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Drachme 23

Ελληνογερμανικό περιοδικό από Μόναχο Γερμανίας,για Έλληνες και Φιλέλληνες

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Titelthema<br />

MITTELMEER FEINKOST<br />

Auch wenn es sich wie ein geschmackloses Klischee anhört,<br />

muss es angesprochen werden: Seit den Erfolgen der 1980er<br />

Jahre haben die Exporteure vom Frischobst und –gemüse allzu<br />

oft das Vertrauen der europäischen und deutschen Kundschaft<br />

missbraucht, indem Qualität, Umfang und Lieferdaten<br />

der Waren nicht selten vom Abgesprochenen abgewichen waren.<br />

Heutzutage gibt das auch G. Fragkistas, Vorsitzender der<br />

Griechischen Gewerkschaft für Ausfuhr von Obst, Gemüse und<br />

Säfte, zu. Da der europäische und insbesondere der deutsche<br />

Importmarkt sich durch konservative Einstellungen und langfristige<br />

Zusammenarbeiten auszeichnet, hat diese Unzuverlässigkeit<br />

gravierende Folgen nach sich gezogen. Das verlorengegangene<br />

Vertrauen lässt sich nur langsam wiederaufbauen.<br />

Seitdem wurde das frühere Verhalten von den Herstellern sowie<br />

den Exporteuren längst als verhängnisvoll erkannt und überwunden,<br />

doch eine bitter und mit Recht verdiente zweite Chance<br />

lässt auf sich warten. Hier eine Kostprobe von Umständen, mit<br />

denen ein griechisches Startup-Unternehmen in der Exportbranche<br />

konfrontiert wird: Ein Familienunternehmen, das sich auf den<br />

Import spezialisierte, hat ein Jahr nach dem Krisenanfang und<br />

daraus erfolgten erheblichen Verlusten die Entscheidung getroffen,<br />

sich mit Export von Oliven und Olivenöl –der griechischen<br />

Produkte par excellence - zu beschäftigen. Nach sorgfältiger und<br />

eifriger Arbeit wurde von dem 32-jährigen Unternehmer, seinem<br />

Vater und seinem Onkel in Zusammenarbeit mit hochkompetenten<br />

Spezialisten eine Produktmarke erstellt, die von ausgezeichneter<br />

Qualität war und mit konkurrenzfähigem Design aufwarten<br />

konnte. Die Suche nach ausländischer Kundschaft blieb aber<br />

trotz einer nicht gerade geringen Bezahlung der dafür zuständigen<br />

Konsulate und Handelsvertreter ziemlich lange erfolglos.<br />

Der erste Kunde hatte zu den griechischen Handelspartnern<br />

wegen negativer Erfahrungen in der Vergangenheit eine etwas<br />

argwöhnische Einstellung. Das aber war das geringste Problem<br />

im Vergleich zu dem Misstrauen, das die griechischen Banken<br />

gegenüber dem Dokumenten-Akkreditiv des Lieferanten gezeigt<br />

hatten: Obwohl dieses unwiderruflich war, d.h. es sich um eine<br />

garantiert zu erhaltende Summe handelte, wurde der Exporteur<br />

zur Vormerkung seiner Immobilien verpflichtet.<br />

Der tatsächliche Verdienst des Exporteurs beträgt 10% der<br />

Produktkosten. Bei einem Frachtgut im Wert von 50.000<br />

Euro sind das 5.000 Euro; nach Abzug von Steuern und Abgaben<br />

an die Banken für die Eröffnung des Akkreditivs machen<br />

seine Einnahmen 3.200 Euro aus. Über diese kann er aber erst<br />

verfügen, nachdem die Mehrwertsteuer bezahlt und vom Staat<br />

zurückerstattet worden ist. Die MwSt für Exporte beträgt 13%<br />

der Produktkosten - in diesem Fall sind es umgerechnet 6.500<br />

Euro. Damit also der Unternehmer seine Einkünfte erhält, muss er<br />

erst 3.300 Euro aus eigenen Mitteln dazuzahlen. Man braucht<br />

also nicht zu wundern, dass Neuinitiativen der Exportbranche<br />

im vorhandenen System ersticken – obwohl gerade sie staatlich<br />

gefördert werden sollten.<br />

Eine perspektivenreiche Vertriebsmöglichkeit, die jedenfalls<br />

der Aufmerksamkeit bedarf, stellt der Online-Lebensmittelverkauf<br />

dar. Dieser kann auch frische Früchte miteinbeziehen.<br />

Gegenwärtig sind im Internet vor allem Grobverkauf-Angebote<br />

von einzelnen Unternehmern auf der in Deutschland neu erschienenen<br />

chinesischen Handelsplattform Alibaba vorhanden;<br />

dort erscheinen diese allerdings neben zahlreichen Konkurrenten.<br />

Die einzige selbständige Webseite, die ausschließlich griechische<br />

Früchte (Orangen) verkauft, ist das 2008 gegründete<br />

Elis Projekt, ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Ulm.<br />

Eine erfolgreiche staatlich unterstützte Exportstrategie könnte<br />

sich für die nationale Wirtschaft Griechenlands als lebenswichtig<br />

erweisen. Für die Neueroberung der europäischen<br />

Märkte wären große Investitionen in das Marketing erforderlich,<br />

höchstwahrscheinlich auch neue Beihilfen der EU, sowie jede<br />

Menge Vertrauen und Geduld von beiden Seiten. Das Ergebnis<br />

würde sicherlich alle Ausgaben rechtfertigen. Bis aber die<br />

entscheidenden Schritte getan sind, bleibt Griechenland für den<br />

deutschen Verbraucher ein mythischer Garten am Ende der Welt.<br />

Quellen:<br />

http://berichte.bmelv-statistik.de/AHB-0033401-2011.pdf<br />

http://www.ngg.net/branche_betrieb/obst_und_gemuese/<br />

branchen-info/branchenbericht-obst-und-gemuese.pdf<br />

http://www.kathimerini.gr/553050/article/oikonomia/<br />

epixeirhseis/elstat-anodika-kinh8hkan-to-2013-oi-ellhnikese3agwges-froytwn-kai-laxanikwn<br />

http://www.naftemporiki.gr/finance/story/836287/sebeypoxorisi-ton-ellinikon-eksagogon-se-paradosiakes-kainees-agores<br />

http://www.elis-projekt.de/index.html<br />

terracreta.gr<br />

greencola.gr<br />

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