18.10.2023 Aufrufe

WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Folienproduktion im Gunzenhausener Werk von Verpa.<br />

Wenn es hier größere Durchbrüche<br />

geben sollte, dann dürften es eher Materialien<br />

aus dem Reagenzglas sein,<br />

die helfen können. Etwa Kunststoffe,<br />

deren Ausgangsmaterial von Milchsäurebakterien<br />

produziert wird. Aber<br />

hier steht man noch am Anfang der<br />

Forschung. Man wird vermehrt auch<br />

Bio-Kunststoffe entwickeln müssen,<br />

die aus organischen Abfallprodukten<br />

hergestellt werden könnten und <strong>für</strong> bestimmte<br />

Nutzungen ausreichend haltbar<br />

sind.<br />

Die Diskussion um die Zukunft des<br />

Kunststoffs zeigt, die eine Lösung wird<br />

es nicht geben. Man muss an allen<br />

Ecken und Enden arbeiten, um diesem<br />

so vielversprechenden Material die<br />

Sorgen auszutreiben. Ganz sicher zählt<br />

auch das Recycling zu diesen Ecken<br />

und Enden. Und damit wäre man beim<br />

Lieblingsthema von Marco Stenglein<br />

angelangt. Der junge Mann, der im<br />

Gunzenhausener Werk von Verpa die<br />

Fäden zieht, ist am nächsten dran am<br />

Recyclingproblem.<br />

Zigtausende Tonnen von Kunststoff<br />

laufen hier durch die Extruder, die<br />

aussehen wie Triebwerke von Raketen.<br />

Vor allem in die Lebensmittelindustrie<br />

gehen die bedruckten Folien. Von<br />

Frosta über Coca-Cola bis zu Altmühltaler<br />

... Trotz aller Imagesorgen<br />

rechnet man bei Verpa mit massivem<br />

Wachstum und investiert in den Ausbau<br />

in Gunzenhausen. Auch weil<br />

man eine eigene Entwicklungsabtei-<br />

lung hat und die vergangenen Jahre<br />

kontinuierlich Innovationen produziert<br />

hat. Etwa indem man die Dicke<br />

der Folien bei gleichen mechanischen<br />

Eigenschaften ein ums andere Mal reduzieren<br />

konnte.<br />

„<strong>Das</strong> Recycling ist die Zukunft, da<br />

gibt es keinen Zweifel“, ist Stenglein<br />

überzeugt. „Und wir sind auch der<br />

Meinung, dass das <strong>für</strong> uns eine Riesenchance<br />

ist.“ Verpa hat mit seinem<br />

Verpackungskunststoff Verpalin das<br />

größte Recyclingproblem des Materials<br />

ohnehin schon gelöst. Bislang scheiterte<br />

die Wiederverwertung oft daran,<br />

dass in einem Material mehrere Kunststoffe<br />

gemischt waren, die man kaum<br />

wieder getrennt bekam. „Wir verwenden<br />

einen sogenannten Monokunststoff,<br />

und der kann eigentlich eins zu<br />

eins wiederverwendet werden.“<br />

Verpa hat ein eigenes Recyclingsystem<br />

mit seinen Kunden aufgebaut und<br />

sammelt Material ein, wo es möglich<br />

ist. <strong>Das</strong> funktioniert bei Verpackungen,<br />

die nicht beim Endverbraucher<br />

landen, sondern in Gewerbebetrieben.<br />

Aber in Zukunft will Verpa auch regional<br />

Folie aufkaufen. Etwa die auf den<br />

Recyclinghöfen getrennt gesammelten<br />

Kunststoffe. „Aus unserer Sicht geht es<br />

jetzt darum, sich so viel Kunststoff wie<br />

möglich zu sichern. <strong>Das</strong> Ziel muss der<br />

Closed Loop sein.“<br />

Von diesem geschlossenen Kreislauf<br />

ist man im Endverbraucherbereich allerdings<br />

weit weg. Zwischen 50 und<br />

60 Prozent des Inhalts eines Gelben<br />

Sacks werden verbrannt, nur 40 Prozent<br />

wiederverwertet, und das oft mit<br />

deutlich schlechterer Qualität als das<br />

Ausgangsmaterial. „Wir müssen sehen,<br />

dass Kunststoff nicht ein oder zwei<br />

Lebenszyklen hat, sondern drei oder<br />

vier“, stellt Simon Amesöder von RF<br />

Plast mit Blick auf dieses Thema fest.<br />

Und das ist auch eines der in Ellingen<br />

und Raitenbuch beheimateten Firma<br />

Höglmeier Polymer-Tech GmbH,<br />

kurz HP-T. Hier sammelt man Kunststoffabfälle<br />

aus der Industrie und verwertet<br />

sie. Vom klumpigen Anguss<br />

von Spritzmaschinen bis zu ganzen<br />

Stoßstangen mit Produktionsfehlern<br />

ist alles dabei. Sie landen in großen<br />

Mühlen, die das Material brechen und<br />

in Einzelteile schreddern. <strong>Das</strong> Mahlgut<br />

rieselt in großen Säcken. Je reiner<br />

das Ausgangsmaterial, desto einfacher<br />

die direkte Wiederverwendung. Für<br />

höhere Anforderungen stellt HP-T aus<br />

den geschredderten Abfällen in einem<br />

Schmelzprozess frisches Granulat her,<br />

mit dem Spritzguss oder Spritzblasmaschinen<br />

neu befüllt werden können.<br />

In der Theorie gibt es kaum ein Geschäftsfeld,<br />

in dem man mit mehr Zuversicht<br />

in die Zukunft schauen kann<br />

als im Recycling von Kunststoff. Einem<br />

Stoff, der immer mehr verbraucht wird,<br />

aber immer weniger neu hergestellt<br />

werden soll. In der Praxis allerdings<br />

sieht es ein wenig anders aus. „Zum<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!