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Kargaflan›n kavramlar› Kavramlar›n kargaflas› - IGMG

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aktuell<br />

Mit kühlem Kopf<br />

Wir sind nicht in der Lage erst<br />

klar zu denken und dann zu<br />

handeln. Alles erscheint uns<br />

schwarz-weiß. Dass die Graustufen<br />

dazwischen auch einen Sinn haben<br />

könnten, bemerken wir nicht. Es ist<br />

offensichtlich, dass wir auch die<br />

geplante Irakoffensive nicht außerhalb<br />

dieses Zustandes bewerten können.<br />

Während die Befürworter einer<br />

baldigen Operation als Helden und<br />

Patrioten bejubelt werden, sehen sich<br />

die Gegner einer Offensive und diejenigen,<br />

die zumindest ein vernünftiges<br />

Abwägen verlangen, dem Vorwurf<br />

der Kollaboration und des Verrats<br />

gegenüber.<br />

Vom heutigen Standpunkt aus, ist<br />

es notwendig, den Prozess, der zu<br />

dieser Situation geführt hat, zu hinterfragen,<br />

anstatt eine Antwort auf<br />

die Frage zu suchen, ob ein Angriff<br />

stattfinden soll oder nicht. Für die<br />

Türkei und den Mittleren Osten wäre<br />

dies der beste Weg. Es ist Zeit, über<br />

unsere Fehler, insbesondere die, auf<br />

denen wir beharren, nachzudenken,<br />

anstatt auf die Fehler der gegnerischen<br />

Seite hinzuweisen und Rache<br />

zu schwören. Diejenigen, die meinen,<br />

dass dies vor dem Hintergrund der<br />

Umstände, die die Türkei zum Angriff<br />

zwingen, nicht mehr sinnvoll ist,<br />

irren sich. Im Gegenteil, gerade jetzt<br />

muss die Türkei darüber nachdenken.<br />

Um die Wahrheit zu sagen:<br />

Unser moralisches Gleichgewicht ist<br />

nicht mehr intakt, so dass wir fast<br />

nicht mehr in der Lage sind eine vernünftige<br />

Meinung bezüglich nationalen<br />

und militärischen Themen zu<br />

äußern. Wir sind Geiseln unserer<br />

vorherbestimmten und bewusst<br />

geleiteten Gefühle. Jedoch ist es<br />

erfreulich, dass man in der Türkei<br />

Menschen antrifft, die diesen engen<br />

Kreis zu durchbrechen versuchen.<br />

36<br />

<strong>IGMG</strong> PERSPEKTIVE<br />

Das Problem muss erst einmal<br />

richtig benannt werden. Erstens: Das<br />

Problem bezüglich der Demokratie<br />

sowie kulturelle und soziale<br />

Probleme des Ostens und Südostens;<br />

Zweitens: Das Problem des Terrors<br />

von Seiten der PKK, aber auch von<br />

Seiten anderer Organisationen und<br />

Personen; Drittens: Die unzureichenden<br />

und manchmal sogar falschen<br />

Maßnahmen, um gegen diese beiden<br />

Probleme vorzugehen; Viertens: Der<br />

fehlende politische Wille bei diesen<br />

Maßnahmen. Das Problem wurde bis<br />

in unsere Tage auf ein PKK-Problem<br />

reduziert, wobei die PKK von solch<br />

einer Reduktion sogar profitiert.<br />

Eigentlich ist die PKK auch gleichzeitig<br />

die Partei, die das Problem auf die<br />

Spitze getrieben hat. Dafür spricht<br />

jedenfalls die Polarisierung der türkischen<br />

Gesellschaft. Es ist die<br />

Aufgabe der Gesellschaft der<br />

Politik, die Initiative nicht der PKK<br />

zu überlassen und die Aufgabe der<br />

PKK dem Terror abzuschwören,<br />

ohne an eine Bedingung gebunden<br />

zu sein.<br />

Obwohl es im Osten und<br />

Südosten der Türkei, in dem die PKK<br />

entstand und das mehrheitlich von<br />

Kurden bevölkert wird, schon seit 23<br />

Jahre zu Angriffen und bewaffneten<br />

Auseinandersetzungen kommt und<br />

die Verwaltung dieses Gebiet stets<br />

mit Problemen verbunden war, ist es<br />

ein Schwachpunkt der Türkei, dass<br />

sie sich heute zu einer militärischen<br />

Operation in ein anderes Land<br />

gezwungen sieht. Der erste<br />

Schwachpunkt der Türkei ist, dass sie<br />

die Probleme, die aus der ethnischen<br />

Zusammensetzung des Gebietes<br />

resultieren, verneint. Zweitens ist es<br />

ein Fehler, anzunehmen, dass man<br />

das Problem nur auf militärischem<br />

Wege lösen könnte, ohne dabei die<br />

‹lhan B‹LGÜ • ibilgu@igmg.de<br />

militärischen Maßnahmen durch<br />

politische Schritte zu unterstützen.<br />

Das Geständnis des Kommandanten<br />

der Landstreitkräfte, General ‹lker<br />

Baflbu¤, wonach „der Staat es seit 23<br />

Jahren nicht fertiggebracht hat, den<br />

Zulauf der Terrororganisation PKK zu<br />

stoppen“, könnte ein Anfang sein, das<br />

Problem unter die Lupe zu nehmen.<br />

Die Tatsache, dass die militärischen<br />

Verantwortungsträger es nicht<br />

geschafft haben sich mit dem Volk<br />

anzufreunden, dass von Zeit zu Zeit<br />

Dörfer evakuiert wurden und das<br />

Volk verschreckt wurde, hat auch<br />

eine Inlandsmigration mit sich<br />

gebracht. So hat der durch Terror<br />

verursachte Tod von 35 000 bis 40 000<br />

Menschen den schmerzlichen sozialen<br />

Krisen eine weitere hinzugefügt.<br />

Hinzukommt die noch immer große<br />

Zahl unaufgeklärter Morde, wodurch<br />

das Problem umso mehr an Brisanz<br />

gewinnt.<br />

Die beste Lösung des Problems<br />

wäre eine vom Parlament geleitete<br />

und von der Regierung umgesetzte<br />

Maßnahme. Doch, mal abgesehen<br />

von denen, die der Region eine<br />

Unabhängigkeit oder Autonomie<br />

zugestehen, ist es ein großer Fehler,<br />

diejenigen, die einen politischen<br />

Lösungsansatz befürworten, mit<br />

Verrat am Vaterland zu beschuldigen.<br />

Diejenigen, die sogar die<br />

Aufforderung des ehemaligen<br />

Vorsitzenden der Partei des<br />

Rechten Weges Mehmet (DYP)<br />

A¤ar, von den Bergen hinabzusteigen<br />

und im Tal Politik zu betreiben,<br />

als Verrat ansehen, müssen jetzt<br />

zusehen, wie die PKK die Berge und<br />

die Politik leitet. Jede Regierung hat<br />

die Aufgabe die Bevölkerung vor terroristischen<br />

Anschlägen zu schützen.<br />

Die türkische Regierung hat also<br />

auch das Recht außerhalb ihrer

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