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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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angeht: Die regionalen Verteilungskämpfe<br />

mag man sich lieber gar nicht<br />

ausmalen, die ausbrechen werden, sollten<br />

zwei Krankenhäuser wirtschaftlich<br />

nicht mehr überlebensfähig sein.<br />

Wer Weißenburger Stadtpolitiker ärgern<br />

will, muss auch nach 50 Jahren<br />

nur behaupten, die in Gunzenhausen<br />

könnten es besser. Umgekehrt funktioniert<br />

das ganz genauso. Wobei die<br />

Fronten der Eifersüchtelei und des<br />

Misstrauens keineswegs nur zwischen<br />

den beiden größten Städten verlaufen,<br />

sondern sich ziemlich unübersichtlich<br />

durch den Landkreis ziehen. Mag der<br />

amtierende Landrat noch so eifrig mit<br />

einem Ideensammel-Köfferchen auf<br />

PR-Tour zwischen Muhr am See und<br />

Solnhofen, Pleinfeld und Polsingen<br />

hin- und herkurven <strong>–</strong> dieser Landkreis<br />

ist keine Einheit und er wird auch keine<br />

werden.<br />

Nun kann man es sich intellektuell<br />

einfach machen und sagen, daran seien<br />

nur Kirchturmpolitiker schuld. Bürgermeister,<br />

Stadt- und Gemeinderäte, die<br />

nur ihren Ort sehen, nicht aber darüber<br />

hinaus. Wer so redet, macht es sich zu<br />

einfach, tut den in ihrer Mehrheit redlichen<br />

Kommunalpolitikern Unrecht<br />

und verkennt, dass es auch nach 50<br />

Jahren schlichtweg keine Kohäsionskräfte<br />

gibt, keinen regionalen Zeitgeist,<br />

nichts, was zusammenschweißen könnte,<br />

was nicht zusammengehört.<br />

<strong>Das</strong> ist aber auch überhaupt nicht<br />

schlimm, im Gegenteil. Es ist sogar<br />

eine große Chance.<br />

Denn würde man sich endlich ehrlich<br />

eingestehen, dass dieser Landkreis eine<br />

regionalpolitische Fehlkonstruktion ist,<br />

könnte man ihn endlich neu ausrichten<br />

<strong>–</strong> und neue Wege gehen. Warum nicht<br />

seine Diversität, seine Heterogenität<br />

als Chance begreifen und nutzen.<br />

Was das heißt? Nun, Gunzenhausen<br />

etwa, samt seinem unmittelbaren Einzugsgebiet,<br />

ist mental, sozial, kulturell,<br />

aber auch wirtschaftlich von jeher<br />

stark nach Ansbach orientiert und mit<br />

dem angrenzenden Schwaben verzahnt.<br />

Diese Bindungen haben sich<br />

längst als stärker erwiesen als etwa jene<br />

nach Weißenburg. In der Gegenwart<br />

setzt Gunzenhausen strategisch so erfolgreich<br />

wie keine andere Kommune<br />

im Landkreis auf Fremdenverkehr und<br />

Dienstleistung. <strong>Das</strong> ist absolut schlüssig,<br />

denn keine Kommune profitiert<br />

mehr vom Seenland als die Altmühlstadt.<br />

Als Industriestandort hingegen hat<br />

Gunzenhausen über die Jahre hinweg<br />

massiv an Bedeutung verloren, sprich:<br />

an Arbeitsplätzen. Lange vorbei die<br />

Zeit, als Mitte der 1980er-Jahre allein<br />

bei der SEL 1.600 Menschen arbeiteten.<br />

Gerade wurde das Pressmetall-<br />

Werk geschlossen; noch einmal 500<br />

Jobs weniger. Ein großer Arbeitgeber<br />

nach dem anderen ging verloren. Was<br />

man vor Ort auch nicht als Problem<br />

sieht, sonst wäre die Ansiedlung des<br />

geplanten Hetzner-Rechenzentrums<br />

nicht an Grundstücksproblemen gescheitert.<br />

Gunzenhausen geht längst<br />

seinen eigenen, touristischen Weg.<br />

Ganz anders ist die Struktur im Osten<br />

des Landkreises, präziser formuliert:<br />

entlang der Bundesstraße 2. Von jeher<br />

waren es stets die großen Handelswege,<br />

an denen wirtschaftliches Handeln<br />

zuvörderst gedieh. Pleinfeld, Ellingen,<br />

Weißenburg, Treuchtlingen, dazu das<br />

unmittelbare Hinterland mit dem Jura<br />

und dem durch die Steinindustrie geprägten<br />

Dreieck Pappenheim-Solnhofen-Langenaltheim<br />

im Süden <strong>–</strong> sie<br />

orientierten sich allesamt stets entlang<br />

der B 2 nach Norden oder Süden. Und<br />

seit einigen Jahren werden die ökonomischen<br />

Bezüge ins Audi-Land Ingolstadt/Eichstätt<br />

immer enger. Nach<br />

Ansbach hingegen, ja schon nach Gunzenhausen,<br />

sind die Verzahnungen vergleichsweise<br />

minimal.<br />

Was spricht also dagegen, dieses Kraft-<br />

8<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>

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