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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Da seien oft schon Vorverträge unterzeichnet,<br />

die Gemeinde müsste dann<br />

nur noch den Bebauungsplan ändern<br />

und der Park könne gebaut werden.<br />

Am Ende bleibt eine hohe Pacht <strong>für</strong><br />

einige wenige und ein bisschen Gewerbesteuer<br />

<strong>für</strong> die Gemeinde. „Wir<br />

machen sowas nicht“, stellte Goldfuß-<br />

Wolf klar. Wenn Projektierer in Weißenburg<br />

anklopfen, mache man ihnen<br />

klar, dass man gerne über eine Zusammenarbeit<br />

reden könne, man aber<br />

selbst Herr des Verfahrens und Betreiber<br />

der Anlage sein wolle.<br />

Goldfuß-Wolf plädiert da<strong>für</strong>, dass sich<br />

die Kommunen in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

stärker in die Energiewende einbringen.<br />

Immerhin hätten sie in Bayern sogar<br />

den in der Verfassung festgeschriebenen<br />

Auftrag, die Stromversorgung<br />

in ihrem Gebiet sicherzustellen. „Wir<br />

sollten das auf Landkreisebene organisieren,<br />

genau überlegen, wo wir was<br />

machen, und das dann auch umsetzen.<br />

Es sollten alle profitieren, dann hätte<br />

man auch erheblich weniger Akzeptanzprobleme“,<br />

glaubt der technische<br />

Stadtwerke-Geschäftsführer. Die Erlöse<br />

aus solchen Projekten könnten dann<br />

in die Verbesserung des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs fließen, in die<br />

Subventionierung von Dorfläden, in<br />

Jugendprojekte auf dem Land …<br />

<strong>Das</strong> wirkt fast so, als denke da einer<br />

über eine Art „Kreiswerke“ nach, die<br />

vor Ort selbst massiv in die erneuerbaren<br />

Energien einsteigen. <strong>Das</strong> klingt<br />

ehrgeizig, ist aber gar nichts so Neues.<br />

Schon vor knapp zehn Jahren wurden<br />

derlei Ideen in Strategiepapieren des<br />

Deutschen Landkreistages an- und<br />

durchgedacht. An Aktualität haben<br />

die Ideen wenig verloren, an Brisanz<br />

eher gewonnen, wenn man sich überlegt,<br />

dass erst ein paar Schritte auf dem<br />

langen Weg der Energiewende zurückgelegt<br />

sind.<br />

Auf Landkreisebene betrachtet man<br />

derlei Ideen aber mit Zurückhaltung.<br />

Landrat Manuel Westphal (CSU) hat<br />

die Klimarettung zu einem der Projekte<br />

seiner Amtszeit gemacht (siehe<br />

Interview S. 48), aber den Zubau der<br />

Erneuerbaren vor Ort zu koordinieren,<br />

da sieht er den Landkreis eher nicht.<br />

Da seien die Gemeinden die geeigneteren<br />

Partner, meint er.<br />

Bisher galt die Bürgerbeteiligung als<br />

Königsweg der regionalen Wertschöpfung.<br />

Windräder oder PV-Anlagen<br />

werden ganz oder in Teilen durch<br />

Bürger finanziert, die vom Gewinn<br />

der Anlagen profitieren. Vor allem in<br />

der Windkraft brachte das einige Jahre<br />

sehr ordentliche Renditen und Geld,<br />

das wieder in der Region ausgegeben<br />

werden konnte. Bürgerbeteiligung ist<br />

insofern ein Ansatz regionaler Wertschöpfung,<br />

aber eben auch einer, dessen<br />

Früchte nicht bei allen ankommen.<br />

„Wenn man sich das genau anschaut,<br />

sind das am Ende 100 oder 200 Bürger<br />

von 18.500, die direkt was davon<br />

haben“, kritisiert André Goldfuß-Wolf<br />

mit Blick auf Weißenburg. „Und zwar<br />

diejenigen, die Geld haben. <strong>Das</strong> ist<br />

nicht die Allgemeinheit, die da profitiert.“<br />

Immerhin: Auch andere regionale Akteure<br />

haben längst ein Interesse daran,<br />

dass sich die Energiewende sich vor<br />

Ort lohnt. In Burgsalach ist man dabei,<br />

40 Hektar Flächen <strong>für</strong> neue Photovoltaikanlagen<br />

auszuweisen. Dabei soll es<br />

drei verschiedene Betreibermodelle geben,<br />

die allesamt regional basiert sind.<br />

Ein Landwirt aus dem Ort will auf der<br />

eigenen Fläche einen Park privat betreiben,<br />

ein Teil der Fläche soll zudem<br />

ein Bürgersolarpark werden und einen<br />

kleinen Teil der Gesamtfläche, etwa<br />

vier bis sechs Hektar, will die Gemeinde<br />

selbst betreiben.<br />

„Wir wollen das jetzt mal probieren,<br />

der politische Wille ist da“, stellt Burgsalachs<br />

Bürgermeister Volker Satzinger<br />

fest. „Sonst machen vor allem die<br />

Projektierer den Gewinn.“ Die ersten<br />

Reaktionen auf dem Weißenburger<br />

Jura sind positiv. „Es gibt da eigentlich<br />

im Moment keine Proteste. Da<strong>für</strong><br />

haben sich schon mehr als 200 Leute<br />

als Interessenten <strong>für</strong> den Bürgerpark<br />

gemeldet.“<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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