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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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dem Weißenburger Leuchten-Entwickler<br />

Dotlux gerade ein Forschungsprojekt<br />

abgewickelt, bei dem durch<br />

technische Innovationen ein neues<br />

Leuchtendesign möglich wurde, das<br />

unter anderem die Lichtverschmutzung<br />

deutlich reduziert. Ein Projekt<br />

mit Vorbildcharakter, von denen es<br />

insgesamt aber zu wenige gibt, beklagen<br />

manche aus der Branche. „Die Zusammenarbeit<br />

mit den Firmen dürfte<br />

noch ein wenig intensiver sein“, räumt<br />

Rychkov ein. Die Corona-Zeit habe zuletzt<br />

einen intensiveren Austausch verhindert,<br />

aber man spüre, dass die Bereitschaft<br />

zuletzt wieder zugenommen<br />

habe. „Es tut sich wieder was.“<br />

Aus der Wirtschaft hört man allerdings<br />

auch ein paar hinter den Kulissen vorgetragene<br />

Beschwerden. Zu unflexibel,<br />

zu teuer, zu langsam <strong>–</strong> ärgert sich ein<br />

Unternehmer über den Campus, der<br />

ja immer auch als technischer Dienstleister<br />

<strong>für</strong> die regionalen Unternehmen<br />

gedacht war. Man erhoffe sich in dieser<br />

Richtung noch etwas mehr, drückt sich<br />

Simon Amesöder diplomatisch aus.<br />

<strong>Das</strong> muss er auch, der Geschäftsführer<br />

von RF Plast ist auch Vorsitzender des<br />

Fördervereins des Kunststoffcampus.<br />

<strong>Das</strong> Fazit<br />

Am Ende dieser Bestandsaufnahme<br />

der beiden wichtigsten Branchen des<br />

Landkreises bleibt hängen, dass es<br />

sich beim Kunststoff um den deutlich<br />

freundlicher aussehenden Teil<br />

der beiden Schwerpunktbranchen<br />

handelt. Was angesichts internationaler<br />

Plastik-Verbote nicht zu erwarten<br />

stand. Die Freude wird allerdings geschmälert,<br />

denn so einfach zu trennen<br />

sind die beiden Branchen gar nicht.<br />

Viele der Automobilzulieferer liefern<br />

Kunststoffteile an die Autoindustrie.<br />

Für sie gelten bei aller Hoffnung auf<br />

den Kunststoff die Probleme des Automarkts<br />

mit.<br />

Was im Umkehrschluss bedeutet, dass<br />

durch die spannenden Perspektiven<br />

im Kunststoff nicht die Sorgen kleiner,<br />

sondern vielleicht nur die Hoffnungen<br />

größer werden. „Wir stehen als Region<br />

massiv unter Druck“, wiederholt Alfmeier-Chef<br />

Andreas Gebhardt. Er ist<br />

einer der großen Warner, was die wirtschaftliche<br />

Zukunft betrifft, und fordert<br />

intensive Bemühungen ein. „Eine<br />

Zeit großer Herausforderungen ist natürlich<br />

immer auch eine Zeit unglaublich<br />

spannender Chancen.“ Und auch<br />

Gebhardt blickt hier auf den Kunststoff.<br />

Der sei trotz seiner Imageprobleme<br />

„eine Riesenchance“. Wenn es<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong> gelingt, jetzt die Innovationen<br />

von morgen vorzubereiten.<br />

Und Gebhardt hat hier konkrete Vorschläge,<br />

die offenbar auch Gehör gefunden<br />

haben. Liest man das <strong>Altmühlfranken</strong>-2030-Entwicklungskonzept<br />

des Landkreises aufmerksam, findet<br />

man an einigen Stellen im wirtschaftlichen<br />

Bereich das Echo der Überlegungen<br />

des Treuchtlinger Unternehmers.<br />

„ Eine Zeit großer<br />

Herausforderungen ist<br />

immer auch eine Zeit<br />

spannender Chancen„<br />

Will man an der Digitalisierung des<br />

Geschäfts rund um das Auto teilhaben,<br />

braucht man Digitalkompetenz vor<br />

Ort, ist eine seiner Überzeugungen.<br />

„Wir müssten sehen, dass wir hier eine<br />

Ausbildung bekommen“, sagt Gebhardt.<br />

Genau das findet sich im <strong>Altmühlfranken</strong>-Konzept<br />

als Ziel <strong>für</strong> die<br />

Berufsschule Weißenburg, die inzwischen<br />

Platz hat, nachdem sie ein paar<br />

Lebensmittelberufe nach Gunzenhausen<br />

abtreten musste. Der Weg dahin<br />

ist sicher weit, aber die Idee klingt<br />

schlüssig. Wenn in vielen Bereichen<br />

Digitalisierung ein Geschäftsmodell<br />

wird, bräuchte es digitale Umsetzungskompetenz,<br />

um der Region ein neues<br />

Wachstumsfeld zu bescheren, das in<br />

Einklang mit seiner Struktur steht.<br />

Und es wäre auch eine passende Ergänzung<br />

des zweiten Wachstumsfelds,<br />

das Gebhardt sieht. „Die Medizintechnik<br />

könnte die neue Automobilindustrie<br />

hier bei uns werden“, sagt er.<br />

„<strong>Das</strong> ist eine Boombranche mit hohen<br />

Wachstumsraten, und Kunststoff wird<br />

hier dauerhaft als Material gefragt<br />

sein.“ Die Idee hat Charme, denn<br />

ähnlich wie früher in der Automobilindustrie<br />

wäre auch mit Blick auf die<br />

Medizintechnik die geografische Lage<br />

des Landkreises spannend. Nur dass<br />

man dann nicht nach Ingolstadt oder<br />

Augsburg sieht, sondern nach Erlangen,<br />

wo ein internationales und hochinnovatives<br />

Zentrum der Medizintechnik-Forschung<br />

zu Hause ist, das sich<br />

nicht ohne Grund als Medical Valley<br />

feiert. Bereits jetzt haben viele lokale<br />

Kunststoff-Unternehmen einen Fuß in<br />

der Medizintechnik, allerdings war das<br />

<strong>für</strong> viele im Vergleich zum Automotive-Geschäft<br />

eher Beifang. Eine Sache,<br />

die sich ändern könnte.<br />

Dritter Punkt auf Gebhardts Bucket<br />

List <strong>für</strong> die altmühlfränkische Wirtschaft<br />

der Zukunft: Strukturen vor Ort,<br />

die Start-ups und Neugründungen befördern.<br />

„Wir müssen schauen, dass<br />

wir uns einem der Inkubatoren <strong>für</strong> Innovation<br />

und Gründung anschließen,<br />

entweder in Erlangen oder in München“,<br />

glaubt der Alfmeier-Chef. <strong>Das</strong><br />

sollte ergänzt werden von einem <strong>Altmühlfranken</strong>-Hub,<br />

einem Art Gründerzentrum,<br />

das günstige Fläche, gute<br />

Ausstattung, Beratung und vor allem<br />

Kontakte etwa zu Banken und Unternehmen<br />

bietet. Auch diese Idee findet<br />

sich in der Zukunfts-Charta des Landkreises<br />

wieder. Im Grunde aber handelt<br />

es sich um einen Aufguss.<br />

Denn als der Kunststoffcampus 2013<br />

in Weißenburg entstand, war immer<br />

wieder die Rede davon, dass in naher<br />

Zukunft ein Gründerzentrum in der<br />

direkten Nachbarschaft entstehen<br />

sollte. Hinter den Kulissen waren die<br />

Pläne auch weit gediehen. Ein Zusammenschluss<br />

von Unternehmern wollte<br />

investieren, es ging um einen niedrigen<br />

zweistelligen Millionenbetrag. Am<br />

Ende scheiterte das Projekt nach Informationen<br />

unseres Magazins an einer<br />

Grundsatzfrage im Weißenburger<br />

Stadtrat. In nicht öffentlicher Sitzung.<br />

Bis heute wurde nie offen debattiert,<br />

warum dieses Projekt zum Scheitern<br />

kam und welche Überlegungen den<br />

Stadtrat dabei trieben.<br />

<strong>Das</strong> dürfte nicht die Einstellung sein,<br />

die Andreas Gebhardt fordert, wenn er<br />

davon spricht, dass man „Offenheit <strong>für</strong><br />

Veränderungen braucht“. „Wir werden<br />

neue Wege gehen müssen, das muss<br />

den Menschen klar sein. Vieles Althergebrachte<br />

will man bewahren, das verstehe<br />

ich, aber es wird vielleicht nicht<br />

in allen Fällen möglich sein.“ Aufregende<br />

Zeiten <strong>für</strong> <strong>Altmühlfranken</strong><br />

also. „Wir haben stürmische See“, sagt<br />

er, „aber mit dem richtigen Boot und<br />

einer guten Navigation bin ich schon<br />

der Meinung, dass wir zu neuen Ufern<br />

kommen können.“ Nun, das werden<br />

die nächsten Jahre zeigen müssen. Die<br />

Großwetterlage lässt be<strong>für</strong>chten, dass<br />

es erst mal stürmisch bleibt.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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