie ich meine Venen<br />

ohne Stauen ertasten kann, und ist in<br />

seinem Element. „Die Venen, die blau<br />

durch die Haut schimmern, sind die<br />

Jan Michel<br />

18 Jahre, Weißenburg,<br />

Freiwilliges Soziales Jahr,<br />

Uniklinikum Würzburg<br />

dünnsten, da passiert‘s leicht, dass<br />

man durchsticht.“ Dann weist er<br />

mich an, einen Finger auf die Vene<br />

meiner Hand zu legen. „Mach mal<br />

Deine Augen zu, spürst Du das?“<br />

Ich muss sagen, den Arzt hab‘ ich<br />

spätestens an dieser Stelle in ihm gesehen.<br />

Mara Ludwig ist im fünften Jahr ihrer<br />

Ausbildung zur Erzieherin. Aktuell ist<br />

Regens Wagner in Zell Maras Arbeitgeber<br />

<strong>für</strong> ihr Berufspraktikum. Sie<br />

arbeitet dort mit Kindern, die durch<br />

mehrfache Sinnesbehinderungen stark<br />

eingeschränkt sind. Für Mara war<br />

Mara Ludwig<br />

20 Jahre, Weißenburg,<br />

Ausbildung zur Erzieherin<br />

der Einstieg nicht leicht, denn sie beherrscht<br />

die Gebärdensprache noch<br />

nicht richtig.<br />

Trotzdem grinst sie, als sie mir von<br />

ihrer ersten Nachtschicht im Heim<br />

erzählt. Mit zwei Kindern, die weder<br />

hören noch sehen konnten, war sie<br />

allein. Rückblickend meint sie, war<br />

es vielleicht nicht schlecht, ins kalte<br />

Wasser geworfen zu werden. Die<br />

Leichtigkeit, mit der sie die Geschichten<br />

von ihren Betreuungskindern erzählt,<br />

fasziniert mich. Mara scheint<br />

ihren täglichen Herausforderungen<br />

auf der Arbeit mit sehr viel Positivität<br />

entgegenzutreten.<br />

Natürlich habe der Job auch Nachteile:<br />

Die Schichtarbeit hat Auswirkungen<br />

auf ihre Freizeit. „Ich hab‘<br />

frei, wenn die anderen arbeiten, und<br />

wenn die Party machen, muss ich<br />

oft zur Nachtschicht.“ Oder die Bezahlung.<br />

Hier würde Mara sich mehr<br />

Wertschätzung wünschen. An einem<br />

gewissen Punkt, sagt sie, „muss sich<br />

die Gesellschaft entscheiden, was ihr<br />

wichtiger ist: gut gebaute Autos oder<br />

gut erzogene Kinder“. Aber einen anderen<br />

Beruf zu ergreifen, nur um mehr<br />

Geld zu verdienen? Dann würde<br />

Mara gegen sich selbst arbeiten <strong>–</strong> und<br />

das käme nicht infrage.<br />

Als ich sie nach ihren Zukunftsplänen<br />

frage, erzählt sie, auf jeden Fall vorerst<br />

in der Region bleiben zu wollen.<br />

„Nach der Schulzeit und vor dem Berufsleben<br />

kommt so viel Neues. Wenn<br />

du in der Region bleibst und deinen<br />

Freundeskreis behältst, dann hast du<br />

trotzdem noch deinen sicheren Hafen<br />

<strong>–</strong> etwas, was dir Halt gibt. Wenn du<br />

woanders hingehst, bist du komplett<br />

auf dich allein gestellt. Ich finde den<br />

Rückhalt im Umfeld hier schon wichtig.“<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

37


Magdalena<br />

Schauenberg<br />

18 Jahre, Weißenburg,<br />

Volunteer bei einem<br />

Hilfsprojekt in Südafrika<br />

Magdalena Schauenberg hat ihr Abitur<br />

2021 in Weißenburg gemacht.<br />

Nach der Schule entschied sie sich,<br />

<strong>für</strong> eine soziale Organisation nach Afrika<br />

zu fliegen. Von Oktober bis Dezember<br />

war sie dort im Einsatz.<br />

Magdalena, wie kommt es, dass Du<br />

jetzt in Kapstadt bist?<br />

Kapstadt hat mich als Stadt einfach<br />

interessiert. Außerdem wollte ich mal<br />

raus aus Europa: Neues sehen, neue<br />

Menschen und Lebensweisen. Afrika<br />

schien wie der perfekte Ort da<strong>für</strong>. Da<br />

ich nach dem Studium keinen Plan<br />

hatte, was ich studieren soll, war auf<br />

jeden Fall schon länger die Idee, ins<br />

Ausland zu gehen.<br />

Was machst Du dort?<br />

Ich bin als Volunteerin über die Organisation<br />

Rainbow Garden Village<br />

hier. Ich helfe bei einem Projekt, wo<br />

es darum geht, <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche<br />

aus schwierigen Verhältnissen<br />

einen sicheren Raum zu schaffen. Jugendliche,<br />

deren Eltern alkohol- oder<br />

drogenabhängig sind. Wir schaffen<br />

einen Ort abseits der familiären Probleme,<br />

des Drogenmissbrauchs und<br />

der Gangs, die es vor allem in den<br />

Townships häufig gibt.<br />

Was nimmst Du <strong>für</strong> Dich persönlich<br />

nach Deiner Zeit dort mit?<br />

Wie gut wir es hier in Deutschland<br />

haben, über was <strong>für</strong> belanglose Dinge<br />

wir uns aufregen. Auch neue Kontakte<br />

und Teile einer anderen Sprache.<br />

Außerdem viel mehr Weltoffenheit,<br />

ganz viele Erfahrungen und Erlebnisse<br />

und Teile einer neuen Kultur, die<br />

ich verinnerlichen durfte.<br />

Hat Dich irgendetwas besonders bewegt?<br />

Ich war bei der Familie von einem Jungen<br />

in unserem Alter zu Weihnachten.<br />

Ich habe ihn gefragt, was er sich<br />

wünscht, aber er hatte sich nichts gewünscht<br />

<strong>–</strong> um die Eltern zu entlasten.<br />

Es wäre ohnehin nichts drin gewesen,<br />

und <strong>für</strong> ihn war das normal. Aber ich<br />

musste an die ellenlange Wunschliste<br />

denken, die wir als Kinder immer vor<br />

Weihnachten gemacht haben. Für die<br />

Jugendlichen, mit denen ich gearbeitet<br />

habe, waren schon 30 Rand viel<br />

Geld. <strong>Das</strong> sind umgerechnet 1,68 €.<br />

Wie geht es <strong>für</strong> Dich zurück in<br />

Deutschland weiter?<br />

Wenn ich bis September weiß, was<br />

ich studieren will, dann auf jeden<br />

Fall Studium, und wenn nicht, mach‘<br />

ich einfach noch ein Jahr Pause und<br />

mach‘ noch irgendetwas Freiwilliges<br />

oder anderes Spannendes. Ich will<br />

mich da nicht so wirklich stressen<br />

und einfach drauflos studieren. Am<br />

Schluss macht mir das dann doch keinen<br />

Spaß <strong>–</strong> deswegen lass‘ ich mir da<br />

Zeit. Früher hat man auch erst später<br />

mit dem Studium angefangen.<br />

Paul hat vor Kurzem sein erstes Berufspraktikum<br />

im Kindergarten absolviert.<br />

Er hatte Glück, einen tollen<br />

Platz gefunden zu haben <strong>–</strong> viele<br />

seiner Freunde hatten sich sogar in<br />

Nürnberg umgesehen. Für fast alle<br />

war es hart, sich entscheiden zu müssen.<br />

„Und das war nur <strong>für</strong> eine Woche“,<br />

sagt er. <strong>Das</strong> Thema Berufswahl<br />

müsste in der Schule noch mehr Platz<br />

kriegen, findet er.<br />

Im Gegensatz zu einigen seiner Klassenkameraden<br />

ist Paul sich sicher,<br />

dass er im sozialen Bereich arbeiten<br />

will. <strong>Das</strong>s der oft als „Frauenberuf“<br />

abgestempelt wird, auf dieses Klischee<br />

springt er gar nicht erst an. Er<br />

habe nach beiden Praktika im Kindergarten<br />

die Rückmeldung bekommen:<br />

Paul Schmidt<br />

15 Jahre, Weißenburg,<br />

M-Zweig der Mittelschule<br />

Es müsste viel mehr Männer in dem<br />

Berufsfeld geben.<br />

„Im Kindergarten sind die vielleicht<br />

nicht unbedingt“, sagt er <strong>–</strong> aber in<br />

Behinderteneinrichtungen zum Beispiel<br />

wüsste er von einigen Männern,<br />

die dort arbeiten. Und das seien auch<br />

Erzieher. Was ihm am Praktikum am<br />

besten gefallen hat? „Wenn ich zur<br />

Tür reingekommen bin, die Kinder<br />

mich angestrahlt und laut meinen Namen<br />

gerufen haben.“<br />

Obwohl ich Paul in unserem kurzen<br />

Gespräch kaum kennenlernen konnte,<br />

kann ich ihn mir im Kindergarten-<br />

Alltag vorstellen <strong>–</strong> umringt von einer<br />

Horde kleiner Mädels und Jungs, die<br />

ihn anhimmeln.<br />

38<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Luca Leibig<br />

19 Jahre, Ellingen,<br />

Ausbildung zum Elektroniker,<br />

Polizeischule Bamberg<br />

Luca ist 19 Jahre und hat vor zwei<br />

Jahren den M-Zweig der Mittelschule<br />

abgeschlossen. Sein Traum ist es, bei<br />

der Bundespolizei zu arbeiten, aktuell<br />

aber macht er eine Ausbildung zum<br />

Elektroniker <strong>für</strong> Energie- und Gebäudetechnik<br />

bei Mory in Pleinfeld, wo<br />

er als Schüler sein Berufspraktikum<br />

gemacht hat.<br />

Luca, gefällt Dir die Arbeit als Elektroniker?<br />

Ja, jetzt gerade schon. Aber ich könnte<br />

mir nicht vorstellen, in 20 oder 30<br />

Jahren immer noch auf dem Bau zu<br />

arbeiten. Ich hab‘ in den letzten Monaten<br />

gemerkt, dass ich auch mal ein,<br />

zwei Tage im Büro Schreibarbeiten<br />

machen will. Die Abwechslung zwischen<br />

der Arbeit auf der Straße und<br />

auch mal im Büro sein, das reizt mich<br />

mehr.<br />

Du fängst im März bei der Bundespolizei<br />

an <strong>–</strong> wie lief die Bewerbung ab?<br />

Ich hab‘ mich Anfang des Jahres<br />

beworben. Im Juli hatte ich meine<br />

Deutsch- und Sporttests, und im Oktober<br />

war das Vorstellungsgespräch.<br />

Danach hab‘ ich recht zügig meine<br />

Zusage bekommen und ab dem 1.<br />

März werde ich in Bamberg auf die<br />

Polizeischule gehen.<br />

Was waren Deine Gründe, Dich bei<br />

der Polizei zu bewerben?<br />

Also erst mal würde ich gern Menschen<br />

helfen, das steht im Vordergrund.<br />

Mir gefällt‘s aber auch, im<br />

Team zu arbeiten, und der Sport ist<br />

mir wichtig. Außerdem ist der Beruf<br />

ziemlich abwechslungsreich, das<br />

taugt mir am meisten.<br />

Was denkst Du machst Du in 5 Jahren?<br />

Also erst mal hoffe ich, meine Ausbildung<br />

nach zweieinhalb Jahren abgeschlossen<br />

zu haben. Danach mal<br />

schauen, die Einsatz-Hundertschaft,<br />

also die Bereitschaftspolizei, interessiert<br />

mich sehr, die sind vor allem auf<br />

Demos und zum Beispiel in Fußballstadien<br />

aktiv. Und wenn dann noch<br />

die Möglichkeit besteht, würde ich<br />

vielleicht in den gehobenen Dienst<br />

gehen. Da<strong>für</strong> müsste ich noch mein<br />

Abitur nachholen. Die Polizei ermöglicht<br />

es, mit dem Realschulabschluss<br />

in den mittleren Dienst einzusteigen,<br />

und danach kann man nach zwei<br />

Jahren Studium quasi übergreifend<br />

in den gehobenen Dienst einsteigen.<br />

Bei Simon sieht die Sache anders aus<br />

als bei meinen bisherigen Interviewpartner*innen:<br />

Er arbeitet bereits seit<br />

zehn Jahren <strong>–</strong> und zwar bei derselben<br />

Firma. Hetzner in Gunzenhausen,<br />

erzählt er mir, sei <strong>für</strong> ihn mittlerweile<br />

mehr als ein x-beliebiger Arbeitgeber,<br />

der zur passenden Zeit einen Fachinformatiker<br />

<strong>für</strong> Systemintegration<br />

gebrauchen konnte.<br />

Für Computer und deren Inneres hatte<br />

sich Simon schon recht früh interessiert.<br />

Medienteam in der Realschule,<br />

zur Konfi dann der erste eigene<br />

Rechner, an dem er gerne auch selbst<br />

herumschraubte. „Was man halt so<br />

macht.“<br />

Was ihm an der Firma Hetzner gefällt,<br />

sind die flachen Hierarchien und<br />

das entspannte Miteinander unter<br />

den Kollegen. Der Betrieb ist mittlerweile<br />

um einiges größer als zu Zeiten<br />

seiner Ausbildung in Nürnberg, doch<br />

die fast schon familiäre Atmosphäre<br />

gehe nicht verloren. Spricht Simon<br />

von seinem Team, seiner Abteilung<br />

oder der Firma im Allgemeinen, dann<br />

immer in der Wir-Perspektive.<br />

Simon Beißer<br />

26 Jahre, Sammenheim,<br />

Abteilungsleiter lT-Sicherheit,<br />

Hetzner Gunzenhausen<br />

Ich frage ihn, ob es erfüllend sein<br />

kann, ein Leben im selben Betrieb<br />

zu arbeiten. Simon schwelgt kurz in<br />

einer vergangenen Karriereidee: Er<br />

hatte überlegt, zur Polizei zu gehen<br />

und IT-Forensiker zu werden. Doch<br />

das Studium habe ihn davon abgehalten<br />

<strong>–</strong> noch einmal „so viel Unnötiges<br />

lernen, nur um eine Prüfung zu bestehen“,<br />

war ihm zuwider.<br />

Er antwortet mit einer Mischung aus<br />

Bedächtigkeit und Pragmatismus <strong>–</strong><br />

und wirkt ein bisschen, als würde ihn<br />

die Antwort selbst erstaunen: „G‘rade<br />

im IT-Bereich kann man sich das eigentlich<br />

gar nicht vorstellen. Aber im<br />

Moment bin ich zufrieden. Warum<br />

sollte ich gehen? Nur um mal was anderes<br />

noch zu sehen <strong>–</strong> ich weiß nicht,<br />

ob‘s das wert ist.“<br />

Inzwischen hat Simon zusammen mit<br />

einem Kollegen die Hauptaufgabe der<br />

IT-Sicherheit und der IT-Administration<br />

übernommen. Spricht er über<br />

seine Aufgaben in der Firma, wirkt er<br />

sicher und kommt ins Reden. Obwohl<br />

ich mit den Fotos von den riesigen<br />

Serverwänden, die er mir zeigt, nicht<br />

viel anfangen kann, hätte mich seine<br />

Begeisterung fast angesteckt. Trotzdem<br />

bleibt er bei allem, was er sagt,<br />

bescheiden: <strong>Das</strong>s er Abteilungsleiter<br />

der Abteilung interne IT ist, das erfahre<br />

ich erst spät im Gespräch, am<br />

Rande sozusagen.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

39


„Nur weil ich jetzt die Ausbildung<br />

gemacht habe, heißt das ja nicht, dass<br />

mein Leben jetzt abgeschlossen ist“,<br />

sagt Theresa, die alle Theri nennen.<br />

„Ich muss nicht <strong>für</strong> immer in dem Beruf<br />

bleiben.“ Sie ist im Sommer mit ihrer<br />

Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin<br />

fertig geworden. Danach wurde<br />

sie von ihrem Betrieb in Kammerstein<br />

bei Schwabach übernommen. Nach<br />

dem Abitur 2018 hatte sie keine klare<br />

Idee, in welche Richtung es gehen<br />

sollte <strong>–</strong> und studieren ohne Plan erschien<br />

ihr sinnlos.<br />

Draußen an der Luft und in der Natur<br />

zu sein, hatte ihr dagegen immer<br />

schon getaugt. Auf den GaLa-Bau<br />

wäre sie ohne ihre Oma wahrscheinlich<br />

nie gekommen. Die hatte in der<br />

Zeitung eine Anzeige der Firma gesehen.<br />

„Ziemlich spontan war das dann<br />

alles“, sagt Theri. Wenn man Landschaftsgärtnerin<br />

höre, dann denke<br />

man immer nur an Pflanzen, aber eigentlich<br />

gehe es sehr viel um Pflaster-<br />

und Steinarbeiten. „<strong>Das</strong> mit<br />

den Pflanzen hatte ich schnell raus.<br />

Bei den Steinarbeiten hab‘ ich mich<br />

während der Ausbildung schwerergetan.<br />

Deshalb wollte ich danach dann<br />

Theresa Reif<br />

22 Jahre, Kalbensteinberg,<br />

Garten- und Landschaftsbau<br />

besser werden, wo‘s noch gehakt hat.“<br />

Ich frage sie, ob die meisten Leute es<br />

nicht eher andersherum getan hätten,<br />

Theri lacht nur: „Ich such‘ mir einfach<br />

gerne Herausforderungen.“<br />

Vor der Winterpause hat sie in ihrem<br />

Betrieb gekündigt <strong>–</strong> nicht, dass es ihr<br />

nicht mehr gefallen hätte, aber sie hat<br />

nicht den Eindruck, dass ihr Berufsweg<br />

schon zu Ende ist. Um ihr Spektrum<br />

zu erweitern, schaut sie sich jetzt<br />

<strong>für</strong> fünf Monate an der Nordsee in<br />

Cuxhaven den sozialen Bereich etwas<br />

näher an.<br />

Die Wohnung in Abenberg aufgegeben,<br />

das Auto verkauft. Aber sie hat<br />

ein Fahrrad in Cuxhaven, und die<br />

Wohnung wird ihr von der freikirchlichen<br />

Organisation gestellt, bei der sie<br />

angefangen hat, Praktika zu machen.<br />

Zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe<br />

oder in der Mittelschule vor Ort. Ob<br />

sie danach zurückkommt oder ob es<br />

sie wo ganz anders hin verschlägt, das<br />

weiß sie noch nicht <strong>–</strong> „man trifft ja<br />

immer irgendwelche Leute, die einen<br />

inspirieren“.<br />

Ob sie ihr Zuhause vermisst? „Gunzenhausen<br />

ist so richtig Heimat <strong>–</strong><br />

wenn ich zu Eltern oder Freunden<br />

nach Hause fahr‘ und den See seh‘,<br />

das ist schon immer richtig schön. Ich<br />

würd‘s aber einfach schade finden,<br />

wenn ich immer nur mein Zuhause sehen<br />

würde.“ Sie fühlt sich verbunden<br />

mit dem Ort, an dem sie ihre Jugend<br />

verbracht hat, aber „vielleicht schätzt<br />

man sein Zuhause auch einfach mehr,<br />

wenn man öfter mal woanders ist“.<br />

Lindas genaue Vorstellung von dem,<br />

was sie einmal machen möchte, hat<br />

mich verblüfft <strong>–</strong> kein Hin und Her,<br />

kein „Vielleicht irgendwie“: Linda<br />

wird nach dem Abitur nach Berlin<br />

ziehen und an der Humboldt-Universität<br />

Deutsche Literatur und Philosophie<br />

studieren.<br />

Literatur, weil sie es beeindruckend<br />

findet, wie man allein durch Worte<br />

Welten erschaffen kann. Philosophie,<br />

weil es sie fasziniert, wie sich die alten<br />

Griechen schon ihre Vorstellung von<br />

Moral und Leben gebildet haben, wie<br />

sie sich ihre Sicht auf die Welt gebildet<br />

haben. „Ich mag den Gedanken<br />

von einem Lichtblick, auf den ich<br />

hinarbeite: raus aus Bayern kommen,<br />

etwas Neues sehen. Eine andere Umgebung,<br />

andere Leute. Ich will auf<br />

eigenen Beinen stehen. Anonym sein,<br />

im Ameisenhaufen versinken und<br />

mein eigenes Ding machen.“<br />

<strong>Das</strong> letzte Jahr brachte viel Chaos<br />

mit sich <strong>–</strong> manchmal, erzählt sie mir,<br />

fühle sie sich ein bisschen eingeengt<br />

von ihrer Umwelt. „Ich bin ziemlich<br />

introvertiert. Deswegen brauche ich<br />

auch die Ameisenhaufen“, sagt Linda<br />

von sich.<br />

Und warum ausgerechnet Berlin?<br />

„Berlin ist als Hauptstadt einfach sehr<br />

interessant. Und mich hat ein Buch<br />

beeinflusst. Mit der Protagonistin<br />

in dem Thriller konnte ich mich gut<br />

identifizieren <strong>–</strong> auch sie wusste nicht<br />

ganz, wo ihr Zuhause ist. Sie ist nach<br />

Berlin an die Humboldt, um wo ganz<br />

anders das Gefühl von Zuhause zu<br />

entwickeln“, erzählt Linda mir über<br />

ihre Beweggründe.<br />

Nicht ein bisschen naiv und verträumt?<br />

In die Hauptstadt, und dann<br />

auch noch etwas so Elitäres studieren<br />

… „Dann bin ich in Deinen Augen<br />

naiv. Mir auch egal“, entgegnet Linda.<br />

Sie sieht sich als „Großstadtmädchen“.<br />

Als Kind hat sie mit ihrer Familie<br />

in München gelebt.<br />

Mit Weißenburg fühlt sich Linda<br />

trotz gut vernetzten Umfelds nicht<br />

wirklich verbunden. Außerdem, erzählt<br />

sie mir, was sie hier störe: „Hier<br />

in Weißenburg habe ich oft das Gefühl,<br />

dass Du über Connections alles<br />

regeln kannst. <strong>Das</strong> finde ich manchmal<br />

ungerecht.“<br />

40<br />

Linda Scheler<br />

16 Jahre, Weißenburg<br />

11. Klasse, Oberstufe Gymnasium<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Dienstleistung<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong> 41


Anzeige<br />

Wo Steuern<br />

alles andere<br />

als langweilig<br />

sind<br />

Steuerkanzlei in<br />

dritter Generation<br />

1956 gründete Herbert Löffler<br />

die Steuerkanzlei im Herzen von<br />

Weißenburg. 1975 stieg sein Sohn<br />

Werner Löffler in die Kanzlei mit<br />

ein, er gründete 1981 gemeinsam<br />

mit Winfried Wulff die Gesellschaft<br />

Löffler | Wulff + Partner, die bis heute<br />

besteht. 2016 kam mit Sandra Löffler<br />

bereits die dritte Generation hinzu.<br />

Mit der Ernennung von Tobias<br />

Gruber und Andreas Renger zu<br />

weiteren Gesellschaftern wurde die<br />

Führungsebene in den letzten Jahren<br />

deutlich verjüngt.<br />

Löffler | Wulff + Partner<br />

Steuerberatungsgesellschaft mbH<br />

Auf der Wied 6 • 91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 86 08 - 0<br />

www.loeffler-steuer-beratung.de<br />

info@loeffler-steuer-beratung.de<br />

Unternehmensgründung: 1956<br />

Mitarbeiter: 35<br />

Geschäftsführer: Werner Löffler,<br />

Sandra Löffler, Tobias Gruber,<br />

Andreas Renger<br />

Steuern <strong>–</strong> ist das nicht furchtbar langweilig? „Ach nein“,<br />

sagt Sandra Löffler und lacht. „Wir haben hier täglich mit<br />

interessanten Personen, Anliegen und Unternehmen zu tun.<br />

<strong>Das</strong> ist genau das Gegenteil von langweilig!“ Die Steuerberaterin<br />

ist Geschäftsführerin von Löffler | Wulff & Partner.<br />

Die Leitung der Steuerkanzlei und die Begeisterung <strong>für</strong> ihren<br />

Beruf teilt sie sich mit ihrem Vater Werner Löffler sowie den<br />

weiteren Geschäftsführern Tobias Gruber und Andreas Renger.<br />

Im Quartett führen sie eine Kanzlei, die Mandanten seit 1956<br />

mit viel Leidenschaft und Engagement bei allen Steuerfragen<br />

begleitet und professionell unterstützt. Ob Unternehmensgründungen,<br />

Umstrukturierungen oder Nachfolgeplanungen <strong>–</strong><br />

in bereits dritter Generation greifen die Steuerprofis mit einem<br />

Team aus über 35 geschulten Köpfen auf einen tiefen Erfahrungsschatz<br />

zurück <strong>–</strong> ein direkter Vorteil <strong>für</strong> jeden Mandanten.<br />

Besonders Unternehmen profitieren von der ganzheitlichen<br />

Betreuung in allen Steuerfragen und einer engen Partnerschaft<br />

mit der Anwaltskanzlei Dres. Schacht & Kollegen. „Weil sich<br />

Zivil- und Steuerrecht oft überschneiden und fast jede betriebliche<br />

Überlegung auch steuerrechtliche Konsequenzen hat,<br />

ist diese Kooperation <strong>für</strong> unsere Mandanten sehr vorteilhaft“,<br />

erklärt Andreas Renger.<br />

Mit Zweigstellen in Treuchtlingen und neuerdings auch in<br />

München ist das wachsende Unternehmen breit aufgestellt.<br />

Bei einem Besuch im Hauptquartier in Weißenburg erlebt<br />

man engagiertes Personal in einem positiven Arbeitsumfeld<br />

mit viel Gestaltungsspielraum und einem herzlichen Umgang.<br />

Trotzdem herrscht, wie aktuell in vielen Branchen, unter dem<br />

Dach der Steuerprofis Fachkräftemangel. „<strong>Das</strong> ist hier aber<br />

auch ein Wahrnehmungsproblem“ ist sich Sandra Löffler<br />

sicher. „Viele wissen einfach nicht, wie interessant und<br />

attraktiv Ausbildung und Beruf in unserem Metier sein können.“<br />

Aktuell sind einige Stellen zu haben: „Vom Azubi über Steuerfachwirte<br />

bis hin zum Steuerassistenten, auf Wunsch auch mit<br />

Homeoffice“, schwärmt Tobias Gruber. Lukrative Tätigkeiten<br />

also. Und alles andere als langweilig.<br />

-sz-<br />

42<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Gebündelte Rechts-<br />

Power aus einer Hand<br />

Eine echte Erfolgsgeschichte aus dem Landkreis Weißenburg-<br />

Gunzenhausen begann vor 70 Jahren als „Ein-Mann-Unternehmen”.<br />

In dritter Generation zählt die Rechtsanwaltskanzlei<br />

Schacht heute zu den renommiertesten Anwaltskanzleien in<br />

der Metropolregion Nürnberg. Mit Niederlassungen in Weißenburg,<br />

Treuchtlingen und Schwabach ist das Familienunternehmen<br />

auch in der Fläche präsent und bietet Service auf Topniveau<br />

ganz nah beim Kunden.<br />

<strong>Das</strong> Erfolgsrezept bringt Inhaberin Dr. Bettina Schacht auf<br />

den Punkt: fair, kompetent und guter Service. Da<strong>für</strong> steht das<br />

Team aus 34 Mitarbeitern, davon 14 Rechtsanwältinnen und<br />

-anwälte. Ganz gleich, welches Rechtsgebiet im konkreten Fall<br />

gefragt ist: Alle Kunden erhalten genau den Berater, der ihre<br />

Probleme löst. 11 Fachanwaltstitel weist die Kanzlei aus und<br />

kann daher auf allen Rechtsgebieten ein überdurchschnittliches<br />

Kompetenzniveau garantieren.<br />

Der Service endet aber nicht an der Kanzleitür. Zum Kompetenznetzwerk<br />

zählen regionale Dienstleister wie die Steuerkanzlei<br />

Löffler, Wulff + Partner, aber auch Partnerkanzleien in<br />

Europa und der ganzen Welt. Stefan Schröter, ein überregional<br />

bekannter Arbeitsrechtsspezialist, sieht in dieser Verzahnung<br />

von Service gerade <strong>für</strong> Unternehmen einen besonderen Vorteil:<br />

„Oftmals sind bei Rechtsfragen mehrere Fachgebiete gleichzeitig<br />

von Bedeutung. Und da bietet das Anwaltsteam den<br />

ganzheitlichen Ansatz. Damit juristische Fragen <strong>für</strong> die Mandanten<br />

auch bis zum Ende durchdacht sind.“<br />

Mit der neuen Abteilung <strong>für</strong> internationales Wirtschaftsrecht<br />

geht Dres. Schacht & Kollegen den Weg konsequent weiter:<br />

„Unsere Kunden werden immer internationaler. Wir gehen mit“,<br />

so Dr. Stephan Ebner. Der Jurist mit Zulassung auch in New<br />

York begleitet zusammen mit einem Spezialistenteam Firmenkunden<br />

bei Geschäften und Firmenübernahmen weltweit. So<br />

finden sich namhafte Unternehmen aus ganz Deutschland in<br />

den Aktenordnern der Gunzenhäuser Rechtsanwaltskanzlei.<br />

Auch wenn die Kanzlei Schacht eine überregionale Erfolgsgeschichte<br />

schreibt, hat das Haus seinen Charakter als bodenständiges<br />

Familienunternehmen behalten. Fest in der Region<br />

verwurzelt und immer nah an den Mitarbeitern und Kunden.<br />

„<strong>Das</strong> ist mir eine Herzensangelegenheit“, betont Dr. Bettina<br />

Schacht. „Und das inspiriert das Team und davon profitieren<br />

unsere Kunden.“ Eine gute Grundlage <strong>für</strong> die Fortsetzung der<br />

über 70-jährigen Geschichte. <br />

-mz-<br />

Jura Erfahrung in<br />

dritter Generation<br />

1950 gründete Dr. jur. Sigurd<br />

Schacht die Anwaltskanzlei<br />

„Dr. Schacht“ in Gunzenhausen.<br />

21 Jahre später übernahm dann sein<br />

Sohn Dr. jur. utr. Sigurd Schacht den<br />

Betrieb und baute die Kanzlei weiter<br />

aus. Mit der Zeit entstand aus dem<br />

kleinen Unternehmen eine über die<br />

Landkreisgrenzen gefragte Rechtsanwaltskanzlei.<br />

Im Jahr 2014 übernahm<br />

Dr. Bettina Schacht den Familienbetrieb<br />

in der dritten Generation. Seit<br />

nun 70 Jahren schreibt Dres. Schacht<br />

& Kollegen eine Erfolgsgeschichte, die<br />

ihresgleichen sucht.<br />

KOLLEGEN RECHTSANWÄLTE<br />

Dres. Schacht & Kollegen<br />

Rechtsanwälte<br />

• 91710 Gunzenhausen*<br />

Tel. 0 98 31 / 67 07 - 0<br />

• 91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 87 72 23 - 0<br />

• 91757 Treuchtlingen<br />

Tel. 0 91 42 / 20 45 39 - 0<br />

• 91126 Schwabach<br />

Tel. 0 91 22 / 8 88 63 - 0<br />

(* Hauptsitz)<br />

www.dres-schacht.de<br />

rechtsanwaelte@dres-schacht.de<br />

Unternehmensgründung: 1950<br />

Mitarbeiter: 34<br />

Geschäftsführer: Dr. Bettina Schacht<br />

und Stefan Schröter<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

43


Anzeige<br />

SWR auf einen Blick<br />

„Kompetent“ - „Zuverlässig“ - „sehr<br />

weiterzuempfehlen“, so nur ein<br />

kleiner Aussschnitt aus den Bewertungen<br />

der Kanzlei SWR. <strong>Das</strong>s<br />

hier Hand in Hand gearbeitet wird,<br />

spielt dazu sicherlich eine tragende<br />

Rolle. Die direkte Zusammenarbeit<br />

unterschiedlicher Berufsgruppen<br />

innerhalb der Partnerschaft verkürzt<br />

Wege und optimiert die Kommunikation.<br />

Ob Mittelständler oder<br />

Privatperson <strong>–</strong> eine effektive Beratung<br />

in den Fachbereichen Steuer, Wirtschaft<br />

und Recht und die langjährige<br />

Zusammenarbeit mit qualifizierten<br />

Partnern zeichnen die Weißenburger<br />

Kanzlei aus.<br />

SWR Albrecht Körzendörfer Forster<br />

Partnerschaft<br />

Jahnstraße 31<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 97 30<br />

www.steuer-wirtschaft-recht.de<br />

info@steuer-wirtschaft-recht.de<br />

Unternehmensgründung: 1948<br />

Mitarbeiter: 25<br />

Geschäftsführer: Gustav Albrecht,<br />

Bernd Körzendörfer, Bastian Forster<br />

Selbstbestimmt<br />

und miteinander<br />

„Spannend. Krisensicher. Persönlich“. Knapp beschreibt Gustav<br />

Albrecht, Partner bei SWR, die Vorzüge der Arbeit dort.<br />

Spannend <strong>–</strong> entgegen der landläufigen Meinung sind Berufe<br />

im Steuerrecht keineswegs trocken. „Wir wissen manchmal<br />

mehr als die Familie des Mandanten“, sagt Albrecht augenzwinkernd,<br />

„der Mandant steht immer im Mittelpunkt.“ Krisensicher<br />

<strong>–</strong> vor allem in schwierigen Zeiten benötigen die Mandanten<br />

einen kompetenten Partner an ihrer Seite. Und am<br />

Ende zählt vor allem der persönliche Kontakt. Für Gustav Albrecht<br />

der Grund, warum er den Job nach so langer Zeit immer<br />

noch gern macht.<br />

SWR sucht keine Solisten, sondern Teamplayer. Nicht umsonst<br />

ist das Herzstück der Kanzlei ein Konferenzraum, in dem<br />

15 Personen an einem Tisch Platz finden. Ein riesiger Monitor<br />

ziert die Wand. „Wir können alle Daten innerhalb kürzester Zeit<br />

aufgrund unserer vollständigen Digitalisierung abrufen“, sagt<br />

Albrecht. „Einer unserer größten Mehrwerte ist,<br />

dass wir alle unter einem Dach arbeiten. Steuerberater,<br />

Rechtsanwalt, Steuerfachwirte, Bilanzbuchhalter,<br />

Steuerfachangestellte und Lohnsachbearbeiter.<br />

Wir bieten das Gesamtpaket<br />

und optimale Ergebnisse <strong>für</strong> die Mandanten.“<br />

Arbeiten bei SWR ist in jeder Funktion attraktiv. Azubis steigen<br />

meist nach der Realschule ein und bringen Grundkenntnisse<br />

in Buchhaltung mit. „Nach der Einarbeitung bekommen<br />

sie ihre eigene Mandantenliste, können schnell mit Unterstützung<br />

erfahrener Kollegen Theorie und Praxis verknüpfen und<br />

selbstbestimmt arbeiten“, sagt Albrecht. Die Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

sind groß und erlauben eine Weiterqualifikation,<br />

etwa zum Steuerfachwirt oder Steuerberater. SWR betreut<br />

Mandanten weit über das Steuerrecht hinaus. Den Partnern ist<br />

zudem ein attraktives Arbeitsklima wichtig. Dem dienen neben<br />

entsprechender Vergütung auch Betriebsveranstaltungen und<br />

Sachzuwendungen. Viele Beschäftigte arbeiten schon lange<br />

bei SWR. „Wir sind nur als Team erfolgreich“, sagt Albrecht. -cr-<br />

44<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Beratung und<br />

Vermittlung<br />

im Wandel<br />

Nicole Osbelt macht ihren Job seit über 20 Jahren. Der Sinn ihrer<br />

Tätigkeit ist dabei gleich geblieben. Sie vermittelt Personal<br />

in offene Stellen, arbeitet mit Firmen wie Bewerbern gleichermaßen<br />

zusammen. Spezialisiert hat sich „Osbelt Recruiting<br />

Process“ dabei auf kleine und mittelständische Unternehmen<br />

aus dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe. „Ich<br />

komme beruflich selber aus der Produktion, aber wichtig ist<br />

mir der Faktor Mensch.“<br />

Und da hat sich laut Nicole Osbelt in den vergangenen Jahren<br />

einiges geändert <strong>–</strong> und ihre Tätigkeit damit ein Stück weit<br />

gleich mit. Freilich spielt Corona und Digitalisierung dabei eine<br />

Rolle, sie hätten aber laut Osbelt nur als Beschleuniger gewirkt.<br />

Es gehe in erster<br />

Linie um verschobene<br />

Wertigkeiten der Arbeitnehmer:<br />

„Die Wochenarbeitszeit<br />

ist vielen inzwischen<br />

wichtiger als<br />

das Gehalt, Stichwort<br />

Work-Life-Balance“,<br />

sagt Osbelt. <strong>Das</strong> Thema<br />

Homeoffice spiele<br />

eine große Rolle. „Es<br />

gibt Firmen, die sind<br />

ultraflexibel, andere sind ultrastatisch. Es gibt aber auch Mitarbeiter,<br />

die können mit so vielen Freiheiten gar nicht umgehen.“<br />

Nicole Osbelt berät beide Seiten vorab und bereitet sie auf<br />

Ansprüche und Befindlichkeiten der jeweils anderen vor. Im<br />

Bewerbungsgespräch ist sie dann mit dabei und moderiert<br />

es auch häufig. Wobei auch hier Digitalsierung und Corona<br />

massive Änderungen mit sich brachten. „Größere Firmen führen<br />

Erstgespräche digital, erst im zweiten Gespräch ist dann<br />

ein Vor-Ort-Termin zwingend nötig“, berichtet Osbelt, die viele<br />

ihrer Kunden auch zunächst auf ein solches digitales Vorstellungsgespräch<br />

vorbereitet. „Der Small Talk und das Zwischenmenschliche<br />

bleiben digital oft auf der Strecke, das wird dann<br />

manchmal als sehr schroff wahrgenommen.“<br />

Und dann gibt es wieder Anlässe, bei denen sie im Nachhinein<br />

lachen muss. „Bei einem Vorstellungsgespräch hat sich ein<br />

Bewerber, der vor seinem Bildschirm im heimischen Wohnzimmer<br />

saß, mitten im Gespräch ganz nebenbei eine Zigarette<br />

angezündet. Ich dachte erst, das gibt‘s doch jetzt nicht. Aber<br />

er war in seiner gewohnten Umgebung und hat das gar nicht<br />

wirklich registriert.“ Die Vermittlung von Menschen wird offenbar<br />

auch nach 20 Jahren nicht langweilig. <br />

-mho-<br />

Fachwissen<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Seit 1997 unterstützt das Unternehmen<br />

aus Merkendorf kleine und<br />

mittelständische Unternehmen aus<br />

bestimmten Branchen bei der Vermittlung<br />

von Personal. Seit 2001 gehört<br />

es zum Personalberater-Verband<br />

der „Executive Services Group“ mit<br />

sieben Standorten in ganz Deutschland.<br />

2017 übernahm Nicole Osbelt<br />

den väterlichen Betrieb, der mit Ehemann<br />

Jürgen Osbelt und Eva Sippl<br />

zwei feste Mitarbeiter hat. Die langfristige<br />

und nachhaltige Besetzung<br />

vakanter Stellen mit Top-Führungskräften<br />

ist <strong>für</strong> die Kunden von Osbelt<br />

Recruiting Process ausschlaggebend.<br />

Dabei sind Fachwissen gefragt und<br />

Berater, die ihren Markt kennen.<br />

osbelt I RECRUITING PROCESS<br />

Am Wiesengrund 21<br />

91732 Merkendorf<br />

Tel. 0 98 26 / 8 72 90 00<br />

www.osbelt-personal.de<br />

info@osbelt-personal.de<br />

Unternehmensgründung: 1997<br />

Mitarbeiter: 3<br />

Geschäftsführerin: Nicole Osbelt<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

45


Anzeige<br />

Der Partner<br />

<strong>für</strong> den<br />

Mittelstand<br />

Die Größten im<br />

Kleinen<br />

Meyerhuber Rechtsanwälte Partnerschaft<br />

ist die größte Rechtsanwaltskanzlei<br />

Mittelfrankens <strong>–</strong> außerhalb<br />

von Nürnberg. Mit ihren Standorten<br />

in Gunzenhausen, Weißenburg,<br />

Ansbach, Feuchtwangen, Dinkelsbühl<br />

und Fürth ist sie vor allem im<br />

ländlichen Raum zu Hause.<br />

In der Pandemie musste sich Dienstleistung neu erfinden. Wo<br />

Kontakt verdächtig ist, tut sich Beratung schwer. Eine Wahrheit,<br />

die auch <strong>für</strong> Kanzleien gilt. „Unser Geschäft ist davon abhängig,<br />

dass man sich trifft“, erklärt Holger Pütz-von Fabeck,<br />

einer der Partner der Kanzlei. „Die Menschen wollen ihren Anwalt<br />

sehen, da geht es um Vertrauen.“ Also erfand man bei der<br />

Kanzlei Meyerhuber die Rechtsberatung ein bisschen neu.<br />

Termine wurden anders vorbereitet, Unterlagen vorab gesichtet,<br />

Themen recherchiert und Besprechungstermine digital<br />

und per Telefon angeboten. Vor allem Letzteres im Privatkundengeschäft<br />

der Juristerei eine kleine Revolution. „Der<br />

Punkt ist: Wir haben in der Pandemie unser Angebot nicht<br />

eingeschränkt, sondern das Portfolio erweitert“, so Pütz-von<br />

Fabeck. Die persönlichen Treffen sind wieder Normalität, die<br />

digitalen Wege aber geblieben.<br />

ihr recht in guten händen<br />

wir laden ein<br />

zu unseren vortragsveranstaltungen<br />

<strong>Das</strong>s der altmühlfränkische Rechtsanwalt erzählt, wie die<br />

Kanzlei reagierte, hat gute Gründe. Nicht erst seit der Pandemie<br />

ist man in der Beratung des Mittelstands engagiert <strong>–</strong> und<br />

zwar über das rein Juristische hinaus. Auch zu Themen ansbach wie<br />

Beschwerdemanagament, Führungskultur oder Change-Ma-<br />

„neustart!<br />

arbeitsrecht <strong>für</strong><br />

berufs- und wiedereinsteiger“<br />

rechtsänwaltin susanne gebhardt<br />

referat <strong>für</strong> arbeitsrecht<br />

Meyerhuber Rechtsanwälte am dienstag, den 26.07.2016, um 19:00 uhr<br />

Partnerschaft mbb<br />

Nürnberger Straße 11<br />

und<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 8 73 39 - 0 „der ärztliche behandlungsfehler“<br />

www.meyerhuber.de<br />

rechtsanwältin christine krieg<br />

wug@meyerhuber.de<br />

fachanwältin <strong>für</strong> nagement medizinrecht, hat die mediatorin Kanzlei Expertise.<br />

Unternehmensgründung: 1977 am dienstag, den 02.08.2016, um 19:00 uhr<br />

Mitarbeiter: 70<br />

Geschäftsführende Partner: in unseren kanzleiräumen in der<br />

Harald Schwarz, Holger Johannes obertorstraße 20,<br />

Pütz-von Fabeck, Ulrike Alt,<br />

91781 weißenburg<br />

Dr. Sylvia Meyerhuber, Christine wir freuen uns auf ihr kommen.<br />

Krieg, Dr. Malte Schwertmann,<br />

Markus Pferinger<br />

der eintritt ist frei.<br />

mit der bitte um anmeldung unter<br />

der telefonnummer ihn hinterher 09141/87339-0<br />

austragen. <br />

oder per mail wug@meyerhuber.de<br />

obertorstraße 20<br />

91781 weißenburg<br />

telefon 09141 / 87339-0<br />

telefax 09141 / 87339-29<br />

wug@meyerhuber.de<br />

www.meyerhuber.de<br />

gunzenhausen<br />

„In der Pandemie hatten viele Unternehmer Zeit, dinkelsbühl die Wir-Müssten-Mal-Themen<br />

anzugehen“, erinnert sich Pütz-von Fabeck<br />

an ein aktuelles Thema. „Und wir haben gerne geholfen.“ Ein<br />

Klassiker: AGBs, Arbeitsverträge oder Versicherungen ... „Wer<br />

hier nicht regelmäßig prüft, kann im Streitfall ein feuchtwangen Problem bekommen,<br />

weil die Regelungen nicht mehr adäquat sind.“ Und<br />

das muss und sollte nicht sein, denn die Devise einer modernen<br />

Kanzlei lautet längst: Streit im Vorfeld vermeiden und nicht<br />

-js-<br />

46<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Stärken stärken <strong>–</strong><br />

Business Coaching passgenau<br />

Thomas Geilhardt, erfahrener<br />

Personalleiter und ausgebildeter<br />

Business Coach, unterstützt mit<br />

seinen Coaching-Angeboten die<br />

Selbstverantwortung von Fachund<br />

Führungskräften in herausfordernden<br />

Situationen im Berufsleben.<br />

„Es geht darum das<br />

Handlungsspektrum des Coachees<br />

durch intensive Gespräche<br />

zu erweitern“, sagt er.<br />

Geilhardt bietet Business Coaching<br />

in drei Varianten an: Classic,<br />

Training und Intensiv.<br />

In der Classic-Variante geht es<br />

um ein spezifisches, persönliches<br />

Thema des Coachees <strong>–</strong> wie<br />

die Wahrnehmung einer erstmaligen<br />

Führungsaufgabe. Hier findet<br />

das Coaching in mehreren Terminen<br />

über ca. ein halbes Jahr<br />

statt. Beim Business Coaching<br />

Training werden die Kompetenzen<br />

des Coachees erhoben und<br />

im Hinblick auf die beruflichen<br />

Anforderungen trainiert, zum Beispiel<br />

die Entscheidungsfähigkeit.<br />

Auch hier erfolgt eine Begleitung<br />

über mehrere Gespräche. Geht es<br />

um unternehmerische Themen<br />

wie die Gestaltung einer Unternehmensstrategie<br />

oder die Verbesserung<br />

der Führungsarbeit im<br />

Unternehmen, ist das Business<br />

Coaching Intensiv angesagt. In<br />

zwei bis drei Workshops werden<br />

hier Lösungen gemeinsam erarbeitet.<br />

Die Angebote bietet Thomas<br />

Geilhardt wahlweise digital, im<br />

Kundenunternehmen oder am<br />

Adventure Campus in Treuchtlingen<br />

an.<br />

-cr-<br />

Thomas Geilhardt<br />

Personal- und Organisationsberatung<br />

Ginsterweg 26<br />

91785 Pleinfeld<br />

Tel. 01 62 / 9 09 99 29<br />

www.thomas-geilhardt.de<br />

thomas.geilhardt@t-online.de<br />

Marketingspezialisten mit<br />

Heimvorteil<br />

Ein besonderes Marketing benötigt<br />

besondere Ideen, das Team der<br />

Werbeagentur be media hat diese.<br />

Konkrete Kundenwünsche werden<br />

hier bereits innerhalb eines ersten<br />

Abstimmungsgesprächs identifiziert,<br />

sodass die Umsetzung zielgerichtet<br />

und immer am Puls der Zeit<br />

erfolgt. Sei es die Neu- oder Umgestaltung<br />

eines Logos, klassisches<br />

Print- und Grafikdesign oder der<br />

Eintritt in die digitale<br />

Welt, die Experten bei<br />

be media lassen die<br />

Köpfe <strong>für</strong> ihre Kunden<br />

rauchen und finden<br />

zusammen mit qualifizierten<br />

Partnern die<br />

richtigen Lösungen.<br />

Den Möglichkeiten<br />

einer Zusammenarbeit<br />

sind dabei kaum<br />

Grenzen gesetzt, bis<br />

hin zur Verwaltung<br />

ganzer Marketingbudgets und der<br />

Entwicklung mehrstufiger Marketingpläne<br />

wurden bereits zahlreiche<br />

Projekte erfolgreich umgesetzt.<br />

Als Full-Service-Werbeagentur vor<br />

Ort profitieren Kunden außerdem<br />

von größtmöglicher Flexibilität. <strong>Das</strong><br />

Team sitzt im Herzen von Weißenburg,<br />

sodass der richtige Ansprechpartner<br />

schnell erreichbar ist und<br />

gerne auch zu einem<br />

Kundentermin vorbeikommt,<br />

um aufkommende<br />

Fragen zu besprechen.<br />

Die Agentur<br />

be media sieht sich<br />

demnach als Marketingspezialist<br />

<strong>für</strong> den<br />

Agenturdarstellung<br />

Agenturdarstellung<br />

Agenturdarstellung<br />

Werbeagentur be media<br />

Werbeagentur be media<br />

Werbeagentur be media<br />

Imagebroschüre<br />

Imagebroschüre<br />

Imagebroschüre<br />

Landkreis Weißenburg-<br />

Gunzenhausen,<br />

gerne jedoch auch <strong>für</strong><br />

Kunden darüber hinaus.<br />

<br />

-jsbe<br />

media <strong>–</strong> Werbeagentur<br />

Wildbadstraße 16-18<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 25<br />

braun-elbel@be-media.de<br />

www.be-media.de<br />

media<br />

BRAUN&ELBEL<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

47


<strong>Altmühlfranken</strong> 2030<br />

<strong>–</strong> wie soll die<br />

Zukunft<br />

aussehen?<br />

Interview: Jan Stephan<br />

Vor eineinhalb Jahren<br />

hat sich Landrat Manuel<br />

Westphal (CSU) auf seine<br />

Zukunftsreise gemacht.<br />

Mit einem blauen Koffer<br />

klapperte er jede der 27<br />

Landkreisgemeinden ab<br />

und fragte nach Wünschen<br />

und Visionen. Fachgespräche<br />

und Workshops<br />

ergänzten den Prozess.<br />

Am Ende steht das Konzept<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> 2030.<br />

Ein Interview mit dem<br />

Landrat über Käse, Kunststoff<br />

und Tourismus.<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> 2030 <strong>–</strong> was ist das<br />

eigentlich?<br />

Es geht darum, dass die Bevölkerung<br />

sagt, was <strong>für</strong> sie wichtig ist. Und darum,<br />

wie man am besten zu diesen<br />

Zielen gelangt. Es haben sich vier<br />

Schwerpunkte ergeben: stark <strong>für</strong> die<br />

Wirtschaft, stark <strong>für</strong> die Umwelt, stark<br />

<strong>für</strong> die Menschen und Gemeinsam<br />

stark. Daran gliedern sich 15 Leitziele<br />

mit konkreten Punkten.<br />

Und die setzen wir jetzt alle um bis<br />

2030?<br />

Grundsätzlich brauche ich <strong>für</strong> alle<br />

Projekte eine politische Willensbildung.<br />

<strong>Das</strong> haben die Fraktionen im<br />

Kreistag deutlich gemacht. Sie halten<br />

es <strong>für</strong> sinnvoll, was in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 steht, aber einen Freibrief gibt es<br />

nicht. <strong>Das</strong> ist auch völlig in Ordnung:<br />

Der Kreistag muss Mittel zur Verfügung<br />

stellen. Also muss man sich in der<br />

politischen Diskussion in den nächsten<br />

Jahren immer wieder die Frage stellen,<br />

welchen Punkt wollen wir wann umsetzen.<br />

Aber gibt es nicht eine gewisse moralische<br />

Verpflichtung zur Umsetzung?<br />

Nachdem sich so viele Bürger an dem<br />

Konzept beteiligt haben. <strong>Das</strong> schürt Erwartungshaltungen.<br />

Ja, das ist richtig. Aber man muss das<br />

konkrete Projekt und die Situation anschauen,<br />

wenn es um die Umsetzung<br />

geht. Die Frage ist, was kann, was will<br />

der Landkreis sich leisten. Bei einigen<br />

Punkten stehen Dinge in dem Konzept,<br />

die abstrakt sind. Da muss diskutiert<br />

werden, wie man sie umsetzt.<br />

48<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Die Bandbreite der aufgeführten Projekte<br />

ist sehr groß. Von einem unspezifischen<br />

„Masterplan <strong>für</strong> die Wirtschaft“<br />

bis zur sehr konkreten Regionalkäserei.<br />

Woran liegt das?<br />

Wir wollten vor allem erst mal Ideen<br />

sammeln <strong>–</strong> so breit wie möglich. Aber<br />

wir haben uns bemüht, dass <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 sich gleich im Haushalt<br />

widerspiegelt. Etwa im Bereich Klimaschutz.<br />

Da haben wir Mittel eingestellt.<br />

Für das Energie- und Klimaschutzmanagement,<br />

das Klimaschutznetzwerk<br />

oder den Klimaschutzmanager zum<br />

Beispiel. <strong>Das</strong> ist ein konkreter Ausfluss<br />

aus <strong>Altmühlfranken</strong> 2030. Da haben<br />

viele Bürger gesagt, wir brauchen eine<br />

bessere Vernetzung der Gemeinden<br />

bei diesem Thema. Und das haben wir<br />

dann in Projekte übersetzt.<br />

Gibt es weitere konkrete Beispiele, wo<br />

man schnell vorankommen will?<br />

Die sieht man in den Projekten, die wir<br />

<strong>für</strong> die neue Förderperiode des Regionalmanagements<br />

angemeldet haben.<br />

Etwa das Radwegeverkehrskonzept,<br />

die E-Lade-Infrastruktur oder im Bereich<br />

der Wirtschaft der Masterplan.<br />

<strong>Das</strong> wird jetzt umgesetzt. Und zwar<br />

in einem ersten Schritt, bei dem es<br />

darum geht, Konzepte und Ideen zu<br />

entwickeln. <strong>Das</strong> nächste Thema ist das<br />

Leader-Förderprogramm, da steht in<br />

diesem Jahr die neue Periode an und<br />

auch da werden sich Projekte aus <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 finden. Da sind wir<br />

dann schon bei der Finanzierung der<br />

Realisierung. Ein Beispiel könnte die<br />

Regionalkäserei sein …<br />

Bis 2030 haben wir dann also regionalen<br />

Käse?<br />

Ich glaube, dass sich ein Großteil der<br />

Maßnahmen in den nächsten Jahren<br />

umsetzen lässt. Aber es kann auch<br />

nicht sein, dass der Landkreis allein<br />

alle Projekte übernimmt. Manchmal<br />

können wir nur die Leute zusammenbringen,<br />

beraten und helfen. Wir brauchen<br />

auch Leute, die sagen, wir wollen<br />

das, wir investieren Geld und Zeit.<br />

Mein Ziel ist es jetzt als Landkreis<br />

nicht, eine Regionalkäserei selbst zu<br />

betreiben.<br />

Der blaue Koffer war das Markenzeichen<br />

der Zukunftstour von Landrat<br />

Manuel Westphal durch den Landkreis.<br />

Ich glaube schon, dass regionale Produkte<br />

heute einen anderen Stellenwert<br />

haben als vor 15 oder 20 Jahren. Regionalität<br />

spielt eine ganz andere Rolle.<br />

Von daher glaube ich, dass das auch<br />

wirtschaftlich durchaus interessant ist.<br />

Es muss nicht immer das Großunternehmen<br />

sein mit 150 Mitarbeitern.<br />

Wir leben in unserer Struktur gut davon,<br />

dass wir auch kleine Unternehmen<br />

haben, dass wir Selbstständige<br />

haben. Der zweite Punkt ist ganz klar,<br />

dass es <strong>für</strong> die regionale Identität wichtig<br />

ist. Es ist ein Punkt, den kann jeder<br />

sehen, essen, anfassen. Wir wollen in<br />

Zukunft stärker die komplette Kette<br />

der Wertschöpfung abdecken. <strong>Das</strong><br />

heißt, die Idealvorstellung wäre: der<br />

Landwirt, der das Urprodukt herstellt,<br />

der regionale Metzger oder die Mühle,<br />

die das weiterverarbeiten, und dann<br />

der Verbraucher oder die Gastronomie<br />

vor Ort.<br />

In Weißenburg hat man mit großem<br />

Aufwand ein Integriertes Städtebauliches<br />

Entwicklungskonzept (ISEK) erstellt.<br />

<strong>Das</strong> braucht man, um weiter an<br />

Fördermittel zu kommen, arg viel gehört<br />

hat man inhaltlich davon aber<br />

nicht mehr. Steht das auch <strong>für</strong> <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 zu be<strong>für</strong>chten?<br />

<strong>Das</strong>s das Konzept in der Schublade<br />

verschwindet, die Angst habe ich bei<br />

uns nicht. Aus mehreren Gründen.<br />

Wir haben das Papier, mit den konkreten<br />

Projekten. Da kann jeder Kreisrat<br />

oder auch die Presse kommen und das<br />

Punkt <strong>für</strong> Punkt abhaken: erledigt, erledigt,<br />

offen, offen … <strong>Das</strong> heißt, man<br />

kann mir und der Verwaltung auf die<br />

Finger schauen. Und ich gehe davon<br />

aus, dass das die Kreisräte auch machen.<br />

Der zweite Punkt: Der Prozess<br />

ist nicht abgeschlossen. Alle drei Jahre<br />

findet wieder eine Zukunftskonferenz<br />

statt. Da kann man sich einen Überblick<br />

verschaffen, was passiert ist, und<br />

man kann darüber reden, was man als<br />

Nächstes angehen will.<br />

Man hat den Eindruck, dass der Prozess<br />

diesmal breiter aufgestellt war als beim<br />

letzten Leitbild, das man sich vor rund<br />

zehn Jahren gegeben hat.<br />

Dadurch, dass wir verschiedene Wege<br />

angeboten haben, sich zu beteiligen, haben<br />

wir einen deutlich breiteren Querschnitt<br />

als 2009/2010. Damals war der<br />

Prozess sehr stark von verschiedenen<br />

Interessenvertretern sämtlicher Bereiche<br />

geprägt, was nicht schlecht war.<br />

Diesmal haben wir Leute erreicht, die<br />

bisher nicht dabei waren, und die alten<br />

von 2010 sind an Bord geblieben.<br />

Wichtig waren die Gemeindebesuche.<br />

Thema Regionalprodukte … <strong>Das</strong> liegt<br />

im Trend, aber kann das wirklich wirtschaftlich<br />

größer zur Wertschöpfung in<br />

unserer Region beitragen?<br />

Die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen im Landkreis<br />

wurden durch eigene Termine miteinbezogen.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

49


Weil viele Bürgermeister das sehr gut<br />

genutzt und nicht nur den Gemeinderat<br />

eingeladen haben, sondern auch<br />

Unternehmer oder Ehrenamtliche.<br />

Ein tolles Beispiel war Nennslingen.<br />

Da hatten wir oben im Lehmeiersaal<br />

eine große Runde mit den Bäckern,<br />

den Handwerkern, der Landjugend,<br />

und jeder hat seinen Beitrag geleistet.<br />

Da kamen völlig unterschiedliche Themen<br />

zur Sprache. Hätte man konventionell<br />

eingeladen, wären die Üblichen<br />

gekommen. Die brauche ich, keine<br />

Frage, aber wir wollten diesmal eben<br />

mehr.<br />

Gab es dabei Überraschungen, also<br />

Themen, die man nicht so auf dem Zettel<br />

hatte?<br />

Es war in vielen Bereichen auch eine<br />

Bestätigung. Zum Beispiel beim Radwegenetz.<br />

Da waren es sehr viele Meldungen.<br />

Natürlich oft konkrete Hinweise,<br />

also jetzt als Beispiel, dass der<br />

Radweg Meinheim nach Dittenheim<br />

ausgebaut werden soll. Aber alleine<br />

durch die große Anzahl merkst du, das<br />

ist etwas, was eine breite Schicht der<br />

Bevölkerung bewegt, was ihr wichtig<br />

ist.<br />

Die Kultur findet sich dagegen kaum …<br />

Da war das Interesse auch nicht so<br />

groß. <strong>Das</strong> heißt nicht, dass die Theatergruppen<br />

oder Festivals aus meiner<br />

Sicht nicht wichtig sind oder nicht unterstützt<br />

gehören, aber es gab einfach<br />

nicht so viele Meldungen. Aber das ist<br />

ein tolles Beispiel da<strong>für</strong>, dass <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 nicht abgeschlossen ist.<br />

Da müssen noch andere Initiativen<br />

dazukommen und das abrunden. Man<br />

darf das nicht so verstehen: Alles, was<br />

da drinsteht, machen wir jetzt, und alles,<br />

was nicht drinsteht, wird nicht gemacht.<br />

<strong>Das</strong> Zukunftsprogramm heißt <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030, der Landkreis heißt Weißenburg-Gunzenhausen.<br />

Steht doch<br />

noch eine Umbenennung an? Mit der<br />

hatte Ihr Vorgänger Gerhard Wägemann<br />

ja schon mal geliebäugelt ...<br />

Ich glaube, eine Umbenennung des<br />

Landkreises wäre der letzte Schritt<br />

einer Entwicklung. Bevor man so weit<br />

ist, muss erst mal die Basis geschaffen<br />

werden. Den Menschen ist es wichtig,<br />

dass man die Gemeinsamkeit mehr<br />

herausstellt, aber ich glaube, dass wir<br />

einfach noch mehr daran arbeiten müssen,<br />

dieses Gemeinschaftsgefühl zu<br />

kriegen. Erst am Schluss einer solchen<br />

Entwicklung könnte stehen, dass man<br />

sich umbenennt. Aber das muss dann<br />

auch eine Entscheidung sein, die wirklich<br />

von einer großen Mehrheit der Bevölkerung<br />

getragen wird.<br />

Beim Blick auf den Klimaschutz will<br />

der Landkreis noch schneller klimaneutraler<br />

sein als der Freistaat. Und der<br />

will schon schneller sein als der Bund.<br />

Beim genauen Blick auf die Zahlen<br />

stellt man fest, dass das vor Ort kaum<br />

möglich scheint.<br />

In unserem Projekt Energienutzungsplan<br />

ist der erste Schritt eine Bestandsaufnahme.<br />

<strong>Das</strong> heißt, was haben wir<br />

an erneuerbaren Energien, aber auch<br />

welche Wärmenetze haben wir, weil<br />

die bisher aus meiner Sicht nicht ausreichend<br />

berücksichtigt werden. Und<br />

da muss man mal schauen, wo wir da<br />

stehen. Der zweite Schritt im Energienutzungsplan<br />

ist dann, zu prüfen, was<br />

können wir als Region noch tun, um bei<br />

der Energiewende voranzukommen.<br />

„ Eine Umbenennnung<br />

des Landkreises wäre<br />

der letzte Schritt„<br />

Unstrittig dürfte sein, dass es einen<br />

massiven Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien braucht, wenn man die Klimaneutralität<br />

erreichen will, oder? Ist<br />

die Region da<strong>für</strong> bereit?<br />

Man ist abhängig von der politischen<br />

Großwetterlage, die wir nicht beeinflussen<br />

können. Natürlich wird man<br />

sich im Rahmen des Energienutzungsplans<br />

Gedanken machen, wo können<br />

wir ausbauen, wo wollen wir ausbauen.<br />

Und wir haben aus meiner Sicht bei<br />

PV-Anlagen, was Auf-Dach betrifft,<br />

noch Möglichkeiten, und wenn ich mir<br />

anschaue, was derzeit an Freiflächen-<br />

Anlagen passiert, dann kommt da auch<br />

noch einiges.<br />

Es gibt Ideen, dass der Landkreis den<br />

Ausbau der Erneuerbaren vor Ort mitsteuern<br />

sollte. Gerade auch, um die<br />

Wertschöpfung gut zu verteilen. Würde<br />

eine Art Kreiswerke <strong>für</strong> diese Aufgabe<br />

Sinn machen?<br />

Wir müssen uns Gedanken machen,<br />

wie wir es schaffen, dass die Vergütung<br />

bei uns im Landkreis bleibt und nicht<br />

der Investor aus Berlin, Köln, Hamburg<br />

die Gelder rauszieht. Ich glaube aber,<br />

dass da kleinere Einheiten besser sind.<br />

Wenn ich mir zum Beispiel Burgsalach<br />

anschaue, was da geplant ist, wo dann<br />

jeder auch Genosse werden kann in<br />

der Genossenschaft, dann ist das Erfolg<br />

versprechender, als wenn man das auf<br />

Landkreisebene macht. Da haben wir<br />

als Landkreis nicht die Strukturen, das<br />

ist was anderes, wenn ich Stadtwerke<br />

im Hintergrund habe. In Sachen Wind<br />

ist es unverzichtbar, dass auch die Belange<br />

der örtlichen Bevölkerung berücksichtigt<br />

werden. Diesen Zwiespalt<br />

wird man immer haben, wenn ich sage,<br />

die Energiewende ist zu stemmen, und<br />

auf der anderen Seite die Frage, was<br />

gefällt mir als Einwohner einer Ortschaft.<br />

Söders 10-H-Regelung war nicht gerade<br />

ein Konjunkturprogramm <strong>für</strong> die<br />

Windbranche …<br />

Na ja, mit 10 H ist es ja immer noch<br />

so, dass die Kommunen die Planungshoheit<br />

haben.<br />

Davon hat aber kaum eine Gemeinde je<br />

Gebrauch gemacht <strong>–</strong> nicht zuletzt aus<br />

Sorge vor Bürgerprotesten.<br />

Aber da ist aus meiner Sicht die Frage,<br />

woran liegt es? Ist es wirklich 10 H oder<br />

ist es nicht auch die deutlich schlechtere<br />

Vergütung im Vergleich zu früher?<br />

Und wenn ich mir bei uns die Projekte<br />

im Landkreis anschaue, die gescheitert<br />

sind oder in der Schwebe sind, dann ist<br />

es nicht an der 10-H-Grenze gescheitert,<br />

dann war es eher Artenschutz<br />

contra erneuerbare Energien.<br />

Aber in Weißenburg gab es durchaus<br />

Planungen <strong>für</strong> Windräder unter 10 H,<br />

die dann aber aus Sorge vor Bürgerprotesten<br />

in der Schublade verschwanden<br />

…<br />

Ja, gut, aber wenn ich Entscheidungsmöglichkeiten<br />

haben möchte, dann<br />

muss ich halt auch unangenehme Entscheidungen<br />

treffen, oder ich sage, ich<br />

halte es nicht <strong>für</strong> notwendig. Ob es<br />

immer besser ist, das auf den Landesgesetzgeber<br />

abzuwälzen und zu sagen,<br />

ich nehme diese Möglichkeit nicht<br />

wahr, muss jeder politisch Verantwortliche<br />

<strong>für</strong> sich selbst entscheiden.<br />

50<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


In <strong>Altmühlfranken</strong> 2030 finden sich<br />

auch ganz andere Ideen einer regionalen<br />

Wertschöpfung im Zuge des<br />

Klimaschutzes. Wird die Region bald<br />

zum CO2-Speicher und verdient damit<br />

Geld?<br />

Natürlich müssen wir zunächst Energie<br />

einsparen, und wenn wir welche<br />

verbrauchen, muss sie möglichst CO2-<br />

neutral sein, aber der dritte Schritt ist<br />

die Kompensation von CO2. Und<br />

CO2 einspeichern kann ich über den<br />

Humusaufbau auf Ackerflächen oder<br />

über den Zuwachs im Wald. <strong>Das</strong> ist<br />

ein Thema, das waldreiche Kommunen<br />

beschäftigt, aber auch die privaten<br />

Waldbauern. <strong>Das</strong> Problem ist noch,<br />

dass daraus keine echten Zertifikate<br />

generiert werden können.<br />

<strong>Das</strong> Projekt Klima-Landwirt im Landkreis<br />

geht aber schon sehr konkret in<br />

diese Richtung, oder?<br />

Beim Klima-Landwirt geht es darum,<br />

dass man erst mal zeigen will, wie ist<br />

denn überhaupt der Humusaufbau,<br />

wie viel CO2 kann man da speichern.<br />

Und dann muss auf Bundesebene die<br />

Möglichkeit geschaffen werden, dass<br />

Zertifikate gehandelt werden können.<br />

<strong>Das</strong> bringe ich auch immer wieder bei<br />

uns in der Partei ein. Ich verstehe nicht,<br />

warum das im Urwald in Südamerika<br />

möglich sein soll, wo die CO2-Speicherung<br />

vielleicht nicht so geprüft, nicht<br />

so getestet wird, und in Deutschland<br />

soll ich es nicht machen dürfen. CO2-<br />

Speicherung kann <strong>für</strong> unsere Region<br />

einen zusätzlichen Erlös bringen. Die<br />

Idealvorstellung wäre, dass die CO2-<br />

Zertifikate auch noch von einem regionalen<br />

Unternehmen genutzt werden<br />

und so auch dem geholfen ist.<br />

Zum Beispiel von den beiden Schwerpunktbranchen<br />

im Landkreis, Automobilzulieferer<br />

und Kunststoff. <strong>Das</strong> sind<br />

aber gerade zwei Zweige, die mit großen<br />

Herausforderungen zu kämpfen haben.<br />

Steht zum Landkreis-Geburtstag das<br />

wirtschaftliche Rückgrat der Region<br />

auf dem Prüfstand?<br />

Großteil unserer Betriebe sind mittelständische<br />

Unternehmen, die alteingesessen<br />

und auch innovativ sind. Da<br />

glaube ich, dass die Bereitschaft groß<br />

ist, Veränderungen mitzugehen. Wir<br />

als Landkreis wollen das unterstützen,<br />

die Entscheidungen wird aber der Unternehmer<br />

selbst treffen müssen.<br />

Einen konkreten Ansatz gibt es schon<br />

<strong>für</strong> die Weißenburger Berufsschule.<br />

Hier ist die Rede davon, dass man gerne<br />

einen Informatiker-Standort hätte. Eine<br />

beachtlich konkrete Ansage.<br />

„ Es ist eine ernste<br />

Situation, und dessen<br />

sind sich alle bewusst„<br />

Wenn ich mir die Wirtschaftsstruktur<br />

in Weißenburg anschaue, ist es auf jeden<br />

Fall zielführend und sinnvoll. Die<br />

nächsten Schritte wären jetzt, dass<br />

man sich noch mal mit den Unternehmen<br />

abstimmt und fragt, was braucht<br />

ihr genau. Dann müsste man mit dem<br />

Ministerium sprechen. <strong>Das</strong> ist sicher<br />

noch ein langer Weg, und man muss<br />

ehrlich sagen, es ist nicht so, dass der<br />

Landkreis schnippt, und dann kommt<br />

das.<br />

Aber das ist ein Weg, an dessen Ende<br />

man nicht grundsätzlich eine unüberwindbare<br />

Mauer sieht?<br />

Ja, wir rechnen uns schon Möglichkeiten<br />

aus.<br />

Der „Masterplan Wirtschaft“ ist eines<br />

der am schwersten zu greifenden Projekte<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> 2030. <strong>Das</strong><br />

klingt ein bisschen wie Wirtschaftspolitik<br />

aus früheren Zeiten. Wie „Der große<br />

Sprung nach vorn“ …<br />

Nein, wobei ein großer Sprung kann es<br />

ja vielleicht werden … Da ist aus meiner<br />

Sicht ganz entscheidend die Wirtschaft<br />

gefordert, wir als Landkreis begleiten<br />

das. Am Schluss sollte aus dem<br />

Masterplan ersichtlich sein, was glauben<br />

wir, was wir in Zukunft brauchen,<br />

um als Wirtschaftsstandort erfolgreich<br />

zu sein. <strong>Das</strong> war etwas, was wir in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 noch nicht so konkret<br />

machen konnten, weil noch viel<br />

Diskussion notwendig ist. Es soll am<br />

Schluss ja auch nichts rauskommen,<br />

wo man sagt, das ist jetzt noch mal ein<br />

Papier, sondern es sollen sich konkret<br />

Möglichkeiten der Umsetzung ergeben.<br />

Wir wollen auf jeden Fall eine<br />

professionelle Standortanalyse durchführen.<br />

Wie stehen wir heute da, wo<br />

sind Zukunftsbranchen, wie kommen<br />

wir aus der Transformation gut raus?<br />

Die Abstimmung zwischen Politik,<br />

Wirtschaft und Wissenschaft ist ganz<br />

wichtig.<br />

Auch die Gründerszene im Landkreis<br />

soll gefördert werden. Von einem <strong>Altmühlfranken</strong><br />

Hub mit Co-Working-<br />

Space etc. ist die Rede. Ist das das Echo<br />

des Gründerzentrums, das einst an den<br />

Kunststoffcampus nach Weißenburg<br />

sollte und dann rückstandslos aus der<br />

öffentlichen Diskussion verschwunden<br />

ist?<br />

Wir entwickeln hier ein neues Netzwerk,<br />

damit sich die Leute in dem Bereich<br />

mal kennenlernen. <strong>Das</strong> ist nämlich<br />

nach wie vor ein Problem, dass<br />

man gar nicht weiß, was der andere<br />

Ich glaube schon, dass das eine ernste<br />

Situation ist, und dessen sind sich<br />

auch alle bewusst. Mir ist in den beiden<br />

Branchen zumindest niemand<br />

bekannt, der sagt, es läuft alles weiter<br />

wie bisher. <strong>Das</strong> wird kein Spaziergang.<br />

Aber wir haben gute Chancen. Der<br />

Sind bald angehende Informatiker zu Hause? Politik und Wirtschaft<br />

sehen darin eine Chance <strong>für</strong> die Berufsschule Weißenburg.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

51


gerade so macht. Wenn man dann<br />

sieht, da ist Bedarf, kann man sich im<br />

nächsten Schritt überlegen, macht es<br />

Sinn, das auch irgendwie örtlich zu fokussieren.<br />

Und wo das dann ist, ob das<br />

der Kunststoffcampus ist oder was anderes,<br />

da habe ich mir jetzt noch keine<br />

Gedanken gemacht.<br />

Thema Fachkräfte. Der Landkreis will<br />

eine Heimspiel-Kampagne fahren und<br />

Fachkräfte in die Region zurückholen.<br />

Wie soll das gelingen?<br />

„ Es geht auch darum,<br />

Fachkräfte gar nicht erst<br />

wegzulassen„<br />

Es geht auch darum, Fachkräfte gar<br />

nicht erst wegzulassen. Die Berufsausbildungsmesse<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> zählt<br />

<strong>für</strong> mich da auch dazu: Jeder Schüler,<br />

der sagt, er bleibt da, ist ein Gewinn<br />

<strong>für</strong> uns. Aber wenn es ums Zurückholen<br />

geht: Wir haben bislang nicht nach<br />

außen kommuniziert, dass wir uns über<br />

jeden freuen, der zurückkommt. Wir<br />

haben auch keinen Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> Leute, die zurückwollen. <strong>Das</strong> heißt,<br />

wenn ich mich da<strong>für</strong> interessiere, was<br />

ich hier in der Region alles machen<br />

kann, weiß ich nicht sofort, wo ich hinsoll.<br />

Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit,<br />

Arbeitnehmer aktiv abzuwerben<br />

und wieder zurückzuholen. Am<br />

Ende ist es natürlich auch eine Frage<br />

des Geldes. Was können wir finanziell<br />

leisten, das ist in diesem Bereich<br />

theoretisch nach oben offen. Werbeanzeigen<br />

<strong>für</strong> die Region kann ich in allen<br />

großen Medien schalten, wenn ich es<br />

bezahle.<br />

An verschiedensten Stellen in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2030 heißt es, dass man<br />

Wohnraum <strong>für</strong> Fachkräfte zur Verfügung<br />

stellen soll. Wie viel Wohnheime<br />

müssen denn in Zukunft in der Region<br />

gebaut werden?<br />

Im Bezzelhaus haben wir Wohnraum<br />

<strong>für</strong> Schüler der Berufsschule Gunzenhausen.<br />

Vom Klinikum, wenn es um die<br />

Pflegeschulen geht, wird immer wieder<br />

gesagt, wenn sich Leute aus weiter entfernten<br />

Regionen <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

interessieren, ist der Wohnraum immer<br />

eine Frage. Auch mit Blick auf die<br />

weitere Entwicklung der Berufsschule<br />

und des Studienzentrums in Weißenburg<br />

wären Unterbringungsmöglich-<br />

keiten von Vorteil. Vor allem, wenn<br />

man eine Ausbildung haben möchte,<br />

die vielleicht landesweit interessant<br />

wäre. <strong>Das</strong> ist aus meiner Sicht schon<br />

ein grundsätzlicher Vorteil. Aber das<br />

ist ein Konzept, wo Mittel notwendig<br />

sind, und da müssen wir auch im Kreistag<br />

die Diskussion führen, ob man dazu<br />

bereit ist, <strong>für</strong> sinnvoll erachte ich das<br />

auf jeden Fall.<br />

Mit der Initiative „Danke Tourismus“<br />

will man das Bewusstsein <strong>für</strong><br />

den Fremdenverkehr vor Ort steigern.<br />

Zuletzt hatte man allerdings eher den<br />

Eindruck, dass viele Anwohner im<br />

Seenland eher „Nein, danke“ zum Tourismus<br />

sagten.<br />

„ Ich habe im vergangenen<br />

Jahr viel dazugelernt„<br />

mus“ soll den Tourismusbetrieben in<br />

der Region zeigen, ihr seid wichtig und<br />

wir stehen hinter euch, aber sie soll<br />

auch klarmachen, wo wir alle letztlich<br />

vom Tourismus profitieren.<br />

Man verfolgt in <strong>Altmühlfranken</strong> 2030<br />

immer noch das alte Tourismusbild.<br />

Man will durch größeres Investitionen<br />

von außen eine Saisonverlängerung<br />

erreichen und so den Fremdenverkehr<br />

wirtschaftlich attraktiver machen. Ist<br />

das nach dem Center-Parcs-Debakel<br />

denn eigentlich noch realistisch?<br />

Ich glaube nicht, dass eine Saisonverlängerung<br />

in der Bevölkerung so<br />

kritisch gesehen wird. Die Probleme<br />

tauchen doch durch die Hotspot-Tage<br />

an den Seen auf. Die hatten wir 2020,<br />

im letzten Jahr war es aus meiner Sicht<br />

Wie haben uns in der Vergangenheit<br />

stark bemüht, unseren Tourismus nach<br />

außen darzustellen. Ich glaube aber,<br />

dass es mindestens genauso wichtig<br />

ist, deutlich zu machen, dass jeder von<br />

unserer einheimischen Bevölkerung<br />

von touristischen Angeboten profitieren<br />

kann. <strong>Das</strong> heißt, ich habe was davon,<br />

dass es die Seen gibt, ich kann die<br />

Wakeboard-Anlage testen, ich kann<br />

die gastronomischen Angebote nutzen.<br />

Es gibt viele Angebote die letztlich<br />

<strong>für</strong> die Gäste entwickelt wurden, aber<br />

eben auch <strong>für</strong> die Einheimischen da<br />

sind. Die Initiative „Danke Tourisschon<br />

wieder eine ganze andere Situation.<br />

Da muss man sich natürlich<br />

Gedanken machen, wie man eine solche<br />

Situation in den Griff kriegt. Was<br />

Investoren anbetrifft, glaube ich, dass<br />

Interesse da ist. Da gibt es aus meiner<br />

Sicht ein breites Spektrum, von Ansiedlungsprojekten<br />

bis zu Investitionen<br />

im Hotelbereich. Es ist auch eine Frage<br />

der Ausrichtung, ich kann naturnah<br />

sein, ich kann mir <strong>für</strong> bestimmte Zielgruppen<br />

Gedanken machen, die Frage<br />

der Inklusion zum Beispiel … Bei größeren<br />

Projekten muss man sich jedes<br />

Projekt einzeln anschauen, und ich<br />

sehe da den Zug nicht generell abgefahren.<br />

Aber ich muss auch ganz selbstkritisch<br />

sagen, dass ich im vergangenen<br />

Jahr viel dazugelernt habe.<br />

Eine Tourismusservice-Agentur steht<br />

ebenfalls auf der Agenda. Will man so<br />

den stetigen Verlust an privaten Ferienwohnungen<br />

stoppen?<br />

Ja, die Notwendigkeit resultiert aus<br />

meiner Sicht daraus, dass sich das Familienbild<br />

geändert hat. Vor 20 Jahren<br />

war es noch die klassische Ein-Verdiener-Familie.<br />

Der Mann auf der Arbeit,<br />

die Frau daheim oder auch in der Landwirtschaft,<br />

da ging das Vermieten einer<br />

Ferienwohnung einfacher. <strong>Das</strong> ist jetzt<br />

anders, und jetzt sagen viele: <strong>Das</strong> will<br />

ich am Wochenende nicht auch noch<br />

machen. Aber wenn es da ein Angebot<br />

zur Entlastung gibt, kann ich mir gut<br />

vorstellen, dass es Bereitschaft gibt,<br />

auch zu investieren, wenn es ein familienfreundlicheres<br />

Betriebsmodell gibt.<br />

Braucht es nach <strong>Altmühlfranken</strong> 2030<br />

eigentlich noch ein <strong>Altmühlfranken</strong><br />

2040? Oder sind wir dann erst mal<br />

durch mit dem Reformieren?<br />

Ich glaube, mit den Projekten und<br />

Ideen, die da drinstecken, kommen<br />

wir ein gutes Stück weiter. Und wir<br />

sind ja nicht fertig. Wir haben immer<br />

peinlichst genau darauf geachtet, dass<br />

da nirgendwo der Eindruck entsteht,<br />

die Zukunftskonferenz wäre beispielsweise<br />

eine Abschlussveranstaltung.<br />

Man hat den Prozess gemacht, man hat<br />

das in die Gremien gegeben, aber jetzt<br />

geht es weiter. Man muss flexibel sein,<br />

deshalb die regelmäßige Zukunftskonferenz,<br />

aber auch die Möglichkeit,<br />

dass man zwischendrein neue Ideen<br />

reinbringt. <strong>Das</strong> ist ein offener Prozess <strong>–</strong><br />

und das bleibt auch so.<br />

52<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Kommunen & Behörden<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

53


Anzeige<br />

Zwei Behörden<br />

in einer<br />

Die Landratsämter haben in Bayern<br />

eine Doppelaufgabe. Sie kümmern<br />

sich zum einen darum, die politischen<br />

Vorgaben ihres Kreistags umzusetzen,<br />

zum anderen vollziehen sie vor Ort<br />

die von Land und Bund erlassenen<br />

Gesetze. <strong>Das</strong> ist auch in Weißenburg-<br />

Gunzenhausen nicht anders. Landrat<br />

Manuel Westphal ist der politisch<br />

gewählte Chef einer Kreisbehörde<br />

und qua Amt zugleich der Leiter des<br />

staalichen Teils des Landratsamtes.<br />

Auf Kreisebene hat man politische<br />

Gestaltungsmöglichkeiten, beim Vollzug<br />

staatlicher Gesetze dagegen ist<br />

umzusetzen, was auf den übergeordneten<br />

Ebenen beschlossen wurde.<br />

Als Sachaufwandsträger ist man zudem<br />

<strong>für</strong> Gebäude und Unterhalt der<br />

weiterführenden Schulen im Landkreis<br />

zuständig.<br />

Landratsamt<br />

Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Bahnhofstraße 2<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 9 02 - 0<br />

www.landkreis-wug.de<br />

poststelle.lra@landkreis-wug.de<br />

2018<br />

Gründung: 1972<br />

Mitarbeiter: 500<br />

Landrat:<br />

Gefeiert.<br />

Manuel<br />

Wird.<br />

Westphal<br />

Hier.<br />

Kirchweihkalender<br />

Gefeiert. Wird. Hier.<br />

Der Mensch<br />

hinter der<br />

Planstelle<br />

Es gibt keinen Arbeitgeber im Landkreis, der so verschiedene<br />

Berufsbilder zu bieten hat wie der Landkreis selbst. Fast 500<br />

Menschen sind hier beschäftigt. Die Mitarbeiter der Straßenmeisterei,<br />

die Hausmeister der Schulen, die Verwaltungskräfte,<br />

Ingenieure, Tierärzte, Humanmediziner, Marketing-Experten,<br />

Juristen … Sie alle gehören zur großen, bunten Familie des<br />

Landratsamtes.<br />

<strong>Das</strong>s bei aller Diversität die Einheit nicht verloren geht, darum<br />

kümmert sich etwa die Pressestelle mittels der internen<br />

Kommunikation, indem sie eine Mitarbeiterzeitung herausgibt.<br />

Auch Behördenchef Manuel Westphal meldet sich in „Landrat<br />

aktuell“ regelmäßig zu Wort. Die Idee der Veröffentlichungen:<br />

Die Mitarbeiter sollen über den Tellerrand ihres Sachgebiets<br />

schauen und wissen, was im Rest der Behörde vor sich geht.<br />

Als Arbeitnehmer hat der öffentliche Dienst gute Argumente.<br />

Im Landratsamt werden beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle<br />

angeboten. Die Behörde hat auch die AG „Beruf und<br />

Familie“, die sich verschiedene Maßnahmen überlegt, um<br />

die Vereinbarkeit von Beruf und Familie praktisch umzusetzen.<br />

Ein Projekt ist eine Art „Kontakthalteprogramm“ <strong>für</strong> Mitarbeiter<br />

während der Elternzeit. Längst ist auch das Homeoffice<br />

am Landratsamt eine Option und wird es nach dem<br />

Ende der Pandemie auch bleiben.<br />

Seit Anfang des Jahres haben Azubis die Möglichkeit, einen erfahrenen<br />

Mitarbeiter als Pate zur Seite gestellt zu bekommen.<br />

So soll den Neuzugängen die Eingewöhnung bis zum ersten<br />

richtigen Berufsjahr erleichtert werden. <strong>Das</strong> Landratsamt als<br />

Arbeitgeber sorgt sich generell um seine Angestellten. Die<br />

Personalstelle organisiert etwa regelmäßig Fortbildungen. Bei<br />

denen geht es nicht nur darum, die Arbeitskraft zu optimieren,<br />

sondern um den Menschen hinter der Planstelle. Während der<br />

Pandemie gab es Online-Seminare zu den Herausforderungen<br />

des Homeoffice oder zum Thema Resilienz. <br />

-js-<br />

onen.<br />

rmine<br />

54<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Wirtschaftsförderung<br />

ist<br />

Chefsache<br />

Die Wirtschaftsförderung ist die schnelle Eingreiftruppe des<br />

Landkreises <strong>für</strong> die Belange der Unternehmen. Man sei Ansprechpartner<br />

und Kümmerer, wenn es um Förderungen geht,<br />

wenn Objekte und Flächen <strong>für</strong> Ansiedlungen oder Erweiterungen<br />

gesucht werden oder es sonst Herausforderungen <strong>für</strong> die<br />

Unternehmen gibt, erklären Sabine Unterlandstaettner und ihr<br />

Kollege Tobias Ander. Gemeinsam bilden sie die Abteilung, die<br />

stets engen Kontakt zu Landrat Manuel Westphal hält. „Wirtschaftsförderung<br />

ist im Landratsamt nämlich immer auch<br />

Chefsache“, betont Unterlandstaettner.<br />

Neben der Unternehmer-Hilfe zählt das klassische Standort-<br />

Marketing zu den Aufgaben der Wirtschaftsförderung. Zudem<br />

steht man hinter der Berufsausbildungsmesse <strong>Altmühlfranken</strong><br />

(BAM), die der Landkreis auf die Beine gestellt und die sich zu<br />

einem großen Erfolg entwickelt hat. Sie soll gemeinsam mit<br />

der neu geschaffenen Digitalen Berufsorientierungsplattform<br />

da<strong>für</strong> sorgen, dass der Fachkräftebedarf vor Ort so weit wie<br />

möglich mit regionalem Nachwuchs gedeckt werden kann.<br />

Transformation der<br />

lokalen WIrtschaft<br />

Sabine Unterlandstaettner hat<br />

Betriebswirtschaftslehre studiert. Sie<br />

ist seit 2009 beim Landkreis. Zuvor<br />

arbeitete sie in der Industrie im<br />

Bereich Personal und Organisation.<br />

Ihr Kollege Tobias Ander hat einen<br />

Master in Tourismus & Regionalplanung.<br />

Er wechselte 2021 als<br />

Werkstudent direkt von der Uni zum<br />

Landkreis. Die Transformation der<br />

beiden im Landkreis bedeutsamen<br />

Branchen Automobilzulieferer und<br />

Kunststoff halten die beiden Wirtschaftsförderer<br />

zusammen mit der<br />

Digitalisierung, Fachkräftesicherung<br />

und Dekarbonisierung <strong>für</strong> zentrale<br />

Herausforderungen der kommenden<br />

Jahre.<br />

Viel stärker ist der Landkreis in den vergangenen Jahren als Initiator,<br />

Koordinator und Moderator von Netzwerken in Erscheinung<br />

getreten. Die Wirtschaftsförderung ist hier treibende<br />

Kraft. So hat man in der Vergangenheit etwa die Zusammenschlüsse<br />

k-messwerk (Kunststoff), das Netzwerk Einzelhandel,<br />

Naturstein oder Fachkräftesicherung aus der Taufe gehoben.<br />

Nach dem Verständnis von Sabine Unterlandstaettner<br />

und Tobias Ander ist es ein ganz entscheidender Teil moderner<br />

Wirtschaftsförderung, die in der Region relevanten Akteure<br />

in verschiedenen Bereichen zusammenzubringen und sie gemeinsam<br />

nach außen wirken zu lassen. <strong>Das</strong> nächste Projekt<br />

in dieser Hinsicht steckt schon in der Pipeline. Der Landkreis<br />

will unter anderem ein Netzwerk innovativer Gründer aus der<br />

Taufe heben. <br />

-js-<br />

Jetzt wieder erhältlich!<br />

Im Landratsamt<br />

Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Landkreis<br />

Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Bahnhofstraße 2<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 9 02 - 2 04<br />

https://wirtschaft.<br />

altmuehlfranken.de<br />

wifoe.lra@landkreis-wug.de<br />

Kirchweihkalender<br />

2018<br />

Gefeiert. Wird. Hier.<br />

Gefeiert. Wird. Hier.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong><br />

<strong>WIKO</strong><br />

55


Anzeige<br />

Nachhaltige<br />

Konzepte <strong>für</strong><br />

die Zukunft<br />

Die Verkehrswende<br />

fest im Blick<br />

Zur Förderung einer nachhaltigen<br />

und umweltfreundlichen Mobilität<br />

im Raum Gunzenhausen wurde die<br />

Mobilitäts- und Verkehrs-GmbH<br />

Gunzenhausen gegründet. Diese<br />

hat zum 1. Januar <strong>2022</strong> den Betrieb<br />

aufgenommen. Die neue Gesellschaft<br />

kümmert sich unter anderem<br />

um die Stadt- und Rufbusangebote,<br />

den Verkauf von Fahrkarten <strong>für</strong> den<br />

gesamten VGN-Bereich sowie die<br />

Weiterentwicklung des ÖPNV,<br />

analysiert individuelle Bedürfnisse<br />

und begleitet die Stadt Gunzenhausen<br />

als Fachstelle in ein neues<br />

Zeitalter der Mobilität.<br />

„Wir arbeiten konzentriert an einer umweltfreundlichen Zukunft<br />

unserer Stadt“, sagt Gunzenhausens Erster Bürgermeister<br />

Karl-Heinz Fitz. Weshalb die Nachhaltigkeit künftig ziemlich<br />

weit oben auf der Agenda stehen wird. Noch weiter oben als<br />

bisher. „In Sachen Nachhaltigkeit ist die Stadt gut aufgestellt“,<br />

sagt Andreas Zuber, Leiter der Wirtschaftsförderung im Rathaus.<br />

Gunzenhausen ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche<br />

Kommunen in Bayern. „Da wird man zertifiziert,<br />

man muss also immer was machen“, so Zuber. 2021 war die<br />

Altmühlstadt zum zehnten Mal am Stadtradeln beteiligt. Zudem<br />

hatte sie im vergangenen Jahr erstmals ein Förderprogramm<br />

<strong>für</strong> Lastenfahrräder aufgelegt: Für die praktischen<br />

Gefährte wurden auch extra zwei Parkplätze im Zentrum ge-<br />

schaffen. Der Fördertopf wurde 2021 komplett augeschöpft,<br />

also geht es <strong>2022</strong> in die nächste Runde. Neben der Förderung<br />

der Anschaffung stellt die Stadt interessierten Bürgern auch<br />

Testgefährte zur Verfügung. Die Förderbedingungen sowie die<br />

Testmöglichkeiten sind auf der Website der Stadt zu finden.<br />

Mobilitäts- und Verkehrs-GmbH<br />

Gunzenhausen<br />

Christian Reichenthaler<br />

Marktplatz 44<br />

91710 Gunzenhausen<br />

Tel. 0 98 31 / 51 69 00<br />

www.gunzenhausen.de<br />

info@mvg-gun.de<br />

Aber nicht nur auf zwei Rädern will man in Gunzenhausen das<br />

Thema Nachhaltigkeit weiter vorantreiben. So hat die Stadt<br />

vom Landkreis die Trägerschaft <strong>für</strong> den ÖPNV übernommen<br />

und hat eine Stelle <strong>für</strong> einen Klimamanager geschaffen. Ein<br />

Energieleitplan, der beispielsweise passende Flächen <strong>für</strong> Photovoltaikanlagen<br />

ermitten soll, ist ein weiteres Projekt, das<br />

bereits dem Stadtrat vorgestellt wurde. Die Stadt will hier Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> Firmen und die Bevölkerung sein. „<strong>Das</strong> sind<br />

alles Konzepte, um die Bevölkerung und die Wirtschaft bei diesem<br />

<strong>für</strong> die Zukunft so wichtigen Thema Nachhaltigkeit mitzunehmen“,<br />

sagt Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. -mho-<br />

56<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Weißenburg - „attraktiv<br />

und lebenswert“<br />

Herr Oberbürgermeister, Weißenburg zählte zum Halbjahr<br />

2021 insgesamt 18.570 Einwohner und wächst weiter.<br />

Wann werden die 19.000 geknackt?<br />

Schröppel: Innerhalb der nächsten fünf Jahre.<br />

Was denken Sie, warum leben die Menschen gerne in der<br />

Großen Kreisstadt?<br />

Schröppel: Weil alle wichtigen Einrichtungen da sind.<br />

Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, ärztliche Versorgung,<br />

Kinderbetreuung und ein kulturelles Angebot. Und das<br />

alles bei kurzen Wegen. Hier gibt es nicht die Anonymität<br />

einer Großstadt. Man kennt sich.<br />

Die Einwohnerzahl steigt <strong>–</strong> wie reagieren Sie darauf?<br />

Schröppel: Wir haben mehrere Bebauungspläne vorliegen:<br />

der Wohnungsbau zur Rezataue, das Baugebiet<br />

in Hattenhof oder auch das geplante Baugebiet in Hagenbuch.<br />

Baulandentwicklung ist und bleibt ein großes<br />

Thema. Aber wir leben in einem Rechtsstaat, und das<br />

bedeutet in manchen Fällen auch, dass es zu Klageerhebungen<br />

kommt und dass das ein oder andere geplante<br />

Vorhaben nicht (zügig) umsetzbar ist.<br />

Gibt es darüber hinaus Projekte und Vorhaben, die <strong>2022</strong><br />

angegangen werden?<br />

Schröppel: Der Umbau der alten Sigwart-Brauerei in<br />

Verbindung mit dem kommunalen Wohnungsbau ist<br />

ein Mammutprojekt mitten in der Stadt. Um die Entwicklung<br />

anzustoßen, wird nun im Stadtrat über einen<br />

städtebaulichen Ideenwettbewerb diskutiert. Der zweite<br />

Bauabschnitt der Westtangente kommt als Projekt<br />

hinzu. Und natürlich möchten wir bei der Radweg-Ausweisung<br />

Nägel mit Köpfen machen. Zudem stellt uns<br />

die Parkplatzsituation in der Innenstadt vor eine weitere<br />

Herausforderung. Die Waage zu halten zwischen<br />

den Anforderungen und Wünschen der Einzelhändler,<br />

die sich nahe Parkmöglichkeiten <strong>für</strong> ihre Kunden wünschen,<br />

und andererseits den Anwohnern, die einen verkehrsberuhigten<br />

Bereich vor der Haustür bevorzugen,<br />

ist nicht einfach.<br />

Wo sehen Sie mittelfristig das größte Entwicklungspotenzial<br />

und wo die größten Aufgaben?<br />

Schröppel: In drei Bereichen: Wohnbauentwicklung,<br />

Ganztags-Kinderbetreuung und attraktive Arbeitsplätze.<br />

Wir beobachten das Phänomen, dass der pro Kopf<br />

beanspruchte Wohnraum im Verhältnis stärker wächst<br />

als die Anzahl der Einwohner. Da<strong>für</strong> arbeiten wir an Lösungen.<br />

In Sachen Kinderbetreuung ist viel passiert,<br />

aber auch da werden wir weiter optimieren. Vom Arbeitsplatzangebot<br />

ist Weißenburg gut aufgestellt, aber<br />

nicht mit dem Ballungsraum Nürnberg vergleichbar.<br />

Daher müssen wir das gute Angebot, die Vielfalt und<br />

Qualität noch weiter stärken.<br />

Und zu guter Letzt kurz und knapp: Wie beschreiben Sie<br />

die Kreisstadt Weißenburg?<br />

Schröppel: Attraktiv, lebenswert und wirtschaftlich<br />

stark. <br />

-cr-<br />

in Bayern<br />

Stadt Weißenburg i. Bay.<br />

Marktplatz 19<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 9 07 - 0<br />

www.weissenburg.de<br />

stadt@weissenburg.de<br />

Mitarbeiter: 300<br />

Oberbürgermeister:<br />

Jürgen Schröppel<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

57


Anzeige<br />

Treuchtlingen:<br />

Aus Tradition<br />

modern<br />

Die schnellste Verbindung<br />

zur Zukunft<br />

Die Stadt Treuchtlingen als staatlich<br />

anerkannter Erholungsort mit Heilquellen-Kurbetrieb<br />

zählt rund 13.000<br />

Einwohner. Sie ist nicht nur zentraler<br />

Bahnknoten des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen.<br />

Hier kreuzen<br />

auch die Bahnstrecken Nürnberg-<br />

Augsburg-München und Würzburg-<br />

Ansbach-Ingolstadt. Zusätzlich eröffnet<br />

die geplante Stärkung des<br />

Schienenverkehrs durch den<br />

„Deutschlandtakt“ neue Horizonte<br />

<strong>für</strong> die Stadtentwicklung.<br />

Treuchtlingen oder Drutelinga, wie es in seiner ersten urkundlichen<br />

Erwähnung aus dem Jahr 899 heißt, ist ein dynamischer<br />

Knotenpunkt im Herzen Bayerns. Kelten, Römer und Franken<br />

haben hier ihre kulturellen Wurzeln hinterlassen, und noch heute<br />

ist die Ortschaft am südlichen Ende des Hahnenkamms von<br />

Charme, Offenheit und Fortschrittsdenken gezeichnet. Durch<br />

die zentrale Lage hatte die ehemalige Eisenbahnerstadt schon<br />

immer eine gute Verbindung in die Zukunft.<br />

„Wir legen viel Wert darauf, dort voranzukommen, wo Bürger<br />

und Gewerbe am meisten profitieren“, sagt Dr. Dr. Kristina Becker,<br />

seit 2020 erste Bürgermeisterin der Stadt. Was sie damit<br />

meint? „Zuallererst die Digitalisierung, den Transport und<br />

erneuerbare Energien. Auch am Thema Wasserstoff sind wir<br />

dran, und mir ist es persönlich ein Anliegen, unsere politischen<br />

Prozesse <strong>für</strong> die Bürger transparent zu machen und eine direkte<br />

Teilnahme zu ermöglichen.“<br />

Also Demokratie, Technologie und Nachhaltigkeit <strong>–</strong> alles durchaus<br />

wichtige Themen <strong>für</strong> eine Stadt, die schon immer modern<br />

war und es auch in Zukunft bleiben möchte. Bei der Energiewende<br />

ist man im Rathaus ebenfalls aktiv und sucht nach neuen<br />

Lösungen <strong>für</strong> eine nachhaltige Versorgung der Stadt. „Dabei<br />

ist es uns wichtig, dass Profite aus Anlagen <strong>für</strong> Photovoltaik,<br />

Windkraft und langfristig auch <strong>für</strong> Wasserstoff bei uns hier im<br />

Landkreis bleiben und nicht anderweitig abwandern.“<br />

Stadt Treuchtlingen<br />

Hauptstraße 31<br />

Tel. 0 91 42 / 96 00 - 0<br />

www.treuchtlingen.de<br />

info@treuchtlingen.de<br />

Mitarbeiter: 260<br />

Erste Bürgermeisterin:<br />

Dr. Dr. Kristina Becker<br />

Die Innenstadt attraktiver und zukunftsfähig zu gestalten, ist<br />

Schwerpunkt kommender Jahre. Bis 2025 erhält Treuchtlingen<br />

da<strong>für</strong> aus gleich drei Förderprojekten rund 1,1 Millionen<br />

Euro. „Damit sind digitale Stadtmöbel, Infoterminals, ein strukturelles<br />

Innenstadtmanagement und Machbarkeitsstudien <strong>für</strong><br />

Leerstände sind geplant.“<br />

Wenn bald die ersten Knospen blühen, erwartet den Landkreis<br />

ein besonderes Event: Am 22. und 23. April <strong>2022</strong> finden erstmals<br />

die „TREUCHTLINGER FRÜHLINGSLICHTER“ statt, ein<br />

großes Innenstadtfest mit Beteiligung des Einzelhandels, der<br />

Gastronomie und der Vereine.<br />

-sz-<br />

58<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Qualifizierte Mitarbeiter?<br />

Im eigenen Haus finden!<br />

„Es gibt keinen Bereich, in dem es<br />

nicht schwierig ist“, sagt Claudia<br />

Wolfinger. Der Fachkräftemangel<br />

ist <strong>für</strong> die Leiterin der Arbeitsagentur<br />

Ansbach-Weißenburg längst<br />

Realität. Aufträge zu generieren, ist<br />

weiter wichtig, Mitarbeiter zu finden<br />

jedoch die eigentliche Herausforderung.<br />

Aber es gibt Lösungen, betont<br />

Wolfinger.<br />

Weil man die Mitarbeiter auch im<br />

eigenen Unternehmen findet. Wenn<br />

man genau hinsieht und die Möglichkeiten<br />

der Weiterbildung und<br />

Förderprogramme der Arbeitsagentur<br />

nutzt. So kann der Produktionshelfer<br />

von heute der Maschinenführer<br />

von morgen werden.<br />

Die Programme laufen auf zwei<br />

Schienen. Erstens: Menschen ohne<br />

formale Ausbildung. Der Berufsabschluss<br />

kann hier mit verkürzter<br />

Ausbildungszeit bei gleichbleibendem<br />

Gehalt nachgeholt werden. In<br />

manchen Berufen ist es auch möglich,<br />

sich berufsbegleitend auf die<br />

Externenprüfung vorzubereiten.<br />

Zweitens geht es darum, Mitarbeiter<br />

mithilfe einer Anpassungsqualifizierung<br />

fit <strong>für</strong> „die Aufgaben<br />

von morgen“ zu machen. <strong>Das</strong> Angebot<br />

richtet sich an alle <strong>–</strong> vom<br />

ungelernten Arbeiter bis hin zur<br />

Führungskraft. Die Arbeitsagentur<br />

übernimmt unter bestimmten Voraussetzungen<br />

Lehrgangskosten<br />

und gewährt Lohnzuschüsse. Eine<br />

Chance, die sich Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer nicht entgehen lassen<br />

sollten. Bei Interesse berät der<br />

Arbeitgeber-Service gerne. <strong>–</strong>js<strong>–</strong><br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Ansbach-Weißenburg<br />

Schwärzgasse 1<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 8 71 - 4 40<br />

www.arbeitsagentur.de<br />

Landkreis-Jubiläum - Feiern.Sie.Mit.<br />

Der Landkreis wird 50 <strong>–</strong> und alle feiern<br />

mit. Zum Beispiel beim großen<br />

Hoffest am 24. Juli rund um das<br />

Weißenburger Landratsamt. Kulinarik,<br />

Kultur und die Möglichkeit<br />

„hinter die Kulissen“ der Behörde<br />

zu blicken stehen bei diesem besonderen<br />

Tag der offenen Tür im<br />

Mittelpunkt.<br />

<strong>Das</strong> Jubiläum soll vor allem dazu<br />

dienen, das WIR-Gefühl im Landkreis<br />

zu stärken. Es soll zeigen, dass<br />

man 50 Jahre nach der Vereinigung<br />

der beiden Altlandkreise Weißenburg<br />

und Gunzenhausen zu einem<br />

neuen Gemeinschaftsgefühl gefunden<br />

hat. Dazu wird es verschiedene<br />

Aktionen geben, die in diesem Jahr<br />

starten und in den nächsten Jahren<br />

weitergeführt werden.<br />

Zahlreiche Inititiativen sollen auch<br />

den Mitmach-Charakter des Landkreis-Jubiläums<br />

transportieren.<br />

Zum Beispiel die „Jubiläumssteine<br />

<strong>Altmühlfranken</strong>“. Kitas aus dem<br />

ganzen Landkreis bemalen diese<br />

Steine und „wildern“ sie in der freien<br />

Natur aus. Wer einen Stein findet,<br />

kann ihn behalten und ein Foto in<br />

den sozialen Medien posten. Oder<br />

er wildert ihn an einer anderen Stelle<br />

aus und schickt ihn so auf eine<br />

Reise quer durch den Landkreis.<br />

Außerdem ist ein Videowettbewerb<br />

mit Kitas geplant. Gesucht wird das<br />

kreativste Video unter dem Motto<br />

„Der Landkreis feiert 50. Geburtstag<br />

<strong>–</strong> Euer Geburtstagswunsch <strong>für</strong><br />

den Landkreis“. Der Gewinner wird<br />

beim Hoffest prämiert. Zudem wird<br />

in jeder der 27 Gemeinden ein Obstbaum<br />

gepflanzt. Der Landkreis<br />

setzt auf seinen Flächen fünf weitere<br />

Bäume. Die stehen <strong>für</strong> fünf Jahrzehnte<br />

Weißenburg-Gunzenhausen<br />

und seine fünf Landräte, die seitdem<br />

den Landkreis führten.<br />

Weitere Aktionen <strong>für</strong> Schulen, Einrichtungen<br />

und Senioren sind derzeit<br />

noch in Planung. -js-<br />

Landratsamt<br />

Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Bahnhofstraße 2<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 9 02 - 0<br />

www.landkreis-wug.de<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

59


Oft allein auf weiter<br />

Flur: Frauen in der<br />

Führung<br />

Von Kathrin Lucia Meyer<br />

und Miriam Zöllich<br />

Britta Strunz, Geschäftsführerin von Krause Präzisions-<br />

Kokillenguss, im Gespräch mit ihrem Mann Jochen<br />

Strunz, Betriebsleiter und Prokurist. Bild: Johannes Bayer<br />

Haben alle Geschlechter<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> die<br />

gleichen Chancen auf dem<br />

Arbeitsmarkt? Oder brauchen<br />

wir mehr Frauen in<br />

Führungspositionen und<br />

in der Kommunalpolitik?<br />

Eine <strong>WIKO</strong>-Bestandsaufnahme<br />

mit Ausblick.<br />

Frauen und Männer sind in Deutschland<br />

gleichgestellt, zumindest vor dem<br />

Gesetz. An der tatsächlichen Chancengleichheit<br />

aber arbeiten wir noch:<br />

Frauen sind weiterhin in Führungsund<br />

gesellschaftlich entscheidenden<br />

Positionen unterrepräsentiert, werden<br />

schlechter bezahlt, arbeiten häufiger in<br />

Teilzeit und leisten den Löwenanteil<br />

der Sorgearbeit.<br />

Besonders gravierend zeigen sich diese<br />

Unterschiede in ländlichen Regionen,<br />

wie dem hiesigen Landkreis: Nur zwei<br />

der 50 größten Arbeitgeber in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

werden von Frauen geführt,<br />

bei acht Unternehmen sind sie<br />

immerhin an der Führung beteiligt.<br />

Der Anteil an Frauen in den kommunalen<br />

Gremien in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

beträgt 16 Prozent. Noch<br />

nie gab es eine Landrätin und in gerade<br />

einmal zwei der 27 Rathäuser sitzen<br />

Frauen am Bürgermeisterpult.<br />

„Frauen haben es in manchen Bereichen<br />

immer noch nicht leicht und müssen<br />

oft mehr leisten, um mit Männern<br />

konkurrieren zu können“, weiß Erika<br />

Gruber aus jahrzehntelanger Erfahrung<br />

als Geschäftsführerin von Zweirad<br />

Gruber in Gunzenhausen und<br />

ehemalige Vizepräsidentin der IHK<br />

Nürnberg <strong>für</strong> Mittelfranken. 1971 stieg<br />

die gelernte Steuerfachgehilfin ins<br />

Fahrradgeschäft des Vaters ein, damals<br />

noch eine klassische Männerdomäne.<br />

Gruber stammt aus einer Vertriebenenfamilie<br />

aus dem Sudetenland.<br />

Von Kindesbeinen an nimmt sie der<br />

Vater mit ins Radgeschäft, so habe sie<br />

sich vieles abschauen können und sei<br />

früh in die Unternehmerinnenrolle hineingewachsen.<br />

„Es war eine Herausforderung,<br />

als Frau in der Geschäftsführung<br />

akzeptiert zu werden. Und es<br />

kam nicht selten vor, dass die Kunden<br />

nach dem Chef gefragt haben. Man<br />

wurde einfach nicht ernst genommen“,<br />

erinnert sich Gruber. In den Anfangszeiten<br />

habe es gar Versuche gegeben,<br />

einen Klaps auf den Po zu platzieren.<br />

Gruber aber habe sich entschieden dagegen<br />

gewehrt. „Die Geringschätzung<br />

einer Frau, besonders im technischen<br />

Bereich, wettzumachen und mit unternehmerischem<br />

Ehrgeiz und Durchsetzungskraft<br />

erfolgreich zu werden, das<br />

war ein langer Weg“, sagt die heute<br />

Erika Gruber, Geschäftsführerin von<br />

Zweirad Gruber in Gunzenhausen.<br />

60<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


73-Jährige. Ihre Methode: „Bei Ablehnung<br />

aufmerksam und freundlich<br />

nachfragen, ob man denn nicht doch<br />

weiterhelfen könne.“ Und dann einfach<br />

das tun, was man fachlich könne.<br />

„Man kann schon sagen, ich habe einen<br />

Ehrgeiz entwickelt, es den Männern zu<br />

zeigen!“<br />

Und die Kinder? Die habe sie einfach<br />

mit zur Arbeit genommen, als sie noch<br />

klein waren. Die ältere der beiden<br />

Töchter hat das Radgeschäft nun in<br />

dritter Generation mit übernommen.<br />

Eine erfolgreiche Unternehmerinnengeschichte<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong>, bei der<br />

die Frauen eine tragende Rolle im Familienunternehmen<br />

spielen. Sie ist<br />

allerdings eine Seltenheit. Sowohl in<br />

der Selbstständigkeit als auch im Angestelltenverhältnis.<br />

Viermal so viele Männer wie Frauen<br />

in der Führung<br />

Eine Auswertung der Agentur <strong>für</strong><br />

Arbeit zeigt: Fast die Hälfte der knapp<br />

33.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

im Landkreis sind Frauen.<br />

Doch nur rund 213 davon sind in einer<br />

Führungsposition, während es bei den<br />

Männern rund viermal so viele sind.<br />

Zum Vergleich: In Deutschland liegt<br />

der Frauenanteil in der Führung bei<br />

27,5 Prozent, in Mittelfranken mit 26<br />

Prozent etwas darunter.<br />

Deutlicher fällt das Bild bei den Big<br />

Playern aus: Bei den 50 größten Unternehmen<br />

und kommunalen Verwaltungen<br />

des Landkreises <strong>–</strong> gemessen an der<br />

Zahl der Beschäftigten <strong>–</strong> sitzen in 39<br />

Niederlassungen ausschließlich Männer<br />

in der Chefetage. Bei neun ist die<br />

Leitung gemischt und bei nur zwei der<br />

50 größten Arbeitgeber <strong>Altmühlfranken</strong>s<br />

sitzt eine Frau im Chefsessel: Dr.<br />

Dr. Kristina Becker als Bürgermeisterin<br />

in Treuchtlingen und Claudia Wolfinger<br />

als Vorsitzende der Geschäftsführung<br />

der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Ansbach-Weißenburg.<br />

<strong>Das</strong>s vor allem in größeren Unternehmen<br />

die Führungspositionen<br />

männlich dominiert sind, ist kein rein<br />

altmühlfränkisches Phänomen. Auch<br />

das Institut <strong>für</strong> Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) bestätigt in seinem<br />

aktuellen Kurzbericht von Januar<br />

<strong>2022</strong>: Mit zunehmender Betriebsgröße<br />

nimmt der Anteil von Frauen auf der<br />

ersten und zweiten Führungsebene ab<br />

und liegt bei Betrieben mit mehr als<br />

500 Beschäftigten bei nur noch 15 Prozent.<br />

Die deutlich geringere Quote ist in<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> zum Teil auch branchenspezifisch.<br />

Die größten Arbeitgeber<br />

sind oft in der Automobil- oder<br />

Kunststoffindustrie zu finden, immer<br />

noch stark männlich dominierte Berufszweige.<br />

Andererseits: Unter den<br />

50 größten altmühlfränkischen Betrieben<br />

ist auch das Sozialwesen mit Pflege-<br />

und Behinderteneinrichtungen gut<br />

vertreten. Und hier arbeiten überwiegend<br />

Frauen. Allerdings eben nicht in<br />

der Führung, wie sich zeigt. Die Chefs<br />

sind Männer.<br />

Hier spielt auch der ländliche und<br />

konservativ geprägte Raum eine Rolle,<br />

glaubt Hedwig Hochreiter, die Beauftragte<br />

<strong>für</strong> Chancengleichheit am<br />

Arbeitsmarkt bei der Arbeitsagentur<br />

Ansbach-Weißenburg: „In urbanen<br />

Regionen ist das Bild schon ein anderes.“<br />

Die klassische Rollenverteilung ist einer<br />

der Gründe, warum so wenig Frauen<br />

an der Spitze von Unternehmen<br />

stehen. Damit gehen strukturelle Probleme<br />

wie die mangelnde Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf und die<br />

Kinderbetreuung einher. Noch immer<br />

ist die Sorgearbeit <strong>–</strong> von der Kindererziehung<br />

bis zur Pflege von Angehörigen<br />

<strong>–</strong> über-wiegend Frauensache, und<br />

nicht jede Frau kann den Nachwuchs<br />

mit auf die Arbeit nehmen. „Oft wird<br />

den Frauen aber auch das Kümmern<br />

um die Fami-lie unterstellt, obwohl es<br />

in vielen Part-nerschaften schon eine<br />

moderne und gerechtere Verteilung<br />

gibt“, so Hedwig Hochreiter.<br />

Solche Vorurteile spielen ebenfalls eine<br />

Rolle, wenn es <strong>für</strong> Frauen darum geht,<br />

die Chefetage anzusteuern. „Frage ich<br />

Führungskräfte, welche Eigenschaften<br />

sie mit einer erfolgreichen Führungskraft<br />

verbinden, sind dies eher stereotyp<br />

männliche als stereotyp weibliche<br />

Eigenschaften”, erklärt Führungskräfte-Coach<br />

Martina Bohnenstiel. Männer<br />

gelten als wettbewerbsorientiert,<br />

analytisch, durchsetzungsfähig, selbstbewusst<br />

und ehrgeizig. „Frauen werden<br />

nach wie vor eher Eigenschaften<br />

wie empathisch, warm, <strong>für</strong>sorglich,<br />

emotional, sensibel, hilfsbereit etc. zu-<br />

gesprochen.“ Die Folgen solcher Stereotype:<br />

Die Frauen stapeln sich auf<br />

der zweiten Führungsebene, sehen den<br />

möglichen Aufstieg durch die „Gläserne<br />

Decke“ über sich <strong>–</strong> erreichen ihn<br />

aber nur selten.<br />

„Hinzu kommt, dass es Frauen oftmals<br />

an Selbstvertrauen fehlt und sie<br />

ihre Leistung nicht so gut darstellen<br />

können, wenn es um Beförderungen<br />

geht“, denkt die Beauftragte <strong>für</strong> Chancengleichheit,<br />

Hedwig Hochreiter. An<br />

der Qualifikation kann es kaum liegen:<br />

Bei den (Hoch-)Schulabschlüssen und<br />

Ausbildungen haben Frauen mit den<br />

Männern schon lange gleichgezogen,<br />

sie teilweise sogar überholt. Die Arbeitsagentur<br />

bietet deswegen vor allem<br />

<strong>für</strong> Frauen mit hohem Bildungsabschluss<br />

ein intensives Coaching an, in<br />

dem sie etwa lernen, Lohn- und Gehaltsgespräche<br />

zu führen und auf die<br />

eigenen Erfolge hinzuweisen.<br />

Gläserne<br />

Decke<br />

Die künstliche Barriere, die<br />

Frauen und Minderheiten<br />

daran hindert, in leitende<br />

Positionen aufzusteigen.<br />

Gründe <strong>für</strong> die Barriere<br />

sind eher ungeschriebene<br />

Normen und Vorurteile als<br />

tatsächliche Richtlinien.<br />

Auch ein Blick aufs IHK-Gremium<br />

Weißenburg-Gunzenhausen spiegelt<br />

die Situation in Führungsebenen der<br />

größten Unternehmen des Landkreises<br />

gut wider: Der vierköpfige Vorstand ist<br />

rein männlich besetzt, unter den 20<br />

Mitgliedern des Gremienausschusses<br />

der Wahlperiode 2020 bis 2024 befinden<br />

sich nur drei Frauen: Erika Gruber<br />

ist eine von ihnen.<br />

Und dann ist da noch Britta Strunz mit<br />

einer ebenso ungewöhnlichen, aber beeindruckenden<br />

Laufbahn. Die gelernte<br />

Zahntechnikerin hat den Quereinstieg<br />

ins Familienunternehmen gewagt: Zusammen<br />

mit ihrem Bruder Uli Krause<br />

und Mann Jochen Strunz leitet sie die<br />

Krause Präzisions-Kokillenguss GmbH<br />

in Bieswang mit über 90 Mitarbeitenden<br />

in zweiter Generation. Innerhalb<br />

der Dreier-Führungsriege konzentriert<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

61


Interview<br />

Martina Bohnenstiel,<br />

Munich Leadership Group<br />

Welche Probleme haben Frauen, die<br />

Führungspositionen anstreben oder in<br />

einer Führungsposition sind?<br />

Schaffen es Frauen in die Führungsetage,<br />

nehmen sie oft <strong>–</strong> und das passiert<br />

automatisch <strong>–</strong> das Verhalten der Männer<br />

an, da diese mit den Eigenschaften<br />

wie analytischem und strategischem<br />

Denken und Durchsetzungsstärke in<br />

Verbindung gebracht und eher mit<br />

Führung assoziiert werden. Während<br />

männliche Führungskräfte keine Konsequenzen<br />

be<strong>für</strong>chten müssen, wenn<br />

sie dominantes Führungsverhalten zeigen,<br />

kann dies <strong>für</strong> weibliche Führungskräfte<br />

durchaus negative Folgen haben.<br />

Zeigen Frauen in Führungspositionen<br />

eher männliche Verhaltensweisen wie<br />

zum Beispiel ein bestimmendes Auftreten,<br />

werden sie zwar als kompetent<br />

eingeschätzt, zugleich aber auch als unsympathisch<br />

wahrgenommen.<br />

Sollen sich Frauen dann also keinen<br />

„männlichen“ Führungsstil aneignen?<br />

Es braucht ein selbstbewusstes Bekenntnis<br />

zum female Leadership. Ich<br />

habe sogar die Beobachtung gemacht,<br />

dass sich Männer dann auch anders<br />

verhalten. Diversity tut gut und hilft,<br />

beste Ergebnisse zu erzielen.<br />

Mir selbst ist diese Angleichung an<br />

männliches Führungsverhalten unbewusst<br />

passiert. Mein Kleidungsstil<br />

änderte sich vom Kleid zum Hosenanzug,<br />

ich verfiel dem Denglisch, nutzte<br />

all die Buzz Wörter meiner Kollegen<br />

und war durchgetaktet. Mein Freundeskreis<br />

machte mich auf die Veränderung<br />

aufmerksam, und gemeinsam mit<br />

einem Coach gelang es mir, Erfolgskriterien<br />

zu validieren. Ich beschloss einfach<br />

Frau zu bleiben, meinen eigenen<br />

Stil zu finden und durch Kompetenz<br />

zu überzeugen. Wie sagte mein Coach<br />

damals: Die Männer nehmen Dich<br />

auch nicht mit auf den Fußballplatz,<br />

Du wirst immer einen Platz außerhalb<br />

Ihres Kreises haben. Bleibe authentisch<br />

und versuche nicht das Spiel der<br />

Männer zu spielen. <strong>Das</strong> lässt Dich unsympathisch,<br />

verbissen oder sogar als<br />

Emanze wirken. Ein Rat, der mir sehr<br />

geholfen hat.<br />

Brauchen Frauen mehr bzw. ein anderes<br />

Coaching, um in Führungspositionen<br />

zu kommen? Wie wichtig sind<br />

Coaching, Mentoring und Netzwerke?<br />

Grafik: Mentor Verlag Berlin, aus dem Buch<br />

„Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle<br />

von Männern zu verletzen” von Sarah Cooper.<br />

Ich halte das <strong>für</strong> Frauen <strong>für</strong> essenziell<br />

wichtig. Eine Frau ist häufiger<br />

auch kritischer und unsicherer als ein<br />

Mann. Ein Headhunter hat mir einmal<br />

erzählt: Er bot einen Vorstandsposten<br />

einer Frau und einem Mann<br />

an. Die Frau fühlte sich geehrt, wollte<br />

darüber schlafen und sich am nächsten<br />

Tag melden. Der Mann sagte: Danke<br />

und nahm den Job. <strong>Das</strong> erlebe ich ganz<br />

oft. Frauen brauchen die Reflektion,<br />

zum Beispiel über die Rolle weibliche<br />

Führungskraft, was ist wichtig in dieser<br />

Rolle, wer bin ich und was kann ich<br />

…, den Austausch und Support eines<br />

Netzwerkes. Dann fühlen sie sich bestärkt<br />

und können Ihre Rolle exzellent<br />

ausfüllen.<br />

sich Britta Strunz unter anderem auf<br />

Personalthemen und sieht darin auch<br />

die weibliche Stärke: „Frauen fühlen<br />

eher, was der Mitarbeiter, was der<br />

Kunde braucht, sie lassen ihre Intuition,<br />

ihr Bauchgefühl spielen. <strong>Das</strong> können<br />

Frauen teilweise besser.”<br />

Dennoch: Die Entscheidung, ins Familienunternehmen<br />

einzusteigen, sei<br />

nicht einfach gewesen, da sie weder<br />

das technische Know-how noch eine<br />

betriebswirtschaftliche Berufsausbildung<br />

gehabt habe. „Andererseits hatte<br />

ich da<strong>für</strong> ja Eltern, Bruder, Mann und<br />

Personal“, sagt sie. „Ich sage aber ganz<br />

offen, wenn ich etwas nicht weiß. Ich<br />

denke, das gehört auch zum typisch<br />

weiblichen Führungsstil. Wenn man<br />

selbstsicher und authentisch ist, auch<br />

wenn man nicht alles weiß, aber dennoch<br />

mal dagegenhält, dann habe nicht<br />

nur ich Spaß daran, sondern auch die<br />

Jungs.“<br />

Auch Katalin Fürstin von Wrede, die<br />

zusammen mit ihrem Schwiegervater<br />

Carl Friedrich Fürst von Wrede und<br />

Mann Carl Christian Fürst von Wrede<br />

die Ellinger Brauerei leitet, glaubt,<br />

dass man als Frau überlegter vorgehen<br />

muss, um sich, vor allem auch in Männerdomänen,<br />

behaupten zu können.<br />

Die ehemalige Investmentbankerin,<br />

die gerade einen „International Master<br />

of Beer“ absolviert, weiß sowohl aus<br />

der Finanz- als auch der Brauerszene:<br />

„Frauen müssen kompetent und selbstbewusst<br />

auftreten. Ich muss mir als<br />

Frau bewusst sein und mir zutrauen,<br />

dass ich aufgrund meiner Qualifikationen,<br />

Fachkenntnisse und Erfahrungen<br />

durchaus wichtige Entscheidungen<br />

treffen und eine Führungsposition anstreben<br />

bzw. ausüben kann. Neben<br />

den beruflichen Erfahrungen geht es<br />

hier daher auch um die persönliche<br />

Entwicklung.“<br />

Und darum, die nötige Unterstützung<br />

zu bekommen, um es auch mit der Familie<br />

und dem Privatleben vereinbaren<br />

zu können. „Es ist definitiv eine große<br />

Herausforderung, beruflich und pri-<br />

62<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Backlash-<br />

Effekt<br />

(Engl. „Konterschlag“)<br />

Negative Auswirkungen,<br />

die durch die Verletzung<br />

von stereotypen Erwartungen<br />

entstehen. Frauen<br />

gelten aufgrund ihrer<br />

„weiblichen“ Eigenschaften<br />

nicht als kompetent in<br />

der Führung. Frauen aber,<br />

die eher „männlich“ und<br />

dominant auftreten, gelten<br />

als nicht typisch weiblich<br />

und daher unsympathisch<br />

<strong>–</strong> was wiederum<br />

eine Führung verhindern<br />

oder erschweren kann.<br />

vat alles unter einen Hut zu bringen.<br />

<strong>Das</strong> möchte ich nicht kleinreden. Der<br />

Partner muss mitspielen und das unterstützen.<br />

Mein Mann und ich waren immer<br />

ein Team“, sagt von Wrede. „Ohne<br />

diese Unterstützung wäre ich heute<br />

nicht dort, wo ich bin, und da<strong>für</strong> bin<br />

ich enorm dankbar.“<br />

<strong>Das</strong> Potenzial der Netzwerke<br />

Die gebürtige Österreicherin, die mit<br />

ihrem Mann und den vier Kindern in<br />

München lebt, glaubt, dass viele Frauen<br />

in ländlicher strukturierten Gegenden<br />

wie <strong>Altmühlfranken</strong> nicht so sichtbar<br />

sind, da ihnen auch die Netzwerke<br />

fehlen oder sie diese zu wenig nutzen.<br />

„Der Weg ist steinig, wenn man als<br />

Frau keine Unterstützung hat. Gerade<br />

Jüngere müssen wesentlich mehr gefördert<br />

werden. Den jungen Talenten<br />

wird zu wenig unter die Arme gegriffen.<br />

Dabei wäre es so wichtig, sich zu<br />

vernetzen und auszutauschen.”<br />

Katalin Fürstin von Wrede,<br />

Geschäftsführerin der Fürst Carl<br />

Schlossbrauerei in Ellingen.<br />

Netzwerke kann man nicht außer Acht<br />

lassen, wenn es um die Frage geht, warum<br />

so wenige Frauen in Führungspositionen<br />

und politischen Ämtern<br />

sind. Und hier haben Frauen offensichtlich<br />

noch gehörig Nachholbedarf.<br />

Lange war ihnen der Zugang zu den<br />

etablierten, sogenannten „Old-Boys“-<br />

Netzwerken wie Rotary Club oder<br />

Lions Club sogar verwehrt. Einige von<br />

ihnen sind mittlerweile <strong>für</strong> Frauen ge-<br />

öffnet, etwa die Lions Clubs in Gunzenhausen<br />

und Treuchtlingen oder der<br />

Rotary Club Weißenburg. „Wäre dies<br />

anders, würden wir etwa 50 Prozent<br />

der Bevölkerung nicht <strong>für</strong> uns gewinnen<br />

können“, erklärt Dr. Martin Röper,<br />

ehemaliger Clubpräsident. Auch wenn<br />

längst nicht alle Frauen die Einladung<br />

annehmen: „Gelegentlich passt bei<br />

Frauen ein Engagement mit hoher Präsenzpflicht<br />

nicht zur eigenen Lebensplanung<br />

mit Vollzeitberuf, Familie und<br />

Freizeitgestaltung.“<br />

Der Weißenburger Lions Club hingegen<br />

konnte sich bis heute nicht dazu<br />

durchringen, Frauen in ihre Reihen<br />

aufzunehmen. Und manchmal liegt<br />

es auch an den Frauen selbst, die sich<br />

davor scheuen, soziale Beziehungen zu<br />

„instrumentalisieren“, wie eine Interviewstudie<br />

aus dem Jahr 2019 zeigt.<br />

Diese Tendenz von Frauen, sich selbst<br />

aufgrund eines Netzwerks nicht zu<br />

bevorteilen, nennt man „beziehungsorientierte<br />

Moralität“. Dabei belegen<br />

diverse Erhebungen, dass Frauen und<br />

Männer branchenübergreifend davon<br />

profitieren, wenn sie durch Netzwerke<br />

und Mentoren gefördert werden.<br />

In dem Bereich ziehen die Frauen<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> aber nach. Der<br />

Zonta Club Fränkisches Seenland ist<br />

die weibliche Antwort auf die Lions<br />

und Rotarier und setzt sich gezielt <strong>für</strong><br />

Frauenprojekte ein. <strong>Das</strong> Frauenforum<br />

unter der Federführung der Gleichstellungsstelle<br />

im Landratsamt ist ein<br />

überparteilicher und überkonfessioneller<br />

Zusammenschluss von Frauen,<br />

die sich über bestimmte Themen aus-<br />

Stammtisch des Frauennetzwerks<br />

„Lauter Frauen<br />

<strong>Altmühlfranken</strong>“.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

63


Interview<br />

„Frauennetzwerk“<br />

Wer dem offenen Netzwerk<br />

„Lauter Frauen“ bei<br />

Facebook unverbindlich<br />

beitreten möchte, findet<br />

die Gruppe unter „Frauennetzwerk<br />

WUG“ (facebook.com/groups/lauterfrauenaltmuehlfranken)<br />

und bei Instagram unter<br />

lauter_frauen. Weitere Informationen<br />

unter lauter.<br />

frauen.altmuehlfranken@<br />

gmail.com. Neben Frauen<br />

sind explizit auch Männer<br />

eingeladen, die sich <strong>für</strong><br />

Gleichstellungsthemen<br />

einsetzen möchten.<br />

tauschen und an einer aktiven Mitgestaltung<br />

interessiert sind.<br />

Und neu hinzugekommen ist im März<br />

2021 das Frauennetzwerk „Lauter<br />

Frauen <strong>Altmühlfranken</strong>“. Mehr als<br />

170 Frauen und einige, noch wenige,<br />

Männer aus der Region sind es mittlerweile,<br />

die sich in einem lockeren Zusammenschluss<br />

organisieren. Die Ziele<br />

des Frauennetzwerkes: gegenseitiger<br />

Austausch und Unterstützung, der<br />

Einsatz <strong>für</strong> mehr Gleichberechtigung<br />

und Diversität in Unternehmen und in<br />

der Politik, die Förderung eines modernen<br />

Rollenbildes und bessere Entwick-<br />

GLEICHSTELLUNGSSTELLE<br />

LANDRATSAMT<br />

WEIßENBURG-GUNZENHAUSEN<br />

Ines Dirsch<br />

Tel. 0 91 41 / 9 02 - 1 29<br />

ines.dirsch@landkreis-wug.de<br />

Agnes Müller<br />

Tel. 0 91 41 / 9 02 - 2 41<br />

agnes.mueller@landkreis-wug.de<br />

lungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Frauen.<br />

Und: der Abbau von Vorurteilen gegenüber<br />

weiblichen Führungskräften<br />

und Frauen in Männerdomänen. „Es<br />

braucht positive Vorbilder“, weiß Hedwig<br />

Hochreiter. „Frauen, die inspirieren.“<br />

Gerade auch junge Frauen <strong>für</strong> die<br />

Kommunalpolitik zu begeistern, sei<br />

eine wichtige Aufgabe der Parteien,<br />

sagt Treuchtlingens Bürgermeisterin<br />

und CSU-Kreisvorsitzende Kristina<br />

Becker. Einen Ansatz, politisch engagierte<br />

Frauen in der Region <strong>–</strong> zumindest<br />

parteiintern <strong>–</strong> besser zu vernetzen,<br />

gibt es mit der Frauen-Union der CSU.<br />

„Um politisch, aber auch gesellschaftlich<br />

voranzukommen, ist es wichtig,<br />

dass mehr Frauen in öffentlichen Ämtern<br />

und verantwortlichen Positionen<br />

mitbestimmen“, ist Renate Gutmann,<br />

stellvertretende Vorsitzende der Frauen-Union<br />

auf Kreisebene, überzeugt.<br />

Und: „Frauen sind schon politisch und<br />

engagieren sich vielfältig, aber durch<br />

die Konzentration auf Kinder und<br />

Familie in traditionellen Rollen fehlt<br />

ihnen meistens die Zeit <strong>für</strong> ein zusätzliches<br />

Amt.“<br />

Demokratie und Wirtschaft leiden darunter,<br />

wenn ein Großteil der Bevölkerung<br />

hier nicht angemessen vertreten<br />

ist. Wenn Frauen bei Entscheidungsprozessen<br />

auf vielen Ebenen des politischen,<br />

wirtschaftlichen, gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Lebens fehlen.<br />

Aber auch andere unterrepräsentierte<br />

Bevölkerungsgruppen sollten sich im<br />

Sinne der Diversität noch viel mehr in<br />

der Politik <strong>–</strong> vor allem auch in der Zusammensetzung<br />

von Kreis-, Stadt- und<br />

Gemeinderäten <strong>–</strong> wiederfinden.<br />

Der 4. Atlas zur Gleichstellung von<br />

Frauen und Männern, herausgegeben<br />

vom Familienministerium, gibt einen<br />

umfassenden Überblick über die regionalen<br />

Unterschiede auf Landes- und<br />

Kreisebene in Deutschland. Der bundesweite<br />

Durchschnitt beim Frauenanteil<br />

in den Landesparlamenten lag<br />

2021 bei 31 Prozent. Im Bayerischen<br />

Landtag nehmen Frauen 56 von insgesamt<br />

205 Sitzen ein <strong>–</strong> das sind etwas<br />

über 27 Prozent. Auf kommunaler<br />

Ebene sieht es noch schlechter aus: Gerade<br />

zehn Prozent der Rathäuser und<br />

Landratsämter sind mit Bürgermeisterinnen<br />

und Landrätinnen besetzt.<br />

„Die Quote kann<br />

helfen“<br />

Laut einer Befragung des Forschungsprojekts<br />

„Frida <strong>–</strong> Frauen in die Kommunalpolitik“<br />

liegt es unter anderem<br />

am teilweise aggressiven Umgangston<br />

und an familienfeindlichen Sitzungszeiten,<br />

dass Frauen sich nicht auf öffentliche<br />

politische Mandate bewerben.<br />

Wir haben Mina Mittertrainer<br />

interviewt, die wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

bei Frida ist.<br />

Wie kann es gelingen, Einstiegsbarrieren<br />

<strong>für</strong> Frauen in der Politik, gerade <strong>für</strong><br />

junge Frauen im ländlichen Raum, abzubauen?<br />

Ein wichtiger Faktor ist es, jungen<br />

Frauen zu vermitteln, dass das, was sie<br />

interessiert, und das, was sie in ihrem<br />

Alltag beschäftigt, meistens schon ganz<br />

viel mit Politik zu tun hat. Gerade <strong>für</strong><br />

Frauen ist es wichtig, Vorbilder aufzuzeigen,<br />

zum Beispiel andere Frauen,<br />

die den Schritt bereits erfolgreich gegangen<br />

sind. Und vonseiten aktiver<br />

Politiker braucht es die direkte Ansprache.<br />

Auch mehrmaliges Nachfragen,<br />

wenn es sich jemand nicht zutraut, und<br />

diejenige auf ihrem Weg in die Politik<br />

zu begleiten.<br />

In anderen europäischen Ländern<br />

konnte man durch eine Frauenquote<br />

in der Politik annähernd Parität schaffen.<br />

Brauchen wir in Deutschland auch<br />

64<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


eine Frauenquote <strong>für</strong> politische Ämter?<br />

Die Geschlechterquote ist ein sehr,<br />

sehr wichtiges Werkzeug, aber kein<br />

Allheilmittel. Eine Quote allein reicht<br />

nicht aus, aber ohne wird es vermutlich<br />

nicht gehen, wie die vergangenen 100<br />

Jahre gezeigt haben. Die Quote kann<br />

dabei helfen, alte Strukturen aufzubrechen.<br />

Und davon profitieren dann<br />

nicht nur Frauen. Natürlich gibt es die<br />

berechtigte Angst, als „Quotenfrau“<br />

zu gelten, aber das wird sich normalisieren,<br />

je mehr Frauen tatsächlich politisch<br />

bedeutende Ämter belegen.<br />

Warum ist es so wichtig, dass sie auch<br />

mehr offizielle politische Mandate belegen?<br />

Tatsächlich kann man nicht sagen,<br />

dass Frauen generell weniger Interesse<br />

hätten, sich politisch zu engagieren.<br />

Frauen wählen nur vermehrt andere<br />

Formen der Partizipation, die oft gar<br />

nicht als politisch verstanden werden,<br />

engagieren sich z. B. eher im Elternbeirat,<br />

der Kirche, Protesten wie der<br />

Klimabewegung „Fridays for Future“<br />

usw. Umso wichtiger ist es, dass sich<br />

Frauen auch auf politische Mandate<br />

bewerben, auf jene Posten, wo weitreichendere<br />

Entscheidungen getroffen<br />

werden.<br />

Warum ist der Frauenanteil in politischen<br />

Ämtern in ländlichen Räumen<br />

geringer als in Städten?<br />

Gerade im ländlichen Raum ist das<br />

soziale Gefüge noch ein anderes, und<br />

Frauen werden auch einfach seltener<br />

gefragt, ob sie in die Politik möchten.<br />

Politisches Engagement von Frauen<br />

gilt oft noch als auffällig, und das<br />

kann <strong>für</strong> Frauen ein soziales Risiko<br />

darstellen. Frauen haben Angst davor,<br />

ausgeschlossen zu werden aus ihrer sozialen<br />

Gemeinschaft. Und: Wir haben<br />

in ländlichen Räumen oft noch traditionellere<br />

Familienformen, wo Frauen<br />

auch noch mehr Familienarbeit übernehmen.<br />

Die Rollenbilder sind verfestigter,<br />

das zeigt sich nicht nur beim<br />

Thema der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf, sondern eben auch dann,<br />

wenn Frauen sich zusätzlich politisch<br />

engagieren möchten. Man geht auch<br />

hier wieder ein soziales Risiko ein,<br />

muss sich rechtfertigen, weil Frauen<br />

noch vermehrt andere Rollen zugeschrieben<br />

sind.<br />

Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen<br />

liegt der Frauenanteil im Kreistag<br />

immerhin bei knapp 22 Prozent.<br />

Aber: In den 27 Stadt- und Gemeinderäten<br />

sind Frauen mit nur 16 Prozent<br />

vertreten, es gibt sogar Gemeinden<br />

ganz ohne Frauen in ihrem Entscheidungsgremium.<br />

An der Spitze sieht es<br />

noch dünner aus: Susanne Feller<br />

(CSU/PWG) in der Marktgemeinde<br />

Heidenheim am Hahnenkamm und<br />

Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina<br />

Becker (CSU) sitzen als einzige<br />

Frauen auf weiter Flur am Bürgermeisterpult.<br />

„Ich bin als Quotenfrau über die Liste<br />

der CSU reingekommen und habe<br />

auch kein Problem damit, so bezeichnet<br />

zu werden“, sagt die 55-Jährige,<br />

die gebürtig aus Wolfenbüttel in Niedersachsen<br />

kommt. Dabei nimmt<br />

Becker nicht nur als erste weibliche<br />

Bürgermeisterin der Stadt Treuchtlingen,<br />

sondern auch als erste weibliche<br />

Kreisvorsitzende in einem Kreisverband<br />

der CSU in Mittelfranken<br />

eine Vorreiterrolle ein. „Wir brauchen<br />

noch viel mehr Frauen in der Politik,<br />

vor allem in der Kommunalpolitik.“<br />

Die Ärztin und Patentanwältin ist<br />

überzeugt davon, dass davon alle profitieren<br />

würden. „Frauen haben einen<br />

anderen Politikstil: Sie können besser<br />

zuhören, lassen eher ausreden und<br />

auch andere Meinungen stehen. Sie<br />

kommen oft schneller auf den Punkt,<br />

sind lösungsorientierter und weniger<br />

dogmatisch.“<br />

Die dreifache Mutter setzt sich in<br />

Treuchtlingen unter anderem da<strong>für</strong><br />

ein, die Strukturen <strong>für</strong> Frauen nicht<br />

nur in der Rathausverwaltung, sondern<br />

auch im Stadtrat so zu gestalten,<br />

dass die berufliche beziehungsweise<br />

ehrenamtliche Tätigkeit in der Politik<br />

leichter mit der Familie und dem Privatleben<br />

zu vereinbaren ist. Gerade<br />

Sitzungszeiten im Stadtrat, abends ab<br />

18 Uhr, seien zwar wenig familienfreundlich,<br />

aber schwer zu ändern, da<br />

ein Großteil der Mitglieder das Amt<br />

mit einer Erwerbstätigkeit vereinbaren<br />

müsse, weiß Becker. Aber das tageweise<br />

Arbeiten im Homeoffice würde man<br />

zum Beispiel auch nach Corona in der<br />

Rathausverwaltung weiter fortführen,<br />

und es gäbe Überlegungen <strong>für</strong> hybride<br />

Formate zur Online-Teilnahme an<br />

Stadtratssitzungen.<br />

Dr. Dr. Kristina Becker, 1. Bürgermeisterin<br />

der Stadt Treuchtlingen.<br />

Die Digitalisierung, angeschoben<br />

durch die Corona-Pandemie, erleichtert<br />

durch Homeoffice-Lösungen das<br />

flexiblere Arbeiten und die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie <strong>–</strong> <strong>für</strong> alle<br />

Elternteile. Gute Führung kann dann<br />

auch in einem Teilzeitmodell möglich<br />

sein: „Es kommt nicht auf Voll- oder<br />

Teilzeit an, sondern auf die Klarheit<br />

und die bewusste Identifikation mit<br />

der Rolle als female Leader“, sagt Führungskräfte-Coach<br />

Martina Bohnenstiel.<br />

Die Zeichen stehen allgemein günstig,<br />

dass Frauen bald präsenter in den Spitzenpositionen<br />

sein könnten. Auf dem<br />

Arbeitsmarkt generell und auch auf<br />

den zweiten Führungsebenen ziehen<br />

die Frauen schon seit einigen Jahren<br />

nach, es ist also nur eine Frage der Zeit,<br />

bis sie die „Gläserne Decke“ nach oben<br />

durchbrechen. Den Fachkräftemangel<br />

sieht auch Hedwig Hochreiter, Beauftragte<br />

<strong>für</strong> Chancengleichheit am Arbeitsmarkt,<br />

als große Chance <strong>für</strong> Frauen,<br />

„und zwar in fast allen Bereichen,<br />

von der Industrie bis zum Handwerk“.<br />

Zuletzt kommen aber auch immer<br />

mehr Unternehmen auf den Trichter,<br />

dass Frauen auf den Führungsebenen<br />

nicht nur der Unternehmenskultur<br />

guttun, sondern erwiesenermaßen<br />

auch wirtschaftliche Vorteile mit sich<br />

bringen. „Gerade im IT-Bereich und<br />

in der Digitalwirtschaft, wo hauptsächlich<br />

Männer arbeiten, legt man mittlerweile<br />

bewusst Wert auf mehr Diversität“,<br />

weiß Hedwig Hochreiter. Denn<br />

kundenorientiert arbeiten heißt auch,<br />

sich an Kunden aller Geschlechter und<br />

jeglicher Herkunft zu orientieren.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

65


Handel<br />

66 <strong>WIKO</strong><br />

Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Eine Riesenauswahl und viel Erfahrung<br />

„Qualität durch Erfahrung <strong>–</strong> und<br />

das seit 63 Jahren“, sagt Erika Gruber<br />

stolz. So lange gibt es das Familienunternehmen<br />

Zweirad Gruber<br />

bereits in Gunzenhausen. Ihr Vater<br />

Franz Müller hatte sich 1959 mit<br />

der Geschäftseröffnung seine Existenz<br />

in der Altmühlstadt aufgebaut.<br />

Später übernahmen seine Tochter<br />

Erika und ihr Mann Herbert Gruber<br />

die Geschäftsleitung. Mittlerweile<br />

wird das Fahrradgeschäft in vierter<br />

Generation von Tochter Gabi und<br />

künftig auch Enkel Patrick geführt.<br />

Zweirad-Center Gruber präsentiert<br />

auf über 1000 m² eine Riesenauswahl.<br />

Vom Laufrad <strong>für</strong> Kinder bis<br />

zum großen Sortiment an E-Bikes<br />

berät man fachkundig zu den Themen<br />

Leasing, Versicherung oder<br />

Finanzierung und bietet im Sommer<br />

mit dem Verleih am Altmühlsee eine<br />

Anlaufstelle <strong>für</strong> Freizeitsportler.<br />

Ein besonderes Augenmerk wird<br />

bei den Grubers zudem auf den<br />

Service in der hauseigenen Werkstatt<br />

gelegt. „Wir sind Ihr Partner<br />

auch nach dem Kauf“, ist hier das<br />

Motto. Auf sieben Reparaturplätzen<br />

werden die neuesten Modelle <strong>für</strong><br />

den Kauf vorbereitet, mit passendem<br />

Zubehör bestückt oder nach<br />

Kundenwunsch umgebaut. Aber<br />

auch <strong>für</strong> Reparaturen Flaschenhalter<br />

oder Kundendienste<br />

von Rädern, die ab bereits 16,95 eini-<br />

€<br />

versch. Modelle + Farben<br />

ge Kilometer hinter sich haben, ist<br />

das Werkstatt-Team TOPEAK von Zweirad<br />

Gruber mit Fachwissen Standpumpe und Erfahrung<br />

ausgestattet.<br />

44,95 €<br />

-mho-<br />

Zweirad-Center Gruber,<br />

Weißenburger Straße 49,<br />

91710 Gunzenhausen<br />

Tel. 0 98 31 / 88 47 90 - 0,<br />

info@radsport-gruber.de<br />

www.radsport-gruber.de<br />

Beleuchtung<br />

Front- & Rücklicht<br />

ab 5,95 €<br />

Abus<br />

Schlösser<br />

ab 27,95 €<br />

Traumhafte Wohnwelten<br />

zum Anfassen<br />

In der Industriestraße 1 in Solnhofen<br />

werden Wohnträume war: Auf<br />

5.500 m² stellt das Möbelhaus Rachinger<br />

hier Küchen, Wohnmöbel<br />

und Böden aus, die geradezu danach<br />

verlangen, dass man sie ausprobiert.<br />

„Wir haben hier alles rund<br />

ums schöne Wohnen. Für jedes Alter<br />

und <strong>für</strong> jeden Anspruch <strong>–</strong> vom<br />

Innenausbau bis zur vollständigen<br />

Zimmerplanung“, sagt Brigitte<br />

Güllich, die mit ihrem Bruder Jörg<br />

Schmidt in dritter Generation die<br />

Geschäftsleitung innehat. „Unsere<br />

Kunden können hier in schönem<br />

Ambiente und ganz gemütlich in ihr<br />

neues Zuhause hineinschnuppern.“<br />

In der eigenen Schreinerei gibt man<br />

auch ausgefallenen Kundenideen<br />

Form und Farbe. „Ob Einbauschränke,<br />

begehbare Kleiderschränke oder<br />

Küchen nach Maß <strong>–</strong> wir gehen<br />

passgenau auf jeden Wunsch ein.“<br />

Vorab gibt es natürlich immer eine<br />

individuelle Beratung: Besucher<br />

können Fotos aus den eigenen vier<br />

Wänden mitbringen oder die Wohnexperten<br />

zu sich nach Hause einladen.<br />

„Gemeinsam finden wir immer<br />

die beste Lösung!“<br />

Diese Hingabe zum schönsten<br />

Wohngefühl zeigt sich Besuchern<br />

auch bei exklusiven Koch-Events:<br />

Profi-Köche stellen da vor Ort hochwertige<br />

Küchen und Geräte vor.<br />

„<strong>Das</strong> ist ein Erlebnis <strong>für</strong> alle Sinne“,<br />

schwärmt Güllich. „Durchs ganze<br />

Möbelhaus schweben dann herrliche<br />

Aromen.“ Termine <strong>für</strong> die kulinarischen<br />

Highlights stehen bald<br />

wieder auf der Homepage zur Verfügung.<br />

<br />

-sz-<br />

MÖBEL RACHINGER GMBH & CO. KG<br />

Industriestraße 1<br />

91807 Solnhofen<br />

Tel. 0 91 45 / 4 67<br />

www.moebel-rachinger.de<br />

info@moebel-rachinger.de<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

67


Anzeige<br />

Die Neu-Erfindung des Rads<br />

David Lischka schaut aus dem Fenster, sammelt sich kurz. Er<br />

hat sich ein Impulsreferat über Nachhaltigkeit vorgenommen.<br />

So wie er sie versteht und sie sich durch alle Ebenen seines<br />

Geschäfts zieht.<br />

„Schau“, sagt er, „überall liest man, dass die Händler keine<br />

Räder mehr bekommen.“ Dann deutet er in den Raum hinein,<br />

macht eine Pause und lässt den Wald aus Aluminium, Carbon<br />

und Gummi wirken. „Da<strong>für</strong> stehen da ziemlich viele, oder?“<br />

Jetzt zahlt sich aus, dass Velovita auf Marken setzt, die in Europa<br />

produzieren. „Wir haben auf Marge verzichtet, weil wir eine<br />

stabile Geschäftsbeziehung wollten“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

Da ist Nachhaltigkeit, wie er sie versteht. Auf kurzfristigen<br />

Vorteil verzichten, um langfristig auf Augenhöhe zu arbeiten.<br />

Ein steiler Aufstieg<br />

2017 gründeten David Lischka und<br />

Christian Lang das Radgeschäft Velovita.<br />

Sie fingen an der Weißenburger<br />

Bismarckanlage mit zwei Angestellten<br />

an, und legten eine beeindruckende<br />

Erfolgsgeschichte hin. Schon nach<br />

drei Jahren stand ein Umzug samt<br />

Vergrößerung an. Man bezog die jetzigen<br />

Räume in der Augsburger Straße<br />

und baute das Team aus. Inzwischen<br />

sind rund 20 Mitarbeiter im Velovita<br />

beschäftigt. Aus dem Einzelhandelsgeschäft,<br />

ist ein mittelständischer Betrieb<br />

geworden mit einem engagierten<br />

Team aus Beratern, Servicekräften<br />

und Mechnaikern.<br />

Und dieses Prinzip gilt auch <strong>für</strong> den Umgang mit Kunden. „Hier<br />

muss keiner irgendwas Bestimmtes wegverkaufen, unser Job<br />

ist: genau das Rad zu finden, das unser Kunde braucht“, erklärt<br />

Lischka. Deswegen gehört zu einem Radkauf im Velovita auch<br />

das individuelle Anpassen des Rads auf den Fahrer. „Wenn da<br />

irgendwo Abstände oder Sitzposition nicht passen, macht das<br />

Fahren keinen Spaß und das Rad wandert in den Keller.“ Und<br />

dort kann es keinen einzigen Auto-Kilometer sparen.<br />

Velovita Radsport GmbH<br />

Augsburger Str. 74<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 38 44<br />

www.velovita.de • hallo@velovita.de<br />

Unternehmensgründung: 2016<br />

Mitarbeiter: 20<br />

Geschäftsführer: David Lischka,<br />

Christian Lang<br />

Nachhaltigkeit ist <strong>für</strong> Lischka aber auch im Umgang mit den<br />

Mitarbeitern eine Dimension „Ich will keine 120 Prozent Leistung,<br />

ich will nicht, dass sich hier jemand überfordert, weil das<br />

auf Dauer nicht gut geht.“ Gleitzeitregelungen, weitgehender<br />

Verzicht auf Überstunden und Eigenverantwortlichkeit sind<br />

Teil eines respektvollen Arbeitsklimas.<br />

Der ökologischer Fußabdruck ist ein weiteres Nachhaltigkeitsfeld.<br />

Lischka setzt auf Marken mit kurzen Wegen, die plastikfrei<br />

produzieren, denen faire Produktion wichtig ist. Er selbst will in<br />

Zukunft die Energie, die in seinem Laden verbraucht wird, auch<br />

selbst und nachhaltig erzeugen. Der nächste Schritt auf einem<br />

steilen Weg zu einer Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. -js-<br />

68<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Kulinarik & Genuss<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

69


Anzeige<br />

„Kuh‘l mit Herz aus Tradition“<br />

Die „neue“ Metzgerei Struller<br />

Metzgerei Struller<br />

Augsburger Straße 49<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 44 85<br />

www.metzgerei-struller.de<br />

info@metzgerei-struller.de<br />

Unternehmensgründung: 1955<br />

Mitarbeiter: 22<br />

Geschäftsführer: Sebastian Struller<br />

frisch vom Ettenstatter Beck beliefert,<br />

ein Bistro wird Sitzgelegenheiten<br />

bieten. Vier bis sechs Wochen<br />

soll der Umbau in Anspruch nehmen<br />

und pünktlich am 1. April zum<br />

67. Geburtstag soll wiedereröffnet<br />

werden. Damit die Metzgerei Struller<br />

ihren Kunden auch während der<br />

Umbauphase in gewohnter Qualität<br />

zur Verfügung steht, hat Sebastian<br />

Struller eine Lösung gefunden: Ein<br />

begehbarer Verkaufscontainer wird<br />

am Parkplatz in der Augsburger<br />

Straße bereitstehen. Sowohl die<br />

Filiale in der Galgenbergstraße als<br />

auch in Langenaltheim bleibt wie<br />

gewohnt geöffnet. Ebenso wird der<br />

Automat in Langenaltheim weiterhin<br />

beliefert. Kleiner Hinweis zum<br />

Schluss: Die modernisierte Metzgerei<br />

bietet auch attraktive Arbeitsplätze.<br />

<br />

-crseit<br />

1955<br />

Der 67. Geburtstag gilt <strong>für</strong> viele als<br />

das Renteneintrittsalter. Nicht so<br />

<strong>für</strong> die Weißenburger Traditionsmetzgerei<br />

Struller. Diese startet<br />

jetzt erst richtig durch. Mit neuem<br />

Logo, in neuem Design und neu<br />

umgebautem Laden in der Augsburger<br />

Straße in Weißenburg. 1955<br />

gegründet, nun in der dritten Generation,<br />

bekommt das Unternehmen<br />

einen modernen neuen Look. <strong>Das</strong><br />

Logo „Kuh‘l mit Herz aus Tradition“<br />

<strong>–</strong> angelehnt an die moderne Barbecue-Szene.<br />

Was ist damit eigentlich<br />

gemeint? Firmeninhaber Sebastian<br />

Struller möchte weg vom Image<br />

des typischen Metzgers. Moderner,<br />

cooler und ansprechender wird<br />

das neue Erscheinungsbild. Und so<br />

auch die umgebaute Hauptfiliale.<br />

Die Bäckertheke wird in die Metzgertheke<br />

integriert und weiterhin<br />

Regional einkaufen? Mach‘s halt!<br />

HeimaTeil <strong>–</strong> der Regionalladen des<br />

Weißenburger Tagblatts<br />

Wildbadstraße 16-18, Weißenburg,<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 90<br />

braun-elbel@be-media.de<br />

www.heimateil.de<br />

Mit ein paar Klicks regionale Spezialitäten<br />

ordern und sie am nächsten<br />

Tag an die Tür geliefert bekommen?<br />

Seit 2021 macht „HeimaTeil“<br />

das möglich. <strong>Das</strong> Start-up des Weißenburger<br />

Tagblatts sammelt Direktvermarkter<br />

aus <strong>Altmühlfranken</strong><br />

unter einem Dach.<br />

Wer wirklich regional kaufen will,<br />

kann es hier tun. Einfach und unkompliziert,<br />

ohne Anmeldung, mit<br />

wenigen Klicks. Von Mehl, Kartoffeln<br />

und Nudeln über Milch, Joghurt,<br />

Marmeladen, Honig bis hin<br />

zu Säften, besonderen Bieren oder<br />

Spirituosen reicht das Produktsortiment.<br />

Aber auch Heimatbücher, Kalender<br />

oder Tickets lassen sich im<br />

Shop bestellen.<br />

Seit diesem Jahr bieter „HeimaTeil“<br />

sogar eine eigene „Fast Food“-Linie<br />

an. Aber so wie Oma sie gemacht<br />

hätte. Unter dem Motto „Essen in<br />

Gläsern“ haben unterschiedliche<br />

Gastronomen aus der Region <strong>für</strong><br />

„HeimaTeil“ vorgekocht und eingeweckt.<br />

Die Bandbreite reichte von<br />

Gulasch- und Kürbissuppe über<br />

grünes Curry bis hin zum ersten<br />

Weißenburger Römergulasch.<br />

Der angebundene lokale Logistikservice<br />

macht die Lieferung in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

am nächsten Werktag<br />

möglich. Bequem und kostenlos vor<br />

die Haustür. Einfacher regional kaufen<br />

geht nicht. Wer also die Region<br />

unterstützen will und gerne weiß.<br />

wo sein Essen herkommt, sollte auf<br />

heimateil.de vorbeischauen.<br />

Aktuell sind um die 150 Produkte<br />

von mehr als 20 Direktvermarktern<br />

in dem Shop erhältlich. <strong>Das</strong> aber<br />

ist erst der Anfang. Es sollen weitere<br />

Händler und Produkte folgen.<br />

Außerdem will man das Angebot<br />

auch um eine Gemüsekiste erweitern<br />

und sich in neue Segmente<br />

vorwagen. Im Lauf des Jahres<br />

sollen auch Kunsthandwerker ihre<br />

Produkte präsentieren können. -js-<br />

70<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Fürst Carl <strong>–</strong><br />

das nächste<br />

Kapitel!<br />

Die Geschichte dieser Brauerei ist die Geschichte einer Familie.<br />

Sie beginnt mit jenem Carl Philipp, der das Königreich Bayern<br />

mitgestaltete und da<strong>für</strong> Ellinger Fürst wurde. Und sie endet<br />

200 Jahre später nicht mit dem heutigen Carl Christian und<br />

seiner Frau Katalin. Tatsächlich beginnt sie sogar neu.<br />

„Vor zehn Jahren mussten wir entscheiden: aufhören oder weitermachen“,<br />

erzählt Fürstin Katalin. Im Grunde taten sie beides:<br />

Sie machten weiter, aber anders. „Allein <strong>für</strong> den lokalen<br />

Markt funktioniert bei uns nicht, wir müssen in größeren Dimensionen<br />

denken“, erklärt die Fürstin. Der Grund steht hinter<br />

ihr. Ein gewaltiges denkmalgeschütztes Ensemble, in dem seit<br />

300 Jahren Bier gebraut wird. „Es geht bei uns nicht nur darum,<br />

ein Unternehmen rentabel zu machen, es geht darum,<br />

eine Grundlage zu schaffen, die diese Geschichte erhält.“<br />

Fürst Carl Erleben<br />

ist das Motto<br />

Die Brauerei ist der Mittelpunkt,<br />

aber Fürst Carl ist bereits jetzt viel<br />

mehr. Auf dem Gelände in Nachbarschaft<br />

des Ellinger Schlosses befinden<br />

sich Bräuladen und Bräustüberl mit<br />

einem großen Biergarten unter alten<br />

Kastanien. Dazu kommt die Sommerrodelbahn<br />

in Pleinfeld mit der neuen<br />

Gastronomie im Rodel Inn und das<br />

Seebräu in Ramsberg direkt am Großen<br />

Brombachsee. Weitere Ideen sind<br />

am Entstehen ...<br />

Der Weg dahin ist <strong>für</strong> Fürst Carl, aus dieser Verpflichtung einen<br />

Segen zu machen. „Wir haben diese Historie, wir haben diese<br />

tollen Gebäude, also müssen wir sie auch inszenieren.“ Eine<br />

Biererlebniswelt soll mittelfristig entstehen, die Gäste und Urlauber<br />

von weit her anzieht.<br />

<strong>Das</strong> aber ist der letzte Schritt einer Entwicklung. „Wir sind zuallererst<br />

Brauerei <strong>–</strong> alles andere leitet sich davon ab.“ Und so<br />

beginnt die Umstrukturierung auch mit und in der Brauerei. Ein<br />

Hightech-Sudhaus ist entstanden, eine eigene Hefereinzuchtanlage,<br />

neue Kühltechnik ... „Es geht darum, dass wir auch in<br />

Zukunft erstklassige Biere produzieren. <strong>Das</strong> ist die Basis <strong>für</strong><br />

alles andere.“ Parallel wird in diesem Jahr die millionenschwere<br />

Sanierung der historischen Gebäude angegangen. Alles<br />

mit dem einen Ziel: das nächste Kapitel der Geschichte einer<br />

Brauerei und einer Familie zu schreiben. <br />

-js-<br />

Fürst Carl Schlossbrauerei der Fürst<br />

von Wrede GmbH & Co.<br />

Unternehmens KG<br />

Schlossstraße 10 • 91792 Ellingen<br />

Tel. 0 91 41 / 97 80<br />

www.fuerst-carl.de<br />

info@fuerst-carl.de<br />

Unternehmensgründung: 1690 erste<br />

urkundliche Erwähnung der Brauerei<br />

Mitarbeiter: 14<br />

Geschäftsführer: Carl Friedrich Fürst<br />

von Wrede, Carl Christian Fürst von<br />

Wrede, Katalin Fürstin von Wrede<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

71


Land in Sicht?!<br />

Weshalb die Welt die<br />

Provinz braucht<br />

Interview: Jan Stephan<br />

72<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


2008 lebten erstmals<br />

in der Menschheitsgeschichte<br />

mehr Menschen<br />

in der Stadt als auf dem<br />

Land. <strong>Das</strong> Ende des Landlebens?<br />

Hoffentlich nicht,<br />

sagt der Kulturgeograf<br />

und Landforscher Prof.<br />

Dr. Werner Bätzing.<br />

Warum braucht eine globalisierte Welt,<br />

der es stets um das Große geht, das kleine<br />

Landleben?<br />

Weil diese globalisierte Welt in Gefahr<br />

steht abzuheben und ihre eigenen<br />

Grundlagen zu zerstören. In immer<br />

mehr Bereichen glaubt der Mensch,<br />

dass er sich mit Technik von seiner<br />

Umwelt unabhängig machen kann.<br />

<strong>Das</strong> ist ein Irrglaube. <strong>Das</strong> Landleben<br />

ist der Gegenentwurf. Den Menschen<br />

hier ist die Abhängigkeit von ihrer Umwelt<br />

seit Jahrtausenden bewusst. Die<br />

Ressourcen <strong>für</strong> die nächste Generation<br />

zu erhalten, war auf dem Land schon<br />

immer eine Frage des Überlebens.<br />

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass diese<br />

jahrtausendealten Strukturen bis heute<br />

die Einstellung der Menschen prägen.<br />

Ich denke, es gibt eine kollektive Erinnerung<br />

an die Zeit der mittelalterlichen<br />

Dörfer, die durch eine starke<br />

Gemeinschaft geprägt waren. Damals<br />

musste man vieles gemeinsam machen,<br />

weil man der Natur noch viel stärker<br />

ausgesetzt war. Dieses Gefühl der Gemeinschaft,<br />

dieses Aufeinanderangewiesen-Sein,<br />

ist immer noch Teil der<br />

Tradition.<br />

Wie werden solche Einstellungen und<br />

Werte über so lange Zeit weitergegeben?<br />

Indem sie gelebt werden. Indem man<br />

den Nachbarn unterstützt, wenn er in<br />

Not ist. <strong>Das</strong>s man das überhaupt nicht<br />

diskutiert, weil es selbstverständlich ist.<br />

Auf dem Land lebt man in viel kleineren<br />

Einheiten zusammen, deswegen<br />

hat man eine stärkere Nähe, weil man<br />

viel mehr aufeinander angewiesen ist.<br />

In der Stadt ist es kein Problem, sich<br />

nur mit Menschen zu umgeben, mit denen<br />

man sehr gut zurechtkommt. Auf<br />

dem Land geht das nicht, man muss mit<br />

denen auskommen, die da sind.<br />

Landleben leitet sich stark aus der<br />

Landwirtschaft ab. Aber kann die bäuerliche<br />

Welt noch die Bezugsgröße <strong>für</strong><br />

die Zukunft sein? Längst gibt es auch<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> Dörfer ohne einen<br />

einzigen Bauern.<br />

<strong>Das</strong> Leben auf dem Land ist immer<br />

noch grundlegend anders als in der<br />

Stadt. Auch wenn die Landwirtschaft<br />

nicht mehr die zentrale Bedeutung<br />

hat. Auf dem Land wohnt man näher<br />

an der Natur. Man bekommt viel unmittelbarer<br />

mit, wie sie funktioniert.<br />

Wenn man einen Sturm hatte, sieht<br />

man die umgeworfenen Bäume, erlebt,<br />

dass die Natur nicht in allem beherrschbar<br />

ist. Aber auch die konkrete<br />

Form der Landschaft ... Mehr als 50<br />

Prozent der Fläche sind nach wie vor<br />

landwirtschaftlich geprägt.<br />

Werden aber von immer weniger Landwirten<br />

bewirtschaftet …<br />

<strong>Das</strong> ist ein großes Problem. Es geht bei<br />

der Landwirtschaft nicht nur darum,<br />

dass wir Lebensmittel bekommen. Die<br />

Landwirtschaft hat eine Basis-Funktion<br />

<strong>für</strong> das Land, weil sie die Natur<br />

erst zu einem menschlichen Lebensraum<br />

macht und weil sie damit den<br />

Menschen das Leben auf dem Land<br />

erst ermöglicht.<br />

„ Es gibt eine kollektive<br />

Erinnerung an die<br />

Zeit der mittelalterlichen<br />

Dörfer„<br />

Sie war der Grund, dass die Menschen<br />

eine so enge Beziehung zu ihrem Dorf,<br />

zu ihrer Heimat hatten. Weil sie täglich<br />

mit ihr umgingen. Weil Arbeit und<br />

Wohnen, Freizeit und Beruf über Jahrtausende<br />

hinweg an einem Ort stattfanden.<br />

Wenn man diese Funktionen<br />

trennt, entstehen öde, leere, lebensunwerte<br />

Dörfer.<br />

Und die Großstadt ist grundlegend anders?<br />

Unsere moderne Welt ist geprägt<br />

durch Funktionsteilungen. Wohnen,<br />

Arbeiten, Einkaufen oder Freizeit<br />

werden an unterschiedlichen Orten<br />

ausgefüllt. Spezialisiert, da, wo es am<br />

effektivsten ist. <strong>Das</strong> unterscheidet das<br />

Landleben heute noch vom Leben in<br />

einer Vorstadtsiedlung.<br />

Warum gibt es das Landleben noch? Eigentlich<br />

ist es doch aus der Zeit gefallen.<br />

Weil die Menschen der Auffassung<br />

sind, dass es das bessere Leben ist.<br />

Auch in der Industriellen Revolution<br />

ist eine ganze Reihe von Menschen<br />

nicht in die industriellen Zentren abgewandert,<br />

sondern auf dem Land geblieben.<br />

Weil sie diese Form von Leben<br />

geschätzt hat und nicht verlieren wollte.<br />

Liest man Ihr Buch, hat man den Eindruck,<br />

dass das Landleben Antworten<br />

auf alle Fragen der Gegenwart bietet.<br />

Die Zerstörung der Natur, die Erodierung<br />

von Gemeinschaft, nachhaltiges<br />

Wirtschaften … Ist das Landleben das<br />

vollständigere Leben?<br />

Nein, das Landleben gibt nicht die<br />

Antwort auf alle Probleme unserer<br />

Zeit. Schon deswegen, weil es nicht die<br />

Antworten auf die Probleme der Stadt<br />

liefern kann. Ich würde auch nie sagen,<br />

dass das Leben in der Stadt nicht vollständig<br />

ist, es handelt sich nur um eine<br />

andere Vollständigkeit. Auf dem Land<br />

haben wir eine integrative Vollständigkeit,<br />

während es in der Stadt eine hoch<br />

spezialisierte Vollständigkeit ist. Beides<br />

hat jeweils Vor- und Nachteile. Die<br />

Stadt hat eine höhere Produktivität,<br />

fällt aber auch leichter auseinander.<br />

<strong>Das</strong> Land dagegen ist nicht hochkomplex,<br />

aber hat da<strong>für</strong> eine Leben, das aus<br />

sich selbst heraus funktioniert.<br />

Sie stellen fest, dass das Landleben immer<br />

mehr unter Druck gerät. Aber zugleich<br />

gibt es eine neue Landlust. Prominente<br />

Bands nennen sich „Provinz“,<br />

Juli Zeh oder Eva Menasse schreiben<br />

Bestseller-Romane über Dörfer … Was<br />

ist denn nun richtig: Landlust oder<br />

Landfrust?<br />

Ich habe das Gefühl, dass diese beiden<br />

Sachen nicht zusammenhängen. Die<br />

neue Landlust ist ein Phänomen, das<br />

sich in den Köpfen der Städter abspielt.<br />

Für mich lässt sich das klar datieren<br />

mit dem Jahr 2005, als die Zeitschrift<br />

Landlust gegründet wurde, die sehr<br />

schnell sehr erfolgreich wurde.<br />

Der Erfolg muss Gründe haben ...<br />

Ja, 2005 ist das Jahr, in dem die neoliberale<br />

Politik durchzuschlagen beginnt,<br />

in dem die Auswirkungen der<br />

Globalisierung in Deutschland negativ<br />

fassbar werden. Durch diese Entwick-<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

73


lungen wird das Landleben auf einmal<br />

im Kopf als Idylle, als Gegenwelt stark<br />

gemacht. <strong>Das</strong> hat aber mit dem realen<br />

Landleben sehr wenig zu tun.<br />

Aber führt nicht der neue Charme dazu,<br />

dass mehr Städter sich <strong>für</strong> einen Umzug<br />

aufs Land entscheiden?<br />

Grundsätzlich gibt es Menschen, die<br />

von der Stadt aufs Land ziehen. Aber:<br />

Die Bilanz ist immer noch negativ. Da<br />

ist noch keine Trendwende zu erkennen,<br />

auch wenn sie in den Medien oft<br />

propagiert wird.<br />

Kann Corona einen neuen Impuls bringen?<br />

Wenn das Land jetzt schon in romantischer<br />

Hinsicht schön ist, ist es ja<br />

dank Homeoffice nun auch noch deutlich<br />

weniger unpraktisch?<br />

Nein, ich sehe da keinen neuen Impuls.<br />

Ich sehe nur die Entwicklung, dass<br />

durch Corona die Pendelentfernungen<br />

größer werden, die man bereit ist, zur<br />

Arbeit zu fahren, wenn man vielleicht<br />

nur zweimal die Woche ins Büro muss.<br />

Aber dadurch dehnt sich nur die Stadt<br />

und die städtische Lebensweise in die<br />

Fläche aus, das Land im eigentlichen<br />

Sinn wird nicht aufgewertet.<br />

Also will man gar keine Zuzüge aus der<br />

Stadt?<br />

Doch, das ist schon sinnvoll. Menschen,<br />

die nicht auf dem Land aufgewachsen<br />

sind, sind oft besser in der<br />

Lage, die Potenziale des ländlichen<br />

Raums zu entdecken. Die Alten sagen:<br />

<strong>Das</strong> haben wir immer schon so<br />

gemacht. Die Städter gehen offener an<br />

die Dinge ran. <strong>Das</strong> funktioniert aber<br />

nur, wenn sich die Zuzügler auf den<br />

ländlichen Raum einlassen. Wenn sie<br />

wirklich Kontakt aufnehmen und fragen,<br />

was ist das <strong>für</strong> eine Landschaft<br />

hier, was ist das <strong>für</strong> eine Kultur hier,<br />

was ist das <strong>für</strong> eine Geschichte. Wenn<br />

sie sich also auch verorten und nicht so<br />

wohnen wie Städter es gewohnt sind zu<br />

wohnen. Nämlich auf ihrem Grundstück<br />

mit Garten , ohne Kontakt zur<br />

direkten Nachbarschaft zu haben.<br />

Werfen wir einen Blick auf Weißenburg-Gunzenhausen,<br />

wo befinden wir<br />

uns räumlich?<br />

Der Landkreis liegt in der Mitte zwischen<br />

den beiden großen bayerischen<br />

Verdichtungsräumen Nürnberg und<br />

München, aber die beiden Räume sind<br />

noch nicht so weit gewachsen, dass sie<br />

aneinanderstoßen. Und wenn sie das<br />

tun, dann läuft das entlang der Achse<br />

A9 über Ingolstadt. Da liegt Weißenburg-Gunzenhausen<br />

abseits. <strong>Das</strong><br />

heißt, obwohl der Landkreis großräumig<br />

ziemlich zentral liegt, ist er trotzdem<br />

absolute Peripherie, weil er von<br />

den Suburbanisierungstendenzen der<br />

beiden Großräume nicht erfasst wird.<br />

Wann wurde Weißenburg-Gunzenhausen<br />

zur Peripherie? Immerhin war<br />

man ja mal Zentrum. Weißenburg etwa<br />

war fast 500 Jahre Freie Reichsstadt.<br />

<strong>Das</strong> ist völlig richtig: Jahrhundertlang<br />

ist diese Region keine Peripherie,<br />

sondern verfügt über einen gewissen<br />

Reichtum. Der Niedergang beginnt<br />

mit der Industriellen Revolution und<br />

der territorialen Neuordnung Bayerns<br />

ab 1803 <strong>–</strong> jetzt liegen die neuen industriellen<br />

und politischen Zentren auf<br />

einmal weit weg. Eine weitere Entwertung<br />

findet nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

statt, als immer mehr administrative,<br />

wirtschaftliche und kulturelle<br />

Funktionen aus Weißenburg und dem<br />

Landkreis abgezogen sind und aus Kos-<br />

„ Obwohl der Landkreis<br />

großräumig<br />

zentral liegt, ist er<br />

absolute Peripherie„<br />

tengründen zentralisiert, also in den<br />

großen Städten angesiedelt werden.<br />

Dadurch gehen viele Arbeitsplätze verloren.<br />

Aber auf der anderen Seite sind die Einwohnerzahlen<br />

in den meisten Gemeinden<br />

ja gestiegen.<br />

Da seit der Industrialisierung die Einwohnerzahlen<br />

in Bayern, Deutschland<br />

und Europa sehr stark steigen, zeigt sich<br />

die Schwächung des Landkreises darin,<br />

dass sein Bevölkerungswachstum deutlich<br />

unter dem bayerischen Durchschnitt<br />

liegt <strong>–</strong> es handelt sich also um<br />

eine relative Entwertung. Allerdings<br />

gibt es sogar einige Gemeinden, die seit<br />

1840 sogar Einwohner verloren haben.<br />

Etwa Pappenheim oder Heidenheim.<br />

Dabei liegt das Problem im Landkreis<br />

auch darin, dass sogar die Kleinstädte,<br />

die normalerweise Zentren des Wachstums<br />

sein sollten, hier lediglich unterdurchschnittlich<br />

wachsen.<br />

Ist das ein Zeichen <strong>für</strong> die Schwäche des<br />

ländlichen Raums in <strong>Altmühlfranken</strong>?<br />

Ja, weil die Kleinstädte im ländlichen<br />

Raum ganz wichtig sind, indem sie<br />

eine Funktion als Ankerpunkt <strong>für</strong> ihr<br />

Umland besitzen. Wenn Kleinstädte<br />

geschwächt werden, ist das oft ein<br />

Zeichen da<strong>für</strong>, dass der gesamte Raum<br />

Probleme hat. <strong>Das</strong> ist ein Zeichen <strong>für</strong><br />

eine problematische Entwicklung.<br />

Ist dann Weißenburg das neue Zonenrandgebiet?<br />

Die bisherige Entwicklung <strong>–</strong> gerade,<br />

wenn man die Zeit von 2004 bis 2020<br />

anschaut <strong>–</strong> sieht so aus. Weil da ist in<br />

Weißenburg-Gunzenhausen praktisch<br />

eine analoge Entwicklung zu beobachten,<br />

wie sie Landkreise im Bayerischen<br />

Wald, in der Oberpfalz oder in Oberfranken<br />

nehmen. Also da, wo man die<br />

schlechtesten Verhältnisse in Bayern<br />

hat.<br />

Geht das so weiter?<br />

Wenn nichts passiert, dann läuft das so<br />

weiter, ja.<br />

Was muss denn passieren, dass es sich<br />

ändert?<br />

Für mich ist die Identität der Schlüsselfaktor.<br />

Die Menschen müssen sich vor<br />

Ort wohlfühlen, dann übernehmen sie<br />

von sich aus Verantwortung, werden<br />

innovativ und aktiv und delegieren<br />

nicht einfach alles an den Staat. Es<br />

braucht aber auch ein regionales Wirtschaftsprogramm.<br />

Da hatte Herr Ritzer<br />

in seinem Artikel in der vergangenen<br />

Ausgabe des <strong>WIKO</strong> schon recht. Er<br />

hat allerdings den Fokus auf die Aufwertung<br />

von exogenen Potenzialen gelegt.<br />

Ich würde sagen, es braucht noch<br />

stärker die Aufwertung von endogenen<br />

Potenzialen.<br />

Was heißt denn das konkret?<br />

Eine sehr gute Aufwertung von endogenen<br />

Potenzialen, also von vorhandenen<br />

Möglichkeiten, stellt die neu<br />

geschaffene Marke „Altmühltaler Weiderind“<br />

dar, die auf eine überzeugende<br />

Weise Umweltschutz, Landwirtschaft<br />

und Metzgerhandwerk miteinander<br />

verbindet und auf dezentrale Weise<br />

hochwertige Fleischprodukte produziert.<br />

In Ihrem Artikel der vergangenen<br />

Ausgabe fand ich aber auch die Bereiche<br />

Holz und Stein sehr interessant.<br />

74<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Die Bevölkerungsentwicklung von 1987 bis 2020<br />

in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

Main-Donau Kanal<br />

Muhr<br />

Abs-<br />

Haun-<br />

dorf<br />

berg<br />

Landkreis<br />

Roth<br />

9<br />

Landkreis<br />

Ansbach<br />

Gunzenhausen<br />

Gnotzheim<br />

Altmühl<br />

Dittenheim<br />

Pfofeld<br />

Ellingen<br />

Pleinfeld<br />

Weißenburg<br />

i. Bay.<br />

Nennslingen<br />

Höttingen<br />

Burgsalach<br />

Bergen<br />

Solnhofen<br />

Theilenhofen<br />

Alesheim<br />

Meinheim<br />

Markt<br />

Berolzheim<br />

Raitenbuch<br />

Ettenstatt<br />

Gemeindeklassen<br />

1987-2020<br />

1987 = 100%<br />

≤ 100%<br />

101 - 110%<br />

111 - 120%<br />

121 - 137%<br />

> 137%<br />

Polsingen<br />

Landkreis<br />

Donau-Ries<br />

0 5<br />

10 20 Km<br />

Treuchtlingen<br />

Pappenheim<br />

Heidenheim<br />

Westheim<br />

Langenaltheim<br />

137% = stark überdurchschnittliches Wachstum<br />

Altmühl<br />

Entwurf: W. Bätzing, Kartographie: S. Adler (<strong>2022</strong>)<br />

© Bätzing, Institut <strong>für</strong> Geographie der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Gerade beim Stein hat die Region mit<br />

den Solnhofener Platten und dem Juramarmor<br />

ein Potenzial ersten Ranges.<br />

<strong>Das</strong> müsste eigentlich der Baustoff <strong>für</strong><br />

die nähere Umgebung sein, von München<br />

bis Nürnberg. In Zeiten des Klimawandels<br />

ist es absurd, dass Stein aus<br />

China geholt wird.<br />

Die Verwendung heimischer Materialien<br />

ist aber oft eine Kostenfrage.<br />

Natürlich, aber auch eine Imagefrage.<br />

Wenn die Leute exotische Steine wollen,<br />

ist es auch nicht unbedingt eine<br />

Kostenfrage. Deswegen müsste man<br />

die Steine der Region wieder stärker<br />

ins Gespräch bringen.<br />

Sie äußern sich in Ihrem Buch auch<br />

skeptisch zu Fördermitteln, die über<br />

dem Land ausgeschüttet werden. Warum?<br />

Weil mit den Fördermitteln oft eine<br />

Philosophie verbunden ist, die zu<br />

einer latenten Verstädterung führt.<br />

Ich möchte da die Fördermittel des<br />

EU-Regionalprogramms Leader ausnehmen,<br />

weil die da bewusst einen<br />

integrativen und partizipativen Ansatz<br />

verfolgen. <strong>Das</strong> heißt, dass Wirtschaft,<br />

Umwelt und Gesellschaft verbunden<br />

werden sollen und die Betroffenen<br />

aktiv an diesem Prozess teilnehmen.<br />

Diese Projekte finde ich die besten<br />

<strong>für</strong> den ländlichen Raum. Der Landkreis<br />

hat übrigens einen großen Vorteil:<br />

Hier gibt es den Naturpark Altmühltal,<br />

dessen Aufgabe es ist, eine solche Entwicklung<br />

aktiv zu unterstützen und<br />

zu fördern. Und nach meinen Beobachtungen<br />

ist dieser Naturpark dabei<br />

sehr innovativ, und er ist hier einer der<br />

wichtigsten regionalen Akteure.<br />

Wenn Weißenburg-Gunzenhausen<br />

totale Peripherie ist, klingt das wirtschaftlich<br />

verheerend. Aber in Ihrem<br />

Verständnis wäre das ja auch eine Perspektive.<br />

Hier ist das echte Landleben<br />

noch nicht suburbanisiert, hier ist noch<br />

Heimat übrig, die zu retten ist.<br />

<strong>Das</strong> ist auf jeden Fall ein richtiges<br />

Argument. Allerdings hängt eine Aufwertung<br />

des Landkreises auch davon<br />

ab, ob es hier ein lebendiges Landleben<br />

gibt oder ob es kulturell erstarrt ist, was<br />

in peripheren Gebieten immer wieder<br />

vorkommt, wenn sich Menschen abkapseln.<br />

Ich kann aus der Entfernung<br />

nicht beurteilen, ob diese Gefahr im<br />

Landkreis besteht oder nicht, aber eine<br />

kulkturelle Lebendigkeit und Offenheit<br />

ist eine zentrale Voraussetzung <strong>für</strong><br />

eine Aufwertung,<br />

Was müsste man denn tun, um zu verhindern,<br />

dass die Stadt das Land auffrisst?<br />

Die Ausweitung von großen Neubaugebieten<br />

stoppen. Je mehr große<br />

Neubaugebiete es gibt, desto stärker<br />

kommen die Einheimischen in die<br />

Defensive. Wir kriegen anonyme zersiedelte<br />

Strukturen, die Landwirtschaft<br />

gerät unter Druck, weil die<br />

Neubausiedlungen oft auf den besten<br />

landwirtschaftlichen Flächen am Ortsrand<br />

entstehen. Die gesamte Wirtschaftsstruktur<br />

verändert sich, weil die<br />

normalen Läden ersetzt werden durch<br />

die Filialbetriebe aus den Großstädten.<br />

<strong>Das</strong> heißt, es werden sehr viele Men-<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

75


schen verdrängt. Landwirtschaft wird<br />

verdrängt. Handwerk wird verdrängt,<br />

der lokale Einzelhandel wird verdrängt.<br />

<strong>Das</strong> ist eine Entwicklung, wo<br />

man im Grunde sagen kann: <strong>Das</strong> ist ein<br />

Verlust von Heimat.<br />

<strong>2022</strong> jährt sich die Gebietsreform <strong>–</strong><br />

Weißenburg und Gunzenhausen wurden<br />

politisch zu einem Landkreis verheiratet.<br />

Sollte man das eigentlich feiern?<br />

Ich sehe die Gebietsreform als ein zentrales<br />

Problem. Dadurch ist die untere<br />

Ebene der Demokratie sehr stark geschwächt<br />

worden. Die Ebene, wo die<br />

Bürger noch mitreden konnten, noch<br />

mitgestalten konnten, ist weit weggerutscht.<br />

<strong>Das</strong> war auch das Ziel. Man<br />

wollte, dass die Gemeinden so groß<br />

werden, dass sie Spezialisten anstellen<br />

können, dass es etwa einen Bauamtsleiter<br />

gibt, der ein Ingenieursausbildung<br />

hat. Aber damit hebt man die Entscheidungen<br />

eben auch auf eine Ebene, zu<br />

der man keinen Zugang mehr hat.<br />

Ist eine Trendwende in Sicht? Also,<br />

dass man wieder mehr Befugnisse nach<br />

unten gibt?<br />

Nein, im Gegenteil! Wenn was überlegt<br />

wird, dann eher die Gemeinden<br />

noch größer zu machen. Aber das ist<br />

heute nicht mehr durchsetzbar. Damals<br />

waren Großprojekte noch möglich.<br />

Auch das Fränkische Seenland zum<br />

Beispiel, in den 60er- und 70er-Jahren<br />

war das noch machbar. Heute wäre die<br />

Politik nicht mehr in der Lage, so etwas<br />

durchzuziehen. Der gesellschaftliche<br />

Konsens, den es <strong>für</strong> so etwas braucht,<br />

existiert nicht mehr.<br />

<br />

Wenn wir schon dabei sind: Was halten<br />

Sie vom Seenland?<br />

VITA PROF. DR. WERNER BÄTZING:<br />

Werner Bätzing wurde 1949 in Kassel geboren.<br />

Nach einem Studium der Theologie und Philosophie<br />

ging er als Religionslehrer nach Berlin. Nach<br />

einem Intermezzo als Buchhändler studierte er<br />

an der TU Berlin Geografie und promovierte. Nach<br />

sieben Jahren an der Universität Bern erhielt er<br />

einen Ruf als Professor an die Friedrich-<br />

Alexander-Universität Erlangen, wo er<br />

nach fast 20 Jahren 2014 emeritiert<br />

wurde. Seitdem widmet er sich weiter<br />

intensiv seinen Forschungen zur<br />

Entwicklung des ländlichen Raums.<br />

Insbesondere in Franken und dem<br />

Alpenraum. Prof. Dr. Werner Bätzing<br />

lebt in Bamberg.<br />

Meine Einschätzung in Sachen Seenland<br />

ist eher positiv. Es war sinnvoll,<br />

dass man das Wasserproblem löste, und<br />

es war auch sinnvoll, dass man einen<br />

dezentralen Tourismus gebaut hat, der<br />

den Einheimischen neue Verdienstmöglichkeiten<br />

schafft. Und das hat ja<br />

auch gut geklappt, wie ein Blick auf<br />

die Karte der Bevölkerungsentwicklung<br />

im Landkreis zeigt. Ich bin der<br />

Meinung, dass man auf diesem Wege<br />

weiterfahren sollte, dass man aus dem<br />

Fränkischen Seenland keine großtouristischen<br />

Strukturen bauen, dass keine<br />

fremden Investoren reinkommen, keine<br />

Großhotels entstehen sollten. Man<br />

sollte versuchen, den Tourismus in die<br />

Fläche zu ziehen. Also weg von den<br />

Seen, ins Hinterland, um diesen dezentralen<br />

Charakter des Tourismus, der<br />

von den Einheimischen geprägt wird,<br />

zu erhalten.<br />

Allerdings ist der Tourismus bei uns vor<br />

allem ein saisonaler. Leben können im<br />

Seenland nur wenige hauptberuflich<br />

vom Tourismus.<br />

Ja, aber es ist klassisch <strong>für</strong> das Landleben,<br />

dass man sein Einkommen aus<br />

mehreren Quellen bestreitet. Und<br />

diese touristischen Jobs sind in Einkommenskombinationen<br />

möglich. Sie<br />

sorgen auch da<strong>für</strong>, dass es eine hohe<br />

Akzeptanz der Einheimischen <strong>für</strong> den<br />

Tourismus gibt. An dem Punkt, wo<br />

hauptberufliche Strukturen entstehen,<br />

werden fremde Arbeitskräfte eingestellt<br />

und die Akzeptanz des Tourismus<br />

in der Bevölkerung sinkt stark.<br />

Dann war es also richtig, dass die Pfofelder<br />

im vergangenen Jahr Center<br />

Parcs weggeschickt haben, die rund 350<br />

Millionen Euro in eine riesige Ferienanlage<br />

am See investieren wollten?<br />

<strong>Das</strong> war genau richtig. Ich finde das<br />

sehr gut.<br />

Aber braucht das Land nicht auch Investitionen<br />

in eine starke Wirtschaft?<br />

Gerade läuft die Diskussion um das<br />

nächste Großprojekt. Ein in Gunzenhausen<br />

ansässiger Rechenzentrums-<br />

Dienstleister will Millionen in einen<br />

Serverpark mit Zigtausenden Computern<br />

investieren.<br />

Ich spreche in meinem Buch bewusst<br />

davon, dass das Land eine Doppelnutzung<br />

braucht. Natürlich braucht es auf<br />

dem Land Firmen, die <strong>für</strong> den Weltmarkt<br />

produzieren. Aber das darf nicht<br />

so stark werden, dass dadurch die regionale<br />

Wirtschaft verdrängt wird. Da<br />

braucht es eine Balance, und man muss<br />

im Einzelfall sehr genau gucken. Prinzipiell<br />

sind Serverfarmen eine Sache,<br />

bei der die Stadt ihre Probleme auf das<br />

Land auslagert. Immer zu glauben, weil<br />

das Land wirtschaftsschwach ist, müsste<br />

sie sich über jede Serverfarm freuen,<br />

ist <strong>für</strong> mich kein Argument. Aber wenn<br />

es sich um ein Unternehmen handelt,<br />

das seinen Sitz in der Region hat, muss<br />

man sich das näher anschauen.<br />

<strong>Das</strong> Land hat die Stadt mit ihrem<br />

Überschuss an Nahrung erst möglich<br />

gemacht, erklären Sie in Ihrem Buch.<br />

Weil Nahrung zumindest in den Industrieländern<br />

kein Mangelfaktor mehr ist<br />

76<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


und man seine Rohstoffe aus der ganzen<br />

Welt bezieht, hat sich diese Verbindung<br />

gelockert. Ändert sich das gerade wieder?<br />

Regionale Kreisläufe werden doch<br />

wichtiger und die erneuerbaren Energien<br />

geben dem Land eine neue Funktion?<br />

Es ist meine Hoffnung, dass das zu einer<br />

Aufwertung führt. Und zwar dann,<br />

wenn das Land Qualitätsprodukte<br />

produziert, die in der Stadt verkauft<br />

werden. Dann kriegt man wieder eine<br />

Gleichwertigkeit hin. Diese Produkte<br />

sind <strong>für</strong> mich im Rahmen der Landwirtschaft,<br />

der Forstwirtschaft, auch im<br />

Rahmen der Energieproduktion, wenn<br />

es auf eine umweltfreundliche und sozialverträgliche<br />

Weise gemacht wird,<br />

aber auch im Rahmen von Handwerk<br />

und Dienstleistungen. Es geht da wirklich<br />

um eine Kette dezentraler Wirtschaftsleistungen.<br />

Und wenn am Ende<br />

eine Wertschöpfungskette auf dem<br />

Land entsteteht, die von der Landwirtschaft<br />

über die Verarbeitung bis hin zu<br />

Marketing und Logistik reicht, dann<br />

könnten ländliche Arbeitsplätze wirklich<br />

aufgewertet werden.<br />

Kann vielleicht letztlich auch der Klimawandel<br />

das Landleben retten? Er<br />

bringt immerhin einen großen Druck<br />

zum Wandel mit sich. Auch in der<br />

Landwirtschaft.<br />

<strong>Das</strong> ist eine ganz schwierige Diskussion.<br />

Die ganze Entwicklung in Richtung<br />

agroindustrielle Landwirtschaft<br />

macht aus der Landwirtschaft eigentlich<br />

eine Klimabelastung. Aber artenreiche<br />

Wiesen speichern ein Drittel<br />

mehr CO2 als Wälder. <strong>Das</strong> weiß nur<br />

keiner. Nicht die Landwirtschaft an<br />

sich, sondern die moderne Intensivlandwirtschaft<br />

ist klimaschädlich. Die<br />

traditionelle Landwirtschaft hat in<br />

vielen Fällen umweltverträglich gewirtschaftet.<br />

In diese Richtung müsste<br />

es wieder gehen. Also konkret die Biolandwirtschaft<br />

oder auch die Regional-Landwirtschaft,<br />

die ganz bewusst<br />

umweltverträglich produziert und sich<br />

an früheren Erfahrungen orientiert.<br />

Ich denke, die könnten in Zukunft<br />

neben ihren Qualitätsprodukten auch<br />

einen Beitrag zur CO2-Reduzierung<br />

leisten.<br />

Hier ist man in Bayern und auch in<br />

Franken ja noch gut aufgestellt, weil die<br />

Reste der kleinbäuerlichen Strukturen<br />

noch vorhanden sind.<br />

Ja, das stimmt. Und dadurch hat man<br />

eben auch viele Potenziale <strong>für</strong> eine<br />

Neuaufwertung.<br />

Aber retten uns Streuobst-Apfelsaft.,<br />

Kirsch-Marmelade und Walnussmehl<br />

wirklich? <strong>Das</strong> klingt immerhin nicht<br />

gerade nach Hunderten Arbeitsplätzen?<br />

Da habe ich das Gefühl ist noch viel<br />

mehr rauszuholen. Aus diesen Nischenprodukten<br />

müssen Produkte<br />

werden, die in den normalen Alltagskonsum<br />

eingehen. Regionalprodukte<br />

haben jetzt schon ein sehr hohes<br />

Image. Ein so hohes, dass Einzelhandelskonzerne<br />

versuchen, ihre Produkte<br />

regional aussehen zu lassen. Da gibt<br />

der Staat im Moment völlig falsche<br />

Anreize, indem er diese Fake-Produkte<br />

sehr einfach ermöglicht. Hier müssten<br />

echte Regionalprodukte viel stärker gefördert<br />

werden.<br />

Welche dezentralen Infrastrukturen<br />

müssen denn wieder aufs Land, damit<br />

es sich dort besser leben lässt?<br />

„ <strong>Das</strong> Land wird aufgewertet,<br />

wenn es zu<br />

Zusammenbrüchen von<br />

Systemen kommt„<br />

wochen in den umliegenden Dörfern<br />

initiiert werden, die die einzelnen Dörfer<br />

näher untersuchen und fragen, wie<br />

sie funktionieren und wo ihre Stärken<br />

und Schwächen liegen. <strong>Das</strong> wäre meines<br />

Erachtens eine wichtige Innovation.<br />

Aber ich weiß, darüber wird bei<br />

den entsprechenden Stellen überhaupt<br />

nicht nachgedacht.<br />

Was ist mit dem Personennahverkehr?<br />

<strong>Das</strong> ist eine große Schwierigkeit, weil<br />

die Nachfragezahlen relativ klein sind.<br />

Nach dem bisherigen Modell funktioniert<br />

der Nahverkehr nicht, das ist zu<br />

teuer. Aber die Frage ist, ob es nicht andere<br />

Möglichkeiten gibt. Der internet-<br />

Die Schulversorgung, sie hat eine ganz<br />

zentrale Aufgabe auch <strong>für</strong> das Dorf<br />

selbst, <strong>für</strong> seine kulturelle Identität. In<br />

der Vergangenheit hat man die Schulen<br />

sehr stark konzentriert, jetzt müssten<br />

sie eine Art Gegenprogramm machen.<br />

Aus den zentralen Schulstandorten<br />

heraus sollten immer wieder Projektgestützten<br />

Multifunktionalität wird<br />

eine große Bedeutung zukommen. Also<br />

nicht zu trennen zwischen Schülerverkehr<br />

und normalem Personen-, Freizeit-<br />

oder Arbeitsverkehr, sondern dass<br />

man Verkehrsströme verbindet. Aber<br />

insgesamt fehlt es am Willen zur Innovation,<br />

neue, dezentrale Infrastrukturen<br />

zu entwickeln.<br />

Sie entwickeln in Ihrem Buch verschiedene<br />

Szenarien, was in den nächsten<br />

Jahrzehnten mit dem Land passieren<br />

wird. Bis auf das letzte enden eigentlich<br />

alle mit dem endgültigen Verlust des<br />

Landlbens.<br />

Ja, und dieses letzte setzt einen Bruch<br />

unserer aktuellen Entwicklung voraus.<br />

Ich habe den Eindruck, dass dieser<br />

Bruch schwer auf normale Weise umzusetzen<br />

ist, weil damit so viele unterschiedliche<br />

Probleme verbunden sind,<br />

die alle gleichzeitig gelöst werden<br />

müssten. Ich <strong>für</strong>chte, dass das Land<br />

erst aufgewertet wird, wenn es zu gewissen<br />

Zusammenbrüchen kommt.<br />

Die Pandemie ist so einer. Keiner hatte<br />

sie auf dem Schirm, aber sie stört jetzt<br />

das gesamte Wirtschaften. Ich habe das<br />

Gefühl, dass unsere globalisierte Wirtschaft<br />

und Gesellschaft extrem anfällig<br />

geworden ist <strong>für</strong> solche Störungen. Es<br />

reichen heute Kleinigkeiten, die sich<br />

unglaublich schnell als Kettenreaktionen<br />

über den ganzen Erdball ausdehnen.<br />

Von daher ist meine Be<strong>für</strong>chtung:<br />

Wir kriegen Teilzusammenbrüche, wo<br />

das System nicht mehr richtig funktioniert.<br />

Aber das wäre zugleich die Möglichkeit,<br />

dass der ländliche Raum seine<br />

Stärken ausspielen kann.<br />

Also muss erst eine Katastrophe passieren,<br />

dass die Stadt das Land nicht endgültig<br />

auffrisst?<br />

Zumindest bin ich derzeit skeptisch,<br />

wie das Land politisch aufgewertet<br />

werden könnte, da die entsprechenden<br />

Interessengruppen ziemlich schwach<br />

sind. Es könnte sein, dass das Land<br />

durch politisches Handeln aufgewertet<br />

werden könnte. Es gibt aber keine<br />

politische Partei, die das wirklich ernst<br />

meint. Alle orientieren sich an den<br />

Städten und an den dortigen Wählern<br />

und haben kein wirkliches Interesse an<br />

der Aufwertung des Landes. Denn dies<br />

würde erhebliche Einschnitte in unser<br />

städtisch geprägtes Leben und Wirtschaften<br />

bedeuten und viele Wählerstimmen<br />

kosten. <br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

77


Handwerk<br />

78<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Höchste Wohnqualität<br />

auf dem<br />

neuesten Stand<br />

der Technik<br />

Gestern Vision, heute Trend: Die moderne und effiziente Haustechnik<br />

von Mory Elektro Wärme Bad aus Pleinfeld macht das<br />

Zuhause zu einem wohligen und energieeffizienten Ort, der<br />

seine Bewohner zum Feierabend charmant empfängt und die<br />

heimische Erholung zum Erlebnis macht. Ob Heizung, Elektrotechnik,<br />

Bad oder Photovoltaik<br />

und Smarthome:<br />

„Wir bieten fortschrittlichste<br />

Lösungen<br />

an, die den Begriff<br />

der Wohnqualität ganz<br />

neu abstecken“, erzählt<br />

Rainer Mory stolz.<br />

Der Geschäftsführer leitet den Familienbetrieb im Pleinfelder<br />

Industriegebiet bereits in fünfter Generation mit Bruder Bernd<br />

und Gerhard Schrank. Eine Kooperation, die menschlich und<br />

fachlich perfekt funktioniert: Schrank ist <strong>für</strong> das Geschäft rund<br />

um Bad- und Heizungssanierungen zuständig, Bruder Bernd<br />

leitet die Elektrosparte und Rainer Mory gestaltet den Bereich<br />

Heizung und Sanitär. <strong>Das</strong> Unternehmen Mory steht so seit<br />

über 140 Jahren <strong>für</strong> maßgeschneiderte, preiswerte und professionelle<br />

Haustechnik. „<strong>Das</strong> geht bei uns Hand in Hand.“<br />

Den Zeichen der Zeit haben sich die<br />

Pleinfelder noch nie verschlossen, sie<br />

setzen auf innovative und intelligente<br />

Gebäudetechnik, die sorglose Erholung<br />

verspricht. Entspannen, Loslassen<br />

und Wohlfühlen <strong>–</strong> diesen Begriffen<br />

geben die Wohnraum-Profis mit<br />

hochmodernen Lösungen eine ganz<br />

besondere Bedeutung. „Moderne<br />

Haustechnik macht aus dem eigenen<br />

Zuhause ein kleines Paradies, eine<br />

perfekt auf die Bedürfnisse seiner Bewohner<br />

abgestimmte Wohlfühl-Oase“,<br />

erklärt Mory.<br />

Die Experten am Nordring in Pleinfeld bieten <strong>für</strong> jedes Zuhause<br />

ein breites Portfolio behaglicher Wohnraumtechnik an. „Dabei<br />

ist unser ganzheitliches Angebot ein entscheidender Vorteil<br />

<strong>für</strong> den Kunden“, sagt Rainer Mory. „Wir kombinieren effiziente<br />

Heiztechnik mit moderner Photovoltaik, richten Wandladestationen<br />

<strong>für</strong> Elektroautos ein und bauen Bäder mit Charakter.“<br />

-sz-<br />

Fünfte Generation<br />

Handwerk<br />

Bereits 1882 hatte Wilhelm Mory<br />

die Vision einer eigenen Schlosserei.<br />

Der erste Meilenstein war das eigene<br />

Ladengeschäft in Pleinfeld in den<br />

1920er-Jahren. Aus bescheidenen<br />

Anfängen entwickelte sich das Unternehmen<br />

zu einem Handwerksbetrieb,<br />

den Fritz Mory im Jahr 2003 an<br />

seine beiden Söhne Bernd und Rainer<br />

Mory weitergab. Der über 140 Jahre<br />

alte Traditionsbetrieb wird seitdem in<br />

bereits fünfter Generation am Hauptstandort<br />

in Pleinfeld weitergeführt.<br />

Mory GmbH<br />

Nordring 8 • 91785 Pleinfeld<br />

Tel. 0 91 44 / 9 29 40<br />

www.mory-haustechnik.de<br />

info@mory-haustechnik.de<br />

Unternehmensgründung: 1882<br />

Mitarbeiter: 90<br />

Geschäftsführer: Bernd Mory,<br />

Rainer Mory und Gerhard Schrank<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

79


Anzeige<br />

Werkstatt wächst weiter<br />

Jedes Fahrzeug<br />

ist willkommen<br />

Im Jahr 2013 haben Thomas Felleiter<br />

und Peter Schmidt die alte Werkstatt<br />

von Auto Meeh in der Ansbacher<br />

Straße in Treuchtlingen übernommen<br />

und Schritt <strong>für</strong> Schritt saniert und<br />

modernisiert. Unter anderem wird<br />

eine neue Heizung installiert und<br />

die Fenster erneuert. 2019 schließlich<br />

wird eine neue Werkstatthalle<br />

gebaut. Spezialisiert sind die beiden<br />

Geschäftsführer und ihr Team auf die<br />

Marken VW, Audi, Seat und Skoda,<br />

kümmern sich nach eigener Aussage<br />

aber in ihrer freien Werkstatt grundsätzlich<br />

um jedes Fahrzeug. Der zweite<br />

Geschäftszweig des Betriebs ist der<br />

Verkauf von Neu- und Jahreswagen.<br />

Auto Felleiter & Schmidt GmbH<br />

Ansbacher Str. 34<br />

91757 Treuchtlingen<br />

Tel. 0 91 42 / 53 51<br />

www.felleiter-schmidt.de<br />

info@felleiter-schmidt.de<br />

Unternehmensgründung: 2013<br />

Mitarbeiter: 10<br />

Geschäftsführer: Thomas Felleiter<br />

und Peter Schmidt<br />

Thomas Felleiter und Peter Schmidt machen ihren Job gerne,<br />

auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie 2021. „Es ist viel<br />

zu tun, aber wir haben ein sehr gutes Team, mit dem die Arbeit<br />

machbar ist“, sagen die beiden Geschäftsführer der Auto Felleiter<br />

& Schmidt GmbH. Zehn Mitarbeiter sind im Unternehmen<br />

angestellt, im Herbst 2021 gab es zudem „Nachwuchs“.<br />

Erstmals haben die beiden<br />

einen Auszubildenden<br />

unter Vertrag genommen.<br />

„Wir probieren das jetzt<br />

aus, auch wenn es nicht<br />

so einfach ist. Du brauchst<br />

<strong>für</strong> die Ausbildung einfach<br />

wahnsinnig viel Energie<br />

und Zeit“, sagt Kfz-Mechatroniker-Meister<br />

Felleiter,<br />

der damit auch ein Stück weit dem Fachkräftemangel begegnen<br />

will. Der schlägt zwar in anderen (Handwerks-)Berufen<br />

deutlicher zu, doch auch die Automobilbranche bleibe davon<br />

nicht verschont. „Und ein guter Mechaniker oder Handwerker<br />

hat heutzutage seinen Job“, ergänzt Peter Schmidt.<br />

Um die Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> das aktuelle Team<br />

stetig zu verbessern und<br />

damit auch den Betrieb<br />

weiterzuentwickeln, wurde<br />

2021 eine neue Montiermaschine<br />

angeschafft.<br />

„<strong>Das</strong> automatisiert die Abläufe<br />

und ermöglicht ein ergonomischeres<br />

Arbeiten“,<br />

sagt Thomas Felleiter, der auch auf eine umgebaute Kaffeeküche<br />

und Aufenthaltsraum <strong>für</strong> die Angestellten verweisen kann.<br />

Neuerungen <strong>für</strong> <strong>2022</strong> sind die Anschaffung eines Abschleppwagens<br />

sowie eines weiteren Diagnose-Testers, um auf die<br />

Steuersoftware zugreifen zu können bzw. diese programmieren<br />

zu können und Updates durchzuführen. „Damit wollen wir<br />

uns noch besser aufstellen“, sagen Felleiter und Schmidt.<br />

Was unverändert bleibt, ist die grundsätzliche Ausrichtung.<br />

„Wir sind eine freie Werkstatt, die sich alle Fahrzeuge anschaut,<br />

man kann mit (fast) jedem Auto zu uns kommen“, betonen beide.<br />

Und: „Autoreparatur ist Vertrauenssache.“ -mho-<br />

80<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Neue Generation<br />

setzt Firmentradition<br />

fort<br />

Höchste Qualität und leidenschaftlicher Service: Da<strong>für</strong> steht<br />

Fenster Rachinger aus Bieswang. Seit 110 Jahren begeistert<br />

der Traditionsbetrieb Kunden mit hochwertigem Handwerk<br />

auf dem neuesten Stand der Technik. „Ob Sicherheitsfunktionen,<br />

Wärmedämmung oder Farbgebung <strong>–</strong> unsere Produkte<br />

haben sich jedes Jahr weiterentwickelt und werden immer<br />

komplexer“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Schmidt.<br />

Ob Holz, Holz-Aluminium oder Kunststoff: „Wir liefern maßgefertigte<br />

Produkte, die in Form, Farbe, Material und Ausstattung<br />

optimal zugeschnitten sind. Wir sind qualitativer Marktführer<br />

im hochwertigen Fensterbereich.“ Möglich machen das<br />

zwei große Fertigungsbetriebe (Holz, Kunststoff), eingespielte<br />

Teamarbeit zwischen der Geschäftsleitung und den 55 MitarbeiterInnen<br />

sowie zahlreiche regionale Partnerbetriebe. Qualität<br />

made in Bayern eben.<br />

Schreinerei<br />

seit 1912<br />

Schreinermeister Fritz Wüst gründete<br />

die Firma 1912 in Bieswang. Seine<br />

Tochter Sofie übernahm danach mit<br />

ihrem Mann Karl Schmidt und nach<br />

dessen Tod im Krieg mit Ehemann<br />

Karl Rachinger. In Bieswang begann<br />

die Spezialisierung auf Fensterbau, in<br />

Solnhofen auf Türen und Innenausbau.<br />

Mit Karl und Hermann in der<br />

Geschäftsleitung wurde die Firma in<br />

„Rachinger & Söhne“ umbenannt.<br />

Sohn Karl übernahm 1985 die<br />

Leitung des Fensterbaubetriebs, Sohn<br />

Hermann die des Möbelhauses in<br />

Solnhofen. 1999 trennten sich die Betriebe<br />

einvernehmlich. Es entstanden<br />

„Möbel Rachinger“ und „Fenster Rachinger“.<br />

2002 übernahm Wolfgang<br />

Schmidt die Firma „Fenster Rachinger“,<br />

die seitdem stetig wächst.<br />

Neu in der Geschäftsleitung sind seit einem halben Jahr Tochter<br />

Hanna Ersfeld und ihr Mann Philipp, die in Zukunft übernehmen<br />

werden. „Diesen Generationenwechsel soll auch<br />

unser neuer Firmenauftritt mit neuem Logo symbolisieren“,<br />

sagt Christine Schilberg-Schmidt. Moderner Look und vertraute<br />

Elemente definieren den neuen Stil <strong>–</strong> eine Analogie zur<br />

gemeinsamen Unternehmensführung ist nicht zu übersehen:<br />

Ins bewährte Handwerk fließen neue Ideen und Ansätze der<br />

nächsten Generation ein.<br />

Wie erfolgreich das sein kann, erklärt Philipp Ersfeld: „Wie viele<br />

Betriebe suchen auch wir neue Mitarbeiter.“ Die Lösung: Anzeigen<br />

auf Facebook. Die Resonanz war überwältigend, der erste<br />

Arbeitsvertrag ist bereits unterschrieben. „Auch bei der Suche<br />

nach Auszubildenden <strong>für</strong> den Beruf des Schreiners versprechen<br />

wir uns durch die deutliche Verjüngung weitere Attraktivität<br />

<strong>für</strong> unsere Firma“, sagt Hanna Ersfeld. -sz-<br />

Fenster Rachinger<br />

Am Solnhofer Weg 4<br />

91788 Bieswang<br />

Tel. 0 91 43 / 4 40<br />

www.rachinger.de<br />

info@rachinger.de<br />

Unternehmensgründung: 1912<br />

Mitarbeiter: 55<br />

Geschäftsführer: Wolfgang Schmidt<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

81


Anzeige<br />

Fliesen WOLF mit neuem<br />

Showroom<br />

Fliesen Naturstein Estrich<br />

Qualität<br />

„made by Wolf“<br />

Woconcept <strong>–</strong> das Konzept vom modernen<br />

Familienunternehmen Fliesen<br />

Wolf. Der langjährige Meisterbetrieb<br />

mit neuem Ausstellungsraum und<br />

größeren Räumlichkeiten in Weißenburg.<br />

Die Zusammenarbeit mit<br />

Architekten, Bauträgern, öffentlichen<br />

Auftraggebern und Privatkunden erstreckt<br />

sich weit über die Stadtgrenze<br />

hinaus. Fliesen Wolf ist bekannt im<br />

Raum Nürnberg, Ingolstadt bis nach<br />

München. Eine kompetente Beratung,<br />

der Blick auf Nachhaltigkeit,<br />

Qualität, Langlebigkeit und Ästhetik<br />

liegen dem Unternehmen bei Kundengesprächen<br />

am Herzen. Von der<br />

Inspiration bis zur Realisierung.<br />

Fliesen | Naturstein | Öfen | Holzböden | Estriche<br />

Fliesen Wolf GmbH<br />

Richard-Stücklen-Straße 16<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 90 12 50<br />

www.woconcept.de<br />

info@woconcept.de<br />

Unternehmensgründung: 1928<br />

Mitarbeiter: 13<br />

Geschäftsführer: Matthias<br />

Heidrich-Wolf<br />

Die Eröffnung des neuen Showrooms sollte der krönende Anfang<br />

nach dem Umzug der Firma Fliesen Wolf von Pleinfeld<br />

nach Weißenburg sein. Doch leider mussten ausgerechnet am<br />

geplanten Tag der Feierlichkeiten, dem 01.04.21, pandemiebedingt<br />

alle Einzelhändler schließen. „<strong>Das</strong> komplette Verkaufsteam<br />

war somit ab Tag eins in Kurzarbeit“, schildert Firmeninhaberin<br />

Carolyn Wolf.<br />

Dabei ist der neue Ausstellungsraum das repräsentative Herzstück<br />

der neuen Räumlichkeiten. Hier werden alle verfügbaren<br />

Produkte ausgestellt. „Bei woconcept bekommen Sie nicht<br />

nur alles aus einer Hand, sondern können auch alles selber<br />

anschauen, anfassen und prüfen“, so Wolf. Es werden Fliesen<br />

von namhaften Herstellern wie Deutsche Steinzeug AG, V+B,<br />

Steuler, Porcelaingres oder Marazzi ausgestellt. Ebenso Natursteine<br />

aller Art, wie beispielsweise <strong>für</strong> Treppenanlagen, Beläge<br />

oder Fertigarbeiten. Vinyl und Laminat werden ebenso angeboten.<br />

Auch Kaminöfen zählen zum Repertoire. Eine Neuheit:<br />

Seit August 2021 werden Estriche aller Art angeboten. Der<br />

neue Showroom soll den Kunden die bestmögliche Auswahl<br />

bieten. „Wir können alles verlegen, was wir in unserer Ausstellung<br />

verkaufen“, so Wolf.<br />

Der Standortwechsel war trotz der pandemischen Umstände<br />

sehr wichtig <strong>für</strong> das wachsende Unternehmen. Die Lagerkapazitäten<br />

mussten dringend erhöht und Platz <strong>für</strong> die Verwaltung<br />

geschaffen werden. Mittlerweile zählt Fliesen Wolf 13 Mitarbeiter<br />

und 25 Nachunternehmer. <strong>Das</strong> verfügt über die Kompetenz,<br />

in allen Sparten zu verlegen. Bedeutet: vom Einfamilienhaus<br />

bis hin zu Großobjekten von mehreren 1000 Quadratmetern.<br />

Bis auf den schweren Verkaufsstart während des Lockdowns<br />

hat die Corona-Pandemie glücklicherweise kaum Einflüsse auf<br />

das Geschäft. Durch die neu geschaffenen Lagerkapazitäten,<br />

die langjährige Erfahrung und die guten Geschäftsbeziehungen<br />

zu den Lieferanten kam es kaum zu Lieferengpässen. Ein<br />

Unternehmen, welches sich auch in pandemischen Zeiten bewährt<br />

hat. <br />

-cr-<br />

Holzböden<br />

Kaminöfen<br />

82<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Zufriedene<br />

Kunden<br />

reichen nicht<br />

Foto: warema<br />

Friedrich Kipf will begeisterte Kunden. Mit seinen 80 MitarbeiterInnen<br />

baut er auch jenseits des Landkreises hochwertige<br />

Fenster und Haustüren ein: mit modernsten Sicherheitsstandards,<br />

herausragender Wärmedämmung und mit prächtigen<br />

Designs. „Alles, was wir tun, ist am größtmöglichen Nutzen <strong>für</strong><br />

unsere Kunden ausgerichtet“, sagt der Geschäftsführer.<br />

Im wachsenden Geschäftszweig „OutdoorLiving“ hat man in<br />

Markt Berolzheim auch das schöne Leben im Freien, also im<br />

eigenen Garten im Blick. Ob Terrassenüberdachungen, Lamellendächer,<br />

Sonnensegel oder Markisen: „Da bieten wir das ganze<br />

Spektrum. Natürlich auf dem hohen Qualitätsstandard, den<br />

wir <strong>für</strong> alle unsere Produkte in Anspruch nehmen.“<br />

Brandneu in diesem Segment <strong>–</strong> und ein echtes Highlight <strong>für</strong><br />

Gartenliebhaber: Outdoor-Küchen. Moment mal. Kochstellen<br />

zwischen Rhododendron und Holunder? Werden die nicht<br />

nass? „<strong>Das</strong> werden sie <strong>–</strong> und das dürfen sie auch“, erklärt der<br />

gelernte Schreinermeister den Neuzugang in seinem Sortiment.<br />

„<strong>Das</strong> sind Küchenzeilen mit dickwandigem Aluminium,<br />

pulverbeschichtet und witterungsbeständig.“<br />

Meisterliches Handwerk macht es möglich: Eichenholzelemente<br />

der Freiluft-Kochstellen werden mehrfach mit Seelack<br />

behandelt. „<strong>Das</strong> macht die Oberflächen wasserfest wie ein<br />

Schiff. Auch optisch sieht das richtig klasse aus.“ Ausstatten<br />

können Kunden solche Küchen dann wie sie wollen: „Ceranfeld,<br />

Gasherd oder Smoker sind gar kein Problem.“<br />

Besonders schön: Die Outdoor-Küchen eignen sich perfekt <strong>für</strong><br />

kleine kulinarische Events, die das Unternehmen vor der Pandemie<br />

noch regelmäßig angeboten hat. Bald soll es sie wieder<br />

geben. Im Außenbereich kann man am Standort dann beim<br />

gemütlichen Zusammensein und dem Genuss feiner Speisen,<br />

dargeboten von gastierenden Profi-Köchen erleben, worum<br />

sich bei Kipf alles dreht: höchste Qualität und ein traumhaftes<br />

Wohngefühl.-sz-<br />

60 Jahre<br />

gutes Handwerk<br />

Heinz Kipf startete 1961 mit seiner<br />

Schreinerei in Markt Berolzheim. Er<br />

fertigte Holzfenster, Türen, Sonnenschutz<br />

und Rollläden <strong>–</strong> und Lehrmittel<br />

<strong>für</strong> Schulen. Anfang der 80er-Jahre<br />

erkannte Kipf den aufkommenden<br />

Trend <strong>für</strong> Wintergärten. Der Betrieb<br />

wuchs stetig, das Material veränderte<br />

sich: Alu und Kunststoff wurden zum<br />

Schwerpunkt. Ab 1991 entstanden<br />

Kunststofffenster in der neu gebauten<br />

Fertigungshalle. Seit 2010 entwickelt<br />

und baut Kipf ein eigenes System <strong>für</strong><br />

Terrassendächer. <strong>Das</strong> 50-jährige Jubiläum<br />

geht 2011 mit der Eröffnung<br />

der neuen Fertigungshalle in der<br />

Wettelsheimer Straße einher. 2019<br />

kam eine eigene Alu-Produktion und<br />

-Bearbeitung hinzu. Heute wird der<br />

Familienbetrieb mit 80 Angestellten<br />

von Friedrich Kipf geführt.<br />

KIPF Fenster. Türen. OutdoorLiving.<br />

Wettelsheimer Straße 18+21<br />

91801 Markt Berolzheim<br />

Tel. 0 91 46 / 94 14 - 0<br />

www.kipf.de • info@kipf.de<br />

Unternehmensgründung: 1961<br />

Mitarbeiter: 80<br />

Geschäftsführer: Friedrich Kipf<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

83


Anzeige<br />

Traditionelles Handwerk<br />

trifft moderne Technik<br />

Rieger & Kraft Zimmerei & Solar GmbH<br />

Holzinger Hauptstraße 32<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 92 32 39<br />

Proofdruck <strong>für</strong> www.solar-rieger-kraft.de<br />

1 StadtZeitung www.zimmerei-rieger-kraft.de<br />

Werbeverlag<br />

AuftragsNummer: 0000396928<br />

Druck: 14.08.2020<br />

kontakt@zimmerei-rieger-kraft.de<br />

14:50:53<br />

Leidenschaftliches Handwerk und<br />

moderne Technik gehen bei der<br />

Zimmerei Rieger & Kraft Hand in<br />

Hand. Die Geschäftsführer Frank<br />

Rieger und Uwe Kraft kennen sich<br />

schon lange: 2008 haben sie ihre<br />

Trockenbaubetriebe in Holzingen<br />

zusammengelegt und eine gemeinsame<br />

Zimmerei gegründet, seit<br />

2009 installieren sie auch Photovoltaikanlagen<br />

im ganzen Landkreis.<br />

Die Nachfrage da<strong>für</strong> ist hoch, denn<br />

die Kombination aus Zimmerei und<br />

Solar ergänzt sich optimal. „Unsere<br />

langjährige Erfahrung und das duale<br />

Angebot aus Auftragsnummer: Zimmerei 0000396928und Solar<br />

AuftragsPosition: 1<br />

sind <strong>für</strong> uns klare Wettbewerbsvorteile.“,<br />

sagt Frank Rieger, der die<br />

Zimmerei leitet. „Beratung, Planung<br />

und Montage gibt es bei uns aus<br />

einer Hand.“<br />

Vom Dachstuhl bis zur Indach-Photovoltaikanlage<br />

lässt man keinen<br />

Kundenwunsch unerfüllt, mag er<br />

noch so ausgefallen sein. „Aktuell<br />

sind aber besonders Wallboxen<br />

und Speicheranlagen sehr gefragt“,<br />

sagt Uwe Kraft, Geschäftsführer<br />

der Solar-Sparte. „Zu fast jeder<br />

Photovoltaikanlage installieren wir<br />

mittlerweile auch hochmoderne<br />

Stromspeicherlösungen.“<br />

Ein drastischer Preisfall der Speicheranlagen<br />

und die steigenden<br />

Energiekosten machen solche Lösungen<br />

attraktiv. <strong>Das</strong> ist aber nicht<br />

alles: „Vielen unserer Kunden geht<br />

es auch um Unabhängigkeit. In Verbindung<br />

mit einer Wärmepumpe<br />

machen unserer Solaranlagen den<br />

Endverbraucher nämlich quasi zum<br />

Selbstversorger.“ <br />

-sz-<br />

Druck vor Ort <strong>–</strong> ein Partner <strong>für</strong> alle Fragen<br />

Kann eine lokale Druckerei gegen<br />

die große Konkurrenz im Netz ankommen?<br />

Selbstverständlich! Wenn<br />

sie ihr Handwerk versteht und einen<br />

flexiblen Rundumservice vor der<br />

Haustür bietet. Genau das tut die<br />

Druckerei Braun & Elbel in Weißenburg.<br />

Seit mehr als 125 Jahren wird<br />

in der Wildbadstraße mitten im Herzen<br />

der Weißenburger Innenstadt<br />

gedruckt.<br />

Jetzt profitiert man von der erstklassigen<br />

handwerklichen Ausbildung<br />

der Belegschaft. Denn immer wichtiger<br />

<strong>für</strong> den Geschäftserfolg ist die<br />

Beratung geworden, an der es im<br />

schnellen Online-Geschäft hapert.<br />

Dieser Entwicklung folgend hat der<br />

Verlag Braun & Elbel seine Druckerei<br />

in die Full-Service-Werbeagentur be<br />

media integriert. So kann man dem<br />

Kunden einen Ansprechpartner <strong>für</strong><br />

alle Fragen rund ums Druckprodukt<br />

liefern. Von der Gestaltung über den<br />

Druck bis hin zur Verteilung ist man<br />

der Partner <strong>für</strong> die regionale Wirt-<br />

schaft, aber auch <strong>für</strong> Vereine und<br />

Verbände aller Art.<br />

Ein neues Geschäftsfeld hat sich in<br />

den vergangenen Jahren im Editorial<br />

Design ergeben. In der Druckerei<br />

des Weißenburger Tagblatts entsteht<br />

eine Vielzahl von Magazinen,<br />

Heften und Broschüren. Unter anderem<br />

das Kulturmagazin Carpe diem,<br />

das <strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong>, die<br />

Feuerwehrzeitung <strong>für</strong> den Landkreis,<br />

das vhs-Programm, das RACEMAG<br />

<strong>für</strong> den Altmühltal Classic Sprint<br />

oder die Zeitschrift der Naturfreunde<br />

Mittelfranken. Sie alle profitieren<br />

von einer fachlich kompetenten<br />

Dienstleistung in der Tiefe <strong>–</strong> mit verlässlichen<br />

Ansprechpartnern vor<br />

Ort. <br />

-js-<br />

Buch- und Offsetdruckerei<br />

Braun & Elbel<br />

Wildbadstraße 16-18<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 23<br />

braun-elbel@be-media.de<br />

www.be-media.de<br />

84<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Warum das Land die<br />

Stadt retten muss Von Jan Stephan<br />

Die Energiewende wird<br />

die Aufgabe dieser Generation.<br />

Und sie wird auf<br />

dem Land entschieden.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet schmerzhafte<br />

Eingriffe ins Landschaftsbild<br />

<strong>–</strong> gerade<br />

deshalb muss sie vor Ort<br />

auch eine neue, soziale<br />

Wertschöpfung schaffen.<br />

Wenn es um die Energiewende geht,<br />

tut man auf dem Land so, als wäre<br />

man der Kleine, der zwangsverpflichtet<br />

wird, dem Großen den Arsch zu retten.<br />

<strong>Das</strong> ist auf interessante Art und Weise<br />

richtig und falsch zugleich. Geht es<br />

um die Einwohner, ist Weißenburg-<br />

Gunzenhausen tatsächlich ein Zwerg<br />

im Vergleich etwa zur Landeshauptstadt<br />

München. Rund 1,5 Millionen<br />

Münchnern stehen knapp 100.000<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> gegenüber. Geht es<br />

um die Fläche, sieht es allerdings ganz<br />

anders aus. WUG ist mehr als dreimal<br />

so groß wie die Landeshauptstadt.<br />

Da Fläche die Währung der Zukunft<br />

ist, macht sich das „kleine“ München<br />

vielleicht ein bisschen zu Recht Hoff-<br />

nung darauf, vom großen <strong>Altmühlfranken</strong><br />

gerettet zu werden. Immerhin wird<br />

in der Fläche entschieden, ob eines der<br />

größten Menschheitsprojekte glückt<br />

oder scheitert. Die Energiewende.<br />

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral<br />

sein. <strong>Das</strong> wird zwar eher nicht<br />

funktionieren, aber am Ernst der Bemühungen<br />

sollte man diesmal eher<br />

nicht zweifeln. Wenn der neue grüne<br />

Minister <strong>für</strong> Wirtschaft und Klimaschutz,<br />

Robert Habeck, die Energiewende<br />

versemmelt, kann er in Zukunft<br />

auch gleich mit dem SUV ins Ministerium<br />

fahren, aufs Gendern verzichten<br />

und behaupten, fleischlose Ernährung<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

85


mache krank. Und seit Russland außerhalb<br />

Chinas kein Mensch mehr über<br />

den Weg traut, hat sich die Situation<br />

noch erheblich verschärft. Fragen der<br />

Energieversorgung sind auf einmal<br />

Fragen der Sicherheitspolitik geworden.<br />

Es ist jetzt noch klarer: Die Dekarbonisierung<br />

der Wirtschaft wird bis Mitte<br />

des Jahrhunderts das entscheidende<br />

Thema deutscher Politik sein. Anders<br />

als bei der Industrialisierung wird über<br />

Erfolg oder Misserfolg dieses Projekts<br />

auf dem Land entschieden. Und damit<br />

in besonderem Maße auch in Weißenburg-Gunzenhausen.<br />

Weil: Wenn man<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> etwas kann, dann<br />

Platz haben … Im Schnitt leben in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

auf den Quadratkilometer<br />

halb so viele Menschen wie im Rest<br />

Bayerns. Und in Bayern leben schon<br />

40 Prozent weniger als im Rest der Republik.<br />

Unter den Einsamen ist man<br />

sozusagen also einer der Einsamsten.<br />

Ortswechsel. Der pandemie-provisorische<br />

Sitzungssaal eines altmühlfränkischen<br />

Gemeinderats. Neonlicht, Stunde<br />

vorgerückt, Stimmung leicht gereizt.<br />

„Müssen wir jetzt wirklich hier bei<br />

uns die Stadt retten?“, fragte ein Kommunalpolitiker<br />

und sieht in den Raum.<br />

Für ihn ist es eine rhetorische Frage.<br />

Er hoffte mit ihr die Diskussion um<br />

die Ausweisung neuer Photovoltaikflächen<br />

aufs rechte Gleis zurückzubringen.<br />

Frei nach dem Motto: Wir haben<br />

genug gemacht, jetzt sind mal die<br />

anderen dran. Aber so einfach ist das<br />

nicht mehr. Auch nicht im Sitzungssaal<br />

einer eher ländlichen Gemeinde<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong>. Die eine Seite<br />

nickt zwar, freilich, man könne hier im<br />

Kleinen nicht die Welt retten … Die<br />

andere Seite schüttelt aber den Kopf:<br />

Wo, wenn nicht hier, soll sie denn bitteschön<br />

gerettet werden, fragen sie.<br />

Und damit wäre man dann auch beim<br />

Punkt. Wenn die Energiewende kommen<br />

soll, wird das Land die Stadt retten<br />

müssen. Anders ist es schlicht nicht<br />

möglich. Gelingt es in den kommenden<br />

Jahrzehnten also nicht, dass die Erneuerbaren<br />

in der Fläche so stark wachsen,<br />

dass sie die industriellen Zentren<br />

mitversorgen, scheitert das ganze Klimaprojekt.<br />

Und das bedeutet möglicherweise<br />

<strong>–</strong> Pathos an <strong>–</strong> das Ende der<br />

Menschheit, wie wir sie kennen.<br />

<strong>Das</strong> ist die politische Großwetterlage,<br />

mit der Weißenburg-Gunzenhausen<br />

mindestens bis zu seinem nächsten großen<br />

Jubiläum zurechtkommen muss.<br />

Aus Sicht <strong>Altmühlfranken</strong>s wird es<br />

nun darauf ankommen, dieses mit<br />

Milliarden und Abermilliarden an Investitionen<br />

versehene Projekt vor Ort<br />

in die richtigen Bahnen zu lenken. Die<br />

Eingriffe in die Landschaft, die unvermeidlich<br />

sein werden, den Ärger, den<br />

das bringen wird, all das sollte mit positiven<br />

Effekten aufgewogen werden.<br />

Und zwar am besten nicht <strong>für</strong> einige<br />

wenige, sondern <strong>für</strong> die Gesamtheit<br />

derer, die hier leben.<br />

„ Wir machen im<br />

Moment eigentlich alles<br />

falsch, was man falsch<br />

machen kann„<br />

<strong>Das</strong> Prinzip „Land versorgt Stadt“ ist<br />

so alt wie die Stadt selbst. Der Überschuss<br />

der Landwirtschaft hat es erst<br />

möglich gemacht, dass viele Menschen<br />

auf einem Fleck leben und sich mit anderen<br />

Dingen beschäftigen konnten,<br />

als damit, ihr täglich Brot zu produzieren.<br />

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit<br />

funktionierte die Arbeitsteilung<br />

zwischen Stadt und Land allerdings<br />

weitgehend gleichberechtigt. Bis die<br />

Industrialisierung anrauschte und erst<br />

die Städte reich und dann das Land<br />

arm machte.<br />

Weil das Prinzip der Industrialisierung<br />

nicht in der Fabrikhalle blieb. Es<br />

dehnte sich aus und eroberte bald den<br />

Acker. Mit immer mehr technischem<br />

Gerät erzeugten immer weniger Menschen<br />

auf immer größeren Flächen immer<br />

mehr Lebensmittel. <strong>Das</strong> hatte gute<br />

Seiten, sorgte aber auch da<strong>für</strong>, dass Gewinne<br />

vom Land in die Stadt flossen,<br />

während die Probleme der intensiven<br />

Bewirtschaftung vor Ort blieben <strong>–</strong> und<br />

größer wurden.<br />

Sieht man sich an, wie viel Fläche<br />

heute ein Landwirt braucht, um seinen<br />

Lebensunterhalt zu verdienen,<br />

ist klar, wie wenig Wertschöpfung vor<br />

Ort bleibt, wie wenig Menschen heute<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> von der Landwirtschaft<br />

leben können. <strong>Das</strong> große Geld<br />

verdienen dabei nicht die Bauern, sondern<br />

die Händler, Weiterverarbeiter,<br />

Nahrungsmittelkonzerne und Han-<br />

delsketten. Organisationen, die eher in<br />

der Stadt als auf dem Land zu Hause<br />

sind.<br />

Die Energiewende bringt nun neue<br />

Bedeutung und Wertschöpfung in die<br />

Fläche. Weil die Energie der Städte<br />

nicht mehr aus einem Loch im Boden<br />

des Nahen Ostens und erst recht nicht<br />

mehr aus den Kohlegruben Russlands<br />

kommen darf. Die Herausforderung<br />

ist nun, diese neue Wertschöpfung des<br />

Landes erfolgreicher zu steuern, als das<br />

bei der Landwirtschaft gelungen ist.<br />

Derzeit stehen die Vorzeichen nicht<br />

gut, findet André Goldfuß-Wolf, der<br />

technische Geschäftsführer der Stadtwerke<br />

Weißenburg. „Wir machen im<br />

Moment eigentlich alles falsch, was<br />

man falsch machen kann in Sachen<br />

Energiewende“, betont er.<br />

Er sitzt im dämmrigen Sitzungssaal der<br />

Stadtwerke in Weißenburg und spricht<br />

ruhig über seine Erfahrungen der<br />

letzten Jahre. Aus dem Fenster sieht<br />

man die nahen Bahngleise. Ein paar<br />

Hundert Meter weiter betreiben die<br />

Stadtwerke einen kleinen Solarpark.<br />

Goldfuß-Wolf ist ein Vorreiter der regionalen<br />

Energiewende. Er hat in Zusammenarbeit<br />

mit der lokalen Politik<br />

Photovoltaikmodule auf kommunale<br />

Dächer gebracht, Solarparks entwickelt<br />

und zwei Windräder gebaut, die<br />

den Stadtwerken gehören.<br />

„Ihre Erträge sind ein wesentlicher<br />

Grund da<strong>für</strong>, dass es uns im Moment<br />

noch so gut geht“, erzählt er. Mit den<br />

Überschüssen aus dem laufenden Betrieb<br />

finanzieren die Stadtwerke defizitäre<br />

Bereiche wie das Hallenbad und<br />

das Freibad oder die Stadtbuslinie in<br />

Weißenburg. Ein gutes Beispiel, wie<br />

Wertschöpfung aus den erneuerbaren<br />

Energien dem Allgemeinwohl dienen<br />

kann, findet er.<br />

<strong>Das</strong> allerdings ist bislang noch die Ausnahme.<br />

„Die Gruppe derjenigen, die<br />

im Moment profitieren, ist klein“, stellt<br />

Goldfuß-Wolf fest. Bei denen, die die<br />

Parks planen und bauen, bleibe viel<br />

Geld hängen. Bei denen, die vor Ort<br />

mit den Parks leben müssen, wenig.<br />

„<strong>Das</strong> läuft so, dass die Projektierer<br />

mit den fertigen Projekten zu den Gemeinden<br />

kommen und fragen, ob sie<br />

nicht etwas <strong>für</strong> die Energiewende tun<br />

wollen“, erklärt Goldfuß-Wolf. „Na ja,<br />

und wer will das nicht …“<br />

86<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Da seien oft schon Vorverträge unterzeichnet,<br />

die Gemeinde müsste dann<br />

nur noch den Bebauungsplan ändern<br />

und der Park könne gebaut werden.<br />

Am Ende bleibt eine hohe Pacht <strong>für</strong><br />

einige wenige und ein bisschen Gewerbesteuer<br />

<strong>für</strong> die Gemeinde. „Wir<br />

machen sowas nicht“, stellte Goldfuß-<br />

Wolf klar. Wenn Projektierer in Weißenburg<br />

anklopfen, mache man ihnen<br />

klar, dass man gerne über eine Zusammenarbeit<br />

reden könne, man aber<br />

selbst Herr des Verfahrens und Betreiber<br />

der Anlage sein wolle.<br />

Goldfuß-Wolf plädiert da<strong>für</strong>, dass sich<br />

die Kommunen in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

stärker in die Energiewende einbringen.<br />

Immerhin hätten sie in Bayern sogar<br />

den in der Verfassung festgeschriebenen<br />

Auftrag, die Stromversorgung<br />

in ihrem Gebiet sicherzustellen. „Wir<br />

sollten das auf Landkreisebene organisieren,<br />

genau überlegen, wo wir was<br />

machen, und das dann auch umsetzen.<br />

Es sollten alle profitieren, dann hätte<br />

man auch erheblich weniger Akzeptanzprobleme“,<br />

glaubt der technische<br />

Stadtwerke-Geschäftsführer. Die Erlöse<br />

aus solchen Projekten könnten dann<br />

in die Verbesserung des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs fließen, in die<br />

Subventionierung von Dorfläden, in<br />

Jugendprojekte auf dem Land …<br />

<strong>Das</strong> wirkt fast so, als denke da einer<br />

über eine Art „Kreiswerke“ nach, die<br />

vor Ort selbst massiv in die erneuerbaren<br />

Energien einsteigen. <strong>Das</strong> klingt<br />

ehrgeizig, ist aber gar nichts so Neues.<br />

Schon vor knapp zehn Jahren wurden<br />

derlei Ideen in Strategiepapieren des<br />

Deutschen Landkreistages an- und<br />

durchgedacht. An Aktualität haben<br />

die Ideen wenig verloren, an Brisanz<br />

eher gewonnen, wenn man sich überlegt,<br />

dass erst ein paar Schritte auf dem<br />

langen Weg der Energiewende zurückgelegt<br />

sind.<br />

Auf Landkreisebene betrachtet man<br />

derlei Ideen aber mit Zurückhaltung.<br />

Landrat Manuel Westphal (CSU) hat<br />

die Klimarettung zu einem der Projekte<br />

seiner Amtszeit gemacht (siehe<br />

Interview S. 48), aber den Zubau der<br />

Erneuerbaren vor Ort zu koordinieren,<br />

da sieht er den Landkreis eher nicht.<br />

Da seien die Gemeinden die geeigneteren<br />

Partner, meint er.<br />

Bisher galt die Bürgerbeteiligung als<br />

Königsweg der regionalen Wertschöpfung.<br />

Windräder oder PV-Anlagen<br />

werden ganz oder in Teilen durch<br />

Bürger finanziert, die vom Gewinn<br />

der Anlagen profitieren. Vor allem in<br />

der Windkraft brachte das einige Jahre<br />

sehr ordentliche Renditen und Geld,<br />

das wieder in der Region ausgegeben<br />

werden konnte. Bürgerbeteiligung ist<br />

insofern ein Ansatz regionaler Wertschöpfung,<br />

aber eben auch einer, dessen<br />

Früchte nicht bei allen ankommen.<br />

„Wenn man sich das genau anschaut,<br />

sind das am Ende 100 oder 200 Bürger<br />

von 18.500, die direkt was davon<br />

haben“, kritisiert André Goldfuß-Wolf<br />

mit Blick auf Weißenburg. „Und zwar<br />

diejenigen, die Geld haben. <strong>Das</strong> ist<br />

nicht die Allgemeinheit, die da profitiert.“<br />

Immerhin: Auch andere regionale Akteure<br />

haben längst ein Interesse daran,<br />

dass sich die Energiewende sich vor<br />

Ort lohnt. In Burgsalach ist man dabei,<br />

40 Hektar Flächen <strong>für</strong> neue Photovoltaikanlagen<br />

auszuweisen. Dabei soll es<br />

drei verschiedene Betreibermodelle geben,<br />

die allesamt regional basiert sind.<br />

Ein Landwirt aus dem Ort will auf der<br />

eigenen Fläche einen Park privat betreiben,<br />

ein Teil der Fläche soll zudem<br />

ein Bürgersolarpark werden und einen<br />

kleinen Teil der Gesamtfläche, etwa<br />

vier bis sechs Hektar, will die Gemeinde<br />

selbst betreiben.<br />

„Wir wollen das jetzt mal probieren,<br />

der politische Wille ist da“, stellt Burgsalachs<br />

Bürgermeister Volker Satzinger<br />

fest. „Sonst machen vor allem die<br />

Projektierer den Gewinn.“ Die ersten<br />

Reaktionen auf dem Weißenburger<br />

Jura sind positiv. „Es gibt da eigentlich<br />

im Moment keine Proteste. Da<strong>für</strong><br />

haben sich schon mehr als 200 Leute<br />

als Interessenten <strong>für</strong> den Bürgerpark<br />

gemeldet.“<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

87


Klimastreber nur im Traum<br />

Der Landkreis produziert<br />

mehr grünen Strom, als<br />

er verbraucht. Von einer<br />

echten Energiewende<br />

ist er trotzdem 100 Milliarden<br />

Toast entfernt.<br />

<strong>Das</strong> Land, die Republik, Europa, ach<br />

was, die Welt steht vor gewaltigen Aufgaben.<br />

Nur in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

ist man schon fertig?! Also mit<br />

dem Wechsel vom fossilen Zeitalter zu<br />

einer nachhaltigen Energieversorgung.<br />

Man produziert ja längst mehr Strom<br />

aus erneuerbaren Energien, als man im<br />

Landkreis selbst verbraucht, heißt es<br />

immer wieder.<br />

Während die Welt um ihre Zukunft<br />

kämpft, können wir also mal Pause machen<br />

und den Klimawandel eine gute<br />

Frau, einen guten Mann sein lassen?!<br />

Nein, natürlich nicht.<br />

Tatsächlich produziert man im Landkreis<br />

mehr Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen, als man selbst verbraucht.<br />

Laut Energieatlas Bayern kommen<br />

114 Prozent des eigenen Bedarfs aus<br />

Wind, Sonne, Biomasse und Wasser.<br />

<strong>Das</strong> sieht auf den ersten Blick fantastisch<br />

aus, auf den zweiten immer noch<br />

toll, aber auf den dritten geht der Begeisterung<br />

die Luft aus. Aber der Reihe<br />

nach …<br />

Zuerst ein Blick auf die Nachbarn.<br />

Der Landkreis Eichstätt bringt es auf<br />

nur 14 Prozent erneuerbarer Energien<br />

an seinem Stromverbrauch, in Roth<br />

sind es 52 und im Donau-Ries 92 Prozent.<br />

Im Landkreis Ansbach allerdings<br />

glänzt man mit 157 Prozent. Der mittelfränkische<br />

Schnitt liegt bei 42 Prozent,<br />

der oberbayerische bei 39. Fazit:<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> liegt tatsächlich gut.<br />

<strong>Das</strong> ist allerdings auch kein Wunder.<br />

Man ist dünn besiedelt, hat viel Fläche,<br />

in Bayern stabile Sonnenstunden und<br />

mit dem Hahnenkamm und dem Juraanstieg<br />

zwei der in Bayern gar nicht so<br />

häufigen windkraft-geeigneten Gebiete.<br />

Die Region ist prädestiniert, um den<br />

Klimastreber zu geben. Aber ist man<br />

denn auch einer?<br />

„ Es fehlen<br />

mindestens 750.000<br />

Megawattstunden„<br />

Zweifel kommen auf, wenn man eine<br />

Ebene tiefer in die Statistik eintaucht.<br />

Die 114 Prozent Strom aus erneuerbaren<br />

Energien sind ein rechnerischer<br />

Wert. Er ergibt sich, indem man einfach<br />

alle Kilowattstunden zusammenzählt,<br />

die über das Jahr erzeugt werden,<br />

und sie dem Jahresbedarf gegenüberstellt.<br />

Systemversorgungstechnisch ist das<br />

eine Milchmädchenrechnung. Sie lässt<br />

außer Acht, dass man mittags an einem<br />

windigen Sommertag in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

viel zu viel Strom hat und an einem<br />

dunklen, windstillen Dezembertag viel<br />

zu wenig. Um eine Speicherlösung<br />

wird man mittelfristig nicht herumkommen,<br />

wenn man die Energiewen-<br />

de schaffen will. Nur frisst jede Umwandlung<br />

von Strom in eine andere<br />

Energiequelle selbst Energie <strong>–</strong> und das<br />

nicht zu knapp. Der tatsächliche Bedarf<br />

<strong>für</strong> eine komplett klimaneutrale<br />

Energieversorgung ist erheblich höher,<br />

als es die aktuellen Prozentzahlen vorgaukeln.<br />

<strong>Das</strong> ist allerdings noch nicht mal der<br />

entscheidende Punkt. Die eigentliche<br />

Schlacht ums Klima wird nämlich<br />

beim Wärmebedarf geschlagen. Der<br />

Beleg? Weißenburg-Gunzenhausen<br />

braucht pro Jahr in allen Privathaushalten,<br />

Gewerbebetrieben und sonstigen<br />

Einrichtungen rund 500.000 Megawattstunden<br />

Energie aus Strom. Für<br />

Wärme <strong>–</strong> im Wesentlichen Warmwasser<br />

und Heizung <strong>–</strong> braucht es dagegen<br />

gute 1,8 Millionen Kilowattstunden.<br />

Also mehr als das 3,5-Fache.<br />

Und hier sieht die Lage in Sachen regenerativer<br />

Energiequellen erheblich<br />

schlechter aus. Lediglich 27 Prozent<br />

des Energiebedarfs von Weißenburg-<br />

Gunzenhausen werden laut Energieatlas<br />

Bayern im Wärmebereich aus<br />

erneuerbaren Quellen gedeckt. <strong>Das</strong><br />

ergibt locker über den Daumen gepeilt<br />

eine Versorgungslücke von rund<br />

750.000 Megawattstunden pro Jahr in<br />

<strong>Altmühlfranken</strong>. <strong>Das</strong> ist eine Energiemenge,<br />

die <strong>–</strong> noch ein bisschen lockerer<br />

über den Daumen gepeilt <strong>–</strong> in etwa<br />

dazu reicht, um 100 Milliarden Scheiben<br />

Brot zu toasten oder 7,5 Milliarden<br />

Stunden an einem Desktop-PC zu arbeiten,<br />

was immerhin 850.000 Jahren<br />

entspräche.<br />

Erneuerbare Energien im Landkreis<br />

Strom: Photovoltaik Windkraft Biogas Wasserkraft<br />

Installierte Nettonennleistung: 204 Megawatt 112 Megawatt 46 Megawatt 1,7 Megawatt<br />

Produzierter Strom: 118 000 MWh/a 197 000 MWh/a 229 000 MWh/a 2200 MWh/a<br />

Zahl der Anlagen: 8373 56 170 24<br />

Beanspruchte Fläche: 182 ha 543 ha 11141 ha k.A.<br />

Anteil an Stromverbrauch des Landkreises: 32% 38 % 44 % 0,4%<br />

Technisches Ausbaupotenzial im Landkreis<br />

gemessen am Stromverbrauch im Landkreis: 68 % 357% 27% kleiner 0,5%<br />

88<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


<strong>Das</strong> wäre aber nur die Energie, die<br />

pro Jahr fehlt, um Weißenburg-Gunzenhausen<br />

bei der Energieversorgung<br />

klimaneutral werden zu lassen. Und<br />

das auch nur unter der Voraussetzung,<br />

dass man sich mit einer rechnerischen<br />

Energieneutralität zufriedengibt und<br />

zum Beispiel die Mobilität ignoriert,<br />

die etwa <strong>für</strong> einen Viertel des bundesdeutschen<br />

Energieverbrauchs verantwortlich<br />

ist.<br />

Aber schon da<strong>für</strong> bräuchte man in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

in etwa das 1,5-Fache<br />

dessen an erneuerbarer Energie, was<br />

man schon hat. Also 1,5-mal die Photovoltaikflächen,<br />

Windräder, Biogasanlagen<br />

und Wasserkraftanlagen noch<br />

neu hinzugebaut, die es schon gibt.<br />

<strong>Das</strong> wären allein bei der Windkraft 85<br />

neue Windräder zu den 61, die schon<br />

da sind.<br />

Und damit wäre man nur in Weißenburg-Gunzenhausen<br />

grün unterwegs,<br />

aber könnte noch längst nicht München,<br />

Nürnberg oder Hamburg beheizen<br />

und beleuchten. Dabei müssen die<br />

doch vom Land gerettet werden, wenn<br />

wir es mit der Energiewende ernst meinen.<br />

Zur Bestätigung ein Blick auf die<br />

Deckungsquote Nürnbergs. Gerade<br />

drei Prozent des Stroms kommen hier<br />

aus erneuerbaren Energien und vier<br />

Prozent des Wärmebedarfs. Insgesamt<br />

verbraucht man in Nürnberg pro Jahr<br />

rund 9,3 Millionen Megawattstunden<br />

an Energie. <strong>Das</strong> ist in etwa das Vierfache<br />

dessen, was Weißenburg-Gunzenhausen<br />

braucht.<br />

Diese Zahlen zeigen sehr deutlich, dass<br />

man auch als vermeintlicher Klimastreber<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> noch meilenweit<br />

von einer echten Energiewende<br />

entfernt ist. Passiert nicht noch etwas<br />

völlig Überraschendes, wird man die<br />

nächsten Jahre und Jahrzehnte noch<br />

massiv zubauen müssen. Lokale Experten<br />

rechnen damit, dass <strong>Altmühlfranken</strong><br />

vielleicht fünfmal mehr erneuerbare<br />

Energien produzieren wird<br />

müssen, als das jetzt der Fall ist.<br />

Angesichts dieser Zahlen wirken die<br />

Bekundungen der Politik wie Hohn.<br />

Deutschland soll 2045 klimaneutral<br />

sein, Bayern will es 2040 werden, und<br />

da der Landkreis ja Klimastreber ist, hat<br />

man sich ins aktuelle Zukunftskonzept<br />

geschrieben, dass man in Weißenburg-<br />

Gunzenhausen gerne noch vor 2040<br />

so weit wäre. Die meisten Experten<br />

halten jede einzelne dieser ausgegebenen<br />

Ziele <strong>für</strong> unmöglich. Wenn nicht<br />

ein echtes Wunder passiert. Technologisch,<br />

politisch und gesellschaftlich.<br />

CO2-neutrale Produktion ist längst<br />

Teil des Wettbewerbs. Die Autokonzerne<br />

machen Druck und die Banken<br />

folgen. Deshalb wird auch die lokale<br />

Wirtschaft umtriebig.<br />

Man reibt sich die Augen. Klimaschutz<br />

und Wirtschaft. Waren das nicht mal<br />

die eisigen Pole einer heißen Debatte?<br />

Tja, die Zeit klarer Fronten scheint<br />

vorbei. Inzwischen treibt die Wirtschaft<br />

die Politik im Klimaschutz vor<br />

sich her. Im großen Bund und auch im<br />

kleinen <strong>Altmühlfranken</strong>.<br />

Schluss mit Reden <strong>–</strong> forderte die<br />

Stiftung KlimaWirtschaft nach der<br />

Bundestagswahl. Während die Ampelkoalitionäre<br />

sich noch wund verhandelten,<br />

rief die Stiftung nach einer<br />

Umsetzungsoffensive <strong>für</strong> Klimaneutralität.<br />

Eine Organisation, in der unter<br />

anderem EnBW, Eon oder Rewe vertreten<br />

sind.<br />

Die Wirtschaft will<br />

den Klimaschutz<br />

Vor Ort in <strong>Altmühlfranken</strong> sieht die<br />

Sache nicht anders aus. Auch hier<br />

formiert sich die Wirtschaft, um nach<br />

Klimaauflagen zu rufen. Eindrücklichstes<br />

Beispiel: die UNNA. Ein schickes<br />

Akronym <strong>für</strong> den epischen Titel<br />

„Unternehmerinitiative Nachhaltigkeit<br />

und CO2-Neutralität <strong>für</strong> <strong>Altmühlfranken</strong>“.<br />

14 der größten Industrieunternehmen<br />

des Landkreises stehen hinter<br />

den vier Buchstaben. Von Alfmeier und<br />

Bosch über Sanmina und Nifco bis Verpa,<br />

Gore oder Ossberger. Ihr Ziel: den<br />

Landkreis zu einer Beispielregion <strong>für</strong><br />

CO2-neutrale Produktion zu machen.<br />

Was ist passiert, dass die Wirtschaft<br />

auf einmal in der vordersten Reihe<br />

der Klimaschützer zu finden ist? Die<br />

Antwort: <strong>Das</strong> Spiel hat sich geändert.<br />

Es geht nicht mehr darum, Abwehrkämpfe<br />

zu führen, es geht darum, die<br />

klimabedingte Systemwende des Wirtschaftssystems<br />

zu überleben.<br />

Und je früher man damit anfängt, desto<br />

besser stehen die Chancen. Eine<br />

CO2-neutrale Produktion ist Teil einer<br />

neuen industriellen Infrastruktur, die<br />

irgendwann genauso wichtig sein wird<br />

wie eine gute Verkehrsanbindung.<br />

Mindestens.<br />

In <strong>Altmühlfranken</strong> ist man aus Unternehmersicht<br />

beeindruckend früh<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

89


dran. „Im ländlichen Raum kenne<br />

ich wirklich nichts Vergleichbares“,<br />

stellt Andreas Gebhardt fest, der als<br />

Alfmeier-CEO einer der Initiatoren<br />

und Antreiber der UNNA ist. „Der<br />

Druck zur Nachhaltigkeit wird immer<br />

größer“, sagt er im Gespräch mit unserem<br />

Magazin. Zum Beispiel, wenn es<br />

darum geht, qualifizierte Mitarbeiter<br />

zu bekommen. „Da ist die Sensibilität<br />

mittlerweile groß“, so Gebhardt. „Die<br />

Mitarbeiter wollen, dass sie <strong>für</strong> ein<br />

Unternehmen arbeiten, das den Nachhaltigkeitsgedanken<br />

umsetzt.“ Simon<br />

Amesöder von RF Plast in Gunzenhausen<br />

bestätigt: „<strong>Das</strong> ist absolut ein<br />

Thema in Vorstellungsgesprächen.“<br />

Aber auch an ganz anderen Fronten<br />

wird Nachhaltigkeit von einem weichen<br />

zu einem harten Faktor. „Banken<br />

werden ihre Zusagen an Nachhaltigkeitskriterien<br />

knüpfen“, glaubt Gebhardt.<br />

Und zwar, weil sie ein Gradmesser<br />

<strong>für</strong> Erfolgsaussichten eines<br />

Unternehmens sind. Vor allem in<br />

der Automobilindustrie ist der Druck<br />

längst Realität. „Gerade die Automobilkonzerne<br />

setzen massiv auf die Erfüllung<br />

der CO2-Vorgaben“, erklärt<br />

Alfmeier-Chef Gebhardt. Schon 2040<br />

will Daimler seine Autos CO2-neutral<br />

produzieren <strong>–</strong> fünf Jahre vor der Bundesregierung.<br />

Damit Daimler und Co<br />

ihre Ziele erreichen, müssen auch die<br />

Fremdunternehmen liefern. „Schon<br />

jetzt werden Auftragsvergaben von der<br />

Erfüllung von CO2-Reduktionszielen<br />

abhängig gemacht und man wird im<br />

schlimmsten Fall von der Vergabe ausgeschlossen“,<br />

erzählt Gebhardt. „<strong>Das</strong><br />

ist ein richtig scharfes Schwert.“<br />

Deswegen beschäftigt man sich in der<br />

UNNA stark mit der Carbon-Footprint-Messung.<br />

Also damit, zu errechnen,<br />

wie groß der CO2-Ausstoß ist, der<br />

durch ein Unternehmen entsteht. Und<br />

zwar inklusive der gelieferten Rohstoffe<br />

und Halbwaren. Ein komplizierter<br />

Prozess. Einzelne UNNA-Unternehmen<br />

haben die Messung schon durchgeführt<br />

und geben ihre Erfahrungen<br />

innerhalb der Initiative weiter.<br />

Etwa Alfmeier, wo man festgestellt hat,<br />

dass der Konzern mit 2.200 Mitarbeitern<br />

an den Standorten in Treuchtlingen,<br />

Mexiko, China und Tschechien in<br />

etwa so viel CO2 pro Jahr ausstößt wie<br />

die komplette Stadt Treuchtlingen mit<br />

ihren rund 13.000 Einwohnern.<br />

„Die Sachen, die man selbst in der<br />

Hand hat, kriegt man gut hin“, ist Gebhardts<br />

Resümee. „Die Gebäude, der<br />

Fuhrpark, die Art der Energie, die man<br />

einkauft.“ Schwieriger werde es, wenn<br />

man sich Lieferanten, Transportwege<br />

oder Dienstleister ansieht. „In der neuen<br />

Welt wird man jeden Handwerker,<br />

der kommt, um etwas zu reparieren,<br />

CO2-bilanzieren müssen“, ist der Alfmeier-CEO<br />

überzeugt. „Nur werden<br />

unsere Handwerker in den nächsten<br />

fünf Jahren nicht so weit sein, eine<br />

komplette CO2-Bilanzierung zu haben<br />

…“ Deshalb werde es mittelfristig ohne<br />

CO2-Neutralisierung nicht gehen.<br />

Womit man verblüffenderweise plötzlich<br />

mitten auf dem altmühlfränkischen<br />

Acker steht. Da nämlich könnte in Zukunft<br />

CO2 untergebracht werden.<br />

„Klima-Landwirt“, lautet die Initiative<br />

von Farm Next, einer Tochterfirma des<br />

Agrar-Riesen Baywa. Im vergangenen<br />

Jahr hat sie in Süddeutschland vier<br />

Pilotprojekte umgesetzt und laut Projektleiter<br />

Kurt Herbinger festgestellt,<br />

„dass das überraschend gut funktioniert“.<br />

<strong>Altmühlfranken</strong> ist nun Teil der<br />

zweiten Projektwelle, die den Klima-<br />

Landwirt von einer verrückten Agro-<br />

Start-up-Vison zu einer Geschäftsidee<br />

machen soll.<br />

„ Wir reden immer nur<br />

über Milchpreise, warum<br />

nicht über neue Einkommensquellen?„<br />

Die Idee ist ziemlich elegant, weil sie<br />

mit einem Schlag mehrere Probleme<br />

löst. Farm Next organisiert vor Ort<br />

landwirtschaftliche Flächen und bietet<br />

Unternehmen Partnerschaften an,<br />

um auf diesen Flächen die negativen<br />

Umweltfolgen ihres Betriebs in direkter<br />

Nachbarschaft zu neutralisieren.<br />

<strong>Das</strong> soll über spezielle Methoden der<br />

Bewirtschaftung gelingen, die die Humusschicht<br />

im Boden wachsen lässt.<br />

Bis zu 2,5 Tonnen CO2 pro Hektar<br />

könnten pro Jahr so gespeichert werden.<br />

Bei dem Projekt geht es nicht nur um<br />

den Humusaufbau, sondern auch darum,<br />

weiteren Humusabbau zu verhindern<br />

und so CO2-Emissionen gar nicht<br />

erst entstehen zu lassen. Dazu wird<br />

über den Klima-Landwirt nicht nur<br />

CO2-Speicherung entlohnt, sondern<br />

auch Leistungen <strong>für</strong> die Biodiversität<br />

wie etwa die Anlage wertvoller ökologischer<br />

Bereiche innerhalb der Flächen.<br />

Außerdem sorgt der Humusaufbau <strong>für</strong><br />

eine bessere Wasserspeicherfähigkeit<br />

im Boden, was Überschwemmungen<br />

vorbeugt und Dürrephasen besser<br />

überstehen lässt. Die Idee des Klima-<br />

Landwirts ist es, dort <strong>für</strong> eine Verbesserung<br />

des Ökosystems zu sorgen, wo<br />

auch die negativen Folgen durch den<br />

Betrieb eines Unternehmens spürbar<br />

werden.<br />

Farm Next weist die Klimaeffekte mit<br />

Untersuchungen nach und honoriert<br />

die Landwirte mit dem Geld, das sie<br />

vorher bei Unternehmenspaten und<br />

Kommunen eingesammelt haben.<br />

<strong>Das</strong> Projekt soll nicht nur dem Klima<br />

helfen, sondern auch eine neue Wertschöpfung<br />

in die bäuerliche Landwirtschaft<br />

bringen. „Da ist jede Menge<br />

Fantasie drin“, glaubt Andreas Gebhardt.<br />

„Wir reden immer nur über<br />

Milchpreise, warum nicht über neue<br />

Einkommensquellen?“<br />

In <strong>Altmühlfranken</strong> seien Politik und<br />

Unternehmer auf Farm Next zugegangen.<br />

„Da merken wir eine große<br />

Offenheit“, erklärt Herbinger. Nach<br />

ein bisschen Corona-Verzögerung soll<br />

es in diesem Jahr richtig losgehen. „Die<br />

Flächen haben wir, was wir brauchen,<br />

sind Unternehmen als Paten.“ Noch<br />

kann man mit dem Engagement bei<br />

dem Projekt nur symbolisch seinen<br />

CO2-Fußabdruck reduzieren, mittelfristig<br />

hoffen Herbinger und seine Mitstreiter,<br />

dass ihr Modell auch in CO2-<br />

Reduktionsplänen anerkannt wird.<br />

Die jüngsten Entscheidungen der EU<br />

würden in diese Richtungen zeigen.<br />

<strong>Das</strong>s man irgendwann auf einem globalen<br />

Zertifikate-Markt mit altmühlfränkischem<br />

Boden handelt, daran<br />

glaubt Herbinger aber nicht. „<strong>Das</strong> ist<br />

viel zu viel Formalismus, und es ist<br />

auch politischer Wille, die Entwicklungsländer<br />

da zu bevorzugen, als<br />

kleinen Ausgleich da<strong>für</strong>, dass es vor<br />

allem die Industrieländer sind, die <strong>für</strong><br />

die Verschmutzung verantwortlich<br />

sind.“ Aber das muss auch nicht der<br />

Weg sein. Gebhardt: „Wir denken in<br />

anderen Dingen immer stärker in regionalen<br />

Kreisläufen, das wäre eben<br />

auch bei der CO2-Kompensation der<br />

richtige Ansatz.”<br />

90<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Vorbild<br />

Pfeffenhausen<br />

Von Uwe Ritzer<br />

Die Stadt Treuchtlingen<br />

setzt auf das Zukunftsthema<br />

Wasserstoff. Nicht<br />

nur sie könnte profitieren,<br />

wenn es klappt.<br />

Stahl und Chemie sind nur zwei große<br />

Industrien, die in ihrer Produktion<br />

gewaltige Mengen an fossiler Energie<br />

verbrauchen. <strong>Das</strong> zu ändern und so<br />

enorme CO2-Emissionen einzusparen,<br />

wäre mit Wasserstoff möglich. Vorausgesetzt,<br />

die <strong>für</strong> seine Herstellung<br />

notwendige Energie wird regenerativ<br />

erzeugt. „Ohne grünen Wasserstoff<br />

lässt sich das von der Bundesregierung<br />

beschlossene Ziel, bis 2045 klimaneutral<br />

zu werden, nicht erreichen“,<br />

schrieb kürzlich das Handelsblatt.<br />

Auch die Stadt Treuchtlingen will dabei<br />

eine Rolle spielen.<br />

Selten allerdings bewahrheitet sich die<br />

alte Weisheit vom schweren Anfang<br />

aller Dinge mehr als bei diesem Thema.<br />

Denn der Aufbau entsprechender<br />

Strukturen und Kompetenzen erweist<br />

sich als kompliziert und verlangt von<br />

den Beteiligten einen langen Atem.<br />

Es braucht Know-how, technische Voraussetzungen,<br />

Investoren und Abnehmer.<br />

Warum überhaupt das Thema<br />

Wasserstoff? „Wir brauchen Industrie<br />

und Innovation in Treuchtlingen“, sagt<br />

Bürgermeisterin Dr. Dr. Kristina Becker,<br />

die das Thema seit ihrem Amtsantritt<br />

2020 vorantreibt. „Wasserstoff<br />

ist eine solche Zukunftstechnologie, da<br />

wollen wir dabei sein. Außerdem ist es<br />

kompatibel mit unserer anderweitigen<br />

Strategie in Sachen Kur- und Gesundheitstourismus.“<br />

Also hat man Fachleute eingeladen<br />

und sich informieren lassen. In der Folge<br />

wurde die Neue Energien Treuchtlingen<br />

(NET) GmbH gegründet, die<br />

unter anderem zur Erzeugung erneuerbarer<br />

Energien geeignete Gebiete<br />

erkundet hat. Der Freistaat finanziert<br />

mit 160.000 Euro eine Machbarkeitsstudie,<br />

die spätestens Anfang 2023 vorliegen<br />

soll. Dabei soll auch geklärt werden,<br />

wie etwaiger, in Treuchtlingen<br />

erzeugter grüner Strom zu seinen Abnehmern<br />

transportiert werden könnte<br />

oder wo jene Elektrolyseure sinnvoll<br />

platziert werden, die mit eben diesem<br />

Strom Wasser in seine ursprünglichen<br />

Grundbestandteile Sauerstoff und<br />

Wasserstoff zerlegen.<br />

Ein Problem könnte sein, dass Treuchtlingen<br />

kaum über Flächen etwa <strong>für</strong><br />

Photovoltaikanlagen im großen Stil<br />

verfügt. Mangels ausreichend Wind<br />

scheinen sie die vor Ort am besten<br />

geeigneten Quellen <strong>für</strong> die Erzeugung<br />

von grünem Strom zu sein. Die<br />

Nachbarstadt Weißenburg hätte diese<br />

Flächen durchaus; womöglich ein Ansatz<br />

<strong>für</strong> interkommunale Zusammenarbeit?<br />

Immerhin könnte nicht nur<br />

Treuchtlingen, sondern das ganze Weißenburger<br />

Land profitieren, wenn es<br />

klappt mit dem Wasserstoff.<br />

Als Nächstes steht die Gründung einer<br />

Bürger-Energiegenossenschaft an. Wie<br />

das Wasserstoff-Thema in Gang gesetzt<br />

werden kann, zeigt das Beispiel<br />

Pfeffenhausen im Landkreis Landshut.<br />

Obwohl nur etwa ein Drittel so groß<br />

wie Treuchtlingen haben sich dort<br />

Fachleute, die Bürger-Energiegenossenschaft,<br />

Investoren, der Landkreis<br />

und weitere Partner zusammengetan,<br />

um einen Fünf-Megawatt-Elektrolyseur<br />

sowie ein Verteilzentrum <strong>für</strong><br />

Wasserstoffabfüllstationen samt Busund<br />

Lkw-Tankstelle zu schaffen. Vielleicht<br />

ja ein Vorbild <strong>für</strong> die weitere<br />

Umsetzung der Wasserstoff-Ideen in<br />

Treuchtlingen.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

91


92<br />

Gesundheit<br />

& Pflege<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

„Bei uns wird<br />

niemand<br />

alleingelassen“<br />

<strong>Das</strong> Diakonische Werk Weißenburg-Gunzenhausen ist dort, wo<br />

manchmal niemand ist. Wo Menschen einsam oder verzweifelt<br />

sind, wo sie Hilfe, Zuwendung oder Unterstützung brauchen.<br />

Ob häusliche Pflege, Sucht-, Schuldner- oder Arbeitslosenberatung,<br />

ob Jugendarbeit, Flüchtlingshilfe oder Kinderbetreuung:<br />

Die knapp 400 haupt- und über 260 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

des christlichen Hilfswerkes bieten Beratung, Unterstützung<br />

sowie direkte, persönliche Hilfe.<br />

„Unser Leitbild sind die sieben Werke der Barmherzigkeit“, erklärt<br />

Martin Ruffertshöfer. „Wir wollen hier ein Angebot <strong>für</strong><br />

jeden Bedarfsbereich stellen, unabhängig von Nationalität,<br />

Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit.“ Seit 25 Jahren ist er<br />

Geschäftsführer der Diakonie. Es ist ihm wichtig, dass sich hilfesuchende<br />

Menschen beim Diakonischen Werk aufgehoben<br />

und verstanden fühlen. „Wir fragen uns, wie kann man helfen?<br />

Und dann helfen wir“, sagt er entschlossen.<br />

Niemand weiß, wann eine Krise kommt, wann die Gesundheit<br />

nicht mehr mitspielt oder wann uns Schicksalsschläge ereilen.<br />

„Im Landkreis kann aber jeder wissen: Wenn es so weit kommt,<br />

dann sind wir da. Mit Beratung, Betreuung und handfester Hilfe.“<br />

Um das umfangreiche Angebot der Diakonie in Weißenburg<br />

flexibel zur Verfügung zu stellen, bedarf es straffer Organisation,<br />

aber auch MitarbeiterInnen, die mit Herz und Seele<br />

bei der Sache sind.<br />

„Dabei müssen unsere Leute aktuell besonders viel leisten“,<br />

sagt Sven Emmerling, Leiter der Altenhilfe. „Sie arbeiten in der<br />

zentralen Diakoniestation, in ambulanten Pflegeeinrichtungen<br />

und im Service mit direktem Kontakt zu den Menschen.“ Eine<br />

Leistung, die viele von Herzen erbringen, da ist sich Ruffertshöfer<br />

sicher: „Wir haben wahrhaftig engagierte Mitarbeiter, die<br />

aus Überzeugung hinter ihren Aufgaben stehen. Darauf bin ich<br />

stolz, denn nur so können wir die Leistungen garantieren, auf<br />

die viele Menschen angewiesen sind: vom Kinderhort bis zur<br />

Altenpflege.“ <br />

-sz-<br />

Nächstenliebe in<br />

Wort und Tat<br />

1951 beginnen die ersten Arbeiten<br />

des eingetragenen Vereins „Innere<br />

Mission der evang. <strong>–</strong>luth. Kirchenbezirke<br />

Pappenheim und Weißenburg“:<br />

mit einem Pfarrer, einer Schreibmaschine,<br />

einem Telefon und mit einem<br />

Fahrrad. In der Nachkriegszeit gibt es<br />

damals viel zu tun. Neben der Einzelfallarbeit<br />

<strong>für</strong> Familien, Behinderte,<br />

Kranke und alte Menschen, die unter<br />

Flucht- und Kriegsfolgen zu leiden<br />

hatten, entwickelte sich bald die<br />

Erholungsverschickung von Kindern<br />

und Jugendlichen und die Führung<br />

von Pflegschaften. Bis heute folgte die<br />

Aufnahme vieler weiterer Aufgaben<br />

der praktisch-christlichen Nächstenliebe<br />

wie ambulante Pflege, Suchtberatung<br />

und betreutes Wohnen.<br />

Diakonisches Werk<br />

Weißenburg <strong>–</strong> Gunzenhausen e. V.<br />

Schulhausstraße 4<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 86 00 - 0<br />

www.diakonie-wug.de<br />

geschaeftsstelle@diakonie-wug.de<br />

Mitarbeiter: 400<br />

Geschäftsführer: Martin<br />

Ruffertshöfer<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

93


Anzeige<br />

Kinderlachen<br />

im Rundumsorglos-Paket<br />

<strong>Das</strong> BRK kann Blaulicht. Denkt man an den Verband mit Sitz in<br />

Weißenburg, fährt im Geiste ein Rettungswagen vor. Aber es<br />

kann mehr! Zum Beispiel Kinderlachen. 18 Kitas betreibt der<br />

Kreisverband Südfranken mittlerweile.<br />

Familiendienstleister<br />

Der BRK-Kreisverband Südfranken<br />

mit Sitz in Weißenburg beschäftigt<br />

mehr als 700 Mitarbeiter. Dazu kommen<br />

2.300 ehrenamtlich Aktive und<br />

ca. 18.000 Mitglieder. Die stärksten<br />

Säulen im Angebotsportfolio sind der<br />

Rettungsdienst, die Pflege und die<br />

Kinderbetreuung. Seit der Fusion<br />

2004 ist das Sozial-Unternehmen in<br />

den Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen,<br />

Roth sowie der kreisfreien<br />

Stadt Schwabach aktiv.<br />

Bayerisches<br />

Rotes<br />

Kreuz<br />

Kreisverband Südfranken<br />

Bayerisches Rotes Kreuz<br />

Kreisverband Südfranken<br />

Rothenburger Straße 33<br />

91781 Weißenburg<br />

Tel. 0 91 41 / 86 99 - 0<br />

www.brk-suedfranken.de<br />

info@brk-suedfranken.de<br />

Mitarbeiter: 700<br />

Geschäftsführer: Rainer Braun<br />

Von Abenberg über Hilpoltstein bis Zell, von Schwabach über<br />

Pleinfeld und Pappenheim bis Solnhofen: Die BRK<strong>–</strong>Kitas stehen<br />

<strong>für</strong> Qualität in der Betreuung und frühkindlichen Bildung.<br />

<strong>Das</strong> kontinuierliche Wachstum kommt nicht von ungefähr. „Der<br />

Betrieb einer Kindertagesstätte wird immer komplexer und erfordert<br />

viel Spezialwissen: <strong>Das</strong> BRK steht mit diesem Wissen<br />

den Städten und Gemeinden in der Region als Full-Service-<br />

Partner zur Seite“, erläutert der zuständige stellvertretende<br />

Geschäftsführer Martin Fickert. „<strong>Das</strong> beginnt mit kompetenter<br />

Beratung und mündet nicht selten in den Bau einer kompletten<br />

Kita auf Bitten der Kommune.“ Was überzeugt, sei letztendlich<br />

immer das umfassende Angebot und der hohe qualitative Anspruch,<br />

ergänzt Stefanie Dietrich-Wägemann, die das Kinderund<br />

Jugendreferat im Kreisverband leitet. Auch innovative Ansätze<br />

machen den Unterschied: In Kürze nimmt etwa die erste<br />

BRK-Kita in konzeptioneller Einheit mit einer Senioren-Tagespflege<br />

den gemeinsamen Betrieb auf.<br />

Bei aller fachlicher Professionalisierung<br />

und Innovation bleibt<br />

aber eines besonders wichtig:<br />

„Im Mittelpunkt muss der<br />

Mensch stehen“, betont Fickert.<br />

„Den Geist des BRK als eine Familie<br />

wollen wir uns bewahren.“<br />

Und der wird auch in der Praxis gelebt. Man duzt sich, flache<br />

Hierarchien und ein offenes, kollegiales Miteinander schaffen<br />

ein attraktives Arbeitsumfeld, in dem sich die Vorgesetzen als<br />

Problemlöser verstehen. Wie in einer Familie sagt man sich,<br />

was man denkt und bewältigt so gemeinsam auch herausfordernde<br />

Zeiten, wie z. B. die letzten beiden Pandemie-Jahre.<br />

Ihre 18 Kindertagesstätten kennt Dietrich-Wägemann aus<br />

dem Effeff. „Mir ist wichtig, dass ich <strong>für</strong> meine Kolleginnen vor<br />

Ort bin, dass mich alle kennen und auch schon mal die Praktikantin<br />

bei mir anruft, wenn etwas besprochen werden muss.“<br />

So erkennt man auch früh Talente und Perspektiven der MitarbeiterInnen<br />

und kann sie gezielt fördern. „Wir haben so schon<br />

zwei Kinderpflegerinnen berufsbegleitend fortgebildet, die<br />

jetzt bei uns als Einrichtungsleitung arbeiten.“ Auch das einer<br />

der Gründe, warum das BRK auf einem schwierigen Arbeitsmarkt<br />

weiter Personal findet. Dietrich-Wägemann: „Wir kümmern<br />

uns um unsere Leute.“ Ganz wie in einer echten Familie<br />

eben. <br />

<strong>–</strong>js<strong>–</strong><br />

94<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Anzeige<br />

Lasst es Euch<br />

schmecken!<br />

Eine attraktive Beschäftigung zu finden <strong>für</strong> Menschen mit Behinderung<br />

und diese Tätigkeit in den dynamischen Arbeitsmarkt<br />

zu integrieren, da<strong>für</strong> benötigt man ein gutes Gespür.<br />

Friedrich Burkhard, Leiter Diakoneo, hatte es. Aus langer Tradition<br />

des Crêpes-Backens wurde die Idee geboren, diese Köstlichkeit<br />

ganzjährig anzubieten und somit attraktive Arbeitsplätze<br />

<strong>für</strong> Menschen mit Behinderung zu schaffen. Aber wie?<br />

Warum nicht einen eigenen Diakoneo-Foodtruck? Gesagt, getan.<br />

Diese Idee entstand schon vor Beginn der Pandemie. Inzwischen<br />

steht das Projekt in den Startlöchern. Ein Foodtruck,<br />

ausgestattet mit einem modularen System, welches wahlweise<br />

die Herstellung süßer und herzhafter Speisen ermöglicht.<br />

Crêpes oder Currywurst sozusagen. Mit einem besonderen<br />

Augenmerk auf Regionalität in der Zutatenliste. Ziel ist es, so<br />

viel wie möglich aus heimischen Produkten selbst herzustellen.<br />

Beispielsweise den Teig der Crêpes. Die Currywurst soll<br />

von einem einheimischen Metzger kommen und die Soße<br />

dazu wird eine Eigenkreation.<br />

Diakoneo liebt<br />

das Leben<br />

Mit mehr als 200 Einrichtungen, von<br />

der Kinderkrippe bis zum Krankenhaus<br />

und vom Betreuten Wohnen bis<br />

zum Kirchenbedarf, gehört Diakoneo<br />

zu den größten diakonischen Unternehmen<br />

in Deutschland. Gesteuert<br />

von Neuendettelsau im Nachbarlandkreis<br />

Ansbach aus, begleitet und<br />

unterstützt Diakoneo Menschen, die<br />

in unterschiedlichsten Lebenssituationen<br />

verlässliche Unterstützung<br />

benötigen. Erklärtes Motto: „weil wir<br />

das Leben lieben.“ Mehr als 10.000<br />

Menschen arbeiten in einer der über<br />

Süddeutschland und Polen verteilten<br />

Einrichtungen des gemeinnützigen<br />

Unternehmens.<br />

Der Truck bietet Platz <strong>für</strong> fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

samt bis zu zwei Betreuern. Ein fester Kern soll zwar bestehen,<br />

jedoch sollen sich die Bewohner der Diakoneo-Einrichtung<br />

unterschiedlicher Standorte abwechseln können. Nachhaltigkeit<br />

und Inklusion, Hand in Hand. Die Diakoneo will mit diesem<br />

Angebot sowohl in Gewerbegebieten als auch in Fußgängerzonen<br />

oder auf Märkten im Umland vertreten sein, um somit<br />

die Aufmerksamkeit auf die Institution selbst zu richten. „Viele<br />

Menschen außerhalb des Landkreises kennen uns gar nicht“,<br />

so Steinberger. Der Erlös des Verkaufs kommt allein der Institution/Werkstatt<br />

selbst zugute. Denkbar wäre auch, hieraus<br />

einen Cateringservice <strong>für</strong> Firmen- oder Privatveranstaltungen<br />

anzubieten. Noch konnte der Foodtruck coronabedingt nicht<br />

starten. Die Bewohner sind aufgrund der Pandemie streng<br />

voneinander getrennt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Situation<br />

bald zum Guten wendet und der Foodtruck dann fleißig<br />

gebucht werden kann. <br />

-cr-<br />

Diakoneo-Werkstatt Laubenzedel<br />

Laubenzedel 58<br />

91710 Gunzenhausen<br />

Tel. 0 98 31 / 88 41 11<br />

www.diakoneo.de<br />

Friedrich.Burkhard@diakoneo.de<br />

Unternehmensgründung: 1866<br />

Leiter: Friedrich Burkhard<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

95


Anzeige<br />

Ein besonderes und<br />

menschenfreundliches Klima<br />

Stiftung Hensoltshöhe<br />

Hensoltraße 58 • Gunzenhausen<br />

Tel. 0 98 31 / 50 70<br />

www.stiftung-hensoltshoehe.de<br />

info@stiftung-hensoltshoehe.de<br />

Gründung: 1909<br />

Mitarbeiter: 500<br />

Stiftungsvorstand: Pfr. Dr. Wolfgang<br />

Becker, Diakonisse Marion Holland,<br />

Burkhard Weller<br />

Die Stiftung Hensoltshöhe ist ein<br />

Diakoniewerk mit einer über einhundertelfjährigen<br />

Tradition. In ihrer<br />

Rehaklinik, ihren Bildungseinrichtungen,<br />

Seniorenheimen, Tagungsund<br />

Gästehäusern arbeiten über<br />

500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

auf Basis des christlichen<br />

Glaubens und Menschenbildes im<br />

Dienst am Menschen.<br />

Als gemeinnütziger Dienstgeber<br />

beschäftigt die Stiftung Hensoltshöhe<br />

Haupt- und Ehrenamtliche<br />

unterschiedlicher Qualifikation, Nationalität<br />

und verschiedenen Alters.<br />

Und sie versteht sich auch als ein<br />

zukunftssicherer Arbeitgeber in<br />

vielerlei Hinsicht. Für ihre Mitarbeiter*Innen<br />

bietet sie gute Rahmenbedingungen<br />

in einer 39-Stunden-<br />

Woche und attraktive Bezahlung<br />

gemäß Tarif Diakonie Deutschland,<br />

eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche<br />

Altersvorsorge und Krankenzusatzversicherung,<br />

Jahressonderzahlung<br />

oder Kinderzulagen.<br />

Und was den Verantwortlichen der<br />

Stiftung besonders wichtig ist: „Als<br />

gemeinnütziges christliches Unternehmen<br />

steht <strong>für</strong> uns nicht die Gewinnmaximierung<br />

an erster Stelle.<br />

Wir helfen Menschen! Unsere vielfältigen<br />

Jobs bieten einen tieferen<br />

Sinn. Mitarbeiter erwartet ein besonderes,<br />

ein menschenfreundliches<br />

Unternehmensklima.“<br />

„Wo Himmel und Leben sich berühren“,<br />

ist Leitspruch und Hoffnung<br />

zugleich. Auf ihrer christlichen<br />

Grundlage wirkt die Stiftung Hensolthsöhe<br />

in die Welt. -mho-<br />

Präsentieren Sie<br />

Ihr Unternehmen<br />

in der nächsten<br />

<strong>WIKO</strong>-Ausgabe!<br />

WIRTSCHAFTSKOMPASS ALTMÜHLFRANKEN<br />

Jetzt Termin buchen<br />

unter 0 91 41 / 85 90 25<br />

Nächste Erscheinung:<br />

März 2023<br />

Sie haben Fragen, Anregungen oder Kritik zum aktuellen Heft: info@wiko-wug.de<br />

96<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Wo sind die<br />

Pflegekräfte<br />

von<br />

morgen?<br />

Von Jan Stephan<br />

Denkt man an Arbeitsplätze,<br />

sieht man schnell<br />

Fabriken vor sich.<br />

Tatsächlich aber ist das<br />

Gesundheitswesen nach<br />

der Industrie der zweitgrößte<br />

Arbeitgeber im<br />

Landkreis. Einer allerdings,<br />

der sich schwertut,<br />

Arbeitnehmer zu finden.<br />

Von den 32.500 sozialversicherungspflichtigen<br />

Jobs in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

sind rund 10.500 in der Industrie angesiedelt,<br />

bereits auf Rang zwei folgt<br />

aber mit 6.300 Arbeitnehmern das<br />

Gesundheitswesen. Und das hat massiv<br />

aufgeholt. Während die Industrie<br />

in den letzten 15 Jahren knapp sieben<br />

Prozent Jobs zulegte, wuchs der<br />

Gesundheitsbereich um satte 35 Prozent.<br />

Ein Trend, der in einer alternden Gesellschaft,<br />

die immer mehr Bedarf <strong>für</strong><br />

Pflege und Gesundheitsversorgung<br />

hat, so schnell nicht brechen dürfte.<br />

Am deutlichsten wird das in der Pflege,<br />

wo rund 2.500 der 6.300 Gesundheitsjobs<br />

im Landkreis zu Hauses sind.<br />

Bereits jetzt gilt, wer eine Altenpflegeausbildung<br />

hat, muss sich auf dem<br />

Arbeitsmarkt aber wirklich gar keine<br />

Sorgen machen.<br />

„Unsere Schüler im dritten Jahr haben<br />

im Regelfall schon mehrere Angebote<br />

vorliegen“, erzählt Dorothea Eidam,<br />

die die Berufsfachschule <strong>für</strong> Pflege<br />

und Altenpflegehilfe auf der Wülzburg<br />

in Weißenburg leitet. Kein Wunder,<br />

schließlich ist der Arbeitsmarkt<br />

leer gefegt.<br />

„Bei dem, was es da noch gibt, hat es<br />

meist Gründe, dass sie keine Stelle haben“,<br />

sagt einer, der mit dem System<br />

vertraut ist. Nicht umsonst wildern<br />

manche Träger im Landkreis schon<br />

im Bestand der Konkurrenz. Mitunter<br />

werden Kopfprämien <strong>für</strong> abgeworbene<br />

Mitarbeiter bezahlt.<br />

„<strong>Das</strong> Problem der kommenden Jahre<br />

wird ganz klar der Personalmangel“,<br />

ist Willy Bergdolt überzeugt. Er leitete<br />

das Awo-Heim in Weißenburg und<br />

ist seit Jahrzehnten in der Pflegepolitik<br />

engagiert. Die Pflege auf dem Niveau<br />

von vor fünf oder zehn Jahren zu halten,<br />

werde wegen der Personalsorgen<br />

mittelfristig immer schwieriger. „Natürlich<br />

machen wir unsere Arbeit weiter<br />

gut, aber der Qualitätsverlust ist ein<br />

schleichender Prozess“, so Bergdolt.<br />

<strong>Das</strong> Grundproblem: Es entscheiden<br />

sich zu wenige junge Menschen <strong>für</strong><br />

eine Ausbildung in der Pflege. Bei<br />

gleichzeitig steigendem Bedarf wird<br />

die Lücke auf dem Arbeitsmarkt immer<br />

größer. Die Gründe <strong>für</strong> den mangelnden<br />

Nachwuchs <strong>für</strong> die Branche sind<br />

vielschichtig, ganz weit vorne steht<br />

aus Sicht der Altenpflege-Experten im<br />

Landkreis aber ein Imageproblem.<br />

Pflege, das ist doch das, wo man rund<br />

um die Uhr unter extremem Zeitdruck<br />

arbeiten muss und hinterher schlecht<br />

bezahlt wird ... <strong>Das</strong> steckt bei vielen<br />

jungen Menschen in den Köpfen <strong>–</strong><br />

und ist in einigen Punkten falsch.<br />

„Die Pflege bezahlt gut, zumindest im<br />

Grundverdienst“, stellt etwa Dorothea<br />

Eidam fest. Und Willy Bergdolt sieht<br />

das nicht grundlegend anders. Die<br />

Pflege zahle nicht schlecht, sagt er <strong>–</strong><br />

zumindest da, wo Tarifverträge gelten.<br />

Er ärgert sich aber auch in anderer<br />

Hinsicht über das schlechte Image der<br />

Pflegebranche. „Da sind viele Mythen<br />

im Umlauf, die einfach nicht stimmen,<br />

man rennt hier auch nicht immer in<br />

Höchstgeschwindigkeit über den Flur,<br />

weil man keine Zeit hat“, stellt er fest.<br />

„Die Pflege ist objektiv ein interessan-<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

97


tes Berufsbild, erst recht, seitdem die<br />

Ausbildung generalisiert ist und man<br />

noch mehr Möglichkeiten hat.“ Dazu<br />

kommt, dass sich in der Pflege selten<br />

die Sinnfrage stellt, was ganz sicher<br />

nicht <strong>für</strong> jeden Bürojob gilt. Man hilft<br />

in seiner täglichen Arbeit Menschen,<br />

die Hilfe dringend brauchen.<br />

Aber natürlich gibt es schon wirklich<br />

ein paar handfeste Gründe <strong>für</strong><br />

die Probleme des Berufsbilds. Etwa<br />

die unregelmäßigen Arbeitszeiten mit<br />

Schichtarbeit, Wochenend- und Feiertagsdiensten<br />

oder auch dass man wegen<br />

der dünnen Personaldecke immer<br />

wieder einspringen müsse, wenn Kollegen<br />

ausfallen. <strong>Das</strong> sei <strong>für</strong> viele junge<br />

Menschen ein Grund, sich gegen die<br />

Pflege zu entscheiden, weiß Eidam. Zumal<br />

etwa Nachtschichten und Sonntagsarbeiten<br />

wirklich nicht angemessen<br />

über das Grundgehalt hinaus entlohnt<br />

würden, so Dorothea Eidam von<br />

der Schule auf der Wülzburg.<br />

Bergdolt sieht die Probleme unter anderem<br />

auch in der mangelnden Lobby<br />

des Pflegeberufs begründet. „Wir sind<br />

da als Branche selbst schuld, weil so<br />

wenige hier organisiert sind“, ärgert er<br />

sich. Man müsse sich dann nicht wundern,<br />

wenn man sich in den Verhandlungen<br />

mit den Arbeitgebern schwertue.<br />

„Ich denke, das liegt auch daran,<br />

dass in der Pflege viele schon seit Jahren<br />

am Limit arbeiten und dann, wenn<br />

sie mit der Arbeit fertig sind, sich nicht<br />

schon wieder um die Arbeit kümmern<br />

wollen“, spekuliert Dorothea Eidam.<br />

Tatsächlich lässt sich die mangelnde<br />

Organisation der ganzen Branche auch<br />

im Landkreis beobachten. Obwohl der<br />

Gesundheits- und Pflegebereich der<br />

zweitwichtigste Arbeitgeber im Landkreis<br />

ist, kommt er in der öffentlichen<br />

Diskussion kaum vor. Ganz anders als<br />

die erheblich besser organisierte Industrie<br />

etwa, die schon traditionell vor Ort<br />

das Industrie- und Handelskammergremium<br />

prägt. Die Chefs der großen<br />

Unternehmen vor Ort kommunizieren<br />

direkt und forsch ihre Bedürfnisse in<br />

Politik und Öffentlichkeit hinein.<br />

In der Pflege gibt es diese Stimme <strong>–</strong> zumindest<br />

auf lokaler Ebene <strong>–</strong> nicht. Die<br />

verschiedenen Träger in der Region <strong>–</strong><br />

zum Beispiel Awo, Caritas, BRK oder<br />

einzelne Kommunen <strong>–</strong> treten in der<br />

Öffentlichkeit nicht gemeinsam als<br />

<strong>Das</strong> Haus Hahnenkamm in Heidenheim<br />

muss wachsen, um zu bleiben.<br />

Interessenvertreter auf. <strong>Das</strong> mag darin<br />

liegen, dass sie in einem engen Markt<br />

immer wieder miteinander konkurrieren.<br />

Um Arbeitskräfte, Bewohner,<br />

manchmal auch Zuschläge der öffentlichen<br />

Hand.<br />

Die nahe Zukunft sieht Bergdolt mit<br />

gemischten Gefühlen. Die anstehenden<br />

Reformen wollen den Pflegeberuf<br />

in einer Richtung akademisieren und<br />

in einer anderen Richtung den Zugang<br />

mit einer einjährigen Ausbildung erleichtern.<br />

Im Zusammenspiel von tief<br />

ausgebildeten Pflegeplanern und Assistenzkräften<br />

will man das System neu<br />

aufstellen. Bergdolt findet das grundsätzlich<br />

eine gute Idee, macht sich aber<br />

um die Umsetzung Sorgen.<br />

Im einen Bereich wären die Qualifikationshürden<br />

höher, was manche<br />

abschrecken könnte, in den Beruf zu<br />

gehen. Im anderen Bereich <strong>für</strong>chtet er,<br />

dass man sich schwertun könnte, ausreichend<br />

Menschen zu finden, die die<br />

persönlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> die<br />

Pflege haben, sich aber mit einem vergleichsweise<br />

gering qualifizierten Job<br />

zufriedengeben.<br />

Fakt ist <strong>für</strong> ihn aber, dass, wenn die<br />

Umstellung kommen sollte, man den<br />

Pflegeplanern mehr Kompetenzen geben<br />

muss. „In vielen Fällen darf eine<br />

Pflegekraft nicht mal eine Kopfschmerztablette<br />

geben, ohne dass der<br />

Arzt sie verordnet. <strong>Das</strong> sind Sachen,<br />

die sich sonst jeder selbst von der Apotheke<br />

holt“, ärgert sich Bergdolt. Am<br />

Ende werde man in der Pflege nie in der<br />

Lage sein, mit den Gehältern in der Industrie<br />

mitzuhalten. <strong>Das</strong> aber sei vielleicht<br />

auch nicht zwingend nötig „Wir<br />

brauchen diejenigen, die die Arbeit<br />

wirklich gern machen, und wir müssen<br />

ihnen ein Umfeld schaffen, dass sie<br />

diese Arbeit auch gut machen können“,<br />

glaubt Bergdolt.<br />

Gelingt das nicht, drohen ernste Probleme.<br />

„Ich frage mich schon auch<br />

manchmal“, sagt Eidam nachdenklich,<br />

„wer mich eigentlich mal pflegt, wenn<br />

es so weit ist.“ Immerhin sei es schon<br />

jetzt nicht ganz einfach, einen Pflegeplatz<br />

im Landkreis zu kriegen.<br />

Die Landschaft der Pflegeheime ist<br />

derzeit dabei, sich neu zu strukturieren.<br />

<strong>Das</strong> Prinzip ist dabei altbekannt:<br />

Wachse oder weiche. Viele Heime haben<br />

in den vergangenen Jahren angebaut<br />

oder planen es. Andere, bei denen<br />

das keine Möglichkeit war, sperrten zu.<br />

So wie etwa das Georg-Nestler-Haus<br />

in Pappenheim. In Heidenheim dagegen<br />

wurde das Haus Hahnenkamm<br />

an einen der größten privaten Pflegeanbieter<br />

des Landes übergeben.<br />

Die Burchard-Führer-Gruppe aus<br />

Dessau in Sachsen-Anhalt betreibt<br />

rund 40 Pflegeeinrichtungen in zehn<br />

Bundesländern und beschäftigt rund<br />

3.500 Menschen. Schon in der Pressemitteilung<br />

zur Übernahme kündigte<br />

man einen Anbau an das nur 25 Plätze<br />

zählende Heim an und eine Beinahe-Verdreifachung<br />

der Kapazität.<br />

Fragt sich nur, wo all die Pflegekräfte<br />

herkommen sollen, die all diese neuen<br />

Pflegeplätze betreuen ...<br />

Auf die Pflegebranche im Landkreis<br />

kommen jedenfalls ziemlich spannende<br />

Zeiten zu. Auf dem Land immerhin<br />

tue man sich immer noch erheblich<br />

leichter, gute Arbeitskräfte zu finden<br />

als in der Stadt, weiß Willy Bergdolt<br />

aus Gesprächen mit anderen Trägern.<br />

Ob es der Politik gelingt, das Berufsbild<br />

spannender <strong>für</strong> junge Leute zu<br />

machen, daran hat Bergdolt allerdings<br />

so seine Zweifel. „Ich bin jetzt seit 36<br />

Jahren in dem Beruf und ich bin müde<br />

geworden, der Politik zu glauben, was<br />

Ideen <strong>für</strong> die Finanzierung der Pflege<br />

betrifft.“<br />

98<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Stellenangebote<br />

Ausbildung • Praktikum<br />

Duales Studium • FSJ<br />

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit<br />

wurde auf die geschlechtsneutrale<br />

Differenzierung verzichtet. Sämtliche<br />

Berufsbezeichnungen gelten im<br />

Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich<br />

<strong>für</strong> alle Geschlechter (männlich/weiblich/divers).<br />

2nd Level Kundensupport<br />

• Stellenangebot: Hetzner Online<br />

(S. 28/29).<br />

Applikationsingenieur Kabel- &<br />

Kabelbaugruppe • Stellenangebot: W.<br />

L. Gore & Associates (S. 32/33).<br />

Anlagenmechaniker <strong>für</strong> Sanitär-,<br />

Heizungs- und Klimatechnik<br />

• Ausbildungsplatz: Mory (S. 79).<br />

Assistenz Forschung und Entwicklung<br />

• Stellenangebot: HP-T<br />

Höglmeier Polymer-Tech (S. 20/21).<br />

Bauhaupt- oder Nebengewerbe<br />

• Ausbildungsplätze: Landratsamt<br />

Weißenburg (S. 54/55).<br />

Baumaschinenführer • Stellenangebot:<br />

SSW Weißenburg (S. 24/25).<br />

Bauingenieur Schwerpunkt Hochbau<br />

und Tiefbau • Stellenangebot:<br />

Landratsamt Weißenburg (S. 54/55).<br />

Bautechniker Fachrichtung Tiefbau<br />

• Stellenangebot: Stadt Weißenburg<br />

(S. 57).<br />

CAx/PDM System Administrator<br />

• Stellenangebot: Alfmeier<br />

Präzision (S. 31).<br />

CNC-Maschinenführer <br />

<strong>für</strong> Holzfertigung • Stellenangebot:<br />

Fenster Rachinger (S. 81).<br />

Contentmanager <strong>für</strong> Social<br />

Media • Stellenangebot: HP-T Höglmeier<br />

Polymer-Tech (S. 20/21).<br />

Diplom-Verwaltungswirt <br />

Beamter 3. QE Fachlaufbahn <br />

Verwaltung und Finanzen <br />

• Ausbildungsplatz/Stellenangebot/<br />

Praktikum: Landratsamt Weißenburg-<br />

Gunzenhausen (S. 54/55).<br />

Elektroniker <strong>für</strong> Betriebstechnik<br />

• Ausbildungsplatz: W. L. Gore & Associates<br />

(S. 32/33).<br />

Elektroniker <strong>für</strong> Energie- & Gebäudetechnik<br />

• Ausbildungsplatz:<br />

Mory Haustechnik (S. 79).<br />

Elektroinstallateur • Stellenangebot:<br />

Mory Haustechnik (S. 79).<br />

Elektroinstallateur <br />

im Schaltanlagenbau • Stellenangebot:<br />

Mory Haustechnik (S. 79).<br />

Elektroingenieur im Bereich Kabel-<br />

und Kabelbaugruppe • Stellenangebote:<br />

W. L. Gore & Associates<br />

(S. 32/33).<br />

Extruderführer • Stellenangebot:<br />

HP-T Höglmeier (S. 20/21).<br />

Einzelhandelskaufleute<br />

• Ausbildungsplatz: Möbel Rachinger<br />

(S. 67).<br />

Erzieher • Stellenangebot: Bayerisches<br />

Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Fachinformatiker • Ausbildungsplatz/Stellenangebot/Praktikum:<br />

Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen<br />

(S. 54/55).<br />

Jobbörse<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

99


Fachinformatiker Anwendungsentwicklung<br />

• Ausbildungsplatz:<br />

Hetzner Online (S. 28/29).<br />

Fachinformatiker Systemintegration<br />

• Ausbildungsplatz: Hetzner<br />

Online (S. 28/29).<br />

Fachkraft <strong>für</strong> Kreislauf- und Abfallwirtschaft<br />

• Stellenangebot: Landratsamt<br />

Weißenburg (S. 54/55).<br />

Fachkraft <strong>für</strong> Lagerlogistik <br />

• Ausbildungsplätze: W. L. Gore &<br />

Associates (S. 32/33); Alfmeier Präzsision<br />

(S. 31).<br />

Fachlagerist • Ausbildungsplatz:<br />

W. L. Gore & Associates (S. 32/33).<br />

Fertigungsspezialist <strong>für</strong> den<br />

Bereich Rundkabel Inspektion <br />

• Stellenangebot: W. L. Gore & Associates<br />

(S. 32/33).<br />

Fleischerei-Fachverkäufer <br />

• Stellenangebot/Ausbildungsplatz/<br />

Praktikum: Metzgerei Struller (S. 70).<br />

Fliesenleger <br />

• Stellenangebot: Mory Haustechnik<br />

(S. 79); Fliesen Wolf (S. 82) • Ausbildungsplatz:<br />

Fliesen Wolf (S. 82)<br />

Gießereimechaniker <br />

• Stellenangebot: Krause Präzisions-<br />

Kokillenguss (S. 26) • Ausbildungsplatz:<br />

Krause Präzisions-Kokillenguss<br />

(S. 26).<br />

Hauswirtschaftskräfte <strong>für</strong> die<br />

ambulante Pflege • Stellenangebot:<br />

Bayerisches Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Helfer im Bundesfreiwilligendienst<br />

bzw. Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ)<br />

im Rettungsdienst • Stellenangebote:<br />

Bayerisches Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Hochbautechniker • Stellenangebot:<br />

Landratsamt Weißenburg (S.<br />

54/55).<br />

Industriemechaniker Fachrichtung<br />

Maschinen- und Anlagentechnik<br />

• Ausbildungsplatz: Ossberger (S. 23).<br />

Industriekaufleute <br />

• Ausbildungsplatz: W. L. Gore & Associates<br />

(S. 32/33); Ossberger (S. 23).<br />

Kaufleute <strong>für</strong> Büromanagement<br />

• Ausbildungsplatz: Hetzner Online (S.<br />

28/29); HP-T Höglmeier (S. 20/21);<br />

Möbel Rachinger (S. 67).<br />

Kaufmännischer Innendienst<br />

Elektro • Stellenangebot: Mory Haustechnik<br />

(S. 79).<br />

Kinderpfleger • Stellenangebot:<br />

Bayerisches Rotes Kreuz (S. 94); Stiftung<br />

Hensoltshöhe (S. 96).<br />

Kundendienstmonteur Elektro<br />

• Stellenangebote: Mory (S. 79).<br />

Kundendienstmonteur Heizung<br />

• Stellenangebot: Mory (S. 79).<br />

Land- und Baumaschinenmechaniker<br />

• Stellenangebot:<br />

SSW Weißenburg (S. 24/25).<br />

Lehrkraft Realschule oder<br />

Fachakademie <strong>für</strong> Sozialpädagogik<br />

• Stellenangebot: Stiftung<br />

Hensoltshöhe (S. 96).<br />

Maler/Lackierer/Versiegler<br />

<strong>für</strong> Fensterfertigung • Stellenangebot:<br />

Fenster Rachinger (S. 81).<br />

Metzger • Stellenangebot/Ausbildungsplatz/Praktikum:<br />

Metzgerei<br />

Struller (S. 70).<br />

Mitarbeiter Arbeitsvorbereitung<br />

• Stellenangebot: Fenster Rachinger<br />

(S. 81).<br />

Mitarbeiter Fuhrpark<br />

• Stellenangebot: Fürst Carl (S. 71).<br />

Mitarbeiter Rechtsabteilung<br />

• Stellenangebot: Hetzner Online<br />

(S. 28/29).<br />

Mitarbeiter Sommerrodelbahn<br />

• Stellenangebot: Fürst Carl (S. 71).<br />

Monteur <strong>für</strong> Fenster- und Rollomontagen<br />

• Stellenangebot: Fenster<br />

Rachinger (S. 81).<br />

Notfallsanitäter • Stellenangebot:<br />

Bayerisches Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Pflegefachkräfte <strong>für</strong> die ambulante,<br />

teilstationäre und stationäre<br />

Pflege • Stellenangebote: Bayerisches<br />

Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Pflegehilfskräfte <strong>für</strong> die ambulante,<br />

teilstationäre und stationäre<br />

Pflege • Stellenangebote: Bayerisches<br />

Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Pflegefachkräfte • Stellenangebot:<br />

Stiftung Hensoltshöhe (S. 96);<br />

Ausbildungsplatz: Stiftung Hensoltshöhe<br />

(S. 96).<br />

Pflegehilfskraft • Stellenangebote:<br />

Stiftung Hensoltshöhe (S. 96).<br />

Produktdesigner • Ausbildungsplatz:<br />

Ossberger (S. 23).<br />

Rechtsanwalt • Stellenangebote:<br />

Meyerhuber Rechtsanwälte (S. 46).<br />

Rechtsanwaltsfachangestellter<br />

• Stellenangebot/Ausbildungsplatz/<br />

Praktikum: Meyerhuber Rechtsanwälte<br />

(S. 46).<br />

Rettungssanitäter • Stellenangebot:<br />

Bayerisches Rotes Kreuz (S. 94).<br />

Sanitär- & Heizungsinstallateur<br />

• Stellenangebot: Mory Haustechnik<br />

(S. 79)<br />

Schlosser • Stellenangebot: SSW<br />

(S. 24/25).<br />

Schreiner <strong>für</strong> Fensterfertigung •<br />

Praktikum: Fenster Rachinger (S. 81)<br />

• Ausbildung: Fenster Rachinger (S.<br />

81); • Stellenangebot: Fenster Rachinger<br />

(S. 81).<br />

Softwareentwickler PHP <br />

• Stellenangebot: Hetzner Online<br />

(S. 28/29).<br />

Sozialpädagoge • Stellenangebot:<br />

Landratsamt Weißenburg (S.<br />

54/55); Praktikum: Landratsamt Weißenburg<br />

(S. 54/55).<br />

Straßenwärter • Stellenangebot:<br />

Landratsamt Weißenburg (S. 54/55);<br />

• Ausbildungsplatz: Landratsamt Weißenburg<br />

(S. 54/55). Praktikum: Landratsamt<br />

Weißenburg (S. 54/55).<br />

Steuerassistent (Bachelor/Master)<br />

Löffler | Wulff + Partner (S. 42).<br />

Steuerfachangestellter<br />

• Stellenangebot: SWR (S. 44); Löffler |<br />

Wulff + Partner (S. 42) • Ausbildungsplatz:<br />

SWR (S. 44); Löffler | Wulff +<br />

Partner (S. 42).<br />

Steuerberater • Stellenangebot:<br />

Hetzner Online (S. 28/29).<br />

Steuerfachwirt • Stellenangebot:<br />

Löffler | Wulff + Partner (S. 42).<br />

Straßenbau • Ausbildungsplätze:<br />

Landratsamt Weißenburg (S. 54/55).<br />

Technischer Leiter • Stellenangebot:<br />

SSW Weißenburg (S. 24/25).<br />

100<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>


Technical Writer/Editor • Stellenangebot:<br />

Hetzner Online (S. 28/29).<br />

Tiefbautechniker • Stellenangebot:<br />

Landratsamt Weißenburg (S.<br />

54/55).<br />

Trockenbauer • Stellenangebot:<br />

Mory Haustechnik (S. 79).<br />

Umweltingenieur Fachrichtung<br />

technischer Umweltschutz, Abfall,<br />

Text: Naturschutz Jan Ste- • Stellenangebot: Landratsamt<br />

Weißenburg (S. 54/55).<br />

Verfahrensmechaniker Kunststoff<br />

und Kautschuktechnik <br />

• Ausbildungsplatz: Alfmeier Präzision<br />

(S. 31).<br />

Verwaltungsfachangestellter<br />

• Ausbildungsplatz/Stellenangebot/<br />

Praktikum: Landratsamt Weißenburg<br />

(S. 54/55).<br />

Verwaltungswirt Beamter 2. QE<br />

Fachlaufbahn Verwaltung und Finanzen<br />

• Ausbildungsplatz/Stellenangebot/Praktikum:<br />

Landratsamt Weißenburg<br />

(S. 54/55).<br />

Werkzeugmechaniker<br />

• Ausbildungsplatz: Krause Präzisions-Kokillenguss<br />

(S. 26).<br />

Wirtschaftsjurist mit Teamleitung<br />

• Stellenangebot: Hetzner Online<br />

(S. 28/29).<br />

Zerspanungsmechaniker<br />

• Ausbildungsplatz: Krause Präzisions-Kokillenguss<br />

(S. 26).<br />

DUALES STUDIUM<br />

BWL Industrie <strong>–</strong> Bachelor of Arts:<br />

HP-T Höglmeier Polymer-Tech (S.<br />

20/21).<br />

Outdoorsport und Adventuremanagement:<br />

Adventure Campus (S.<br />

27).<br />

BUNDESFREI-<br />

WILLIGENDIENST<br />

• Stellenangebote: Feuerwehr <br />

Weißenburg (S. 57)<br />

• Bayerisches Rotes Kreuz (S. 94).<br />

FREIWILLIGES<br />

ÖKOLOGISCHES JAHR<br />

• Landratsamt Weißenburg (S. 54/55).<br />

Herausgeber/Verlag: Braun & Elbel GmbH & Co. K.G., Verlag Weißenburger Tagblatt, Wildbadstraße 16-18, 91781 Weißenburg,<br />

Tel. 0 91 41 / 85 90 90, info@wiko-wug.de; Projektleiter: Felix Oeder (Kontakt: oeder@wiko-wug.de); Redaktionsleiter:<br />

Jan Stephan; Layout & Design: Sven Katheder, Erik Körner (be media); Lektorat: Ingrid Philipp; Verteilung: Beilage im Weißenburger<br />

Tagblatt, Treuchtlinger Kurier und Altmühl-Boten; Erscheinung: 1 x jährlich (März); Auflage: ca. 25.000; Druck:<br />

Buch- und Offsetdruckerei Braun & Elbel GmbH & Co. K.G., Wildbadstraße 16-18, 91781 Weißenburg, Tel. 0 91 41 / 85 90 90,<br />

druckerei@weissenburger-tagblatt.com; Bildnachweise: Titel (Fotomontage: Erik Körner), Einzelbilder (envato elements); S.<br />

3 Jan Stephan (Onur Alagöz); S. 4 Kunststoff (envato elements), Brombachsee (Altmühl-Bote); S. 6 Grafik (Adobe Stock/<br />

Montage: Erik Körner); S. 8/9 Limes Luftbildservice; S. 10 (envato elements); S. 13 (oben/envato elemetns), unten (envato<br />

elements); S. 14 (Prof. Dr. Dmitry Rychkov/Kunststoffcampus); S. 15 (Christian Olgemoeller); S. 16 (Kunststoffcampus Weißenburg/Weißenburger<br />

Tagblatt); S. 18 (Profilbild Industrie/Felix Oeder); S. 19 (Verpa); S. 20/21 (Höglmeier Polymer-Tech);<br />

S. 22 (Heizomat); S. 23 (Ossberger); S. 24/25 (SSW/Thomas Geiger); S. 26 (Krause Guss/oben Krause Guss/Mitte Adventure<br />

Campus Treuchtlingen); S. 27 (Krause Guss/oben Krause Guss/Mitte Adventure Campus Treuchtlingen); S. 28/28 (Hetzner<br />

online); S. 30 (Reinle); S. 31 (Alfmeier); S. 32/33 (Gore); S. 34/35 (Hintergrundbild envato elements/Montage Sven Katheder);<br />

S. 36-40 (Privat); S. 41 (Profilbild Dienstleistung/Felix Oeder); S. 42 (Löffler, Wulff + Partner); S. 43 (Dres. Schacht); S. 44 (SWR);<br />

S. 45 (Osbelt/Kathi Meier//Spiegelhof Fotografie); S. 46 (Meyerhuber); S. 47 (Geilhardt); S. 48 (Weißenburger Tagblatt); S. 49<br />

(Altmühl-Bote); S. 51 (Weißenburger Tagblatt); S. 53 (Profilbild Kommunen und Behörden/Felix Oeder); S. 54/55 (Landratsamt);<br />

S. 56 (Stadt Gunzenhausen); S. 57 (Bastian Mühling); S. 58 (Dietmar Denger); S. 59 (oben Arbeitsagentur/unten envato<br />

elements); S. 60 (oben Johannes Bayer/ unten Kathrin Lucia Meyer); S. 62 (Grafik: Mentor Verlag Berling); S. 63 (oben privat/<br />

unten Kathrin Lucia Meyer); S. 64 (eaf Berlin); S. 65 (Privat); S. 66 (Profilbild Handel/Felix Oeder); S. 67 (oben Fahrrad Gruber/<br />

unten Felix Oeder); S. 68 (Felix Oeder); S. 69 (Profilbild Kulinarik und Genuss/Felix Oeder); S. 70 (Metzgerei Struller); S. 71<br />

(Felix Oeder/Fürst Carl); S. 72 (Felix Oeder); S. 75 (Grafik: Entwurf: W. Bätzing, Kartografie: S. Adler <strong>2022</strong>; Copyright Bätzing,<br />

Institut <strong>für</strong> Geographie der Universität Erlangen-Nürnberg): S. 76 (Cover/© C.H.Beck; Porträt: Jon Duschletta - Engadiner<br />

Post); S. 78 (Profilbild Handwerk/Felix Oeder); S. 79 (Mory); S. 80 (Felleiter & Schmidt); S. 81 (Fenster Rachinger/Felix Oeder);<br />

S. 82 (Fliesen Wolf); S. 83 (oben Warema/Mitte Freiluftmanufaktur); S. 84 (Rieger & Kraft); S. 87 (Weißenburger Tagblatt);<br />

S. 88 (Grafik: Sven Katheder); S. 89 (Weißenburger Tagblatt); S. 91(Lars Franzen); S. 92 (Profilbild Gesundheit/Felix Oeder); S.<br />

93 (Felix Oeder/Diakonie); S. 94 (BRK Südfranken); S. 95 (Diakoneo); S. 96 (Claudia Doenitz); S. 97 (envato elements); S. 98<br />

(Haus Hahnenkamm); S. 99 (envato elements); S.101 (envato elements); S. 102 (Onur Alagöz/Privat).<br />

Die mit Namen oder Zeichen versehenen Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der <strong>WIKO</strong>-Redaktion wieder. Aus Gründen<br />

der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Sämtliche Rollenbezeichnungen<br />

gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich <strong>für</strong> alle Geschlechter. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages<br />

gestattet. Datenschutzhinweis nach DSGVO. <strong>Das</strong> Magazin und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung der Redaktion in irgendeiner Form reproduziert<br />

oder in Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsanlagen, übertragen werden. Auch die Rechte der Wiedergabe<br />

durch Vortrag, Funk- und Fernsehsendungen bleiben vorbehalten. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird<br />

keine Haftung übernommen. Der Verlag Weißenburger Tagblatt übernimmt keinerlei Garantie und Haftung <strong>für</strong> die Richtigkeit,<br />

Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

Impressum<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

101


Team<br />

Hinter den<br />

<strong>WIKO</strong>-Kulissen<br />

Hinter einem Magazin steht<br />

immer ein ganzes Team. Hier<br />

sind die kreativen Köpfe, die<br />

das <strong>WIKO</strong> möglich machen.<br />

Ein journalistisches Produkt sollte wie guter<br />

Wein sein. Alle Details fügen sich zu einem<br />

Ganzen, das seine Einzelteile verschwinden<br />

lässt. Ob das gelungen ist, müssen unsere<br />

Leser beurteilen, hier aber ein paar Worte zu<br />

unseren „Einzelteilen“.<br />

Jan Stephan<br />

Felix Oeder<br />

Uwe Ritzer<br />

Felix Oeder zum Beispiel. Er begleitet als<br />

Projektmanager den Prozess von der Planung<br />

bis zur Auslieferung. Sven Katheder und<br />

Erik Körner sind <strong>für</strong> das neue Layout dieser<br />

Ausgabe verantwortlich, das in unzähligen<br />

Sitzungen reifte. Ingrid Philipp hat das Lektorat<br />

übernommen.<br />

Redaktionsleitung<br />

Projektmanagement<br />

Berater und Redaktion<br />

Mit Uwe Ritzer haben wir uns eine Koryphäe<br />

des deutschen Wirtschaftsjournalismus<br />

an Bord geholt. Miriam Zöllich und Jan<br />

Stephan bringen die Expertise des örtlichen<br />

Lokaljournalismus ein. Hinzu kommen geschätzte<br />

Kollegen wie Kathrin Lucia Meyer,<br />

Steffen Zellfelder, Mathias Hochreuther, Selina<br />

Yildiz oder Celine Ritzer, die wir als freie<br />

Journalisten hinzugeholt haben, um gezielt<br />

andere Perspektiven einzubringen. Immer<br />

mit der Hoffnung auf ein stimmiges Ganzes.<br />

Kathrin Lucia Meyer<br />

Miriam Zöllich<br />

Selina Yildiz<br />

Redaktion<br />

Redaktion<br />

Redaktion<br />

Erik Körner<br />

Sven Katheder<br />

Steffen Zellfelder<br />

Celine Ritzer<br />

Mathias Hochreuther<br />

Ingrid Philipp<br />

Layout und Design<br />

Layout und Design<br />

Redaktion<br />

Redaktion<br />

Redaktion<br />

Lektorat<br />

102<br />

<strong>WIKO</strong><br />

Ausgabe <strong>2022</strong>


Der Supermarkt der<br />

Regionalprodukte<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

Geheimnis<br />

„Uhlberg“<br />

Waldblütenhonig<br />

6er<br />

Tragerl<br />

Versch. Biersorten<br />

Brauerei Pröls<br />

Von Arthur Rosenbauer<br />

Frische<br />

vollMilch<br />

Vom Moarbauer<br />

Altmuehltal<br />

Bienen<br />

Moilena<br />

Geschenkset<br />

Fürst Carl<br />

Schlossbrauerei<br />

6er<br />

Tragerl<br />

Versch. Biersorten<br />

Felsenbräu<br />

Apfel-<br />

Holunder<br />

Saft<br />

Mosterei<br />

Billing<br />

Aroniasaft<br />

Biohof Bauer, Gersdorf<br />

FrischEi-<br />

Nudeln<br />

Versch. Sorten<br />

Osterdorfer<br />

Landgenuss<br />

BIO<br />

kartoffeln<br />

Fam. Scherer,<br />

Dettenheim<br />

6er<br />

Tragerl<br />

Versch. Biersorten<br />

Sauerkirsch-<br />

Chili<br />

Likör<br />

Genuss<br />

im Fluss<br />

Full<br />

Moon<br />

Distilled<br />

dry gin<br />

Walnussöl<br />

Manufaktur<br />

Gelbe Bürg<br />

Caffea<br />

Romanorum<br />

Hechtbräu<br />

Krater Spirits<br />

Café Retiro<br />

Frischei-<br />

Nudeln<br />

Versch. Sorten<br />

Geflügelhof<br />

Rebelein<br />

Ingwerding<br />

NAPO Bar<br />

dinkelvollkorn<br />

nudeln<br />

Versch. Sorten<br />

Natürlich Nudel<br />

dinkelmehl<br />

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Bergmühle<br />

Bechthal<br />

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