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WIKO 2022 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Wo sind die<br />

Pflegekräfte<br />

von<br />

morgen?<br />

Von Jan Stephan<br />

Denkt man an Arbeitsplätze,<br />

sieht man schnell<br />

Fabriken vor sich.<br />

Tatsächlich aber ist das<br />

Gesundheitswesen nach<br />

der Industrie der zweitgrößte<br />

Arbeitgeber im<br />

Landkreis. Einer allerdings,<br />

der sich schwertut,<br />

Arbeitnehmer zu finden.<br />

Von den 32.500 sozialversicherungspflichtigen<br />

Jobs in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

sind rund 10.500 in der Industrie angesiedelt,<br />

bereits auf Rang zwei folgt<br />

aber mit 6.300 Arbeitnehmern das<br />

Gesundheitswesen. Und das hat massiv<br />

aufgeholt. Während die Industrie<br />

in den letzten 15 Jahren knapp sieben<br />

Prozent Jobs zulegte, wuchs der<br />

Gesundheitsbereich um satte 35 Prozent.<br />

Ein Trend, der in einer alternden Gesellschaft,<br />

die immer mehr Bedarf <strong>für</strong><br />

Pflege und Gesundheitsversorgung<br />

hat, so schnell nicht brechen dürfte.<br />

Am deutlichsten wird das in der Pflege,<br />

wo rund 2.500 der 6.300 Gesundheitsjobs<br />

im Landkreis zu Hauses sind.<br />

Bereits jetzt gilt, wer eine Altenpflegeausbildung<br />

hat, muss sich auf dem<br />

Arbeitsmarkt aber wirklich gar keine<br />

Sorgen machen.<br />

„Unsere Schüler im dritten Jahr haben<br />

im Regelfall schon mehrere Angebote<br />

vorliegen“, erzählt Dorothea Eidam,<br />

die die Berufsfachschule <strong>für</strong> Pflege<br />

und Altenpflegehilfe auf der Wülzburg<br />

in Weißenburg leitet. Kein Wunder,<br />

schließlich ist der Arbeitsmarkt<br />

leer gefegt.<br />

„Bei dem, was es da noch gibt, hat es<br />

meist Gründe, dass sie keine Stelle haben“,<br />

sagt einer, der mit dem System<br />

vertraut ist. Nicht umsonst wildern<br />

manche Träger im Landkreis schon<br />

im Bestand der Konkurrenz. Mitunter<br />

werden Kopfprämien <strong>für</strong> abgeworbene<br />

Mitarbeiter bezahlt.<br />

„<strong>Das</strong> Problem der kommenden Jahre<br />

wird ganz klar der Personalmangel“,<br />

ist Willy Bergdolt überzeugt. Er leitete<br />

das Awo-Heim in Weißenburg und<br />

ist seit Jahrzehnten in der Pflegepolitik<br />

engagiert. Die Pflege auf dem Niveau<br />

von vor fünf oder zehn Jahren zu halten,<br />

werde wegen der Personalsorgen<br />

mittelfristig immer schwieriger. „Natürlich<br />

machen wir unsere Arbeit weiter<br />

gut, aber der Qualitätsverlust ist ein<br />

schleichender Prozess“, so Bergdolt.<br />

<strong>Das</strong> Grundproblem: Es entscheiden<br />

sich zu wenige junge Menschen <strong>für</strong><br />

eine Ausbildung in der Pflege. Bei<br />

gleichzeitig steigendem Bedarf wird<br />

die Lücke auf dem Arbeitsmarkt immer<br />

größer. Die Gründe <strong>für</strong> den mangelnden<br />

Nachwuchs <strong>für</strong> die Branche sind<br />

vielschichtig, ganz weit vorne steht<br />

aus Sicht der Altenpflege-Experten im<br />

Landkreis aber ein Imageproblem.<br />

Pflege, das ist doch das, wo man rund<br />

um die Uhr unter extremem Zeitdruck<br />

arbeiten muss und hinterher schlecht<br />

bezahlt wird ... <strong>Das</strong> steckt bei vielen<br />

jungen Menschen in den Köpfen <strong>–</strong><br />

und ist in einigen Punkten falsch.<br />

„Die Pflege bezahlt gut, zumindest im<br />

Grundverdienst“, stellt etwa Dorothea<br />

Eidam fest. Und Willy Bergdolt sieht<br />

das nicht grundlegend anders. Die<br />

Pflege zahle nicht schlecht, sagt er <strong>–</strong><br />

zumindest da, wo Tarifverträge gelten.<br />

Er ärgert sich aber auch in anderer<br />

Hinsicht über das schlechte Image der<br />

Pflegebranche. „Da sind viele Mythen<br />

im Umlauf, die einfach nicht stimmen,<br />

man rennt hier auch nicht immer in<br />

Höchstgeschwindigkeit über den Flur,<br />

weil man keine Zeit hat“, stellt er fest.<br />

„Die Pflege ist objektiv ein interessan-<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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