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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Beispiel die Autoindustrie ziert sich<br />

immer noch, wenn es um recycelten<br />

Kunststoff geht“, sagt Simon Amesöder<br />

von RF Plast. Und auch Harald<br />

Höglmeier weiß, dass es die sogenannten<br />

Rezyklate in der Praxis schwerer<br />

haben, als es sein müsste. Ein Beispiel<br />

da<strong>für</strong> klopft er gerade mit einigem Verdruss<br />

auf den Konferenztisch seines<br />

Besprechungszimmers in Ellingen.<br />

„Da reden sie immer alle, aber wenn<br />

man dann mal was hat, wo das passen<br />

würde, ist doch keiner bereit, auf irgendwas<br />

zu verzichten.“ Im konkreten<br />

Fall ist es die Farbe, die der jüngsten<br />

Neuentwicklung aus der Materialschmiede<br />

von HP-T einen Riegel vorschiebt.<br />

<strong>Das</strong> recycelte Material ist <strong>für</strong><br />

ein ganzes Bündel an Verwendungen<br />

genauso gut geeignet wie teure und<br />

energieaufwendig herzustellende<br />

Neuwaren: Nur will sie im Moment<br />

keiner. <strong>Das</strong> Problem: Wegen des Ausgangsmaterials<br />

bekommt man den Silberton<br />

nicht aus dem neuen Granulat<br />

heraus, und silberne Flaschen lehnt die<br />

Getränkeindustrie flächendeckend ab.<br />

Auch wenn sich in der Branche also<br />

viel geändert hat, die Suche nach der<br />

nachhaltigsten Lösung rangiert noch<br />

nicht auf Platz eins der Prioritätenliste.<br />

Bei Höglmeier aber ist man weiter<br />

davon überzeugt, dass ihr eigentliches<br />

Geschäftsfeld der Zukunft nicht im<br />

Re-, sondern im Upcycling besteht.<br />

Darin also, aus wiedergewonnenem<br />

Material und eigenem Know-how höherwertige<br />

Materialien zu schaffen.<br />

Deswegen leistet man sich bei HP-T<br />

auch eine kleine, aber eigene Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilung.<br />

Christopher Schmal, ein Oberpfälzer,<br />

der am Weißenburger Kunststoffcampus<br />

studiert hat und darüber zu<br />

Höglmeier kam, leitet die Abteilung.<br />

Immer wieder arbeitet er direkt mit<br />

Ingenieuren zusammen, um benötigte<br />

Kunststoffmaterialien durch Rezyklate<br />

zu ersetzen. Und es enden nicht alle<br />

Projekte mit einem Silberstich. Gerade<br />

ist man auf der Zielgeraden einer besonderen<br />

Zusammenarbeit, die einen<br />

Höglmeier-Kunststoff in den südamerikanischen<br />

Regenwald bringen<br />

könnte. Aus dem in Ellingen neu entwickelten<br />

Recycling-Material sollen<br />

Gehäuse <strong>für</strong> nahezu unverwüstliche<br />

Brandmeldeanlagen gemacht werden,<br />

die bei Waldbränden Alarm schlagen<br />

können. „Bei so einem Projekt zum<br />

Umweltschutz ist dann natürlich explizit<br />

gewünscht, dass das verwendete<br />

Material recycelt ist“, freut sich Christopher<br />

Schmal.<br />

<strong>Das</strong> Industrierecycling des Kunststoffs<br />

ist aber sogar noch eine vergleichsweise<br />

einfache Sache. Zumindest im Vergleich<br />

zum Verbraucher-Kunststoff.<br />

Womit wir wieder im Kunststoffcampus<br />

wären.<br />

„ Nur fünf Prozent des<br />

weltweit geförderten<br />

Erdöls werden in Kunststoff<br />

umgewandelt„<br />

Professor Rychkov öffnet hier gerade<br />

einen Sack mit buntem Kunststoffgranulat<br />

und steckt seine Nase hinein.<br />

„<strong>Das</strong> ist ein geschredderter Gelber<br />

Sack, und das riecht man auch“, stellt<br />

er erfreut über den schlechten Geruch<br />

fest. Er zeigt ein grundsätzliches<br />

Problem beim Recycling von Verpackungskunststoffen.<br />

Im Gelben Sack<br />

landen nicht nur allerlei verschiedene<br />

Kunststoffmaterialien, die kaum sinnvoll<br />

sortenrein zu trennen sind, sie sind<br />

auch mit organischen Resten verunreinigt.<br />

Arg viel mehr als Verbrennen ist<br />

damit nicht mehr zu machen. Wobei<br />

das schon ein Fortschritt ist, wie Amesöder<br />

betont. Früher habe man den<br />

Müll immerhin einfach auf Deponien<br />

abgeladen … Nun werde er zumindest<br />

thermisch verwertet, was <strong>für</strong> einen<br />

erdölbasierten Rohstoff ja keine ungewöhnliche<br />

Art der Verwendung ist.<br />

„Nur fünf Prozent des weltweit geförderten<br />

Erdöls werden in Kunststoff<br />

umgewandelt, der Rest wird immer<br />

noch in Form von Heizöl, Diesel oder<br />

Benzin verbrannt. Solange das so ist,<br />

brauchen wir uns eigentlich keine Sorgen<br />

um die thermische Verwertung von<br />

Kunststoff zu machen“, findet Amesöder.<br />

Kunststoff ist in dieser Sicht der<br />

Dinge nur Erdöl mit Zwischennutzung.<br />

Rychkov und seine Kollegen am<br />

Kunststoffcampus haben aber den Ehrgeiz,<br />

auch hier an Recycling-Lösungen<br />

mitzuarbeiten. Deshalb auch das Päckchen<br />

geschredderter Kunststoff aus<br />

dem Gelben Sack auf dem Tisch. Es<br />

gibt Ansätze, doch der Weg ist weit.<br />

Aber der Campus soll ja nicht nur<br />

Grundlagenforschung betreiben, sondern<br />

die Unternehmen in der Region<br />

aktiv bei ihren eigenen Projekten mit<br />

wissenschaftlichem Know-how und<br />

Gerät unterstützen. Mit Alfmeier hat<br />

man in der Vergangenheit eine intensive<br />

Zusammenarbeit gepflegt und mit<br />

16<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>

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