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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Interview<br />

Martina Bohnenstiel,<br />

Munich Leadership Group<br />

Welche Probleme haben Frauen, die<br />

Führungspositionen anstreben oder in<br />

einer Führungsposition sind?<br />

Schaffen es Frauen in die Führungsetage,<br />

nehmen sie oft <strong>–</strong> und das passiert<br />

automatisch <strong>–</strong> das Verhalten der Männer<br />

an, da diese mit den Eigenschaften<br />

wie analytischem und strategischem<br />

Denken und Durchsetzungsstärke in<br />

Verbindung gebracht und eher mit<br />

Führung assoziiert werden. Während<br />

männliche Führungskräfte keine Konsequenzen<br />

be<strong>für</strong>chten müssen, wenn<br />

sie dominantes Führungsverhalten zeigen,<br />

kann dies <strong>für</strong> weibliche Führungskräfte<br />

durchaus negative Folgen haben.<br />

Zeigen Frauen in Führungspositionen<br />

eher männliche Verhaltensweisen wie<br />

zum Beispiel ein bestimmendes Auftreten,<br />

werden sie zwar als kompetent<br />

eingeschätzt, zugleich aber auch als unsympathisch<br />

wahrgenommen.<br />

Sollen sich Frauen dann also keinen<br />

„männlichen“ Führungsstil aneignen?<br />

Es braucht ein selbstbewusstes Bekenntnis<br />

zum female Leadership. Ich<br />

habe sogar die Beobachtung gemacht,<br />

dass sich Männer dann auch anders<br />

verhalten. Diversity tut gut und hilft,<br />

beste Ergebnisse zu erzielen.<br />

Mir selbst ist diese Angleichung an<br />

männliches Führungsverhalten unbewusst<br />

passiert. Mein Kleidungsstil<br />

änderte sich vom Kleid zum Hosenanzug,<br />

ich verfiel dem Denglisch, nutzte<br />

all die Buzz Wörter meiner Kollegen<br />

und war durchgetaktet. Mein Freundeskreis<br />

machte mich auf die Veränderung<br />

aufmerksam, und gemeinsam mit<br />

einem Coach gelang es mir, Erfolgskriterien<br />

zu validieren. Ich beschloss einfach<br />

Frau zu bleiben, meinen eigenen<br />

Stil zu finden und durch Kompetenz<br />

zu überzeugen. Wie sagte mein Coach<br />

damals: Die Männer nehmen Dich<br />

auch nicht mit auf den Fußballplatz,<br />

Du wirst immer einen Platz außerhalb<br />

Ihres Kreises haben. Bleibe authentisch<br />

und versuche nicht das Spiel der<br />

Männer zu spielen. <strong>Das</strong> lässt Dich unsympathisch,<br />

verbissen oder sogar als<br />

Emanze wirken. Ein Rat, der mir sehr<br />

geholfen hat.<br />

Brauchen Frauen mehr bzw. ein anderes<br />

Coaching, um in Führungspositionen<br />

zu kommen? Wie wichtig sind<br />

Coaching, Mentoring und Netzwerke?<br />

Grafik: Mentor Verlag Berlin, aus dem Buch<br />

„Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle<br />

von Männern zu verletzen” von Sarah Cooper.<br />

Ich halte das <strong>für</strong> Frauen <strong>für</strong> essenziell<br />

wichtig. Eine Frau ist häufiger<br />

auch kritischer und unsicherer als ein<br />

Mann. Ein Headhunter hat mir einmal<br />

erzählt: Er bot einen Vorstandsposten<br />

einer Frau und einem Mann<br />

an. Die Frau fühlte sich geehrt, wollte<br />

darüber schlafen und sich am nächsten<br />

Tag melden. Der Mann sagte: Danke<br />

und nahm den Job. <strong>Das</strong> erlebe ich ganz<br />

oft. Frauen brauchen die Reflektion,<br />

zum Beispiel über die Rolle weibliche<br />

Führungskraft, was ist wichtig in dieser<br />

Rolle, wer bin ich und was kann ich<br />

…, den Austausch und Support eines<br />

Netzwerkes. Dann fühlen sie sich bestärkt<br />

und können Ihre Rolle exzellent<br />

ausfüllen.<br />

sich Britta Strunz unter anderem auf<br />

Personalthemen und sieht darin auch<br />

die weibliche Stärke: „Frauen fühlen<br />

eher, was der Mitarbeiter, was der<br />

Kunde braucht, sie lassen ihre Intuition,<br />

ihr Bauchgefühl spielen. <strong>Das</strong> können<br />

Frauen teilweise besser.”<br />

Dennoch: Die Entscheidung, ins Familienunternehmen<br />

einzusteigen, sei<br />

nicht einfach gewesen, da sie weder<br />

das technische Know-how noch eine<br />

betriebswirtschaftliche Berufsausbildung<br />

gehabt habe. „Andererseits hatte<br />

ich da<strong>für</strong> ja Eltern, Bruder, Mann und<br />

Personal“, sagt sie. „Ich sage aber ganz<br />

offen, wenn ich etwas nicht weiß. Ich<br />

denke, das gehört auch zum typisch<br />

weiblichen Führungsstil. Wenn man<br />

selbstsicher und authentisch ist, auch<br />

wenn man nicht alles weiß, aber dennoch<br />

mal dagegenhält, dann habe nicht<br />

nur ich Spaß daran, sondern auch die<br />

Jungs.“<br />

Auch Katalin Fürstin von Wrede, die<br />

zusammen mit ihrem Schwiegervater<br />

Carl Friedrich Fürst von Wrede und<br />

Mann Carl Christian Fürst von Wrede<br />

die Ellinger Brauerei leitet, glaubt,<br />

dass man als Frau überlegter vorgehen<br />

muss, um sich, vor allem auch in Männerdomänen,<br />

behaupten zu können.<br />

Die ehemalige Investmentbankerin,<br />

die gerade einen „International Master<br />

of Beer“ absolviert, weiß sowohl aus<br />

der Finanz- als auch der Brauerszene:<br />

„Frauen müssen kompetent und selbstbewusst<br />

auftreten. Ich muss mir als<br />

Frau bewusst sein und mir zutrauen,<br />

dass ich aufgrund meiner Qualifikationen,<br />

Fachkenntnisse und Erfahrungen<br />

durchaus wichtige Entscheidungen<br />

treffen und eine Führungsposition anstreben<br />

bzw. ausüben kann. Neben<br />

den beruflichen Erfahrungen geht es<br />

hier daher auch um die persönliche<br />

Entwicklung.“<br />

Und darum, die nötige Unterstützung<br />

zu bekommen, um es auch mit der Familie<br />

und dem Privatleben vereinbaren<br />

zu können. „Es ist definitiv eine große<br />

Herausforderung, beruflich und pri-<br />

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<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2022</strong>

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